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Du sollst dir kein Bildnis machen (vom FBI)

Über einen bizarren Urheberrechtsstreit zwischen dem FBI und Wikipedia berichtet die New York Times: Demnach will die amerikanische Bundespolizei, dass die Enzyklopädie aus dem Artikel über das FBI das Siegel der Behörde löscht. Das dürfe nicht einfach so wiedergeben werden, beklagten sich die Beamten in einem Brief an die Wikimedia-Foundation.

Dummerweise haben sie aber das Gesetz, das dies regelt, falsch verstanden oder falsch ausgelegt, glauben die Anwälte der Foundation. Denn zwar heißt es in Abschnitt 18, Paragraph 701 des United States Code:

Whoever manufactures, sells, or possesses any badge, identification card, or other insignia, of the design prescribed by the head of any department or agency of the United States (…) except as authorized under regulations made pursuant to law, shall be fined under this title or imprisoned not more than six months, or both.

Das aber bedeute, meint der Wikimediaanwalt, dass man sich mit dem Siegel nicht ausweisen dürfe, wenn man kein FBI-Beamter sei und dass man kein Geld damit verdienen dürfe. Jedoch dürfe man es selbstverständlich benutzen, um auf einer gemeinnützigen Seite das FBI darzustellen.

Die von der NYT zitierte Antwort des FBI darauf klingt irgendwie lahm: solche Briefe würden „von Zeit zu Zeit“ verschickt. Wenn man will, kann man als Entschuldigung verstehen.

via.

 

Reisender Blogger

Reiseblogs gibt es viele – kein Wunder, sind sie doch eine großartige Möglichkeit, online und offline zu verbinden. Tipps von Lesern, Tipps für Leser, Erfahrungsaustausch, Schlafgelegenheiten, all das lässt sich inzwischen durch und mit dem Netz finden.

Hier ein Reiseblog, bei dem gar Teile der Route in die Hände der Schwarmintelligenz gelegt werden: Leser können per Twtpoll abstimmen, wohin es gehen soll. Zurückgelegt wird der Weg dann per Anhalter, ein bloggender Tramp eben.

Blogtramper Johannes Kuhn

Und was ist die größte Hürde bei dem ganzen Projekt? Klingt wie ein Witz, aber es ist der Internetzugang. Um es in den Worten des reisenden Bloggers Johannes Kuhn zu sagen:

„Roaming ist Mist. Deshalb twittere ich per SMS und suche nach Wlans und Internet-Cafés (PrePaid-Karten in einzelnen Ländern lohnen sich nur, wenn ich wirklich länger dort bin, was ich nicht absehen kann). Das schwächt den Echtzeit-Faktor zumindest was das Bloggen betrifft etwas ab und schickt mich täglich auf die Suche nach einem Verbindungspunkt, ist aber die einzige Möglichkeit, das Projekt durchzuführen.“

So viel dazu, wie leicht sich online und offline im Zweifelsfall verknüpfen lassen. Noch ein Zitat von Johannes:

„Die trampenden Blogger in fünf Jahren werden sich wahrscheinlich kaputt über Roamingprobleme innerhalb der EU lachen, so wie wir uns heute über die BTX-Abrechnungstaktungen amüsieren.“

Offenlegung: Johannes Kuhn hat bis Herbst 2009 bei ZEIT ONLINE gearbeitet.

 

Krieg ist lustig?

Panzer, Raketen, Hubschrauber, dazu rockige Musik und ein Sprecher im dramatischen Spiegel-TV-Stil: „Erleben Sie Ihre Armee hautnah. Die Bundeswehr bei YouTube.“ Mit diesem Clip startete die Bundeswehr ihren offiziellen Kanal auf dem Videoportal.

Das ist überfällig, haben andere Armeen doch längst auch solche Wege entdeckt.

Doch stellenweise kommen die Filme reichlich flapsig daher, wahrscheinlich will man die Jugend ansprechen, vulgo Nachwuchs rekrutieren. Irgendwie aber wirkt die Art und Weise seltsam, immerhin kämpfen die Soldaten in Afghanistan in einem Krieg und das Verteidigungsministerium will auch via YouTube informieren, wie und warum sie das tun.

Zu sehen sind dann beispielsweise Beiträge zum Thema „Gewöhnungssprengen“, wo die Kameraden es „so richtig krachen lassen“ und die angekündigt werden mit den Worten: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Sprengleiter.“

Oder es werden unter der Rubrik „Classix“ Wochenschau-artige Streifen aus den siebziger Jahren gezeigt, wo Gebirgsjäger mit ihren Knoten auch „gelegentlich hübsche Touristinnen abseilen oder auch einwickeln“.

Äh, was? Krieg ist lustig? Das kann nicht ernsthaft die gewünschte Aussage sein. Oder meint man, Internet ist gleich Klamauk? Was für ein Missverständnis.

 

Aalglattes iPhone

Neue Technik schafft neue Herausforderungen. Das erlebt beispielsweise gerade die Telekom.

Denn zwar gibt es das neue iPhone4 bei ihr schon zu kaufen, doch wird es nicht wie sonst üblich in den Läden ausgestellt, damit es jeder anfassen und ausprobieren kann. Will man das Gerät sehen, muss man danach fragen, woraufhin ein Mitarbeiter es aus einer verschlossenen Schublade holt und die Nutzung argwöhnisch beäugt. Ein wenig wie bei der Erstpräsentation durch Apple, bei der neben jedem Gerät ein Aufpasser stand.

Der Grund ist banal: Die Rückseite des iPhones besteht wie der Bildschirm nun aus Alkali-Aluminosilikat-Glas, das besonders kratzfest und hart sein soll. Vor allem aber ist es glatt, sodass kein Kleber an ihm haftet. Zumindest nicht der der Telekom.

„Wir können es nicht sichern“, lautet die etwas verschämte Auskunft im T-Punkt, fragt man nach dem Grund der in der Schublade versteckten Geräte. Normalerweise werden die ausgestellten Geräte mit einem Kabel und einem Sicherheitsdongel verbunden, der bei Diebstahlsversuchen piept. Doch die Dongel lassen sich schlicht nicht ans iPhone4 kleben.

Man suche derzeit hastig nach einem besseren Kleber, heißt es. Solange bleiben die Geräte in der Schublade und Kunden können nur die alten 3GS befingern. Oder sich einen Flyer anschauen, auf dem lustigerweise steht: „So viel iPhone gab’s noch nie.“ Zu sehen zumindest gab es noch nie so wenig iPhone.

 

No-Futurezone

Es ist beschlossen, die Seite Futurezone wird zum 1. Oktober dicht gemacht. Zu ändern ist daran wohl nichts mehr, was bleibt, ist ein Nachruf:

Sperrig waren die Themen, auf die sich das Angebot des österreichischen Rundfunks spezialisiert hatte, kompliziert und schwer vermittelbar: ACTA, Prümer Vertrag, SWIFT, Vorratsdaten – sämtlich europäische Netzpolitik mit erheblichen Auswirkungen, für die sich trotzdem kaum jemand interessierte. Zumindest nicht zu der Zeit, zu der es die wenigen Redakteure dort längst taten. Kritisch, analysierend, erklärend schrieben sie jahrelang auf, was man in den vielen europäischen Gremien mit dem Netz so plante.

Rentabel war die Seite nicht, dafür war die Nische, in der sie lebte, zu klein und zu exotisch, dafür waren die Recherchen zu aufwändig. Einen Erich Möchel tage-, ja wochenlang in Archiven buddeln zu lassen, muss man erst einmal bezahlen wollen. Trotzdem, nein, gerade deswegen hatte das „Zukunftsareal“ einen großartigen Ruf weit über Österreichs Grenzen hinaus. Und schätzungsweise 25.000 Leser am Tag. Das beste, was der ORF im Netz zu bieten hat, war die Meinung vieler Fans.

Es war wohl dieser Erfolg, der der Futurezone nun den Garaus machte. Dem Vernehmen nach – so heißt es, wenn niemand sich traut, das unter seinem Namen zu sagen – war es vor allem die Konkurrenz vom Standard, die darauf drang, die Seite zu schließen. Bei den Verhandlungen um das ORF-Gesetz fand sich Gelegenheit. Es ging dabei um Geld für den öffentlich-rechtlichen Sender und um seine Netzaktivitäten. Er wollte von ersterem mehr, private Verleger fanden, er müsse letztere einschränken. Sie hatten also ein gutes Druckmittel. Der ORF darf in den kommenden Jahren mehr Werbung im Netz machen, dafür stirbt Futurezone.

Wenigstens das Archiv wird gerettet. Derzeit zieht die österreichische Nationalbibliothek es sich auf ihre Rechner. Wer es künftig einsehen will, der muss sich allerdings schon in den dortigen Lesesaal begeben. Im Netz gibt es die Sachen nicht mehr, ein Zugeständnis an die Debatte um Urheberrechtsverletzungen im Internet. Die Themen werden nicht verschwinden, verspricht man beim ORF. Im Rahmen anderer Angebote wolle man sie weiter verfolgen.

Sie werden schwerer zu finden sein, aber vielleicht ist das ja auch in irgendjemandes Interesse.

Nachtrag: Inzwischen gibt es 1000 Unterschriften unter der Petition, die Futurezone einer Genossenschaft zu übergeben.

 

Netzneutralität als Schutz vor Massenverdummung

Die Internet-Enquettekommission des Bundestages hat in ihrer ersten Sitzung über Netzneutralität debattiert. Der beste Beitrag in der im Bundestagsfernsehen übertragenen Debatte kam von dem Künstler und Datenschutzaktivisten padeluun. Der nämlich erinnerte an eine Zeit, in der es zu einer Hausdurchsuchung führen konnte, wenn man ein Modem ohne Postzulassungszeichen (die billiger und besser waren als offizielle), besaß und es anschloss. Und er sagte, dass er sich nicht nur ein Netz wünscht, in dem es Anbieter und Kunden gibt, also große Telkommunikationsfirmen und „Endkunden“, die konsumieren und bezahlen. Sondern eines, in dem jeder nicht nur empfangen, sondern auch senden könne. Netzneutralität sei für ihn, dass jeder einen Dienst aufbauen könne, der das wolle. Nur so trage das Internet dazu bei, „dass wir geistig weiterkommen“. Zitat: „Es gibt ein großes Interesse daran, Menschen nur als Konsumenten zu betrachten und aus dem Internet eine Art Fernsehen zu machen, um die Deppen zu bespaßen.“ Seine Idee von Netzneutralität fasste er dann noch in zwei kurze Worte: „Kein BTX.

Irgendwie kam der Gedanke aber nicht an. Denn vor allem wurde darüber geredet, ob der Staat überhaupt etwas tun müsse bei der Netzneutralität und ob nicht a) der Markt alles selbst regele oder b) bestehende Normen beispielsweise im Telekommunikationsgesetz nicht längst genügten. Wer keinen dieser beiden Punkte erwähnte, wies zumindest darauf hin, dass es ja erst einmal eine klare Definition von Netzneutralität brauche, damit man weiterdiskutieren könne. Das kann also dauern.

 

Get the data

Viele Verlage beschäftigen sich derzeit mit der Frage, wie man mehr Geld aus den Inhalten holen kann, die da – wie sie immer wieder gerne lamentieren – unseligerweise kostenlos ins Internet gekippt werden. Kann man machen.

Man kann aber auch wie der britische Guardian Wege suchen, wie man mehr Inhalt aus dem glücklicherweise kostenlosen Internet holen kann: In dem man beispielsweise die Leser fragt, ob sie nicht noch Ideen haben, was alles in den Texten stecken könnte. Open Platform heißt das Projekt, das seit einem Jahr für Entwickler offen war und das nun offiziell gestartet wurde.

Mehr als eine Million Texte können dort nach verschiedenen Kriterien durchsucht und gefiltert werden. Das ist nicht nur ein Archiv. Dank einer Schnittstelle kann das auch automatisiert erfolgen. Anschließend lassen sich die Informationen mit anderen Datenbanken verknüpfen. Im einfachsten Fall kann ein Blogger alle Guardian-Texte auf seiner Seite zeigen, die sein Thema/seine Region betreffen

Warum die Mühe? Die Macher hoffen auf viele Ideen der Nutzer, auf die sie selbst sonst vielleicht nie gekommen wären und stellen dafür das Rohmaterial. Ihr Gewinn ist einerseits Geld – der komplette Zugang kostet, nur der eingeschränkte ist frei. Andererseits aber sind es eben auch diese Ideen, von denen die Zeitung wieder profitieren kann. Es ist auch ein Weg, neue Geschäftsmodelle zu finden, mit denen dann neue Inhalte finanziert werden können.

„Our vision is to weave the Guardian into the fabric of the Internet, to become ‚of‘ the web rather than ‚on‘ the web.“

Teil des Netzes wolle man werden, sich mit seiner Struktur verweben, nicht nur im Netz sein. In diesem Sinne: Get the data!

 

Öl sammeln im sozialen Netz

Crowd Sourcing ist derzeit ja ein ziemlich großes Ding und dumm ist es auch nicht, die Millionen Menschen zu fragen, die sich im Netz so herumtreiben, irgendwer hat schließlich immer eine schlaue Idee. Doch bei dem ein oder anderen Problem wirkt es dann doch, sagen wir, beunruhigend, wenn auf diese Art Lösungen gesucht werden. Zum Beispiel wenn es um eine monströse Ölverschmutzung geht und die angeblichen Experten des Ölkonzerns dann via sozialer Netzwerke nach Hilfe suchen, um diese zu stoppen.

Grundsätzlich ist es großartig, dass ein Unternehmen wie BP überhaupt versucht, Informationen so breit zu streuen und über so viele verschiedene Wege die Menschen zu erreichen. Inzwischen finden sich darunter sogar Videos, die verschmutzte Strände zeigen.

Auch die Weisheit der Masse zu nutzen ist prima. Doch wirkt der Umgang mit der Masse auch, als sei man ihn nicht gewohnt und mit einem völlig neuen Phänomen konfrontiert.

„Sorry, aber es gehen seit Tagen aus aller Welt tausende an technischen Vorschlägen beim Unified Command ein! Bitte um Geduld!“

Um Techcrunch zu zitieren, denen bei dem Gedanken auch mulmig wurde:

„Hoffentlich sind ihnen nicht total die Ideen ausgegangen und sie brauchen nun Twitter, um das Problem zu lösen.“

Vielleicht nicht. Vielleicht ist das Ganze auch nur eine große Beteiligungs-Show. Denn sinnvoll wirkende Vorschläge, die kommen, werden abgelehnt. Beispielsweise die erst so gelobten Haarsäcke. Die taugen nichts, wie BP hier behauptet. Ok, vielleicht. Aber Haare sind längst nicht der einzige Weg, Öl aufzusaugen. Genutzt aber wird lieber ein hochgiftiges und nicht so effektives Mittel. Zu dessen Hersteller dafür aber BP gute Beziehungen haben soll, wie die New York Times schreibt. Und dessen Einsatz auf diese Art nicht erprobt ist und nun live getestet wird, wie der Telegraph glaubt.

Ein Schuft, wer Böses dabei denkt.

 

Kopierschutz?

Wo Daten gesammelt werden, gibt es Lecks. Nichts Neues. Manchmal allerdings tun sie sich an Orten auf, die uns gar nicht bewusst sind. In Kopierern beispielsweise. Hier ein Bericht des amerikanischen Senders CBS über die Festplatten in Kopiergeräten und was sie alles enthalten können:

Ermittlunglisten der Polizei beispielsweise, oder Baupläne oder Krankenakten. Urks.

Quelle.

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