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India Week

Seit dem 2. November findet in Hamburg die indische Woche statt. In rund 80 Programmpunkten öffnet sich ein Fenster zum Orient – so auch im Metropolis Kino, wenn Filmperlen aus Indien gezeigt werden. So auch: Tage und Nächte in der Wildnis aus dem Jahre 1969. Darum geht’s: Vier Männer aus Kalkutta entschließen sich dazu, einige Tage der Stadt zu entfliehen. Die vier Akademiker brauchen Abstand von der Großstadt und sind daran interessiert, das traditionelle Leben des indischen Stammes der Santhal kennenzulernen. Auf dem Land, fernab der Metropole angekommen, benehmen sie sich den Bewohnern gegenüber überheblich und arrogant. Sie betonen ihre soziale Überlegenheit deutlich und zeigen, für wie rückständig sie die Stammesmitglieder halten. Doch durch einige Bekanntschaften soll sich ihre Einstellung maßgeblich ändern und gar Begehrlichkeiten wecken. Das gesellschaftskritische Drama von Satyajit Ray wird im Rahmen der India Week 2015 im Metropolis gezeigt. Als Ehrengast ist die Schauspielerin Sharmila Tagore bei der Vorstellung zu Gast.

Text: Louise Otterbein

 

26 Jahre Rote Flora

Die Rote Flora ist seit gefühlten fünfzig Jahren ein Bollwerk gegen die Gentrifizierung, die nirgends schlimmer zuschlug als in ihrer direkten Nachbarschaft. Sie ist Symbol des erfolgreichen Widerstands gegen das Establishment, Zankapfel in der Politik und Objekt der Begierde bei manchem Investor. Tatsächlich sind es nun 26 Jahre, die uns das Gebäude durch Besetzung erhalten haben, bewegte Zeiten mit viel Kultur und Brandanschlägen. Manch einer soll sogar seine Tochter nach dem Autonomen Kulturzentrum benannt haben.

Die Besetzung jährt sich zum 26sten Male. Zum Abschluss der Feierlichkeiten stellen die drei Hamburger KünstlerInnen Lüdde, Lemm und Ebert ihre Illustration aus, an brisanter Thematik wird es diesen nicht fehlen. „Um 20 Uhr ist Feierabend, damit alle pünktlich zum Tatort kommen“, heißt es fürsorglich auf der Facebook-Seite. Die Flora ist offensichtlich im 21sten Jahrhundert angekommen. Eintritt frei und Kuchen gegen Spende.

Text: Georg Kühn

 

Mexikanisches Totenfest

Der Tag der Toten ist in Mexiko ein fröhliches Fest. Bands spielen auf den Friedhöfen, man lässt sich mit Essen und Bier an der Gräbern der Verstorbenen nieder, verspeist Totenkopfplätzchen und dekoriert das Grab mit bunten Totenköpfen. Auch im Museum für Völkerkunde wird heute ganz mexikanisch gefeiert: mit einem farbig geschmückten Altar, auf den man die Bilder seiner Verstorbenen stellen kann, und vor allem auch mit Vorträgen, einem Film und einem umfassenden Kinderprogramm. Die Bilder kann man bis zum 30.10. beim Museum einreichen und am 1.11. wieder abholen, dazwischen bilden sie die Brücke ins Jenseits und die Kulisse für eine herrlich-fröhliche und kontaktreiche Feier. Eintritt frei bis 18 Jahre.

Text: Sabine Danek

 

Verschwunden

Als der heute legendäre Künstler Bas Jan Ader (1942–1975) am 9. Juli 1975 in seinem kleinen Segelboot zu der Aktion In Search of the Miraculous aufbrach, machte seine Frau Mary Sue Andersen ein letztes Foto von ihm. Auf einem Gaze-Vorhang weht es jetzt im Yogastudio Y8, das regelmäßig spannende Kunstinszenierungen bietet. An der Küste von Cape Cod sieht man Ader zu seiner Atlantiküberquerung aufbrechen, je näher man herangeht, desto mehr löst das Motiv sich auf und verschwindet. Ganz wie Ader selbst. Wurde sein Boot zehn Monate später an der irischen Küste angespült, ist sein Körper nie gefunden worden. Aders kleines, aber sehr populäres Werk, in dem er sich an Bäumen entlanghangelt, vom Dach stürzt oder in eine Gracht radelt, beschäftigt sich oft mit physikalischen Phänomenen.

Text: Sabine Danek

 

Feingemacht

Aus gebrannten Cashews, Erdnüssen oder Pistazien macht Brandgut vegane Aufstriche ohne Zusätze. Weitere Köstlichkeiten sowie Kunst, Mode und Design von Labels wie Ahoi Marie oder Henties können die Besucher auf dem Feingemacht Designmarkt von über 120 Ausstellern bewundern und kaufen. Kinder bis 14 Jahren dürfen kostenfrei staunen und streichen, außerdem erwartet sie die Kinderecke vom Tuschetiger. Catering, Suppe und Stulle vom Café Osterdeich aus Eimsbüttel. Hinter dieser kleinen und feinen Messe steckt Lisa Steinkopf, die bereits zum dritten Mal einlädt, stets mit steigendem Erfolg und nun auch als Zwillingsmutti. Handgemachtes, gut Ausgedachtes, Regionales und Ökologisches liegen ihr am Herzen. Ihr eigenes Label ist Steinkopf Handmade, welches sich löblich der handgemachten Wendemütze widmet, individuell, maritim und hochwertig, so heißt es.

 

Black Box Revelation

Schön schrammelig-schnoddrigen Garage-Rock machen Black Box Revelation aus Belgien. Das Duo, das im zarten Alter von 11 und 13 Jahren anfing, sich an Gitarre und Schlagzeug auszutoben, überzeugt mit abgeklärtem, lässigem Sound – und fühlt sich im Molotow sichtlich wohl, wie auf einem bei Wikipedia veröffentlichten Foto zu sehen ist. Ist ja auch klar, wurde ihr Genre schließlich in einem Bau erfunden, dem das sympathisch-abgeschrubbte Kästchen auf der Reeperbahn sehr ähnlich sieht. Dass manches Konzert dort schweißtreibend ausartet, ist bekannt. Unsere Empfehlung: viel trinken und ein Handtuch zum Trockentupfen mitnehmen.

Text: Theresa Huth

https://www.youtube.com/watch?v=wPeEvqXjgyw

 

Lower Dens

Im Hafenklang wird’s am Montag indie-elektronisch. Lower Dens aus Baltimore kommen nach Hamburg und besonders Frontfrau Jana Hunter schickt sich an, auch live die Fans mit ihrer außergewöhnlichen Stimme zu überzeugen. Trotz ihrer Besonderheit fügt sie sich organisch in den Sound der Band ein. Warmer Drone-Pop mit potenten Melodien schimpft das Hafenklang diese Klänge in der Eventbeschreibung.

Im März erschien nach langen drei Jahren das dritte Album der vierköpfigen Band. Escape from Evil heißt es und der Name ist Programm. Lebenskrisen werden besungen, mal melodramatisch, mal als Upbeat-Nummer. Vor allem aber ist der Indie-Electro von Lower Lens eingängig. Ob die Songs Ohrwurmcharakter haben? Das kann man nur testen, wenn man sich die Band anhört.

Text: Andra Wöllert

 

Mykki Blanco

Queer Queen of Gender Bending könnte sein inoffizieller Titel sein. Mykki Blanco gefällt der eindimensionale Blick auf sich aber nicht besonders, wie er in Interviews immer wieder deutlich gemacht hat. Es gibt keinen Zweiten, der so unaufgeregt zwischen Mann und Frau hin und her wechselt und dabei nicht wie eine Kunstfigur wirkt.

Hauptsächlich aber macht der New Yorker Musik – und auch die zwängt sich nicht in irgendwelche Genres. Mit Industrial Punk und dem Alias No Fear begann seine Karriere. Bekannt machten ihn aber erst Videokunstprojekte, in denen er als der Mykki Blanco, den wir heute kennen, auftrat – mit Perücke, ohne Perücke, glamourös oder in Heroin-Chic.

Anfang des Jahres gründete der Musiker, der offen mit seiner Homosexualität und HIV-Infektion umgeht, die Dogfood Music Group und arbeitet mit befreundeten Künstlern wie Yves Tumor, Psychoegyptian und Violence zusammen.

C-ore heißt ihre erste Veröffentlichung und kann alles von smoothen Beats bis Noise Rock. Ihr habt euch schon immer gefragt, wie es sich anhört, wenn Riot-Grrl-Musik auf Gangsta-Rap trifft? Am Montag gibt es die Antwort live im Uebel und Gefährlich.

Text: Andra Wöllert

 

Hudson Taylor

Singing For Strangers hieß das in diesem Frühjahr erschienene erste Album von Hudson Taylor. Hudson Taylor, das sind die beiden irischen Brüder Harry und Alfie, deren kleine Band anfänglich noch aus den Vornamen der Dubliner bestand, jetzt aus den jeweiligen Nachnamen. Macht genauso viel Sinn wie der Albumtitel – spielten diese Jungs mit ihrem wuchtigen Folk-Pop doch zunächst auf der Straße für interessierte Passanten. Dort sangen sie über das Leben, dass alles irgendwie zusammenhängt, und spielten dazu ihre akustischen Westerngitarren. Das gefiel so gut, dass schnell der Asphalt nicht mehr ausreichte und den Bühnenbrettern wich.

Text: Erik Brandt-Höge

 

Tagzwo

Wer jede Woche mit frischem Hass auf den Montag startet, hat nun zumindest einmal im Monat gleich wieder Grund zur Vorfreude: Im Fundbureau startet eine neue Reihe, die an jedem ersten Dienstag im Monat elektronische Musik präsentiert. Der Beginn ist frühaufsteherkonform und das intime Setting erlaubt Tuchfühlung zu den Acts. In diesem Fall sind das RØE und Miramaxel aus Wismar, mit deren zurückgelehnten, atmosphärischen Produktionen die elegante Überbrückung zum Wochenende mühelos gelingt. Ab jetzt also jeden ersten Dienstag im Monat mit einem Musiknötchen im Kalender markieren.

Text: Friedrich Reip