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In eigener Sache

Der Blogbtetreiber möchte sich für die kommenden zwei Wochen absentieren und wünscht allen Mitbloggern von Herzen eine schöne Sommerszeit.

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Tote Muslime sind nur interessant, wenn Israel oder Amerika schuld sind?

Nicholas D. Kristof, der Reporter der New York Times, der unermüdlich dagegegen anschreibt, dass der Völkermord in Darfur vergessen wird, hat kürzlich diesen scharfen Kommentar geschrieben:

„The Islamic world has been even more myopic, particularly since the victims in Darfur are all Muslim. Do dead Muslims count only when Israel is the culprit? Can’t the Islamic world muster one-hundredth as much indignation for the genocidal slaughter of hundreds of thousands of Muslims as it can for a few Danish cartoons?“

Das ist einer der unentdeckten Skandale dieser Tage: Die moralische Lethargie (oder stille Mittäterschaft) der islamischen Staaten im Bezug auf Darfur.
Kann es sein, dass es auch darum keine Erregung über die Verbrechen gibt, weil die Täter erstens ebenso Muslime sind – und die Opfer zweitens Schwarze (und keine Araber)?

Nun, wie auch immer, nachdem der Schlächter von Darfur – der sudanesische Präsident Omar al-Baschir – vor dem Internationalen Strafgerichtshof angeklagt werden soll, wird diese Affäre nun zu einer Probe vor allem für die muslimische Welt. Wo sind die Politiker, die Geistlichen, die Intellektuellen, die gegen die sudanesische Mordpolitik im Namen des Islams protestieren?

Fehlanzeige. Der türkische Ministerpräsident – ich habe hier darüber berichtet – hat den Unhold sogar empfangen.

In seinem Blog berichtet Kristof immerhin von einer Protestadresse des American islamic Congress:

„Indeed, the Al-Bashir regime is responsible for the death of hundreds of thousands of Muslims. Neither the Arab League nor the Organization of the Islamic Conference should defend a regime that commits genocide against fellow Muslims.

This is not a time for moral ambiguity or cultural relativism. Some voices — both in governments and in the street — across the Muslim world are defending General Al-Bashir. It is our moral duty to seek justice for thousands of fellow Muslims murdered simply for having the wrong identity.“

Na bitte. Geht doch!

 

Irans berühmtester Dissident ist geflohen

Ahmad Batebi, der durch das unten stehende Foto von 1999 zur Ikone der aufständischen Studenten Irans wurde, ist die Flucht aus Iran gelungen. Aus Erbil in irakisch-Kurdistan wurde er von den Amerikanern ausgeflogen.

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Batebi befindet sich seit einigen Wochen in den USA.
Mit Hilfe kurdischer Aktivisten konnte er auf abenteuerliche Weise aus Teheran fliehen, wo ihm eine erneute Gefängnisstrafe drohte.

Er war verhaftet worden, weil sein Foto mit dem blutbefleckten Hemd die Titelseite des Economist geschmückt hatte. Er hält darauf das Hemd eines Komillitonen, der bei den Demonstrationen des Jahres 1999 von einer Kugel getroffen wurde.

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Wegen seiner Funktion als Rädelsführer der Studenten wurde er zum Tode verurteilt. Seine Strafe wurde dann – nicht zuletzt wegen seiner internationalen Bekanntheit durch das ikonische Bild – zuerst auf 15, und dann auf 10 Jahre herabgesetzt. (Das enthält eine Lektion für die westlichen Medien, die durch die Verhaftung von Dissidenten dazu gebracht werden sollen, nicht mehr über Regimekritiker zu berichten, um diesen nicht zu gefährden. Sie sollten sich eben nicht einschüchtern lassen!)

Im Evin-Gefängnis hat Batebi alle erdenklichen Demütigungen und schlimme Folter erdulden müssen, inklusive zwei Schein-Exekutionen, bei denen andere Mitgefangene erhängt wurden.

Er hat sich nicht brechen lassen.
Er hat die abenteuerliche Geschichte seiner Flucht der New York Times erzählt.
Sein Weg hinaus aus Iran ist durch Videoaufnahmen dokumentiert, die man auf der Website der Times sehen kann.
Bemerkenswert: Der schärfste Gegner des Regimes will um keinen Preis einen Krieg: „Mr. Batebi speaks of working from afar for peaceful change in Iran. He recoils when asked about the possibility of American military action against Iran, saying that if the United States attacked, ‚I might go back and fight for my country myself.'“

Eine absurde Szene seiner Flucht war sehr erhellend über den freiheitlichen Charakter des Landes, in dem er nun als Exilant lebt: „When his flight from Vienna landed at Dulles Airport in Virginia in late June, Mr. Batebi was astonished to see that the airport worker waving the jet into the gate was a Muslim woman wearing a tight head scarf.

Mr. Batebi was enthralled, sensing a casual tolerance that was exactly what he had longed for in his own country. ‚It seems to me that people here are free to live their lives, as long as they do no harm to anyone else,‘ he said.“

(Hier ein Interview, das Batebi jetzt dem Economist gab, mit dem sein Leiden anfing.)

p.s. Batebi ist selbst Fotograf. Hier ist sein Blog (Farsi), das auch Fotos aus seinem neuen amerikanischen Leben enthält.

 

Führender Neocon: Glaubt mir, es ist Folter

Christopher Hitchens, der große Querulant unter den amerikanischen Journalisten und einer der entschiedensten Befürworter des Kriegs gegen den Terrorismus, hat sich einer Probe unterzogen.

Hitchens hat am eigenen Leib erfahren wie „Waterboarding“ wirkt, eine „robuste Verhörtechnik“, die nach Meinung der amerikanischen Regierung keine Folter ist (und somit nicht gegen die amerikanische Verfassung verstößt und angewandt werden darf). Die Technik kam etwa bei Khalid Sheihk Muhammed zum Einsatz, einem führenden Al-Kaida Mitglied. (Hier die beeindruckende Liste seiner Geständnisse.)

Hitchens‘ Ergebnis ist eindeutig : Waterboarding ist Folter. Wenn dies keine Folter ist, gibt es keine.

Ist es unzulässiger journalistischer Narzissmus, so etwas öffentlich zu tun? (So wird der abtrünnige Hitchens teils in rechten amerikanischen Blogs kommentiert.)

Ich finde das nicht. Hitchens hat meinen Respekt dafür, dass er seinen Zweifel über die Weise, wie der Krieg gegen den Terrorismus geführt wird, auf diese drastische Weise nachgeht. Etwas spät ist es schon, jetzt, wo in jedem Fall eine neue amerikanische Regierung – ganz egal ob mit Barack oder Obama an der Spitze – der obszönen Verspottung der amerikanischen Verfassung durch die Bushies ein Ende machen wird.
So endet Hitschens Selbsterfahrungsessay in „Vanity Fair„:

„The interrogators would hardly have had time to ask me any questions, and I knew that I would quite readily have agreed to supply any answer. I still feel ashamed when I think about it. Also, in case it’s of interest, I have since woken up trying to push the bedcovers off my face, and if I do anything that makes me short of breath I find myself clawing at the air with a horrible sensation of smothering and claustrophobia. No doubt this will pass. As if detecting my misery and shame, one of my interrogators comfortingly said, “Any time is a long time when you’re breathing water.” I could have hugged him for saying so, and just then I was hit with a ghastly sense of the sadomasochistic dimension that underlies the relationship between the torturer and the tortured. I apply the Abraham Lincoln test for moral casuistry: “If slavery is not wrong, nothing is wrong.” Well, then, if waterboarding does not constitute torture, then there is no such thing as torture.“

 

Osama bin Ladens neuer Look

Omid Djalili ist ein britischer Komiker iranischer Herkunft. Und hier sieht man ihn als schottischen Filmstudenten „Dirk“, der seinen ersten Job in Afghanistan bekommt:

Vielleicht ist dies noch lustiger, vor allem die Sache über den interreligiösen Dialog am Ende:

 

Iran entwickelt CO²-neutrale Raketentechnik

Den Raketentechnikern des Iran ist die Entwicklung der ersten kohlendioxidneutralen Mittelstreckenrakete gelungen, ein Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Atomrüstung.

Die kürzlich bei dem gegen Israel gerichteten Raketentest erprobten Projektile entpuppten sich nämlich unterdessen als virtuelle Geschosse, wie folgende Fotos im Vergleich erweisen.

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Links das Vorlagenfoto. Rechts das von Sepah News, der Agentur der Revolutionsgarden, verbreitete Propagandafoto.

(Mit anderen Worten: Der Test hat entweder nie stattgefunden. Oder er ist mißlungen. Oder das Licht war einfach so schlecht, dass ein Revolutionsgardist  an den Computer gesetzt wurde, um ein ansehnliches Bild iranischer Stärke zu fabrizieren.)

Das Bild wurde überall in der Welt bereitwillig verbreitet. Auch das gibt zu denken.

Durch unermüdliche Recherche gelang es mir, das Originalbild vom iranischen Test ausfindig zu machen.Es ist noch viel beunruhigender als die Fälschung.

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John McCain übt für die Bush-Nachfolge

Sollte er Erfolg haben, wird es ein nahtloser Übergang werden, wie dieser „Witz“ zeigt.
Ein Reporter fragt McCain, was er davon hält, dass der Export amerikanischer Zigaretten nach Iran sich unter Bush verzehnfacht hat: „Vielleicht ist das ein Weg, sie umzubringen… Ich meine das als Witz… als jemand, der seit 28, äh 29 Jahren keine Zigarette mehr gehabt hat.“

 

Was Ahmadinedschad wirklich über Israel gesagt hat

Iran hat gestern Raketen getestet, die von ihrer Reichweite her geeignet wären, Israel oder amerikanische Basen im Nahen Osten zu treffen.

Das ist die jüngste Eskalationsstufe in einem sich erhitzenden Streit um das iranische Atomprogramm. Vor kurzem erst hatte Israel eine Übung über dem Mittelmeer durchgeführt, die als Demonstration der Stärke gegenüber Iran gesehen wurde.

In diesem Zusammenhang ist ein Streit interessant, der vor einigen Monaten aufkam. Darin geht es darum, obder iranische Präsident wirklich im Oktober 2005 gesagt habe, Israel müsse „von der Landkarte getilgt werden“. Die Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur hatte in der Süddeutschen diese Lesart der Rede in Frage gestellt.(Eine Antwort der Islamwissenschaftlerin Mariela Ourghi findet sich hier.)

Amirpurs stärkstes Argument zur Relativierung der Äußerungen des iranischen Präsidenten bezieht sich allerdings gar nicht auf den Wortlaut seiner Äußerungen, sondern auf seine verfassungsmäßige Stellung im Herrschaftssystem des Iran. Er sei nicht der Oberbefehlshaber (sondern der Revolutionsführer Chamenei). Er könne also gar nicht über Krieg und Frieden entscheiden. Seine Äußerungen erscheinen daher irrelevant, zumal sich Chamenei distanziert habe.

Das ist zunächst ein valides Argument, das geeignet erscheint, die israelische Debatte zu entdramatisieren. Nur weil Ahmadinedschad etwas gegen „das Regime, das Jerusalem besetzt hat“ sagt, läßt das noch nicht auf eine unmittelbare Bedrohung Israels schliessen.

Aber irrelevant ist es wohl auch nicht, was der gewählte Präsident sagt (auch wenn er mit Tricks an die Macht kam). Er spricht zwar nicht für das gesamte iranische System, aber wohl doch für den stärker werdenden militärisch-revolutionären Apparat, wie er in den Revolutionsgarden und den Bassidsch organisiert ist und immer mehr auf den iranischen Staat zugreift.

Und dann lohnt es sich vielleicht doch zu prüfen, ob die Rede tatsächlich nur eine Prophezeiung über das Ende des „Besatzerregimes“ enthält, wie Amirpur suggeriert. Anders gesagt: Was heißt für ihn eigentlich „Besatzerregime“?

Ich halte Amirpurs Lektüre für unhaltbar und verharmlosend. Davon kann sich jeder überzeugen, der bei der Bundeszentrale für Politische Bildung die komplette Neuübersetzung  der Rede durch den Sprachendienst des Deutschen Bundestages liest.

–    Eingangs der Rede ermahnt Ahmadinedschad seine Zuhörer, dass sie, wenn sie die Parole „Tod Israel“ [marg bar Isrāyīl] auszurufen hätten, sie diese Parole „richtig und von Herzen“ ausrufen sollten
–    wenn Achmadinedschad vom „Besatzerregime“ spricht, meint er nicht die konkrete israelische Besatzung der Westbank oder von Teilen Jerusalems, sondern Israel per se
–    er spricht in der Rede davon, dass das „Regime welches Jerusalem eroberte“ vom „hegemonialen System und der Arroganz“ (i.e. der Westen) gegründet worden sei, was ein „schweres Vergehen … gegen die islamische Welt“ darstelle: „Zwischen der Welt der Arroganz und der Welt des Islam tobt ein historischer Kampf, welcher Hunderte von Jahren zurückreicht.“ Das stellt die Gründung Israels in den Zusammenhang einer vermeintlichen Verschwörung der westlichen „Arroganz“ gegen den Islam. Die Gründung Israels ist also ein kriegerischer Akt in einem jahhrundertealten Konflikt. Es geht mithin um weit mehr als Palästina und die Rechte der Palästinenser.
–    Ahmadinedschad sagt: „Während dieser letzten 300 Jahre brachen die letzten Bollwerke der islamischen Welt zusammen und die Welt der Arroganz gründete das Regime, das Jerusalem besetzt hält als einen Brückenkopf für die Herrschaft über die islamische Welt.“
–    der Präsident führt aus, dass „Brückenkopf“ ein militärischer Fachausdruck sei: „Wenn zwei Gruppen oder Heere aufeinander treffen, und eine Seite die Initiative ergreift und zur gegenüberliegenden Seite hin vorstößt, einen Abschnitt des Territoriums erobert und es befestigt; wenn sie dann zur Verstärkung dort eine Festung errichten um die [eigene] Zone auszuweiten‚ dann nennen wir dies einen Brückenkopf.“ Also betrachtet er Israel im Ganzen als militärische Einrichtung des Westens. Und in einem Brückenkopf gibt es keine Zivilisten – dies ist mithin eine implizite Rechtfertigung jeglichen Angriffes auch gegen einfache Bürger Israels.
–    entsprechend heißt es in der Rede weiter: „Dieses Besatzerregime stellt tatsächlich einen Brückenkopf der Welt der Arroganz im Herzen der islamischen Welt dar. Sie haben eine Festung errichtet, von der sie ihre Herrschaft auf die gesamte islamische Welt ausdehnen wollen. Darüber hinaus gibt es weder Grund noch Zweck für dieses Land.“ Weder Grund noch Zweck! Das bedeutet: Kein Existenzrecht!
–    in diesem Kontext ist nun der betreffende Satz zu bewerten, um den es in dem Streit vordergründig geht. Ahmadinedschad bezieht sich damit auf den Titel der Konferenz: „Eine Welt ohne Zionismus“. Ist das überhaupt möglich, so sagt er, fragen viele. Und dann zählt er den Niedergang des Schahregimes, den Niedergang des Kommunismus und den Fall Saddams auf – Ereignisse, die auch niemand für möglich gehalten hätte. Aber Khomeini hätte diese Dinge immer schon vorausgesagt. Dann kommt der entscheidende Satz:
–    „Unser lieber Imam [Khomeini] sagte auch: Das Regime, das Jerusalem besetzt hält, muss aus den Annalen der Geschichte [safha-yi rōzgār] getilgt werden. In diesem Satz steckt viel Weisheit. Das Palästina-Problem ist keine Frage in welcher man in einem Teil Kompromisse eingehen könnte.“ Das „Palästina-Problem“ besteht in der Existenz Israels.
–    man muss den Satz schon komplett aus dem Kontext reissen, um suggerieren zu können, der iranische Präsident kritisiere hier bloss die Besatzung Jerusalems und der Westbank und fordere im Einklang mit UN-Resolutionen deren Ende

–     der „unrechtmäßige Zustand“, den der iranische Präsident beenden will, ist nicht weniger als die Existenz Israels. Daran läßt seine Rede keine Zweifel. Das „Regime, das Jerusalem besetzt hält“, ist der Staat Israel. Selbst nach einem Ende der Besatzung gäbe es in Achmadinedschads Logik für Israel „weder Grund noch Zweck“

–    es geht hier also nicht um die Rückgabe besetzter Gebiete, sondern um das Auflösung des Staates Israel und mehr noch die Löschung Israels aus der Geschichte. Es ist die Pflicht der Muslime, in dem Jahrhunderte alten Kampf für diese Revision des Unrechts zu arbeiten. Das Unrecht besteht in der Existenz dieses Staates Israel per se, für den es „weder Grund noch Zweck“ gibt, ausser der Eroberung der islamischen Welt als Brückenkopf zu dienen. „Wipe off the map“ (im deutschen als „von der Landkarte tilgen“ wiedergegeben) beschreibt das Ziel Ahmadinedschads also zutreffend, selbst wenn es sich dabei nicht um eine wörtliche Übersetzung handelt. Es ersetzt eine zeitliche Metapher („aus den Annalen oder Seiten der Geschichte tilgen“) durch eine räumliche („von der Landkarte tilgen“).

Über die passendere Wiedergabe des Sinnes läßt sich ein Geschmacksstreit führen, in der Sache bleibt er irrelevant, wie die genaue Lektüre der Rede zeigt:

–    Im übrigen, wenn man einmal bei der wörtlichen Übersetzung bleibt: ein „Regime aus den Annalen der Geschichte tilgen“ Bedeutet das: Nicht einmal eine Erinnerung in den Annalen soll von Israel bleiben, Israel soll ungeschehen gemacht werde? Ist das kein Vernichtungswunsch?
–    Ahmadinedschad will keinen Zweifel an seiner Absicht lassen: „Kann eine [gemeinsame] Front es dulden, wenn in ihrer Mitte eine fremde Macht entsteht? Dies würde eine Niederlage bedeuten und wer immer die Existenz dieses Regimes anerkennt, hat in Wirklichkeit die Niederlage der islamischen Welt unterschrieben.“
–    Er sagt weiter: „Unser lieber Imam [Khomeini] hat in seinem Kampf gegen die Welt der Arroganz das Regime, das Jerusalem besetzt, zu seinem Hauptangriffspunkt gemacht. Ich zweifle nicht daran, dass die neue Welle, die im geliebten Palästina begonnen hat, und welche wir heute in der islamischen Welt beobachten, eine Welle der Moral ist. Sie hat die gesamte islamische Welt erfasst und wird sehr bald den Schandfleck [Israel] aus dem Schoß der islamischen Welt beseitigen – und das ist machbar.“
–    Später wiederholt er, die „Eliminierung des zionistischen Regimes (wird) glatt und einfach sein“.
Ahmadinedschad erklärt schließlich noch, dass die Palästinenser selbst gar nicht über diese Dinge entscheiden können. (Sie wären also auch nicht zu einer Verhandlungslösung autorisiert.) Die Palästinafrage ist nämlich das Problem der gesamten islamischen Welt: „Menschen, die in einem geschlossenen Raum sitzen, können darüber nicht entscheiden. Das islamische Volk kann es nicht erlauben, dass diese historische Feindschaft im Herzen der islamischen Welt existiert.“
Zusammengefasst: Der Gesamtkontext der Rede, so wie sie komplett vom Sprachendienst des Bundestages übertragen wurde, lässt keinen anderen Schluss zu, als dass der iranische Präsident
–    Israel jegliche Legitimität abspricht
–    Israel als Teil einer westlichen Verschwörung gegen „den Islam“ betrachtet
–    die „Eliminierung“ Israels darum als Pflicht jedes Muslims in einem jahrhundert alten Kampf begreift
–    schon die Anerkennung der Existenz Israels als Einwilligung in die Niederlage des islamischen Welt versteht
–    der Jugend Mut machen will, sich nicht entmutigen zu lassen beim Kampf gegen Israel, denn die „Beseitigung dieses Schandflecks im Schoß der islamischen Welt ist machbar“.
Diese Rede – das will ich hier klar sagen – ist trotz ihrer Anstößigkeit keine Rechtfertigung für einen Krieg gegen Iran. Sie steht im Widerspruch zu dem, was die Mehrheit im Iran denkt, und bildet auch keinen Konsens im Herrschaftsapparat des Landes ab.

Aber sie gibt durchaus Grund zur Sorge. Es ist inakzeptabel, dass der Präsident des Iran solche massiven Drohungen gegen einen anderen Staat ausspricht und ihm sein Existenzrecht bestreitet.

Wir dürfen diese Rede nicht aus Furcht vor einem Krieg verharmlosen. Sie bleibt eine Ungeheuerlichkeit. Es steht zu hoffen, dass das iranische Volk bei den Wahlen im nächsten Jahr diesen Schandfleck aus seiner Mitte entfernt.

 

Lasst die Araber in Ruhe!

Der amerikanische Soziologe Benjamin Barber, ein ehemaliger Berater Präsident Clintons, hat vor wenigen Wochen in Istanbul einen rasanten  Vortrag über Islam und Demokratisierung gehalten. Dies sind die Schlussätze:

„In the end, the plurality of democracy mandates that the indispensable condition of democracy is empowerment. And that those who would ‚help‘ others learn liberty, learn to leave them alone. As T. E. Lawrence wrote a long time ago, ‚better to let them do it imperfectly than to do it yourself perfectly: for it is their country, their way and your time is short.‘ If democracy means anything it means the right for people to make their own mistakes. To practice their own religion. To pursue their own forms of self-government. I know, I know. That takes time. It can compromise rights. It sometimes allows patriarchy to persist and affords religion the chance to subvert as well as support democracy. But that’s how it is, and history suggests the alternatives, however well intended, are usually far worse. Just ask George Bush.“

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Der wusste schon, dass es nichts werden konnte mit der Demokratisierung des Nahen Ostens: T.E. Lawrence, der den Arabern half, das Osmanische Joch abzuwerfen, im Jahr 1919

Der Linke Barber landet also in letzter Instanz bei  T.E. Lawrence, dessen kaltschnäuzigen Satz er zitiert (ohne dessen Befreiungstheologie zu debattieren).

Das ist schon eine interessante Wendung:

„It would require a separate essay to suggest how deeply perverse the typical American understanding of democratization is when it comes to ‚helping‘ others achieve liberty. The problem begins with the illusion that others can be helped, that democracy can be ‚given‘ or liberty ‚gifted‘. No people have ever been liberated from the outside at the point of a gun. An invader may overthrow a tyrant, but cannot create a democracy by doing so. Overthrowing tyranny produces not democracy but instability, disorder, anarchy, often civil war; it tends to lead over time not to democracy but to a new tyrant. President Bush alludes again and again to World War II, but the victory of the Allies over the Nazi regime did not produce democracy. It took re-education, the Marshall Plan, the United Nations and the European Community to do that.“

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Benjamin Barber, entspannt und desillusioniert in London.