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Meine erste afghanische Hochzeit

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Vor einer Woche kam mein Dari-Lehrer mit einem weißen Umschlag ins Wohnzimmer. „Ich hoffe, ihr kommt zu meiner Party“, sagte er. „Was gibt’s denn zu feiern?“ „Ich heirate!“

Heute also: meine erste afghanische Hochzeit. Männer und Frauen feiern in einem Saal und trotzdem getrennt – in der Mitte sind Pappwände aufgestellt. Frauen und Männer tanzen zur gleichen Musik und trotzdem auf zwei verschiedenen Festen. Der Foto-Abgleich danach zeigt, die Männer tanzen ziemlich anzüglich miteinander, die Frauen eher elegant. Spaß haben beide. Nach einer Weile kommen der Bräutigam und sein Bruder auf die andere Seite der Pappwand. Die Männer tanzen mit den Schwestern der Familie. Bräutigam und Braut sitzen auf einem Thron und beobachten das Ganze. Danach verschwinden sie in ein anderes Zimmer. Sie essen gemeinsam, machen Fotos, lassen sich gratulieren und ziehen sich um für die restliche Party: Statt traditionellen Gewändern gibt es nun Anzug und ein weißes Kleid.

Als wir um elf Uhr ein Taxi bestellen, ist die Schwester des Bräutigams entsetzt: „Es ist noch viel zu früh!“ Der Bräutigam fragt: „Hat’s dir gefallen? War das Essen gut?“ „Gut schon“, sage ich, „aber ein bisschen wenig“. Der Bräutigam fängt an zu lachen. Zu wenig Essen auf einer afghanischen Hochzeit – das kann nur ein Witz sein.

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Grün oder schwarz?

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Einer der Sätze, die ich hier am häufigsten höre (oder einfach nur einer derjenigen, die ich am häufigsten verstehe?): „Chai sabs ya syah?“ Grün- oder Schwarztee? Daran musste ich denken, als ich bei einem Event zum Weltfrauentag eine Gruppe Jugendlicher mit Pappbechern sah.

 

I ♥ 2014

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Die Bilder von Azim Fakhri sind zur Zeit im IFA ausgestellt. Für alle, die nicht in Kabul sind, gibt’s hier mehr von seiner Kunst.

 

Recherche-Mitbringsel aus dem Frauengefängnis

IMG_0535Ich habe heute eine NGO in ein Kabuler Frauengefängnis begleitet. Wir waren acht Frauen, ein Mann. Nach zwei Stunden warten und zwei Sicherheitschecks kam eine Wärterin und unterschrieb auf unseren Armen. „Damit wir später wissen, wer von euch keine Gefangene ist“, sagte sie. Als der Mann seinen Arm hinhielt, schüttelte sie den Kopf: „Es ist doch ein Frauengefängnis!“

Mehr Recherche-Mitbringsel gibt es hier, hier und hier.

 

Shopping-Tour

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Heute wollte ich ein Karambol-Brett kaufen. Ich ging in den Supermarkt in unserer Straße und fragte, ob sie das Spiel haben. „Nein“, sagte der Verkäufer, „leider nicht. Versuch’s mal im Sportgeschäft um die Ecke.“

Ich ging zum Sportgeschäft. „Leider nicht“, sagte der Verkäufer im Sportgeschäft. „Aber versuch’s mal zwei Läden weiter.“ Dort sagte der Verkäufer: „Nein, aber vorne, beim Kreisel, wenn du dort links gehst, kommts du zu einer Shoppingmall. Da gibt es einen Laden, Afghan Sports, die haben das. Inshallah.“

Bis zur Shoppingmall ist es ein ziemliches Stück, ich fragte unterwegs noch in zwei anderen Läden. Einer der Verkäufer schickte mich in ein Geschäft für Kinderspielzeug. Dort wurde ich fündig. Es gab die Spiele in drei Größen: large, medium, small. Ich nahm das kleinste, ein Meter mal ein Meter, und ging zurück.

Der Mann vom ersten Shop winkte mir zu, als er die riesige schwarze Plastiktüte in meiner Hand sah. Der zweite lachte, als ich vorbeiging.  Beim dritten klopfte ich an die Schaufensterscheibe und hob die Tüte hoch. Der vierte  sprach gerade mit einem Kunden und im fünften streckten mir der Ladenbesitzer und zwei seiner Verkäufer die Daumen entgegen.

„Was hast du gekauft?“, fragte der Pförtner vor meinem Haus. „Karambol“, sagte ich. Und er: „Oh, sehr gut! Komm, ich erklär dir die Regeln.“

 

Erinnerung an den Frühling

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In Kabul scheint heute die Sonne und die Vögel zwitschern. Ich denke an den letzten Frühling und einen Ausflug in die nördlichste Provinz Afghanistans, nach Badachschan.

 

Warme Füße

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Wenn es mir in meinem Haus zu kalt ist, brauche ich Streichhölzer, etwas Zeitung und kleine Holzstückchen. Wir heizen mit einem „Bukhari“, einem Holzofen aus Metall. Ein „Bukhari“ ist nicht teuer, aber viele Familien können sich das Holz nicht leisten. Sie verwenden stattdessen einen Mix aus Holzspänen und Brennpaste. Noch häufiger sind „Sandali“: Kohleofen, auf denen eine riesige Decke liegt, unter der man seine Füße wärmen kann. Sandali sind etwas gefährlich, weil man sich schnell die Füße verbrennt. In kleinen Räumen ersticken die Leute sogar manchmal im Schlaf. Aber sie sind auch gemütlich. Und günstig.