Der Fall Brock Turner ist derzeit in vielen US-Medien Thema Nummer eins. Was war passiert? Nach einer Verbindungsparty an der Elite-Universität Stanford im Januar 2015 vergewaltigte Turner eine Frau. Beide waren an dem Abend betrunken, die 22-Jährige, keine Studentin, war während der Gewalttat bewusstlos. Turner kam vor Gericht und wurde Anfang Juni dieses Jahres zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt.
Eine zu harte Strafe, findet Turners Vater. Schließlich seien es nur 20 minutes of action gewesen, nur 20 Minuten eines sexuellen Übergriffs – das schrieb er in einem Brief an den Richter. Die Stanford-Professorin Michele Dauber war daraufhin fassungslos. Sie postete einen Auszug des Briefes auf Twitter, wo die User bereits seit Tagen unter #BrockTurner über den Fall diskutierten.
Seitdem wurde der dreiseitige Brief nach und nach veröffentlicht. Die Empörung wuchs, vor allem, als offensichtlich wurde, dass Turners Vater versuchte, die Tat seines Sohnes in Schutz zu nehmen, für das Opfer selbst aber keine warmen Worte übrig hatte. Der Sohn sei alkoholisiert gewesen, schreibt er. Er sei noch so jung (Anfang 20), habe keine Vorstrafen. Und er könne seit dem Prozess nicht mehr richtig essen. Eine Verurteilung wegen Vergewaltigung würde sein ganzes Leben zerstören.
Brock Turner muss für nur sechs Monate ins Gefängnis, von denen er laut Guardian wohl nur drei wirklich absitzen muss. Viele sind sich sicher: Wäre er schwarz, hätte er die volle Strafe, sechs Jahre im Gefängnis, erhalten.
Auch die Tatsache, dass Turners Polizeifoto (mugshot) der Öffentlichkeit monatelang vorenthalten wurde, lässt viele an eine Ungleichbehandlung denken. Bis vor Kurzem wurde von Turner nur ein Jahrbuchfoto freigegeben. Bei anderen Straftätern, vor allem solchen, die sexuelle Straftaten verübt haben, werden wie selbstverständlich Mugshots herausgegeben.
https://twitter.com/ShaunKing/status/739994949647798272
Auslöser der Debatte war ein Statement, das das Opfer – an Brock Turner adressiert – vor Gericht verlas. Vor vier Tagen veröffentlichte Buzzfeed den Brief, der mit den Worten beginnt: „Du kennst mich nicht, aber du warst in mir, und deshalb sind wir heute hier.“
Auf CNN las die Journalistin Ashleigh Banfield in ihrer Sendung Legal View fast das gesamte Statement vor und erhielt dafür viel Zuspruch: