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Museke Mûseke

Bongo Flava, Hiplife, Compas, Soca und Zouk: Das Hamburger DJ-Team lädt zum „Utropic Boatride“ mit tropischer Musik aus aller Welt.

Das musikalische Programm auf den hinlänglich bekannten und allseits beliebten Barkassenfahrten der Hedi-Flotte könnte bunter und vielfältiger kaum sein: Punk- und Sixties-Bands, Dada-Hop, Balkan-Pop und Elektro-Swing, Indie und Techno… Den absoluten Vogel schießt allerdings das DJ-Team von Museke Mûseke ab. Auf ihren Utropic Boatrides erklingen Musikstile, die nur die wenigsten kennen: Hip- und Highlife aus Ghana, Naija-R&B aus Nigeria, Bongo Flava aus Tansania, Zouk aus Guadeloupe, Compas aus Haiti, Soca aus Trinidad und Cumbia aus Süd- & Mittelamerika. Da lässt man sich gerne von Magic Museke, Matseke und Nicolaseke in die Tropen entführen und mit Sounds beschallen, die im gewöhnlichen Club-Betrieb hiesiger DJs selten zu hören sind, aufgelegt von unbestrittenen Koryphäen ihres Fachs.

 

Matthias Vogt

Tanzen bis die Sonne aufgeht – zu den entspannten House-Klängen der DJs Zeitdeep und Matthias Vogt im Nochtspeicher auf St. Pauli

Nicht jedem Hamburger Clubgänger mag Matthias Vogt ein Begriff sein. Mit ambitionierten Projekten wie Ben’s New Tribe, The New Fusion, dem Matthias Vogt Trio und [re:jazz] konnte sich der ausgebildete Berufsmusiker und Instrumentalpädagoge für Jazz und Popularmusik aus Rüsselsheim in der Jazz-Szene einen Namen machen. Aber auch als DJ und House-Produzent ist der Wahl-Frankfurter erfolgreich: Im Cocoon, dem Vorzeigeclub der Stadt am Main, legt er regelmäßig auf. Nun kommt er in die Nochtwache in den Hamburger Nochtspeicher. Zusammen mit Zeitdeep alias Tim Werner, der quasi zum Inventar des Clubs gehört, wird er entspannte Beats und Sounds auf das Publikum loslassen, die für gute Laune sorgen. Was braucht man mehr, um eine Sommernacht bis zum Sonnenaufgang durchzutanzen?

Text: Jannis Hartmann

 

Homophobie

Auch im aufgeklärten Westen macht gleichgeschlechtliche Liebe noch einige Menschen nervös. Der Fotograf Chris Lambertsen will entgegenwirken. 

In 78 Ländern dieser Erde ist Homosexualität nach wie vor verboten. Und selbst hierzulande sowie in anderen vermeintlich aufgeklärten Regionen des Planeten herrscht bei vielen Menschen aller Altersklassen immer noch die (wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand zugegebene) Meinung vor, dass es sich bei gleichgeschlechtlicher Liebe und Sexualität um nichts Normales handelt. Dass in Bezug auf Lesben und Schwule ständig von Toleranz die Rede ist, beweist nur umso deutlicher, dass es an echter Akzeptanz mangelt. Dem entgegenzuwirken, hat sich unter anderem die Homophobie betitelte Fotoausstellung von Chris Lambertsen zur Aufgabe gemacht, die am 24. Juli in der Zentralbibliothek eröffnet wird. Die Begrüßung übernimmt Detlev Gause von der AIDS-Seelsorge Hamburg, das Eingangsreferat hält die Künstlerin und Medienwissenschaftlerin Dr. Claudia Reiche. Die Ausstellung läuft bis zum 23. August.

 

„Wacken 3D“

Im Kinosessel zwischen Schlamm, Haaren und Muckern – die neueste Dokumentation über das Metalfestival setzt auf große Effekte.

3D-Kino ist un-Rock ’n‘ Roll. Dennoch kommt nun eine Dokumentation über ein Metalfestival ins Kino, die genau auf diese Trendtechnik setzt. Das erlaubt die Frage, ob die Seele vom Wacken Open Air in den letzten Jahren gelitten hat – weil es wuchs und vermarktet wurde, weil Heino und Frei.Wild auf der Bühne standen, weil Jan Delay hier sein Video drehte. Man erinnert sich noch mit feuchten Augen an ein „Damals“, an die Bewegtbilder der koreanischen Regisseurin Cho Sung-hyung, die sie 2005 aufnahm und die als Off-Dokumentation Full Metal Village in die Kinos kam, als authentisches Porträt ohne Effekthascherei. Nun also Wacken 3D von Regisseur Norbert Heitker. Ein Film, der weniger tiefgründig sein wird und mehr auf das Staunen abzielt. Aber geben wir dem Ganzen eine Chance. Das Stimmungsbarometer in den Medien zeigt nach oben und macht Lust, sich den Spaß anzutun. Es ist gar von einer „beeindruckenden Mischung aus Affirmation und ethnologischem Forscherblick, aus Fantum und Distanz“ (faz.net) die Rede. Der 3D-Effekt ermögliche, sich als Teil des Festivals zu fühlen.

Text: Lena Frommeyer

 

Das ABC-Viertel

Gunther Gerlach und Sven Amtsberg bieten Hamburgern eine Alternative, die sich niemals die Blöße geben würden, an einer „normalen“ Stadtführung teilzunehmen.

Außerdem ist es doch immer dasselbe, auf diesen Touri-Veranstaltungen: Alster, Michel, Hafen – das ist altbekannt, gerade wenn man selbst hier wohnt. Umso reizvoller scheinen deshalb die Führungen von Sven Amtsberg, der in der Vergangenheit schon literarische Rundgänge durch Stadtteile wie Ottensen, Altona und Hammerbrook veranstaltete und dort aufdecken konnte, dass Altona auf Fischen gebaut und Ottensen als Insel von der Cap San Diego nach Hamburg gebracht wurde. Zusammen mit Gunther Gerlach möchte er sich nun dem ABC-Viertel widmen. Wie immer der Wahrheit verpflichtet, werden beide die Geschichte von Anton Bertram Coller, kurz ABC, erzählen, der den Hamburgern ihre Sprache schenkte, Wörter für sie erfand und damit reich wurde. Wer mehr über den Erfinder des Grußes „Hummel, hummel“ oder Begriffe wie „Kuddelmuddel“ erfahren möchte, sollte vorbeischauen. Alle Führungen sind im jeweiligen Stadtteil einmalig.

Text: Jannis Hartmann

 

Soap&Skin

Die zum „Wunderkind“ hoch geschriebene Mittzwanzigerin aus Österreich trägt ihre melancholischen Songs im Uebel & Gefährlich vor.

Von der Schweinemast zum „Wunderkind“: Dass Anja Plaschg alias Soap&Skin nicht den elterlichen Betrieb übernehmen würde, war ihr wahrscheinlich schon recht früh klar. Biografisches im Schnelldurchgang: Die Österreicherin begann als Kind mit dem Klavierspielen, dann kam die Geige und ein Interesse für elektronische Musik dazu. Mit 18 hatte sie bereits eine Ausbildung zur Grafikerin und ein Kunststudium abgebrochen. Dann ging es als Musikerin für sie rund: umjubelte Konzerte, hochgelobte Alben, Engagements für Film und Theater, Werbung und Preise, unter anderem der von der Europäischen Kommission ins Leben gerufene European Border Breakers Award (was Leute sich so alles einfallen lassen …). Heute ist die Gute gerade mal Mitte Zwanzig und wirkt so abgeklärt als hätte sie schon ein halbes Leben als Popstar hinter sich. Mutig, eigenwillig, selbstbewusst. Oder: John Cale und Nico in einer Person.

 

Slim Cessna’s Auto Club

Gott, Teufel, Drogenwahn und kaputte Beziehungen: Der bärtige Alternative-Country-Hipster singt seine düsteren Songs im Knust.

Wenn eine Country-Band ihre Alben auf dem Dead-Kennedys-Label Alternative Tentacles herausbringt, kann es sich einfach nicht um reaktionäre Rednecks handeln – selbst wenn ihre Lieder religiöse Themen behandeln und die Plattentitel zum Beispiel Cipher oder American Country Music Saved Her Life lauten. Die Musik von Slim Cessna’s Auto Club ist solch ein Fall von Alternative Country, dem man nicht anhört, dass die Musiker (oder zumindest einige davon) mit einem Fuß mal tief im Punk standen. Einflüsse aus Gospel, Blues und Folk (aber auch Gothic) sind da deutlicher zu erkennen. Und dass das Ganze dann auch noch sympathisch, unprätentiös und irgendwie schick aussieht – Banjo, Lap Steel, Stetson, Vollbärte, Augenringe – macht das Live-Vergnügen umso größer. Bitte empfangt das Sextett aus Denver, Colorado recht herzlich!

 

Dub FX

Der australische Musiker, MC und Loop-Station-Solist Benjamin Stanford schmeißt seine Maschinen diesmal in der Fabrik an.

Hinter Dub FX verbirgt sich ein Anfang-Dreißigjähriger aus Australien, der als Musiker viele Jahre hauptsächlich auf der Straße verbracht hat, wo er mithilfe einer Loop Station und seinen Skills als Rapper und Toaster massenweise Passanten zu bannen verstand. Seine erste Veröffentlichung war die Compilation seiner Straßen-Performances, die ein Freund mitschnitt, und die den naheliegenden Titel Live In The Streets trägt. 2009 erschien mit Everythinks A Ripple sein erstes Album. Seitdem ist Dub FX, der mit bürgerlichem Namen Benjamin Stanford heißt, Teil des ganz gewöhnlichen Musik-Business, inklusive regelmäßiger Outputs und dazu gehöriger Tour. Sein aktuelles Album, Theory Of Harmony, kam im letzten Jahr heraus. Ebenfalls 2013 war Dub FX bereits im Klubsen zu Gast. Diesmal rockt der Mann die Fabrik. Unterstützt wird er dabei von Cade, Andy V. und Bomsh.

 

Zeise Open-Air

Das Freiluftkino in Innenhof des Altonaer Rathauses zeigt  „Hannas Reise“ – eine zynische junge Frau beim Sozialpraktikum in Israel.

Immer steil nach oben und das am besten so schnell wie möglich. Dass man auf der Karriereleiter keine Sprosse überspringen kann (zumindest nicht auf dem Weg nach oben), muss auch Hanna lernen – auf die harte und doch charmante Tour. Niemand Geringeres als ihre sozial engagierte Mutter verwehrt der Tochter die bequeme Abkürzung und besteht auf Ehrlichkeit. In diesem Fall heißt das ein soziales Praktikum. So landet die junge Frau, die aus sehr viel Ehrgeiz und recht wenig Empathie gemacht ist, widerwillig in einem Behindertendorf in Tel Aviv.

Wozu der Charakter der zynischen Deutschen in Israel führt, kann am 23. Juli im Rahmen des Zeise Open-Air in außergewöhnlicher Atmosphäre verfolgt werden. Unter freiem Himmel im Innenhof des Altonaer Rathauses geht der Zuschauer mit Hanna auf große Reise – zu sich selbst.

Text: Tanja Ehrlich

 

Bierdegustation 73

Besonderes Bier fordert nach besonderer Aufmerksamkeit, deshalb tischt der Galopper des Jahres an einem Mittwoch außergewöhnliche Bierkreationen auf.

„Ein Bier, bitte!“ Mit irgendeinem Bier sind die meisten bei der Bestellung an der Bar eigentlich ganz zufrieden. Und auch in den Kühlschränken dieser Stadt herrscht Einklang: Astra, Holsten, Becks und Heineken umfassen das nicht allzu abwechslungsreiche Repertoire. Nicht zuletzt aus diesem Grund sind die Geschmacksnerven der Deutschen diesbezüglich etwas verkümmert. Schade drum, denn der Biermarkt hat viel mehr zu bieten. Alternative Braukultur boomt – und dass Bier ist nicht gleich Bier ist, davon kann man sich am 23. Juli in der diesbezüglich spezialisierten Gastronomie Galopper der Jahres selbst überzeugen. Bei der Bierdegustation werden sechs ungewöhnliche Nischenbiere aufgetischt, die die Geschmacksknospen aus der Reserve locken und den Gerstensaft-Horizont erfrischend erweitern. Die passenden Speisen gibt es selbstverständlich gleich noch mit dazu.

Text: Tanja Ehrlich