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Die NPD vor dem Superwahljahr 2014

 

Das Gericht hat den Traum der rechtsextremen Einheitspartei vorerst gestoppt © Getty
Grabenkämpfe lähmen die rechtsextreme Partei. © Getty

Die NPD steht vor einem wichtigen Wahljahr. Doch gegen den Parteivorsitzenden Holger Apfel laufen immer mehr Führungskader Sturm. Nun soll auch noch der Grafiker der Parteizeitung ausgestiegen sein. Angeblich hat er die Druckvorlagen der Parteizeitung gleich mitgenommen.

Von Felix M. Steiner, zuerst veröffentlicht bei publikative.org

Apfel_HolgerGroße Hoffnungen liegen für die NPD im Superwahljahr 2014. Die Europawahl, drei Landtagswahlen und mehrere kommunale Urnengänge machen das kommende Jahr wieder mal zu einem „Schicksalsjahr“ für die Partei und wohl vor allem ihren Vorsitzenden Holger Apfel.

Doch trotz aller Versuche, endlich Ruhe in die eigenen Reihen zu bringen, scheint Apfel die Partei von den Führungsposten aus zu zerfallen.  Anlass war zunächst die Ankündigung der Kandidatur des bayerischen Landesvorsitzenden und stellvertretenden Bundesvorsitzenden Karl Richter zum Spitzenplatz für die Europawahl. In einer internen Mail, die die Öffentlichkeit erreichte, übte Richter massiv Kritik an den Führungszirkeln der Partei: Vor allem an der „Clique Marx – Apfel – Pastörs“, wie es in seiner internen Mail heißt. Gemeint waren Peter Marx, Udo Pastörs und Holger Apfel.

Richter warf den drei Führungspersonen ein „irrationales Kesseltreiben“ gegen ihn vor und deutete außerdem an, dass ihm demnächst der Posten des Chefredakteurs bei der NPD-Parteizeitung entzogen werden sollte. Seine Aussage war klar: Die Partei werde von oben Schritt für Schritt zerstört.

Eine Front gegen Apfel

Holger Apfel (l.) will am Samstag den NPD-Parteichef Udo Voigt (r.) stürzen. © Getty
Holger Apfel (l.), Ex-NPD-Parteichef Udo Voigt (r.) © Getty

Neben Richter hat sich nun auch der ehemalige Parteivorsitzende Udo Voigt wieder zu Wort gemeldet. Im Zuge seiner Buchvorstellung kündigte Voigt an, auch für den Spitzenplatz auf der Wahlliste der NPD zur Europawahl kandidieren zu wollen. Bei einer Pressekonferenz machte er außerdem deutlich, dass er nach zwei

Jahren Auszeit seine „Akkus wieder aufgeladen“ habe. Nun setzt Voigt also offensichtlich zum Gegenangriff an. Auf Bildern von einem gemeinsamen öffentlichen Auftritt präsentieren sich Voigt und Richter in Einigkeit. Auf einer Facebookseite, die Voigts Kandidatur unterstützt, heißt es sogar, beide wären „nationale Kandidaten für Europa“. Hier scheint sich Schritt für Schritt eine Front gegen Apfel zu bilden.

Wer nun für die NPD als Spitzenmann in den Europawahlkampf zieht, ist bisher ungeklärt. Doch obwohl erst im Januar ein Parteitag über den NPD-Spitzenkandidaten zur Europawahl entscheiden soll, wirbt die NPD bereits jetzt offiziell mit dem Konterfei von Pastörs und dem Slogan „Europa wählt rechts“. Wie dies in der Parteibasis ankommt, bleibt abzuwarten und wird sich beim Parteitag im Januar zeigen.

Parteizeitung ohne Grafiker?

NPD-Landesvorsitzender Uwe Meenen bei einer NPD-Veranstaltung im Januar 2011 © Matthias Zickrow
Der frühere NPD-Landesvorsitzende Uwe Meenen im Januar 2011 © Matthias Zickrow

Als ob all das nicht schon genug wäre, scheint der NPD nun auch noch der Grafiker ihrer Parteizeitung abhandengekommen zu sein. So heißt es in einer persönlichen Erklärung von Uwe Meenen, der als Voigt-Unterstützer gilt, „daß der Grafiker Jochim S., mit dem Holger Apfel bislang vertrauensvoll zusammengearbeitet hat, in ein Aussteigerprogramm des BRD-Systems gewechselt ist“. Und dabei gingen wohl auch die Grafiken und Druckvorlagen verloren, so Meenen weiter. Meenen war zuvor selbst Geschäftsführer des Deutschen-Stimme-Verlages und dürfte daher über reichlich internes Wissen verfügen. Er war unter Voigt auch im Bundesvorstand der NPD und lässt an Holger Apfel – ähnlich wie Richter – kein gutes Haar.

„Im Sommer 2011 versuchte mich Holger Apfel für die Unterstützung seiner Kandidatur zum Parteivorsitzenden zu gewinnen. In diesem persönlichen Gespräch erklärte ich ihm, daß ich nicht käuflich bin und ich ihn wegen seiner Persönlichkeitsstruktur und seines Charakters als von vornherein ungeeignet für dieses Führungsamt erachte. Es gab für mich keinen Anlaß, an meiner Einschätzung seiner Person, die ich seit 1989 aus eigener Anschauung kenne, etwas zu ändern. Im Gegenteil bin ich vielmehr der Meinung, daß die Partei durch seine Amtsführung schon jetzt schwersten Schaden genommen hat und auch weiter nehmen wird.“

Besonders brisant ist auch der Vorwurf, Apfel habe gewusst, dass der NPD-Grafiker weiter in regem Austausch mit dem ehemaligen NPD-Kader Andreas Molau stand – und dennoch habe Apfel ihn in dieser Schlüsselstellung belassen. Auch dies wäre insgesamt für Apfel ein denkbar schlechtes Ende kurz vor Beginn des erneuten „Schicksalsjahres“ der NPD.