Die Tochter kräht, sie möchte keinen grauen Berliner Himmel und keine Kälte mehr. Sie möchte ins Tropical Islands Ressort in der Niederlausitz. Wir waren schon einige Male dort und fanden die Besuche immer angenehm, doch dieses Mal gefiel uns eines überhaupt nicht: Meine Frau deutete in der „Lagune“ nach wenigen Minuten auf den Fußboden nahe der Restaurantküche und sagte: „Schau mal, eine Kakerlake“. Da lag tatsächlich rücklings ein fettes Prachtexemplar von einer toten Schabe, gut 3cm lang. Da gerade eine Reinigungskraft vorbeiwitschte, machten wir sie darauf aufmerksam: „Das sind australische Schaben, die tun nichts.“ – so lautete die nur so mittel beruhigende Antwort. Man ließ die Schabe auch dort liegen.
Dass die dem Menschen nichts tun, das ist die halbe Wahrheit. Klar: sie pieksen, stechen und beißen ihn nicht. Aber sie sind verdammt eklig anzusehen und können wie alle Schaben Krankheiten übertragen. Im Übrigen sagt zumindest das Bundesumweltamt in einer Richtlinie zum Infektionsschutzgesetz, dass auch die Australische Schabe (Periplaneta australasiae) als Schädling im Sinne des §2 des Infektionsschutzgesetzes einzustufen ist.
Was uns dann wirklich sehr wenig gefiel: nach einem Spaziergang von 15 Minuten Länge konnten wir ohne Mühe mehr als 20 tote oder halbtote Schaben entdecken. Angesichts der Tatsache, dass Schaben nachtaktiv und extrem menschenscheu sind, sind 20 Schaben auf so kurzer Strecke ein Anzeichen dafür, dass es sehr, sehr, sehr viel mehr geben muss. Gängiger Spruch unter Schädlingsbekämpfern: Wenn man sie erst mal SIEHT, dann ist es eh zu spät.
Googelt man ein wenig in Reiseforen herum, findet man diverse Berichte von Übernachtungsgästen, die im Tropical Islands des Nachts Schaben in hoher Zahl gesehen haben.
Nun muss man fair sein und sagen, dass das Tropical Islands bewusst als Biotop angelegt ist. Doch offenbar funktioniert das importierte Ökosystem so gut, dass sich hier Tiere so wohlfühlen, die in unmittelbarer Nähe von Sanitärräumen und diversen Küchen und Restaurants nichts, aber auch gar nichts zu suchen haben. Es scheinen sich offenbar sehr viele Schaben dieser Spezies in diesem Biotop aufzuhalten und mir erscheint es sehr schwierig bis unmöglich, diese aus Küchenbereichen vollends herauszuhalten. Ich bin ein bisschen auf die Suche gegangen und habe feststellen müssen, dass gerade hinter dem Bereich, in dem die benutzten Tabletts mit Essensresten des SB-Restaurants abgestellt werden, gleich mehrere dieser Tiere zu finden waren.
Man muss auch fair sein und sagen, dass das Tropical Islands seine Besucher, nun ja, „informiert“. An dieser Stelle wird auf das Vorkommen der australischen Schabe hingewiesen, aber für meinen Geschmack ziemlich verharmlosend.
Ich sprach eine Mitarbeiterin am Informationsstand darauf an, auch sie wiegelte freundlich ab, das sei nun mal so und man könne nun mal nicht mit der Chemiekeule dagegen gehen. Auch seien im tropischen Wald inzwischen Vögel angesiedelt, die die Schaben fressen sollen.
Man kann unter den gegebenen Bedingungen das Aufkommen von Ungeziefer vermutlich nicht vermeiden. Aber wenn es mein Laden wäre, würde ich qualifiziertes Personal dafür abstellen, die toten Viecher zu entsorgen. Denn wenn jemand mit seinen Badelatschen einen Chitinpanzer zertritt und die Rest mit in die Dusche schleppt…. oder wenn jemand (Kinder!) eine Schabe anfassen und und und und.
Nicht sehr schön.