65 Prozent der afghanischen Bevölkerung sind jünger als 25 Jahre alt. Diese 65 Prozent sind die Zukunft des Landes, aber sie haben keine Macht. In Kabul herrschen die Alten und kein Politiker vertritt die Interessen der Jungen.
Um sich trotzdem Gehör zu verschaffen, haben junge Leute aus Kabul – Studenten, Journalisten, Arbeiter – monatelang an einem Projekt gearbeitet. Sie haben 1.001 Leute aus 20 der 34 Provinzen Afghanistans nach ihren Wünschen an den nächsten Präsidenten befragt und daraus ein Buch gedruckt. Das werden sie „dem Neuen“ bei dessen Amtsantritt in die Hand drücken.
Diese Woche, während die Anschläge in Kabul mehr werden, die Straßen leerer und die Checkpoints häufiger, haben die Jugendlichen eine Konferenz veranstaltet, bei der sie die 1.001 Wünsche vorgestellt haben. Your hope haben sie die Veranstaltung genannt. Ich finde, das passt. Denn genau das sind die jungen Leute: die Hoffnung Afghanistans – und damit auch des neuen Präsidenten.
Die Wünsche, die sie eingesammelt haben, beschreiben gut die Probleme, vor denen die nächste Regierung steht:
„Wenn wir zurückblicken auf die letzten Jahre: seit dem Fall der Taliban hat sich hier so vieles zum Guten verändert. Trotzdem erwarten wir von der Regierung noch mehr. Vor allem muss sie sich um Bildung kümmern. In Kabul arbeiten noch so viele Kinder auf der Straße, um ihre Familie zu ernähren.“
„Ich erwarte vom nächsten Präsidenten, dass er unserem Land Frieden bringt. Er sollte auch versuchen, die Leute zum Studieren zu ermutigen und er sollte Korruption abschaffen.“
„Er soll nicht lügen.“
„Ich wünsche mir vom nächsten Präsidenten, dass er unser Volk zusammenbringt und den Rassismus zwischen den verschiedenen Ethnien beseitigt.“
„Er sollte vom Volk und für’s Volk sein.“
„Er muss die Wirtschaft voranbringen. Er sollte die Landwirtschaft fördern, weil Afghanistan viele Ackerflächen besitzt. Und er sollte dafür sorgen, dass wir mehr exportieren als importieren.“
„Ich erwarte vom nächsten Präsidenten, dass er sich mehr um Kinder und Jugendliche kümmert. Viele von ihnen versorgen momentan ihre Familien, weil es keine Jobs für die Eltern gibt. Wenn die Wirtschaft besser wäre, könnten die Eltern arbeiten und die Jungen in die Schule gehen.“
„Er soll Korruption beenden und Drogenanbau auslöschen.“
„Wir haben viele Wünsche, aber wir wissen auch, dass nichts davon erfüllt werden wird. Zuerst muss der neue Präsident für mehr Sicherheit und eine bessere Wirtschaft sorgen.“
„Gleichheit! Brüderlichkeit!“
„Er soll nicht so einäugig urteilen, wie es die derzeitige Regierung tut.“
„Wer auch immer der neue Präsident sein wird. Ich hoffe, er trägt dazu bei, dass Afghanistan zu einem guten Ort für jeden Afghanen wird. Nicht nur für eine Ethnie oder einen Stamm. Wir wollen ein geeintes Afghanistan.“