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Street Photography

In der Buchhandlung Gudberg Nerger wird im Rahmen einer Ausstellung das Fotojahrbuch der Onlinecommunity kujaja.com präsentiert.

Am Anfang wollten sie einfach nur einen Fotoband herausbringen. Ein richtiges, gedrucktes Buch, etwas, das offline war, aber online entstanden ist. „Sie“, das sind die Mitglieder einer stetig wachsenden Zahl von Straßenfotografen der Onlinecommunity kujaja.com. Nachdem das erste Projekt 2012 mit knapp 130 Mitgliedern realisiert wurde, ist aus dieser Community eine Gemeinschaft von 5.000 geworden, verteilt auf 120 Länder. Sie bündeln nach wie vor ihre Energien, um ihre Arbeiten zu dokumentieren, sei es in Fotobänden mit einem Dachthema wie Wasser, Night on Earth oder The Forest, oder auch mit Jahrbüchern zur World Street Photography. Weil sie mehr wollen als Facebook-Likes, spenden sie die Verkaufserlöse ihrer Bildbände an gemeinnützige Organisationen. Das diesjährige Jahrbuch, das die Arbeiten von 105 Fotografen abbildet, wird im Rahmen einer Ausstellung in der Buchhandlung Gudberg Nerger vorgestellt. Die Erlöse gehen an die Organisation Ashalayam, die Straßenkinder in Kalkutta dabei unterstützt, Armut und Obdachlosigkeit zu entkommen.

Text: Nik Antoniadis

 

„Ogay XIV“

Homophobie ist kacke: Zum vierzehnten Mal veranstalten die drei Ogays ihr entspanntes monatliches Gay Get-Together im Thier.

„In der Hamburger Schwulenszene ist überhaupt keine Bewegung; sie steckt fest in alten Themen. Das nervt total.“ So ungefähr lautet die Diagnose von Ogay, drei Hamburger Künstlern, die sich vorgenommen haben, diesem jämmerlichen Zustand ein Ende zu bereiten. Einmal im Monat entern sie das Thier und bieten allen Refugays, die die Hoffnung auf neue Energie in der Szene noch nicht aufgegeben haben, einen Treffpunkt. Dazu gibt’s natürlich vernünftig Beats und Bass, diesmal von Boobie aka Bobbie. Wer also Ogay zustimmt und sagt „Homophobie ist kacke“, wer die Zehn Gebote von Rodrigue Tremblay beherzigt und am Donnerstag in die Schanze will, kann ja mal schauen, welche neuen Impulse sich im Thier so bieten.

Text: Nik Antoniadis

 

Pecha Kucha Night

San Francisco, Whistleblowing, Partnervermittlung: Es gibt kein Thema, das einen bei der Vortragsreihe im Uebel & Gefährlich nicht erwarten kann.

Vortreten bitte – Referat! 20 Bilder in jeweils 20 Sekunden beschreiben! Pecha Kucha nennt man diese Präsentationstechnik aus Japan. Inzwischen gehören Hunderte Städte weltweit zum Pecha Kucha Network. Und Hamburg natürlich auch. Am Mittwoch stellen elf Presenter – Anglizismen sind bei solch globalen Events an der Tagesordnung – im Uebel & Gefährlich ihr Spezialgebiet vor. Dabei sind unter anderem Oliver Bartels von den Aalboys, Patrick Henke von Heute in Hamburg, Prof. Dr. Johannes Ludwig mit dem Vortrag Whistleblowing – Jeden Tag ein Edward Snowden? oder Fotograf Michael Osei-Ampadu, der uns die Fog City San Francisco zeigt. Abgerundet wird das Präsentationspotpourri spätestens von Mansanta. Die Partnervermittlung der besonderen Art bringt „Specialmenschen“ zusammen. Habt ihr auch durch den Konsum von Genfood wunderliche Sonderformen entwickelt? Dann meldet euch direkt an – oder hört euch vorsichtshalber erst einmal den Vortrag an.

Text: Andra Wöllert

 

Wortpicknick & Altonale

Zwei Lesungen, zwei Orte: Karen Köhler liest in Planten un Blomen, Solange Bied-Charreton in der Buchhandlung Th. Christiansen.

Wenn nichts mehr geht, muss ein Indianer her. Eine junge Frau sitzt am Ende ihrer Kräfte und mittellos an einer Tankstelle im Death Valley und weiß nicht mehr weiter. Bis ein Indianer sie auf einen Doppelwhopper einlädt. Sie gehen zusammen ins Casino und landen in einem schäbigen Motel – und schon ist die Welt wieder ein Stück in Ordnung. Karen Köhler (Foto) liest ab 20.15 Uhr in der Reihe Wortpicknick im Musikpavillon im Park Planten un Blomen aus ihrem Buch Wir haben Raketen geangelt und erzählt darin einmal mehr die Geschichte einer Frau, die sich als Meisterin des Überlebens entpuppt.

Lesung ja? Karen Köhler nein? Am gleichen Tag können Bücherwürmer sich auch in eine andere Romanwelt hineinziehen lassen. Im Rahmen der Altonale liest die junge französische Autorin Solange Bied-Charreton aus ihrem Buch Enjoy. Der Roman ist eine Kritik an der Generation „Digital Natives“. Charles macht es nämlich wie viele und inszeniert in sozialen Netzwerken sein Leben schön. Erst als er im echten Leben eine Frau kennenlernt, überdenkt er sein Dasein und seine Zukunftsvorstellungen. Den Kampf gegen die innere Leere erzählt die Autorin intelligent in präziser, provokanter Sprache.

So, lieber Leser, nun musst du dich entscheiden…

Text: Andra Wöllert

 

„Die Kirche bleibt im Dorf 2“

Kaum ist die Kirche gerettet, gibt es ein neues Problem mit dem Gotteshaus. Gelöst werden kann es wieder nur mit dem verfeindeten Nachbardorf.

„Marina, wo bleibt mei Piña Colada?“, beschwert sich die hippie-eske ältere Dame im Liegestuhl im Trailer zum neuen Film von Regisseurin Ulrike Grote. Der spielt aber nicht etwa in der Karibik, sondern in Oberrieslingen im Schwabenländle.

Im Dörfchen ist eigentlich alles heile Welt, gäbe es nicht die Kirche, dessen Dach einzustürzen droht. Das Problem: A Gäld homma net. Die Häberle-Schwestern aber dafür die Lösung. Bei einem Bandwettbewerb in Hamburg kann genug Geld für die Instandsetzung gewonnen werden. Für eine vollständige Gruppe werden aber Musiker aus Unterrieslingen gebraucht – der Nachbarort, mit dem sie spinnefeind sind. Zum Glück halten – wie in Teil eins von Die Kirche bleibt im Dorf – für das Gotteshaus alle zusammen und schon geht’s auf große Fahrt voller Verständnisprobleme in die Großstadt Hamburg.

Hier im Abaton findet die Premiere statt – mit den Darstellern Natalia Wörner, Stephan Schad, Karoline Eichhorn, Hans Löw und Julia Nachtmann. Schließlich sind Regisseurin Grote und Hauptdarstellerin Wörner hier zu Hause und stolze Exil-Schwaben.

Text: Andra Wöllert

 

„When There Is Hope“

Fotografien sind zwar realistisch, können aber trotzdem Hoffnungen und Träume vermitteln. So wie in dieser Ausstellung in der Kunsthalle.

Seit 1998 arbeitet Yto Barrada an ihrem berühmten A Life Full of Holes – The Strait Project, einer Fotoserie über Tanger, wo die französisch-marokkanische Künstlerin einige Jahre ihrer Jugend verbrachte und bis heute regelmäßig ist. Auf der anderen Seite der Straße von Gibraltar bildet die Stadt einen Gegenpol zu Europa, einen Ort des Transits vieler Afrikaner. Diesen „Absprungspunkt für Tausende Hoffnungen“ – wie sie selbst sagt – möchte sie mit ihrer Arbeit porträtieren. The Strait Project ist Teil der Phototriennale-Ausstellung When There Is Hope.

Sie zeigt in diesen kontroversen Zeiten Werke der zeitgenössischen Fotografie zum Thema Hoffnung. Träume, Phantasien und Sehnsüchte sollen übermittelt werden – trotz des fotografischen Anspruchs, die Realität widerzuspiegeln. Für viele KünstlerInnen ist dabei in den letzten Jahren, gerade aufgrund der eigenen Biografie, die Frage von Identität und Emigration zum zentralen Bildthema geworden. Bei When There Is Hope werden insgesamt 18 Fotografen und Videokünstler – darunter auch Annette Messager, Zohra Bensemra oder Adrian Paci – in der Kunsthalle ausgestellt. Kuratorin Petra Roettig erläutert sie.

 

Sleaford Mods

„The time has come for you to fuck off“, begrüßt das Duo seine Fans auf Soundcloud. Ihre Electro-Tiraden gibt’s aber auch live – im Hafenklang.

Manchmal braucht es jemanden, der für uns die schlechte Laune formuliert, der aufschreit und motzt, schimpft und meckert, den Finger in die Wunde legt, und das nicht, ohne vorher ein Tütchen Salz hineingerieben zu haben. Ob Jonathan Meese, das HB-Männchen oder aktuell die Gebrüder Grimmig von den Sleaford Mods – befeuert von Carling Dosenbier, Elektrozigaretten und sparkig riechenden Fred-Perry-Shirts gehören die von krudem Electro unterlegten Tiraden des chronisch unterzuckerten Duos zum entspannendsten Sound der Stunde. „The smell of piss is so strong, it smells like decent bacon.“ So riecht der Sommer. Eklig und grandios. Nachzuriechen gibt’s Sleaford Mods übrigens am Mittwoch live im Hafenklang. Die Vorhut bilden Sudden Infant (Berlin) und Circuit Breaker (London).

Text: Ingo Scheel

 

Literatur-Altonale

Vea Kaiser stellt ihren zweiten Roman „Makarionissi oder Die Insel der Seligen“ über eine zerrissene Familie vor.

Na, ob das die beste Idee von Oma war? Um den Fortbestand der Familie zu sichern, will sie die kluge und sture Eleni mit ihrem friedfertigen, aber machohaften Cousin Lefti verkuppeln. Das Dorf, aus dem die Familie kommt, liegt an der albanisch-griechischen Grenze und wurde im Krieg entzweit. Und so scheut Großmutter keine Intrige, um die beiden zur Heirat zu bringen, ja gar zu zwingen. Doch die angestrebte Ehe bewirkt das Gegenteil und reißt die Familie nur auseinander. Eleni und Lefti wandern aus. Sie landen in den Siebzigern in Hildesheim. Und Eleni findet ihre wahre Liebe. Ob die Verwandtschaft je wieder vereint sein wird? Der Roman Makarionissi oder Die Insel der Seligen ist das zweite Buch der österreichischen Autorin Vea Kaiser. Sie stellt ihn im Rahmen der Altonale vor.

Text: Andra Wöllert

 

Faith No More

Die Wegbereiter des modernen Metals schauen mal wieder in Hamburg vorbei und bringen ihr neues Album „Sol Invictus“ mit.

18 Jahre hat es gedauert, bis die Gründerväter des Crossover ein neues Album aufgenommen haben. Im Rahmen ihrer Welttournee kommen Faith No More nun mit ihrer im Mai veröffentlichten Platte Sol Invictus nach Deutschland bzw. Hamburg in die Sporthalle. Zu Recht bezeichnete Krist Novoselić von Nirvana Faith No More als „den wichtisten Wegbereiter für Nirvana“. Bands wie Metallica oder Anthrax lobten Faith No More mehrmals als ihre Lieblingsband. Spätestens seit dem Erfolg von The Real Thing aus dem Jahr 1989 haben die fünf Bandmitglieder einen Platz in der Musikgeschichte als einflussreichste Rock-Band ihrer Generation sicher. Ihr neues Album wird als das Rock-Comeback des Jahres gefeiert. Mit einer Mischung aus Artrock, Hardcore Punk und Funk Metal ist der Sound von Faith No More bis heute einzigartig.

Text: Marcus Praetorius

 

Herrenmagazin & Dear Reader

Deutsch-südafrikanischer Austausch: Bei TV Noir spielen die Künstler nicht nur die eigenen, sondern auch die Songs ihres Pendants des Abends.

TV Noir verlässt für den Festivalsommer seine Berliner Heimat und kommt für ein Konzert ins Zirkuszelt im Schanzenpark. Mit dabei: das altbewährte Konzept. Zwei Künstler treffen sich auf der Bühne und spielen zusammen oder allein, eigene Stücke oder die Songs des anderen. Das wird dieses Mal ein besonders spannendes Unterfangen, stehen mit der deutschen Gitarrenpop-Kombo Herrenmagazin und der südafrikanischen Indie-Pop-Künstlerin Cherylin MacNeil aka Dear Reader doch zwei Bands auf dem Plan, die in jedem Fall erst einmal die englisch-deutsche Sprachbarriere überwinden müssen.

Ob – und wenn ja, wie – sich die mittlerweile in Berlin ansässige MacNeil an die deutschen Texte von Deniz Jaspersen und Rasmus Engler heranwagt, wird sich zeigen. Alles andere ist dann sowieso ein leichtes Spiel. Denn die helle, glasklare und eindringliche Stimme der gebürtigen Johannesburgerin scheint wie gemacht dafür, sich vom melodischen Pop der Hamburger Jungs tragen zu lassen und den Zuschauern eine gehörige Gänsehaut zu bescheren. Insbesondere, wenn sich für die zweistimmigen Passagen Herrenmagazin-Frontmann Jaspersen dazugesellt.

Wer’s nicht glaubt, darf sich gerne den Trailer zum 2012er TV Noir Konzert der beiden Bands ansehen – und danach einen Apfel auf seinem Arm reiben. Dank Akustik-Instrumenten und der für die TV-Noir-Sessions typischen intimen Atmosphäre könnte auch der Abend im Zirkuszelt einige emotionale Momente bereithalten.

Text: Theresa Huth