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Mandeep Raikhy

Wie ist der männliche Körper eigentlich beschaffen? Muss er muskelbepackt sein, oder darf er weiche Züge haben? Mandeep Raikhys Stück A male ant has a straight antennae befasst sich mit der Frage von Hypermaskulinität und Co. Mandeep Raikhy ist Choreograf aus Neu-Delhi. Während der sechsten Hamburger India Week zeigt Kampnagel zum ersten Mal eine seiner Arbeiten. Raikhy schafft in seinem Stück zwischen Tanz und Theater humorvolle und ehrliche Situationen in den Bereichen Sport, Beziehungen, Sexualität und Berührungen. Sechs Männer und eine Frau verkörpern die Debatte um die Männlichkeit. In der indischen Kultur bricht er damit ein großes Tabu, das auch bei uns noch oft weggeschwiegen wird. Am Donnerstag ist Premiere, es folgen zwei weitere Termine.

Text: Andra Wöllert

 

Top oder Flop

Plattenfans aufgepasst – oder vielleicht auch weggehört, denn bei der „Top oder Flop“-Versteigerung im Komet herrschen raue Sitten: Mit fairen 50 Cent Startgebot gibt’s in der Kneipe Komet die Chance auf echte Raritäten und charmante Kuriositäten. Wird für eine Platte aber kein Gebot abgegeben, zerstört der Auktionator das Schätzchen mit roher Gewalt an Ort und Stelle. Nichts für schwache Nerven, erst recht nicht für die von Liebhabern! Je später der Abend, desto ungehemmter werden Gebote durch den Raum geschleudert, kaum jemand geht ohne Platte heim. Zum Runterkommen laufen im Basement der Kneipe entspannte Hip-Hop-Beats. Dieses traditionsreiche Spektakel hat eben für alle etwas – Achtung – zu bieten.

Text: Kathrin Schwatlo

 

Kristof Schreuf

Gerade mal 2010 hat er sein Album Bourgeois with guitar rausgebracht, doch gilt es seither schon als Klassiker. Kristof Schreuf interpretiert in dem Werk zahlreiche Rock- und Pop-Hits mittels spitzfindiger und samtiger Interpretationen neu. In der Spiegel-Online-Kritik hieß es: „Die Verwendung des Wortes ‚wundervoll‘ in Zusammenhang mit Schreuf-Musik fällt schwer, doch die merkwürdige Gefasstheit von Bourgeois With Guitar verlangt danach.“ Aber nicht nur seine Platte überzeugt. Auch live ist der Musiker ein großartiger Entertainer. Seine Songs garniert er mit Anekdoten über Gott und die Welt und vor allem über Musik. Hoffentlich hat Schreuf viele neue Geschichten fürs Golem mitgebracht. Kristof Schreuf gibt dort eines seiner raren Konzerte.

https://soundcloud.com/buback/kristof-schreuf-bourgeois-with

 

Marbert Rocel

Wer seit zehn Jahren gemeinsam Musik macht, der hat einige musikalische Reisen in petto. Marbert Rocel zeichnen sich durch die vier individuellen Charaktere der Bandmitglieder und dem weit gefächerten Sound aus. Es gibt Songs mit Clubbanger-Potenzial und welche, zu denen man sich gemütlich zu Hause einkuscheln möchte. Alles hat seinen Raum, von elektronisch bis organisch. Compost Records aus München haben den Sound der Band schon frühzeitig gefühlt und 2007 gesignt. Seither wurden drei Alben veröffentlicht. Die Musikerriege verneigt sich. Osunlade oder Solomun haben schon Songs von Marbert Rocel geremixet. Lana Del Rey oder die Pentatones haben Remixe bei ihnen angefragt. Ob Remix oder Original, live klingen sie noch am besten – und ihr könnt das Häkken gleich auf seine Konzerttauglichkeit testen.

 

Shilpa Ray

Shilpa Ray ist Punk. So viel steht fest. Die Singer-Songwriterin aus Brooklyn, New York, stand bereits mit diversen Formationen auf den internationalen Clubbühnen, um zu schroffen wie starken Gitarren über den ein oder anderen, nun ja, Irrsinn zu singen. Unter anderem versetzte sie sich in ihren Songs in die Lage eines im Laden liegengebliebenen iPads oder erzählt davon, wie sie im Weltall campte. Die Frau, die bereits mit Nick Cave tourte und aufnahm, ist beste Unterhaltung für alle, die es ein bisschen wilder, verrückter und rauer mögen. Die gute Nachricht: Schon ganz bald ist das auch live möglich. Shilpa Ray geht derzeit auf Tour und macht am Mittwoch Station in Hamburg im klangschönen Mojo Jazzcafé.

Text: Erik Brandt-Höge

 

Gretchens Zuckerbude

Vor fünf Jahren eröffnete Stefanie Herbst das Café Gretchens Villa. Zum Jubiläum hat sich die Besitzerin selbst beschenkt – mit einer eigenen Konditorei. Die liegt praktischerweise direkt neben dem Café in der Marktstraße 142 und heißt Gretchens Zuckerbude. Unter der Leitung von Konditormeister Axel Klaproth entstehen dort seit Kurzem Köstlichkeiten zum Mitnehmen: Käsekuchen, Cassismoussetorte oder Kaffee-Pfirsich-Tarte. Schmuck, Marmeladen und andere Delikatessen gibt es oben drauf. Wem die Kreationen auf der Karte nicht reichen, kann sich auch individuell etwas anfertigen lassen. Jetzt fragt sich nur noch, was das alles mit welchem Gretchen zu tun hat. Stefanie heißt mit zweitem Namen Margarethe, benannt nach ihrer Oma. So ein süßer Ort braucht definitiv die Niedlichkeitsform!

 

The Low Frequency in Stereo

The coolest rulers of Scandinavia“ nannte sie einst David Fricke vom Rolling Stone Magazin und trifft den Nagel damit so ziemlich auf den Kopf. The Low Frequency In Stereo aus Norwegen waren schon mehrmals für die nationale Variante des Grammys nominiert und sind auch beim Connaisseur hier in Deutschland seit Jahren geschätzte Musiker. Immerhin wurde die Band schon 2000 gegründet und spielt sich mit ihrem Lo-Fi Post-Space-Rock und bewegenden Auftritten gekonnt in die Herzen von Publikum und Presse. Ihre Songs aus den fünf bisherigen Alben sind düster und atmosphärisch, immer wieder auch melancholisch, und gehen vor allem dank der eingängigen Melodien mitten ins Ohr. In Hamburg präsentieren sie ihre Musik mal wieder in vergleichsweise intimeren Gefilden. Auf der MS Stubnitz spielen sie am Mittwoch ein Set, das sicher auch unsere Herzen berührt.

Text: Andra Wöllert

 

Sternbrücken Nachtflohmarkt

Der Nachtflohmarkt ist schon lange kein Geheimtipp mehr, und trotzdem klicken wir immer wieder am Donnerstag danach durch unsere Timeline und denken: „Verdammter Mist, das war gestern!“ Deshalb nun rechtzeitig eine Ankündigung vorab: Am Mittwoch, den 4. November komme, wer will, zum Feilschen, Stöbern, Suchen und Finden unter die Sternbrücke. Seit einigen Jahren beglückt der Nachtflohmarkt all die motivierten Menschen, die sich zur Wochenmitte um 20 Uhr aufraffen können, in den Clubs rund um die U-Bahn-Brücke Jagd auf allerlei Schönes und Kurioses zu machen. Ob Kleider, Möbel, Kunst, Platten oder einfach nur Krimskrams: Hier wird mit Sicherheit jeder fündig. Im Warmen und Trockenen lässt es sich bei einem Feierabendbierchen und guter Musik doch sowieso viel besser stöbern.

Text: Louise Otterbein

 

India Week

Seit dem 2. November findet in Hamburg die indische Woche statt. In rund 80 Programmpunkten öffnet sich ein Fenster zum Orient – so auch im Metropolis Kino, wenn Filmperlen aus Indien gezeigt werden. So auch: Tage und Nächte in der Wildnis aus dem Jahre 1969. Darum geht’s: Vier Männer aus Kalkutta entschließen sich dazu, einige Tage der Stadt zu entfliehen. Die vier Akademiker brauchen Abstand von der Großstadt und sind daran interessiert, das traditionelle Leben des indischen Stammes der Santhal kennenzulernen. Auf dem Land, fernab der Metropole angekommen, benehmen sie sich den Bewohnern gegenüber überheblich und arrogant. Sie betonen ihre soziale Überlegenheit deutlich und zeigen, für wie rückständig sie die Stammesmitglieder halten. Doch durch einige Bekanntschaften soll sich ihre Einstellung maßgeblich ändern und gar Begehrlichkeiten wecken. Das gesellschaftskritische Drama von Satyajit Ray wird im Rahmen der India Week 2015 im Metropolis gezeigt. Als Ehrengast ist die Schauspielerin Sharmila Tagore bei der Vorstellung zu Gast.

Text: Louise Otterbein

 

26 Jahre Rote Flora

Die Rote Flora ist seit gefühlten fünfzig Jahren ein Bollwerk gegen die Gentrifizierung, die nirgends schlimmer zuschlug als in ihrer direkten Nachbarschaft. Sie ist Symbol des erfolgreichen Widerstands gegen das Establishment, Zankapfel in der Politik und Objekt der Begierde bei manchem Investor. Tatsächlich sind es nun 26 Jahre, die uns das Gebäude durch Besetzung erhalten haben, bewegte Zeiten mit viel Kultur und Brandanschlägen. Manch einer soll sogar seine Tochter nach dem Autonomen Kulturzentrum benannt haben.

Die Besetzung jährt sich zum 26sten Male. Zum Abschluss der Feierlichkeiten stellen die drei Hamburger KünstlerInnen Lüdde, Lemm und Ebert ihre Illustration aus, an brisanter Thematik wird es diesen nicht fehlen. „Um 20 Uhr ist Feierabend, damit alle pünktlich zum Tatort kommen“, heißt es fürsorglich auf der Facebook-Seite. Die Flora ist offensichtlich im 21sten Jahrhundert angekommen. Eintritt frei und Kuchen gegen Spende.

Text: Georg Kühn