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Till Reiners

Den ständig verärgerten Deutschen macht der Kabarettist zum Thema seines Programms „Da bleibt uns nur die Wut“ im Polittbüro.

Es heißt ja, wenn man Geisteswissenschaften studiert, wird man später Taxifahrer oder arbeitet in der Gastronomie. Weit gefehlt. Till Reiners studierte Politikwissenschaften und ist Kabarettist geworden – und zwar einer der Exemplare, die das politische Leben und die Gesellschaft aufs Korn nehmen. Los ging seine Bühnenkarriere als Poetry Slammer. Dann entwickelte der Wahlberliner ein abendfüllendes Programm mit dem Titel Da bleibt uns nur die Wut über den stetig verärgerten Deutschen. „Till Reiners ist wütend. Auf die, die ‚Kopfkino‘ sagen, die ‚Milchkammern‘ der Kinderriegel und das, was gerade so in der Zeitung steht“, heißt es im Programm. Ein „rasanter Abend zwischen kleinbürgerlicher Krittelei und Empörung für die Verlierer einer gespaltenen Gesellschaft“ wird versprochen. Na wenn schon die deutschen Politiker nicht gerade humorvoll sind, dann wenigstens die Politologen. Am 28. Oktober ist der junge Künstler zu Gast im Polittbüro.

 

Lary live

Die Gewinnerin des New Music Award präsentiert soulig-poppig-elektronische Songs ihres Albums „Future Deutsche Welle“ in der Prinzenbar.

Neuer als Neue Deutsche Welle ist logischerweise: Future Deutsche Welle! So hat Lary ihr Debütalbum genannt, ihre Zukunftsmusik klingt ungefähr so: Pop, Hip-Hop, Soul und Elektro zu gut fließenden Tracks mischen (machen viele) und mit bemerkenswert einsichtigen Texten zur Zeit garnieren (macht fast keiner). Jan Delay gehört zu den Förderern, ebenso Die Fantastischen Vier, die sie ins Vorprogramm holten. Kann man verstehen: Die Alten wollen es sich mit der Zukunft nicht verscherzen. Lary aka Larissa Sirah Herden kommt aus Düsseldorf, hat einen jamaikanischen Vater und lebte in New York City, bevor sie sich (logisch) in Berlin ein musikalisches Nest baute. Das Jahr 2014 lief bisher ziemlich gut für die Sängerin: Albumrelease, Gewinn des New Music Award mit Preisverleihung während der Berlin Music Week, im Oktober eine kleine, aber feine Deutschlandtour, die sie in die Prinzenbar führt.

Text: Michael Weiland

 

Les Tristes Cannibalistes

Sitar-Klänge, persischer Rock … Könnte man sich eine Band für das Interkulturelle Festival Eigenarten kneten, würde diese dabei rauskommen.

Sie machen Musik für Abende am Elbstrand. Vom Gitarrensound getrieben und mit psychedelischen Piano- und Saxophon-Klängen versehen, will Les Tristes Cannibalistes auch im Herbst auf dem Interkulturellen Festival Eigenarten für sommerliche Gefühle sorgen. Eine logische Konsequenz der Zusammensetzung dieser Combo. „Die anderskulturellen Hintergründe der fünf bis sechs Musiker sind nicht zu leugnen, daher werden sie zelebriert. Und zwar mit Sitar-Klängen, persischen Rockballaden und französischer Eloquenz“, heißt es in der Ankündigung des Konzerts. Neben den akustischen Reizen, die Les Tristes Cannibalistes „Psychedelic Bossa“ nennt, wird das Programm um eine Zaubershow erweitert. Das Festival Eigenarten, das dieses Jahr sein 15-jähriges Jubiläum feiert, bietet neben Konzerten wie diesem auch Theater-Vorstellungen, Lesungen und Filme von Künstlern aus aller Welt. Bis zum 2. November kann das vielfältige Programm noch besucht werden. Text: Jannis Hartmann

 

Swans

Michael Gira und seine Bande produzieren auf Kampnagel heftigen Noise-Rock. Dieses Jahr erschien ihre neue Scheibe „To Be Kind“.

Die Swans, eine legendäre Noise-Band aus New York, erlebt gerade so etwas wie einen zweiten Frühling: Nie war die Band um Michael Gira so beliebt wie heute. Und das mit immens heftiger und schwieriger Musik, deren Songstrukturen hauptsächlich Wiederholung bedeuten. Dieses Jahr erschien To Be Kind, wieder so ein Brocken. Für die Scheibe holten sich die Swans allerlei Gastmusiker in Studio – Little Annie, St. Vincent, Mute-Künstlerin Cold Specks und Bill Rieflin verewigten sich hier. Im Rahmen ihrer Tour steht auch wieder Hamburg auf dem Stundenplan, am 27. Oktober. Bei ihrem letzten Konzert auf Kampnagel ließ die Band nichts an Wucht und Lautstärke vermissen, wie ein einziger Schlussakkord, auf Stunden gedehnt. Man darf sich freuen auf hypnotische Rockmusik, die das Bewusstsein mit dem Vorschlaghammer erweitert.

Text: Michael Weiland

 

Wolf Haas

Der Autor liest aus seinem neuen Kriminalroman „Brennerova“, in dem Kommissar Brenner von exotischen Frauen träumt und an gemeine Kinder gerät.

Wolf Haas’ Kriminalromane erreichten eine Millionenauflage und wurden erfolgreich auf die Kinoleinwand übertragen. In seinem neuesten Werk Brennerova ist seine Hauptfigur, Privatdetektiv Brenner, eigentlich glücklich in einer Beziehung. Doch die Fantasie von einer schönen Unbekannten aus einem fernen Land lässt ihn nicht los. Allmählich wird diese Fantasie zur Wirklichkeit. Er muss nach einer Frau suchen, die er noch nie gesehen hat. Dabei gerät der Detektiv an gemeine Kinder und brutale Zuhälter, die ihn mit Sehnsucht an sein ruhiges Leben zurückdenken lassen. Wolf Haas lebt in Wien und wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Wer auf Gesellschaftssatire und trockenen Humor steht, mag auch seine Geschichten.

Text: Natalia Sadovnik

Wer bisher kein Ticket hat, geht wohl leer aus: Die Lesung ist bereits ausverkauft.

 

„Bridging the Gap“

Um Regulierungen durch den Staat und die Entmachtung des Bürgers geht es beim Diskussionsabend im Thalia Theater – u.a. mit Gregor Gysi.

Das Thalia Theater ist nicht nur ein Ort für Schauspiel – es bildet auch eine Plattform für Diskussionen. Im Rahmen der Dialogreihe Bridging the Gap, deren Mitinitiator der Verein zur Förderung des Israel-Museum e.V. ist, sollen gesellschaftliche und politische Grenzen mithilfe von Kommunikation überwindbar gemacht werden. Bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur sitzen dafür auf dem Podium und sprechen am 27. Oktober zum Motto Vater Staat und die Entmachtung des Individuums: Bleiben Entrepreneurship und Kreativität auf der Strecke?. Soziale Gerechtigkeit, Regulierung, Eigenverantwortung, Innovationsgeist, Arbeitsplatzsicherung und Rente sind Stichworte, die hier eine Rolle spielen werden, wenn sich Thorsten Albig (Ministerpräsident von Schleswig-Holstein), Gregor Gysi (Fraktionsvorsitzender Die Linke), Internetunternehmer Fabian Heilemann und Prof. Dr. Burkhard Schwenker (Chairman, Roland Berger Strategy Consultants) zum Thema äußern.

Text: Lena Frommeyer

 

„Unsere Frauen“

Französisches Theater: Die Grenzen einer Männerfreundschaft werden in den Hamburger Kammerspielen ausgelotet.

Im Stück Unsere Frauen aus der Feder von Éric Assous treten nur Männer auf. Die Frauen bestimmen den Plot aber trotzdem, als Prüfung für eine Männerfreundschaft dreier sehr verschiedener Typen: Der Radiologe Max lebt mit seiner riesigen Schallplattensammlung eremitisch in einem Loft. Paul arbeitet als Allgemeinarzt und führt eine vermeintlich glückliche Ehe, und dann gibt es noch Simon, den Friseur. Er kommt zu spät zum Treffen. Er ist betrunken und gesteht den Freunden, dass er gerade im Affekt seine Frau getötet hat. Während Paul auf dem Sofa seinen Rausch ausschläft, überlegen Max und Paul, was zu tun ist. Es stellt sich für sie die Frage: „Wie weit darf man für einen Freund gehen?“ Für die Hamburger Kammerspiele wird Nos Femmes von Jean-Claude Berutti inszeniert, der bereits im Frühjahr mit Ziemlich beste Freunde erfolgreich ein französisches Stück in dieses Theater brachte.

Text: Katharina Manzke

 

Pupkulies & Rebecca

Ukulele trifft auf Beats: Das Berliner Trio reiste auf die Kapverdischen Inseln, um mit dem Musiker Tibau Tavares ein Album aufzunehmen.

„Mir hat schon damals, als ich das erste Mal die Musik von Tibau gehört habe, beeindruckt, dass er so eine intuitive Art, hat an die Musik ranzugehen“, erzählt Rebecca. Das war vor 12 Jahren. Im letzten Jahr reiste das Berliner Trio Pupkulies & Rebecca (Janosch Blaul, Rebecca Blaul und Sepp Singwald) auf die Kapverdischen Inseln, um mit dem dort lebenden Musiker Tibau Tavares ein Album aufzunehmen, das elektronische und traditionell kapverdische Musik verbindet. Das Ergebnis klingt nach Fernweh und Heimat, nach Schmerz und Freude, nach exotischer Trommel- und Ukulelen-Musik sowie Berliner Soundgetüftel. Im Trailer zum Album Tibau sieht man Ausschnitte der Reise: wie die Musiker jammen, sich im Dorf bewegen, tanzen, Partys feiern, Musik auflegen. Da wäre man am liebsten dabei gewesen …

Text: Lena Frommeyer

 

Literatur Quickie

Fünf Autoren, fünf Texte, jeweils 15 Minuten – die Lesungen dieses Verlages für Kurzgeschichten folgen stets dem gleichen Muster.

„Pixi-Bücher für Erwachsene“, nannte einst die Financial Times Deutschland die Produkte des Verlages für Kurzgeschichten. Seit fünf Jahren bereichert Literatur Quickie die literarische Landschaft mit Prosa im Pocket-Format. Auch die gleichnamigen Lesungen sind äußert kurz: Fünf Autoren haben jeweils 15 Minuten Zeit, um Texte aus ihren Booklits vorzutragen. Das Event hat eine lange Tradition: 236 Mal tagte der Literatur Quickie wöchentlich mit je einer Autorin oder einem Autor als kürzeste Literaturveranstaltung der Welt. Im Herbst 20013 modifizierte man das Projekt: Einmal im Monat präsentieren nun eine Handvoll Schreiberlinge im Loft ihre Geschichten. Die Schriftsteller Gunter Gerlach und Lou A. Probsthayn führen durch die Abend und stellen ihre Berufsgenossen vor. Diesmal sind unter anderem Lucy Fricke und Hartmut Pospiech mit von der Partie.

Text: Lena Frommeyer

 

Lindy Hop

Der Verein New Swing Generation lädt zur Swingschmelze – einem Einsteigerkurs für den Tanzstil der 1930er Jahre und anschließender Party.

Man sollte wohl wie ein Lindy Hopper durchs Leben gehen: immer ein wenig Swing-Musik im Ohr haben, beschwingt durch die Stadt wirbeln, hier ein schneller Kick, dort ein fröhliches Trippeln, immer die Beine in Bewegung halten und im „Flow“ sein. So sieht man mit Partner aber auch allein prima aus – herrlich. Drum ist dem Tanzstil der 1930er Jahre eine wachsende Anhängerschaft verfallen. In Hamburg bietet der Verein New Swing Generation eine Plattform für alle, die sich für Swing begeistern. Tanz, Mode und Musik (von Nat King Cole, Bigband-Sounds der 1930er oder Stücke der Cherry Poppin‘ Daddies) spielt auch am 26. Oktober in der Zinnschmelze bei der Swingschmelze eine besondere Rolle. Der Verein lädt zum Lindy-Hop-Einführungskurs mit anschließender Tanzparty.

Text: Lena Frommeyer