Die Autoren Karen Duve und Jonathan Safran Foer lassen sich zum Thema Ernährung aus – und die Lesung ist natürlich ausverkauft.
Daher gibt es im Nebenraum einen Lifestream. Achso! Jedenfalls liest Karen Duve aus ihrem Buch anständig essen. Darin beschreibt sie den Selbstversuch, sich moralisch unbedenklich zu ernähren. Von organisch bis frutarisch, Duve probiert und hinterfragt alles – um am Ende doch nur einen Kompromiss zu finden. Die Autorin unterstützt heute Abend Jonathan Safran Foer, der aus seinem Bestseller Tiere essen liest. Hier das ZEIT-Interview mit Foer und hier der Lesetipp von Iris Radisch.
20 Uhr | 20. Januar 2011 | Fritzclub im Postbahnhof | Straße der Pariser Kommune 8 | Berlin Friedrichshain
Nicht ohne Grund lautet der Untertitel Mit Text versehene Bilder. Der Band Gattin aus Holzabfällen enthält 133 Bilder aus Goldts Sammlung. Wie aus den Titanic-Kolumnen gewohnt, hat er sie mit Text versehen. Jedenfalls verspricht das Berliner Ensemble „viel Neues und vielleicht ein bisschen was Altes“. Und wer den absurden Humor von Goldt mag, hat sicherlich Spaß an diesem Bilderbuchabend. Immerhin handelt es sich bei Gattin aus Holzäpfeln laut FAZ um das „Opus maximum des Max Goldt“. Well, …
19 Uhr | 13. Januar 2010 | Berliner Ensemble | Bertolt-Brecht-Platz 1 | Berlin Mitte
Mit Das Zimmer beginnt Andreas Maier sein Romanzyklus-Projekt Ortsumgehung. Der Frankfurter Autor will darin die Geschichte seiner Familie und seiner Heimat zurückverfolgen.
Maier beginnt mit seinem Schreibzimmer im hessischen Bad Nauheim. Er schaut zurück auf die Zeit, als sein Onkel J. darin hauste. Und diese „literarische Nahaufnahme“ hat ihm gleich den mit 30.000 Euro dotierten Wilhelm-Raabe-Literaturpreis eingebracht.
Der Roman spielt Ende der Sechziger, als die hessischen Kleinstädter von der Mondlandung beschwingt, optimistisch in die Zukunft blicken. Der seit seiner Geburt geistig zurückgebliebene Onkel J. lebt hingegen in seiner eigenen Welt – und dem dunklen Kellerraum im Hause der Mutter. Er bewegt sich buchstäblich schmerzbefreit und bestialisch stinkend durch den Alltag. Der Schichtarbeiter liebt Maschinen und vor allem seinen braunen VW-Variant. Außerdem treibt er sich in den Bordellen des Frankfurter Bahnhofsviertels herum. Das Perfide: Der cholerische Unsympath handelt in kindlicher Einfalt und kann deshalb nicht nach den üblichen moralischen Kriterien beurteilt werden.
Das Zimmer begleitet Onkel J. für einen Tag – und wehrt sich mit ihm als Gegenfigur gegen eine romantische Verklärung von Heimat und Vergangenheit, wie Maier im Interview mit der ZEITerklärt. Das liest sich dann mal heiter, mal ernüchternd. Vor allem ist es aber fein beobachtet.
Diese Beobachtungen trägt Maier heute Abend vor. Und wenn es mit seinem Vorhaben hinhaut, pro Jahr einen Teil seiner elfteiligen Ortsumgehung zu schreiben, dürften wir nächstes Jahr zur gleichen Zeit wieder von ihm hören.
Letztes Jahre holte Julian Heun den Titel. Dieses Jahr fordern ihn u.a. Micha Ebeling, Till Reiners oder Mischa Sarim Verollet heraus. Das Publikum entscheidet, wer Berlin dann auf den Poetry-Slam-Meisterschaften in Hamburg vertritt. Den Abend moderieren die Slam-Veteranen Marc-Uwe Kling und Wolf Hogekamp.
Wem das zu arriviert ist: Der Tagesspiegelbespricht die ausgefalleneren Poetry Formate.
20 Uhr | 30. Dezember 2010 | Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte
Alleine feiert sich Weihnachten am Besten an einem Tresen. Und dann bleibt als Alternative zum einsamen Wodka noch die Volksbühne. Die feiert nämlich schon zum zweiten Mal mit Wladimir Kaminer.
Diesmal liest er aus Weihnachten auf Russisch, der Textsammlung seiner Frau Olga u.a. mit Texten von Gogol und Nabokov. Außerdem stellt er eigene, teilweise unveröffentlichte Geschichten vor sowie weihnachtliche Nachtlieder weißrussischer Partisanen. Der Videokünstler Lillevan Pobjoy sorgt für ein feierliches Ambiente.
Wem darüber tatsächlich noch festlich zu Mute wird, der könnte eine Kurzstrecke zur Mitternachtsmesse im Berliner Dom nehmen – bevor er zurück zur Russendisko in den Roten Salon fährt und bei Revolution Rock die heilige Nachtausklingen lässt.
Frohe Fest!
21 Uhr | 24. Dezember 2010 | Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte
Peter Stein liest Puschkin in der Übersetzung von Ulrich Busch. Keine Angst, es gibt zwei Pausen. Ein Buch mehr, von dem man im Brustton der Überzeugung sagen kann, man habe es „gelesen“.
InSpuren- eine Archäologie der realen Existenzarbeitet der Ostberliner seine Arbeit als Dokumentarfilmer auf – insbesondere während der DDR und der Wendezeit. Seit den siebziger Jahren sammelt Heise das Material seiner Recherchen und dokumentiert das eigene Schaffen. Skurrile Fundstücke, Anekdoten über Notizen und Drehbücher und Vermerke aus seinen Stasi-Akten hat er zu einer Collage zusammengestellt. Heute Abend liest er aus Spuren.
Im Anschluss an die Buchvorstellung läuft Heises Dokumentarfilm Eisenzeit (1991) über vier verkrachte Existenzen in Eisenhüttenstadt.
20 Uhr | 9. Dezember 2010 | Roter Salon der Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte
Für das Lesekonzert Elektro.lit. haben junge Literaten und Musiker zusammengefunden.
Das Texttonlabel KOOK hat Elektro-Musiker mit Autoren verkuppelt. Sie sollten sich jeweils formal mit der Kunst des Partners auseinandersetzen. Ihre Klangtext-Experimente führen die Paare heute im Berghain vor: Frank Bretschneider – Monika Rincks präsentieren rhythmische Sinn-Elemente. Lucy Fricke – Stimming operieren am Rand der Freundschaft. Und Jörg Albrecht – Holger Zilske kaprizieren sich auf Werwölfe. Klingt nach Spaß.
20 Uhr | 2. Dezember 2010 | Berghain | Am Wriezener Bahnhof | Berlin Friedrichshain
Aus 687 Nachwuchsschriftstellern in den Bereichen Drama, Prosa und Lyrik hat die Jury 20 Autorinnen und Autoren ausgewählt und nach Berlin eingeladen. Die jüngsten sind gerade mal 13 Jahre alt.
Die Berlinische Galerie zeigt derzeit Nan Goldin.Berlin Work. Die Ausstellung umfasst 80 Aufnahmen von Goldin, ihren Freunden und ihrem Lebensraum in Berlin. Die Künstlerin hat sie zwischen 1984 und 2009 fotografiert. Sie zeugen von Exzess und Glück, die Goldin im damals noch wilden Berlin gefunden hat.
Nachdem diverse Blogs wie ArtSchoolVets! die Ausstellung angekündigt haben, hält sich die Begeisterung nun in Grenzen: Die ZEIT begnügt sich mit Goldins warmherzigen Blick auf Bars und besetzte Häuser. Der Spiegel bemängelt die emotionslose Präsentation. Und der Tagesspiegel bemerkt trocken, dass eine Werkschau in der Berlinischen Galerie lediglich eine Frage der Zeit gewesen sei.
Jedenfalls ist heute nicht nur die Ausstellung bis 22 Uhr geöffnet. Um 19 Uhr findet außerdem die Lesung Life unbound. Nan Goldin. Abgründe der Intimität von Tatja Seibt und Kade Schmidt statt. Wenn anschauen, dann heute.
19 Uhr | 25. November 2010 | Berlinische Galerie | Alte Jakobstraße 124-128 | Berlin Kreuzberg