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Soul Of Hamburg

Das Duo released sein Fotobuch, Flexibles Flimmern zeigt die Doku „Everybody Street“ und die besten Bilder des Wettbewerbs „Erkunde Hamburgs Straßen“ werden ausgestellt.

Wenn man durch die Straßen läuft, sieht man ständig etwas, das man festhalten möchte. Auf einem Foto. Um den Moment zu verewigen. Das Leben zu fotografieren. Ein Duo, das sich Soul of Hamburg nennt, hat sich auf diese Art der Fotografie spezialisiert. Ihre Bilder veröffentlichen sie in einem Blog. Gerade erst erschien ihr erstes Buch. Vom 1. bis 3. Dezember laden Soul of Hamburg, das mobile Kino Flexibles Flimmern und der Fotograf Fabian Melchers zu einem Gruppenevent in den Projektor. Zum einen präsentieren sie gemeinsam die Ausstellung Everybody Streetphotography 2, die 30 Gewinnerfotos des Wettbewerbes Erkunde Hamburgs Straßen umfasst. Knapp 500 Fotos wurden eingereicht, darunter auch Handyaufnahmen. Zum anderen zeigt Flexibles Flimmern am Dienstag ab 20 Uhr die kanadische Dokumentation Everybody Street von Cheryl Dunn. Die Filmemacherin illustriert darin die Entwicklung der New Yorker Street Photography in den vergangenen 90 Jahren und interviewt Fotografen, die das Genre maßgeblich prägten. Tickets können reserviert werden.

Text: Lena Frommeyer

Everybody Street – Trailer from Alldayeveryday on Vimeo.

 

Gereon Klug

Der Gründer der Hanseplatte schrieb jahrelang in seinen Newslettern über die Beschissenheit der Welt. Die E-Mails wurden Kult und das Buch „Low Fidelity“ ward geboren.

Gereon Klug schrieb für Hanseplatte, seinen Plattenladen im Karoviertel, die lustigsten Newsletter der Welt. Low Fidelity fasst die gesammelten Briefe in Buchform zusammen. Im Golem liest der humorvolle Schnauzbartträger am 3. Dezember aus den Newslettern, die viel mehr sind, als „Das-sind-unsere-neuen-Platten-Nachrichten“. Gereon Klug dazu: „Ich konnte zu den Platten nichts mehr sagen und ich dachte, das liest eh keiner mehr, schreibste halt irgendwas. Und dann kamen tatsächlich Reaktionen. Dass das Steinzeitmedium E-Mail überhaupt noch wer öffnet, obwohl man Hunderte davon am Tag kriegt und alle facebooken – ich bin erstaunt und froh darüber, dass mir das eine Zeitlang gelungen ist.“ Nun, worüber schrieb der Mensch, der auch als Tourmanager des Komiker-Trios Studio Braun arbeitete? Er habe sich an der Beschissenheit der Welt und den Zumutungen der Moderne abgearbeitet. „Wir sind umzingelt von schlimmen Sachen, sexuell, religiös, optisch, ästhetisch, politisch.“ Also reichlich Stoff, an dem er sich austobte.

Text: Lena Frommeyer

 

Ohne Worte

Dafür aber mit Händen und Füßen – die neue Ausstellung „Dialog im Stillen“ bittet zum stummen Gespräch. Eine vorherige Reservierung ist notwendig.

Bisher brachte die Erlebnisausstellung Dialog im Dunkeln uns den Alltag von blinden Menschen näher – seit Herbst 2014 beschäftigt sich die Ergänzung Dialog im Stillen mit dem Thema Gehörlosigkeit. Gleich zu Beginn der 60-minütigen Tour setzen die Besucher schalldichte Kopfhörer auf: Die Umwelt ist verstummt, während die gehörlosen „Sprachlehrer“ durch die fünf Stationen der Ausstellung und in die nonverbale Kommunikation einführen. Mimik, Hände und Körperhaltung rücken in den Mittelpunkt. Anhand von Tafeln, Licht- und Schatten-Leinwänden und vielen Übungen erklären die Guides einfache Gebärden: Sie zeigen wie man das zentrale Sprachorgan, die Hand, flink und präzise bewegt. Wer noch tiefer in die Welt der Gehörlosen eintauchen möchte, der kann sonntags am Brunch im Stillen teilnehmen: Rund ein Dutzend Leute – natürlich mit Kopfhörern – sitzt an zwei großen Tischen. Ohne Worte, dafür mit Händen und Füßen wird sich dabei unterhalten, nach der Butter oder dem Kaffee gefragt. Schnell kommt man ins Gespräch – mit dem gehörlosen Personal und den „ertaubten“ anderen Gästen. Nicht zuletzt wohl auch aufgrund der Tatsache, dass der vielleicht größte Vorteil der Gebärdensprache ist, auch mit vollem Mund sprechen zu können.

Text: Jannis Hartmann

 

Aleksej German

Im Rahmen des Deutsch-Russischen Kinoforums ist die Witwe des Filmemachers Aleksej German zu Gast im Metropolis.

Unabhängige Produktionen über die Ukraine und eine Werkschau des Regisseurs Aleksej German (geboren 1938) stehen im Mittelpunkt des Programms, das mit 22 Filmen den internationalen Kinodialog fördern möchte. Mit dem kritischen Kriegsfilm Straßenkontrolle war German schon in den frühen 1970er Jahren in der westlichen Filmwelt bekannt geworden, nun präsentiert seine Witwe das filmische Vermächtnis: Es ist schwer, ein Gott zu sein (Originaltitel: Trudno byt bogom) ist eine dreistündige Zeitreise in die Menschheitsgeschichte. Am 1. Dezember stellt die russische Autorin Svetlana Karmalita das Werk ihres 2013 verstorbenen Mannes Aleksej German vor. Weitere Filme im Rahmen des Deutsch-Russischen Kinoforums sind noch bis zum 5. Dezember im Metropolis Kino zu sehen.

 

Easy October

Ruhig, akustisch, emotional: Die schwedische Band macht Musik wie gemacht für einen Roadtrip – oder die Hasenschaukel.

Kristoffer Hedberg kennt man hierzulande kaum. Solo schrieb er bisher hauptsächlich Songs in schwedischer Sprache. Gleichzeitig ist der Musiker die zentrale Stimme des 2011 gegründeten Bandprojekts Easy October. Mit seinen Kollegen Nike Ström, Kristofer Åström und Patrik Carlsson an der Seite schwenkt er auf englische Lyrik um. Das hat den wundervollen Effekt, dass nun eine breitere Öffentlichkeit eine Idee davon bekommt, wofür es sich zuvor gelohnt hätte, Schwedisch zu lernen. Punktgenau sind seine Texte, denen mit Melodien sanft Leben eingehaucht wird, die man anstandslos im Mittleren Westen der USA verorten könnte. Ruhig, akustisch, emotional – bei Göteborg muss es ebenfalls weite Prärien geben und Easy October liefern den perfekten Soundtrack für einen Roadtrip durch die Natur – oder eben für einen netten Abend in der Hasenschaukel.

 

„Tauberbach“

Das Tanzstück des belgischen Choreografen Alain Platel ist am 30. November zum vorerst letzten Mal auf Kampnagel zu sehen.

Die Arbeit des belgischen Choreografen Alain Platel begeistert sowohl die Kritiker als auch das Publikum. Seine neueste Produktion Tauberbach wurde von der Zeitschrift Tanz zur Produktion des Jahres gekürt. Platel ließ sich von einem Gehörlosen-Chor inspirieren, der Kompositionen von Johann Sebastian Bach aufführte (Achtung, Wortspiel: Tauber Bach). Die fünf Tänzer des Kollektivs Les Ballets C de la B und die Schauspielerin Elsie de Brauw zeigen, wie man im vermeintlich Krankhaften, Andersartigen und Hässlichen das Schöne entdeckt. Oder, wie es die Veranstalter ausdrücken: „Ein Universum am Rand unserer Wahrnehmung, in dem die Logik unserer Sinne außer Kraft gesetzt wird.“ Platels Choreografie war in den letzten zwei Tagen bereits auf Kampnagel zu sehen. Die vorerst letzte Gelegenheit bietet sich nun am 30. November.

Text: Natalia Sadovnik

 

Mad Caddies

Das sonnig gelaunte kalifornische Septett präsentiert den Feel-Good-Sound seines aktuellen Albums, „Dirty Rice“, live im Knust.

Feel-Good-Sound aus Kalifornien. Die Mad Caddies haben sich 1995 gegründet, seitdem neun Alben veröffentlicht und sich durch regelmäßiges Touren weltweit eine beachtliche Fangemeinde erspielt. Ihre Anhänger halten sie für die „beste Ska-Punk-Band“ der Welt – dass hier die Begriffe „Ska“ und „Punk“ sehr unscharf verwendet werden, tut nichts weiter zur Sache. Das Septett kombiniert Off-Beat-Rhythmen, wie sie für jamaikanische Musik typisch ist, mit Alternative-Rock-Spielarten. Was dabei herauskommt, ist nicht nur absolut Festival-tauglich (siehe Hurricane 2012 oder Area4 2011 oder Bizarre 2001), sondern funktioniert auch in mittelgroßen Konzertclubs wie dem Knust. Hier stellen Mad Caddies am 30. November ihren aktuellen Tonträger, Dirty Rice, live vor. Als Einheizer fungiert die stilistisch ähnlich geartete Gruppe The Tips aus Neuss.

 

Maxim

Pathos, Melancholie und großer Pop: Zur Bewerbung seines aktuellen Albums „Aus dem Staub“ gastiert der Wahlkölner mit seiner Begleitband im Mojo Club.

Aus dem Staub, Haus aus Schrott, Alles versucht – die Titel seiner Stücke klingen nicht gerade nach strahlendem Optimismus. Doch wenn man die Musik des Wahlkölners Maxim hört, wendet sich das Blatt. Haben wir es hier doch mitnichten mit düsteren Sounds zu tun, auch wenn das ein oder andere besungene Thema ein eher ernstes ist. Die Musik wirkt leicht und entspannt, dazu kommt eine ordentliche Portion Pathos und Melancholie (und ein hübscher Sänger, der all das zu verkörpern weiß) – also die perfekten Zutaten für großen Pop. Da will es auch nicht weiter verwundern, dass Maxim zurzeit aus dem Touren gar nicht mehr herauskommt und zur Bewerbung seines aktuellen Albums, Aus dem Staub, schon wieder (oder immer noch) unterwegs ist. Im Mojo Club erwartet ihn ein herzlicher Empfang.

 

Maritimer Weihnachtsmarkt

Im Formschoen versammeln sich Hamburger Labels, um bei Glühwein und veganen Snacks ihre Design-, Mode-, Schmuck- und Fotografie-Waren anzubieten.

Der Pop-up-Store Stadtkutter versammelt am 29. und 30. November im Formschoen. Raum für Design urbane Accessoires aus dem Norden: Design, Mode, Schmuck und Fotografie zum Kaufen und Verschenken; mit dabei sind unter anderem das Café-Glück, der elbbote, Flaschenfieber, harry hirschs einkochkunst, Jackymatus design, Kila-photography, die Kleiderfee, Mas Belleza, das Marmeladenmaedchen und die Wolkenfabrik. Dazu gibt es Glühwein, Kekse sowie herzhafte und vegane Snacks. Während die Eltern shoppen, sind die Kinder mit basteln und schminken beschäftigt. Vielleicht genau das richtige für einen Sonntag? Zur Info: Der Pop-up-Store Stadtkutter ist ein Zusammenschluss aus zehn Hamburger Labels. Die Location Formschoen ist ein 2014 eröffneter Coworking Space rund um die Modeproduktion. Hier finden auch regelmäßig Workshops statt.

 

„Don’t wake Daddy“

29 Künstler zeigen bei Feinkunst Krüger ihre Low Brow Art: betrunkene Monde, Clowns mit Brüsten – ein Hoch auf den Pop-Surrealismus.

Wer Pop-Surrealismus mag, liebt Don’t wake Daddy. Zum neunten Mal findet bei Feinkunst Krüger die große Ausstellung statt, die ganz im Zeichen der künstlerischen Strömung Low Brow Art steht. Bei der Gruppenschau zeigen 29 internationale Künstler ihre Werke. In diesem Jahr ist auch Femke Hiemstra wieder mit dabei. Eines ihrer aktuellen Werke zeigt ein besorgt dreinschauendes Schwein, das durch die Nacht stapft. In seinem Bast-Rucksack liegt der besoffene Mond (oder ist es die Sonne?) und schläft mit zwei leeren Flaschen in den Händen. Auch Jon MacNair gibt sich die Ehre. Eine seiner Darstellungen zeigt einen Teufel und einen Vogel in Menschengestalt, die eine Art Fisch mit menschlichem Gesicht opfern. Ebenfalls strange ist das Bild von Brendan Danielsson, der einen betrübten, nackten Clown mit großen Brüsten malte. Am 29. November findet die Vernissage vom Don’t wake Daddy statt, zu der auch einige der Künstler kommen.

Text: Lena Frommeyer