Ralph Giordano legt im Streit um die Kölner Moschee nach. Im Deutschlandradio bekommt er die Gelegenheit, den gestrigen „Tag der offenen Moschee“ zu kommentieren. Er hat also das ganz große Megaphon in der Hand, trotzdem ist er schon präventiv beleidigt, man wolle ihn eine „Ecke stellen“.
Man wird doch wohl noch kritisieren dürfen, wenn „Mega- und Giga-Moscheen“ gebaut werden, sagt er im penetranten Ton der Dauergekränktheit. Ihn selber darf man allerdings lange schon nicht mehr kritisieren, ohne sofort in die Ecke des „Multikulti-Illusionismus“ gestellt zu werden.
Im Gespräch wird immer unklarer, was er eigentlich sagen will. Einerseits stellt er den Islam der Ditib als grundsätzlich gefährlich, frauenfeindlich und unvereinbar mit dem „judäo-christlichen Erbe“ dar. Andererseits sagt er, zwischen Hinterhofmoschee und „Giga-Moschee“ gebe es doch viele Zwischenstufen, die nicht provozieren.
Beides gleichzeitig geht aber nicht: entweder ist der Islam prinzipiell unvereinbar mit unserer Ordnung, wie Giordano sagt, oder die Größe der Moschee und ihre Gestaltung, sowie die Transparenz der dahinter stehenden Organisation machen den Unterschied.
Ist eh alles egal, denkt man nach einer Weile, denn es geht Giordano sowieso nur noch darum, den Ehrenfelder Bau und alle weiteren Moscheebauten zu verhindern.
Das wird spätestens am Ende klar, wenn Giordano mit Blick auf Ditib und Diyanet sagt, der Kölner Moscheebau sei „ein Machtanspruch, eine Kriegserklärung, eine Landnahme auf fremdem Territorium“.
Kriegserklärung? Landnahme? Jawohl, er hat es gesagt. Das ist eine neue Eskalationsstufe des Streits. Wenn diese extreme Rhetorik benutzt wird, um gegen ein Moscheebauprojekt zu protestieren, dann ist zwischen einem Al-Kaida-Bekennerschreiben und einem Bauantrag der Ditib nicht mehr zu unterscheiden.
Wer hier eine Moschee baut, erklärt uns damit den Krieg? Dann ist ja wohl Notwehr geboten, dann müssen und dürfen wir zurückschlagen aus Selbstverteidigung.
Es ist nicht nötig, Ralph Giordano in eine „Ecke“ zu stellen. Er besorgt das ganz alleine. Es ist traurig und peinlich, ihm dabei zuzusehen.
Dieses Interview ist eine geistige Bankrotterklärung – und ein weiterer Bärendienst dieses einstmals respektablen Intellektuellen für jede ernsthafte Islamkritik.