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Wenn Ärzte zu Tröstern werden

 

Corona-Intensivstation
Der Arzt Joseph Varon tröstet im United Memorial Medical Center in Houston an Thanksgiving einen Corona-Patienten. © Go Nakamura/Getty Images

Ein älterer Mann vergräbt seinen Kopf in den Armen eines Arztes. Er wird im United Memorial Medical Center in der US-Metropole Houston wegen Covid-19 behandelt. Der Arzt Joseph Varon hatte ihn am 26. November, dem Tag, an dem in den USA Thanksgiving gefeiert wird, in seinem Bett gefunden, weinend und um Hilfe rufend: „Ich möchte mit meiner Frau zusammen sein“, hatte der Mann gesagt. Varon kann nicht mehr tun als den Mann zu trösten.

Diesen Moment hat der Fotograf Go Nakamura festgehalten, der das Krankenhaus bereits mehr als 20 Mal besucht hat, um die Arbeit der Mediziner während der Corona-Krise zu dokumentieren, aber auch die Angst und die Einsamkeit der Patienten, die über Tage und Wochen von ihren Angehörigen getrennt sind. Varon, so Nakamura zur Washington Post, sei ein besonders warmherziger Arzt – und überhaupt sei es beeindruckend zu sehen, mit wie viel Mitgefühl das Personal den Patienten entgegentritt. Sein Foto wurde inzwischen Tausende Male in den sozialen Netzwerken geteilt.

Allein Texas meldete in der vergangenen Woche mehr als 20.000 Neuinfektionen an einem Tag. In dem Bundesstaat sind bisher knapp 22.000 Menschen an oder mit Covid-19 gestorben. Varon sagt, er habe mehr als 250 Tage hintereinander gearbeitet. Seine Botschaft: „Die Menschen müssen wissen, dass ich sie nicht umarmen müssen möchte. Sie sollen Abstand halten, Masken tragen, ihre Hände waschen und Orte mit größeren Menschenansammlungen meiden“, sagt er. „Wenn die Menschen das tun, können sich Ärzte und Pflegepersonal hoffentlich auch einmal ausruhen.“


Dem verzweifelten Rentner immerhin geht es inzwischen besser. Laut Washington Post soll er diese Woche aus dem Krankenhaus entlassen werden.