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Die Steckdose als Energiewächter

Copyright: Muhyeon Jake Kim, Sejong University, South Korea

Könnten Sie auf Anhieb Ihren Stromverbrauch schätzen? Sie kommen ins Schleudern? Keine Bange, geht mir ähnlich. Vielleicht sollten wir uns die Insic Wall Socket zulegen: eine Steckdose, die den Stromverbrauch anzeigt, jüngst ausgezeichnet mit einem Designpreis. Sie leuchtet im besten Ampelrot, wenn man Strom verbraucht; in Blau, wenn ein Gerät auf Standby steht. Eine weitere Idee, um uns aufs Energiesparen einzustimmen.

 

Energie Sparen als Straßenschlacht

Revolution in den Straßen Berlins: Die Aktivisten von vic-venture laden zum Energy Streetfight ein. Die Idee ist simpel und genial: Alle Bewohner der Stargarder Straße, einer beliebten Shopping-und Wohnstraße im Prenzlauer Berg, können an einem Energiespar-Wettbewerb teilnehmen.

Gespielt wird Wohnhaus versus Wohnhaus – macht ingesamt rund 90 Häuser mit 1500 Wohnungen und 130 Geschäften. Jedes Wohnhaus-Team bekommt im kommenden Frühjahr etwa vier bis fünf Monate Zeit, um  seine Stromrechnungen als Kollektiv zu reduzieren – wer die größte Einsparung macht, hat gewonnen.

Das erste Feedback der Kiezbewohner ist überraschend positiv, erzählt Mitinitiator Benedikt Foit. Sein Ziel: Energiesparen soll Spaß machen. Und am Ende rechnet es sich natürlich auch – nicht nur für die Spielteams, sondern auch für das kleine Start-up. Das will die Spieleidee dank eines Zuschusses des Förderprogramms „Überlebenskunst“ zu einer Geschäftsidee ausbauen und auch auf andere Städte übertragen.

 

Trennungsprämie für Stromfresser

Diesmal etwas aus der Rubrik: „Geht doch“. Und zwar zum Thema Energieeffizienz – ja, ich weiß, was für ein Wort: sperrig und langweilig. Wie kriegt man die Leute dazu, alte Stromfresser aus ihrem Haushalt zu schmeißen und in neue, effizientere Geräte zu investieren?

Die Österreicher machen´s vor: Sie haben eine „Trennungsprämie“ eingeführt (ja, der Humor unserer Nachbarn hat fast britische Züge ;-). 100 Euro gibt es, wer seine alte Waschmaschine oder seinen Trockner ausmustert und zu einem stromsparenderen Gerät greift. Die Prämie ist ein derartiger Erfolg, dass das Budget von zwei Millionen Euro schon im Frühjahr ausgeschöpft war.

Der Absatz der energieeffizienten A++-Geräte soll sich in Österreich sogar verdreifacht haben. Da freut sich nicht nur das Klima, sondern auch der Geldbeutel: Denn ein moderner Wäschetrockern verbraucht 50 Prozent weniger Energie als ein Modell aus dem Jahr 1990.

Und wie alt ist Ihrer?

 

Bund fördert Öko-Heizungen nun doch

Jetzt hat die Bundesregierung den „schlafenden Riesen“ doch wieder geweckt. Vergangene Woche entschied der Haushaltsausschuss des Bundestags, den Förderstopp für Öko-Heizungen zu kippen. 115 Millionen Euro stehen nun wieder für die Förderung bereit. Wer seine Heizung umrüsten und zukünftig mit Pelletheizungen, Wärmepumpen und Sonnenenergie heizen will, der kann nun wieder einen Antrag auf Zuschüsse beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle stellen. Rund zehn bis zwölf Prozent der Investitionssumme gewährt das so genannte Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien – allerdings gibt es Obergrenzen.

Die Bedingungen wurden ein wenig verschäft: Anlagen in Neubauten sind aus der Förderung herausgeflogen, ebenso relativ ineffiziente Wärmepumpen. Das Programm gilt vorerst für dieses Jahr.

Trotzdem sind das wirklich einmal positive Nachrichten aus Berlin. Denn der Wärmesektor wird zu Recht immer wieder als „schlafender Riese“ bezeichnet. Die CO2-Einsparpotenziale sind enorm: Im Gebäudesektor entstehen u.a. wegen des Heizens rund 40 Prozent aller Klimagas-Emissionen. Wer hier investiert, der schützt nicht nur das Klima, sondern kurbelt auch die lokale Wirtschaft an. Und es gibt noch einen schönen Nebeneffekt für den Bundesfinanzminister. Nach Schätzungen des  Münchner Ifo-Instituts finanzierte sich das Programm fast selbst, da die 115 Millionen Euro Investitionen in Höhe von mehr als 840 Millionen Euro auslösen – und so Steuereinnahmen von rund 150 Millionen Euro bringen.

 

Sarah Palin verteidigt „Drill Baby Drill“

Manchmal lohnt sich wirklich ein Blick auf den Twitter-Account von Sarah Palin. Eines der jüngsten Postings:

„Extreme Greenies:see now why we push“drill,baby,drill“of known reserves&promising finds in safe onshore places like ANWR? Now do you get it?
6:07 PM Jun 1st via Twitter for BlackBerry®“

Soviel Chuzpe muss man erst einmal haben: Das Öldesaster im Golf von Mexiko sei nur passiert, weil extreme Umweltschützer gegen Ölbohrungen an Land, etwa im Arctic National Wildlife Refugee (einem Nationalpark in Alaska), gekämpft hätten. Auf ihrer Facebook-Seite geht Palin übrigens mehr ins Detail.

Daher, liebe Frau Palin, eine kurze Richtigstellung: Umweltschützer haben nie On-und Offshore-Bohrungen gegeneinander ausgespielt. Und vielleicht ist es wohl wichtiger, sich auf die Nachfrage-Seite zu konzentrieren. Es geht darum, die Ölnachfrage zu reduzieren, auf Energieeffizienz und eine Senkung des Ölverbrauchs zu setzen, etwa in der Automobilbranche. Dann brauchen wir erst gar nicht solche riskanten Ölbohrungen – egal, ob an Land oder auf See.

 

Förderstopp für Solarkollektoren

Warum soll man im Sommer teures Gas dafür verschwenden, um das Duschwasser zu erwärmen – wenn draußen doch die Sonne umsonst scheint? Das ist – nun gut, a bisserl vereinfacht gesagt – die Idee von Solarkollektoren. Sie erzeugen warmes Wasser und nicht Strom. Ihre Installation auf dem Dach ist unkompliziert, bewährte Technik, alles für den Eigenverbrauch. Ein sinnvoller Beitrag zum Klimaschutz.

Findet die Bundesregierung eigentlich auch. Doch gestern hat der Bundestag beschlossen, dass die Förderung von Solarkollektoren, Biomasseheizungen und Wärmepumpen in diesem Jahr gestoppt wird. 115 Millionen Euro Förderung fallen weg. Ein erneuter Rüffel für die erneuerbaren Energien. Auch Klimaschutzprojekte in den Kommunen sind betroffen.

Dabei war das Programm ein Renner. Allein im vergangenen Jahr wurden 253.000 Anträge bewilligt. Und jeder Euro ist gut investiert. Die 115 Millionen Euro lösen nach Angaben des Bundesumweltministeriums Investitionen in Höhe von 900 Millionen Euro aus.

Da kann man doch nur noch erstaunt sein, oder? Das Bundesumweltministerium hatte sich monatelang gegen einen Förderstopp gewehrt. Erneut wird Minister Röttgen ausgebremst – wie schon bei der Berechnung der Laufzeitverlängerungen für das Energiekonzept.

Dabei sind doch selbst im Koalitionsvertrag ambitionierte Klimaschutzziele festgehalten. Doch mit einer solchen unkoordinierten Energie- und Klimaschutzpolitik wird das wohl nichts. Die Solarstrom-Förderung wird gekürzt, Marktanreizprogramme laufen aus, Energieeffizienz-Standards werden völlig unambitioniert umgesetzt, der gestrige Elektroauto-Gipfel ist vor allem eine PR-Veranstaltung. Aber die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke – die steht…

 

Selbst McKinsey hält radikale CO2-Minderung bis 2050 für möglich

Nur flott: Die Unternehmensberatung McKinsey, die immer wieder mit spannenden Energiestudien für Aufmerksamkeit sorgt, hat heute in Brüssel die Roadmap 2050 vorgestellt. Sie wurde von der European Climate Foundation in Auftrag gegeben und zusammen mit Energieversorgern wie Vattenfall, RWE und E.On und NGOs wie Germanwatch erstellt. McKinsey geht in seiner Studie davon aus, dass Europa bis 2050 eine Reduzierung seiner Co2-Emissionen um 80 Prozent im Vergleich zu 1990 erreichen kann – und das alles mit bereits etablierten Technologien (also keine Osmosekraftwerke oder anderer Schnickschnack), sondern mit Energiesparen, Kohlendioxidabscheidung (CCS), dem Ausbau der erneuerbaren Energien – und einem gewissen Anteil von Atomstrom. Allerdings müsste das Energiesystem dafür fundamental geändert werden – und die Zeit wird knapp: Gerade mal fünf Jahre hätten wir noch, um mit der Transformation zu beginnen.

 

China führt grüne Energien an

Wie kein anderes Land investiert China zurzeit in saubere Energien. Das zeigt eine neue Studie des amerikanschen Pew Charitable Trust in Kooperation mit Bloomberg. Gleich doppelt so viel wie die USA hat China im vergangenen Jahr in Green Tech gesteckt: 34,6 Milliarden US-Dollar. Deutschland wird in der Studie – mal wieder – gelobt. Dank seiner umfassenden Gesetzgebung (EEG)  und der Emissionsziele sei der Umwelttechnologiesektor hier besonders robust.

 

Australien: Das Öko-Big Brother Projekt

Auf eine smarte Idee ist die Regierung im australischen Bundesstaat South Wales gekommen: Im ehemaligen olympischen Dorf bietet sie jungen Familien jetzt ein Jahr lang mietfreies Wohnen an, auch die Kosten für Strom und Wasser werden übernommen.

Na, da muss es doch einen Haken geben, denken Sie? Genau. Der Deal geht wie folgt: Die neuen Mieter ziehen in ein „smart home“ ein: Auf dem Dach die Solaranlage, vor der Tür ein Elektroauto, eine effiziente Gastherme im Keller, die gesamte Elektronik im Haus ist energieeffizient und lässt sich via iPhone fernsteuern.

Die junge Familie wird tagtäglich durchleuchtet: Energieverbräuche und Gewohnheiten werden dokumentiert, manchmal wird ein Filmteam auftauchen, ein Blog ist geplant, eine Internetseite. „Wir brauchen eine Familie mit Sinn für Humor und Geduld“, wird der Energieminister in australischen Medien zitiert.

Die Regierung und der Energieversorger Energy Australia erhoffen sich vor allem praktische Erfahrungen über den neuen, grünen Alltag. Für die Familien lohnt es sich: 32.000 australische Dollar sparen sie,  Energy Australia rechnet mit durchschnittlichen Energieeinsparungen von rund 20 bis 50 Prozent. Die Bewerbungsfrist läuft Ende Februar aus – und die Nachfrage soll immens ein.

Und ein solches Projekt in Australien, dem Land, das erst kürzlich seine Pläne zum CO2-Emissionshandel gestrichen hat

 

Tür zu!

Auf eine witzige Kampagne aus Großbritannien bin ich dieser Tage im Netz gestoßen: „Close the door!“ fordert Ladenbesitzer auf, ihre Eingangstüren zu schließen und so Energie zu sparen. Das Video auf der Homepage ist zwar in Englisch, aber wirklich sehenswert.

Close The Door from Oliver Riley-Smith on Vimeo.

Auf 20 Prozent schätzt die Universität Cambridge die Energieverluste, nur weil Ladenbesitzer glauben, eine geöffnete Tür locke Kunden an. Die Kampagne verteilt an Unternehmen „Close the door“-Aufkleber und hält eine Liste mit Argumenten parat, um auch den letzten „Türöffner“ noch zu überzeugen. Den wissenschaftlichen Überbau wird in den kommenden Monaten die Universität Cambridge liefern, die eine Studie zur Energieverschwendung durch offene Türen erstellen wird.

Der britische Guardian hat übrigens noch eine passende, spannende Untersuchung herausgegraben. Demnach sind Londons Läden in der Regel rund fünf Grad Celsius zu warm geheizt. Statt der empfohlenen 18 Grad heizen Ladeninhaber die Räume auf durchschnittlich 23, 6 Grad hoch. In einem Geschäft in der Oxford Street herrschten sogar sommerliche 27,2  Grad. Hier gebe es erhebliches Einsparpotenzial, so die Organisation Make it cheaper.

Tür zu, Heizung runter. Das alles mag banal klingen. Aber wenn es im großen Stil angewandt wird, wäre dem Klima schon erheblich geholfen. Denn am umweltfreundlichsten ist die Energie, die erst gar nicht verbraucht wird.