Was tun, wenn man ein öder norddeutscher Landkreis ist, aus dem immer mehr Menschen wegziehen? Da hilft nur Selbstironie. Das zumindest ist die Antwort der niedersächsischen Region Wendland – sonst eigentlich bekannt für die Anti-AKW-Bewegung und deren Proteste gegen Castor-Transporte. Um wieder mehr Städter zum Umzug aufs Land zu bewegen, haben Filmemacher kleine Imageclips für die Region gedreht. Die unterscheiden sich allerdings deutlich von idyllischen Naturaufnahmen, die in Tourismusclips sonst so gezeigt werden.
Da verkleiden sich weltfremde Hippies, um neu ankommende Flüchtlinge mit vermeintlich orientalischen Kostümen zu begrüßen. Dazu proben sie die Aussprache von ihnen bekannten Speisen der Neuankömmlinge – ganz dialektfrei versteht sich: H-A-L-L-O-U-M-I! Alles nach dem Motto: „Wendland. Voll korrekt.“
Oder da sitzen zwei ältere Wendländer – von denen es dort so einige gibt – im Garten und lesen verstaubte Bücher. Doch eigentlich hat die Seniorin dahinter ein Tablet versteckt und tindert sich durch die Umgebung – die leider genauso alt und alt bekannt ist. Für die nächsten Tage ist noch ein Clip über verstrahlte Atomgegner angekündigt.
„Genau das, was die Region ausmacht, überziehen wir in den Filmen“, sagte die Filmemacherin Antonia Traulsen dem NDR über die Clips. „Hier ist der Handyempfang einfach furchtbar, hier ist nichts los und die Anti-AKW-Bewegung dreht gerade Däumchen vor Langeweile!“
Im Wendland gibt es übrigens eine Tradition für Filmemacher. Jedes Jahr lädt das Wendland Shorts Festival junge Kreative zu einem Wettbewerb ein und zeigt deren Kurzfilme – passenderweise in wenigen Wochen Mitte Juni. Zumindest kann man nicht sagen, die kleine Region würde sich nicht alle Mühe geben, kreativen Großstädtern eine neue Heimat zu bieten.