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Eine „Tax on Fish“ löst die Überfischung nicht

Es klingt einfach und einleuchtend: Um die Überfischung vor den Küsten Afrikas zu beenden (für Mare habe ich einmal darüber ausführlich berichtet), schlägt eine neue Studie eine Art „Fischerei-Steuer“ vor. Der Ökonom Kofi Vondolia von der Universität Göteborg untescheidet dabei zwischen den Fischgründen in der Nähe der Küste und denen weiter draußen. Letztere sind in der Regel schwer von der lokalen Bevölkerung in ihren kleinen Kuttern zu erreichen, in der Regel fischen in diesen Offshore-Gründe vor allem internationale Konzerne mit großen Industrietrawlern.

Mit schwer wiegenden Folgen: Die Offshore-Fanggründe werden einfach im großen Stil geplündert. Und die lokale Bevölkerung profitiert in keinster Weise, im Gegenteil, ihre eigenen Gründe schwinden immer weiter und auch immer schneller.

Und genau da setzt Vondolias Steuer an. Er schlägt eine Steuer für die Offshore-Fischerei vor:

„If the government in a coastal developing country holds reliable data on the factors relevant to fishing taxation, they can use our bioeconomic model to set an optimum taxation level for foreign ships undertaking offshore fishing within the economic zone of that country,“ says Kofi Vondolia.

Das heisst: Eine Steuer auf das Fischen vor Afrikas Küste sollte so hochausfallen, dass von ihren Erlösen die lokalen Fischer profitieren. Oder sie soll sogar so hoch sein, dass das Fischen sich für ausländische Fischereikonzerne nicht mehr lohnt.

Doch ist das tatsächlich eine Lösung? Fischereiexperten sind da skeptisch. Es mache doch keinen Sinn, dass gerade die großen Thunfischflotten, die vor Afrikas Küste aktiv sind, für ihre ökologischen und ökonomischen Schäden zahlen könnten, wenn doch eigentlich diese Schäden erst gar nicht passieren sollten, sagt etwa Beatrice Gorez von der Initiative Coalition for Fair Fisheries Arrangements in Brüssel.

Tatsächlich sind die Meere inzwischen so überfischt, dass eine Steuer das Problem wohl nicht mehr lösen kann. Stattdessen muss es wohl besser richtige Tabuzonen geben, damit sich die Bestände wieder erholen können. Und das bedeutet am Ende auch, ehrlicherweise, höhere Preise für Fisch.

 

Obamas peinlichste Pleite: Solarfirma Solyndra

Am heutigen Freitag müssen sich die beiden Vorstände von Solyndra, einem Solarzellenhersteller aus Kalifornien, vor einem Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhaus verantworten. Solyndra hatte Anfang des Monats Konkurs anmelden und 1100 Mitarbeiter entlassen müssen. Für die Republikaner wird der Auftritt der Solarmanager ein Fest. Sie nutzen die Chance, die „Green Jobs“-Strategie von Präsident Obama auseinanderzunehmen.

Vergangenes Jahr noch hatte Obama die Solarfabrik besucht und in höchsten Tönen gelobt. Als eines der ersten Unternehmen hatte Solyndra Bürgschaften des Energieministeriums erhalten. Und zwar gar nicht mal so wenig: 535 Millionen US-Dollar umfasste die Kreditbürgschaft.

Doch tatsächlich ging das Ministerium extrem lax bei der Bürgschaftsvergabe vor. Wie die New York Times heute berichtet, hätte den Verantwortlichen schon frühzeitig klar sein müssen, dass das Geschäftsmodell von Solyndra extrem heikel war: Das Unternehmen stellte zylindrische Solarzellen her, die ohne Silizium auskommen. Das Firmenkalkül: Wenn Silizium weiterhin teuer ist, kann Solyndra günstiger anbieten.

Doch weit gefehlt. Die Siliziumpreise sanken, die Konkurrenz aus China holte auf. Die Folge: Solyndra musste teilweise unter Produktionskosten anbieten. Das Geld, das die Regierung gab, wurde sofort verfeuert. Das war alles andere als ein nachhaltiges Geschäftsmodell. Zudem war die Kreditvergabe  offenbar extrem politisch motiviert: Die neue Obama-Regierung wollte wohl so schnell wie möglich 2008 eine Erfolgsmeldung haben und die erste Bürgschaft vermelden. Zur Ehrenrettung von Obama muss man allerdings sagen, dass das Vergabeverfahren schon unter Obamas Vorgänger Georg W. Bush begann.

So oder so ist Solyndra ist ein gefundenes Fressen für Obamas Kritiker, die dem Präsidenten Verschwendung von Steuergeldern vorwerden. Und das gerade jetzt, wo Amerika über die seine Zukunft streitet. Selbst anfangs wohlgesonnen Weggefährten wie der US-Ökonom Jeremy Rifkin entziehen inzwischen Obama ihre Unterstützung. Er traue sich keine radikale Wende hin zu mehr Klimaschutz zu, stattdessen versuche er nur, das alte Wirtschaftsmodell, das auf Öl basiert, am Leben zu erhalten, sagte er kürzlich im Interview.

Spannend, ob Obama es noch schaffen kann, eine Energiewende in den USA einzuläuten. Ich tippe mal: Nein.

 

Roboter hilft bei der Wartung von Offshore-Windfarmen

Der Roboterarm soll das Übersetzen vom Schiff zum Offshore-Windrad erleichtern. Copyright: Momac
Der Roboterarm soll das Übersetzen vom Schiff zum Offshore-Windrad erleichtern. Copyright: Momac

Wer jemals eine Offshore-Windfarm besucht hat, der weiß um diesen wirklich heiklen Moment: Das Schiff fährt so nah wie möglich ans Windrad heran. Und dann muss man den richtigen Moment abpassen, um einen Riesenschritt vom Schiff auf die Leiter am Windrad zu machen. Je höher der Wellengang, desto gefährlicher das Übersteig-Manöver. Selbst bei läppischen 50 Zentimetern Wellengang kann es gefährlich sein. Doch das Manöver lässt sich nicht vermeiden, schließlich müssen die Windmühlen regelmäßig gewartet werden.

Der deutsche Anlagenspezialist Momac aus dem westfälischen Moers hat nun eine Anlage entwickelt, die Abhilfe schaffen soll. Ein Roboterarm, ausgestattet mit einer kleinen Plattform, gleicht die Wellenbewegungen aus. Das mindert das Unfallrisiko beim Übersetzen. Rund 3,5 Tonnen wird der Arm wiegen, der sich auf den Wartungsschiffen installieren lässt. Momac hat bislang einen Prototyp entwickelt, der – unter anderem – im deutschen Offshore-Testfeld Alpha Ventus getestet wird. Etwa 800.000 Euro soll das gute Stück später kosten.

Der Roboterarm hat den britischen Carbon Trust (die Non-Profit-Organisation unterstützt die Entwicklung hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft) so überzeugt, dass er ihn – und zwölf andere Entwicklungen – nun ausgezeichnet hat. Die Erfindungen könnten die Offshore-Kosten entscheidend senken. In den kommenden Jahren sollen Offshore-Windkraftanlagen teilweise bis zu 300 Kilometer von der Küste entfernt installiert werden. Das macht die Entwicklung neuer Technologien nötig.

Stefan Leske, Momac-Geschäftsführer, freut sich natürlich über die Auszeichnung. Nicht nur, weil es Geld für die Weiterentwicklung gibt. Sondern vor allem, weil in der Jury des Carbon Trusts die wichtigsten Auftraggeber in den kommenden Jahren saßen, u.a. die deutschen Konzerne E.on und RWE Innogy sowie Dong Energy aus Dänemark.

 

Modernstes Gaskraftwerk der Welt am Netz

GuD-Kraftwerk Irsching, Copyright: E.On
GuD-Kraftwerk Irsching, Copyright: E.On

Im bayrischen Irsching wird heute das leistungsstärkste Gaskraftwerk der Welt eingeweiht. Das Gas-und Dampfkraftwerk (GuD-Kraftwerk) Ulrich Hartmann (benannt nach einem ehemaligen E.on-Vorstand, klingt fast ein wenig sozialistisch, oder?) kommt auf einen Wirkungsgrad von mehr als 60 Prozent:  In einem Probebetrieb erreichte die Siemens-Turbine, in der sechs Jahre Entwicklung stecken, im Frühjahr einen Wirkungsgrad von 60,75 Prozent, das ist Weltrekord. Im operativen Betrieb werden 60,4 Prozent erreicht.

Zum Vergleich: Ein altes Steinkohlekraftwerk wie etwa das RWE-Kraftwerk Ensdorf im Saarland kommt auf gerade einmal etwas mehr als 30 Prozent. Neue Steinkohlemeiler schaffen etwa 45 bis 46 Prozent. Rund eine halbe Milliarde Euro hat E.on in das GuD-Kraftwerk mit einer Leistung von 561 Megawatt investiert.

Warum sind solche neuen GuD-Kraftwerke so wichtig? Ohne sie wird es schwer, hierzulande die Energiewende zu realisieren.

Zum einen sind sie dank des hohen Wirkungsgrads effizienter – mit dem gleichen Input an Energie lässt sich in Irsching doppelt so viel Strom erzeugen wie etwa in Ensdorf. Braunkohlekraftwerk sind zudem weitaus klimaschädlicher, weil beim Verbrennen von Braunkohle etwa drei Mal so viel CO2 freigesetzt wird als bei Erdgas. Und vor allem sind GuD-Kraftwerke flexibel. Wenn Wind-und Sonnenstrom nicht ausreichen, können sie relativ schnell hochgefahren werden und Spitzenlasten ausgleichen.

 

Kapazitätsmarkt – brauchen wir eine Versicherung gegen den Stromausfall?

Der Bundesverband Neue Energieanbieter (BNE) – ein Zusammenschluss von Energieversorgern, die vor allem die Marktmacht der großen vier Stromkonzerne brechen will – hat eine interessante Studie zum Thema „Kapazitätsmarkt“ veröffentlicht. Das Thema wabert seit einigen Monaten durch die Fachwelt und nun wird es konkreter.

Die Idee ist eigentlich recht simpel: Der Anteil von flukturierendem Wind- und Solarstrom wird in den kommenden Jahren steigen – so ist es ja politisch gewollt. Das aber macht den Bau von so genannten Spitzenlastkraftwerken nötig, welche die Schwankungen abpuffern können.  So ein Gaskraftwerk wäre im Ernstfall aber vielleicht nur wenige Stunden am Netz –  so lange, wie eben eine Windflaute dauert oder die dicke Wolke vor der Sonne sitzt.

Wer aber ist bereit, in ein solches Kraftwerk zu investieren, das vielleicht übers Jahr gesehen nur ein paar Wochen am Netz ist? Eigentlich niemand, denn es ist ein gewagtes Kalkül, mit den Erlösen aus dem kurzen Zeitraum den millionenschweren Kraftwerksbau (plus Gewinn) zu finanzieren.

Und hier springt nun der Kapazitätsmarkt ein. Er garantiert den Investoren  eine Prämie für jede produzierte Kilowattstunde jedes bereit gestellte Kilowatt Leistung (Danke für die Anmerkung an den BNE, M.Uken). Sie soll per Umlage von allen Stromverbrauchern finanziert werden. Mit einem Vorlauf von mindestens fünf Jahren soll eine unabhängige Institution die benötigten Kraftwerkskapazitäten ausschreiben, um die sich dann Investoren bewerben können – mit Aussicht auf die Prämie. Wie hoch diese Prämie sein könnte, dazu hat der BNE leider keine Zahlen vorgelegt. Von einer „Versicherung gegen den Stromausfall“ spricht er.

Wichtig ist dem BNE, dass nur neu gebaute Anlagen (Zubauten) an der Auktion teilnehmen dürfen – sonst könnten ja eine RWE oder E.On einfach ein abgeschriebenes Kraftwerk am Netz behalten, mitbieten und die Prämie kassieren.

Es ist ein Thema, bei dem man erst ganz am Anfang der Diskussion ist. Denn natürlich lässt sich auch hinterfragen, ob Deutschland überhaupt den Bedarf an Spitzenlastkraftwerken haben wird. Und ob nicht der Markt das Problem selbst regeln kann – sprich: Hätten wir höhere Strompreise, dann wäre auch der Kraftwerksbau attraktiv.

Was meinen Sie, liebe Leser? Ich weiß, hier im Blog tummeln sich öfter ausgesprochene Energieexperten und ich freue mich über Ihre Kommentare! Brauchen wir eine weitere Umlage? Wer sich noch weiter einlesen will. Hier gibt es die Studie des BNE und einige Referate einer Fachtagung und hier eine Studie des Bremer Energie-Instituts zum gleichen Thema.

 

Offshore-Windpark Butendiek vor Sylt kommt doch

Der Offshore-Windpark Butendiek, rund 34 Kilometer vor Sylt, wird nun doch realisiert. Heute gab der Bremer Projektentwickler wpd bekannt, dass die wichtigsten Aufträge erteilt wurden: Die Fundamente wird der niederländische Konzern Ballast Nedam liefern, die Windturbinen kommen von Siemens. Das Investitionsvolumen beträgt rund 1,2 Milliarden Euro.

Das ist eine überraschende Wende. Denn ursprünglich stand Butendiek vor dem Scheitern. Die Macher aus Nordfriesland hatten das Projekt als ambitionierten Bürgerwind-Park geplant, an dem sich Privatleute beteiligen. Doch steigende Kosten (von ursprünglich 400 Millionen auf mehr als eine Milliarde Euro) und wenig Unterstützung der Politik machten ihnen einen Strich durch die Rechnung. Butendiek wurde oft als Beispiel dafür genannt, dass die Idee von den Bürgerwindparks an Land nicht auf die millionenschweren Projekte auf See übertragbar sei.

Rettung brachte auch nicht der Einstieg eines schottischen Energieversorgers. Im Herbst 2010 kaufte der Projektierer wpd das Projekt. Und jetzt geht alles ganz schnell. In zwei Jahren sollen sich die ersten der 80 Windräder drehen. Insgesamt wird der Windpark eine Kapazität von rund 288 Megawatt haben, das ist etwa die Hälfte eines kleines Braunkohlekraftwerks.

Der Gründervater des Projekts, Wolfgang Paulsen, hat inzwischen seinen Frieden damit gemacht, dass aus der Bürger-Idee nichts wurde. Er verfolgt weiterhin die Idee von den erneuerbaren Ideen in Bürgerhand und realisiert kleinere Solar- und Onshore-Windparks. „Ich freu mich, dass Butendiek nun doch realisiert wird, das ist ein Meilenstein.“.

 

Das beste Abfallprodukt: die Kraftwerksliste Deutschland

Es ist eigentlich ein Unding, dass es diese Liste bislang nicht gab. Mit dem heutigen Bericht zum Reservekraftwerk hat die Bundesnetzagentur erstmals eine Liste über alle Erzeugungskapazitäten in Deutschland veröffentlicht. Es ist das beste Abfallprodukt des Berichts. Denn bislang hatte niemand einen Gesamtüberblick, wieviele Kraftwerke es eigentlich genau in Deutschland gibt.

Die Daten besitzen die Übertragungsnetzbetreiber (allerdings auch nicht immer komplett und nur für ihr jeweiligs Netzgebiet). Bislang wurden sie nicht von einer Bundesbehörde zentral gesammelt.

Jetzt hat die Bundesnetzagentur die Angaben der Übertragungsnetzbetreiber erstmals mit Listen des Umweltbundesamts und des Bundeskartellamts verglichen. Das war nötig, um einzuschätzen, wie dringend ein Kaltreserve-AKW in Deutschland benötigt wird. Somit liegen zum ersten Mal recht zuverlässige Daten zum Kraftwerkspark Deutschland vor:

Danach sind zurzeit 100,2 Gigawatt Kraftwerkskapazität am Netz (die Netzagentur hat nur Anlagen mit mehr als 20 Megawatt betrachtet). 1,8 Gigawatt sind zurzeit als Kaltreserve stillgelegt. Und die acht vom Netz gegangenen Atomkraftwerke kommen auf eine Leistung von 8,4 Gigawatt.

Es ist doch verrückt, dass die Behörde, die gerade für den Netzausbau zuständig ist, bislang nicht wusste, welche Kraftwerke es eigentlich genau in Deutschland gibt. In Nord- und Ostsee entstehen gigantische Offshore-Windparks und das verlangt den Transport des Windstroms gen Süden – und zwangsläufig den Netzausbau. Nur die zuständige Regulierungsbehörde hatte keinen Überblick.

Jetzt ist Schluss mit dem Herrschaftswissen der Netzbetreiber. Nun muss die Bundesnetzagentur nur noch  die Kompetenz bekommen, die Daten zukünftig zentral zu erfassen. Damit sie nicht, wie die Grünen es formuliert haben, noch einmal „detektivisch auf die Suche nach Kraftwerkskapazitäten“ gehen muss.

 

Desertec sucht Finanzideen fürs erste Kraftwerk

Der Chef der Desertec Industrie Initiative (Dii), Paul van Son, ist auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten für sein erstes Pilot-Kraftwerk. In Marokko will die Wüstenstrom-Initiative ein 500 Megawatt-Kraftwerk bauen (400 Megawatt Concentrated Solar Power / Solarthermisches Großkraftwerk und 100 Megawatt Photovoltaik). Der Solarstrom soll vor allem nach Europa exportiert werden, um Erfahrungen bei der Stromnetzanbindung und dem Export zu sammeln. Erst kürzlich hatte Desertec mit der marokkanischen Energieagentur ein Kooperationsabkommen abgeschlossen.

Zurzeit tourt van Son durch Europa und wirbt für das Kraftwerk, egal ob bei der Bundesregierung oder der EU-Kommission. Wenn die Finanzierung stände, könnte bereits in drei, vier Jahren der erste Ökostrom nach Europa fließen. Die Dii selbst baut das Kraftwerk nicht, sondern organisiert die Rahmenbedingungen, um einen Einstieg für Investoren bzw. Energieversorger attraktiv zu machen.

Doch genau die Finanzierung ist das Problem. „Eine Einspeisevergütung für den Solarstrom wie nach deutschem Vorbild wird es wohl nicht geben“, sagt van Son. Wahrscheinlicher sei es, dass es zu einem Mix verschiedener Instrumente käme. Dazu könnten EU-Bürgschaften, günstige Weltbank-Kredite oder so genannte Power-Purchase Agreements gehören, bei denen ein Stromeinkäufer für einen bestimmten Zeitraum die Abnahme des Solarstroms vertraglich garantiert. Wegen der aktuellen Finanzkrise sei der Zeitpunkt nicht gerade optimal, Investoren für Desertec zu finden. „Geld ist in diesem Bereich knapp“, sagt van Son, „wir brauchen eine Anschubfinanzierung.“

Revolutionen in Nordafrika

Die aktuellen politischen Entwicklungen in Nordafrika beurteilt van Son übrigens positiv. Gerade Staaten wie Marokko und Tunesien, die nicht in Ölmilliarden schwimmen, würden danach streben, ihre Abhängigkeiten von Öl, Gas und Kohle zu mindern. Das Interesse an der Schaffung von Arbeitsplätzen sei gerade jetzt, in Zeiten des Aufbruchs, enorm.

Desertec selbst versteht sich nicht nur als Energieinitiative, sondern will über den Bau der Kraftwerke auch zur wirtschaftlichen Entwicklung der Länder beitragen – und damit auch zur politischen Stabilisierung von Europas Nachbarregion. Ziel ist es, bis 2050 Nordafrika wenn möglich komplett mit Ökostrom zu versorgen und  etwa 15 Prozent des europäischen Strombedarfs aus Wüstenstrom zu decken.

 

Geothermie-Kraftwerk außer Betrieb

Es ist ein Renommierprojekt von Vattenfall, das erste deutsche Geothermie-Kraftwerk Deutschlands in Neustadt-Glewe. Seit 2003 ist die 230 kw-Anlage am Netz und produziert – eigentlich – Strom und Wärme.

Doch ein Anruf bei Vattenfall in Berlin ergab heute: Das Kraftwerk ist zurzeit gar nicht am Stromnetz. Offenbar hat es einen Schaden in der Leitwarte gegeben, Näheres konnte die Sprecherin allerdings nicht sagen. Sogar nicht, seit wann es den Schaden gebe und ob er repariert wäre.

Mit viel Herzblut scheint Vattenfall das Projekt zumindest nicht zu verfolgen. Auf der Homepage gibt es keine weiteren Informationen. Andere Gerüchte lauten, dass die Stromproduktion schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr funktioniere. Schade, dass diese Technologie nicht weiter verfolgt wird – und wenn es auch ja erst einmal nur zu Forschungszwecken ist.

 

Chinas neuer Solarstrom-Tarif

Dass Chinas Energiemix umweltfreundlicher werden muss, das wissen die Verantwortlichen. Trotzdem überraschte die Nachricht, dass die Regierung nun die Einspeisevergütung für Solarstrom hochschrauben will: Fast einen Yuan soll es je Kilowattstunde Solarstrom geben, berichtet Reuters. Das wäre mehr als eine Verdopplung. Die neuen Sätze könnten so in den kommenden Jahren einen Solarboom auslösen, schätzt ein Analyst im PV Magazin die Entwicklung ein.

Dementsprechend überschlagen sich zurzeit auch die Prognosen. Schon in vier Jahren, also 2015, könnte Solarstrom in China mit konventionellem Kohlestrom konkurrieren. Das wäre tatsächlich beeindruckend, setzt aber voraus, dass tatsächlich radikal zugebaut wird. Zurzeit hat China eine Solarstromkapazität von 900 Megawatt. Bis Ende kommenden Jahres könnte sich die Zahl auf rund zwei Gigawatt mehr als verdoppelt haben.

Zur Einordnung sei allerdings ergänzt: Im Vergleich zu Deutschland handelt es sich in China nur um eine kleine Größenordnung. Ende 2010 waren hierzulande Anlagen mit einer Kapazität von 17.500 Megawatt am Netz.

Und wer profitiert nun vor allem von den höheren Einspeisetarifen? Wahrscheinlich wohl erst einmal die heimischen Produzenten, also Firmen wie etwa Yingli. Der chinesischen Modulspezialist gab vergangenen Freitag einen Rekordabsatz bekannt. Zwar sinken die Margen, aber das Unternehmen schaffte trotzdem im zweiten Quartal einen Nettogewinn von 58 Millionen US-Dollar. Dieses Jahr will Yingli um 60 Prozent wachsen – und das vor allem auf dem chinesischen Markt, so jüngst in der Pressemitteilung:

„With the announcement of the unified national solar feed-in-tariff, we are expecting a stronger growth in China in the years to come.“

Fragt sich nur, ob die deutschen Zellhersteller auch in China einen Fuß in die Tür bekommen. Der deutsche Solarspezialist und ehemalige Weltmarktführer Q-Cells hat allerdings gerade andere Sorgen. Das Unternehmen aus Bitterfeld-Wolfen hat wegen hoher Verluste einen harten Sparkurs angekündigt. Und ist damit nicht allein. Dem Berliner Modulhersteller Solon droht sogar die Insolvenz.