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Bierempfehlung

Ein kleiner Nachtrag von Max Lion Schere aus Hanover, USA zu dieser Aktion:

Nun ja, eigentlich keine Rezension, aber ein Vorschlag. Zum selber ausprobieren:

Eine kleine Brauerei, von einem überzeugten Nichtgrossbrauerei Brauer betrieben. Erfreut sich im Weddinger (!) Kiez wachsender Beliebtheit – vollkommen zu Recht wie ich finde. Befindet sich im Keller eines Studentenwohnheimes in TFH Nähe, nicht ganz einfach zu finden. Aber auf der website gibts den kompletten Addresslink, sowie Neuigkeiten.

www.eschenbraeu.de

Viel Spass beim Probieren – das Pils gehört zu den besten Bieren die
ich je getrunken habe…

 

Goya vor dem Ausverkauf

Sie wundern sich. Sie wundern sich wirklich, dass das Konzept Goya nicht aufgeht. Also mal im Ernst. Wer zahlt 3960,00 Euro dafür, zum Club der „Aktionäre“ zu gehören? Klar, als Aktionär darf man den zweiten Balkon betreten und von oben mit der Montechristo auf die tanzende Meute aschen. Der Denkfehler aber dabei ist: Wer möchte bitteschön im Goya rumtanzen, wenn er weiß, dass im zweiten Stock ein Geldadel von maximaler Tumbheit auf einen runter ascht.

Das auch ansonsten völlig barocke Konzept eines Goya, das – wenn überhaupt! – vielleichtvielleicht in München funktionieren könnte, sicherlich aber nicht in einer Stadt, die es schafft, aus Armut Kreativität zu machen, wird scheitern.

Und überhaupt? Wer tanzt schon mit vollem Bauch.

Folgerichtig hört man munkeln, dass das Goya an den nächsten Wochenenden mit freiem Eintritt wirbt.

Ohje.

 

Labern, fressen, hasardieren!

Seit Jahren passiere ich beinahe täglich die Achse Alexanderplatz – Rathaus Steglitz, üblicherweise unter Zuhilfenahme der durchgehenden Verbindung Gertraudenstr. / Leipziger Straße / Potsdamer Straße / Hauptstraße / Rheinstraße / Schlossstraße. Dass die „Potse“ von Jahr zu Jahr mehr verkommt, ist zwar nun wirklich kein Geheimnis mehr.Dass sie allerdings, was die Geschäfte angeht, immer mehr zum Ausdruck bringt, was die Haupttalente des Berliners sind, nämlich labern, fressen und hasardieren, ist schon beängstigend.

Auf der o.g. Achse haben innerhalb der letzten zwei Monate mehr als zehn Wettbüros NEU ERÖFFNET. Ansonsten: Spielotheken, Telefonierläden, Dönerläden und Asia-Imbisse. Einzig und allein der Bio-Supermarkt am Kaiser-Wilhelm-Platz hat sich schüchtern dazwischengezwängt. Die Verelendung schleicht sich südwestwärts fort, sie endet ungefähr am Innsbrucker Platz. Gerade die letzten 500 Meter, der Abschnitt zwischen Dominicusstraße und Innsbrucker Platz sind gesäumt von soeben dichtgemachten Läden.

Steglitz wehrt sich beharrlich, man errichtet sogar gleich zwei neue Einkaufsscenter. Wird Steglitz standhalten? Dauerhaft? Schaumerma.

 

In Wodka ertrunken

Die kürzlich von mir empfohlene Veranstaltung Powerpoint Karaoke war, das soll hier noch gesagt werden, eines der ulkigsten Dinge, die ich seit langer Zeit schauen durfte. Die Jungs im ausverkauften „nbi“ haben 18 völlig abartige Präsentationen aus dem Netz gefischt (u.a. für „Pellet-Abfallspeicher“), und die Vortragenden waren – bis auf zwei Ausnahmen – in höchstem Maße brilliant. Es waren zwar geschätzte 22 Flaschen Grasovka-Wodka als Schmiermittel für Vortragende und Publikum notwendig, doch ich habe bei mehreren Menschen echte Lachtränen gesehen. Großes Tennis. Beim nächsten Mal unbedingt hingehen.

 

Das Berliner Patchworkfamilien-Elend

Wenn man Sonntagabends mit der Tram die Friedrichshain mit Prenzlauer Berg verbindet, nach Hause fährt, dann sieht man das ganze Elend der modernen, vergnügten Patchworkfamilien. Die ganze Bahn ist voll gepackt mit Vätern, die ihre vier bis achtjährigen Kinder nach Hause bringen. Zu den Müttern in den Prenzlauer Berg, die nach der Trennung in der alten Wohnung geblieben sind, während er nach F’hain gezogen ist, weil die Wohnungen da ja ein wenig billiger sind, und er so die Unterhaltskosten aufbringen kann. Geballte Traurigkeit, die da aus den Kinderrücksäcken mit den Handtüchern, Spielzeugen und Stoffbären raus quillt. Verzweiflung pur, wenn das Kind, auf dem Sitz hockt, ganz still, den Kasten mit dem Meerschweinchen festhaltend, während die kleinen Füßchen haltlos knapp über dem Boden hängen. Die Väter, die sich an die Haltestangen klammern, dem Kind noch hier und da was mit auf dem Weg geben wollen und dafür fünf Mal den Mund öffnen, bis sie einen Satz sagen können, den das Kind dann schweigend zur Kenntnis nimmt. Man kann das Seufzen hören, das Nachdenken, man kann die Risse sehen, die Angst, die Traurigkeit, dass die schöne Zeit wieder vorbei ist und das permanente Unverständnis in den Kinderaugen. An jeder Station zwischen „Warschauer Strasse“ und „Eberswalder Strasse“ kann man die leisen Worte „Wir müssen jetzt aussteigen“ hören. Dann sucht der Vater die Hand des Kindes, nimmt sie fest und führt es raus, die letzten Meter zur Wohnung, die sie schweigend gehen. Am Ende hört man ein „Danke, war schön, Papi“ und „Bis bald mein Schatz“ und die Schultern sinken bei beiden ein wenig tiefer.

 

Ungedrehte Filmszenen #1

Außen, Tag.

Mann sitzt in Linienbus, Doppeldecker, oben. Dichter Verkehr, Mann ist genervt, dauert alles zu lange. Linienbus fährt auf Haltestelle Potsdamer Platz zu. Riesen-Menschentraube an der Haltestelle. Leute steigen ein. Mehr und mehr und mehr und mehr Leute. Mann immer genervter, watschel, watschel, trab, trab, trab, lach, lach, laber, laber, immer mehr leute. Bus wird immer voller. Alle Sitzplätze, dann langsam auch alle Stehplätze, immer mehr Leute, die ersten beginnen oben eine Dachluke zu öffnen und sich auf das Dach des busses zu setzen, Riesendurcheinander, 500 leute in einem Bus und es werden immer noch mehr.

Langsame Schwarzblende (logarithmisch, 25 sekunden), à la Aki Kaurismäki

Musik dazu: Irgendeine Tijuana-Scheiße von Herb Alpert.

 

Aktenzeichen XY – Prost!

Dringende Partyempfehlung: Am Samstag, den 17.12. feiert die zauberhafte Konrad Toenz Bar ihren neunten Geburtstag. Der stets wie ein Mathematiklehrer aus dem Schulfernsehen der Siebziger Jahre gekleidete Ingo Kupfer alias Tony Random wird gemeinsam mit Jeannie, Joe Carrera und anderen verdienten Easy Listening – DJs das Allerletzte aus zwei kleinen 6-Watt-Mono-Plattenspielern herausholen. Gereicht wird 60’s Soul’n’Beat, Funk & Jazz, außerdem eine der legendären Auktionen und ein Konrad Toenz-Lookalike-Wettbewerb.

Wer da nicht hingeht, ist doof. Naja, zumindest verpasst er was.