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Drei Chöre und eine Popkakophonie

Bo Christian Larsson stürzt die Galerie Veneklasen/Werner mit einer Soundperformance ins Klangchaos.

Der schwedische Künstler Bo Christian Larsson übernimmt den vierten Satz von Symphonie, dem gemeinsamen Musikausstellungsprojekt von Soundfair und Veneklasen/Werner. Und der Beschreibung zufolge wird diese Soundperformance nicht nur ziemlich laut, sondern auch ganz schön wirr: Larsson holt für Hidden Track nämlich nicht weniger als drei Chöre in die Räume der Galerie: den Akwaba Gospelchor, den Berliner Mozart-Kinderchor sowie den Kissi-Chor.

Normalerweise beziehen sich Larssons Performances auf seine Installationen oder Objekte. Bei Hidden Track handelt es sich erstmals um eine räumlich-musikalische Komposition. Der Künstler verteilt die drei Chöre über die Galerie, wo sie eine Liedcollage frei interpretieren. Die bezieht sich auf die versteckten Lieder auf Pop-Alben.

Eigentlich benutzt er auch nur Ausschnitte von Songs, aber das dürfte in dem Chaos ohnehin untergehen.

18 Uhr | 05. März 2011 | Veneklasen/Werner | Rudi-Dutschke-Straße 26 | Berlin Kreuzberg

 

Der Traum vom Fliegen

Andy Hope 130, Epic Imperial. The Long Tomorrow (Detail), 2003, Privatbesitz München © Foto: Roman März

Die Ausstellung Der Traum vom Fliegen am HKW beschäftigt sich mit der Kulturgeschichte des Fliegens.

Die Kuratoren Thomas Hauschild und Britta N. Heinrich haben eine dieser Überblicksschauen zusammengestellt, bei der für jeden etwas dabei ist und es Exponate zum Spielen gibt. Die Ausstellung handelt von der Entwicklung des größten Menschheitstraums überhaupt. Sie geht aus von der archaischen Flugmystik und endet mit der aktuellen Klimadebatte, zeigt die verschiedenen Bildwelten und erklärt die technologischen Entwicklungen. Entsprechend bunt fallen die Exponate aus, vom prähistorischen Bumerang über einen Wolkenwagen aus dem Barocktheater bis hin zum Space-Trainer. Natürlich gibt es auch zeitgenössische Kunst.

Heute Abend eröffnet die Ausstellung mit einem Barockfeuerwerk. Währenddessen spielt Jeffrey Bossin auf dem Carillon, dem Konzertglockenspiel-Koloss im Tiergarten, die minimalistische Komposition Berlin Fireworks Music von Richard Felciano.

19 Uhr | 3. März 2011 | Haus der Kulturen der Welt | John-Foster-Dulles-Allee 10 | Berlin Tiergarten

 

Hercules & Love Affair im Berghain

Das Konzert kann nur gut werden.

Hercules & Love Affair, das New Yorker Disco-House-Kollektiv um Andrew Butler, stellen ihr neues Album vor. Blue Notes (2011) ist eine Hommage an den House der späten Achtziger und frühen Neunziger. Mit seinen Fußnoten zur Disco-Geschichte hat es durchweg für Begeisterung gesorgt. Ab ins Berghain.

20 Uhr | 3. März 2011 | Berghain | Am Wriezener Bahnhof | Berlin Friedrichshain

 

Bruckner revisited

Kent Nagano © Nicolas Ruel

Kent Nagano und das Deutsche Symphonie-Orchester stellen Bruckners Symphonien junge Kompositionen gegenüber.

Bis 2006 dirigierte Kent Nagano (der Noch-Generalmusikdirektor der Bayrischen Staatsoper) das Deutsche Symphonie-Orchester. Auch danach blieb er dem DSO jedoch als Ehrendirigent erhalten – und zwar mit großem Erfolg: Gerade erhielten Nagano und das Orchester bei den Grammy Awards 2011 die Auszeichnung für die beste Operneinspielung.

In Berlin beginnen Nagano und das DSO nun eine spannende Konzertserie zu den Symphonien des österreichischen Komponisten Anton Bruckner (1824-1896). Dabei stellen sie jeweils einer Symphonie Arbeiten aus der jüngeren Musikgeschichte gegenüber. Nagano will dadurch die Klangarchitektur von Bruckners Komposition erfahrbar machen.

Das erste Konzert widmet Nagano Bruckners Fünfter. Den polyphonen Reichtum der Symphonie in B-Dur konfrontiert er mit drei Werken des jungen Klarinettisten und Komponisten Jörg Widmann. Der spielt an diesem Abend auch die Soli –  neben Igor Budinstein (Bratsche), Christa Schönfeldinger (Glasharmonika) und Teodoro Anzellotti (Akkordeon). Unbedingt hörenswert.

20 Uhr | 28. Februar 2011 | Philharmonie | Herbert-von-Karajan-Straße 1 | Berlin Tiergarten

 

Sonntags-Konzert

Das Bandprojekt Joan as a Police Woman präsentiert sein neues Album The Deep Field (2011) in Berlin.

Nicht nur der Tonträger hat scheinbar sehnsüchtig auf das Konzert von Joan Wasser & Co gewartet. Der Soulpop der Amerikanerin begeistert derart viele Berliner, dass das Konzert im Astra Kulturhaus anstelle des Lido stattfindet. Für einen Sonntag-Abend eine ganz solide Option.

21 Uhr | 27. Februar 2011 | Astra Kulturhaus | Revalerstraße 99 | Berlin Friedrichshain

 

Handgemachtes Techno

Congotronics im Berghain: Konono No. 1 spielt mit alten Bekannten.

Seit den Sechzigern spielt die Gruppe aus Kinshasa, was man als Techno auf selbst gebauten Instrumenten bezeichnen kann. Nur neuerdings ist auch Europa verrückt nach dem Sound aus dem Kongo. In seinem Zentrum steht die elektrisch verstärkte Likembé, ein Daumenklavier aus den Blattfedern alter Autos. Aber auch das übrige Instrumentarium war aus Schrott oder zumindest Secondhand.

Im Berghain bekommen Konono No. 1 dabei tatkräftige Unterstützung von Shackleton, Burnt Friedman und Markus Ernestus. Die Produzenten elektronischer Musik haben jeweils an den Congotronics-Veröffentlichungen mitgemischt.

20 Uhr | 25. Februar 2011 | Berghain | Am Wriezener Bahnhof | Berlin Friedrichshain

 

Purcell am Konzerthaus

Andreas Scholl © Eric Larrayadieu

Die Accademia Bizantina und Countertenor Andreas Scholl bieten Henry Purcell dar.

Wer’s barock mag, kommt hier garantiert auf seine Kosten. Denn die Accademia Bizantina und Andreas Scholl sind ein buchstäblich eingespieltes Team. Gemeinsam führen das Ensemble und der Countertenor Lieder, Arien und Instrumentalmusik auf aus King Arthur (1691) und The Fairy Queen (1692), zwei Kompositionen des englischen Komponisten Henry Purcell.

20 Uhr | 22. Februar 2011 | Konzerthaus Berlin | Gendarmenmarkt | Berlin Mitte

 

Rebellen mit Geige

Genesis Breyer P-Orridge und Tony Conrad beschließen am HAU das Forum Expanded der Berlinale.

Die beiden Künstler, Musiker und Autoren lernten sich beim Dreh zu The Ballad of Genesis and Lady Jaye (2011) von Marie Losiers kennen und improvisieren seitden regelmäßig Violin-Duette. Tony Conrad und Genesis Breyer P-Orridge sind nicht nur für ihre Video- bzw. Performancearbeiten bekannt, sondern auch als Größen experimenteller Musik. Am HAU unterstützt sie der Percussionist Morrison Edley.

22 Uhr | 19. Februar 2011 | HAU 2 | Hallesches Ufer 32 | Berlin Kreuzberg

 

Screen Off (Sound of Cinema)

Tony Conrad, Yellow Movie 3/31-4/2/73, 1973 © Courtesy Galerie Daniel Buchholz, Köln/Berlin

Mit Action for Cinema on Air (Ursendung) versuchen sich Deutschlandradio Kultur und Forum Expanded an einer experimentellen Klangprojektion.

Für 50 Minuten verwandeln die Künstler Tony Conrad, Keren Cytter, Dani Gal/Achim Lengerer und Natascha Sadr Haghighian das Arsenal in den Resonanzraum eines Radioexperimentes zum Thema Klangkunst im Film. Zeigen dürfen sie zwar nichts. Dafür können sich die fünf Künstler aus den Bereichen Audio-, Video- und Medienkunst aber akustisch austoben. Deutschlandradio Kultur überträgt seine Klangprojektion ins Radio.

Wer’s verpasst: Am 28. Februar läuft die Wiederholung.

17.30 Uhr | 16. Februar 2011 | Arsenal 1 | Potsdamer Straße 2 | Berlin Mitte

 

Filmkonzert an der Volksbühne

© Promo

Max Richter und die Dresdner Sinfoniker spielen Waltz with Bashir.

Der preisgekrönte Animationsfilm Waltz With Bashir (2008) dokumentiert den 1982er Libanon-Krieg und insbesondere die Massaker in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Shatila. Der israelische Regisseur Ari Folman rekonstruiert das Geschehen dabei aus der Erinnerung traumatisierter israelischer Soldaten. Die Musik zum Film stammt vom englischen Musiker Max Richter. Gemeinsam mit den Dresdner Sinfonikern führt er seine Komposition heute an der Volksbühne auf; sie verbindet Kammermusik und Ambient.

Als wäre das nicht schon ausreichend spannend, präsentiert Richter mit seinem Ensemble anschließend aktuelle Arbeiten. Er komponiert nämlich nicht nur für Filmproduktionen, sondern auch für Tanztheater oder Installationen – wenn er nicht gerade Alben veröffentlicht.

20 Uhr | 15. Februar 2011 Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte