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The Fat White Family

Angst, Ekel und Erregung: Sie gelten derzeit als die „beste englische Liveband“. Das liegt auch an ihren krass provozierenden Shows.

Geheimtipps. Jeder dahergelaufene Checker hat in der Regel einen parat für dich und weiß schon weit im Voraus (total exklusiv natürlich), auf welche Band es in Zukunft zu achten gilt. Gääähn! Bei The Fat White Family hingegen sind sich die Kristallkugelleser seit Langem mal wieder einig: Von der „besten englischen Liveband right now“ ist da die Rede, von „völlig wahnsinnigen Showcases“ und „perfekter Provokation: kontrovers und polarisierend“. Auf dem dazugehörigen Debütalbum Champagne Holocaust prügeln die sechs Briten auf so ziemlich jedes Genre ein, das nicht bei drei auf den Bäumen ist: 60s Mod, Bluesrock, Garage, Psychedelic, Punk … Doch erst live soll einem beim Sound der Briten so richtig das Blech wegfliegen. „Angst, Ekel, Erregung“, so versuchte Noisey: Music By Vice mal die Bühnen-Faszination der Fat White Family einzufangen. Wie vielversprechend klingt das denn?!

Text: Jan Kahl

 

„Strictly Rock Dance“

Kutte vs. Discohemd: DJ Cooky beehrt den Hafenbahnhof und legt seine liebsten Funk- und Rock-Platten der 1970er Jahre auf.

Das gemütliche kleine Hexenhäuschen an der Großen Elbstraße mit bestem Blick auf den Hafen hat zum Jahreswechsel eine neue Veranstaltung ins Programm bekommen. Man möchte ab nun regelmäßig all jene herbeilocken, deren Herzen noch andauernd im Takt des 1970er-Funks schlägt. Und all jene, die noch regelmäßig ihr rockiges Herz-Tattoo auf dem Bizeps küssen oder zur Musik gerne ihre Haare schütteln. Unter dem Titel Strictly Rock Dance serviert DJ Cooky, eigentlich aus der Hamburger B-Boy-Szene bekannt, im Hafenbahnhof seine musikalischen Favoriten der Vergangenheit. Einen Dresscode gibt es zwar nicht, aber Lederkutte, hartes Schuhwerk und ein Ring mit integriertem Flaschenöffner machen sich an diesem Abend sicherlich nicht schlecht.

 

„Political Bodies“

B-Boys und Rapper der HipHop-Szene Senegals zeigen ihr Können auf Kampnagel. Das Projekt wurde von der politischen Bewegung „Y’en a Marre“ inspiriert.

Wild auf der Bühne verteilt stehen und liegen Holzbänke, Metallgerüste und transparente Abdeckfolien. Tänzer Vieira trommelt und Bboy Abdallah tanzt dazu traditionell senegalesisch, dann wieder Breakdance. Neben der Tanzfläche sitzt Tukki, der Designer, an seiner Nähmaschine. Er gibt dem Kostüm von Abdallah den letzten Schliff. Der B-Boy soll die blau glänzende Hose direkt testen. Er dreht sich auf dem Kopf und öffnet dabei die Beine, ein sogenannter Headspin. Tukki lächelt und klatscht die Hände ineinander. Die Hose hat gehalten.

Die Proben zum Tanztheater Political Bodies sind eine Woche vor der Premiere auf Kampnagel am 4. Februar in vollem Gange. Das Stück widmet sich HipHop als urbaner Protestform. Choreografin Yolanda Gutiérrez und Dramaturg Jens Dietrich haben es im Senegal mit den besten urbanen Tänzern und Rappern des Landes erarbeitet. 2011 führten sie mit Performances auf öffentlichen Plätzen die politische Bewegung Y’en a Marré (Mir reicht’s) an. 2012 wurden daraus Massenproteste gegen die politischen Missstände im Senegal.

Gutiérrez war offen für den Input der Senegalesen. „Jeder hat die Möglichkeit, sich auszudrücken“, erzählt Vieira, „wir freuen uns das Stück in Europa zu zeigen. Wir wollen beweisen, dass wir originell sind und dass ‚Afrika‘ nicht nur westliche Trends kopiert.“

Text: Andra Wöllert

 

Unter der Sternbrücke

Fröhliches Feilschen im Fundbureau, Waagenbau, Wasser Schaden und in der Astra-Stube mit guter Musik im Ohr und  einem kühlen Bier an den Lippen.

Im Ernst, in Hamburg gibt es mittlerweile so viele charmante Flohmärkte, dass man sich streng genommen in nahezu allen Bereichen mit Gebrauchtware eindecken kann. Dann bezahlt man für ein neues Outfit nur ein paar Euro und durchbricht gleichzeitig die böse Konsumspirale der Wegwerfgesellschaft – nur so als Anregung. Vor allem aber macht das Stöbern und Feilschen Spaß – zumindest, wenn man darauf steht. Einen szenigen Anstrich bekommt so ein Flohmarkt, wenn er in einem Nachtclub stattfindet und zu so einer unchristlichen Uhrzeit wie 20 Uhr beginnt. Einmal im Monat öffnen die Clubs unter der Sternbrücke ihre Türen, damit die Hamburger hier ihre Stände aufbauen können. Bis zum nächsten Morgen wird dann fröhlich gefeilscht im Fundbureau, Waagenbau, Wasser Schaden und in der Astra-Stube – mit guter Musik im Ohr und einem kühlen Bier an den Lippen. Klingt entspannt, nicht wahr?

Text: Lena Frommeyer

 

„Gute Aussichten“

Absurde Jobs und ein alter Gutshof: Das Haus der Photographie zeigt ein Best-of des deutschen Fotografie-Nachwuchses 2014/2015.

Neue Runde für den Wettbewerb Junge Deutsche Fotografie, der spannende Abschlussarbeiten von Studierenden zeigt. Selbst bewerben können sie sich nicht, stattdessen kann jede Hochschule, Fachhochschule oder Akademie Arbeiten von bis zu fünf Absolventen einreichen. 115 Einsendungen aus 40 Institutionen waren es 2014/2015 und die acht Gewinnerprojekte sind jetzt im Haus der Photographie der Deichtorhallen zu sehen. Facettenreich wie die Jury, zu welcher der Künstler Paul Graham und auch der gefeierte Grafikdesigner Mario Lombardo gehören, sind auch die Siegerprojekte. Sie erkunden alltägliche Wege, erforschen einen alten Gutshof, befassen sich mit dem, was nach dem Tod bleibt, mit modernen Traditionen, Zwischenmenschlichem und auch mit absurden Jobs. Die Ausstellung ist zu sehen bis zum 8. März.

Text: Sabine Danek

 

„Abgelehnt“

Autoren, deren Texte von Verlegern abgelehnt wurden, erhalten bei der Lesung im Literaturhaus eine zweite Chance. Ist da der nächste Kafka durchgerutscht?

Jährlich gehen Hunderte ungefragt eingesandte Manuskripte über den Schreibtisch eines Verlagslektors – und während er die 7.598ste Vampirgeschichte vielleicht zu Recht ablehnt, rutscht ihm wahrscheinlich auch einmal der eine oder andere Geniestreich durch. Was jedoch tut der verkannte Autor nun? Er liest im Salon des Refusés vor Publikum, das sein Genie bestenfalls richtig zu schätzen weiß. Entwickelt haben das Format im Literaturhaus Studierende der Universität Hamburg. Sie wählten die Autoren des Abends aus, deren Texte eine zweite Chance bekommen. Es lesen Freyja Jürgens, Irena Stojanova, Henry Holland und Detlev Scholz. Ein Team aus Literaturkennern (Agenten, Verleger, Lektoren) schätzt die Qualität des Gehörten ein und erklärt, warum nicht jeder Text ein Buch werden kann. Der Lieblingstext des Abends wird ermittelt und wer weiß, vielleicht kann doch noch die Entdeckung eines neuen Kafkas gefeiert werden.

Text: Alissa Schrumpf

 

„Gedankenflieger“

Bin ich arm oder bin ich reich? Martina Petersen und Heike Blenk philosophieren kindergerecht im Literaturhaus über Bedeutungen von Besitz und Reichtum.

Wer bin ich? Was mache ich hier? Und wie hängt das alles mit der Welt um mich herum zusammen? Man nennt diese Gedanken gerne die großen Fragen des Lebens. Und trotzdem beschäftigen sie selbstredend nicht nur die Großen unter uns. Im Gegenteil – gerade viele Kinder stellen häufig die Fragen, die Erwachsene im Alltag so oft zurückdrängen, weil die Zeit knapp ist und so vieles schnell erledigt werden muss. Deshalb will man sich im Rahmen der Reihe Gedankenflieger im Literaturhaus diese Themen vorgeknöpften und widmet sich einmal monatlich einem zuvor festgelegten Aspekt. Im Februar soll es um die Rolle von Besitz und Reichtum gehen. Martina Petersen und Heike Blenk philosophieren anhand des Bilderbuches Das Gold des Hasen mit Kindern (bis 10 Jahre) darüber, was arm und reich bedeuten kann. Kleine Schauspielübungen eröffnen neue Blickwinkel und ganz sicher geht hier jeder mindestens reich an Gedanken wieder nach Hause.

Text: Miriam Mentz

Das Gold des Hasen from martin Baltscheit on Vimeo.

 

Vinyl am Kiez

In der Hasenschaukel werden nun jeden Dienstagabend gute Alben immer von Anfang bis Ende gespielt. „Die ganze Platte“ heißt diese neue Reihe.

„Entschleunigung“ ist so ein Credo, dem gerade viele urbane Menschen folgen möchten und manchmal dabei so angestrengt wirken, dass das Ganze zum Paradoxon wird. Dennoch, vielleicht tut es uns gut, manchmal (Achtung, billige Metapher) den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Das funktioniert sogar in einer der wuseligsten Ecken Hamburgs: dem Kiez. Das Team der Hasenschaukel in der Silbersackstraße will seinen DJs und Gästen etwas Ruhe gönnen und installiert eine unaufgeregte Reihe in ihren rosafarbenen vier Wänden: Die ganze Platte heißt dieser neue Dienstagabend, bei dem nicht, wie gewohnt, nach jedem Song das Vinyl gewechselt wird, sondern die komplette Scheibe von vorne bis hinten durchläuft. Ein bequemes aber auch anspruchsvolles DJ-Konzept. Schließlich müssen die ausgewählten Alben vom ersten bis zum letzten Track einen interessanten Bogen spannen, um nicht zu langweilen. Das ist ein Abend, wie gemacht für Plattenkenner und solche, die es werden wollen.

Text: Lena Frommeyer

 

Kofookoo

Die Woche mit einem kulinarischen Experiment beginnen und Hamburgs erstes asiatisches All-you-can-eat-iPad-Restaurant testen.

Das Konzept im Kofookoo ist einfach: Auf dem iPad klickt man sich durch Essen und Getränke. Pro Person dürfen bis zu fünf Speisen gleichzeitig geordert werden, dann gibt’s eine Pause von 20 Minuten. Maximal zehnmal kann bestellt werden. Der Spaß kostet 24,90 Euro. Wenige ausgewählte Gerichte sowie Getränke (darunter elf offene Weine, Tsingtao Bier, Sake und Cocktails) werden extra berechnet. Inhaberin Feiyan Wu hat das Konzept lange ausgetüftelt, selbst an Schuhcreme und Brillenputztücher auf den Örtlichkeiten hat sie gedacht. 180 Sitzplätze erstrecken sich über zwei Ebenen in der Rindermarkthalle. Hohe Decken, viel roher Beton, eine riesige Wand ist mit Modellbaumoos beklebt, aus den Lautsprechern schallert grauenhafter R & B. Doch in den üppigen Stühlen sitzt man bequem. Damit alles frisch zubereitet werden kann, hat Feiyan Wu sich gegen Laufband und Buffet entschieden. Die Teller sind hübsch angerichtet, vor allem den Temaki-Tütchen ist anzusehen, dass sie in Handarbeit entstehen. Immer wieder ordert man Suppe, Algensalat, Nigiri, kleine Lammkoteletts … Nach etwa 15 Tellerchen tritt die erste Sättigung ein.

Text: Nele Gülck

 

„Hamburger Comedy Pokal“

Da waren‘s nur noch…: Die Finalisten laden zur letzten Schlacht in Schmidts Tivoli – die Veranstaltung ist bereits ausverkauft.

Wer am Ende mit dem berühmten Frotteepokal aufs Treppchen steigt, hat eine harte Prüfung hinter sich: Bevor es ins Finale ging, traten die Comedians im Duell in den verschiedenen Kulturzentren der Stadt gegeneinander an. Wer nach der Hauptrunde noch stand, musste sich im Halbfinale erneut gegen einen Konkurrenten beweisen. Aus 20 Künstlern wurden so erst zehn, dann fünf – mit dem Publikum als erbarmungslosem Entscheider. Alle Verlierer der Ausscheidungskämpfe durften dann noch mal in der 2. Chance Show auf den sechsten und siebten Startplatz im Finale hoffen. Diesmal im Teilnehmerfeld: Robert Alan, Die Buschs, Archie Clapp, Ususmango, Cloozy, Frank Fischer, Katie Freudenschuss und viele weitere Komiker, Kleinkünstler und Kabarettisten aus ganz Deutschland. Der Sieger des Pokals wird von einer Jury aus Hamburger Journalisten und Programmmachern bestimmt, das Publikum im Schmidts Tivoli wählt seinen eigenen Favoriten.