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Deltron 3030

Die Hip-Hop-Supergroup um den Produzenten Dan the Automator feiert nach vierzehn Jahren ihr Comeback im Uebel & Gefährlich.

Wer hätte gedacht, dass man die noch mal zu sehen bekommt? Deltron 3030 traten erstmals im Jahr 2000 in Erscheinung. Ihr selbstbetiteltes Debüt setzte Maßstäbe in puncto Originalität und Abgeklärtheit. Von Könnern wie dem Produzenten Dan the Automator, dem Rapper Del tha Funkee Homosapien und dem DJ-Virtuosen Kid Koala war auch nichts anderes zu erwarten. Danach verschwand die All-Star-Group wieder in der Versenkung, während die einzelnen Mitglieder an ihren jeweiligen Solokarrieren und anderen Projekten (so zum Beispiel Gorillaz) weiterbastelten. Letzten Herbst erschien dann überraschenderweise das zweite Album von Deltron 3030, das den passenden, aber auch irgendwie lieblosen Titel Event 2 trägt. Im Rahmen seiner Europatour kommt das Trio nun in Bandbegleitung (sie nennen es „Orchestra“) nach Hamburg. Auf die Live-Show kann man gespannt sein.

 

Brittani Sonnenberg

Wie ist es, auf mehreren Kontinenten gleichzeitig aufzuwachsen? Die amerikanische Schriftstellerin stellt ihr Buch im Nochtspeicher vor.

Brittani Sonnenberg ist eine „Nomadin des Kapitalismus„. Sie gehörte zu jenen Kindern, deren Eltern für internationale Konzerne und Organisationen auf der ganzen Welt arbeiteten, mal auf diesem und mal auf jenem Kontinent leben und nirgendwo richtig zu Hause waren. Die Schriftstellerin wurde als Kind einer amerikanischen Familie in Hamburg geboren und wuchs zwischen London, Shanghai und Singapur auf. Das klingt aufregend – und entwurzelt. Was macht so ein Leben mit einem? Brittani Sonnenberg hat ein Buch darüber geschrieben, den Roman Heimflug (Home Leave). Sie stellt ihn am 26. November im Rahmen der Reihe Der Norden liest vor. Unterstützung bekommt sie dabei von der deutsch-amerikanischen Schauspielerin Lavinia Wilson und die in Hamburg lebende, New Yorker Musikerin Eva Keretic.

Text: Lena Frommeyer

 

King Tuff

Matte, Kutte, Sonnenbrille: Kyle Thomas und seine Mannen erklären die Gemeinsamkeiten von Sex und Rock’n’Roll am 26. November im Hafenklang.

Och Gottchen, wie die aussehen: langes Haar, Arschloch-Sonnenbrille, Stirnband, Jeans-Kutte und jede Menge Sticker… Seriös ist was anderes. Aber keine Bange: Die wollen nur spielen, und zwar den guten, alten Rock’n’Roll (einen Gebrauchtwagen würde man denen jedenfalls nicht abkaufen). Also: Cool abgehangener Garagenrock und dreckiger Heavy-Blues ist das Metier von Kyle Thomas, der sich auf der Bühne King Tuff nennt und von zwei Kumpels an Bass und Schlagzeug begleiten lässt. Seit fast zehn Jahren ist Thomas als tuffer König unterwegs. Drei Alben sind in diesem Zeitraum erschienen, das letzte beim legendären Sub-Pop-Label. King Tuff bezeichnet die Platte als „rock & roll sexperience“: „Rock’n’Roll and sex are the same thing. They both involve energy, juices, rhythm, sound, excitement, pleasure, at least a little bit of talent, screaming and orgasm faces.“ Keine Frage, das wird mit Sicherheit ein lustiger Abend.

 

Benjamin Booker

Rau, elektrisch verstärkt und nicht unauthentisch: Ein 25-jähriger US-Amerikaner trägt die Fackel des Blues ins 21. Jahrhundert.

Die Musikgeschichte ist ein endloses Weiterreichen der Fackel, explizit bei Folk- oder Jazzstandards, etwas verklausulierter in den Samples und Zitaten von Popmusik. Und wenn ein Mittzwanziger wie Benjamin Booker sich in seinem punkigen Bluesstücken auf jüngere Acts wie die White Stripes bezieht (statt, sagen wir mal, Robert Johnson oder Leadbelly), ist das nicht unauthentisch, sondern im Gegenteil ehrlich. Der Gitarrist spielt nicht nur elektrisch, er wirkt auch selbst so. In den Liedern seines Debütalbums steht er hörbar unter Strom, als hätte der junge, wütende Conor Oberst den Soul gefunden. Punk, Blues und mehr als solides Songwriting treiben Benjamin Bookers Songs an, deren Energielevel zuverlässig im roten Bereich bleibt. Dagegen ist Idol und Jam-Partner Jack White schon fast Classic Rock. Die Fackel brennt in seiner Hand jedenfalls gleißend hell.

Text: Michael Weiland

 

American Authors

Ihren Pop-Rock-Songs scheint die Sonne aus dem A****. Das Indie-Quartett aus New York spielt live im Knust.

Wenn man seinem Debütalbum den Titel Oh, What A Life verleiht, kann man nur Vollblutoptimist oder Zyniker sein. Das amerikanische Quartett, das sich American Authors nennt und hinter eben dieser Tonträgerveröffentlichung von vergangenem März steckt, zählt in die erste beider Kategorien und somit zu einer der vermeintlich kleineren Fraktionen der Musikwelt. Die vier Bandmitglieder lernten sich auf dem Berklee College Of Music kennen und brachen gemeinsam das Studium ab, um in einer kleinen Wohnung in Brooklyn zu leben und Musik zu machen. Die Pop- und Rocksongs, die hier entstanden – wie unter anderem der Radiohit Best Day Of My Life – behandeln nicht ausschließlich die Sonnenmomente des Lebens, doch bleibt der optimistische Weltblick erhalten. Ziemlich sicher, dass ein Konzertabend mit dieser Band dem allgemeinen Wohlbefinden nur zuträglich sein kann.

Text: Miriam Mentz

 

Seether

Die 1999 in Südafrika gegründete Post-Grunge-Gruppe kommt mit ihrem sechsten Album „Isolate and Medicate“ in den Gruenspan.

Südafrika ist nicht vordergründig für seine Rockszene bekannt, Seether wögen mit ihrer bisherigen Bandgeschichte aber locker eine Hand voll mittelerfolgreicher Gitarrenformationen auf – würde man gerade an einem Atlas über Gründungsorte und Genreströmungen arbeiten. Unabhängig davon hat das Quartett im Sommer sein sechstes Studioalbum veröffentlicht, Isolate and Medicate, für das Sänger Shaun Morgan sein Eigenheim umstrukturierte, um sich besser konzentrieren zu können und den veränderten Raum auf sich wirken zu lassen. Wenn’s hilft… Die neuen Stücke nahmen Seether erneut mit Brendon O’Brien auf, den man von Kooperationen mit Pearl Jam oder Bruce Springsteen kennen könnte. Das Ergebnis sind frontale Gitarrensounds, Post-Grunge und episch bis melancholische Hymnen.

Text: Miriam Mentz

 

Constellations

Eine Beziehung – unendlich viele Möglichkeiten: Nick Paynes umjubeltes Stück feiert seine Hamburg-Premiere im St. Pauli Theater.

Roland und Marianne treffen sich auf einer Grillparty. Sie ist Physikerin, er ist Imker. Sie haben nichts gemeinsam, bis dieses Nichts in einem simplen Moment zu einem Universum wunderbarer Möglichkeiten expandiert. Constellations verspricht ein rauschhaftes Bühnenspiel über die unendlichen Wege der Begegnung, den wechselhaften Verlauf des Lebens und den Zauber der Liebe. Angelehnt an die Multiversumtheorie katapultierte Autor Nick Payne das Theater in eine neue Dimension, brach immer wieder die Linearität der Handlung auf und verknüpfte existenzialistische Fragen jenseits aller Wissenschaft über Schicksal und den freien Willen zu einem genialen Theaterereignis. Gefeiert von Kritikern in London und New York wurde Constellations 2012 mit dem renommierten Evening Standard Theatre Award ausgezeichnet, mit Nick Payne als dem bislang jüngsten Preisträger.

Text: Reimar Biedermann

 

„Das Wunder von Bern“

Ballzauber auf der Bühne: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen…“ – ab 23. November im neuen Theater an der Elbe.

Bessere PR-Arbeit hätte der DFB gar nicht für das neue Musical in Hamburg leisten können: Im selben Jahr, in dem die deutsche Fußballnationalmannschaft den vierten Stern aufs Trikot genäht bekam, wird am Hafen Das Wunder von Bern uraufgeführt. Darin wird die Geschichte des ersten Titelgewinns erzählt – anhand eines deutschen Nachkriegsschicksals. Der kleine Matthias lebt mit seinen Geschwistern und Mutter Christa in Essen. Der Junge schwärmt für Nationalspieler Helmut Rahn und wünscht sich nichts sehnlicher, als sein Idol zur WM zu begleiten. Doch als sein Vater nach zehn Jahren aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrt, ist nichts mehr, wie es einmal war … Das Musical unter der Regie von Gil Mehmert basiert auf dem gleichnamigen Film von Sönke Wortmann, die Musik schrieb der Hamburger Martin Lingnau – mit Songtexten von Frank Ramond, der sonst Stars wie Annett Louisan, Ina Müller oder Roger Cicero die Worte in den Mund legt. Premiere feiert auch das Haus, in dem die emotionale Geschichte vom ersten deutschen Weltmeistertitel gesungen und gespielt wird: das neue Theater an der Elbe (Foto), neben dem König der Löwen.

Text: Thorsten Moor

 

Dúné

Anfang 2015 erscheint das neue Album der dänischen Band, die ihren Sound „Scandi-ElectRock“ nennt. Zuvor spielt sie sich in der Prinzenbar warm.

Zuletzt war es ruhig geworden um die fünf Dänen, die 2007 mit Songs wie Dry Lips oder 80 Years großflächig Wellen schlugen, mit Panic At The Disco und den Ärzten tourten und Bühnen für Bands wie Muse und Foo Fighters warm spielten. Das, was sie da an Sound produzieren, taufte die Band „Scandi-ElectRock“. Punk der Siebziger, 80’s Pop und Neunziger-Indierock kommen zusammen. Warum nun die Funkstille? Zum einen gestattete sich das Quartett eine Atempause, zum anderen brachte die Band im vergangenen Jahr das Album Wild Hearts heraus, das nur in Dänemark veröffentlicht werden durfte und so weitere internationale Bestrebungen vorläufig im Zaume hielt. Anfang 2015 soll es nun jedoch auch über die dänische Grenze hinaus wieder ein neues Album geben, für das sich Dúné schon einmal im kleinen Rahmen in der Hamburger Prinzenbar warm spielen.

Text: Miriam Mentz

Dry Lips (Official Music Video) from Dúné Official on Vimeo.

 

Double Denim, Triple Tweed

Vier musikalische Acts aus Hamburg und London bestreiten einen gemeinsamen Abend im Goldenen Salon des Hafenklang.

Unter dem Motto Double Denim, Triple Tweed begrüßen einen an diesem Abend gleich vier Bands im Goldenen Salon des Hafenklang. Den Anfang macht der Hamburger Henning Kasbohm unter dem Pseudonym Some of My Best Friends – file under Garage-Soul, Psycho-Dub, Trap und, wie es die Veranstalterinfo ausdrückt, dem Booty von Karl Marx im Pailletten-Overall. FlÏrt setzen sich aus Mitgliedern der von uns sehr geschätzten Bands Tripping The Light Fantastic, Honeyheads und Sleeping Policemen zusammen. Dazu noch der Jangle ’n‘ Roll von Chorusgirl aus London, eine spontane Reunion von Mikrofisch und DJs mit so schönen Namen wie Mucki Bärlauch & Harald Matusalem – fertig ist ein Abend voller Highlights. Tipp: Pünktliches Erscheinen ist angeraten, denn bei so vielen Programmpunkten gilt es den Zeitplan einzuhalten.