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Konzertempfehlung: Aki and the Good Boys

Aki and the good boys

Gestern war ich auf dem schönsten Jazzkonzert des bisherigen Jahres und ich glaube auch, dass es dieses Jahr kein besseres Jazzkonzert mehr geben kann. Aki and the Good Boys sind endlich wieder in Berlin. Frank Möbus an der Gitarre ist diesmal nicht dabei, dafür aber – was ein verdammt guter Tausch ist – Tobias Delius, einer der lebendigsten Tröter, die ich seit langem gehört habe.

Delius
Ausgestattet mit einer urgemütlichen Plauze, gewandet in Klamotten, in denen er sofort als Gas-Wasser-Installateur durchginge, spielt dieser Mann ein Saxofon und eine Klarinette, dass einem ob der Wucht und gleichzeitigen Eleganz und Verspieltheit die Tränen kommen. Rudi Mahall lässt seine Bassklarinette die unfassbarsten Töne röhren und gestattet sich auch schon mal ein 16-Takt-Solo mit nur einem einzigen Ton zu bestreiten. Aki Takase wiederum zeigt ihr Talent als gleichzeitig swingende, groovende, aber eben auch wütende, in die Tasten dreschende – und nebenbei unglaublich sichere Pianistin. Johannes Fink (b) und Heinrich Köbberling (dr) wie immer absolut verbrüdert, aus einem Guss, bestgelaunt.
Koebberling und Fink

Was den Sound von Aki und den Good Boys ausmacht ist Freiheit. Freiheit, die auf Können, Sicherheit, sehr sehr viel Humor und einem perfekten Zusammenspiel basiert. Der Endorphinausstoß, durchs gestrige Konzert ausgelöst, trägt sicherlich noch einige Tage. Und daher rate ich allen, die dies hier lesen: Geht heute Abend hin, da spielen sie nochmal. Und reserviert, denn es wird ordentlich was los sein.

Heute 22 Uhr A-Trane und morgen 22 Uhr nochmal, morgen allerdings nur im Duo mit Rudi Mahall. Am 22. August ebenfalls nochmal Aki and the Good Boys im Badenschen Hof.

 

Tipp: Modeselektor

Am Mittwoch war ich beim Radiohead-Konzert in der Wuhlheide. Ein traumhaftes Konzert, trotz einiger Regenschauer. Als Vorgruppe gab es das DJ-Duo MODESELEKTOR, das ich bisher nur vom Hörensagen aufgrund einiger interessanter Kooperationen (u.a. mit Thom Yorke, Apparat, Maximo Park) kannte. Ich möchte dieses Duo ausdrücklich empfehlen, es war einer der besten elektronischen Live-Acts, die ich je gesehen habe. Was erwartet einen?

Man braucht Geduld. Die Sets sind langfristig angelegt. Es beginnt mit kratzigen Beats, unglaublich dreist-stumpfen Oszillatorensounds, langem Herumreiten auf minimalistischen Midtempo-Grooves. Die ersten 20 Minuten sind rein-instrumental, monomanisch, hochgradig simpel. Dann kommt es langsam zu ersten Voice-Samples, Toast- und Raggamuffin-Einlagen, flirrenden, verstimmten Synthesizer-Offbeats. Der Fuß beginnt mitzuwippen. Das Ganze steigert sich langsam weiter, auch das Tempo, und irgendwann haben sie einen geknackt, dann kommen klickende, zickende Hi-Hats, Flow, Groove, Triolen, Punktierungen, Snare-Wirbel – und die große Elektronik-Euphorie, die nur der genießen kann und darf, der sich vorher langsam die Stimmung hat hochpeitschen lassen. Groß, groß, groß. Unbedingt ansehen.

Die nächsten Berlin-Gigs sind:

23.07. Tresor
09.09. Berghain

Weiteres bei myspace unter myspace.com/mdslktr

 

Konzerttipp: Gravenhurst im LIDO

Tja. Wenn ich nicht gerade mehrere Tage lang mit Halsschmerzen und Erkältung an den heimischen Schreibtisch gefesselt wäre, würde ich morgen auf ein wunderbares Konzert gehen. Die Band Gravenhurst spielt morgen um 21 Uhr im Lido / Kreuzberg. Gravenhurst machen eine sehr schöne, treibende, melancholische Gitarrenmusik mit hervorragendem Songwriting und eindringlicher Stimme. Vier recht typische Tracks können auf ihrer Myspace-Seite angehört werden. Ich habe die Band schon live gesehen und war begeistert. Wer also nicht krank ist, sollte hingehen.

 

Beirut / Gulag Orkestar ein Hingehtipp!

Zach Condon ist 21. Er sieht aus, wie eine drogenfreie Kreuzung aus Pete Doherty und Rufus Wainwright. Und er hat eine Stimme, die so voll und tönend ist, ein so schönes Tremolo hat, dass man dieser Stimme unverzüglich, innerhalb von Sekunden verfällt. Auf seinem zweiten Album „Gulag Orkestar“ versammelt er unfassbar schöne, traurige Balkan-Folklore, die hier und da zart durch einen elektronischen Fleischwolf gedreht wird. Hier kann man in die Musik reinhören.

Und Donnerstag, 05. Juli kann man diese zauberhafte Musik im POSTBAHNHOF live hören, unbedingt hingehen. Ein schöner Vorgeschmack auch hier bei Youtube.

 

Rascasse im Silverwings

Es gibt viele gute Gründe, ein Konzert von Rascasse zu empfehlen: Die Musikmischung aus Ska, Funk, Hip Hop und Reggae ist mitreißend, die Texte haben Witz und die Stimme von Sängerin Mariam erinnert an Joy Denalane. Und vielleicht kann man auch bald behaupten, Rascasse schon gekannt zu haben, bevor sie berühmt wurden. Denn obwohl die Bandmitglieder verdammt jung sind (der Jüngste ist 17, der Älteste 25), besitzt Rascasse ein fettes (Live-) Repertoire, das sie sich in den vier Jahren ihres Bestehens nicht nur auf deutschen Bühnen erarbeitet haben. Dass es gleich fünf Songschreiber in der Band gibt, macht es für jeden Einzelnen nicht leicht zu bestehen, aber Starallüren hat hier anscheinend sowieso keiner und notfalls wird die Kreativität eben in einem der anderen Bandprojekte ausgelebt, die der eine oder andere auch noch am Laufen hat.
Kurz gesagt: Unbedingt hingehen! Damit meine ich auch die Plattenlabeltypen da draußen, die neue Bands entdecken und unter Vertrag nehmen.

Rascasse spielen am 2.3. im Silverwings (Columbiadamm 8-10). Beginn: 21 Uhr, Karten gibt’s für fünf Euro an der Abendkasse.

Reinhören!

 

Mit Trauken und Pompeten

Wer eine wirklich wirre Veranstaltung erleben möchte, sollte sich am 14.01.2007 um 21 Uhr im White Trash einfinden. Da spielt nämlich die Blue Babas Bigband. Eigentlich geht das überhaupt nicht zusammen, denn die Blue Babas sind eine unglaublich spielfreudige, laute, zuweilen geradezu brutale Big-Band, die keinerlei Angst vor falschen Tönen hat und deren Bandleader Thomas Germer stark an den frühen Heinz Erhard erinnert. Das White Trash wiederum gibt sich als coolste, ironischste Restauration westlich von Tilsit. Es wird also auf jeden Fall sehr, sehr, sehr wirr, irr und lustig. Hingebefehl!

 

Paris aus Schweden in Berlin

Paris heißt die Band, aus Stockholm kommen sie und bringen uns gut gelaunten Gitarrenpop mit einem Schuss Synthiesound mit. Auf der kleinen Bühne im kuscheligen Privatclub sind Emma, Annika, Matthias und Johan ganz dicht dran am Publikum, wenn das mal nicht den Novemberblues ratzfatz vertreibt.

>Reinhören!

Paris spielen heute ab 22 Uhr im Privatclub, Pücklerstraße 34 (unter dem Weltrestaurant Markthalle), Karten an der Abendkasse für lässige 6 Euro

Hier geht’s zur offiziellen Website: www.parismusic.se

 

Ein Prinz in Ekstase

UPDATE: SCHÖN WARS!!

Heute Abend eine kleine, feine Pflichtveranstaltung für Freunde des ekstatischen und doch gut anhörbaren Jazz: Jeanfrancois Prins, ein fantastischer, sehr geil swingender Gitarrist trifft auf Heinrich Köbberling, den wunderbarsten Drummer der Gegenwart. Muss man sehen. 22.00 im A-Trane.

 

Musik aus Neuseeland

Das Land am anderen Ende der Welt, irgendwo da unten zwischen Australien und der Datumsgrenze, ist bei uns nicht unbedingt Synonym für 1a Musik. Sondern für Natur, Wandern und, Peter Jackson sei dank, phantastische Filme. Damit tun wir den Kiwis aber unrecht. Aber ganz schön! Ich gebe zu, ich war gerade längere Zeit down under und habe mich dabei natürlich unweigerlich mit dem äußerst ansteckenden Neuseeland-Virus infiziert. Viel Kiwi-Kultur findet sich in Berlin leider nicht. Aber natürlich hat sich auch bis down under herumgesprochen, dass Berlin rockt und jede Kiwi-Band, die durch Europa tourt, gibt mindestens einen Gig bei uns.

The Datsuns rocken auch, aber hallo!, und am Sonntag tun sie das im Lido. Das Konzert lohnt sich also auch für alle, die keine Neuseeland-Addicts sind und auf lustige Ansagen in Kiwi-Englisch hoffen. Und auf jede Menge echte Kiwis im Publikum. Eeeeeexellent!

The Datsuns, 8.10. ab 21 Uhr im Lido, Cuvrystr. 7. Die Karten kosten ca. 17 Euro.

www.thedatsuns.com/