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Rotwein fördert Krebs und hilft dagegen

 

Rotwein schützt vor Krebs, oder?
Wie es aussieht, kann vieles von dem, was wir essen und trinken, vor Krebs schützen oder ihn vielleicht auslösen. Ein Wert von 1 bedeutet kein Effekt bei Verzehr des Lebensmittels. Ein Wert von 2 heißt schon verdoppeltes Risiko, bei 0,5 ist es halbiert. (Grafik: vox.com)

Gesunde Ernährung ist ja so ein Ding. Denn was heißt sie genau? Absurd wird es, wenn einzelne Lebensmittel danach bewertet werden, ob sie uns gut tun oder schaden. Forscher haben sich dafür Studien über 50 beliebig ausgewählte Zutaten aus einem Kochbuch zusammengesucht. Das vermeintlich erschreckende Ergebnis: Ob Eier, Butter, Rindfleisch oder Wein – alles, was wir essen oder trinken, hängt mit Krebs zusammen. Entweder ein einzelnes Lebensmittel schützt oder begünstigt bösartige Tumoren, oder hat gar beide Effekte. Wovon das abhängt? Allein davon, welche Studie man heranzieht (Schoenfeld & Ioannidis, 2013). Ehe sie jetzt gar nichts mehr essen wollen: Seien sie beruhigt, der Wert solcher Einzelbetrachtungen ist meist gleich Null. Umso schlimmer, dass sie uns immer wieder verunsichern.

Die Gesundheitsreporterin Julia Belluz hat für vox.com den Hype um einzelne Studien aus der Medizin mal aufgedröselt. Dabei stellt sich heraus: Heils- oder Unheilsversprechen, die sich nur auf eine Studie stützen, lassen sich sofort in die Tonne kloppen. Besonders, wenn es um neue Therapien für Krebs, Multiple Sklerose oder jede x-beliebige andere Erkrankung geht. Nicht selten berichten Medien über einen neuen Durchbruch, Meilenstein und neue Hoffnungen in der Therapie für verschiedenste Erkrankungen. Die ernüchternde Erfahrung: Was die meisten Studien neu macht, ist allein der Umstand, dass sie neu sind. Mehr noch: Oft sind es gerade brandaktuelle medizinische Forschungsarbeiten, die sich als wertlos erweisen. Im Schnitt enthalten jedes Jahr nur rund 3.000 von insgesamt etwa 50.000 veröffentlichten Studien nützliche Erkenntnisse für den Klinikalltag. Das sind gerade einmal sechs Prozent (Haynes, 2005).

Wissenschaft ist ein Prozess. Meist nutzt nur der Vergleich einer ganzen Reihe von Studien, um herauszufinden, ob etwa das Glas Wein am Abend Krebs eher begünstigt oder davor schützt. Sicherheiten gibt es dabei praktisch nie. Und klar ist auch: Zu viel Wein schadet natürlich. Alkohol ist eine der schlimmsten Drogen, die es gibt.

Passen Sie also auf, wenn Sie das nächste Mal wieder lesen: „Forscher haben herausgefunden, dass Wein doch Krebs auslöst“ oder „Durchbruch in der Krebstherapie“. Es könnte sich wieder einmal um eine Studie handeln, die für sich allein genommen gar nichts aussagt.

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