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Fast nackte Topmodels in islamisch korrekter Schwimmkleidung!

An jedem Morgen begrüßt mich das Dashbord meines Blogs mit einem kleinen Gedicht, das sich aus der Auswertung der Suchanfragen ergibt, mit denen dieses Blog gefunden wurde. Da stehen dann „fast nackte Topmodels“ neben „islamisch korrekter Schwimmkleidung“, und „Clinton“ steht neben „Amerika kann nur Krieg“, wie etwa heute morgen.

Ich stelle einfach mal das aktuelle Bild als Screenshot ein:

 

It’s a man’s world: Ultraorthodoxe Zeitung läßt Hilary Clinton aus Foto verschwinden

Tagelang haben sich deutsche Medien über Hillary Clintons Gesichtsausdruck gebeugt: Hält sie sich aus Entsetzen über die Tötung bin Ladens die Hand vor den Mund? Ist sie von der Anspannung des Moments überwältigt? Schämt sie sich ihrer Angst?

Es geht auch einfacher: Die chassidische (ultraorthodoxe) Zeitung „Der Tzitung“ hat in ihrem Bericht über Bin Ladens Tötung die beiden Frauen kurzerhand aus dem offiziellen Foto des Weißen Hauses getilgt. Es fehlen in dem Aufmacherfoto die amerikanische Außenministerin (und die im Original sichtbare zweite Frau hinten in der Mitte).  Der Grund: Religiös begründete Sittlichkeitsvorstellungen, die zeitunglesenden Männern den Anblick von Frauen verbieten.

Großartig! Das nenne ich Fauxtographie!

(Quelle)

Das Originalfoto des Weißen Hauses

 

Einwanderung begrenzen und steuern ist nicht „rechts“

David Cameron, der britische Premier, hat letzte Woche eine Grundsatzrede zur Einwanderung gehalten. Genauer gesagt: Es war eine Rede über die Einschränkung der Einwanderung. Erwartungsgemäß wurde sie vor allem von links her kritisiert. Auch der liberaldemokratische Koalitionspartner nahm den Regierungschef hart ran. (Hier die Rede.)

Das halte ich für kurzsichtig. Der Nationalstaat ist einstweilen das einzige Gefäß der Demokratie, das wir haben (bis eventuell auch einmal eine supranationale Demokratie auf europäischer Ebene funktioniert, braucht es eine weitere Generation). Die Möglichkeit zur Kontrolle der Grenzen und (post-Schengen) der Staatsangehörigkeit ist ein Kernelement der Staatlichkeit. In anderen Worten: Wenn der Eindruck entsteht, ein Staat habe darüber keine Kontrolle mehr, unterhöhlt das die Legitimität dieses Staates. Die Linke  in Deutschland hat dies in den Jahren zwischen dem Asylkompromiss von 1992  und den Schily’schen Sicherheitsgesetzen zehn Jahre später gelernt.

Cameron setzt sich in seiner Rede mit den Migrations-Defätisten auseinander, die von der Nichtsteuerbarkeit von Wanderungsprozessen ausgehen. Grossbritannien kann die Migration innerhalb der EU zwar nicht mehr steuern, aber die macht auch nur einen geringen Anteil aus. Der wesentliche Teil ist die außereuropäische Migration, und die ist mit fast 200.000 Zugängen im letzten Jahr in der Tat sehr hoch. Cameron kündigt an, Schlupflöcher zu stopfen, wie etwa bei der Vergabe von Studentenvisa, wo es offenbar einigen Mißbrauch gibt. Beim Familiennachzug soll es auch Beschränkungen geben. Die Kriterien zur Erteilung von Arbeitsvisa werden erhöht. Außerdem sollen die Anreize im Sozialsystem korrigiert werden, damit sich Arbeit wieder mehr lohnt als Stütze (also das, was in Deutschland erst durch Rotgrün angefasst wurde, Stichwort Hartz 4).

Ich finde einige der Beispiele, mit denen Cameron arbeitet zwar etwas tendenziös (der chinesische Koch, das indische Plakat). Aber insgesamt hat diese Rede für meinen Geschmack keinen falschen Ton. Es wird nicht ethnisiert, nicht religiös oder kulturalistisch argumentiert. Cameron argumentiert vom Gemeinwohl her, und es ist dumm, das als „rechts blinken“ abzutun.

Ich finde, er hebt sich mit seiner pragmatischen Rede wohltuend von den Schwesterparteien auf dem Kontinent ab. Sarkozy macht spektakuläre Symbolpolitik (Burka, Identitätsdebatte), die am Ende keine relevantes Problem löst. Die Christdemokraten fallen immer wieder zurück in Kulturalismus und religiöse Identitätsspiele (Kruzifix), und sie machen eine irrationale Zuwanderungspolitik, die an deutschen Interessen vorbeigeht. Die Einkommensgrenzen für begabte und hoch qualifizierte Einwanderer sind hierzulande zum Beispiel viel zu hoch.

Die britischen Konservativen hingegen stehen für ein Punktesystem, das Einwanderung nach rationalen Kriterien zu regeln versucht. Warum ist das bei uns nicht denkbar, obwohl doch das Volk eine recht pragmatische Einstellung hat?

 

Raubkopierer sind Verbrecher

Ich finde den Clip sehr passend, aber die Frau Guttenberg ist überhaupt nicht gut getroffen :-):

 

Guttenbergs good looks

Zitate des Tages:

Wäre Guttenberg hässlich, hätte er schon längst zurücktreten müssen. (Eckhard Fuhr, Die Welt)

“In my opinion, any future defense secretary who advises the president to again send a big American land army into Asia or into the Middle East or Africa should ‘have his head examined,’ as General MacArthur so delicately put it,” Mr. Gates told an assembly of Army cadets here (in West Point). NYTimes, 26.2.2011

 

Das Grüne Buch

In der Saison 1987/88 machte der ECD Iserlohn (Eishockey) Werbung für Muammar Gaddafis „Grünes Buch“.

Der Verein ging danach unter.

Der ehemalige Friedensaktivist Alfred Mechtersheimer versuchte 1989, mit libyschem Kapital eine Stiftung zu gründen, um seine national-pazifistischen Ideen zu verbreiten. Heute ist Mechtersheimer irgendwo im rechtsradikalen Sumpf untergegangen.

Gaddafi selbst scheint nun vor dem Ende zu stehen. Er lässt sein eigenes Volk niedermähen.

Vielleicht sollte man das Grüne Buch mal wieder lesen?

 

Jesus and Mo

Für alle, die es noch nicht kennen, großartige Comics auf „Jesus and Mo„. Erstaunlich, aber dieses wahnsinnig witzige Ding gibt es seit Jahren, und es gibt kaum Ärger:

 

Ägypten, ein Witz

Meine beiden Lieblingswitze der ägyptischen Revolte:

Treffen sich Nasser, Saddat und Mubarak im Himmel. Fragen die beiden Älteren den Neuen: Gift oder Kugeln? Sagt Mubarak: Facebook.

Und dann der hier (soeben über Twitter):
Mubarak is like the drunk guy at a party that you are trying to convince that he can’t drive.

 

Ägyptens reichster Mann und die Revolution

Den kennst du doch, den hast du doch schon mal gesehen, dachte ich in den letzten Tagen immer wieder, als der Name Sawiris fiel. Ein bisschen kramen in alten Fotoarchiven, und da ist er. Naguib Sawiris, einer der reichsten Männer Ägyptens, 3 Mrd. € Jahresumsatz, Orascom Telecom, überall in der arabischen und afrikanischen Welt aktiv, 120 Mio Kunden. Als wir ihn im Juni 2009 trafen, redete er von der Erstarrung des Mubarak-Systems und der Korruption. Einn ziemlich lässiger Typ, der reichste Mann Afrikas (12 Mrd geschätztes Privatvermögen). Heute ist er Teil des „Rates der Weisen“, der den Übergang begleiten will. Der Kopte will Mubarak weg haben, aber nicht gleich. Er scheint auf Suleiman zu setzen. Er war vor einigen Tagen demonstrativ auf dem Tahrir-Platz. Kein Wunder: Die Facebook- und Twitter-Generation ist seine Klientel.

Er steht hier in der Mitte des Bildes, mit Glas in der Hand. Ihm zur Linken der dicke Herr ist der deutsche Botschafter Bernd Erbel, heute Teheran. Vorne sitzt der deutsche Finanzminister, damals Inneminister. Schäuble war nach Ägypten geflogen, um sich für seine Islamkonferenz über die Religionen in Ägypten zu informieren. Wir trafen auch den Scheich Al-Azhar und den Mufti, ich habe das hier beschrieben. Und Schäuble hatte einen Termin mit Omar Suleiman, den man damals schon für einen möglichen Nachfolger Mubaraks hielt (natürlich ohne Beteiligung der Presse). Ja, man setzte auf Suleiman, falls sich nicht der Sohn durchsetzen würde – eine Vorstellung, die den Unternehmer Sawiris auf die Palme brachte: Ägypten ist nicht wie Syrien oder Libyen, sagte er voller Stolz.

Und mindestens damit scheint er vorerst Recht zu behalten.

Foto: JL