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EU: viel Cash für Atom, wenig für Erneuerbare

Vor kurzem hat die Arbeitsgruppe Umwelt des EU-Parlaments eine interessante Studie zum Thema „Umweltschädigende Subventionen“ veröffentlicht: „EU subsidies for polluting and unsustainable practices„. Eine deutsche Zusammenfassung gibt es auf den Seiten des Ecologic Institutes aus Berlin. Untersucht wurden die EU-Ausgaben in den Bereichen Landwirtschaft, Strukturpolitik, Verkehr und Energie sowie Fischerei.

Auch wenn der Tonfall zurückhaltend ist, inhaltlich ist die Bilanz verheerend (das hat man auch geahnt). Damit die EU ihre selbst gesteckten Ziele der 2020-Strategie erreicht und einen nachhaltigen, sprich: klima-und umweltfreundlichen, Haushalt vorlegt, muss sie noch „viel tun.“

Spannend sind etwa die Haushaltsposten im Bereich Verkehr und Energie. Was Umweltschützer immer wieder kritisieren, wird in der Studie mit Zahlen unterlegt: Europa hat viel übrig für Atomenergie, wenig für Erneuerbare Energien. Der Haushaltsplan der EU sieht für das Jahr 2011 im Bereich Energie Ausgaben von insgesamt 2,9 Milliarden Euro vor (u.a. für Forschungsprojekte oder lokale Initiativen). Diese teilen sich wie folgt auf:

„Fusionsenergie hat einen Anteil von 14 Prozent, Forschung im Bereich Energie unter verschiedenen Titeln einen Anteil von 12 Prozent Kernenergie unter verschiedenen Titeln einen Anteil von 12 Prozent und konventionelle und erneuerbare Energien kommen auf 4 Prozent.“

Die Ausgaben für eindeutig nachhaltige Energieformen (u.a. für Solar und Wind) machen also nur einen geringen Anteil des Haushaltsposten aus. Gerade die Milliarden für den Fusionsreaktor sind absurd, da klar ist, dass er vor 2050  kaum realisiert werden kann – für den Klimaschutz ist er also erst einmal keine große Hilfe. Die Empfehlungen der Autoren sind eindeutig:

„Investments on environmentally friendly-agriculture, energy and resource efficiency, renewable energies, sustainable mobility, eco-friendly technologies, etc. could improve competitiveness and increase employment in sectors that are considered to be crucial in the short, mid and long term.“

Leider konkretisieren die Autoren nicht, wie viele Arbeitsplätze sich durch eine „grünere“ EU-Haushaltspolitik schaffen ließen (nun gut, das war auch nicht ihre Aufgabe). Aber klar ist: Die EU wird ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht.

 

Schifffahrt buhlt um die besten grünen Ideen

„Schwimmende Sondermüllverbrennungsanlagen“, so titulieren Umweltschützer bisweilen die riesigen Container- und Handelschiffe. Denn sie fahren in der Regel mit Bunkeröl – und das ist ein klebrig-zähes Abfallprodukt aus den Ölraffinerien. Mit einer schlechten Klimabilanz: Wenn eine Tonne Bunkeröl an Bord verbrannt wird, entstehen im Schnitt drei Tonnen Kohlendioxid. Das weltgrößte Containerschiff, die „Emma Maersk“ lagert rund 16000 Tonnen an Bord.

Ihr Besitzer ist die weltgrößte Containerreederei Maersk aus Dänemark. Mit seiner Containerflotte ist Maersk inzwischen der größte Klimagas-Emittent des Landes. Doch das soll anders werden: Anfang des Jahres gab der Reedereigigant den Kauf von zehn Mega-Containerschiffen bekannt. Sie heißen „Triple E-Ships“ und sollen die weltweit effizientesten Containerschiffe werden: Die Co2-Emissionen sollen um 50 Prozent je Container gesenkt werden. Das alles soll vor allem über Größe passieren. Jedes Schiff wird 18.000 Container fassen können und so lang sein wie vier Fußballfelder. Stueckpreis: 190 Millionen US-Dollar. Die grünen Mega-Liner sollen zudem einen „Cradle-to Cradle“-Pass erhalten, der dokumentiert, welche Stoffe und Chemikalien wo in dem Schiff verbaut wurden. Das erleichtert das Recycling.

Mit der neuen Schiffsklasse tritt Maersk nun in einen Wettbewerb der grünen Ideen. Die britische Organisation „Forum for the Future“ hat 16 Verbände und Unternehmen aus der Schifffahrt an einen Tisch gebracht, um die Branche grüner zu machen. Ziel ist es (Achtung: Nun wird es etwas sperrig), „Systeminnovationen“ anzustoßen:

„The real innovation in the shipping system happens when members come together to find creative solutions to the shared challenges they face. We use a range of techniques to help them look at a wide range of issues including engineering and technical initiatives, policy proposals and marketing plans. At the same time, the companies themselves are pioneering new practice – Maersk’s super-efficient triple E ship, for example, or Cargill’s wind powered bulk carrier. The plan is to bring all of these approaches together to create wider change in the system. System innovation happens when a set of interventions are brought together to show a new way forward.
The plan is to bring all of these approaches together to create wider change in the system. System innovation happens when a set of interventions are brought together to show a new way forward. These solutions then need to scale – the second part of system innovation.“

Ein spannendes Vorgehen, wenn man das „System Schifffahrt“ grüner machen will. Natürlich geht es nicht darum, am Ende nur eine Idee – sprich: einen umweltfreundlichen Schiffstyp – zu küren. Sondern der Austausch, der Ideenwettbewerb, ist das Wichtigste.


 

Kollaps der Weltmeere: Das Beispiel Madagaskar

Heute hat ja ein internationales Expertengremium vor der Überfischung der Weltmeere gewarnt: Schon bald könnte das größte Massensterben seit Millionen von Jahren beginnen. Der Klimawandel, Dreck und Überfischung hätten die Meere an ihre Leistungsgrenze gebracht, inzwischen seien einige Fischbestände um 90 Prozent geschrumpft und könnten sich kaum noch erholen, Korallenriffe würden kollabieren.

Copyright: Ocean21
Copyright: Ocean21

Dass die Lage sehr ernst ist, zeigt eine aktuelle Studie der Universität Vancouver über die Lage der Fischerei in Madagaskar. Und noch mehr: Sie zeigt, dass die aktuelle Struktur der Fischerei nicht nur die Bestände dezimiert, sondern vor allem auch, dass die lokalen Bevölkerungen kaum vom internationalen Geschäft mit dem Fisch profitieren.

Der Studie zufolge sind die tatsächlichen Fangmengen in Madagaskar  in den vergangenen 50 Jahren doppelt so hoch gewesen wie offiziell dokumentiert. Es sind vor allem internationale Fangflotten, welche die Bestände vor der Küste leerfischen. Am Ende landet der Fisch in europäischen Fischrestaurants – die lokale Bevölkerung dagegen leidet Hunger.

Denn es sind auch europäische Fangflotten, welche die Bestände vor Madagaskar plündern. Und zwar ganz offiziell. Die Europäische Union unterhält diverse Fangabkommen mit afrikanischen Staaten. „Cash for Fish“ ist das Motto: Die EU zahlt dafür, vor Madagaskar fischen zu dürfen. Also alles ganz korrekt?

Mitnichten. Denn wo diese Art der Entwicklungshilfe am Ende ankommt, kann keiner genau sagen. In den seltensten Fällen bei den Einwohnern beziehungsweise den Fischern. Mit der Überwachung der Fangabkommen ist das Land zudem vollkommen überfordert: Madagaskar hat etwa gerade einmal drei Aufklärungsboote und neun Schnellboote, um sein riesiges Meeresgebiet zu überwachen. Ein Witz.

Zeit also, das internationale Fischereigeschäft neu zu strukturieren, und zwar so, dass Schluss ist mit der Ausbeutung fremder Fischbestände. Mehr Informationen dazu gibt es übrigens bei CFP-Reformwatch. Denn aktuell reformiert die EU ihre Fischereipolitik – und es besteht die Gefahr, dass sich vieles nicht zum Besseren wendet.

 

1. Transatlantik-Flug mit Biodiesel-Mix

Seit Jahren testen Airlines ja alternative, sprich: klimafreundlichere, Treibstoffe, um das klimaschaedliche Kerosin zu ersetzen. Fuer den morgigen Freitag hat der US-Konzern Honeywell nun den weltweit ersten Transatlantik-Flug mit Biodiesel im Tank angekuendigt. Eine Gulfstream G450 wird von New Jersey nach Paris starten, der Tankinhalt  besteht zu 50 Prozent aus Biodiesel und 50 Prozent herkoemmlichem Kerosin.

Aber ist Biodiesel tatsaechlich die Loesung fuers gruener Fliegen? Egal, ob er im Autotank oder im Flugzeug schwappt: Entscheidend ist, wie er produziert wird (Hier ein guter Artikel auf Yale Environment 360) und welche Folgen die Produktion hat.  Experten sind immer skeptischer, dass Biodiesel die Toploesung ist. Die Anbauflaechen fuer die Pflanzen sind begrenzt, Monokulturen mindern die Artenvielfalt, die Preise fuer Nahrungsmittel steigen.

Dazu kommt die Skepsis der Fluggesellschaften. Erst Anfang der Woche verkuendete der Umweltdirektor des Branchenverbands IATA, dass man derzeit kaum auf Biodiesel umschwenken koenne. Gerade mal sechs Prozent Biodiesel-Anteil seien realistisch – im Jahr 2020. Da fragt man sich doch, ob Biodiesel-Pilotfluege wie der morgige doch nur geschicktes Greenwashing der Airlines sind.

 

Stromfresser: Mikrochip soll Standby-Problem lösen

Standby kann ganz schön teuer werden: Bis zu einhundert Euro im Jahr kann es kosten, Fernseher, Computer und andere Unterhaltungsgeräte nicht richtig auszuschalten, sondern im Standby-Modus zu lassen, um sie schneller starten zu können.

Der japanische Elektronikkonzern NEC will nun eine Lösung gefunden haben: Ein Mikrochip, der mit Hilfe von Magneten es schafft, Daten zu speichern. Bislang benötigen Fernseher und andere Geräte ja eben Strom, um einen Datenspeicher zu versorgen, der einen Schnellstart ermöglicht.  Der neue Chip könnte diesen Stromverbrauch nun überflüssig machen.

Auch wenn es nach einer Lappalie klingt, solche Entwicklungen sind wichtig. Denn die Folgen von Standby summieren sich: Nach Angaben des Umweltbundesamt ließen sich in Europa rund 14 Millionen Tonnen des Klimagases Kohlendioxid einsparen, wenn der Standby-Modus vermieden werde. Das entspricht etwa dem CO2-Ausstoß von neun mittleren Kohlekraftwerken.

Auch die EU ist sich des Problems „Stromfresser“ bewusst. Ab Herbst wird es neue Energieeffizienz-Labels auf Haushaltsgeräten geben. Statt A++ heißt es nun etwa „A-80%“, damit Verbraucher noch schneller durchschauen können, wie stromsparend ein Gerät ist. Richtig: Die EU hat die Effizienzklassen noch einmal erweitert, unter anderem um A+++.

 

Italien stimmt ueber Atomenergie ab

Wovon man in Deutschland nur traeumen kann – an diesem Wochenende passierts in Italien: Die Bevoelkerung ist aufgerufen, ueber die Zukunft der Atomenergie abzustimmen. Am 12. und 13 Juni koennen die Italiener endgueltig per Referendum „Nein“ zur Atomenergie sagen.

In Italien sind seit Ende der 90er Jahre keine Kernkraftwerke mehr am Netz, eine Folge der Tschernobyl-Katastrophe. 80 Prozent der Italiener stimmten 1987 fuer den Ausstieg und die Abschaltung von vier Meilern. Vor zwei Jahren entdeckte allerdings Regierungschef Silvio Berlusconi das Thema und kuendigte, zusammen mit Frankreich, den Bau des Europaeischen Druckwasserreaktor EPR an. Als moeglicher Standort ist sogar die Touristenhochburg Venedig im Gespraech. 2013 sollte mit den Arbeiten begonnen werden.

Die Reaktorkatastrophe in Japan machte Berlusconi einen Strich durch die Rechnung. Berlusconi ordnete ein Moratorium an. Per Klage wollte er dann das Referendum ueber die Atomplaene verhindern, erst Anfang der Woche scheiterte er damit. Jezt koennen die Italiener am Sonntag und Montag zeigen, wie sie zur Atomenergie stehen.

Sicherlich ist das Referendum wichtig. Aber die Debatte ist rueckwaertsgerichtet. Italien hat, das ahnt wohl jeder Italienreisende, enorm viel Potenzial beim Energiesparen und den Erneuerbaren Energien. Gerade bei Solarstrom koennte das Land aufholen, schon heute laesst sich, dank der Sonnenausbeute, Solarstrom teilweise zu den gleichen Kosten produzieren wie konventioneller Strom (Netzparitaet). Der Ausbau ist allerdings nun erst einmal zurueckgegangen, nachdem die Regierung die Foerderung teilweise gedeckelt hat.

 

EEG-Novelle bremst Windstrom an Land aus – zu Recht?

Heute hat die Bundesregierung ein großes Energiepaket verabschiedet, das nicht nur den Ausstieg aus der Atomenergie festzurrt, sondern auch das Erneuerbare-Energien-Gesetz ändert. Das EEG setzt die Vergütungssätze für Ökostrom fest, die jeder Windmüller oder Solarwirt erhält. Wirklich interessant sind die Folgen für die Windbranche.

Die Offshore-Windparks dürfen sich über eine kräftige  Erhöhung der Vergütungssätze freuen. Auch die Degression (die gesetzlich garantierten Fördersätze je Kilowattstunde Ökostrom sinken von Jahr zu Jahr um einige Cents) verschiebt sich bei Offshore-Windstrom um noch einmal drei Jahre, da sich der Offshore-Ausbau verzögert habe, wie es im Entwurf heißt.

Anders dagegen die Situation für Windräder an Land. Unter den Ökostrom-Varianten Wind, Sonne, Biomasse, Geothermie sind sie ja zurzeit die kostengünstigste Alternative. Eine Erhöhung der Fördersätze für Windräder an Land sieht der EEG-Entwurf nicht vor. Stattdessen werden zwei Boni gestrichen, unter anderem der Repowering-Bonus.

Und ich würde jetzt mal sagen: Es hätte schlimmer kommen können (auch wenn der Bundesverband Windenergie die EEG-Novelle klagt). Warum sollte eine Technologie noch stärker per Umlage aller Stromkunden gefördert werden, wenn sich doch gerade zeigt, dass sie inzwischen fast auch ohne Zuschüsse im Vergleich zum konventionellen Strom mithalten kann. Das BMU kommt  zu folgendem Schluss:

„Der leichte Rückgang der Neuinstallationen im vergangenen Jahr ist nicht auf die Vergütung zurückzuführen, sondern auf eine zu geringe Ausweisung von Eignungsflächen, den langen Winter und sonstige Hemmnisse (z.B. Radar-Problematik). Für den weiteren Ausbau kommt es daher entscheidend darauf an, dass in den Ländern genügend Eignungsflächen ausgewiesen und restriktive Höhenbegrenzungen aufgehoben werden.“

Man kann gespannt sein, ob der EEG-Entwurf so den Bundestag passieren wird, oder ob es noch zu weiteren Änderungen kommt. Zu Recht wird ja etwa befürchtet, dass von der Offshore-Förderung vor allem die vier großen Stromkonzerne E.On, RWE, Vattenfall und EnBW profitieren, die sich das finanzielle Risiko der Offshore-Technologie leisten können.

Wenn man die Vier nicht überfördern will, sollte man vor allem ihre Marktmacht brechen. Das lässt sich nicht machen, indem man an den Offshore-Vergütungssätzen laboriert. Dafür braucht es strukturelle Eingriffe. Ein“Entflechtungsgesetz“, das Schwarz-Gelb laut Koalitionsvertrag aus dem Jahre 2009 plant, gibt es allerdings immer noch nicht.

 

Grüne Infrastruktur: Philadelphia prescht vor

Grüne Infrastruktur, das klingt nach Expertenvokabular, nach viel Theorie, aber wenig Praxis, oder? Die Ostküstenmetropole Philadelphia in den USA setzt nun radikal den Begriff um. Zwei Milliarden US-Dollar will „Philly“ in den kommenden 25 Jahren investieren, um eine Art geschlossenen Wasserkreislauf aufzubauen. So will die Stadt grüner im wörtlichen Sinne werden: mehr Grünflächen, mehr Parks, mehr Bäume. Als ein landesweites Vorbild lobt die Umweltorganisation National Resources Defence Council die Pläne (nun gut, sie war bei der Ausarbeitung der Pläne auch beteiligt).

Philadelphia will vor allem Regenwasser sammeln, um die teure Abwasseraufbereitung zu entlasten. Denn Regenwasser, das nicht in den Abwasserkanälen landet, muss nicht gesäubert werden. Das spart Energie und Chemikalien. Ein Drittel der asphaltierten Fläche in der Stadt soll zurückgebaut werden und in grüne Flächen verwandelt werden. Bäume, Bäume, Bäume – her damit. Wo sich sonst auf unebenen Bürgersteigen nach einem Schauer die Pfuetzen sammelten und dann das Wasser in die Kanalisation lief, bewässert es nun einen kleinen Park. Die so genannte Regengärten, gleich an einer Regenrinne gelegen, werden ebenfalls mit Regenwasser bewässert. Neue Brunnen sammeln das Wasser, genauso wie neue Dachgärten.

Das Besondere des Projekts ist wohl, dass erstmals eine Stadt mehr Geld für den Ausbau der grünen Infrastruktur in die Hand nimmt als für die graue (sprich: Kanalisationssysteme). Unterm Strich kommt Philadelphia die Aufforstung und Begrünung der Stadt günstiger als in den Ausbau der Kanalisation zu investieren. Die Bewohner werden sich über mehr Parks und mehr Grün in ihrer Stadt freuen. Und der Investitionsplan enthält sogar Ziele, die Philadelphia in 25 Jahren erfüllt haben soll – so kann man die Stadt an ihren eigenen Ansprüchen messen.

 

Mehr Transparenz beim Atomausstieg

Haben Sie schon einmal vom Umweltinformationsgesetz gehört? Die Idee ist simpel: Wer etwas von einer Behörde wissen will, kann die Bekanntmachung der Daten verlangen, egal, ob es um geplante CCS-Felder (Kohlendioxid-Verpressung unter Tage) in der Nachbarschaft, EU-Subventionen für Landwirte oder Genmais-Verunreinigungen geht.

Greenpeace will jetzt per Umweltinformationsgesetz die Energiewende vorantreiben. Denn weiterhin hält sich das, sagen wir mal freundlich, „Gerücht“, dass es zu Blackouts kommen wird, wenn die Bundesregierung den Atomausstieg ernst meint und auch im Winter keine Atomkraftwerke am Netz sind. Die Umweltschutzorganisation hat bei der Bundesnetzagentur beantragt, Daten der Netzbetreiber zu veröffentlichen. Bislang verweigern die Netzbetreiber die vollständige Veröffentlichung und verweisen auf Geschäftsgeheimnisse. Eine unabhängige Überprüfung der Daten, welche die Netzbetreiber zur Verfügung stellen, gibt es bislang nicht. Ein sperriges, aber wichtiges Thema. Denn es bleibt weiterhin unklar, ob die Stromnetze tatsächlich schon kurz vor dem Kollaps stehen, oder ob diese Einschätzung den Netzbetreibern nur entgegenkommt, um den Atomausstieg zu verzögern.

Ich bin gespannt, wie die Bundesnetzagentur reagieren wird. In anderen Fällen wie etwa den EU-Subventionen für die Landwirtschaft, kam es am Ende zu einer Veröffentlichung – aber  meist erst nach jahrelangem juristischem Gezänk. Dabei drängt die Zeit. Denn in diesem Sommer sollte sich entscheiden, wie es mit den Kernkraftwerken weitergeht. Und die Entscheidung sollte auf einer Datengrundlage getroffen werden, die nicht nur einseitige Interessen widerspiegelt.

 

Google treibt Offshore-Windkraft in den USA voran

Es ist doch erstaunlich, wo Google inzwischen überall aktiv ist. Neuster Coup: Der weltgrößte Internetkonzern investiert in das Stromkabel-Projekt Atlantic Wind Connection vor der amerikanischen Ostküste. Vor kurzem gab die zuständige amerikanische Regulierungsbehörde ihr Okay für die finanziellen Anreize für die Investoren. Sie dürfen nun mit einer Eigenkapitalrendite von 12,59 Prozent kalkulieren, schreibt das Wall Street Journal. Neben Google sponsorn der Investor Good Energies und der japanische Marubeni-Konzern das Projekt. Google hält rund 42 Prozent an dem Projekt, so das WSJ.

Copyright: Atlantic Wind Connection
Copyright: Atlantic Wind Connection

ATW will insgesamt rund 7000 Megawatt Offshore-Windkraftkapazität ans Netz bringen, indem es sogenannte Stromautobahnen mit HGÜ-Technik (Hochspannungs-Gleichstromübertragung) unter Wasser verlegt. Mit ihnen soll der Ökostrom von der See an Land gebracht werden. Ingesamt rechnen die Offshore-Spezialisten mit rund 500 Meilen Stromleitungen. Im ersten Schritt investieren sie rund 1,4 Milliarden US-Dollar. Noch gibt es in den USA keine nennenswerte Offshore-Windenergie. Nach ATW-Planungen könnten die 7000 Megawatt theoretisch fünf Kohlekraftwerke an Land ersetzen und zwei Millionen Haushalte mit Strom versorgen.