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Circus Afsana

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Ein Dutzend Jungs in Jeans, blauen Jogginghosen und hellen Oberteilen, zwei weiß gekleidete Mädchen, eine Bühne: die Show „Elevation“ der Artistengruppe „Circus Afsana“ basiert auf Texten des persischen Dichters Dschalal ed Din. Ich habe fast nichts verstanden. Und umso mehr fotografiert.

 

Neuer Wortschatz

Englisch lernen mit meinem Pförtner:

„achilles heel… aim … bullet … anti-war … anti-corruption … air strike … army deserter“

„Ich glaub, die Worte wirst du nicht sehr oft brauchen.“

„Ich weiß. Aber das Wörterbuch hat unser Lehrer geschrieben. Und der hat jahrelang als Übersetzer bei der US-Army gearbeitet.“

 

Beklebte Wände

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Seit drei Wochen steckt Kabul im Wahlkampf. An Türen, Straßenpfosten und Plakatwänden werben die Kandidaten mit ihren Gesichtern.

 

Bergblick

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Blick von TV-Mountain, einem Berg in Kabul, von rechts nach links: Ein Polizist an seinem Arbeitsplatz, dem Checkpoint. Sein Hund. Rauchwolken von einem Hausbrand.

Nicht mit im Bild: die Sonne, die hinter den Bergen untergeht.

 

11 Sekunden Afghanistan

Ein kleines Recherche-Mitbringsel aus Bamyan:

Gefilmt hat Niklas Schenck, der nicht nur ein guter Vorzeige-Ehemann ist, sondern auch im richtigen Moment die Kamera einschaltet.

Mehr Recherche-Mitbringsel gibt es hier und hier.

 

How to use … Taschnab

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1. Verlassen Sie nie das Haus, ohne noch einmal die Toilette benutzt zu haben. 95,1 Prozent aller afghanischen Haushalte besitzen keine sanitären Anlagen.

2. Klopapier wird pinker, je weiter man von fließendem Wasser entfernt ist. Das untere Ende der Skala ist dunkelpinkes Kloschmirgelpapier beziehungsweise gar kein Papier.

3. Haben Sie eine längere Autofahrt vor sich, verzichten Sie morgens auf jegliche Getränke. (Schotterstraßen! Keine Toiletten!) Sollten Sie als Gast übernachtet haben, müssen Sie aus Höflichkeitsgründen mindestens eine Tasse Tee trinken. Wählen Sie Schwarztee, falls möglich.

4. Unterwegs eignen sich als Toilettenersatz Häuserruinen (nur in minenfreien Gebieten) oder unvollendete Hilfsprojekte, die eigentlich einmal Schulen werden sollten, bei denen aber nach dem Bau der Toiletten das Geld ausging.

5. Das Urinieren im Freien ist angesichts kultureller Gebräuche eher kompliziert und daher zu vermeiden.

6. Das gilt besonders für Frauen.

7. Sollten Sie es nicht vermeiden können, seien Sie nicht misstrauisch, wenn Ihr Fahrer Ihnen anbietet, Sie ein Stück zu begleiten und auf halber Strecke zu warten, um  neugierige Kinder abzuwehren. Er hat Recht.

8. Achten Sie nachts auf frei laufende Hunde. Sie beißen, auch halbnackte Menschen.

9. Vertrauen Sie bei öffentlichen Toiletten nicht auf das Prinzip Absperren. Stellen Sie sich stattdessen vor das Häuschen und husten. Hustet niemand zurück, ist das Klo frei.

10. Ist eine Stehtoilette aus Lehm gebaut, kann sie ohne weiteres Handeln betreten werden. Wichtig: Vertrauen Sie nicht auf die Zielfähigkeit Ihrer Vorgänger.

11. Ist eine Stehtoilette gefliest, ziehen Sie Ihre Schuhe aus und benutzen Sie stattdessen die Plastikschlappen, die vor der Tür stehen – der Boden ist nass. Schlüpfen Sie falls möglich barfuß in die Schlappen – sie sind ebenfalls nass.

12. Egal, was man Ihnen erzählt: Benutzen Sie niemals die Toilette im Polizeiquartier Kundus. Niemals.

P. S.: Ich danke meinem Bruder, der mir zum Abschied das hier geschenkt hat. Ich werde es hoffentlich nie benutzen.

 

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Wenn es dunkel wird

IMG_0035Tagsüber könnte ich mich wahrscheinlich nie auf die Flower Street in Shar i Nau stellen, um zu fotografieren. Die Straße ist voller Geschäfte – Blumenhändler, Supermärkte, Bäcker – und so schmal, dass man sie zur Einbahnstraße ernannt hat.

Die Autos kommen trotzdem von beiden Richtungen, vor allem zur Mittagszeit, wenn die Geschäftsleute aus dem nahe gelegenen Ministeriumsviertel sich in Restaurants zum Essen treffen. Wer lauter hupt und grimmiger schaut, siegt. Dazwischen laufen die Fußgänger, die ihre Einkäufe besorgen und die vielen Straßenkinder und Frauen mit Burka und einem Baby auf dem Arm. Sie warten auf die wandelnden Dollars, uns Ausländer.

Erst abends, wenn es dunkel wird, ist die Straße leer. Und ich kann meine Kamera holen.

 

Winterflaute in Kabul

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Ein paar Straßen von unserm Haus entfernt ist ein Möbelgeschäft. Ich gehe ab und zu hin, meistens nur um zu stöbern.

Diesmal sagt der Verkäufer: „Heute musst du etwas kaufen.“

„Warum denn?“, frage ich.

„Seit sechs Tagen war kein einziger Kunde mehr hier. Es ist so kalt draußen und ich glaube, die meisten Ausländer haben Angst.“

„Vielleicht wird es im Sommer besser“, sage ich, „wenn es wieder wärmer ist.“

„Ja, das wird es hoffentlich, nach den Wahlen. Bis dahin will keiner sein Geld ausgeben.“

„Glaubst du, danach wird es besser?“

„Ach, was weiß ich schon von Politik!“

„Und gehst du wählen?“

„Klar. Ich muss ja.“

„Du musst?“

„Ja, das ist unsre Pflicht.“