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Die Frau hinter der „Cordoba Initiative“ spricht

Daisy Khan ist die Ehefrau des Imam Rauf, der den Community Center leiten soll, der als „Ground Zero Mosque“ durch die Presse geht. Sie spricht hier über ihre Erfahrung als muslimische Frau aus Kaschmir, die mit 15 Jahren nach Amerika kam. Sie erklärt, was die Cordoba Initiative will. Sie sagt unter anderem auch, sie wolle „die Sicherheit Israels“ und dass „Muslime nicht bei der Zunahme des Antisemitismus mitmachen“ (ab 20 Min).
Und nun ist diese Frau, die demonstrativ nie Kopftuch trägt und mit ihrem Mann schon diverse Reisen im Auftrag des Staates gemacht hat, um in der islamischen Welt für muslimisches Leben in Amerika zu werben, ins Zentrum einer immer hysterischeren Debatte gerückt. Sieht so der Feind aus, spricht so der Feind?

Zu ihrem Mann übrigens ein hilfreicher Artikel hier.

 

Imam der Ground Zero Moschee: „Ich bin ein Jude“

Der Mann, der jetzt in der Debatte um die Ground-Zero-Moschee zum Hassprediger gestempelt wird,  Imam Rauf, hat seinerzeit beim Gedenkgottesdienst für Daniel Pearl gesprochen. Man kann den vollen Text seiner Ansprache auf der Website des Tempels B’nai Jeshurun finden. Wer diesen Text liest, dem wird die Haltlosigkeit und Infamie dieser ganzen Kampagne aufgehen.

Ein Mann, der an der Totenfeier des prominentesten Opfers von Al-Kaida teilnimmt, und der dort als Muslim folgendes sagt, ist mutiger und glaubwürdiger als viele derjenigen, die sich heute künstlich empören über die angebliche „Provokation“ durch das Gemeindezentrum, das dieser Imam leiten soll:

„We are here to assert the Islamic conviction of the moral equivalency of our Abrahamic faiths. If to be a Jew means to say with all one’s heart, mind and soul  Yisrael, Adonai Elohenu Adonai Ahad; hear O Israel, the Lord our God, the  is One, not only today I am a Jew, I have always been one, Mr. Pearl.
If to be a Christian is to love the Lord our God with all of my heart, mind and soul,  to love for my fellow human being what I love for myself, then not only am I a Christian, but I have always been one Mr. Pearl.
And I am here to inform you, with the full authority of the Quranic texts and the practice of the Prophet Muhammad, that to say La ilaha illallah Muhammadun rasulullah is no different. It expresses the same theological and ethical principles and values.
We are here especially to seek your forgiveness and of your family for what has been done in the name of Islam.“

Damit es auch niemand überliest: „Wir sind hier, um Ihre Vergebung zu ersuchen für das, was im Namen des Islam getan worden ist.“ (Ganzer Text hier.)

Das hat dieser Imam im Angesicht der Hinterbliebenen von Daniel Pearl gesagt! Und denselben Mann macht man nun zum Opfer einer wochenlangen Hetzkampagne.

Dis-gus-ting.

Jeffrey Goldberg vom „Atlantic“ kämpft seit Wochen gegen die Rufmordkampagne an, mit der der Imam Rauf von der Cordoba Initiative überzogen wird.
Übrigens derselbe Goldberg, der den Irakkrieg befürwortet hat, der heute für eine harte Linie gegen Iran eintritt und immer wieder die derzeitige israelische Regierung verteidigt. (Das nur, um mal die ideologischen Fronten hier ein bisschen zu verwirren.)
Goldberg kennt den Mann nämlich, im Unterschied zu den meisten Teilnehmern der Debatte. Er hat erlebt, wie Imam Rauf beim Gedenkgottesdienst für den von Al Kaida ermordeten Daniel Pearl gesagt hat: „Ich bin ein Jude.“
Ich zitiere nachfolgend zwei Posts von Goldberg:

„If he could, Bin Laden would bomb the Cordoba Initiative. This seems like such an obvious point, but it is apparently not obvious to the many people who oppose the Cordoba Initiative’s planned mosque in lower Manhattan, so let me state it as clearly as possible: The Cordoba Initiative, which is headed by an imam named Feisal Abdul Rauf, is an enemy of al Qaeda, no less than Rudolph Giuliani and the Anti-Defamation League are enemies of al Qaeda. Bin Laden would sooner dispatch a truck bomb to destroy the Cordoba Initiative’s proposed community center than he would attack the ADL, for the simple reason that Osama’s most dire enemies are Muslims. This is quantitatively true, of course — al Qaeda and its ideological affiliates have murdered thousands of Muslims — but it is ideologically true as well: al Qaeda’s goal is the purification of Islam (that is to say, its extreme understanding of Islam) and apostates pose more of a threat to Bin Laden’s understanding of Islam than do infidels.

I know Feisal Abdul Rauf; I’ve spoken with him at a public discussion at the 96th street mosque in New York about interfaith cooperation. He represents what Bin Laden fears most: a Muslim who believes that it is possible to remain true to the values of Islam and, at the same time, to be a loyal citizen of a Western, non-Muslim country. Bin Laden wants a clash of civilizations; the opponents of the mosque project are giving him what he wants.“

„In 2003, Imam Rauf was invited to speak at a memorial service for Daniel Pearl, the journalist murdered by Islamist terrorists in Pakistan. The service was held at B’nai Jeshurun, a prominent synagogue in Manhattan, and in the audience was Judea Pearl, Daniel Pearl’s father. In his remarks, Rauf identified absolutely with Pearl, and identified himself absolutely with the ethical tradition of Judaism. „I am a Jew,“ he said.

There are those who would argue that these represent mere words, chosen carefully to appease a postentially suspicious audience. I would argue something different: That any Muslim imam who stands before a Jewish congregation and says, „I am a Jew,“ is placing his life in danger. Remember, Islamists hate the people they consider apostates even more than they hate Christians and Jews. In other words, the man many commentators on the right assert is a terrorist-sympathizer placed himself in mortal peril in order to identify himself with Christians and Jews, and specifically with the most famous Jewish victim of Islamism.“

Tja Leute, was nun?

 

Der Moscheeplaner von Manhattan spricht

Das ist also der Feind! Der Entwickler des „Community Centers“ in Nähe von Ground Zero, der mittlerweile als „Moschee am Ground Zero“ so viel Hass entgegenschlägt, spricht. Ist Sharif El-Gamal der Botschafter Obama, pardon Osama bin Ladens? (Haha!) Machen Sie sich selbst ein Bild. (Vollständiges Interview hier.)
Und falls meine bescheidene Meinung gefragt ist: Das Ganze stinkt bis über den Atlantik nach Xenophobie, Rassismus und (na gut, meinetwegen, ich schreibe das Wort jetzt hin) Islamophobie:

 

Barack Hussein Obama II, Muslim

Die Washington Post berichtet heute mit Bezug auf Zahlen des seriösen Pew Research Instituts, dass immer mehr Amerikaner der Meinung sind, Obama sei nicht Christ, sondern Muslim. Die Zahlen wurden – wohlweislich! – vor den Bemerkungen des Präsidenten zu dem islamischen Kulturcenter am Ground Zero erhoben. Sie reflektieren also noch nicht die Reaktion auf die präsidentielle Unterstützung des Rechts von Muslimen auf den Bau von Gebetshäusern.Das macht die Sache noch schlimmer.

Es sind jetzt fast 20 Prozent der Bevölkerung, die den im Internet verbreiteten Gerüchten folgen, Obama sei „heimlich“, „eigentlich“ Muslim. Entsprechend ist seit der Amtseinführung die Zahl derer zurückgegangen, die Obama korrekt als Christen einordnen. Damals waren es etwa die Hälfte der Befragten, heute sind es nur noch 34 Prozent.

Unter konservativen Republikanern hängt ein Drittel der Meinung an, der Präsident bete heimlich zu Allah. Das zeigt deutlich, wie sehr die Bezeichnung Muslim politisiert worden ist. Muslim ist (für diese Menschen) offenbar ein Codewort für „unamerikanisch“, „illoyal“, „verräterisch“. Schlicht: Nicht wie wir. Ich vermute auch, dass die Entpolitisierung des Rassethemas durch den sichtbar schwarzen Präsidenten zu einer zusätzlichen rassistischen Aufladung des Religiösen geführt hat: Manchem fällt es offenbar schwer zu akzeptieren, dass dieser schwarze, (relativ) linke Präsident Christ ist. Er kann nicht „einer von uns“ sein. Er muss anders sein, das Andere sein. An der Hautfarbe läßt sich das nicht mehr festmachen (-> Condi). Er muss also ein Agent der islamischen Verschwörung gegen Amerika sein.

„Among those who say Obama is a Muslim, 60 percent say they learned about his religion from the media, suggesting that their opinions are fueled by misinformation.

But the shifting attitudes about the president’s religious beliefs could also be the result of a public growing less enamored of him and increasingly attracted to labels they perceive as negative. In the Pew poll, 41 percent disapprove of Obama’s job performance, compared with 26 percent disapproval in its March 2009 poll.“

Etwas Neues ist das nicht. Man denke an den antijapanischen Rassismus im WKII. Katholiken ist es bis zu Kennedy nicht besser ergangen, immer stand ihre Loyalität zur WASP-Gesellschaft zur Debatte, mit teilweise wütenden antipapistischen Ausfällen. Juden wurden bis tief in die dreißiger Jahre hinein an den Universitäten (-> Columbia, Lionel Trilling) diskriminiert.

Und dass Franklin Delano Roosevelt in Wahrheit Jude und Teil der Weltverschörung gegen Amerika war, wurde immer wieder von seinen Gegnern verbreitet. (-> Hoftsadter, The paranoid Style in American Politics)

Ich fürchte, meine Bedenken gegen den Begriff der Islamophobie werden gerade von der Wirklichkeit überholt.

 

Warum Pakistan die Welt kalt lässt

Die mageren Spenden für die Flutopfer in Pakistan sind überall ein Thema. Ich habe für die morgige Ausgabe einen Leitartikel verfasst. Sehr beeindruckt bin ich vom Niveau der Debatte in pakistanischen Zeitungen und Blogs. Meine Lieblingsquelle dieser Tage ist „Pak Tea House„, wo auch dieser Kommentar von Nasima Zehra Awan (Auszug, meine Übersetzung) veröffentlicht wurde:

„Die Welt hat unser militantes Abenteurertum so sehr satt, dass dies die Spendenbereitschaft für unsere Fluthilfe beeinträchtigt. Die Menschen befürchten, dass ihre Spenden bei islamistischen Milizen landen, die sich um Menschlichkeit nicht scheren und die weiterhin Soldaten der Länder umbringen, die zu den Hauptgeldgebern Pakistans gehören. Der einzige Weg, Pakistan zu retten, besteht darin unsere Tradition eines Sicherheitsstaates zu beenden und all unsere Ressourcen darauf zu verwenden, das Land wortwörtlich vor dem Ertrinken zu retten. Ein entscheidender Schritt dahin besteht in der Ermächtigung des Parlaments, dessen fortschrittliche Gesetzgebung nicht andauernd von einer kompromittierten und politisierten Justiz blockiert werden darf (…)

Ob Sie es mögen oder nicht, ehrenwerter Oberster Richter, wir müssen ein säkularer Staat werden, und weil das Parlament mit dem 18. Verfassungszusatz (der die Möglichkeit des Präsidenten einschränkt, das Parlament aufzulösen, JL) die ersten zaghaften Schritte in diese Richtung unternommen hat, muss die Vernunft siegen. Ein ertrinkendes Pakistan kann sich nicht läner die Trugbilder ’strategischer Tiefe‘ in Afghanistan und Kaschmir leisten. Was es wirklich braucht, ist sauberes Wasser und Nahrung für die 20 Millionen, die obdachlos geworden sind (…).“

Es gibt viele solcher Stimmen  in der lebendigen Öffentlichkeit Pakistans. Sie müssen hier bei uns mehr gehört werden.

 

Warum Obama in der Moschee-Frage schiefliegt

Mitblogger NKB ist ganz und gar nicht einverstanden mit meiner Position im Streit um die Ground Zero Moschee und begründet dies ausführlich:

Ich kann in diesem Fall nicht einmal im Ansatz nachvollziehen, was Sie an Obamas Schwurbelei „bemerkenswert“ fanden. Für gänzlich absurd halte ich Ihre Schlussfolgerung, Obama sei ein „Präsident für Erwachsene“. Das Gegenteil dürfte wahr sein: Obama ist seit jeher von jenen, die ihn toll fanden, in geradezu kindisch anmutender Manie zum einem modernen „Erlöser“ stilisiert worden, der ganz, ganz bestimmt Frieden und Gerechtigkeit für alle bringen werde. Seit Obama an der Macht ist, hat er von seinen einstigen Versprechen aber kaum auch nur eine einziges eingelöst (man denke etwa an Guantanamo). Welch ein Wunder. Stattdessen sind seine Umfragewerte in den Keller gerauscht und stehen die Chancen für eine Wiederwahl außerordentlich schlecht.

Seit Obama sich zu der geplanten Moschee in der Nähe von Ground Zero geäußert hat, stehen seine Chancen auf eine zweite Amtszeit sogar noch viel schlechter: Das hat er sich redlich verdient. Übrigens kann dabei keine Rede davon sein, Obama sei nicht „zurückgerudert“. In seiner ursprünglichen Rede zeigte er – über unvermeidbare Plattitüden hinaus –schließlich nicht einmal im Ansatz Verständnis für die Empörung und Bedenken vieler Amerikaner, die nicht wollen, dass dort, wo islamistische Verbrecher einst 3000 Menschen umbrachten, geradezu demonstrativ ein riesiges „Haus des Islam“ entsteht. Stattdessen spricht Obama in der besagten Rede über „Religionsfreiheit“ und das Recht, mit dem eigenen Eigentum zu verfahren, wie man will. Als ginge es um Fragen der Verfassungsmäßigkeit!

Unter einem solchen formal-juristischen Gesichtspunkt hat Obama natürlich recht, und das weiß er auch, schließlich hat er selbst schon amerikanisches Recht gelehrt. Viel interessanter ist jedoch, worüber Obama lieber nicht sprechen mag: über die moralische Dimension dieses Projektes und darüber, wie es von anderen gedeutet werden mag, nicht nur in den USA.

Man merkt der Rede an, dass diese wesentlichen Fragen bewusst ausgeklammert wurden. Was hätte Obama denn auch sagen sollen? Gibt es wirklich auch nur einen vernünftig denkenden Menschen, der die Entscheidung, an dieser Stelle ein protziges „Haus des Islam“ zu errichten, nicht für geschmacklos, taktlos und respektlos, kurz: widerwärtig hält? Gibt es irgendwem, dem sich nicht der Gedanke aufdrängt, dass Islamisten in aller Welt dies als großen Triumph betrachten und für sich instrumentalisieren werden?

Meiner Meinung nach stellt sich hier lediglich die Frage, ob die Initiatoren des Projektes a) unfassbar naiv waren oder ob sie b) von Anfang an das Ziel hatten, eine Provokation zu inszenieren. Ich halte Letzeres angesichts der Evidenz der Taktlosigkeit des Projektes und seiner möglichen Symbolkraft für wesentlich wahrscheinlicher. Statt dass Obama aber versuchte – egal wie diese Frage zu entscheiden sein mag – zu vermitteln und einen Propagandasieg der Islamisten zu vermeiden, zieht er sich auf ein wohlfeiles juristisches Argument zurück. Daneben erschöpft sich die Rede, wie so oft, in wohlfeiler Schwurbelei, namentlich soweit es um den Islam geht:

Was Atta und die anderen Terroristen im Namen des Islam taten, das soll mit dem wahren Islam – mal wieder – nichts zu tun haben. Einerseits wird zwar kein vernünftiger Mensch glauben, dass alle Muslime auf der Welt an den Morden vom 11. September eine Kollektivschulde treffe oder sie allesamt nur wegen ihrer Religionszugehörigkeit potentielle Mörder seien. Solche Ansichten pflegt man nur in den einschlägigen Kreisen. Unter umgekehrten Vorzeichen ist es jedoch genauso dämlich – und übrigens auch mindestens genauso menschenverachtend –, so zu tun, als bestehe zwischen Islam und Islamismus kein Zusammenhang, als taugte namentlich der Koran nicht dazu, Gewalt im Namen Allahs zu rechtfertigen, als seien diejenigen, die am 11. September getötet worden, nicht Opfer religiöser Gewalt geworden, begangenen im Namen des Islam.

Wenn Obama also behauptet, al-Kaida kämpfe nicht „für den Islam – sondern für eine grobe Verzerrung des Islam“, so ist das, mindestens in dieser Undifferenziertheit vorgetragen, nichts weiter Augenwischerei. Mehr noch: Es ist gerade dieses dumme Gerede, das notwendigerweise weitere Ressentiments im Westen bedingen wird, weil es so hemmungslos und offenkundig verlogen und heuchlerisch ist. Ein Islam orthodoxer Prägung ist stets und von Haus aus islamistisch, und selbstverständlich ist der Koran mehr als nur geeignet, Gewalt gegen Ungläubige zu rechtfertigen. Die Gewalttätigkeit dieser Religion ist, wie bei anderen Religionen in weniger starkem Maße auch, eine immanente Anlage, die beständiger Relativierung bedarf, um nicht zur Entfaltung zu kommen. Es wäre daher an der Zeit und außerdem im Sinne eines friedlichen Zusammenlebens einzig geboten, das endlich anzuerkennen – anstatt es beschämt zu verschweigen und zu verleugnen, um die Gefühle und Eitelkeiten anderer zu schonen. Nur wenn man diese Anlage anerkennt, ist es nämlich möglich, ihr – und damit einhergehend dem Fundamentalismus – wirkungsvoll zu begegenen: Man muss anerkennen, dass der mörderische Wahnsinn von al-Kaida nicht von ungefähr kommt.

Doch um aufrichte Worte oder einen Dialog, der diesen Namen verdiente, geht es Obama nicht. Es geht ihm hier einzig darum, sich bei Muslimen und muslimischen Verbänden anzubiedern. Darum schwurbelt er, und am Ende sieht es gar so aus, als sei al-Kaida nicht einmal mehr „islamistisch“. Für mich kommt das einem Verrat den Opfern von 9/11 schon sehr nahe, egal welchen Glauben diese nun hatten.

Angesichts des Anlasses dieser Rede mag man Obama seine Schwurbelei – abgesehen von dieser Umdeutung – noch nachsehen, er ist schließlich Politiker und wird im Übrigen selbst nicht recht an den Unsinn glauben, den er da von sich gibt. Völlig absurd ist es jedoch, in diesem Zusammenhang behaupten zu wollen, Obama sei ein Beispiel für „moral clarity“. Wiederum trifft das exakte Gegenteil zu: Wäre Obama aufrichtig, müsste er darlegen, dass die Muslime in der Pflicht stehen, sich von den Verbrechen etwa der al-Kaida und der Agenda anderer islamistischer Kräfte mit aller Vehemenz zu distanzieren. Das aber tut man bestimmt nicht dadurch, dass man dort, wo die Islamisten einen ihren größten Triumphe feierten, ein riesiges „Haus des Islam“ errichtet, dem man dann auch noch den – entweder bewusst provokativen, mindestens jedoch missverständlichen – Namen „Cordoba Haus“ gibt.

Feisal Abdul Rauf als Verantwortlicher dieses Projektes rundet das Bild schließlich ab: Zwar möchte der Mann nicht so recht sagen, dass die USA die Anschläge vom 11. September verdient gehabt hätten, aber so ganz unschuldig sind sie daran dann doch irgendwie auch nicht. Natürlich weigert sich derselbe Rauf auch standhaft, die Hamas, die noch immer die Auslöschung Israels propagiert (und am liebsten betriebe), als die Terrororganisation anzuerkennen, die sie ist. Schon das genügt, um aufzuzeigen, dass die rigide Trennung zwischen vermeintlich jenem friedlichen, um Dialog bemühten Islam und dem von Hass geprägten Islamismus, die Obama in dieser Rede vorzutäuschen sucht, mit der Realität häufig wenig zu tun hat. Passenderweise hat man sich bei der Hamas inzwischen auch zu der New Yorker Kontroverse geäußert: Bei den Islamisten von der Hamas findet man die Idee, in der Nähe von Ground Zero eine Moschee zu bauen, ganz toll, ja sogar für unbedingt nötig – mit einer eigenwilligen Begründung:

A leader of the Hamas terror group yesterday jumped into the emotional debate on the plan to construct a mosque near Ground Zero — insisting Muslims “have to build” it there.

“We have to build everywhere,” said Mahmoud al-Zahar, a co-founder of Hamas and the organization’s chief on the Gaza Strip.

“In every area we have, [as] Muslim[s], we have to pray, and this mosque is the only site of prayer,” he said on “Aaron Klein Investigative Radio” on WABC.

“We have to build the mosque, as you are allowed to build the church and Israelis are building their holy places.”

Hamas, he added, “is representing the vast majority of the Arabic and Islamic world — especially the Islamic side.”

http://www.nypost.com/p/news/local/manhattan/hamas_nod_for_gz_mosque_cSohH9eha8sNZMTDz0VVPI

Zum Schluss sei auf die Worte von Neda Bolourchi hingewiesen, einer jungen Muslimin, deren Mutter bei den Anschlägen vom 11. September ermordet wurde. Im Gegensatz zu Obama schafft sie es, mit aller „moral clarity“ auf den Punkt zu bringe, worum es hierbei geht:

Yet, I worry that the construction of the Cordoba House Islamic cultural center near the World Trade Center site would not promote tolerance or understanding; I fear it would become a symbol of victory for militant Muslims around the world.

Inzwischen darf man wohl davon sprechen, dass sich ihre Befürchtungen –auch zum Schaden vieler friedfertiger Muslime in dieser Welt – bewahrheitet haben. Von einer bloßen Posse ist diese Kontroverse nämlich weit entfernt. Vielmehr spiegelt sie auf sehr eindrückliche Weise die gängigen Absurditäten der Islam-Debatte wider und zeigt dabei auf, wie schädlich das harmonieheuchelnde illusorische Geschwurbel etwa eines Barack Obama in Wahrheit ist.

 

Warum eine Moschee am Ground Zero legitim ist

Obamas Iftar-Rede finde ich wieder einmal bemerkenswert. Ich bewundere diesen Mann für seine Fähigkeit to cut through the bullshit, wie es so schön heißt. Klasse Mann, ein Präsident für Erwachsene.

Ist er unterdessen zurückgerudert, weil er ja später nachgeschoben hat, seine Bemerkungen haben nicht der Frage gegolten, ob es „weise“ sei, eine Moschee am Ground Zero zu errichten (nur ob es legitim sei)? Sehe ich nicht so. Er nimmt ja die Frage der Gefühle der New Yorker schon auf, wenn er von „heiligen Boden“ spricht, wo einmal die Türme waren.

Und dann gegen Ende seine Erinnerung daran, gegen wen „wir kämpfen“ (Muslime einbegriffen) – gegen die vor allem Muslime mordende Al-Kaida.

D a s  ist die moral clarity, von der sein Vorgänger und seine verrottete Partei immer nur reden.

(Unglücklich über Obamas Position ist auch der Religionskritiker Sam Harris, was allerdings nicht sehr überrascht. Aber in dessen Stück sind immerhin nicht nur fiese Unterstellungen drin.)

Hier der Text der Präsidentenrede:

„Hier im Weißen Haus ist die Einladung zum Fastenbrechen eine Tradition, die mehrere Jahre zurückreicht, ebenso wie unsere Feiern zu Weihnachten, zum Seder und zum Lichterfest. Mit diesen Veranstaltungen würdigen wir die Rolle, die der Glaube im Leben der Amerikaner spielt. Sie führen uns vor Augen, dass wir alle Kinder Gottes sind und dass unser Glaube uns Kraft und Sinnhaftigkeit gibt.

Diese Veranstaltungen sind auch eine Bestätigung dessen, wer wir Amerikaner sind. Unsere Gründerväter wussten, dass der Glaube am ehesten dann seinen Platz im Leben unserer Bürger haben würde, wenn die Freiheit der Religionsausübung geschützt wird. Im Gesetz von Virginia zur Religionsfreiheit (Virginia Act of Establishing Religious Freedom), schrieb Thomas Jefferson, dass „alle Menschen ihre religiösen Meinungen frei bekunden und durch Argumente behaupten sollen können“. Mit dem ersten Verfassungszusatz wurde Religionsfreiheit als Gesetz im ganzen Land verankert. Dieses Recht wurde seitdem gewahrt.

Innerhalb unserer Grenzen konnte Religion sich im Verlauf unserer Geschichte genau deshalb entfalten, weil die Amerikaner das Recht hatten, ihren Glauben so zu praktizieren, wie sie es wollten – und dazu zählt auch die Möglichkeit, keinem Glauben anzugehören. Es ist ein Zeugnis der Weisheit unserer Gründerväter, dass Amerika zutiefst religiös ist – eine Nation, in der Menschen unterschiedlichen Glaubens friedlich und in gegenseitigem Respekt miteinander leben ist ein scharfer Kontrast zu den religiösen Konflikten, die andernorts auf der Welt andauern.

Das heißt nicht, dass Religion frei von Kontroversen ist. Seit einiger Zeit erhält der Bau von Moscheen in einigen Gemeinden – insbesondere in New York – verstärkte Aufmerksamkeit. Wir müssen alle die Befindlichkeiten erkennen und respektieren, die mit der Entwicklung von Lower Manhattan einhergehen. Die Anschläge vom 11. September waren für unser Land zutiefst traumatisch. Der Schmerz und das Leid, das jene erfahren mussten, die Angehörige verloren haben, sind unvorstellbar. Ich bin mir also der Emotionen, die dieses Thema hervorruft, bewusst. Ground Zero ist zweifellos heiliger Boden. Weiter„Warum eine Moschee am Ground Zero legitim ist“

 

In eigener Sache

Liebe Mitblogger,

hier ist bis zum 16. August nichts los. Ich würde gerne die Kommentarfunktion offenlassen (für die Unentwegten). Ich werde in den nächsten Tagen gucken, ob der Ton im  grünen Bereich bleibt.

Und damit: Gute Erholung!

JL

 

Deutschland nimmt 50 iranische Oppositionelle auf

Vor einigen Monaten habe ich hier gefragt, ob Deutschland die iranischen Oppositionellen aus der „grünen Bewegung“ im Stich lässt. Mir war von einigen Menschenrechtsaktivisten signalisiert worden, dass die Bundesrepublik sehr zögerlich agierte im Fall einiger Dissidenten, die in der Türkei dahinvegetieren.
Das Bundesinnenministerium schien damals nicht gewillt, über wenige Einzelfälle hinaus zu helfen. Kaum zwanzig Iraner sollten in Deutschland Asyl bekommen, und auch deren Verfahren liefen schleppend.
Darüber habe ich in der ZEIT berichtet. Auch der SPIEGEL griff den Fall auf. (Als erster hatte allerdings ein Kollege der ARD, Stefan Buchen vom NDR, auf das Schicksal der Flüchtlinge aufmerksam gemacht.)
Jetzt lässt sich ein Zwischenerfolg vermelden: Das Innenministerium bestätigt Berichte, nach denen zunächst 50 Oppositionelle in Deutschland Aufnahme finden sollen. Die ersten sind bereits in Deutschland.
So etwas macht einen dann doch froh.