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27. Mai 2021 – Ausgabe 22

 

Leserbriefe zu „Verlockendes Land“ von Joachim Wagner

 

Der Beitrag von ihrem Autor war überfällig. Was denkt sich die Regierung nur dabei. Alle anderen Staaten in Europa sind damit vorsichtiger umgegangen. Frankreich hat die Grenzen hochgezogen. Alle anderen EU-Staaten haben sich von Anfang an zurückgehalten. Der Wunsch der EU, die Flüchtlinge gerecht zu verteilen, hat sie nicht durchsetzen können. Deutschland war so generös und hat diesen Part übernommen. Außerdem muß man wissen, über 80% der ausländischen Bürger sind Wirtschaftsflüchtlinge. Besonders die Menschen, die aus Nordafrika geflüchtet sind. Auch da wird Deutschland wieder bevorzugt. Es ist gilt zu befürchten, daß die Einheimischen in circa 20 Jahren als Randgesellschaft ihr Dasein führen müssen. Die jungen Menschen wird das besonders freuen. – Gunter Knauer

 

Nach der Lektüre des Artikels stehe ich ratlos da und frage mich: „ Was will uns der Autor mit dieen Worten sagen“? Angenommen es ist korrekt, daß die Seenotrettung ein Pull-Faktor ist. Was folgt daraus? Keine Rettungsaktionen mehr? Pullfaktoren sind auch das positive Deutschlandbild, die gute Bildungspolitik und die geachtete Menschenwürde. Und jetzt? Weg damit, damit nicht so viele Migranten nach Deutschland wollen? Weniger Bildung für die, die schon hier sind? Wird sich ja dann schon rumsprechen in Syrien, Afghanistan oder Parkistan. – Wolfram Leonhardt

 

wir sind etwa gleich alt und trotzdem nicht einer meinung. wir sollten uns einfach mehr an der natur richten, dann werden viele probleme zwar brutaler aber ehrlicher gelöst. wenn eine population in ihrem invironment zu groß wird, nimmt normalerweise die reproduktion ab oder teile die nicht stark genug sind werden abgestossen. wir, die etwas kompexeren affen, haben unter dem einfluss von religionen eine ethik entwickelt, die mit der natürlichen auslese nicht compatibel ist! wenn man davon ausgeht, daß jedes jahr zwischen 2000 und 4000 menschen auf der flucht nach deutschland ums leben kommen und zwar, weil sie hoffen auf dem weg von irgendwelchen gutmenschen gerettet zu werden, so ist das die falsche lösung!!

wir hier in deutschland brauchen zuwanderung, aber selektive!! wenn in den puschländern geeignete konsularische büros zur anmeldung und prüfung der eignungen für eine immigration angeboten würden und das der einzige und auch sichere weg wäre zur einbürgerung, wäre allen geholfen. die, die wir nicht haben wollen, könnten sich viel leid und strapazen und schleppermoney sparen. und wir hätten keine probleme und kosten um nicht inegrationsfähige hier dahinvegetieren zu lassen. ist das ethisch???

ich glaube, eine ehrliche aber auch drastische berichterstattung über das leben als flüchtling hier und eine einstellung jeglicher unterstützung für illegale einwanderer ist der einzige weg um den flüchtenden klarzumachen, daß sie roulette spielen!! wenn ich beim roulette alles verspielt habe, gibt mir der obercroupier auch nicht etwas zu essen und noch das taxigeld und eine hotelunterkunft dazu!!! das muss man überall nur auch mit drastischen beispielen kommunizieren. dann wird auch der pullefekt nachlassen. so,das musste jetzt mal raus! – klaus j clemens

 

Der einzige „Pull-Faktor“ ist ein sicheres, angstfreies Leben. Unstreitig ist das reiche, sichere Deutschland ein Sehnsuchtsort für Menschen, die in ihrer Heimat aufgrund von Verfolgung, Krieg oder Naturkatstrophen kein angstfreies Leben führen können. Doch Herr Wagner liegt falsch in der Annahme, dass die zivile Seenotrettung oder die humanitäre Hau-Ruck-Aktion der Kanzlerin im Jahre 2015 ausschlaggebend für Migrant:innen ist, nach Deutschland aufzubrechen. Die Gründe für eine Flucht nach Deutschland sind viel banaler und existentieller: In den Herkunftsländern ist ein menschenwürdiges Leben nicht möglich, in Deutschland schon.

Herr Wagner nennt die zivile Seenotrettung und die Bereitschaft einiger Kommunen Geflüchtete aufzunehmen „problematische Anreize“, was seinerseits eine problematische Aussage ist. Das Bekenntnis zur Achtung von Menschenrechten u.a. dem Recht auf Asyl und dem Schutz von Leben, sind doch eigentlich selbstverständlich zu gewährleisten und Ausdruck von Menschlichkeit und Solidarität und keinesfalls „problematische Anreize“.Des Weiteren behauptet Herr Wagner, dass Deutschland nur beschränkte Integrationskapazitäten an Kitas, Schulen und auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt hat. Auch dies ist ein Irrtum, denn wo ein politischer Wille, da auch ein Weg, um die Kapazitäten auszubauen und nachhaltige Integrationskonzepte finanziell zu fördern und umzusetzen.

Wenn Herr Wagner also die „Pull-Faktoren“ abbauen will, um Migration zu steuern und zu begrenzen (was an sich eine unmenschliche, unsolidarische Forderung ist, die ein koloniales Denken reproduziert und zu eine widerwärtige Abschottungspolitik forciert), dann müssten er dafür sorgen, dass Deutschland politisch instabil wird, es zu Versorgungsengpässen kommt, die sozialen Absicherungen abgeschafft werden und am besten zettelt er einen bewaffneten Konflikt an – dann will wirklich niemand mehr nach Deutschland. – Marita Fischer

 

„Verlockendes Land„ ist ein Beispiel dafür , welchen Pull – Effekt die Chance auf eine Veröffentlichung in der ZEIT für Autoren hat , die sich mit unsubstantiierten Spekulationen in intellektuelle und moralische Seenot manövrieren . „ Für mehr Ehrlichkeit „ in der Überschrift zu plädieren und gleichzeitig von einer „Sogwirkung der Bundesrepublik auf Migranten“ ( ebenfalls in der Überschrift) zu sprechen , wenn man gleichzeitig im eigenen Text die Aussage von Carola Rackete bestätigen muss , wonach es eben gerade keinen nachgewiesenen direkten Zusammenhang zwischen der Anwesenheit von Rettungschiffen und dem Ablegen von Flüchtlingsbooten gibt ( einerseits ) und sich nicht einmal ansatzweise die Mühe macht ( andererseits) zu erläutern , welche konkreten Faktoren unter welchen konkreten Umständen bei welchen konkreten Migranten dazu führen, dass sie die Todesgefahr der Flucht übers Mittelmeer auf sich nehmen , ist vielleicht noch nicht rassistisch, aber überheblich und menschenverachtend .

Denn was mit den Menschen geschehen soll, die im Mittelmeer vor dem Ertrinken stehen , um diese Kernfrage der Humanität ( und der Ehrlichkeit, für die es unbestritten „höchste Zeit“ ist) drückt sich der Autor . Wenn es nach ihm geht , soll man vielleicht den Ertrinkenden zurufen: „ Grämt euch nicht , wenn ihr ertrinkt, ihr sterbt für einen guten Zweck , denn ihr verringert den Pull -Effekt„ ? Hallo , Herr Wagner , da gibt es Flüchtlinge auf dieser Welt und genauso wie es ehrliche und unehrliche Autoren gibt , gibt es ehrliche und unehrliche Migranten oder ehrliche und unehrlich Leser . Es lohnt sich immer, zu unterscheiden.

Übrigens haben die Geflüchteten der Nachkriegszeit( die auch noch im erwähnt wird ) zum Wohlstand dieses Landes beigetragen ( die vielen gelungenen Integrationsbeispiele der letzten Jahre werden keines Wortes gewürdigt) und damals gab es genauso Bedenkenträger wie Herrn Wagner , der für sein einseitiges „Panorama“ sich auf so wissenschaftlich angesehene Recherche – Ergebnisse bezieht wie CSU – Sitzungen und nicht näher spezifizierte „Umfragen unter Geflüchteten „( wobei nicht recht klar ist , ob er Migranten und Geflüchtete gleichsetzt oder ob es sich hier um eine Teilgruppe handelt oder wie oder was) . Höhepunkt seiner Ausführungen ist die Unterscheidung zwischen einem “Pull – Effekt „ und einem “ Mega – Pull – Faktor „. Nautisch versiert beschäftigt sich der Autor sogar damit, ob die Seenot- Flüchtlinge sich sprachlich und kulturell in Deutschland „verankern„. Eine Demokratie , in der nicht gestritten wird , ist keine . Aber eine Demokratie, in der so niveaulos wie von Herrn Wagner gestritten wird , ist nicht auf der Höhe der ZEIT. – Ralf Tscherwinka

 

Was treibt Menschen zur Flucht? Aktuell sind so viele Menschen weltweit auf der Flucht wie noch nie. Die meisten flüchten innerhalb ihres Landes oder in die Nachbarländer. Ein Bruchteil der Flüchtlinge weltweit erreicht Europa, Nordamerika oder Australien. Die Ursachen sind vielfältig, wenn auch nicht alle asylrechtlich relevant. Menschen, die sich zur Flucht entscheiden tun dies in dem Wissen, dass sie teilweise für Jahre von ihren Familien getrennt sein werden. In dem Wissen, dass sie sterben können. Todesängste, sexuelle Gewalt, Folter und Nahtoderfahrungen gehören leider fast immer zur traurigen Realität einer Flucht.

Angesichts der katastrophalen Zustände in den Herkunftsländer erscheint der Aspekt der Pull-Faktoren fast zynisch. Er spielt die wahren Beweggründe herunter und verweist auf angebliche Wahlmöglichkeiten von Geflüchteten. Eine Flucht ist aber kein Wünsch-dir-was. Selten verläuft sie wie geplant. Viele Faktoren spielen hierbei eine Rolle, eine Woche früher oder später und die zu überquerende Grenze kann komplett geschlossen sein, aktuelles Beispiel – die Balkanroute. Menschen sitzen fest, häufig in unhaltbaren Zuständen.

Wenn möglich versuchen sicher viele, zu Familie und Freunden zu gelangen, wer von uns würde das nicht tun. Doch ob dies wirklich gelingt, ist fraglich. Wenn Fluchtwege stärker kontrolliert oder gesperrt werden, verschieben sich die Fluchtrouten. Über Jahrzehnte hat sich gezeigt: Menschen flüchten, weil sie es müssen – nicht weil es leichter geworden wäre, Europa zu erreichen. Seenotrettung ist eine humanitäre Pflicht. Kein Mensch steigt leichtfertig auf ein Boot, um das Mittelmeer zu überqueren, im Glauben, dass im Notfall selbstverständlich ein Rettungsboot zur Hilfe kommt. Das Sterben auf dem Meer ist bedrohliche Realität und wird in Kauf genommen. So tief sitzt die Verzweiflung.

Der Zuzug in den Jahren 2015/2016 hat sehr deutlich zu Tage befördert, in welchen Bereichen die deutsche Politik seit Jahren defizitär ist. Fehlender sozialverträglicher Wohnraum ist nicht erst seit 2015 ein Problem. Seit Jahren wird gemahnt, dass nicht genügend Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung stehen. Wirtschaftlich und infrastrukturell schwache Regionen waren es auch vor 2015. Der Zuzug und auch die aktuelle Pandemie zeigen wie unter einem Brennglas, in welchen Bereichen gehandelt und investiert werden muss. Neben Arbeit und Wohnraum spielen auch Rassismus und eine fehlende Willkommenskultur eine entscheidende Rolle dabei, wenn Menschen wegziehen. Wer würde irgendwo bleiben, wo er abgelehnt wird. Auch das verstärkt Community-Bildung.

Was immer außer Acht gelassen wird: Geflüchtete bringen Ressourcen und Fähigkeiten mit, die sie in die deutsche Gesellschaft einbringen wollen und könnten, wenn man sie lässt. Doch rechtliche Regelungen und bürokratische Hürden erschweren den Zugang zu Sprachkursen und Arbeitsmarkt. Oft finden sie sich in einem zermürbenden System wieder, das viele Menschen demotiviert und desillusioniert zurück lässt.

Finanziellen Spielraum, Aufnahmekapazitäten zur Verfügung zu stellen und Teilhabemöglichkeiten auszubauen, gäbe es. Das zeigen Bankenrettungen und Corona-Hilfen in Milliardenhöhe für ein einziges Unternehmen. Was sind dagegen Aufwendungen von 20 Milliarden Euro pro Jahr. Investitionen im sozialen Bereich tragen nicht nur zum gesellschaftlichen Frieden bei, sie zahlen sich langfristig auch aus. Nämlich gerade dann, wenn Menschen ihre Potenziale entfalten können – davon profitiert die gesamte Gesellschaft. – Stephanie Reuter

 

Vielen Dank fuer die Analyse. Das Wort Sozialtransfers kommt gerade einmal vor, obwohl es doch klar sein sollte, dass ein Hauptpullfaktor in Deutschland die ueberragende finanzielle und soziale Versorgung – im Vergleich zu fast allen anderen EU Laendern – ist. Andere Aspekte moegen in Untersuchungen und Interviews aufkommen, aber bessere wirtschaftliche Leistungen und relativ bessere legale Absicherung machen den tatsaechlichen Pull aus! – H. Peter Krebs

 

Mit diesem Leserbrief nehme ich Bezug auf Ihren Artikel gemäß Betreff. Ich möchte ein Erlebnis schildern, das die These von Pull-Faktoren, wie von Ihnen ausgeführt, stürzt. In 2019 war ich in Namibia unterwegs und hatte einen Aufenthalt in einem Reservat. Zufällig gab es neben meiner Frau und mir keine anderen Gäste. Begleitet wurden wir von zwei bewaffneten einheimischen Rangern. Am Lagerfeuer kamen wir abends ins Gespräch. Wir sprachen über verschiedene Dinge und tauschten uns aus. Selbstverständlich kamen wir irgendwann auch auf Deutschland zu sprechen. Ich war interessiert an ihren Sichten in Bezug auf mein Heimatland.

Die beiden Begleiter führten zwei Aspekte an. Zum einen sei Deutschland das Land, das Mercedes, BMW und Audi produziert. Zum anderen wisse man in Namibia, dass Deutschland ein Land sei, das allen Menschen im Land ohne Gegenleistung Geld gebe. Man müsse in Deutschland deswegen auch nicht arbeiten und wäre somit versorgt. Ein Paradies. Mein Fazit: Solange solche Narrative in der Welt sind, brauchen wir uns nicht wundern, dass mit diesen Vorstellungen von Deutschland auch eine gewisse Sogwirkung verbunden ist. Bitte betrachten Sie diese kleine Geschichte als ein praktisches Beispiel erlebter, also real existierender Pull-Faktoren. – Stephan Kramer

 

Ich habe ihre Ausführungen sehr interessiert gelesen. Da ich selbst seit 4 Jahren zwei afghanische Flüchtlinge bei der Intergration in unsere Gesellschaft unterstütze, kann ich Ihre Argumentationgut nachvollziehen. Da ich eher die Ausnahme bin ist der Bedarf an nichtmonitären zusätzlichen Integrationshilfen/Helfern doch jetzt schon enorm. Eine wichtige Ergänzung zu den von Ihnen genannten Faktoren, die Deutschland als Hauptzielland charakterisieren, würde ich doch nennen wollen: Unser Sozialsystem. Einer der beiden afghanischen Flüchtlinge war Dolmetscher für die Amerikaner. Auf meine Frage hin warum er dann nicht in die USA ging, gab er an, dass wir das besserer Sozialsystem hätten. – Axel Voß

 

Sie sagen, man sollte ehrlich über Pullfaktoren reden. Gut, dann seien Sie doch bitte auch so ehrlich und sagen, was daraus folgen soll. Die Pullfaktoren reduzieren etwa? Mal sehen, Sie zählen auf: Achtung der Menschenwürde, Bildungssystem, bestehende Migranten-Netzwerke. Wo möchten Sie gern zuerst ansetzen? – Sven Raschke

 

Ich kann jeden Migranten verstehen, der in Europa und speziell in Deutschland eine bessere Zukunft für sich sucht, die er sich in seinem häufig durch Bürgerkrieg, wirtschaftliche Miseren und Armut gebeutelten Herkunftsland nicht mehr erhofft. Dennoch gelten Joachim Gaucks Worte im Sept. 2015 „Unser Herz ist weit. Doch unsere Möglichkeiten sind endlich“ weiterhin. Ich habe keine Zweifel daran, dass es Pull-Effekte gibt und auch, dass die Seenotrettung ein Teil davon ist. Menschen aus Seenot zu retten, ist Pflicht. Bestens organisierte und vernetzte Schlepperbanden wissen die Hilfsbereitschaft von Seenotrettern für sich zu nutzen und planen sie vermutlich mit ein. Dieses völlig zu ignorieren, halte ich für fahrlässig.

Es ist eine Sache, Migranten aus Seenot zu retten und nach Europa zu bringen. Sich danach um sie zu kümmern, sie zu versorgen und in die Aufnahmeländer zu integrieren dürfte die weitaus langwierigere und häufig schwierigere Aufgabe sein, auch in finanzieller Hinsicht. Seit sechs Jahren lebe ich in direkter Nachbarschaft zu einer syrischen Familie. Wir alle brauchten gegenseitig Zeit, um uns zusammenzufinden und sind gute Nachbarn geworden. Der Vater hat Arbeit gefunden, die Kinder gehen in die Schule bzw. Kita und sprechen mittlerweile perfekt unsere Sprache.

Das ist ganz bestimmt gelungene Integration; doch glaube ich sicher, dass dies oft genug nicht so ist. Häufig genug mangelt es an Integrationsmöglichkeiten für Migranten, sie finden keine Arbeit und ziehen in sozial prekäre Wohnverhältnisse, bleiben oft unter sich. In diesen sozial benachteiligten Stadtteilen treffen sie auf Deutsche mit oder ohne Migrationshintergrund, die ebenfalls keine oder schlecht bezahlte Arbeit haben, von Hartz IV leben. Das ist natürlich sozialer Sprengstoff, denn die Krümel werden unten verteilt, nicht oben.

Ja, tatsächlich gibt es seit 2015 immer noch Flüchtlingsunterkünfte, auch in Kiel. Hier harren immer noch Migranten aus und sind noch weit entfernt von Integration und Teilhabe in und an Deutschland. Viel wurde über die Bekämpfung der Fluchtursachen geredet, wie die Bekämpfung aussieht und wieviel davon umgesetzt wurde, davon hört man wenig. Viele Probleme sind auch seit 2015 noch nicht gelöst worden und leider lässt mich das Gefühl nicht los, dass gerade diejenigen, die weder in prekären Wohnverhältnissen leben noch mit niedrigen Einkünften auskommen müssen und zudem wenig Kontakt mit Migranten selbst haben, am vehementesten für Ihre unkontrollierte Zuwanderung plädieren. – Regina Stock

 

Als Staatsbürger eines Landes, dass unter dem Namen „deutsch“ in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die schlimmsten Verbrechen begangen und unzählige Menschen zu Flüchtlingen gemacht hat, bin ich stolz, dass sich Deutschland u.a. wegen der „hiesigen Achtung der Menschenwürde“ und „dem Bildungssystem“ den Ruf des attraktivsten Fluchtlandes erworben hat. Um zu begreifen, warum jemand seine Heimat verlässt, braucht ein empathisch denkender Mensch keinen bürokratischen Begriff wie „pushfactor“.

Und wie gesagt, auf die Vorzüge, die Bürokraten „pullfactors“ nennen und die unser Land auszeichnen, sollten wir stolz sein. Mit gutem Willen, zu dem auch eine angemessene Rhetorik gehört, mehr Geld (was sind schon 20 Mrd. Euro für die Rettung so vieler Menschen angesichts der Beträge für die Bankenrettung) und einer besseren Administration können und sollten wir ein paar Tausend Hilesuchende jährlich verkraften. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich engagiere mich seit 2015 ehrenamtlich in der Hilfe für Geflüchtete. Unsere Kleinstadt hat überproportional viele aufgenommen und – und wie ich meine – gut betreut. Studien und Statistiken sind häufig schlechte Ratgeber für mitmenschliches Verhalten. – Sven Herfurth

 

Fast jeder Satz eine Ohrfeige für unsere politischen Entscheider, die immer noch wie hypnotisiert nach Süden und aufs Mittelmeer schauen und die Gewalt, die Kriminalität, die Erpressung, die sie dort erblicken, sich durch ihre große rosarote Brille schönsehen! Wie sollen sie dabei noch wahrnehmen, was hinter ihrem Rücken geschieht?

Ihnen sei dringend angeraten, eine 180° Kopfwende mit Blickrichtung nach Norden zu vollziehen: um statt der ganzen Welt einmal ihrem Wahlvolk aufs Maul zu schauen; um den Auftrag ihres Amtseids zu erfüllen: „…Nutzen des deutschen Volkes mehren…“ „…Schaden von ihm wenden…“; um endlich zu erkennen, daß ihre Asylpolitik mit integrierter Sogwirkung unsere Gesellschaft gespaltet hat; um uns Bürgern einmal klar zu sagen, wie unser Land in der Mitte dieses Jahrhunderts aussehen soll, jenem denkwürdigen Jahr, in dem wir nur noch erneuerbar bestromt, beheizt, befördert werden sollen: multikulti oder mitteleuropäisch, polyglott oder deutschsprachig, Almanya oder Deutschland? Sollten sie (wider Erwarten) letzteres vorziehen, müssen sie j e t z t ihre Politik ändern! Wir Bürger hätten dann endlich eine klare Alternative für die kommende Wahl; sonst könnte eines schönen, nicht allzu fernen Wahl-Tages ein Kreuzchen bei der „Alternative“ alternativlos für uns werden! – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Es ist das gute Recht von Herrn Wagner, die Flüchtlingspolitik der Bundesrepublik als zu liberal zu kritisieren – obwohl dies nicht den Tatsachen entspricht. Denn die Bundesrepublik und Horst Seehofer haben die Angst vor den „Pull-Faktoren“, vor denen Wagner warnt, längst verinnerlicht: Auf den griechischen Inseln vegetieren immer noch Tausende unter unwürdigen Bedingungen dahin, weil Deutschland in Angst vor den Rechtspopulisten erstarrt ist. Vor diesem Hintergrund erscheint mir Wagners Beitrag schlicht überflüssig: Herr Seehofer braucht keine Lobby, um es Geflüchteten möglichst schwer zu machen, das kriegt er schon selber hin. Und diejenigen, die sich seiner Politik entgegenstellen, sind auf denkbar schwachem Posten. Selbst die Grünen fordern ja inzwischen „schnellere Asylverfahren“.

Dass Wagner darüber hinaus sogar Flüchtlinge, die in Deutschland umziehen, um Arbeit zu suchen – also erfolgreiche Integration – kritisch beurteilt, weil das ja letztlich auch nur ein unerwünschter Anreiz für weitere Migrationsbewegungen sei, zeigt mir, wes Geistes Kind er ist: Wer grundsätzlich gegen Integration ist, kann eben die Wirklichkeit nur verzerrt wahrnehmen: Was herr Wagner „Pull-Faktor“ nennt, nenne ich jedenfalls schlicht „demokratischer Rechtsstaat“. – Dr. Dirk Kerber

 

Bei den Faktoren, die die Attraktivität von Migration bestimmen, müsste noch differenziert werden zwischen aktiven und passiven pull und push Faktoren. Ein aktiver Faktor wäre gezielte Förderung im Herkunfts- oder Zielland, passive Faktoren sind attraktive Sozialsysteme im Zielland. Bei alldem stellt sich dann noch die moralische Frage, etwa die Frage nach der Berücksichtigung der Menschenrechte. Grundlage für die Beantwortung dieser Frage müsste ein realistisches Weltbild sein und die Frage nach den kurz- und langfristigen Massnahmen, die nötig sind, um die Menschenrechte langfristig zu ermöglichen.

Grundsätzlich ist zu sagen, dass es einerseits immer mehr Menschen und auch Länder gibt, die sich nur teilweise selbst versorgen können und dass andererseits die Mittel fürs Versorgen nicht entsprechend wachsen. Dazu kommt dass der Graben zwischen Arm und Reich wächst. Grund dafür ist die technische Entwicklung hin zum Prinzip «The winner takes it all». Zwei Reisbauern oder zwei Schafzüchter konkurrieren einander kaum, denn die Produktion eines einzelnen Anbieters ist eng begrenzt. Bei technischen Produkten ist es anders, denn Software kann fast ohne Manpower vervielfältigt werden und der Einsatz von Robotern (oder billigen Arbeitskräften in Entwicklungsländern) bewirkt ähnliches bei der Hardware (vom Fahrzeug bis zum Handy oder zum Hemd).

Dadurch reduzieren sich die Zahl der gut bezahlten Arbeitsplätze und die damit verbunden Perspektiven. Als Ersatz werden in betroffenen Regionen vielfach Perspektiven genutzt, die die Geburtenrate erhöhen und die Stabilität verringern. Dies macht es einerseits notwendig, nachhaltige Perspektiven anzubieten etwa in Bildung oder in Arbeitsplätzen für Infrastruktur und andererseits die Geburtenrate den verfügbaren Ressourcen anzupassen. Entsprechende Forderungen müssen auch von den Zielländern der Migration kommen. Denn die nötigen Massnahmen sind nicht unbedingt populär und werden daher von den lokalen Eliten zu wenig angegangen. Erinnert sei daran, dass Erdogan mehr Kinder forderte. Hingegen hat das syrische Regime von 1985 bis 1995 nicht nur die Militärausgaben kurzfristig reduziert sondern auch die zusätzliche Förderung kinderreicher Familien gestrichen, was in gewissen Teilen der Bevölkerung vermutlich nicht gut ankam.

Ein grosses Hindernis eine akzeptable Lösung zu finden, ist der ungelöster Zielkonflikt zwischen dem Menschenrecht auf Eigentum und den Menschenrechten auf Lebensunterhalt. Zu letzteren Rechten gehört indirekt auch das Recht, die Familiengrösse zu bestimmen. Das übermässige Nutzen dieses Rechts hat Folgen, die man charakterisieren kann mit dem Begriff «Tragödie der Allmend». Es geht dabei darum, dass die vorhandenen Ressourcen wie Lebensraum, Wasser, Natur, externe Hilfeleistungen, etc. bis zur Erschöpfung beansprucht werden. Das Mittel dagegen wäre das Durchsetzen des Rechts auf Eigentum, nach dem jeder verantwortlich ist, sein Leben zu gestalten ohne Übernutzung seiner Ressourcen, wozu auch externe Hilfeleistungen gehören. Eine gefährliche falsche Überlegung ist, dass diese Pflicht nicht gilt, solange es Staaten gibt, die mehr haben, als sie benötigen.

Der Graben zwischen Arm und Reich kann nicht durch Transfer von Vermögen beseitigt werden. Dies auch deshalb, weil das Vermögen grossteils in Dingen wie Aktien, Infrastruktur oder IT besteht, die angemessen betreut werden müssen. Erinnert sei an die grosse Vernichtung von Vermögen etwa beim Grounding der Swissair oder bei der Dotcom- oder Banken-Krise. Nötig ist ein gemeinsames realistisches Weltbild, das geeignet ist, eine gute Zukunft für alle zu ermöglichen. – Dr. Gernot Gwehenberger

 

Was für eine Enttäuschung, Herr Wagner! Kein mitfühlender Mensch braucht eine wissenschaftliche Studie um zu begreifen, dass sich Notleidende dorthin wenden, wo sie auf Hilfsbereitschaft hoffen dürfen. Wie kaltherzig, dass sie die Präsenz von Seenotrettungsschiffen als „Pullfaktor“ bezeichnen. Wie unehrlich, dass Sie nur insinuieren, dass die Seenotretter aus dem Mittelmeer abgezogen werden sollten, damit wir unseren Wohlstand nicht ein klein wenig teilen müssen.

Bitte stellen Sie klar, dass verantwortungsvolle nationale Politik ihre internationalen Folgen bedenken muss. Zum Beispiel: Nach der Ruinierung der sozialen und wirtschaftlichen Strukturen der Heimat ihrer Vormütter durch unseren westlichen Imperialismus verlieren heute jeden Tag mehr Bauern und Fischer in Westafrika ihre Existenzgrundlage aufgrund der EU-Subventionen für ihre Fischereiflotten und Agrarkonzerne. Jederzeit könnten die EU-Staaten und das EU-Parlament diese „Push-Faktoren“ auf Null setzen. Die Lebensgrundlagen auf dieser Welt sind endlich. Unbegrenztes wirtschaftliches Wachstum und obszöner, von demokratischen wie autoritären Staaten geschützter Reichtum Weniger sind der Weg in den Abgrund. Wir müssen wieder teilen lernen. – Sebastian Koerner

 

Ich finde es bedenklich, dass ein angesehener Journalist wie Herr Wagner sich nun als Sprecher „aller deutscher Sicherheitsdienste“ outet und unsere demokratischen Grundwerte wie Menschenwürde, Recht auf Bildung, Gesundheit, Arbeit, Wohnung, freie Meinungsäußerung u.v.a.m. als „Pull-faktoren“ für Migranten identifiziert. Die Konsequenz dieser vermeintlichen Erkenntnis können wir an den Außengrenzen der EU und auch in den deutschen Aufnahmelagern beobachten, wo den Migranten in großer Zahl allgemeingültige Menschenrechte routinemäßig verwehrt werden. Dort hat der Staat in Sachen „freiheitlich-demokratischer Grundwerte“ längst die Kontrolle über die eigenen Sicherheitskräfte verloren. Übrigens: 70 % aller Migranten sind Kriegsflüchtlinge vor Kriegen, die auch mit deutschen Waffen geführt werden. Und diese Zahl stammt nicht von der evangelischen Kirche sondern vom UNHCR und vom BAMF. – Karl Neuwöhner

 

Um eines vorweg zu nehmen: Ich teile die Auffassung des Autors in jeder Hinsicht. Der Artikel verdient aber nicht nur deshalb Zustimmung, sondern auch deswegen, weil er zu einer Zeit verfasst worden ist, in der auf kritische Stimmen bei Einwanderungsthemen immer wieder reflexartig mit Vorwürfen wie Rassismus, Ausländerfeindlichkeit oder Rechtspopulismus reagiert wird. Bisweilen ist sogar eine Rhetorik zu vernehmen, die kritische Stimmen außerhalb von „aufrechten Demokraten“ verortet und die damit gut geeignet ist, jedwede Auseinandersetzung über dieses sensible Thema endgültig abzuwürgen. Das darf nicht länger sein. Die fortbestehende Integrationsfähigkeit der Gesellschaft und der staatlichen Strukturen ist nur eines von vielen Themen, die einen sachlichen und inhaltlich klaren Diskurs benötigen, ohne den zweifellos bestehende Probleme absehbar nicht gelöst werden können. – Finn Guttropf

 


 

 

Leserbriefe zu „»Uns läuft die Zeit davon«“ Gespräch mit Frank Schätzing und Eckart von Hirschhausen geführt von Christiane Grefe und Katharina Menne

 

In dem Interview spielt, wie auch in Alltagsdiskussionen zum Thema, VERZICHT eine große Rolle. Leider wird der Begriff nie definiert. So bleibt die Diskussion verwaschen und manchmal wirr. Etwas nicht zu konsumieren erlebe ich persönlich nur dann als Verzicht, wenn ich es überhaupt haben will. Können wir also unsere Einstellung dahingehend ändern weniger zu wollen, genauer hinzusehen, was wir wirklich benötigen, erleben wir das Weniger an Konsum nicht als Verzicht sondern evtl. sogar als Entlastung. – Iman Schwäbe

 

Das Interview mit den Herren Hirschhausen und Schätzing ist demassen frei von guten Ideen oder Denkansetzen, dass es nicht über die Qualität heisser Luft hinausgeht. Die Frage ist: wie können alle Menschen, unter Wahrung demokratischer Grundsätze, motiviert werden sich auf einen fairen, nachhaltigen Lebensstandart zu einigen? Selbst wenn wir den Klimawandel nicht verlangsamen können, was leider zu befürchten ist, wird die Menschheit nicht plötzlich aussterben. Leid und Ungerechtigkeit werden zunehmen, aber die Spezies Mensch ist bei seiner Reproduktionsrate und Anpassungsfähigkeit nicht gefährdet. Wie können wir die Zukunft aller retten, wenn wir mit der Gegenwart schon so wenig Erfolg haben? Sicher nicht mit heisser Luft. – Martin Möller

 

Meine 14jährige Tochter hat mir als Zeitmitleser halb empört und halb belustigt das Interview der beiden Welterklärer Eckart von Hirschhausen und Frank Schätzing gezeigt und nach dem Lesen schreibe ich Ihnen als 49jähriger in Verteidigung für eine Minderheit von Realisten mit Idealen einen Leserbrief dazu: Nun denn, es haben zwei bekannte alte weiße Männer jeder nach seinem Erweckungserlebnis zum Klimawandel ein Buch geschrieben und sind ganz im Ziel der heute angesagten Selbstgeißelung auf Promotiontour. Warum machen sich die beiden nicht ehrlich und reden über den CO2-Preis, der etwas bewegt und so planbar kommt, daß nicht von heute auf morgen unser Wohlstand in Frage gestellt wird?

Eine Erhöhung der CO2-Steuer jedes Jahr um 25€/t bis auf 350€/t, dann 2034 insgesamt ein Euro mehr pro Liter Benzin und Diesel, die Abschaffung aller klimaschädlichen Subventionen über diese 13 Jahre, das wäre ein Konzept und nicht Gefühlsduselei. Bei 740Mt CO2 Emissionen in Deutschland 2020 als Startpunkt wird trotz der (unvermeidbaren) Ausnahmen und Erstattungen beim Export bei zu erwartenden 60-80% Einsparung ein erkleckliches Sümmchen übrig bleiben, die die Abschaffung der kalten Progression, des Mittelstandsbauchs im Steuertarif, eine Mehrwertsteuersenkung auf 15% und eine jährliche Einmalzahlung für jeden Bürger:in möglich macht.

Dann erübrigt sich sich die Diskussion um die anstehende Verbotskultur mit der Platitüde “Die Welt retten, kostet nicht die Welt” zu rechtfertigen und das Bemühen persönlicher Erzählungen, um aus der “links-grün versifften Ecke herauszukommen”. Nein, dann beginnt das Machen mit dem, was mit 18% Wirkungsgrad von Solarpanelen jetzt schon geht, anstatt von Perowskit-Zellen mit 30% Wirkungsgrad zu träumen, die sich offe sichtlich in Sinne von Annalena Baerbocks Netz als Energiespeicher sogar ohne Stromanschluß “als Fassadenfarbe verstreichen lassen”. – Christoph Oertel

 

Die Herren Schätzing und von Hirschhausen klagen auf hohem “panem et circenses“ Verwöhnniveau. Deutschland beendet richtig die Kohlenutzung und dank der Grünen zu früh die Atomstromnutzung (während alle Welt die Atomstromnutzung ausbaut!). Aber nicht mal d ie notwendigen Stromtrassen hat der grüne Umweltminister Trittin damals hingekriegt. Vor allem wird hier sehr bequem protestiert anstelle voort z. B. in Brasilien und Indonesien gegen die klimaverheerende Regenwaldvernichtung oder in China als größter CO²- Produzent (mehr als alle Industriestaaten zusammen)! Würde man hier die Wirtschaft, alle Arbeitsplätze und private Mobilität auf Null stellen, würde man zwar fast unsere 1.8 % Co²- Ausstoß auf Null reduzieren, weltweit würde er trotzdem weiter steigen!

Denn die weiter zunehmende Bevölkerungsexplosion auf ca 11 Miliarden in einigen Jahren (davon lt OECD in Afrika allein eine Milliardenverdopplung trotz Dürren und Islamistenterror und Bürgerkriegen!) ist das größte Problem der Welt und Hauptursache für „fehlende Würde und Freiheit“, Umweltverschmutzung, Klimaveränderung , Hunger, Armut, soziale Unruhen und immer mehr Flüchtlinge . Ist denn hier niemand aufgeschreckt, als im TV von einem Edelsteinfund eines Ziegenhirten in Tansania berichtet wurde, der 30 Kinder hatte!!! Einzig rigorose Geburtenkontrolle und-Geburtenrückgang kann evlt noch unser Klima und die unausweichliche Verelendung der Menschheit retten! – Dr Joachim Schimmelpfennig

 

Das Virus ist nun einmal da! Wie, warum und woher es gekommen ist, das ist dürfte doch ziemlich egal sein! Oder etwa doch nicht? Uns, dem Normalo-Menschen, sollte dieses Virus nur eine gehörige Portion Angst und Schrecken einjagen. Gut, dann ist es doch etwas anders gekommen. Angst und Schrecken jagen uns mittlerweile nur noch unsere Corona-Politiker mit ihrer ausgetüffelten Corona-Politik ein. Wir, die Normalo-Menschen, wir lassen sie gewähren, denn Widerstand ist zwecklos. Und an alle, die doch nicht am Kollektiv-Strick mitziehen wollen, diese sogenannten Querdenker, die sollen, so bald als möglich, am Querdenker-Pranger baumeln. Alles könnte doch sooo einfach sein, und schwuppdiwupp wäre auch alles einfach wieder gut! – Riggi Schwarz

 

Zum Interview mit den Bestsellerautoren Frank Schätzing und Eckart von Hirschhausen. „Mit welcher inneren Einstellung schaffen wir den Wandel? … Es braucht neue Spielregeln, neue Erzählungen“ – so Herr Schätzing auf S. 32 in „uns läuft die Zeit davon“. Hier mein Vorschlag: Wir brauchen >Dialogisches Denken< als Erbe unserer europäisch christlichen Erziehung in Verantwortung für die Zukunft in nachchristlicher Zeit. Die Entwicklung von >Dialogischem Denken< habe ich in 4 Diagrammen aufgezeigt und als europäisches Denken im Vergleich zu anderen Kulturen festgegalten, Im >Dialogischen Denken< treten die Funktionen A und B in einen Dialog mit C: A = Eindringen in die Wirklichkeit im Dialog mit B = Sich Einlassen auf die Wirklichkeit in Bezug zu C = Zeugen = >sein werden< von Wirklichkeit >Dialogisches Denken< brauchen wir als lehr- und lernbare Denkfähigkeit – sinnstiftend auch für ein gemeinsames Europa wg der Essenz unserer europäischen Werte. – Elke Blancke

 

Sehr motivierend, aber beide Gespächspartner setzen noch Wachstum und Konsum pauschal gleich. Das muss nicht richtig sein, denn die Ökonomen messen das Wachstum über die Summe dessen, was für Güter und Dienstleistungen bezahlt wird. Konsum höherpreisiger weil nachhaltig und/oder regional erzeugter Produkte generiert also Wachstum, ohne dass mehr produziert wird. Und wenn Waren, die nicht nachhaltig aber niedrigpreisig und mit Folgekosten bei der Abfallbeseitigung erzeugt werden, wegfallen, können wir uns das auch leisten ! –Dr. Dirk Bade

 

Wie man die Welt am besten rettet. Eine leise Stimme aus Indien: Die Dringlichkeit mit der die Bestsellerautoren Frank Schätzing und Eckart von Hirschhausen in dem Zeit-Interview ( 22.05.2021) appelliert hat, unsere Lebensweise auf „Verzicht“ -Modus zu stellen und der blinden Ausbeutung von Natur eine Absage zu erteilen, erinnert mich an einem Beitrag von dem bedeutenden indischen Umweltaktivist und dem Gründer der bekannten „Chipko-Bewegung“ Indiens Sunderlal Bahuguna. Der Beitrag heißt „Unsere gemeinsame Zukunft-die Sicht der Chipko-Bewegung“. Ich zitiere aus diesem Beitrag, der 1990 in dem Buch „Umarme den Baum“ ( Horlemann Verlag), herausgegeben von mir, abgedruckt war:

„Eine verträgliche Entwicklung kann in einer Gesellschaft erreicht werden, die sich vor allem auf erneuerbare Ressourcen stützt. Die Wald -und Bergvölker, Eskimos und alle Gesellschaften, die noch nicht den zerstörerischen und verschwenderischen Lebensstil der sogenannten Zivilisierten übernommen haben, leben von dem, was ihre unmittelbare Umgebung ihnen bietet. Sie beuten die Natur nicht aus, sondern erhalten sich eine Mutter-Kind-Beziehung zur Natur. Ihre Grundbedürfnisse befriedigen sie selbst. Genau dies müssen die Komplexen industrialisierten Gesellschaften von ihnen lernen. Das zentralisierte Produktionssystem beruht auf der Ausbeutung der Natur und ist verantwortlich für die Entstehung von Ballungszentren mit Slums. Dieses System bringt eine Armee unproduktiver Berufe hervor -Manager, Banker, Broker, Werbefachleute, Transporteure.“ Sundarlal Bahuguna starb am 21.05.21 wegen einer Corona-Infektion. – Jose Punnamparambil

 

Insbesondere Dr. Hirschhausen outet sich als populistischer Klimamoralist. 8 Millionen Menschen sterben angeblich jährlich aufgrund der Luftverschmutzung durch fossile Energieträger. Ein Verbrechen, laut Hirschhausen. Wie kann es überhaupt sein, dass die Lebenserwartung der Menschheit in den letzten 200 Jahre drastisch angestiegen ist? Ich wage zu behaupten, dass eine große Mehrheit derer, die heute angeblich vorzeitig versterben, dieses Alter vor 200 Jahren gar nicht erreicht hätten. Ich dachte, Herr Hirschhausen sei Mediziner, sollte er das nicht wissen? In welchen Zustand, in welche Zeit möchte er zurück? Wann hatten wir den optimalen „Arbeitspunkt“ der Erde? Im 18. Jahrhundert, im 15. Jahrhundert oder noch früher? Damals lebten übrigens weniger als 1 Milliarde Menschen auf der Erde.

Heute sind es fast 8 Milliarden, und spätestens in 30 Jahren werden es 10 Milliarden sein. Wird nirgends thematisiert. Ja, der Verbrauch fossiler Rohstoffe, für welche Zwecke auch immer, kann nicht nachhaltig sein. Selbst 200 Jahre Reichweite sind erdgeschichtlich nichts. Dieser Aufgabe muss sich die Menschheit, und zuerst die Menschen in den westlichen Ländern, stellen. Aber nicht mit hysterischen, populistischen und moralisierenden Schuldzuweisungen durch privilegierte Mitmenschen. Dazu gehören auch „how dare you“ Jugendliche. Zur Aufrichtigkeit gehört, dass Deutschland, selbst die EU, die globalen CO2 Emissionen nicht wird reduzieren können. Schauen Sie sich die absoluten Werte und die Gradienten der CO2 Kurven Chinas, Indiens, Afrikas und all den anderen Ländern an.

Das heißt nicht, dass wir nichts tun müssten. Dazu ist der pro Kopf Verbrauch an Rohstoffen und sind die pro Kopf Emissionen viel zu hoch. Aber wir sollten aufhören, so zu tun, als hätten wir in Deutschland den Schlüssel zu Weltrettung in der Hand. In der EU, den USA, Kanada, Australien und Japan leben zusammen ca. 1 Milliarde Menschen. Bevölkerungswachstum Null. 7 Milliarden Menschen leben in anderen Ländern. Bis 2050 werden nochmals ca. 2 Milliarden dazu kommen. Warum redet niemand über diesenAspekt der Gleichung? – Dietmar Baier

 

Ich fand das Interview der Herrn Schätzing und von Hirschhausen sehr interessant, aber leider ließen die beiden Redakteurinnen in ihrer Ansprache des Bestsellerautors Eckart von Hirschhausen die notwendige Höflichkeit vermissen. Obwohl sowohl in Titelzeile wie auch in der Schreibweise der Antwortenden der Name „Eckart von Hirschhausen“ lautet, adressierten die Damen ihn fälschlich mit „Herr Hirschhausen“ und hielten diese Verhunzung seines Familiennamens penetrant während des ganzen Artikels durch. Ihnen hätte doch bekannt sein können, dass „von“ kein Adelsprädikat darstellt, sondern einen Bestandteil seines Familiennamens. Daher lautet die korrekte Ansprache entweder Herr Dr. von Hirschhausen oder etwas weniger formal Herr von Hirschhausen. Den Klassenkampf hätten die Damen gerne zuhause lassen können. – Thilo Lambracht

 

Was hat die ZEIT bewegt, zwei Bestsellerautoren über den Klimawandel sich auszutauschen zu lassen? Hat das gemeinsame Interview für den ZEIT – Leser Neues zum Klimawandel gebracht? Nein, außer dass zwei Promis glauben, mit hilflosen, allgemein bekannten Ratschlägen zur Menschheitsrettung, neu aufgeschrieben in ihren Büchern, Menschen zur Klimarettung zu bewegen. Fast alles, was Hirschhausen und Schätzing im Interview austauschen, bleibt unter dem Niveau, was die ZEIT allein in den vergangenen zwei Jahren ihren Lesern zum Thema Klimawandel angeboten hatte.

Hirschhausen und Schätzing empfehle ich als Umweltlektüre: ZEIT-Punkte Nr. 6 / 1995, Wie teuer ist uns die Natur? Es ist erstaunlich, dass ein so bekannter Moderator/ Komiker wie Eckart von Hirschhausen, erst ab 2018 die Bedrohung durch den Klimawandel erkannt haben will und Frank Schätzing glaubt, dass bis 2020 Klimaschutz in der Öffentlichkeit praktisch nicht vorkam. Die Menschheitsrettung und Gesundung des Klimas kann erst dann Erfolg haben, wenn allgemein als Ursache unserer Misere anerkannt wird, dass wir zu viele geworden sind und uns immer noch weiter vermehren und dieses Problem einer dringlichen Lösung bedarf. – Wolf Lübcke

 

Herr Schätzing und Herr von Hirschhausen wandern in Ihrem Interview ja arg kunterbunt durch kaum noch vorhandenen Garten – und stehen entsprechend in einem künstlich hergestellten. „Wir müssen nicht ‚die Umwelt‘ retten, sondern uns“ (v. Hirschhausen) und „mehr Star Trek, mehr Science Fiction“ (Schätzing)? Also, wir Bayern haben da einen, der das Auto um jeden Preis hochhält, und eine, die am liebsten jede Menge anderer mobiler Objekte nach oben bringen würde. Science Fiction auf die bayerische Art. Oder wenigstens die einer hiesigen Partei.

Meine Fiktion, mein Wohlbefinden hängt, mit Verlaub, schlicht damit zusammen, dass ich weder auf der Straße noch in der Luft Blech sehe – bis auf das wenige eines Fahrrads. Meine Umwelt, mein „Glück vor der Haustür“ – ja, das bestünde etwa darin, auf einer Bank im Grünen zu sitzen und meinen Gedanken nachzugehen. Und vielleicht, vielleicht kommt jemand vorbei, der, anstatt auf sein dämliches Teil zu starren oder gar mit ihm zu reden, ein paar Worte an mich richtet. Das wäre – um im Sprachgebrauch der beiden Herren zu bleiben – die Art des Akku-Aufladens die auf besonders wundersame Weise nachhaltig wäre. – Christian Schlender

 

Wächst die Weltbevölkerung bis 2055 um weitere 2 Mrd. auf 9,8 Mrd. Menschen und bekommen diese (2 Mrd.) einen CO2-Ausstoß von nur 2 t/a (durchschnittlicher Inder heute) zugestanden, so verursacht dies weiteres „Umpflügen der Erde“ (diplomatisch auf der CoP7 im Marrakesch „changed land use“ benannt ) und zudem zusätzliche CO2-Emissionen von 4 Mrd. t jährlich: Fünfmal so hoch wie die gesamten Treibhausgasemissionen von Deutschland heute.

Die Herren Schätzung und Hirschhausen müssten erklären, wie hoch sie das Pro-Kopf-CO2-Budget dieser zuwachsenden Bevölkerung veranschlagen und was das für eine globale Politik bedeutet? Und warum bekommen in Nord-Skandinavien, Sibirien oder Alaska lebende Menschen das gleiche CO2-Budget pro Kopf wie Menschen im Mittelmeerraum oder Mittelamerika? Dann müssen erstere entweder umziehen oder erfrieren? Ist das „gerecht“? Es gibt bisher keine Weltbevölkerungspolitik. Somit fehlt ein ganz gewichtiger Treiber der Dynamik der nächsten 75 Jahre, der gleich zwei wichtige Klimafaktoren (Treibhausgase + Umpflügen der Erde) weiter antreibt! – Prof. Emeritus Dr. Wolfgang Ströbele

 

Den Ratschlägen der durchaus geschätzten Autoren folgend kann Deutschland also bald „klimaneutral“ sein. Dann ist die Welt – gewiss mit Hilfe der skandinavischen Staaten – gerettet. Wunder-bar. Vorsorglich haben sich die Autoren aber sicherlich schon um die Übersetzung ihrer Werke ins Englische, Französische, Italienische, Russische, Spanische und Brasilianisch-portugiesische bemüht, vielleicht sogar ins Chinesische, Arabische und Malaiische sowie in einige afrikanische Sprachen und Hindi. Und mit Deutschland als Musterstaat endet gewiss ohne Weiteres auch das Wachstum der menschlichen Erdbevölkerung um jährlich 80 Millionen (= anderthalb Milliarden in 20 Jahren), die Vernichtung der Wälder usw. Schon unsere Vorfahren wußten ja: „Und es wird am deutschen Wesen noch einmal die Welt genesen . . .“ – Friedrich Schweikert

 

Eine Bemerkung zum Gespräch Ihrer Mitarbeiterinnen mit Herrn Schätzing und Herrn v. Hirschhausen : Diese beiden Herren verstehen sich tatsächlich als Retter der Welt ; dabei zielen sie besonders auf die kleine Welt der Deutschen Bundesrepublik , frei nach dem Motto “ Am deutschen Wesen soll die Welt genesen” . Man vermeide in diesem Land den CO 2 Eintrag und Vieles mehr ; sind das doch etwa 2% der Weltemissionen ; und das soll den Globus vor dem “Kippunkt” bewahren – welch eine Utopie !

Toll dass die ZEIT diesen verkappten Jakobinern eine Plattform bietet . Was auch immer geschehe, einst haben sich die Welt/Verbesserungsingenieure am Ende die Köpfe abgeschlagen – so wird es , wenn auch nicht mehr ganz so krass , mit allen Ideologen laufen – sage man, sie werden auf dem Müllhaufen der Geschichte landen ; und die Welt wird auch nach + 2° C weiter existieren . Möchten doch diese Typen freiwillig vorzeitig das Zeitliche verlassen , würde mit Sicherheit der Welt ein Teil des CO 2 erspart bleiben … habe selten solch grauenhaften Unsinn gelesen …. – Klaus Schindler

 


 

 

Leserbriefe zu „Dr.? Oh no!“ von Anna-Lena Scholz

 

Es ist noch schlimmer: An der Beschädigung des Doktorgrades sind ausschließlich die Universitäten schuld. Der Doktorvater und in der Regel Erstgutachter, der oder die Zweitgutachter, der Promotionsausschuss und der Fakultätsrat tragen die Verantwortung dafür, wenn eine Schrift, die an Tiefe und Originalität oder in punkto Zitierweise wissen- schaftlichen Ansprüchen und den Bestimmungen der Promotionsordnung nicht genügt, dennoch als Doktorarbeit anerkannt wird. Insbesondere der Doktorvater hat als Wissenschaftler und akademischer Lehrer auf der ganzen Linie versagt, wenn er so dazu beiträgt, dass der Doktorgrad zu einem akademischen Sportabzeichen verkommt , wie es leider in vielen Fächern und an vielen Lehrstühlen der Fall ist. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann

 

Den Schreiber einer Doktorarbeit für Mängel zu bestrafen, ist so, als würden Autofahrer dafür bestraft, wenn der TÜV bei der Prüfung geschlampt und Mängel übersehen hat. – Ulrich Mattner

 

Der Beitrag zum Thema Promotionen und deren Sinn ist beachtenswert. Er verschweigt allerdings einen wichtigen Aspekt, der von DER ZEIT wie auch von anderen Medien – Print, online, Rundfunk, Fernsehen – konsequent verschwiegen wird. Die Promovenden sind für ihre Dissertation verantwortlich. Die Betreuer*innen einer solchen wissenschaftlichen Arbeit sind es ebenso, allerdings bleiben sie mit massiver Unterstützung von Universitäten, Presse und Medien unerkannt. Ihr Beitrag ist ein hervorragendes Beispiel für diese Vertuschung. Wer kennt Peter Häberle, Betreuer der der Dissertation von Karl Theodor zu Gutenberg an der Universität Bayreuth? Wer kennt Gerhard Wehle, den Betreuer der Dissertation von Annette Schavan? Wer kennt Tanja Börzel, Betreuerin der Dissertation von Franziska Giffey?

Diese drei stehen beispielhaft für hunderte von Plagiatsfällen. Bevor die jeweiligen Universitäten Bayreuth, Düsseldorf und FU Berlin in Verantwortung sind, sind es die Betreuer*innen von Dissertationen. Nachdem bekannt wurde, was in diesen drei Dissertationen beanstandet wurde – als erstes durch Kritik von außerhalb der Universität und in keinem Fall durch inneruniversitäre Kontrollinstanzen – und was die Universitäten festgestellt haben, muss man fragen, welche arbeitsrechtlichen Konsequenzen die jeweiligen Hochschulprofessor*innen zu erwarten haben. Bisher keine. Dies ist der eigentliche Skandal. Hinzu kommt, dass diese Schlechtleistungen inkognito passieren.

Wo gibt es direkte Hinweise auf die jeweiligen Professor*innen oder Fotos, damit man diese auch in der Öffentlichkeit erkennen kann. Die Promovenden sind über die Maßen in Schrift und Foti präsent. Sieht man sich die im Internet zugängliche Dissertation von Franziska Giffey an, fällt auf, dass bei der Nennung der Betreuerin, Frau Prof. Dr. Tanja Börzel, ein wissenschaftlicher Grad geschwärzt wurde, weil Frau Prof. Dr. Börzel offensichtlich nicht wußte, dass dieser Titel des Europäischen Hochschulinstituts nicht zur Namensergänzung zugelassen ist. Wie qualifiziert für die Betreuung einer Dissertation ist diese Professorin eigentlich?

Solange renomierte Zeitungen wie DIE ZEIT aktiv an dieser bundesweiten Vertuschungspolitik mitwirken, wird sich nichts ändern. Vor wem kuscht DIE ZEIT ? Wann sind Namen, Hinweise und Fotos in der ZEIT zu erwarten. Jeder Promovend hat den berechtigten Anspruch, dass der Betreuer/die Betreuerin die jeweilige Dissertation perönlich mit der geboten wissenschaftlichen Intensität begleitet. Ist gewährleistet, dass diese wichtige Aufgabe einer Universität in keinem Falle an eine Hilfsperson delegiert wird? Diese Frage muss jede Universität uneingeschränkt mit „Ja“ beantworten. Dies scheint offensichtlich nicht der Fall zu sein. Dies wäre ein weiteres zu untersuchendes Thema für Presse und Medien. Auch für die ZEIT ? – Peter Senft

 

Die Qualität einer Dissertation liegt zweifellos auch in der Verantwortung des Doktorvaters. Dazu eine Überlegung aufgrund eigener Erfahrung: Ich habe vor Jahren eine miserable Magisterarbeit in einem geisteswissenschaftlichen Fach begutachtet. Der „Magistervater“ klagte fassungslos, er wisse gar nicht, wie jener Student überhaupt zu dem Verfahren zugelassen werden konnte. Vergessen hatte er, dass er selbst der Lehrer war, der jenen unterrichtet hatte, der für eine Hauptseminararbeit, in der jener seine Fähigkeit zu wissenschaftlichem Arbeiten hätte beweisen müssen, einen Seminarschein ausgestellt hatte. Hatte er keine Zeit dazu gehabt, dessen Arbeit gründlich zu korrigieren?

War er ein ‚fauler Sack‘ oder überlastet mit Vorbereitung von Lehrveranstaltungen, Abnahme von Prüfungen, Verwaltungsaufgaben, Publikationen, Tagungen etc.? Hat er deren Korrektur seinen Assistenten übertragen, die neben ihren Lehrveranstaltungen ihre Habilitationsschrift vorantreiben und sich profilieren mussten, weil sie zwischen Karrierewunsch und Arbeitslosigkeit hingen? Ein Student, dessen Seminararbeit ich damals „nur“ mit gut (2) benotet hatte, beklagte sich: „Ich habe gedacht, man braucht eine Arbeit nur abzugeben, damit sie mit gut bewertet wird, aber ich habe viel Zeit in sie investiert!“ Ich zweifle sehr daran, dass Universitätslehrer angesichts des Leistungsdrucks, unter dem sie stehen, ihrer Aufgabe als Lehrer adäquat nachkommen (können). Hat man „nur“ zwei Pro- oder Hauptseminare mit je 25 Studenten, bedeutet das ca. 1.000 Seiten Korrektur pro Semester allein für Seminararbeiten – meist sind es mehr.

Dazu recht häufig Zulassungs- und Magisterarbeiten (ca. 100 Seiten pro Arbeit) sowie seltener Dissertationen (ca. 200 bis über 1.000 Seiten). Wie soll man da die Zeit aufbringen, nach Plagiaten in Arbeiten von Schülern zu suchen, denen man vertraut? Will man Professoren für solche Plagiate in die Pflicht nehmen, muss dafür gesorgt werden, dass sich die Rahmenbedingungen an der Universität entscheidend verbessern. Außerdem: Was nützt Politikern ein Doktortitel? Wäre es nicht sinnvoller, sie würden die Zeit, die sie für die Abfassung ihrer Dissertation benötigen, dazu verwenden, Arbeitserfahrung in Pflegeheimen, Kitas oder Schulen zu sammeln? Das täte auch Wissenschaftlern und Managern nicht schlecht. – Dr.phil.habil. Roland Pauler

 

Die Universitäten und die jeweiligen Fakultäten tragen natürlich eine Verantwortung für die durchgeführten Promotionen. Aber sie werden mit Prüfungskommissionen erst tätig, wenn das Promotionsverfahren schon abgeschlossen, also wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Die Hauptverantwortung liegt neben den Kandidatinnen und Kandidaten doch wohl bei den Gutachterinnen und Gutachtern. Sie haben den Auftrag, Probleme und Mängel in den Dissertationen zu finden und anzumerken. Wie kann es sein, dass diese Damen und Herren ausführliche Gutachten über Dissertationen schreiben und die Fehler nicht bemerkt haben wollen? Das scheint mir der eigentliche Mangel im Promotionssystem. – Dr. Jürgen Hagemeyer

 

Kaum ein Thema genießt so viel Aufmerksamkeit und Engagement wie dieses, auch in der letzten Nummer der ZEIT gab es diverse Artikel mit Bezug auf dieses Thema. Das provoziert allerdings auch die Frage nach den Motiven der Plagiatsjäger. Was bewegt jemand dazu, in einer Dissertation eines anderen nach Plagiaten zu suchen? -Ist es die Sorge um die Reinheit der Wissenschaft? Dagegen spricht, dass Plagiatsjäger sonst eher nicht damit aufgefallen sind, dass sie sich für Belange der Wissenschaften einsetzen. -Ist es Neid? Ein solches Motiv wäre nur allzu menschlich, besonders bei Leuten, denen es noch nicht gelungen ist, sich mit einem Titel zu schmücken.

Dazu ein Tipp es mag auf der Welt auch Hochschulen geben, bei denen man einen Doktortitel kaufen kann, den man allerdings nicht in Deutschland führen darf, es ist aber völlig legal, sich von manchen Ländern den Titel „Konsul“ zu kaufen und diesen auch zu führen, auch wenn es etwas anrüchig ist. Also, wer jemanden seinen Titel neidet, der hat hier eine Möglichkeit dagegen an zu stinken. – Ist es Politik? Es gibt doch einen geläufigen Gedankengang: dieser Mensch ist in einer Position, die ich gerne hätte. Wenn ich in dieser Position wäre, dann würde ich nicht derartige Fehler begehen (worauf eine Aufzählung der Fehler folgt, z. B. mangelnde Fähigkeiten zum sorgfältigen Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit), was zeigt, dass die Person völlig ungeeignet für ihre Postion ist, und man nach jemand mit besseren Fähigkeiten suchen sollte, wobei man gerne an mich denken könnte. Dazu kann allgemein angemerkt werden, dass die Praxis, Eigenschaften und Fähigkeiten vorzutäuschen, die nicht vorhanden sind, heutzutage zum guten Ton gehört.

Man nennt das Werbung, was es auch nicht besser macht, wenn sie auf die eigene Persion bezogen ist. Dafür gibt es viel krassere Beispiele als inkorrekte Dissertationen. Damit soll kein Plädoyer dafür gehalten werden, dass Betrug zu tolerieren ist. Man sollte es verurteilen, wenn jemand das Ergebnis der Arbeit von anderen als sein eigenes Ergebnis ausgibt. Man muss sich aber vor Augen halten dass ein solcher sehr schwer nachweisbar ist. Wenn es z. B. unterlassen wurde, eine Textpassage als Zitat zu kennzeichnen, wie beweist man, dass der Verfasser alle Leser betrügen will, indem er ihnen suggeriert, das sei seine eigene Erkenntnis? Die nahe liegende Erklärung ist, dass es sich um Schlampigkeit handelt, eine eher lässliche Sünde, die jedem von uns schon unterlaufen ist. Wer sagt, das sei beabsichtigter Betrug, arbeitet mit mit nicht begründbaren Unterstellungen.

Kurz gesagt, die Jagd nach Plagiaten bindet so viel Zeit und Arbeit von Gremien, die besser in lohnendere Ziele investiert würde, insbesondere wenn man daran denkt, von welch zweifelhaften Motiven sich die Plagiatsjäger antreiben lassen. PS Wer es genau wissen will, der Titel meiner Dissertation lautete:“Experimentelle Untersuchungen zur Anomalie der elektrischen Leitfähigkeit in magnetohydrodynamischen Stosswellen.“ Da ich die dort beschriebenen Messungen selbst vorgenommen habe, fordere ich gerne alle Plagiatsjäger auf, darin nach Plagiaten zu suchen. – Dr. G. Zeyer

 

Plagiatsjäger werden erfolgreich sein, wenn sie Doktorarbeiten ansehen, die von Frau Giffeys Betreuerin durchgewinkt wurden – diese hat das Desaster verursacht, und wahrscheinlich noch viel mehr. – Dr. med. habil. Heiner Freiesleben

 

Der lesenswerte Beitrag von Anna Lena Scholz berücksichtigt nicht die andere Seite der Promotion: die der Betreuer und die der Fakultät. Hier gibt es unterschiedliche Motive, jemanden zu promovieren. Da ist z.B. die Erwartung des Betreuers, einen Schüler heranzuziehen, der ihm und seiner „Schule“ lebenslänglich verbunden sein wird. Das kann sich etwa darin zeigen, dass der Doktorand den Ansatz, die Methode oder die Gedanken des Betreuers aufgreift und weiterentwickelt. So entstehen akademische „Denkschulen“. Sie zu begründen ist der heimliche Traum jedes Professors.

Ebendies kann der Grund sein, dass andere Mitglieder der Fakultät, die ebenfalls eine Denkschule begründen und durch ihre Schüler tradieren wollen, sich dann bei der fakultätsöffentlichen Auslage der Dissertation und der beiden Gutachten der Betreuer mit einer kritischen Stellungnahme zurückhalten. Sie wissen, dass dann der „Kollege“ beim nächsten eigenen Doktoranden zurückschlagen und ebenfalls bei der öffentlichen Auslage der Dissertation negative Gutachten abgibt. Dadurch kann ein drittes, externes Gutachten erforderlich werden. So können sich die Professoren einer Fakultät gegenseitig blockieren, weil keiner mehr seinem Doktoranden garantieren kann, nicht durch ein Gegengutachten abgeschossen zu werden. Auf dem Rücken der Doktoranden werden Kämpfe über die Diskurshoheit in der Fakultät und im jeweiligen Fachgebiet ausgetragen.

Externe Promotionen – erst recht bei Prominenten – werden auch in der Erwartung betreut, damit einen guten Draht zur Berufspraxis z.B. ein Unternehmen oder ein Ministerium zu bekommen. Das kann je nach Fachgebiet und Berufspraxis des Doktoranden für beide Seiten nützlich sein. Bei den wissenschaftlichen Ansprüchen an die Methodik usw. werden da schon mal vertretbare Abstriche gemacht zumal jeder Betreuer davon ausgeht, dass die Promotion für den Kandidaten nicht Baustein einer akademischen Karriere ist.

In der Regel hält man sich als Professor gegenüber seinen Kollegen an der Fakultät zurück, auch wenn einem die Dissertation seines Doktoranden gegen den Strich geht. Kritik daran würde immer als Kritik am Betreuer verstanden – und so ist sie auch gemeint. Selbst bei schweren Bedenken gegen die Dissertation unterbleiben daher Einsprüche gegen die Arbeit. Wegen der möglichen Folgen für den Fakultätsfrieden ist die Schwelle sehr hoch, formale Einsprüche während der Auslagefrist im Promotionsverfahren abzugeben. Unter dem Aspekt der Qualitätssicherung ist dieses Verhalten bedenklich.

Der Gipfel der Provokation ist dann erreicht, wenn der Betreuer einer Dissertation einen externen Gutachter von einer anderen Universität hinzuzieht. Offiziell wird das damit begründet, dass an der eigenen Fakultät keiner infrage kommt. Das mag für Spezialgebiete zutreffen, wird aber fakultätsintern als Misstrauen verstanden. Auch das wird meist toleriert aber mit zunehmender Isolierung des vermeintlichen Außenseiters bestraft.

Alle wissen, dass die Anzahl der Promotionen in einer Fakultät bei der leistungsbezogenen Mittelvergabe seitens der Ministerien eine Rolle spielt. Diese Überlegung mag ein Grund dafür sein, dass man möglichst wenige Dissertationen unnötig blockiert. Dennoch: Fälle wie die von Guttenberg sind für alle beteiligten Akteure peinlich. Guttenbergs Betreuer, ein berühmter Rechtslehrer, hat sich seinerzeit auch selbstkritisch dazu geäußert. Externe Doktoranden mit Promistatus sollten daher weniger die Gutachter in der Uni fürchten, sondern die Plagiatjäger und die Medien. – Prof. Dr. Manfred Mai

 

Schätze Franziska Giffey titelunabhängig für ihr politisches Talent, ihren Elan, ihre Bürgernähe. Ohnehin stellt sich im zunehmenden Maße die Frage, wie relevant unsere akademischen Auszeichnungen gesamtgesellschaftlich (noch) sind. Um nicht missverstanden zu werden: Jede überdurchschnittlich geistige, seelische und/oder körperliche Leistung/Beanspruchung ringt mir Respekt ab und hat Achtung verdient.

Dennoch sollten wir darüber nachdenken, ob wir nicht endlich soziale und pflegerische Leistungen höher und realitätsbezogener bewerten, nicht zuletzt also multiple Intelligenz gezielter fördern und substanzieller anerkennen. Ebendas würde wohl auch die grundsätzlich gestellte Frage nach gemeingültiger Integrität, Wertschätzung und Vorbildfunktion zufriedenstellender beantworten (können). „PS“: Aus diesem Grunde gratuliere ich Herrn Peter Dausend herzlich zu seinem überzeugend gesunden Menschenverstand und zur Nichtpromotion. – Matthias Bartsch

 

Nachdem ich vor Jahrzehnten die ( überflüssige) Tageszeitung abgeschafft habe, lese ich die Wochenzeitung DIE ZEIT. Täglich ein bis zwei Artikel, mehr kann keiner „verdauen“. Heute zunächst den Artikel “ Uns läuft die Zeit davon“ (Grefe/Menne). Es ist eine kostenlose (!) eineinhalb seitige, bebilderte Werbung für die Bücher von Hirschhausen und Schätzing. Dem Zeitgeist entsprechend: Klimaschutz. Was ich dann allerdings zu lesen bekam, war feinster Journalismus. Dr.? Oh no ! ist die Auseinandersetzung mit dem Dr-.Titel, wie man ihn besser nicht schreiben kann. Und ich übertreibe nicht Fr. Scholz. Sie haben alles in wenigen Worten, – Plagiatoren, Degradierung, Prüfungen, Universitäten u. Statussymbol – gut formuliert auf den Punkt gebracht. Und nicht nur das. Den Höhepunkt haben Sie sich für den richtigen Schlussakkord aufgehoben. “ Wissen ist der Rohstoff Deutschlands“. – Reinhard Schmitz

 

In Ihrem Beitrag üben Sie zwar berechtigte Kritik am Präsidium der Freien Universität Berlin in der Sache Giffey, aber wie übrigens alle anderen Medien auch verschweigen Sie den wichtigsten Anspekt, nämlich das skandalöse Verhalten der beiden Hauptverantwortlichen: Des Doktorvaters, in diesem Fall der Doktormutter von Frau Giffey, Frau Professor Tanja Börzel vom Otto-Suhr-Institut und des Zweitgutachters Professor Hartmut Häußermann. Es ist doch selbstverständliche Regel, dass sich ein Doktorvater (um beim gängigen Ausdruck zu bleiben) um alle Belange der Dissertation seines Schutzbefohlenen kümmert. Aber hier haben beide Personen total versagt: entweder wollten sie in der üblichen akademischen Schlamperei die Fehler von Frau Giffey nicht sehen oder haben sie tatsächlich selbst auch nicht bemerkt.

Ein Sachverhalt ist so schlimm wie der andere und macht beide eigentlich für ein Hochschullehreramt untragbar. Jetzt, wo Frau Giffey couragiert das Beste aus der verfahrenen Situation zu machen sucht, hört man weder von Frau Börzel noch von Herrn Häußermann auch nur ein Wort; kein Versuch einer Erklärung, kein Wort der Anteilnahme, nichts. Beide ducken sich feige weg und warten in ihren abgesicherten C4-Positionen ab, bis sich der Sturm verzogen hat. Man möchte die Vergleiche nicht überstrapazieren, aber beider Verhalten erinnert doch fatal an 1933, als auch die meisten deutschen Professoren verschämt beiseite schauten, als ihre jüdischen Kollegen brutal von den Hochschulen vertrieben wurden. – Dirk Klose

 


 

 

Leserbriefe zu „Wiedersehen mit der Wirklichkeit“ von Jens Jessen

 

Die Pandemie ist nur Verstärker einer Entwicklung, in der Menschen den Kontakt zu sich als sozialen und natürlichen Wesen immer mehr verlieren. Der von der Pandemie ausgelöste Schub beschleinigt den Ersatz der „realen“ Welt durch eine vollständig integrierte schöne neue Digitalwelt. Der niedrigschwellige und attraktive Zugang in diese Welt erleichtert die Flucht dorthin. Im aufgedrängten Wettbewerb mit dem Digitalen ist und bleibt das Analoge klar unterlegen. Jens Jessen hat recht:

Es ist eine politische Frage, die Voraussetzungen zu schaffen, damit das Analoge überhaupt eine Chance hat, als Möglichkeit des Lebens wahrgenommen zu werden. Vor allem für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen ist dies von essenzieller Bedeutung. Wer hätte gedacht, dass wir eines Tages den menschlichen Kontakt und den aufrechten Gang als kulturelles Erbe der Menschheit entdecken und schützen müssen. – Reinhard Koine

 

Zurück ins echte Leben und bin ich dann noch der Alte?, fragt mich meine Lieblingslektüre im Feuilleton. Hier meine Antwort: Ich liebe und schätze das echte Leben und dabei alt werde ich sowieso…jeztz aber eine Mahnung, die Bert Brecht uns hinterlassen hat: „Der Regen kehrt nicht zurück in den Himmel….wenn die Wunde ( „Corona“)* nicht mehr schmerzt, schmerzt die Narbe.“ Dank für Ihre Aufmerksamkeit PS.: ( * „Corona“) von mir eingefügt – Winfried Kretschmer

 

Ich habe obigen Artikel komplett durchgelesen, weil er mir „aus der Seele sprach“. Vielen Dank für diesen Artikel, der mich wieder mal daran erinnert hat, wieso ich gerne ZEIT-Abonnent (Printausgabe) bin. – E. Würth

 

Jens Jessen hat am 27. Mai 2021 in DIE ZEIT einen großartigen Artikel veröffentlicht, der mir aus der Seele spricht. Mich stört nur der Gebrauch des Begrffs „analog“. In der Zeichentheorie bedeutet „digital“ soviel wie willkürlich, analog sind dagegen Zeichen, die eine Ähnlichkeit mit der bezeichneten Sache haben. „Katze“ ist digital, „miauen“ dagegen analog. Analog sind auch Smileys und Emojis. Die Wirklichkeit, auf die sich Jessen bezieht, ist allerdings nicht analog, sondern einfach wirklich. Wozu sollte denn die Wirklichkeit eine Analogie bilden? Seelische Schäden, der Charakter des Lehrpersonals, die Zeit und der Schmerz, wovon Jessen spricht, sind nicht analog, sondern real. – Helmut Engels

 

Jens Jessen sieht das, „was Corona mit uns gemacht hat“, einseitig beinahe nur aus der Sicht der möglichen negativen Auswirkungen. Corona i s t ein Teil unserer Wirklichkeit und wird uns wohl weiter in ähnlicher Form erhalten bleiben. Jens Jessen erwähnt nicht, dass die Selbstheilungskräfte von Körper, Geist und Seele des Menschen es ermöglichen, auch die Zeiten der Einschränkungen als Krisen zu erleben, die wir als Erfahrung für die Zukunft bewältigen können. Denn jeder Mensch verfügt mehr oder weniger über die Fähigkeit, sich mit den eigenen Erbanlagen und den gegebenen Umwelteinflüssen aktiv und konstruktiv auseinander zu setzen. Das erste NEIN eines Kleinkindes ist dafür nur ein Beispiel. – Hartmut Gerhardt

 

Die wichtige Differenz von Wirklichkeit und Realität.Der Artikel „Wiedersehen mit der Wirklichkeit“ von Jens Jessen thematisiert ein gesellschaftliches Riesenproblem, das nicht nur von der Öffentlichkeit, sondern auch von linksliberalen Intellektuellen wohl mit der Begründung verdrängt wurde, dass sich in der Medienkritik reaktionäresBildungsbürgertum a la Postman zu Worte melde. Diese Denkbarriere ist durch Jessen faktenreich infrage gestellt worden, so dass nun der Raum für einen medienkritischen Diskurs entstanden ist. Ich gestatte mir, einen ergänzenden Gedanken hinzuzufügen: Die Klarheit von Jessens Position wird durch die Gleichsetzung von Wirklichkeit und Realität im Sprachgebrauch ständig geschwächt.

Um die ganze Kraft der Selbstmächtigkeit der Dinge vor Erosion zu retten, schlage ich vor, die Begriffe Wirklichkeit und Realität strikt zu trennen. Im Begriff Wirklichkeit ist „Wirksamkeit“ enthalten, die über sinnliche Reize auf den Menschen wirken. Realität besteht in meiner Definition allein aus der begrifflichen und bildlichen Sprache, die natürlich ebenfalls wirkt und zwar direkt auf das Bewusstsein. Und das ist ein entscheidender Unterschied. Als Formel: Die Realität besteht aus Sprache, die Wirklichkeit aus Dingen. Beide Sphären sind gleichwertig. – Boje Maaßen

 

Was soll eine „autistische Mediennutzung“ sein, und wie kann es sein, dass solch ein ableistischer Ausdruck es aus dem Gehirn des Autors (von dem vielleicht nicht viel Reflektion zu erwarten ist) vorbei an der Redaktion in die Druckausgabe der Zeit schafft? – Reena Pauly

 

Den Alltag bewältige ich schon das siebte Jahrzehnt ohne Handy. Und brauche noch immer kein Smart-Phone. Und den ausgangsbeschränkten Alltag ertrug ich ohne das Unterhaltunsangebot im Internet. Videokonferenzen mache ich als Freischaffender nicht und nicht die Wirklichkeit ist rau sondern diese Netflix-Welten. Die sozialen Medien sind nicht sozial und bunt, sondern brandgefährlich und ein Mittel, jeden kropfunnötigen Mist in den digitalen Äther zu posten. Einen Weg zurück gibt es nicht, sondern in noch mehr digitalen Fortschritt, den die Politik und Wirtschaft forcieren. Damit machen sie sich die Menschen letztlich untertan, wer analog bleibt, ist weg vom Fenster. Auch vor Corona hat sich der Mensch längst von der analogen Wirklichkeit entfernt.

Schon Kleinkinder halten Handys in Händen, wer als Schüler kein Smart Phone hat, wird in die Steinzeit verdammt. Nichts, aber auch überhaupt nichts läuft mehr ohne die „digitale Revolution“, die eigentlich keine ist, weil sie nicht das Leben revolutionierte, wie die Befreiung des Menschen durch echte Revolutionen, sondern in die Abhängigkeit der Systeme, schlimmstenfalls Süchte, treibt. Vereinsamt ist der Mensch seit der Digitalisierung des Alltags- und Berufslebens, bitter arm geworden an menschlich analogen Begegnungen und in der drohenden Gefährdung, am hoch intelligenten System letztlich zu degenerieren.

Denn wer nicht mehr kreativ mit analogen Medien, Sinnen, Verstand, Augen, Ohren, Herz, Kopf und Händen denkt, kommuniziert, spricht, schafft, arbeitet, schreibt, liest, rechnet, malt, zeichnet, der verkümmert. Der Homo sapiens stirbt aus, der moderne Mensch schafft sich ab. „Zurück ins echte Leben“ ist die größte aller menschlichen Illusionen. – Axel Spellenberg

 

In der Welt des Survival-Klassikers „Minecraft“ sollte man sich als Spieler nachts eine sichere und abgeschlossene Bleibe suchen, denn bei Einbruch der Dunkelheit erscheinen in der Klötzchenwelt Zombies und Skelette, welche die Zeit bis zum Morgengrauen damit verbringen die Spielfigur über den Bildschirm zu jagen. Ein ähnlich lästiger Untoter treibt nun im Feuilleton der Zeit sein Unwesen und zwar in der Form des Artikels „Wiedersehen mit der Wirklichkeit“. Es ist die ewige Debatte um die Schädlichkeit von Videospielen, welche Jahr um Jahr ausgegraben wird. Früher waren „Ballerspiele“ für einen Amoklauf verantwortlich, heute attestiert Herr Jessen, der Autor des Textes, dem Videospielkonsum das Potenzial unsere Gesellschaft an der Rückkehr zur Normalität zu hindern.

Der vielversprechende Artikel, welcher den Anschein erweckt als würde er sich ernsthaft mit den Problemen der Rückkehr zur (möglicherweise neuen) Normalität beschäftigen, macht alle Vorfreude schnell zunichte, indem er Spielerinnen und Spielern von Egoshootern unterstellt, Allmachtsfantasien zu hegen und den Konsum von Videospielen als „autistisch“ brandmarkt. Was hat bitte eine Entwicklungsstörung mit der abendlichen Partie Age-of-Empires zu tun? Ich frage mich, worauf Herr Jessen mit diesem Satz hinauswill.

Über einen derartigen Fauxpas kann man als Teil der „Gamingszene“, welche in Deutschland laut GfK mittlerweile 34 Millionen Menschen umfasst, nach Jahren der schlechten Presse hinwegsehen, gespannt lese ich den Artikel weiter und stoße prompt auf die nächste Befürchtung von Herrn Jessen: In Videospielen schwindet das Gefühl für die Widerständigkeit, die Wehrhaftigkeit, auf jeden Fall für die Würde des Menschen, da er ja bloß ein digitales Abbild sei. Dem kann ich nur entgegenhalten, dass man sich der Tatsache bewusst ist, dass man sich in einer virtuellen Umgebung befindet und das Gegenüber entweder nach den selben Regeln spielt wie man selbst (und wer diese Regeln mehrfach bricht wird von den Entwicklern des Spiels meist aus selbigem hinausbefördert), oder man es mit einem sogenannten Non-Player-Character zu tun hat, einer programmierten Pixelansammlung, die keinen Schmerz spüren kann und in den meisten Fällen auch keine Beleidigungen als solche wahrnimmt.

Auf gar keinen Fall wird bei der Interaktion mit einem Programm dessen Menschenwürde verletzt. Natürlich kann diskutieren, ob die „Debattenkultur“ in Videospielen noch den Anforderungen des allgemeinen Anstands genügt und ob es hilfreich ist, wenn der Entwickler Infinity Ward in seinen Kassenschlager „Warzone“ eine Funktion einbaut, die im Wesentlichen dazu genutzt wird, seinen überlegenen Kontrahenten zu beleidigen. Allerdings würde ich dieses Problem nicht allein am Gaming festmachen. Hass und Hetze nehmen stetig zu. Sowohl in den digitalen Kommentarspalten, als auch auf den politischen Kundgebungen der analogen Welt. Die Achtung vor der Menschenwürde schwindet immer mehr, je weiter man sich in der Anonymität verstecken kann und nicht weil das Gegenüber durch Pixel dargestellt wird.

Des Weiteren bitte ich um einen Beleg für die erodierende Wirkung von Computerspielen auf die Wirklichkeitswahrnehmung, da der Rest des Textes im Großen und Ganzen auf dieser Behauptung fußt. Man kann wie gesagt sehr wohl unterscheiden, ob man sich in Berlin-Mitte oder in der prozedural generierten Welt von Minecraft befindet, ob die Wand des Gebäudes vor mir aus massivem Beton ist, oder ob ich mit meiner diamantenen Pixelspitzhacke ein Loch in besagte Wand schlagen kann, um dann aus den 640 Festmetern Eichenholz in meiner Hosentasche in Sekundenschnelle eine zweiflüglige Tür zu tischlern.

Sie sehen wie lächerlich diese These in den Ohren eines Videospielers klingt. Zudem frage ich mich, wieso es gerechtfertigt ist, Egoshooter als „degeneriert“ zu bezeichnen. Geschmäcker sind verschieden, so auch bei der Unterhaltung. Niemand würde beispielsweise „The Grand-Tour“ als „degeneriert“ bezeichnen, obwohl es diskutabel ist, ob man in Zeiten des menschengemachten Klimawandels drei Herren mittleren Alters dabei zusehen muss, wie sie Sportwägen um die Welt fahren. Zumindest wünsche ich mir in einem liberalen Blatt eine durchdachtere und weniger abwertende Ausdrucksweise.

Ab diesem Punkt hatte ich bereits den Entschluss gefasst, meinen Unmut in Form eines Leserbriefes kundzutun, also fing ich an, mir weitere Fragen zu stellen. Eine davon ist diese: Warum zeigt der Autor eigentlich so ein ausgeprägtes Interesse daran, Kinder mit Luftgewehr und Bogen spielen zu lassen? Wie der Autor selbst sagt, durchschlägt ein Pfeil mühelos eine Autotür. Ist es denn wirklich besser für ein Kind, solche Dinge in der Praxis herauszufinden, als sich mit einem Computerspiel zu beschäftigen? Hätte der Autor außerdem je selbst länger Hand an ein Computerspiel gelegt wüsste er, dass es auch für Gelegenheitsspieler mit dem bloßen Willen nicht getan ist.

Es erfordert Übung, Lernen, Wissen und dessen Anwendung, um in einem kompetitiven Spiel Erfolge zu erzielen. Klar kann man das nicht mit einem Schuss mit dem Repetiergewehr vergleichen (schon wieder diese Affinität für Schusswaffen), aber muss man wirklich lernen, in der realen Welt einen Schuss zu platzieren? Muss jemand, der sich am Herrn der Ringe erfreut, sei es in geschriebener Form oder auf dem OLED-Display seines Smart-TVs, verstehen wie man ein Schwert schwingt, um den Film genießen zu können? Verliert eine Tolkien-Leserin den Bezug zur Realität, weil ihr in unserer Welt keine Orks und Hobbits begegnen?

Serien und Computerspiele werden im weiteren Text mit der Droge „Crack“ verglichen. Etwas derart Unpassendes ist mir in meiner kurzen Zeit als Abonnent der Zeit nicht untergekommen. Herr Jessen sollte einmal bei der BZgA nachfragen, ob man dort einem Kind eher eine Pfeife Crack oder eine Runde Fortnite empfehlen würde und ob die Millionen deutschen Videospielerinnen und Videospieler einer ähnlich großen Gefahr ausgesetzt sind wie ein Crackabhängiger.

Der große und alarmierende Unterschied zwischen den „klassischen“ Medien Buch und Film und Videospielen, weshalb Videospiele im Gegensatz zu den beiden Ersteren die Gefahr eines Realitätsverlustes bergen, ist laut dem Autor, dass man aktiv am Geschehen teilnimmt und kein passiver Beobachter bleibt. Ich habe jedoch als Kind oft davon geträumt, der sechste der Fünf Freunde, der zehnte der Gemeinschaft des Ringes oder der dritte Sohn von Ned Stark zu sein. Wie es wohl wäre, ein Teil dieser fantastischen Geschichten zu werden und die Abenteuer an der Seite meiner Helden zu bestreiten. Ich war in meiner fantasie ein Teil der Geschichte.

Ich bin mir auch sicher, dass ich nicht der Einzige bin, der solche Träume hatte und trotzdem ist die Welt nicht voll von Hobbydetektiven, Waldläufern, Hobbits oder selbsternannten Lords, die einen eisernen Thron erobern wollen. Ich kann Ihnen auch versichern, dass ich nicht das Bedürfnis verspüre, mir eine Wohnung in Hobbingen zu mieten, oder „ähnlich brachial vorzugehen“ wie ich es in meinem derzeitigen Lieblingsspiel, Call of Duty, einem Ego-Shooter, bisweilen tue, daher halte ich die These, dass bei einem relevanten Teil der Videospieler eine Verwechslung der Welten stattfinden könnte mindestens für gewagt, wenn nicht gar für absoluten Humbug.

Der Hauptgrund, wieso mir derartige Texte sauer aufstoßen, ist jedoch, dass die Vorzüge der digitalen Welt kaum zur Geltung kommen. Ja, ich habe den Großteil meiner Zeit während des letzten Jahres vor dem Bildschirm verbracht. Nein, mein Rücken hat es mir nicht gedankt. Nein, auch meine Psyche ist nicht vollends damit zufrieden, meine Freunde kaum in einer Gastwirtschaft oder Bar gesehen zu haben. Stattdessen trafen wir uns im Sprachchat der „Discord-App“, einer Software, welche die Gruppenkommunikation im Netz erlaubt. Sozusagen ein kostenloses Zoom für die Freizeit. Aber was wäre denn die Alternative gewesen? Sich über ein Jahr (mit einer kurzen Unterbrechung im Sommer) gar nicht mehr als Gruppe zu sehen?

Da wähle ich lieber die Unterhaltung von Headset zu Headset. Ich habe im Herbst 2020 auch ein Zweitstudium begonnen und dort mittlerweile viele gute Freunde gefunden, die ich nicht missen möchte. Möglich wurde das durch unseren gemeinsamen „Ersti“-Discord-Server und die populären Spiele „Among Us“ und „Minecraft“, welche wir als Gruppe spielten und uns so durch Unterhaltungen kennenlernten. Für uns gab es 2020 schlicht und einfach nicht die Möglichkeit einer Kneipentour, wie ich sie zu Beginn meines Bachelorstudiums 2016 hatte. Es gab auch keine Einführungsveranstaltung in der man nach links schauen konnte und neue Freundschaften knüpfen konnte.

Wir sind dankbar für die Möglichkeiten der digitalen Welt und nicht zuletzt für die Videospiele, die uns das nötige Rahmenprogramm für ein besseres Kennenlernen und somit auch einen ersten Halt im Studium geliefert haben. Gaming ist mehr als nur stundenlanges stummes Daddeln vor einer flimmernden Kiste, Gaming ist in vielen Fällen ein Gruppenerlebnis und eine Möglichkeit, mit alten und neuen Freunden ein nicht an einen bestimmten Ort gebundenes Hobby zu pflegen. Ein Segen in Zeiten der Pandemie.

Trotz meiner bisherigen Kritik muss ich Herrn Jessen in seinem letzten Punkt auch zustimmen. Den von vornherein gefährdeten Menschen, sei es durch psychische Störungen oder einfach durch übermäßige Schüchternheit, wird die Rückkehr in den Alltag nicht leichtfallen. Unsere Gesellschaft muss dahingehend sensibilisiert werden und sich darum kümmern, dass auf Leute, welche nach der Pandemie nicht wieder in die Realität finden aktiv zugegangen wird und dass die Hürden zur Erlangung professioneller Hilfe möglichst niedrig ausfallen. Jedoch verstehe ich wirklich nicht, wieso man dazu einen oberflächlichen Vortrag über die Schädlichkeit von Videospielen benötigt. – Maximilian Rudingsdorfer

 

Vielen Dank für Ihren o.a. Artikel. Ich lese Ihre Beiträge immer mit sehr großem Interesse, wenn sich der Erkenntnisgewinn leider meist in Grenzen hält, da ich in der Regel Ihrer Meinung bin. Hierbei möchte ich Ihnen allerdings in einem Punkt widersprechen. Es geht mir um das Narrativ vom großen Schaden für Kinder und Jugendliche durch das „verlorene Jahr“. Das wird in einigen Fällen zutreffenden sein, wirkt aber vielleicht auch als eine selbst erfüllende Prophezeiung, wenn es nur oft genug und möglichst suggestiv wiederholt wird. Wie bei jeder anderen Gruppe, der eine Opferrolle aufgeladen wird, lassen sich damit auch Interessen kreieren und es entwickelt sich ein sich selbst verstärkender Kreislauf.

Ich denke auch, dass die Resilienz der jungen Menschen stark unterschätzt wird und es eher elterliche Ängste reflektiert. Wir, also die Älteren, projizieren unsere Digitalerlebnisse meines Erachtens zu schnell auf Jugendliche. Bei denen geht es ganz überwiegend um soziale Interaktionen (dazu zähle ich auch gemeinsames Zocken und das Teilen von Inhalten). Die Zeit, die junge Menschen miteinander verbringen ist dadurch gegenüber der vorpandämischen Ära und erstrecht unserer eigenen Jugend gestiegen. Über die Qualität kann man sicher streiten, dass mögen Soziologen mit einem gewissen Abstand beurteilen. Etwas Anderes ist sicher die Isolation mit Computerspielen. Das haben Sie ja ausreichend beschrieben, gilt aber sicher für alle Altersgruppen. – Gunnar Millow

 


 

 

Leserbriefe zu „Sollen ARD und ZDF bleiben?“ Streit von Ria Schröder und Frank Überall

 

Nein, ein klares Nein! Meine Gründe liegen ganz woanders, die in dem Beitrag gar nicht zur Sprache kommen. Die einseitige politische Ausrichtung der Öffentlich-Rechtlichen. Das hat schon Methode. Mich wundert, daß das Frau Schröder nicht angesprochen hat. Ich beziehe mich auch auf den Staatsvertrag mit dem Rundfunk, der in den 50er Jahren geschloßen wurde, der expliziert eine neutrale politische Berichterstattung festgeschrieben hat. Davon sind die Öffentlich-Rechtlichen meilenweit entfernt. Und wenn es schon sein muß, dann sollten zunächst die Redaktionen interdisziplinär besetzt werden und zu einem Sender zusammengeführt werden. – Gunter Knauer

 

Frau Schröder verwechselt viel mit Vielfalt. Mehr Sender, Kanäle, Streamingdienste und Youtube-Filme verbessern nicht die Angebotsqualität. Im Gegenteil. Gibt es eigentlich Untersuchungen über einen Zusammenhang zwischen dem Bildungsstand einer Generation und dem vorhandenen digitalen Medienangebot? Die FDP-Empfehlung, ARD und ZDF – oder nur einen einzigen öffentlich-rechtlichen Sender – auf reine Informations- und Bildungskanäle zu reduzieren, bedeutet die Kapitulation vor der Kapitalisierung der Medienlandschaft. 17.50 Euro monatlich für die tatsächlich vielfältigen Angebote der Öffentlich-Rechtlichen, zu denen ich auch Arte und 3sat zähle, sind nicht wirklich viel Geld. Wer hier den Rotstift anlegt, braucht das Wort Bildung nicht mehr in den Mund zu nehmen. – Holger Kern

 

Die schweren Geschütze wie Rundfunkfreiheit oder die Tollpatschigkeiten von Böhmermann und Rainald Becker bestätigen eigentlich die Dringlichkeit, grundsätzlich über die Öffentlich-Rechtlichen nachzudenken, erfüllen weder die dort tätigen Journalisten noch die politische Überwachungskaste die Garantenpflicht für eine völlig unstrittige Rundfunkfreiheit. Sie belegen lediglich den Erhaltungswillen des Status quo. Der undifferenzierte Ruf nach Rundfunkfreiheit, gepaart mit einem Verweis auf eine längst und im Wesentlichen überholte Rechtssprechung erinnert mich an die Beschränktheit und Absurdität der AFD, im Namen des Volkes zu sprechen. Die argumentative Nähe von Frank Überall zu Populisten wird zudem in seiner Mahnung erkennbar, „das Ressentiment weiter Teile der Bevölkerung zu bedienen.“

Diesen Populismus im Zusammenhang mit dem Anspruch auf eine Rundfunkfreiheit zu wagen, erklärt die Verzweiflung der Öffentlich-Rechtlichen und ihre fehlende Bereitschaft, sich dem großen Zweifel noch weiterer Teile der Bevölkerung an den Strukturen und an der Aufgabenerledigung stellen zu müssen. Man darf auf das Bundesverfassungsgericht hoffen, der gesamten Bevölkerung eine von Journalisten und Politikern unabhängige Rundfunkfreiheit der Öffentlich-Rechtlichen zu gewährleisten und den Verdacht in dem überwiegenden Teil der Bevölkerung zu zerstreuen, dass der real existierende Rundfunk fern seines eigenen Freiheitsanspruchs laviert. – Jürgen Dressler

 

Folgenden Vorschlag: „Die Zuschauer empfangen nicht nur ARD und ZDF, sondern fast alle auch sämtliche Regionalprogramme. Die Beschränkung des Themas auf ARD und ZDF greift , bezogen auf den öffentlich rechtlichen Rundfunk und das Fernsehen, zu kurz. So finden sich z.B. an einem Tag leicht 10 Krimis in all diesen Sendern. Die sollen alle ein gesellschaftliches Abbild wiederspiegeln, wie von Frank Überall postuliert? Das könnten Privatsender auch, wenn dafür gesorgt ist, dass keine Monopolstrukturen im Privatfernsehen bestehen. Die gleiche Leistung, nur „gratis“, zugegeben finanziert über Werbeeinnahmen, ohne Zwangsfinanzierung über Fernsehgebühren, leisten solche Anstalten. Noch ein Beispiel: Müssen Profisportveranstaltungen im öffentlich rechtlichen Rahmen, verbunden mit horrenden Kosten, übertragen werden.

Sollen Sportler, die mehr als auskömmliche Einkommen erzielen, über unsere Fernsehgebühren noch zusätzlich subventioniert werden? Schließlich gäbe es genügend private Programme, über die entsprechende Fans ihr berechtigtes Informationbedürfnis befriedigen könnten. Möglich, dass die Einschaltquoten, wenn das öffentliche Fernsehen vom Fußballspiel der Mädels von der D-Jugend in Hintertupfingen berichteten, nicht ganz so hoch wären wie bei einer Übertragung eines Spiels mit Bayern München. Aber Einschaltquoten dürfen hier doch wohl nicht das entscheidende Kriterium sein. Zugegeben, Einschaltquoten sind auch für das öffentliche Fernsehen wichtig, soll doch die Aufmerksamkeit des Publikums angeregt werden.

Aber, sind denn hohe Einschaltquoten nicht auch mit hervorragenden, originellen Reportagen von Amateurveranstaltungen zu erzielen? Erweiterungen mit zahllosen weiteren Beispielen sind geeignet, weitere Erhöhungen des Gebühren auszuschließen, ohne den gesellschaftlichen Auftrag des öffentlichen Fernsehens zu gefährden und trotzdem den vorhandenen hervorragenden Journalismus weiter zu gewährleisten.“ – Siegfried Veile

 

Sieh mal an. Aus dem Lager der Steuer-und Freiheitswächter und Augenmaß-Politiker wird eine Forderung erhoben, die einen an öffentlich-rechtlicher Ödnis leidenden Bürger aufhorchen lässt. Frau Schröder sekundiert: Warum muss das öffentlich-rechtliche Angebot über eine Mindestquote Akzeptanz schaffen, wenn es eh zwangsfinanziert wird? – Wolf-Rüdiger Palmer

 

Wes Brot ich ess, des Lied ich sing Man kann aus diesem Artikel zwei Dinge ableiten. Erstens, dass Frau Schröder Ambitionen auf eine Führungsposition in der Partei der Hochfinanz, Großindustrie und der Werbewirtschaft hat; zweitens, dass mich ihr Bildungsverständnis bis ins Mark erschüttert. Um sich für eine gutdotierte Stelle in der Werbeindustrie zu positionieren ist sie noch ein wenig zu jung. Woher kommt also diese Industrie-Hörigkeit ? Natürlich kann ich es aus Sicht ihrer Partei verstehen, dass sie auch die letzte Zufluchtsstätte der Bildungsbürger ausräuchern möchte.

Möchte sie uns tatsächlich in das Tal der Prekariatssender treiben, die den Sozialneid mit Billigproduktionen befeuern und Bildungsfernsehen im Gassenjargon an die Gehörgänge unserer Jüngsten lassen ? Wahrheitsgemäße Berichterstattung und kritische Fragen an Partei- und Industrieverantwortliche waren der FDP und ihrer Klientel sicherlich schon immer ein Dorn im Auge. Ihr Rollenbild sieht vor, dass die Privatwirtschaft den Zuschauern diktiert, was ihnen zu gefallen hat. Dabei bedient sie sich einer Brot- und Spiele-Mentalität, um möglich 100% der Zuschauer vor dem Fernseher zu versammeln, um diese dann mit einem Maximum an Werbeeinblendungen zu stimulieren. Man will ja schließlich gewährleisten, dass die ferngelenkten Staatsschäfchen ihr Geld für werbefinanzierten Scheiss ausgeben. Wir sollten verdammt froh sein, dass sich dieser Staat noch Sender wie die ARD, ZDF, 3SAT und Arte leistet.

Gute Berichterstattung, Journalismus, Auslandskorrespondenten, Qualitätsportale, Dokumentationen kosten halt ihr Geld. Das sollten nicht nur die Leser von anspruchsvollen Tages- und Wochenzeitungen erkennen, sondern auch die, die sich der Geiz-ist-Geil-Mentalität verschrieben haben. Eins ist sicher. Die Privatisierung war weder im Immobilien-, noch im Infrastruktur- noch im Transport-, noch im Altenpflege-, noch im Krankenhaussektor eine glorreiche Idee. Privatisierung steht für Kostenminimierung und Gewinnmaximierung. – Frank Esper

 

Ich bin entsetzt über die arrogante Art, mit der Frau Schröder fordert, daß Unterhaltungssendungen einfacherer Art aus den Programmen de ARD und des ZDF herausgenommen werden sollen. Sie ist eine relativ junge Frau, die in einer anderen Welt groß wurde, als die Generationen vor ihr. Natürlich interessieren sich junge Leute nicht für Soapserien oder Schlagerrevuen. Der größte Teil der jungen Generation benutzt gar nicht mehr die großen Rundfunkanstalten. Ich weiß das von meinen Enkeln. Diese benutzen vorrangig Smartphones, Tablets und Laptops und laden sich Spielfilme oder Musiksendungen bei you tube oder Amazon runter.

Die Leute mittleren Alters, die noch gelegentlich Fernsehen schauen, bevorzugen Phoenix, Tagesschau 24 und ähnliche Sender. Aber da ist die große Anzahl der älteren und alten Leute. Das sind immerhin fast 30% .Viele von ihnen, vor allem die finanziell schwächeren, sitzen oft den ganzen Tag , mindestens aber abends, vor dem Fernseher, oft die einzige Möglichkeit für sie, mit der Welt draußen in Beziehung zu treten.Und diese Leute sehen gerne Soaps wie „Um Himmels Willen“ und ähnliches. Im „Traumschiff“ tauchen sie in eine Welt ein, die sie nie erleben werden. Will man denen das wegnehmen? Dann sitzen sie demnächst in ihrem Wohnzimmer und müssen sich Sendungen anschauen, mit denen sie nichts anfangen können. „Tatort“ ist vielen zu grausam und zu komplizert. Und die „Helene Fischer Show“ und ähnliches?

Nicht alle sind intellektuell und schauen sich anspruchsvolle Sendungen an, die sie nicht verstehen. Sogar die zahlreichen kabarettistischen Sendungen sind vielen zu anspruchsvoll. Und man sollte nicht vergessen, dass es eine große Zahl Landbevölkerung gibt, die im deutschen Outback (das gibt es wirklich) wohnen, und denen diese Art von Unterhaltung viel Freude bereitet. Will man die alle kalt stellen? Was machen die dann alle? Ich glaube, Frau Schröder sollte mal aus ihren intellektuellen Elfenbeinturm rauskommen und sich im Volk umschauen! – Ingrid Grenzmann

 

Es ist erschreckend, wenn man von einer Jungliberalen hört, dass – trotz zahlreicher Urteile des BVerfG – der öffentlich-rechtliche Rundfunk bzw. Fernsehen kastriert werden soll. Was gut läuft – wie die Reihe „Tatort“ – soll privatisiert werden, wahrscheinlich im Stile der Verschrottungsaktionen bei „Alarm für Cobra x“. Das ist nicht nur extrem neoliberal, sondern verkennt auch den tieferen Sinn öffentlich-rechtlicher Angebote für die Demokratie. Oder will Frau Schröder wie Johnson in Great Britain das öffentliche Angebot tilgen, um Fox-News ähnliche Sender zu etablieren. Wie dann der Blick auf die Welt aussehen würde kann man schon heute bei den Kommentaren des Herrn Wegscheider in SERVUS TV sehen. – Bernd Schimmler

 

Als jemand, der selbst viele Jahre für das öffentlich-rechtliche Fernsehen gearbeitet hat, gebe ich Frau Schröder in vielen Punkten ihrer Kritik recht, vor allem darin, dass ARD und ZDF viel zu viel Geld für seichten Unterhaltungsschmus ausgeben. Aber an einem Punkt möchte ich ihr widersprechen. Sie behauptet, die „Nonnenserie Um Himmels Willen“ zeige „völlig veraltete Rollenbilder“ und vermittle ein unzeitgemäßes Gesellschaftsbild. Frau Schröder hat die Serie offensichtlich noch nie gesehen, und man sollte nicht mit Beispielen argumentieren, die man gar nicht kennt. Was Frau Schröder entgangen ist: die Serie Um Himmels Willenist feministisch, antikapitalistisch, kirchenkritisch und ökologisch in ihrer inhaltlichen Grundausrichtung und damit um einiges moderner als das FDP-Wahlprogramm.

Die Männer, die in dieser Serie auftreten, allen voran Fritz Wepper als Bürgermeister, werden als trottelige, alte weiße Männer karikiert, die letzten Vertreter ihrer Art. Und selbst dem Jesus, den Schwester Hanna manchmal um Rat fragt, fällt nichts mehr ein (anders als dem Gekreuzigten im Serienvorbild Don Camillo und Pepone, der seinem Pater noch die Ohren langzog). Investoren bedrohen das Kloster, um Profite zu machen. Ein machtgeiler Weihbischof hat nur seine Karriere im Sinn. In diesem gesellschaftlichen Umfeld agiert eine Handvoll Nonnen, getrieben von der Idee, dass man die Welt nicht dem Kapitalismus überlassen darf. Schwester Hanna und ihre Mitstreiterinnen kämpfen für das Klima, für Gleichberechtigung, für die Rechte von Behinderten, gegen Rassismus und Ausbeutung.

Das kann Frau Schröder doch nicht meinen, wenn sie von „veralteten Rollenbildern“ spricht. Vermutlich meint sie die bloße Tatsache, dass Nonnen in einem Kloster leben. Das ist allerdings ein altes Rollenmodell. Aber es eignet sich als Serienidee hervorragend, um einen marktliberalen Zeitgeist zu attackieren. Gäbe es einen FDP-Politiker in der Serie, er würde sich bestimmt für den Verkauf des Klosters einsetzen. – Gerold Hofmann

 

Frank Überall hat sich zum WDR hochgedient und glänzt in dem ZEIT-Interview (27. Mai 2021, Seite 10) mit der Jungen Liberalen Juristin Ria Schröder durch Unverschämtheiten, um berechtigte Kritik an den Öffentlich Rechtlichen TV-Systemmedien abzuwehren und zu unterdrücken, Sender, die sich inzwischen intensiv im Unterhaltungs-Trash verirrt haben und in der vielfachen Wiederholung von uralten Sendungen, jedoch unheimlich mit enormen Zwangsgebühren alimentiert werden. „Phoenix“ und ARTE sind da rühmliche Ausnahmen, der „Deutschlandfunkt“ zum Teil.

Die ARD und das ZDF sind ein ein Geld verschlingendes Moloch mit schwerer ideologischer Regierungsschlagseite sowie mit de facto defizitären Nachrichtensendung, allen voran die „Tagesschau“, ein ehemaliges „Paradeross“, dass sich inzwischen wohl mehr an „Spiegel-Online“ orientiert, als am Weltgeschehen. Durch die „Tagesschau“, die oft blind auf einem Auge, manchmal sogar auf beiden Augen ist, könnte man den Eindruck erhalten, Frankreich, Italien, Spanien oder Portugal gäbe es inzwischen gar nicht mehr und Österreich sei nur n och ein einziges Skandalfass.

Frank Überall ist sich in dem Interview auch nicht zu fies zu versuchen, Frau Schröder zu desavouieren, in dem er ihr nahelegt, sie möge ihren Kulturbegriff überdenken, denn der scheine ihm „nämlich einigermaßen elitär zu sein“! Das ist einfach schäbig und eine unfaire Bezichtigung, um sie in die Enge zu treiben. Aber so ist DJV-„Funktionär“ Überall, der Kopf einer DJV-Clique, die in den Hinterzimmern die Abschaffung des Zensurparagraphen 12.1 verhindert hat – eine Schande für die deutsche Journalistenbranche, weil die aufgrund populistischer Verdummung Menschen im Dunkeln halten wollen, über die gesellschaftlichen und politischen Zu- und Missstände der zerstörerischen, alternativlos spaltenden Merkel-Ära.

Frank Überall ist halt ein mitläuferischer, gegen kleinste Veränderungen sich positionierende System-Populist, inzwischen in Diensten des WDR, dem Kern des regierungshörigen TV-Systems, das die Hand ihrer Hüter leckt, die es im Gegenzug üppig mit Euros füttert. Für Veränderungen sieht da keine Seite triftige Gründe. Verständlicherweise! – Horst Samson

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich habe niemanden geschont«“. Gespräch mit Stefan Aust geführt von Cathrin Gilbert und Stefan Schirmer

 

ZEITgemäß gesagt ist Herr Aust eine „akzentuierte Persönlichkeit“, umgangssprachlich: „nicht ganz dicht“. Warum findet die Redaktion diesen irrlichternden Egomanen so wichtig?? – Bernhard Koch

 

Was für ein bissiges Interview und was für teilweise dämliche Fragen bzw. Kommentare („Menschen wegzuschicken ist für uns Deutsche eine sehr schwierige Entscheidung“). Meine Güte! Frau Gilbert und Herr Schirmer: links, linker, am linkesten? Ich hätte mir sachlichere Fragen gewünscht. Nur gut, dass Herr Aust durchaus in der Lage ist, sich zu wehren und die passenden Antworten zu geben. – Linde Schütte

 

Zunächst möchte ich mich herzlich bedanken für die distanzierte Art des Umgangs mit Herrn Aust. Es war 1972, ich war 26 Jahre alt. Flog Anfang Mai nach Griechenland zu Freunden, die alle Studenten waren. Kaufte mir einen „Spiegel“ als Lektüre für den Flug nach Athen. Las von einer Studentenunruhe ein paar Tage vor meinem Flug. Normal, es herrschte das Militär in Griechenland zu der Zeit. Es war der „Aufmacher“ in der Ausgabe des Spiegels. Großes Drama, Tote, Verletzte, das ganze Programm.

Nach ein paar Tagen der Eingewöhnung fragte ich meine Freunde nach den Studentenunruhen in der Zeit, die der „Spiegel“ als groß aufgemachten „Aufmacher“ seinen Lesern darbot. Die Studenten, alle links, klar, wussten nicht, wovon ich sprach. Sie verstanden meine Fragen nicht, hatten völlig andere Erinnerungen. Es ging zum Zeitpunkt des „Aufmachers“ um ein paar läppische Dinge, die mit Politik oder Aufstand oder Rebellion nichts zu tun hatten.

Dann gab es in dieser Ausgabe ein Gespräch zweier Soziologen, eine Frau und ein Mann. Für mich damals völlig abstrus und unverständlich. Doch machte es mich neugierig. Er erzählte irgendwas und gab eine Frau als Referenz an. Sie erzählte irgendwas und gab einen Mann als Referenz an. Beide waren sich völlig einig, dass sie den Stein der Weisen gefunden hatten. Alle anderen, die andere Meinung waren, waren völlig verblödet und ignorant. Zum Schluss des Artikels stellte es sich heraus, dass dieses Paar zwar andere Namen hatten, aber verheiratet waren.

Seit dieser Zeit lese ich keinen Spiegel mehr und keine Abhandlungen von Soziologen. (Frau Almendinger vielleicht ausgenommen.) Und was den Herrn Aust angeht: Es gibt nur Giftzwerge, keine Giftriesen. Siehe Goebbels, Hitler, Lafontaine, Gysi, Kretschmer, Schröder, und viele andere. „Der Herr bewahre mich vor den Gezeichneten“. „Spiegel und Soziologen(mit der einen Ausnahme) ignoriere ich nicht einmal“, um Kreisky zu zitieren. – Hartmut van Meegen

 

Stefan Aust; von halblinks nach weit rechts.Die Aussagen von Herrn Aust zum Klimawandel bedürfen einer Replik. Dies gilt insbesondere, da es zwei ZEIT-Journalisten zulassen, dass ein prominenter Journalist seine kruden Aussagen kaum hinterfragt präsentieren kann. Herr Aust gibt vor, den Klimawandel nicht zu leugnen: „…den hat es immer gegeben.“ Damit stellt er klar, dass er auch den aktuellen Klimawandel für eine natürliche Entwicklung hält, also etwas – und das ist entscheidend – wofür der Mensch keine Verantwortung tragen kann. Er ignoriert die seit Jahrzehnten angesammelten Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschung.

Anschließend zieht Aust ein altes Argument gegen den Menschen gemachten Klimawandel aus dem Zylinder und verweist auf „…viele Untersuchungen, die zu anderen Schlüssen kommen.“ ohne auch nur eine davon oder deren Schlussfolgerungen konkret zu benennen. Auch hier fragen die Journalisten nur nach seiner Haltung, nicht nach Belegen. Zur Klärung: Aust beruft sich hier vermutlich auf die Einzelmeinung von Vahrenholt und Lüning (“Die kalte Sonne“). Deren Prognosen zur globalen Temperaturentwicklung liegen, ursprünglich geschickt und unseriös auf Grundlage des Extremjahres 1998 extrapoliert, trotz eines extrem schwachen 24. Sonnenzyklus inzwischen weit daneben. Das von Herrn Aust geschilderte Phänomen ist seit vielen Jahren bekannt und wissenschaftlich gut untersucht. Die Ergebnisse der genannten Bohrkernuntersuchungen stützen den aktuellen Stand wissenschaftlicher Forschung zum Menschen gemachten Klimawandel. Sie stellen dazu keinen Widerspruch dar.

Da ich davon ausgehe, dass Herrn Aust der wissenschaftlichen Stand wohlbekannt ist, wäre es journalistisch dringend angeraten, nach seinen Motiven für die Verbreitung dieser kruden Thesen zu fragen. Wie viele gealterte Populisten auf ihrer Wanderung nach rechts posiert er mit einer vage kritischen Haltung in der Hoffnung, dass seine wissenschaftsfeindliche Position verschleiert bleibt. Auch „Moralisten“-Bashing gehört hier zu Herrn Austs rechtspopulistischen Repertoire. Der „Moralist“ hat inzwischen den „Gutmenschen“ abgelöst, die Haltung dahinter bleibt die gleiche. Um Herrn Aust zu zitieren „…Da [in der Welt] steht auch mal Quatsch drin.“ Das scheint mir vor allem dann der Fall zu sein, wenn Herr Aust seine Position zum Klimawandel ausbreitet. An einer Stelle hat Herr Aust völlig recht: Er begibt sich tatsächlich nicht in die Nähe der AfD, denn Nähe impliziert einen gewissen Abstand. – Sebastian Vosseler

 

Was für eine Schande – war das nun ein Interview oder ein Verhör ! Die Interviewer haben sich eifrig bemüht, Herrn Aust in die Ecke zu drängen, wobei ihnen selbst nicht klar in welcher Ecke sie ihn gerne hätten. Statt einer Wahrheit näher zu kommen, war ihnen eher daran gelegen Herrn Aust zu Rechtfertigungen zu nötigen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass ein persönliches Motiv dahinter stehen könnte. Oder hat die Cancel Culture den Journalismus schon soweit durchdrungen? Wie schön und beruhigend ist es dann, dass es noch Journaliste wie Herrn Aust gibt, der die Freiheit des Denkens wagt und seine eigene Wahrheit ohne Rücksicht auf political correctness vertritt. Das würde ich mir von manchem ZEIT Journalisten auch wünschen. – Karin Heilmann

 

Das ist wohl wahr. Mein Vater hat immer sagt: In der Jugend wird fast immer viel Blödsinn erzählt. Das legt sich im gewissen Alter. Das trifft auch auf Herrn Aust zu und auf die meisten der 70er Generation. Das ist bei der heutigen Generation nicht anders. Mit Ausnahme von unserer Bundeskanzlerin. Ich würde fast sagen, sie ist heute noch unvernünftiger geworden. Allein die Tatsache, daß sie über eine Million unkontrolliert ins Land lässt statt zurückzuschicken, wie es andere EU-Länder getan haben, war unverzeihlich. Was daraus geworden ist, zeigen die heutigen Zustände in unserem Land. – Gunter Knauer

 

Irgendwie bezeichnend, dass ein alter weißer Mann in „Wirtschaft“ seine Unlogik zum Besten gibt, während zwei Quasi-Kollegen in „Wissen“ für das Gegenteil kämpfen. Gehen Sie in Frieden, Herr Aust, aber gehen Sie. – Christopher Danek

 

Man fragt sich, wieso dieser selbstgefällige Pferdebaron aus Stade so lange erfolgreich im Journalismus tätig sein konnte. Man sollte ihm das Interview mit Schätzing und von Hirschhausen empfehlen. Aber sicher vergeblich – wegen Resistenz. – Achim Kästner

 

Das Interview mit Stefan Aust ist keine journalistische Meisterleistung. Stattdessen ist es durchsetzt von lauter Suggestivfragen, die fast schon als Fangeschenke an das neue grüne Bürgertum unter den Zeitleserinnen und -lesern durchgehen könnte. Ich selbst mit einem sogenannten Migrationshintergrund behaftet, frage mich auch, was so richtig daran gewesen sein soll, weit über eine Million Menschen ins Land zu lassen und warum es den DeutschInnen eigentlich so schwer fallen musste, wie behauptet. Es täte mancher Person gut, den veganen Mandel-Latte an die Seite zu stellen und eine Exkursion raus aus irgendeinem beliebigen Speckgürtel in Innenstädte wie beispielsweise die von Krefeld zu unternehmen, um dann nochmal zu urteilen, ob das alles so stimmig ist mit der Integrationsfähigkeit. – Jaroslaw Krüger

 


 

 

Leserbriefe zu „Wegen Verzögerungen im Betriebsablauf verspätet sich der Klimaschutz um wenige Jahre“ von Mark Spörrle und Claas Tatje

 

Warum schränken sie am Boden der Seite die Angaben zu den Treibhausgasen bei der Bahn auf den Fernverkehr ein, bei den Pkw vermutlich aber nicht. Wie sähen die Angaben aus wenn man die Einschränkung vertauscht, also Bahn regional (z.b. ohne ICE und IC), aber den Pkw Verkehr erst ab Bundesland übergreifenden Fahrten? – Thomas Groß

 

Der Artikel hat einen kleinen, aber gravierenden Schönheitsfehler: der Vergleich der Treibhausgasemission mit dem Auto! Für die künftigen Weichenstellungen der Bahn ist nicht entscheidend, was die Autos heute, sondern in naher Zukunft emittieren werden; die derzeitige Elektrifizierung des Autoverkehrs führt zu einer vollkommen neuen Situation, nicht nur beim Vergleich der Treibhausgase, sondern auch bei der Lärmbelästigung; dass E-Autos sogar künstlich Geräusche erzeugen müssen, um im Verkehr akzeptiert zu werden, davon wird die Bahn wohl für immer nur träumen können. Die Bahn-Verkehrspolitik und die entsprechende Medienberichterstattung wird einen großen Fehler machen, wenn Sie diese Wahrheiten künftig weiterhin negiert. Und noch etwas: Bürgerinitiativen gegen den Bahnlärm als Bremser für eine nachhaltige Entwicklung zu diskreditieren, entspricht nicht dem Niveau der ZEIT. – Dr. Klaus Matthes

 

Als ehemaliger Bau- und Planungsdezernent durfte ich mich zahlreich mit der Frage nach geeigneten verkehrlichen Infrastrukturen beschäftigen. In Deutschland ist die sachgerechte Erschließung mit Straßen und Bahn wegen der räumlichen Nähe zur Bevölkerung einerseits sinnvoll, andererseits mit Folgen für dieselben verbunden. Dann nach Tunnellösungen zu rufen, erlaubt mit Hinblick auf die gewaltigen Kosten eine Abwägung mit anderen und mit vielschichtigen Belangen.

Dazu muss auch eine Vergrößerung von Abständen zu den Verkehrsflächen zählen, welche durch Entschädigung und Abbruch von Gebäuden zu erreichen ist. Investitions- und Betriebskosten allein unter Beachtung des Status quo zu werten, ist wegen ihrer nachhaltigen Wirkungsfolgen für nachfolgende Generationen nicht statthaft. Tunnelbau ist im geringsten Maße ein Investitionsaufwand; der dauerhafte Betrieb und die ständige Unterhaltung der Bauwerke werden wie Brücken zu nicht kalkulierbaren Kostenwirkungen führen. – Jürgen Dressler

 

Nicht nur in der Schweiz, auch in Italien und Österreich ist man immer wieder von der Qualität des Services überrascht, man kennt ja nur die DB. Die Bahn hat leider kaum echte Fürsprecher, nur tausende von Lobbyisten, die Interesse an deren Nichtfunktionieren haben. LKW- und Flug- und insbesondere Autolobby haben nur vor einer Ampel Respekt, und die muss ihnen die Politik auf Rot stellen. Wer die überfährt, sollte dann in einem Bußgeldkatalog die Konsequenzen nachlesen können. – H. Giller

 

Ich hab immer gedacht dass die Zuege der DB koennte nicht oefter auf schnellstrecken fahren weil es nicht erwuenscht war, dass Zuegen schneller fahren ……als ein Mercedes auf der autobahn. Ich liebe die DB troztdem. – Brian Agro

 

Mark Spörrle und Claas Tatje stellen die entscheidende Frage : „Nur mit einem gewaltigen Ausbau der Bahn wird Deutschland klimaneutral. Doch sind die Deutschen bereit dafür ?“ Der Kölner Psychologe Stephan Grünewald meint : „Der Bahn können wir nicht sagen : Fahr mal schneller. Wir fühlen uns ohnmächtig.“ Psychologischer Trost, sagte der Psychologe, könnte zwangsläufig nur eins sein : „VERLÄSSLICHKEIT.“ Das alles kann m.E. nicht klappen. Warum ? Die wesentlichen Missstände im Bahnsystem hat nicht die Bahn zu verantworten. Die privaten Autofahrer haben seit etwa 1955 das Bahnsystem (insbesondere das regionale) durch zunehmende Nichtbenutzung und deren Folgen weitgehend zerstört.

Das betraf u.a. Fahrplandichte, Netzdichte, Bahnhöfe und Arbeitsplätze. Primärursache war und ist die mit dem Privatauto möglich gewordene Landschafts-Zersiedelung. Nichtbundeseigene Eisenbahnen (NE) haben Gott sei Dank einen Teil der regionalen DB-Bahnstrecken retten können, die stillgelegt werden sollten. Die DB-Bahnspitze musste außerdem seit der Umwandlung der Deutschen Bundesbahn in eine AG überwiegend an Profit denken. Darunter leiden die wichtigsten Vorteile eines intakten Bahnsystems : Sicherheit, Ökologie, Attraktivität, Verfügbarkeit und VERLÄSSLICHKEIT.

Kein Staat kann sich zwei perfekte Verkehrssysteme (Schiene/Zug und Straße/Auto) leisten. Die Deutschen entschieden sich fast ausnahmslos für das System Straße/Auto und meckern jetzt über die selbst verursachten Folgen im Schiene/Zug-System. Die meisten Deutschen haben sich vom Privatauto abhängig gemacht und wollen nicht über die katastrophalen Folgen nachdenken. – Volker Freiesleben

 

Es rächte sich jetzt, dass man damals die Magnetbahn zu Grabe getragen hat. Sie wäre wohl die wirklich einzige und vernünftige Alternative für sogenannte Kurzstrecken gewesen. Z.B. Hamburg – Berlin Berlin – München. Wenn man Sie weiter entwickelt hätte, wäre sie heute noch konkurenzloser als vor 20 Jahren. Schade, ein Potential dieser Art nicht zu nutzen. – Manfred Mengewein

 

Bürgerinitiativen sind nicht der Hauptgrund, dass in Deutschland der Bahn-Ausbau nicht vorankommt. Und nicht alle blockieren zu Unrecht: hier in Hamburg versucht z.B. Prellbock Altona e.V., den Abbau wichtiger Bahnkapazitäten und die Aufgabe eines multimodalen Knotenpunkts in Altona zugunsten eines Immobilienprojekts zu verhindern. Ausschlaggebend für die Blockadesituation sind vielmehr das völlig dysfunktionale deutsche Planrecht, die Unternehmensstruktur der DB AG seit der Bahnreform von 1994, sowie das Finanzierungsmodell der Bahn (LuFV). Diese verhindern in einem komplexen Zusammenspiel einen zügigen und sinnvollen Ausbau der Bahn. In unserem europäischen Umfeld (Österreich, Schweiz, Frankreich, …) kommt der Bahnausbau gut voran, ohne demokratische oder umwelttechnische Aspekte außer Acht zu lassen. Ohne einer umfassenden neuen Bahnreform wird Deutschland nicht für diesen Schritt bereit sein. – Arturo Alfonso

 


 

 

Leserbriefe zu „Die dicke Linde und die Ewigkeit“ von Malte Henk

 

Die Behauptung, das im Mittelalter geübte „judicium sub tilia“ = „Gerichtsverfahren unter der Linde“ habe der deutschen Sprache das Wort „subtil“ geschenkt, klingt zwar hübsch, basiert jedoch auf einer nicht zutreffenden Etymologie dieses Wortes. Hier stützt sich der Verfasser wohl auf ungeprüfte Informationen aus dem Netz, deren Richtigkeit auch dann nicht garantiert ist, wenn sie, wie in diesem Falle, unter anderem auf einer Webseite der Botanischen Gärten einer deutschen Universität zu finden sind.

„Subtil“ geht nämlich, wie ein Blick in jedes ernstzunehmende etymologische Lexikon zeigt, auf das bereits im klassischen Latein vorhandene Adjektiv „subtilis“ zurück, das zum Substantiv „tela“ = „Gewebe“ bzw. zum Verb „texere“ = „weben, flechten“ zu stellen ist und ursprünglich „fein gewebt“ bedeutete. Schon Cicero und andere antike Autoren gebrauchten es im Sinne von „fein, genau, akkurat, gründlich“. – Werner Schubert

 

Zu dem Bericht über die uralte Dorflinde in Heede ergeben sich drei Anmerkungen. Altersbestimmung: Die Jahresringe berichten über die Lebensjahre des Baums. Ein kleiner Umweg ermöglich die Altersbestimmung.: Wurde ein dicker Ast abgesägt, lassen sich des- sen Jahresringe auszählen und ihre durchschnitt- liche Breite errechnen. Als 2. Messgröße wird der Durchmesser des Baums – gemittelt aus dem kleinsten und de größten Wert – benötigt. Mittlerer Durchmesser dividiert durch mittlere Jahresringbreite muß ein annähernd genaues Alter des Baumes ergeben.

Baumpflege De abgebildete Haltegurt muß nach spätestens 4 Jahren erneuert werden, weil der Druck den Nahrungsfluss unter der Rinde behindert. Besser ist eine breite Manschette. Auslichten Im Bericht über die Dorflinde ist leider nur zu lesen, dass Äste abgesägt wurden. Es fehlt der Nachsatz, dass die Schnittstellen mit ‚Lacbalsam‘ abgedichtet wurden, um das Eindringen von Fäulniskeimen zu verhindern. Unter dem Schutz von ‚Lacbalsam‘ kann ein Baum die Wunde verschliessen. – Walter Betzold

 

Die dicke Linde: ein Lebewesen, das auf ganz eigene Weise Himmel und Erde verbindet – wie jeder Baum. Das Besondere an dieser Linde: Das biblische Alter, die Größe und die bizarre Physiognomie. Malte Henk begleitet die Linde im Laufe eines Lebensjahres und setzt die vitale Baumphysiologie in Beziehung zu den kurzatmigen Lebensäußerungen von Menschen, die mit dem Baum geriatrisch, touristisch oder sinnsuchend in Berührung kommen.

Warum können wir uns an einem Baum aufrichten, der uns doch so klein erscheinen lässt? Vielleicht lässt die Linde uns an etwas teilhaben, das über ihre rein physische Existenz hinausweist. Es könnte sein, dass der alte Baum uns in unserer schnelllebigen Zeit eine Ahnung davon gibt, dass beim Herrn ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag sind. Ob man dem mit der Linde verbundenen Genius Loci damit gerecht wird, mit hilflos-stolzen Versatzstücken das Unverfügbare verfügbar machen zu wollen? – Reinhard Koine

 

„Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum. Ich träumt in seinem Schatten, so manchen süßen Traum. Ich schnitt in seine Rinde, so manches liebe Wort, es zog in Freud´und Leide zu ihm mich immer fort.“ (Wilhelm Müller, 1794-1827, deutscher Dichter & Lyriker) „Wir messen unsere Schritte nach Raum und Zeit und sind – wir wissen es nicht – inmitten der Ewigkeit.“ (Johann Gottfried Herder, 1744-1803, deutscher Philosoph, Theologe & Dichter) Die dicke Linde steht schon lange stark und fest, auch wenn sie jetzt Bodenstützen braucht, aber eigentlich braucht uns die Natur nicht! – Riggi Schwarz

 

„Der Starke ist am mächtigsten allein“ könnte man, ohne Schiller zu nahe zu treten, so fortsetzen: einst wird er viele hundert Jahr‘ alt sein! Ein bewegender Bericht über eine mehrhundertjährige Linde, ihren Lebenswillen, der sie jedes Jahr neue Stämme, Blätter und Blüten austreiben läßt, auch wenn zur gleichen Zeit alte Äste absterben; ihre magische Anziehungskraft auf uns Menschen, die wir bei ihrer Berührung „ohne Kontaktbeschränkung“ in die Geschichte eintauchen und spüren, was sie schon alles vor uns gesehen, erlitten und überstanden hat; die Baumpfleger, die ganz behutsam und mit großem Respekt lebenserhaltende Eingriffe vornehmen; ihre sichtbaren und unsichtbaren Veränderungen in den vier Jahreszeiten! Zwei weitere stämmige Methusalems sollten Sie in Ihre Sammlung aufnehmen: die über 1000jährige Linde auf dem Friedhof in Collm in Sachsen; sie ist nicht so breit wie die Heeder, ihr Hauptstamm ist hohl, und trotzdem hat sie viele jüngere Stämme ausgetrieben, und ihre Krone spendet Gräbern und Besuchern immer noch genügend Schatten.

Und die Kalte Eiche bei Gera-Ernsee, meinem Heimatdorf, die vielleicht so alt ist wie die Heeder Linde und einsam zwischen Feldern und Wiesen steht. Wie oft bin ich als kleiner Junge mit meinem Großvater zu ihr gewandert, wie oft haben wir gemeinsam in ihre rissige Borke gegriffen, um uns „Kraft zu holen“! Inzwischen hat auch sie Teile ihrer Borke verloren, und mancher Ast ragt kahl in den Himmel. Möge sie noch viele Jahre Wind und Wetter trotzen, den Wanderern Schatten und beim Griff in ihre alte, rissige Haut Kraft spenden! Bliebe noch eine Frage an die Botanik: sind es bestimmte Gene, sind es Stoffe, die der Baum selbst bildet oder durch Symbiose mit Pilzen und Bakterien erhält, die ihn so widerstandsfähig und alt werden lassen? Vielleicht gewinnen wir aus alten Bäumen eines Tages ein natürliches Heilmittel, das auch uns Menschen vor Krankheiten oder vorzeitigem Altern schützt? – Dr. med. Ulrich Pietsch

 

Ich danke ihnen sehr für diesen wunderbaren Artikel, der mich zu Tränen gerührt hat. Spannend wie ein Krimi, alles drin zum Werden und Vergehen eines Lebewesens. Menschen, die sich um die Linde und für sie sorgen; Baum-Freunde, die beim überleben helfen und ihr eigenes dabei verlieren, zuletzt das Weiterleben in Kindern und Enkel, den Stämmlingen. Bin berührt, melancholisch und zuversichtlich! – Marlene Derendorf

 

Mein Beitrag zu: was mein Leben reicher macht: Welche Freude- das Dossier (Die Zeit v. 27.5.2021) über die Dicke Heeder Linde; ein Lob an den Autor Herrn Malte Henk. Die Linde im September 2020 von uns besucht und bestaunt, auf dem Weg nach Norden, flink vor dem zweiten Lockdown. Nicht nur durch das Buch Carakterbäume oder das Baumregister,online haben wir uns auf Fahrten in den Urlaub deutsche Bäume angesehen. Meist fuhren wir ganz bewußt Land-und Nebenstraßen, so erschien uns schon die Anfahrt ganz in Ruhe als Reisebonbon. Pause, Fotos und ein Picknick, stresssfrei. Der Artikel landet in unserem gestalteten Baum-Reise-Archiv, denn weitere Ausflüge können nun mit Umsicht (Corona) wieder folgen. – Sigrun Saß

 


 

 

Leserbriefe zu „Kostet dieses Brötchen mehr als die Pandemie?“ von Mark Schieritz

 

Der Begriff „Kosten“ ist ein Kampfbegriff. Maßnahmen, die im politischen Raum diskutiert werden, können mit diesem Begriff wirksam torpediert werden. „Kaputtsparen“ ist auch ein Kampfbegriff. Er kommt allerdings in vielen Bereichen staatlicher Daseinsvorsorge der Realität ziemlich nahe. Im Übrigen gilt: Wo ein politischer Wille ist, da sind Kosten kein Argument. Meist wird dann – um die Ausgaben im Haushaltsplan darzustellen – auf angemessene Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen verzichtet, die nach der Bundeshaushaltsordnung für alle finanzwirksamen Maßnahmen durchzuführen wären (§7 Abs. 2 BHO). Kosten-Nutzen-Analysen sind in der Kameralistik längst gefordert. Sie könnten jetzt schon Standard sein, wenn es dafür einen politischen Willen geben würde. Der Kampfbegriff „Kosten“ freilich würde an Schärfe verlieren, wenn jeweils ein bewerteter Nutzen gegenübergestellt wäre. – Reinhard Koine

 

Vielen Dank für Ihren Artikel. Diese Diskussion ist längst überfällig, auch weil selbst sogenannte Wirtschaftsexperten wie Friedrich Merz davon sprechen, dass die Schulden aus dem Ruder laufen und mit dem Schuldendienst zukünftige Generationen belastet werden und damit die Investitionen in die Zukunft unseres Landes gefährden. Zumindest in NRW gilt für alle Kommunen das NKF das der doppelten Buchführung entspricht und der kameralistischen Haushaltsführung ein Ende setzte. Ein Verkauf von Vermögenswerten schlägt sich deshalb jetzt schon in der Bilanz einer Kommune nieder. – Rüdiger Weigel

 

Vielen Dank für diesen differenzierten und zum Blick über den Tellerrand bringenden Artikel. Wie so oft regen mich Ihre Artikel zum Nachdenken an. Sehr bereichernd, vielen Dank. – Wilfried Meister

 

Herr Schieritz spricht mit seinem Beitrag einen sehr validen Punkt an. Er macht deutlich, dass die exakte Kosten-Nutzen Bewertung einer Maßnahme, einer Ausgabenposition sehr schwierig sein kann. Andererseits scheut er nicht, einen exakten Betrag von 1,78 Billionen Euro anzuführen, der angeblich in den nächsten 10 Jahren notwendig wäre, um das Artensterben abzubremsen. Das ist eine Pseudogenauigkeit. Solche „exakten“ Angaben irritieren mich. Sie hinterlassen bei mir den nachhaltigen Eindruck, ich soll manipuliert werden. Unweigerliche Folge: Eine Skepsis bezüglich weiterer Thesen im Verlauf des Artikels. Der pauschalen Einschätzung staatliche Ausgabe für Ladestation gut, Rentenerhöhung schlecht, stimme ich nicht zu.

Das ist zu pauschal. Von der Ladestation profitieren in aller erste Linie Gut- und Besserverdiener. Menschen die mindestens 30.000 eher 40.000 € für ein neues Auto ausgeben können. Oder Nutzer von Firmenwagen, die durch die aktuelle steuerliche Regelung für Firmenfahrzeuge, netto 200-300 € monatlich mehr in der Tasche haben. Finanziert auch von der Rentnerin, die, verursacht durch den CO2 Preis, höhere Heizungs- und Stromkosten zu tragen hat. Es läßt sich leicht ausrechnen, wie hoch eine Infrastrukturumlage pro kWh abgegebenen Strom sein müsste, um davon den Bau der Ladestation zu finanzieren. Nach meiner groben Schätzung zwischen 5 – 20 Cent pro kWh. Also zwischen 3 und 12 € für einmal „Volltanken“ (60 kWh).

Daran kann es bei den ökologisch motivierten Käufern von E-Autos nicht scheitern. 10 – 50 € im Monat, Peanuts bei einem Auto, das einen Wertverlust von mindesten 300 €, im Mittel eher 500 € pro Monat hat. Die Rentenerhöhung der 1400 € Rentnerin wird zu fast 100% in den Konsum fließen. 19% MWSt davon gehen direkt an den Staat zurück. 7% in die Krankenkasse. Eventuell kann sie sich durch die Erhöhung das ein oder anderer teurere Bioprodukt leisten. Oder den neuen Kühlschrank, mit deutlich niedrigerem Stromverbrauch. W.z.b.w. Die Kosten-Nutzen Abschätzung ist meistens nicht einfach und nicht schwarz-weiß. – Dietmar Baier

 

Ihr o.g. Artikel bringt etliche wertvolle und wohl nicht allzu vielen bekannte Aspekte in die Schulden-Diskussion ein, erscheint mir aber dennoch unvollständig oder gar einseitig. Es könnte der Eindruck entstehen, wir hätten nur die Wahl uns zu verschulden — noch viel mehr als bisher schon — oder aber kaputtzusparen. Eine dritte oder evtl. vierte Möglichkeit wird nicht oder kaum angedeutet genannt. Auch wird die Ursache des natürlich katastrophalen Rückstands an Reparaturen, Personalbesetzungen und Investitionen fast allein als im ausgeglichenen Haushalt begründet dargestellt. Ich fände es wertvoll oder gar nötig, AUCHdie Frage zu beleuchten, ob es (k)einen Weg gibt, uns weder kaputtzusparen noch kaputt zu verschulden bzw. unsere Kinder und Enkel kaputtzuverschulden. Beides kann schlimme Folgen haben, wenngleich beim entweder/oder natürlich ein kaputter Planet als Folge von über 1,5-2,0 grad Temperatursteigerung das noch schlimmere Übel wäre.

Aber es werden ja überhaupt nicht nur Ausgaben für Investitionen oder gar solche mit Vermögenswert-Steigerungen gemacht, auch nicht nur für Hilfen für ganz arme, sondern auch viel für Lebensstandard-Steigerung, hohe Diäten, Beamtengehälter, Presige- und Symbolprojekte oder gehen verloren durch Steuerhinterziehung und -vermeidung, Korruption, Lobbyismus, (auch frühere) Steuersenkungen, Verschwendung und Rettung von kaputtgemanageten Banken und Firmen (nicht für die Manager, sondern um Sparer und Angestellte zu schützen). Nutznießer solcher Ausgaben sind z.B. Erben, vermögende, Hochverdiener und sogar bei Inflation Besitzer hoher Sachwerte gekoppelt an Schulden, die dann weginflationiert werden, während die Gläubiger (nicht nur reiche, sondern auch Altersversorger und Notfall-Rücklagen) indirekt enteignet werden. Ich finde, all das gehört zuallererst auf den Prüfstand, ehe wir indirekt die nächste Generation zur Kasse bitten dafür, Ihr keine kaputte Welt zu hinterlassen.

Selbst Investitionen dienen ja nicht immer dem Vermögens-Zuwachs, sondern vielfach nur der Vermeidung von Verfall oder Wertminderung, verallgemeinert nicht Verbesserung, sondern nur Vermeidung von Verschlechterung. Wenn ich meinen Kindern und Enkeln durch Vererbung eines Hauses eine Zukunft sichern will, dann funktioniert das nicht, wenn ich es mir sehr gut gehen lasse und die Werterhaltung mit immer mehr Schulden bezahle, bis deren Höhe schließlich weit höher ist als was sie jemals noch aus dem Haus herausholen können.

Wir sollten also alle nachdenken, welche Ausgaben wirklich nötig sind, für uns oder für die künftigen und welche eher Luxus oder Bequemlichkeit, Ehrgeiz, Prestige oder sonstig entbehrlichem dienen und nicht auf jeden, hereinfallen, der darstellt, dass SEINS nun wirklich für Menschenwürde, Funktion der Gesellschaft, Gerechtigkeit oder sonst was einMUSS ist. Es kommt nicht darauf an ob sein Argument verständlich ist, sondern ob es rechtfertigt dies oder jenes andere zu vernachlässigen oder gar im Stich zu lassen, denn ein Wunscherfüllungs-Paradies für alle und alles werden wir bestimmt nicht schaffen. – Dr. Peter Selmke

 

Vielen Dank Mark Schieritz für diese wunderbare Übersetzung des langfristigen Denkens mittels Vor- und Nachteilsabwägung ins Wirtschaftsdenken! Nach Luca Paciolis Methode der doppelten Buchführung von 1494 lässt sich der witschaftliche Nutzen einer Investition buchhalterisch darstellen. Erschreckend war für mich Ihre Beobachtung, dass unsere Staatsorgane immer noch nicht nach dieser Methode wirtschaften, sondern nur die Ausgaben auflisten.

Es läuft immer wieder darauf hinaus, dass vorausschauendes Denken überall mehr gelehrt werden sollte, und dass dann auch klar benannt werden kann, wo der Egoismus des schnellen Nutzens langfristige Schäden und Schulden an die nächste Generation weiterreicht. Die Corona-Pandemie hat in den letzten anderthalb Jahren schonungslos den traurigen Stand des Denkens unserer Regierung offengelegt. – Christian Schulz

 

Vielen Dank für Ihren sehr lesenswerten Beitrag. Ich finde Ihre Argumentation überzeugend, möchte aber trotzdem etwas Salz in die Suppe streuen. Staatsausgaben wie eine betriebliche Buchhaltung zu betrachten, birgt meines Erachtens die Gefahr, dass diese überwiegend an deren Wertschöpfung gemessen werden. Aber was ist ein Menschenleben, oder ein würdiges Leben Wert? Wir hatten in Deutschland schon Zeiten, wo versucht wurde, das betriebswirtschaftlich zu kalkulieren. Ich hoffe, dass wir dahin nie wieder kommen werden. Ich stimme dem Grundgedanken Ihres Artikels absolut zu, gebe eben nur eine mögliche Gefahr dieser Sichtweise zu bedenken. – Gunnar Millow

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Reich der Rache“ von Michael Thumann

 

Die EU hat auf die außergewöhnliche Provokation, mit der Entführung eines europäischen Flugzeugs nach Minsk, veranlasst durch den Diktator Alexander Lukaschenko in Belarus, schnell und scharf reagiert. Mit den Verboten der Flüge über Belarus und der Verhinderung des Zugangs der Belarussischen Fluggesellschaft zu europäischen Flughäfen. Diese Absichten sind allerdings nicht rechtlich bindend also eine Absichtserklärung. Wirtschaftliche Sanktionen soll es auch geben. Herrn Lukaschenko müssen klar, unmissverständlich, schnellstens und mit Nachdruck seine Grenzen aufgezeigt werden. Der Sport, hier der europäische Verband UEC, hat schon richtig reagiert und die Bahnrad EM 2021 in Belarus abgesagt.

Dies ist allerdings alles zu kurz gedacht. Was ist in den letzten Jahren mit diktatorischen Herrschern, z. B. in Saudi-Arabien mit Mohammed bin Salman (Anstiftung zur Ermordung des Oppositionellen Journalisten Jamal Khashoggi), mit Baschar al-Assad in Syrien (Mörder am eigenen Volk mit einem Bürgerkrieg seit 2011 und einer dadurch entstandenen Flüchtlingskrise unübersehbaren Ausmaßes mit viel Tod und Leid) und nicht zu vergessen Wladimir Putin (Annektierung der Krim, Krieg in der Ukraine, Wahlbetrug, Verfolgung Alexei Nawalnys etc.). Der Platz reicht nicht aus um alle Diktatoren Weltweit in China, Nordkorea und so weiter und so fort mit ihren Taten aufzulisten. Für viele dieser Länder gilt: Geld regiert die Welt. Solang der Rubel und der Petrodollar rollt wird auch in der EU über vieles hinweggesehen: Schutz der Zivilbevölkerung, Unterdrückung von Bevölkerungsgruppen, Umgang mit Oppositionellen.

Der Fall von Roman Protassewitsch zeigt nunmehr überdeutlich, dass Geheimagenten aller Herren Länder auch aus diktatorisch geführten Staaten in der EU ziemlich unbehelligt agieren können. Hier hilft nicht Geduld, sondern nur umgehendes massives Vorgehen auf allen Ebenen: Gemeinsame Gegenspionage, Verknüpfung der Datenüberwachung und Zusammenarbeit der polizeilichen Kräfte in Europa mit den Transatlantischen Partnern. Ein solch strategisches Vorgehen demokratischer Verbündeter darf nicht wie sonst immer am Bürokratismus einzelner Länder und/oder der EU scheitern oder vorneweg ausgebremst werden. Es hilft aber auf keinen Fall zu warten bis die Kehrtwende in der Klimapolitik irgendwann Raum greift. – Felix Bicker

 

Zur erzwungenen Landung des Flugzeugs in Belarus (Ihr Titelkommentar): Am Pfingstfest danken wir für den Heiligen Geist – in diesem Jahr fiel dies auf den Tag unseres Grundgesetzes vom 23.5.49. Mitten in Europa zeigt sich am gleichen Tag der Ungeist der Unterdrückung freier (Pfingst-) Rede durch eine erzwungene Flugzeuglandung. In jeder Schulklasse unseres Landes sollte die „Unselbstverständlichkeit“ thematisiert werden, dass uns das Grundgesetz die freie Meinungsäußerung garantiert. – Peter Pypelinx

 

Es sind erst wenige Tage her als ein Passagierflugzeug über Belarus zur Landung gezwungen wurde. Auf die weiteren Umstände möchte ich hier nicht eingehen. Ich möchte jedoch auf ein interessantes Ereignis vom 3. Juli 2013 Hinweisen. Damals wurde der Flug mit dem bolivianischen Präsidenten Morales auf dem Rückflug von Moskau nach Bolivien in Wien zur Landung gezwungen und durchsucht. Hier war der Präsident von Bolivien an Bord. Schon vergessen??? Hier wird wieder mit zweierlei Maß gemessen. Damals war das nur eine Randmeldung in den westlichen Medien. – Kurt Polacsek

 

„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.“ (Reinhard Mey, *1942, deutscher Musiker und Liedermacher) Mit einem gewaltigen Paukenschlag hat nun der Run, um den Klimaschutz begonnen. Ein Flieger wurde mit staatlicher Gewalt über Belarus entführt, Hijacking nennt man diese Aktion. Belarus soll ab sofort nicht mehr überflogen, daher müssen jetzt die Flugzeuge einige „Flug-Umwege“ in Kauf nehmen. Umwege sind meist Wege, die länger sind, als der ursprünglich eingeplante Weg, da sie um etwas herumführen, und das kann dauern und Mehrkosten könnten dadurch entstehen. „Ich ermahne dich, Ikarus, dich auf mittlerer Bahn zu halten, damit nicht, wenn du zu tief gehst, die Wellen die Federn beschweren, und wenn du zu hoch fliegst, das Feuer sie versengt. Zwischen beiden fliege.“ (Ovid, 43 v. Chr. – 17 n. Chr., römischer Epiker) – Klaus P. Jaworek

 

Alexander Lukaschenko ist ein Verbrecher; allein durch die sichere Rückendeckung Wladimir Putins traut er sich, so zu agieren. Herzzerreißend, wie Roman Protassewitsch im belarussichen Staatsfernsehen vorgeführt wurde, und in einem Video ein erzwungenes Geständnis abgeben musste. Ein Mensch, der gegen Unterdrückung kämpft und jetzt mit dem Schlimmsten rechnen muss. Nein, hier darf sich Europa nicht heraushalten und die für EU Verhältnisse in Windeseile beschlossenen Sanktionen sind völlig gerechtfertigt. Und wem schon das Schicksal von Roman Protassewitsch egal sein sollte, kann nicht ignorieren, dass Lukaschenko mit seiner Flugzeugentführung auch das Leben aller anderen Passagiere und das der Besatzung in Gefahr gebracht hat. Der Pilot der Ryanair-Maschine hat die Nerven behalten, das ist ein großes Glück.

Herr Thumann liegt ganz richtig, die EU darf auch nicht dulden, dass sie mehr und mehr zum Spielfeld russischer und belarussischer Geheimdienste wird. Auch werden jetzt schon Cyberattacken zur Bundestagswahl von dieser Seite aus befürchtet. Machthaber wie Putin und Lukaschenko versuchen alles, um die westlichen Demokratien zu schwächen. Jedes Mittel scheint recht zu sein. Dem kann die EU nur mit Entschlossenheit und Härte begegnen, denn das ist die „Sprache“, die solche Männer verstehen.

Alles andere bedeutet für sie Schwäche und lässt sie ungebremst weitermachen. Wirtschaftliche Sanktionen haben immer Folgen für alle Seiten, sie sind für die EU aber erst einmal die schnellste Möglichkeit, sich gegen solche Übergriffe zur Wehr zu setzen. Längerfristig kann man nur hoffen, dass Putin und Lukaschenko zum Umdenken gebracht werden, weil sie erkennen müssen, dass ihr Handeln ihnen selbst am meisten schadet. Vielleicht kann man sogar Lukaschenkos eiliges Treffen mit Putin in Sotschi als Hinweis darauf deuten. – Regina Stock

 

Ich habe eben Ihren o.a. Leitartikel gelesen. Das Verhalten von Lukaschenko ist nicht hinnehmbar, über die Art der EU Redaktionen hingegen lässt sich streiten. Verwundert hat mich allerdings Ihre Bemerkung: „Offenbar können sich diese Leute frei in der EU bewegen.“ Mir gefällt auch nicht, dass Geheimdienste (welche auch immer) innerhalb der Europäischen Union völkerrechtswidrig agieren. Allerdings bin ich sehr froh, dass sich jeder frei in der EU bewegen kann und niemand prophylaktisch weggesperrt wird. – Gunnar Millow

 

Man kann sich stets nur wundern, wie Diktatoren und Autokraten, die gegen ihr Volk regieren, auf Dauer gesehen keine Überlebenschance haben. Dies gilt mehr noch für ihre korrupte, gewaltige Entourage. Mit brutaler Gewalt, Staatsterror, totaler Überwachung, Repression, irreführender Propaganda, Unterdrückung kritischer Meinungsvielfalt und aggressiver Außenpolitik lässt sich im modernen Internetzeitalter auf Dauer kein Staat der Welt befrieden.

Zumal wenn die eigene Wirtschaft dauerhaft schwächelt. Dies gilt für Belarus, Nordkorea Und Russland gleichermaßen. Mit Waffen lässt sich nicht Frieden und Sicherheit schaffen, weder nach innen insbesondere für nachwachsende Generationen, noch außenpolitisch. Sind denn die unumstößlichen Lehren der Geschichte so schwer zu begreifen? Nur um vorübergehend die eigene Macht, ein im Zeitablauf flüchtiges Konstrukt, zu sichern. – Jochen Freihold

 


 

 

Leserbriefe zu „Grün-Rot-Tot“ von Robert Pausch

 

Seit wann beschäftigt Die Zeit ein Orakel? Seit wann macht Die Zeit so offensichtlich Wahlkampf für die Union? Selten war ich von einem Artikel Ihrer Politiksparte so enttäuscht, wie über das Pamphlet von Herrn Pausch über die seiner Meinung nach inexistenten Chancen einer grün-rot-roten Regierung. Dafür muss dann auch noch ein Bild von Rosa Luxemburg herhalten! Bei aller berechtigten Kritik an einzelnen Punkten in den Wahlprogrammen der drei linken Parteien (diese haben wenigstens eins!), sollte doch ein wenig mehr Neutralität Ihrer Redaktion durchschimmern. Lassen wir doch einfach die Wähler im September bestimmen, wer unsere neue Regierungen bilden soll. – Uli Fleischer

 

Zu Recht stellt Robert Pausch fest, dass einem linken Parteienbündnis die konzeptionelle Basis fehlt, und daher kaum eine Chance hat, die Geschicke unseres Landes nach der September-Wahl zu lenken. Dabei gab es bereits vor über 10 Jahren den von Andrea Ypsilanti (SPD) initiierten Versuch, in einer „Zukunftswerkstatt“, die sich „Institut Solidarische Moderne“ (ISM) nannte, einen politischen Gegenentwurf zum neoliberalen Mainstream zu entwickeln. Namhafte Politiker aus SPD, Grünen und der Linken (wie etwa Katja Kipping, Sven Giegold, Hermann Scheer) diskutierten dort mit Wissenschaftlern, Gewerkschaftern und anderen Vertretern der Zivilgesellschaft über Konzepte und Strategien einer zukunfts¬gerichteten linken Politik.

Zuletzt machte das ISM im Juni 2019 mit der Konferenz „Politik der Vielen“ in Berlin auf sich aufmerksam, aber der hoffnungsvoll stimmende Elan der ersten Jahre war schon zu diesem Zeitpunkt längst verflogen. Das offensichtliche Scheitern der verdienstvollen Initiative von Andrea Ypsilanti ist vermutlich einer der Hauptgründe dafür, dass eine Grün-Rot-Rote Koalition auf absehbare Zeit keine Aussicht auf Verwirklichung hat. – Dr. Wolfgang Fischer

 

Ein großes Lob für diesen Artikel, der beweist, dass seriöser Journalismus nicht trocken, sondern auch literarisch anspruchsvoll und unterhaltsam sein kann! Bitte mehr davon! – Dr. Klaus Matthes

 

Ein hohes Lied auf die heilbringende Linke. Wären da nicht die wenigen Rest-Fundis, das Paradies wäre nahe. Schön wäre gewesen, Herr Pausch hätte seinen zitierten Umfragewerte ein paar Quellen hinzugefügt. 70% befürworten eine Vermögenssteuer. Wie genau lautete die Frage? Repräsentativ? 60% der Deutschen sagen, die Regierung muss mehr für den Klimaschutz tun. Das ist süß. Wie wäre es, wenn jeder dieser 60% einfach mehr tut, selbständig, aus freiem Antrieb. Weniger Auto fahren, Heizung um 1° runter. Weniger Konsum. Das ist nicht verboten. Dann die steile These, eine Mehrheit der Deutschen würde Dietmar Bartsch jederzeit ein Ministerium anvertrauen.

Einfach so als Behauptung, die Linke kommt derzeit auf lediglich ca. 7% in den aktuellen Umfragen zu Wahl. Ein Linker Bundesminister wäre für mich ein politischer GAU. Die SED Nachfolgepartei 30 Jahre nach dem Fall der Mauer wieder in der Regierung. Eine Grusel-Szenario. Das Modell des demokratischen Sozialismus hatte – wieder einmal – abgewirtschaftet. Den Menschen in diesem System wurden elementarer Freiheitsrechte beraubt und für Meinungsäußerungen ins Gefängnis gesteckt. Wirtschaftlich und auch ökologisch rückständig.

Die Wohnraumsituation alles andere als ein Aushängeschild. Und dieser „demokratische Sozialismus“ (steht so im Programm der Linken) soll die Zukunft sein. Das kann ich nicht nachvollziehen. Nun, Herr Pausch ist noch jung. Als er vom geteilten Deutschland und dem Versuch des demokratischen Sozialismus zum erstmal im Geschichtsunterricht hörte, war die DDR schon fast 15 Jahre Vergangenheit. Schwere Kost, ein solcher Beitrag am Sonntagvormittag. – Dietmar Baier

 

Ihre Wochenzeitung beziehe ich seit langem im Abonnement. Die Partei, auf die sich Herr Pausch auf den Seiten 2 und 3 der Ausgabe vom 27. Mai 2021 bezieht, werde ich höchstwahrscheinlich nicht wählen. Dennoch bin ich zutiefst empört über die Auslassungen Ihres Autors im letzten Absatz der 2. Spalte auf Seite 3. Es entsteht der Eindruck, dass Ihr Autor und Ihr Lektorat keinen Respekt vor Millionen unschuldiger Toter haben. Wir leben in schwierigen Zeiten, alle sind leicht gereizt. Bitte prüfen Sie, ob Sie mit Ihrer Tätigkeit Spaltung und Gewalt weiteren Vorschub leisten. – M. Baumann

 

Unter Absatz, im Gefängnis der eigenen Geschichte, schreiben Sie über Gregor Gysi: „ Der Mann den die Bundesrepublik heute für seine Schelmengeschichten liebt…“. Dieser Schelm war zu DDR-Zeiten Rechtsanwalt aber auch Täter, denn er hat für und mit der Staatssicherheit gearbeitet. – Tino Winkler

 


 

 

Leserbriefe zu „»›Du Jude‹ gehört zu den häufigsten Schimpfwörtern auf deutschen Schulhöfen«“ von Paul Middelhoff und Samiha Shafy

 

…leider inhaltlich als auch formal einer der schlechtesten artikel dieser ausgabe! es fehlt die feststellung, dass der importierte antisemitismus migrantischer muslimischer herkunft den autochthonen antisemitismus massiv verstärkt. ursache: merkels fehlentscheidung 2015, offenlassen der grenzen. spätfolgen misslungener integration. was soll der holpertext mit >> jüdinnen und juden, musliminnen und muslimen, schülerinnen und schülern…<<? genderismus durch die hintertür! schlechtes deutsch, setzen, sechs! – Winfried Wolf

 

Wie kommt es, dass die Zeit in der aktuellen Ausgabe gleich 3 Artikel zu Antisemitismus abdruckt („Gibt es einen importierten Antisemitismus in Deutschland?“ „Der israelisch-palästinensische Konflikt und die deutsche Vergangenheit“ und „Herzchen ohne Verstand“) aber keinen darüber, ob Israel womöglich wirklich ein Apartheids-Staat ist, wie es die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch behauptet? Der Nahost-Konflikt ist zu komplex um ihn immer wieder nur auf Antisemitismus zu reduzieren. Ich bin außerdem überzeugt davon, dass es Antisemitismus fördert, wenn man das Existenzrecht Israels immer nur mit dem Argument verteidigt, man wäre ein Antisemit wenn man es nicht anerkennt. – Marlene Fritzsche

 

Ich selber bin nicht jüdisch, doch ich habe auch in meiner Kindheit mitbekommen, dass „Du Jude“ von Kindern als Schimpfwort benutzt wird. Zum Glück gab es nur ein Erlebnis. Ich war ca. 12 Jahre alt und meine Gemeinde war mit zwei weiteren auf Konfirmandenfreizeit. Aus einer anderen Gemeinde gab es einen Jungen, den ich nicht kannte, mich trotzdem jedoch willkürlich auf dem Gang als „Du Jude“ bezeichnete. Ich war erstmal ziemlich verwirrt, weil Jüdischsein ja nichts schlechtes ist. Dies geschah noch zwei weitere Male und ich habe es einfach ignoriert. Jahre später nun fällt mir jedoch erst die besorgniserregende Tendenz auf, die dieser Vorfall repräsentiert. Ich hoffe, dass die antisemitische Beleidigung „Du Jude“ nicht so salonfähig bei Kindern wird, wie es bei der homophoben Beleidigung „Du Schwuchtel“ oder ähnliches bereits ist. – Mark Meyer-Delvendahl

 

Bereits 1990/91 bekam ich als Lehrerin einen jungen Kuwaiti in meine Klasse, der wegen des Kuwait/Irak-Krieges einige Monate in Deutschland bleiben musste, weil er die hiesige Großmutter mit Mutter und Geschwistern besucht hatte. Dieser Junge weigerte sich schon vor 30 Jahren lautstark und empört, am Unterrichtsthema „Deutschland im Ns-Staat“ teilzunehmen. Seine Einschätzung des schulischen Curriculums war die einer rückwärts Gewandten, statt auf die heutige Zeit zu schauen! Er verließ wütend den Klassenraum.

Mein dann folgender diesbezüglicher Auftrag der Schulleitung lautete, den Jungen mit einer inhaltlich anderen Aufgabe vor der Klassentür zu beschäftigen. So also begann schon damals das hilflose Wegschauen bei dieser Problematik. Das Ganze galt als nicht relevanter Einzelfall. Nachdem ich ab 2014 sogenannte Sprachlernklassen mit geflüchteten Jugendlichen unterrichtet hatte, wurde mir das Problem als weitgehend flächendeckend bewusst. Der Judenhass war vielen der muslimisch erzogenen arabischstämmigen Jugendlichen anerzogen worden. Aber es gab und gibt auch etliche, die noch erreichbar waren und sind.

Da müsste angesetzt werden! Während der mittelalterlichen christlichen Kreuzzüge gegen die ungäubigen Sarazenen muslimischen Glaubens fanden die ersten Pogrome nicht in Jerusalem statt, sondern in Trier, Worms und Speyer. Sie galten schlicht „den Ungläubigen“, gleichgültig, ob Muslim oder Jude. Fußkranke Söldner mit zerfetzten Schuhen hatten gerade den Rhein überschritten und brauchten dringend „Erfolgserlebnisse“ und vermeintliche Sündenböcke! Jerusalem war viel zu weit weg für das erschöpfte Fußvolk! Da kamen am Rhein ansässige Juden gerade recht.

Wiederholt sich da nicht etwas sehr Ähnliches heutzutage in Deutschland? Geflüchtete aus arabischen Staaten, aufgewachsen mit dem „Feind“ Israel vor Augen, finden nun Juden hier im Aufnahmestaat Deutschland, finden also auch wieder Sündenböcke und „Erfolgserlebnisse“ sozusagen vor der „neuen Haustür“. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich etliche Jugendliche kennengelernt habe, die n o c h offen für eine andere Prägung sind. Ergreifen wir die Chance durch Aufklärung und Gespräche in Schule und wo immer wir zu tun haben mit diesen Jugendlichen! – Susanne Pettau

 

Bis jetzt bin ich davon ausgegangen, dass Juden sowohl männlich als auch weiblich sind, sonst gäbe es sie ja nicht. Nun erfahre ich bei Samiha Shafy und Paul Middelhoff, dass es da zwei Fraktionen gibt: Juden und Jüdinnen. In wie fern die sich unterscheiden wäre vielleicht von Interesse, ist aber nicht das Thema des Artikels. Die antisemitischen“ Täter“ , bleiben, bis auf einmal, Täter ohne „innen“. Mir geht es nicht um den faden Inhalt des Beitrags: zum xten mal das Selbe, sondern um Sprache. Wer „Juden und Jüdinnen“ schreibt, muss auch „Deutsche und Deutschinnen“ schreiben. Möchten die Idioten und Idiotinnen das? – Ossi Baumeister

 

Den Beitrag ““Du Jude” gehört zu den häufigsten Schimpfwörtern”von Paul Middelhoff und Samiha Shafy könnte man wegen der dahin stolpernden unschlüssigen Argumentationkette kopfschüttelnd zur Seite legen, wenn er nicht in der Kopfzeile nicht so reißerisch und vulgär aufgemacht wäre wie in der Bildzeitung. Worum geht es am Ende? Eine Soziologin hat eine “erste umfassende empirische Studie zu Antisemitismus an Schulen” publiziert. Angebliches Resultat: Eine große Mehrheit der jüdischen Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler werde mit Schmähungen, Bedrohungen und Gewalt konfrontiert.””Du Jude” gehöre zu den häufigsten Schimpfwörtern auf deutschen Schulhöfen.

Selbst bei dieser heiklen These können die Autoren des Artikels keine Klarheit vermitteln. Was denn nun: Wird an jüdischen Schulen in Deutschland, in denen es eine “Mehrheit” von jüdischen Lehrern und Schülern tatsächlich gibt, auf dem Schulhof auf diese Weise herumgepöbelt? Das kann doch wohl nicht sein. Oder: An welchen deutschen öffentlichen Schulen (außer vielleicht in Kreuzberg) gibt es jüdische Kinder und Lehrer, deren “Mehrheit” (!) in solcher Weise geschmäht wird. Ein wenig mehr Klarheit und Differenziertheit darf man von der “Zeit” wohl erwarten. Da ist Herrn di Lorenzo wohl etwas durch die Finger geflutscht. – Dr. Dieter Strohmeyer

 


 

 

Leserbriefe zu „Schuld und Schulden“ von Stefan Schmitt

 

Dem Stromfresser Bitcoin muß Einhalt geboten werden, da bin ich der gleichen Meinung wie der Verfasser des Leitartikels. Das Thema gehört auf den UN Klimagipfel in Schottland im November. Es ist doch verrückt, wir schalten Kohlekraftwerke ab wegen CO2 Emissionen und verknappen dadurch die Stromerzeugung, gleichzeitig lassen wir es zu, dass Bitcoin immer mehr CO2 verursacht. Unabhängig vom enorm hohen Stromverbrauch bin ich der Meinung, es darf in Europa nur eine offizielle Währung geben, den Euro. Wer nichts zu verbergen hat ,hat nichts gegen nachvollziehbare Zahlungen, die gibt es nur über das Bankensystem. Allein deshalb schon, müßte die Kryptowährung als Zahlungsmittel verboten werden. – Wolfgang Emig

 

Den Artikel „Schuld und Schulden“ von Stefan Schmitt kann ich nur bejahen. Allerdings fehlt mir das schwer wiegende Argument, dass versucht wird, Bitcoin als allgemeines Zahlungsmittel zu etablieren. Da Bitcoin ein reines Spekulationsobjekt ohne realen Bezug zu einem Wirtschaftsgut ist, hat es für die reale Wirtschaft keinerlei Nutzen, erleichtert aber Geldwäsche und kriminelle Geschäfte.

Kryptosysteme in der Funktion als nichtstaatliche Währungen sind klassische Schnellballsysteme in neuem Gewand. Falls Banken, Fonds und Unternehmen sich nicht daran beteiligen, bleibt der Schaden begrenzt. Ansonsten drohen beim Platzen der Blasen wie gehabt Finanzkrisen und Schaden für völlig unbeteiligte Personen. Solche Machenschaften gehören nicht nur geächtet, sondern strafrechtlich verfolgt. – Gerd Sandweg

 

Vielleicht sollte man sich mit dem Prinzip einer Blockchain, und nichts anderes ist der Bitcoin, befassen, ehe man eine Sache verteufelt. Außerdem hat Herr Schmidt China genannt, welches etwas gegen Bitcoin unternehmen wollen. Das ist ja auch klar, wenn man bedenkt, dass sie mit dem EYuan das Gleiche machen. Nur das sie diesen kontrollieren können. Und Blockchain ist eine neue Art der Kleinteiligkeit von Dingen. Wenn wir uns jeden Fortschritt verschließen wollen, würden wir immer noch mit Kutschen fahren. – Rolf Rethmeyer

 

Den Bitcoin zu ächten finde ich einen interessanten Vorschlag. Denn auch mir geht die Vorstellung, dass da jemand Kohle verbrennt, um Bitcoins zu schürfen, und das dabei entstehende CO2 in „unsere“Atmosphäre pustet und damit „unser“ Klima anheizt gehörig gegen den Strich. Gewinne alleine abschöpfen – Schulden verallgemeinheitlichen! Allerdings bezweifle ich, dass dieser Tatbestand irgendwo auf der Erde erfüllt ist.

Das Schürfen von Bitcoins verbraucht sehr viel Strom und Respekt vor Ihren hehren Zielen, das Klima durch Ächtung von Bitcoins schützen zu wollen. Da es beim Klima aber fünf vor zwölf ist, schlage ich vor, noch ein paar Energiefresser mehr zu ächten. Fangen wir mal an mit nichtlinearem Fernsehen, also Streaming, Netflix, Youtube usw. Nicht nur, dass diese neue Entertainment-Mode verantwortlich ist für bewegungsmangel-indizierte Depressionen und Verfettung, müssen dafür auch noch unzählige Serverfarmen mit Strom versorgt werden, genau derselbe Strom, der auch zum Bitcoinminen verschwendet wird. Auch E-Autos verschlingen Strom in ungeahntem Ausmaß um überzogene, individuelle Mobilitätsvorstellungen zu befriedigen. Nicht zuletzt sei hier erwähnt, das kürzlich zu lesen war, dass der Stromverbrauch des Bankenwesens heutzutage den des Bitcoins übertrifft. Sofort ächten!

Wahrscheinlich entgeht Ihnen die Ironie nicht. Aber vielleicht können wir uns darauf einigen, Bitcoinminen mit Hilfe von Kohlekraftwerken zu ächten. Allerdings würde ich dann auch gern Streaming durch Kohle ächten und auch das Laden von E-Auto-Akkus durch Kohlestrom. Warum ächten wir nicht einfach Kohlestrom bzw. das Verfeuern von fossilen Energieträgern oder noch direkter: Ächtung der Förderung von fossilen Brennstoffen, da wir wissen, dass jedes Gramm davon früher oder später in Form von CO2 in unsere Atmosphäre gelangt. Damit wäre das Problem des “anthropozänen Klimawandels” gelöst.

Jetzt schlage ich Ihnen ein Gedankenexperiment vor. Sie und ich beherrschen jeweils einen Planeten. Sie ächten Bitcoinmining und ich ächte Kohlemining. Der Unterschied ist, dass Sie spezielle Verbraucher ächten. Im Gegensatz dazu drehe ich speziellen Erzeugern den Saft ab. Was passiert jetzt? Auf Ihrem Planeten geht der Strompreis in die Knie, da die Nachfrage sinkt. Irgendwann finden sich vielleicht neue Technologien, die bei niedrigem Strompreis erstmalig profitabel werden. Auf dem Weg dahin mussten womöglich einige Erzeuger regenerativer Energien ihren Betrieb mangels Rentabilität einstellen. Bis dahin ist kein Gramm CO2 eingespart worden. Auf meinem Planeten hingegen geht der Strompreis in die Höhe. Indirekt proportional dazu sinkt der CO2-Eintrag in die Atmosphäre.

Autofreaks, Streamer und Cryptominer müssen angesichts der neuen Parameter kreativ werden und energieeffizientere Verfahren entwickeln. Fun-Fact am Rande, die Bitcoin-Miner müssen gar nichts tun, außer ein paar Maschinen stillzulegen. Schließlich ist es dem Bitcoin-Netzwerk egal, wieviel Phantastillionen Berechnungen angestellt werden. Es geht nämlich nur darum, das Netzwerk mit einem angemessenen Betrag gegen Betrügereien abzusichern. Das findet dann auf dem gleichen Niveau, eben mit weniger Rechenpower, aber zu einem höheren Preis pro Rechenpower, statt.

Jetzt noch zu den Visionen. Über die Vorteile des Bitcoin-Netzwerk in der Finanzwelt möchte ich jetzt nichts schreiben. Davon lässt sich genug an anderer Stelle lesen. Oder fragen Sie einfach jemanden, der das Potential der neuen Technologie frühzeitig erkannt und etwas investiert hat. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die phantastische Vision der photovoltaischen oder solarthermischen Energiegewinnung in der Wüste. Dort ist Sonne schließlich in Dimensionen vorhanden, so dass uns Menschen die Erschließung ein Überleben auf hohem energetischen Niveau sichert. Dieses Projekt hieß damals Desertec und ist dann versandet. Zum einen gab es keine Infrastruktur, die Energie dahin zu bringen, wo sie gebraucht wird, zum anderen war der Druck so etwas zu wagen nicht groß genug. Das Risiko in Sahararegionen zu investieren wollte dann doch niemand eingehen.

Durch das Bitcoinmining ergeben sich ganz andere Möglichkeiten. Wie wäre es, einfach jetzt, wo die Dächer der EU mit Photovoltaik bestückt sind, wo die Förderungen auslaufen, die Solarmodulfabriken weiterlaufen zu lassen und Parzellen in der Wüste damit zu bestücken. Es gibt zwar noch immer keine Leitungen zu den Verbrauchszentren, aber man kann Bitcoinminer vor Ort mit Solarenergie versorgen. Den dabei gewonnenen Value speichert man einfach in der Blockchain – per Telefon. In dieser Phase eins verzichtet man einfach auf die teure Energiespeicherung und Infrastruktur. In Phase 2, wenn sich Bitcoinminen nicht mehr lohnt, schließt man die Parzellen ans globale Stromnetz an. Und damit hätte Bitcoinminen die Energiewende entscheidend mit angetrieben. Über tauendem Permafrostboden könnte man Methan sammeln und in Bitcoins umwandeln. Der Impact aufs Klima wäre enorm, da bekannterweise CH4 vielfach klimaschädlicher ist, als CO2.

Im Übrigen möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass die in Ihrem Artikel „Schuld und Schulden“ vom 27.5.21 auf der Titelseite der Zeit bemühte Analogie von FCKW / Ozonschicht auf der einen Seite und Bitcoin / Klima auf der anderen Seite hinkt. Es müsste nämlich CO2 / Klima heißen oder man hätte damals entsprechend Kühlschränke ächten müssen. – Pavel Bogdanovic

 

Seit 17 Jahren – und somit mehr als die Hälfte meines Lebens – lese ich wöchentlich Zeit. Dies ist mein erster Leserbrief. Anlass ist, dass Artikel über das sehr spezifische Thema Bitcoin in vielen deutschen Qualitätsmedien, auch in meiner geliebten Zeit, oftmals mehr Meinung als Wissen erkennen lassen. Tatsächlich, das mining von Bitcoin verbraucht eine große Menge an Energie (wenngleich, nebenbei, ein überproportional hoher Anteil der Elektrizität aus erneuerbaren Energien stammt). Der hohe Energieverbrauch (bzw. die komplizierten Rechenprozesse) stellt allerdings die Grundlage der Integrität und Resilienz des Netzwerks dar, weshalb die allermeisten der anderen „Kryptowährungen“ auch nicht die starke technologische und kryptographische Sicherheit des Bitcoins aufweisen.

Viel grundlegender stellt sich mir jedoch die Frage, weshalb der Aufschrei in Bezug auf den hohen Energieverbrauch v.a. bei Bitcoin ertönt, nicht jedoch bei anderen (vermeintlichen) technologischen Errungenschaften des Alltags. Wer kommt auf die Idee, tiktok oder youtube aufgrund der „unnötigen zusätzlichen Emissionen“ zu ächten? Oder die Anschaffung von neuen Smartphones nach nur zwei Jahren Haltedauer? Oder individuelle Elektromobilität?

Wieviel Strom frisst die globale Weihnachtsbeleuchtung? Wer legt fest, was „unnötig“ ist? Warum ächten wir nicht Gold, das (bei nur der 6-7fachen Marktkapitalisierung des Krypto-Marktes) einen ungleich höheren Energieverbrauch aufweist und dessen Abbau zudem u.a. für die Quecksilber-Verschmutzung von Flüssen im Amazonasbecken, illegale Waldrodungen, Zwangsarbeit und die Vertreibung von Indigenen aus ihren Regionen verantwortlich ist? Stattdessen stecken wir es unseren Geliebten an den Finger und verwahren es in unseren Zentralbanken. Wir steigern dadurch den Wert dieses Gutes und animieren somit indirekt dazu, den Raubbau an unserem Planeten noch weiter zu verstärken.

Ich beantworte die Frage nach dem Aufschrei: Weil der Nutzen des Bitcoin für unsere Gesellschaft von der Mehrheit noch nicht erkannt wurde. Bitcoin legt, erstmals seit der Abkehr der USA vom Goldstandard, den Grundstein für ein nicht-inflationäres sowie grenzüberschreitendes und von Staaten unabhängiges Währungssystem – „on chain“ als Wertspeicher und im Rahmen der „second layer“ (z.B. lightning) als alltägliches Bezahlinstrument. Gerade die Unabhängigkeit von Zentralbanken macht ihn so attraktiv, insbesondere für die Bevölkerungen von Staaten, die erhebliche ökonomische, politische und soziale Schwierigkeiten erdulden müssen.

So ist es kein Zufall, dass die Adaption von Bitcoin in Staaten, in denen die Regierungen die eigene Währung und die Hoheit über die finanzielle Mündigkeit ihrer Bürger als Macht- und Unterdrückungsinstrument nutzen oder wo sich die Bürger einer enormen Inflation ausgesetzt sehen (etwa Nigeria, Türkei, Venezuela), ungleich höher ist als in westlichen Gesellschaften, die mehrheitlich (und global betrachtet als Minderheit) in einer rechtsstaatliche und finanziellen Blase des Glücks leben und sich ihrer Privilegien oftmals nicht bewusst sind. Entsprechend reagieren Regime, die durch Bitcoin eines ihrer zentralen Werkzeuge zur Kontrolle ihrer Bevölkerung und zur eigenen Bereicherung gefährdet sehen, mit Restriktionen und (zum Scheitern verurteilten) Verboten (jüngst beispielsweise China, Türkei und Nigeria). Bitcoin stellt also mitnichten nur ein „elitäres Spekulationsobjekt“ dar, sondern ist mindestens genauso ein egalitäres empowering-Projekt „von unten“.

Abgesehen von einem noch nicht ausreichend erneuerbarem Strom-Mix ist der Konsumismus selbst die Quelle von Umweltzerstörung und Ressourcenverschwendung. Inflationäre Geldsysteme (Dollar, Euro etc.) legen die Grundlage für diese Selbstzerstörung, da sie den sofortigen Konsum belohnen und das Sparen unattraktiv machen. Auch in privilegierten Staaten wie Deutschland geht die Schere zwischen den Ärmsten und den Reichsten zudem auseinander, weil einkommensschwächere Bürger ihre Einkünfte und Ersparnisse deutlich weniger häufig am Finanzmarkt anlegen (können) und entsprechend weniger von den enormen Wertsteigerungen in diesen Märkten profitieren. Da die Reallöhne deutlich geringer steigen als der Wert von z.B. Aktien und Immobilien sind Gering- und Normalverdiener überproportional negativ von der Geldmengenausweitung durch die Zentralbanken betroffen.

Noch ein letztes Wort zum Thema Energieverbrauch: Die „miner“ werden langfristig dorthin gehen, wo Energie am günstigsten oder im Übermaß vorhanden ist (aktuelles Beispiel: Island). Mittel- bis langfristig wird grüne Energierzeugung die Nutzung fossiler Energieträger auch aufgrund der Produktionskosten ablösen. Eine CO2-Steuer kann helfen. Auch das mining selbst kann bei der schnelleren Etablierung von erneuerbaren Energien helfen, da es den überschüssigen Strom in Phasen verbraucht, in denen der sonstige Bedarf niedrig ist (z.B. nachts) und regenerative Energien somit noch lukrativer gestaltet.

Der Etablierungsprozess wird einige Zeit dauern und disruptiv sein, aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Bitcoin kommen und bleiben wird. Wir befinden uns trotz allem in einer frühen Phase. Die Auswirkungen werden auf gesellschaftlicher und ökonomischer Ebene einschneidend sein und sind noch längst nicht ausreichend betrachtet. In diesem Zusammenhang freue ich mich weiterhin auf eine kritisch-konstruktive Auseinandersetzung mit diesem Thema in der Zeit und mit Ihnen. – Martin Dupont

 

Von der Zeit würde man erwarten, sich tiefer mit dem Thema der dezentralen Finanzsystemen (wie z.B. Bitcoin) auseinanderzusetzen. Stattdessen wird Bitcoin auf die reine CO2-Frage reduziert. Es heisst immer, E-Autos soll man eine Chance geben, denn deren Stromverbrauch kann mit der Zeit auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Warum soll Bitcoin nicht nur nicht diese Chance, sondern auch nicht einmal das Recht auf Existenz verdienen? Nur weil man damit spekulieren kann, genauso wie mit Getreide oder Gold, scheint mir eine schwache Argumentation. So ist leider ein Artikel entstanden, der fast wie eine Pressemitteilung des EZB wirkt, um uns auf weitere 10 Jahre negative Realzinsen einzustellen.Arturo Alfonso

 


 

 

Leserbriefe zu „Ignoranz aus Scham“ von Susan Neiman

 

Vielen Dank für den tollen Artikel! – Peter Löffelbein

 

Mich als Deutschen, der seinen Nationalstolz eher aus fortgeschrittener Vergangenheitsbewältigung als aus dem Gewinn einer Fußballweltmeisterschaft bezieht, haben die Ausführungen von Susan Neiman in meiner Selbsteinschätzung bestärkt, nun doch kein Antisemit zu sein. Beruhigend, denn Zweifel waren angebracht. Der eigene Blick vor Ort auf die Westbank-Siedlungen samt Infrastruktur ließ mich diese als das bezeichnen, was sie sind:

Gewalt, nichts anderes – expansiv und unvermindert über Jahrzehnte und indirekt unterstützt mit Milliardengeldern aus Deutschland. Auch mit meiner Meinung über die „Instrumentalisierung des Grauens“ mache ich mir keine Freunde – deutsche Politiker werden bei ihrem Besuch zunächst nach Yad Vashem geführt, um ihnen unmissverständlich klarzumachen: trauere, werde dir deiner Verantwortung bewusst, aber ansonsten halte den Mund! Diese Fortschreibung der Opferrolle ist immer noch sehr effektiv.

Vor diesem Hintergrund scheint mir die aufgeworfene Frage der Bedeutung der beschworenen „Freundschaft mit Israel“ bedeutsam. Der Wunsch, dieses kleine Land möge endlich in Frieden mit seinen Nachbarn leben können, scheint angesichts der offensichtlichen Tatsache, dass Vertreibung vor gute Nachbarschaft geht, weder für viele Israelis noch für alle „Freunde“ an erster Stelle zu stehen. Aber wenn ein Mensch jeden Unsinn, den sein Freund verzapft, hinnimmt oder teilweise sogar unterstützt, verkommt die Freundschaft zur Kumpanei.

Und dies kann laut Neiman sogar zur Gefahr für das Land werden. Israel hatte immer die Möglichkeit, den Kontakt zu Gemäßigten zu suchen und auszubauen. Stattdessen wurde dies rigoros unterbunden, Spitzel wurden angeheuert und man spielte eine Partei gegen die andere aus. Das beste Mittel gegen Ressentiments und Freund-Feind-Denken ist aber Kontakt. Deutsch-jüdische, deutsch-israelische Freundschaftsverbände und -vereine haben per definitionem völkerverbindenden Charakter, und ich warte darauf, dass sie sich aktiv für eine Aufhebung des israelischen Kontaktverbotes zu Palästinensern einsetzen.

Viele Politiker, die jetzt lautstark gegen vermehrt auftretenden Antisemitismus auftreten, verkennen, dass sie eine Mitschuld an dieser Entwicklung tragen, indem sie den Diskussionsraum gemeinsam mit Religions- und Israel-Verbänden systematisch einengen. Wer angesichts fortwährender Menschenrechtsverletzungen Kritik in letztendlich folgenlose Bahnen zu lenken versucht, wendet sich gegen das Bedürfnis vieler Menschen, etwas gegen dieses Unrecht zu unternehmen und leistet damit Frustration, Verschwörungstheorien, Vermischung mit Religion und letztlich Antisemitismus Vorschub.

Nach der Lektüre des Artikels sehe ich mich an der Seite vieler universalistisch denkender Juden und Israelis. Ich hatte sie vorher alle ganz unbewusst zu möglichen Opfern meines „Antisemitismus“ gemacht und bin jetzt noch viel weniger bereit, mich in diese Ecke drängen zu lassen. Wie Neiman sagt: die Verantwortung endet nicht mit der Vergangenheitsbewältigung und zwingt, Position zu beziehen. – Bernd Oltmanns

 

Ich habe gelitten unter der deutschen Einseitigkeit — unter dem Maaschen “ Ohne wenn und Aber“ — und jetzt kam die Erlösung mit diesem klugen und humanen Artikel von Susan Neiman. Danke! – Pari Rafi

 

Was für eine kluge Frau! Das Potsdamer Einsteinforum kann sich glücklich schätzen und muss dankbar sein, Susan Neimann als Direktorin zu haben! – Sven Herfurth

 


 

 

Leserbriefe zu „Oma war es nicht“ von Thomas Melzer

 

„Und die glücklich Gerempelten streichen das Geld ein und fahren mit den Kratzern fröhlich weiter.“ polemisiert Herr Melzer. Wie sind die Fakten? Der Lackschaden stellt eine Wertminderung des Autos dar, die sich bei einem evtl. Verkauf negativ auswirkt. Da ist es nur gerechtfertigt diesen Schaden auszugleichen. Wird keine Reparatur durchgeführt, fallen nur einige der Kosten an, die im Gutachten stehen. Und nur diese werden dann von der Versicherung bezahlt. Der Geschädigte erhält also keineswegs, wie Herr Melzer suggeriert, den vollen im Gutachten errechneten Betrag und bereichert sich folglich auch nicht. – Iman Schwäbe

 

Ihre Kolumnen lese ich sehr gerne, sie machen richtig Vergnügen! Bei der Letzten in der „ZEIT“ vom 27.5.2021 fiel mir eine Geschichte ein, die mir berichtenswert erscheint. Bevor ich Richter wurde, war ich einige Jahre als Rechtsanwalt in Stuttgart tätig. Einmal hatte ich einen alten Herrn zu verteidigen – Vorwurf: Unfallflucht. Der Mandant versicherte, weder die Berührung bemerkt noch gehört zu haben. Der Sachverständige meinte, der Kontakt der beiden Fahrzeuge habe eine nur minimale Erschütterung bewirkt. Ich stellte dem Mandanten mit normaler Stimme eine Frage. Die nächste war etwas leiser, und bei der dritten Frage flüsterte ich fast. Darauf der Mandant: „Sie müssen lauter mit mit reden, ich bin doch schwerhörig!“ Folge: Freispruch. Zu meiner Ehrenrettung will ich anmerken, dass mein Vorgehen mit dem Mandanten nicht abgesprochen war! – Frank Laier

 

Vielleicht wissen Sie es und haben’s nicht erwähnt, aber vielleicht wissen Sie’s auch nicht und könnte Sie interessieren: § 142 StGB ist noch aus einem anderen Grunde ein Sonderling, bzw. Ausdruck einer SELTSAMEN Zuordnung zwischen Deutschem und Fahrzeug: Das Straffreiheitsgesetz 1954 brachte eine, wenn nicht „die“ große Bereinigung von Kriegs- und Nachkriegswirren zugunsten von Haken dran, oder bayrisch: A Ruah muss sei … aber wissen Sie, was nach § 9 neben Hoch- und Landesverrat, Mord und Totschlag, politischer Verschleppung und räuberischer Erpressung – selbst im Bagatellfall! – explicit AUSGENOMMEN war?

Sie ahnen es: Flucht bei Verkehrsunfällen, § 142 StGB https://eur01.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.bgbl.de%2Fxaver%2Fbgbl%2Ftext.xav%3FSID%3D%26tf%3Dxaver.component.Text_0%26tocf%3D%26qmf%3D%26hlf%3Dxaver.component.Hitlist_0%26bk%3Dbgbl%26start%3D%252F%252F*%255B%2540node_id%253D%2527864906%2527%255D%26skin%3Dpdf%26tlevel%3D-2%26nohist%3D1&amp;data=04%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7Cf1e2d6b81dc1408e5b3608d9220ed9c0%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C637578269445881593%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C1000&amp;sdata=jDl5k3%2Bf5UbkwX%2FIyfX4HdAjLJAvytuSbX3O3daV4NI%3D&amp;reserved=0S. 3 linke Spalte. Ist das nicht irre? Zumindest finde ich das genau so irre wie das na sagen wir mal „Spannungsverhältnis“ zum nemo tenetur, das Sie zu Recht erwähnen … – Dr. Christian Naundorf

 

Seitdem ich, genervt und ermattet vom Verfolgungs-Furor der Ermittlungsbehörden, darauf verzichtet habe, gegen den mir vom Gericht zugestellten Strafbefehl wegen „Fahrerflucht“ (Paragraf 142 StGB) Einspruch zu erheben und das finanzielle Risiko einer Hauptverhandlung einzugehen, bin ich ein rechtsgültig verurteilter Straftäter. Gleichzeitig bin ich auch um fast zehntausend Euro und um die Illusion ärmer, in einem Rechtstaat zu leben.

Und alles wegen eines von mir im Großstadtgewühl verursachten aber unbemerkt gebliebenen Bagatellschadens, der an meinem Fahrzeug keine mit bloßem Auge erkennbaren Spuren hinterlassen hatte! (Die sog. „Schadenskoinzidenz“ konnte auf Betreiben der Staatsanwaltschaft nur mit Hilfe technisch und finanziell aufwändiger Gutachten festgestellt werden.) Der Artikel von Thomas Melzer, macht deutlich, dass mein Schicksal beileibe kein Einzelfall, sondern gängige Praxis ist. Auf dem Altar von „Fetisch Auto“ werden täglich unumstößlich geglaubte rechtsstattliche Grundsätze geopfert, die bei jedem anderen Delikt peinlich beachtet werden: So etwa die Unschuldsvermutung oder der rechtsstaatliche Bestimmt¬heitsgrundsatz, der bei der Urteilsfindung eine genauere Abstimmung auf die Person des Beschuldigten und eine Berücksichtigung der jeweils vorliegenden äußeren Umstände verlangt und schließlich der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, dessen Verletzung in meinem Fall zu dem grotesken Ergebnis führte, dass die Kosten diverser Gutachten die verhängte Geldstrafe deutlich übertrafen!

Selbst die Gewaltenteilung zwischen Exekutive und Judikative wird „de facto“ ausgehebelt, wenn die Gerichte quasi als Erfüllungsgehilfen der Staatsanwaltschaft agieren, indem sie deren Strafverlangen ohne jede eigene Bewertung übernehmen und in Form eines richterlichen Strafbefehls dem Beklagten zustellen. Dabei interessiert es sie offenbar nicht, ob der für eine Verurtei¬lung nach § 15 StGB not¬wen¬dige Vorsatz von der Staatsanwaltschaft im Lichte vorliegender Zeugenaussagen und entlastenden Indizien hinrei¬chend geprüft, geschweige denn nachgewiesen werden konnte. Da kann es auch nicht mehr verwundern, dass etwa die im Oktober 2015 vom Bundesministerium der Justiz erlassenen Richtlinien für das Strafverfahren und das Bußgeldverfahren (RiStBV), schlicht ignoriert werden. Thomas Melzer ist es hoch anzurechnen, dass er als Amtsrichter die Finger auf eine Wunde gelegt hat, die eine Schande für unseren Rechtsstaat darstellt. – Dr. Wolfgang Fischer

 


 

 

Leserbriefe zu „Wie geht Zurücktreten?“ protokolliert von Francesco Giammarco

 

Rücktrittserklärungen dürften die schwierigste Textsorte sein. Viel schwerer noch als Beerdigungsreden. In meiner Textsammlung „Vorwärts zum Rücktritt“ nimmt die Rücktrittserklärung von Hans Filbinger mit dem Satz „Es ist mir schweres Unrecht angetan worden“ einen unumstrittenen Spitzenplatz ein. Lothar Späth fällt da schon wieder leicht ab: „Ich räume ein, dass man mir das eine oder andere ungeschickte Verhalten vorwerfen kann“. – Max Steinacher

 

Die ZEIT berichtete in der Ausgabe vom 27.5. unter dem Titel „Wie geht Zurücktreten?“ in Interviewform über fünf politisch-öffentliche Rücktritte, u.a. über den von Franz Josef Jung. Dieser wurde ausgelöst durch die politische Aufarbeitung der Tötung von etwa 140 Zivilisten im September 2009 in Kundus durch einen Bundeswehr-Befehl. Den Befehl zum Bombenabwurf hatte Oberst Klein erteilt. Den US-Piloten, die vorab einen Warnüberflug über die festliegenden Tanklaster und die dort Benzin abzapfenden Zivilisten machen wollten, wurde dies untersagt und die direkte Bombardierung befohlen. Jung fragt sich im Interview, ob es für ihn als damaligen Verteidigungsminister eine Mitverantwortung gegeben habe – ohne die selbstgestellte Frage zu beantworten.

Am Ende des ZEIT-Interviews betont er, dass es „das Wichtigste“ sei, „dass man“ nach dem Rücktritt „schnell auch wieder eine Perspektive bekommt, sich einzubringen und zu engagieren. Um wieder einer Sache zu dienen“. Ein gelungener Rücktritt zu neuem Dienst! Er wechselte ohne Schamfrist noch als Bundestagsabgeordneter 2017 in den Aufsichtsrat des Rüstungskonzerns Rheinmetall und ist nun mitverantwortlich für die Rheinmetall-Bomben, die via Saudi-Arabien Hunderte von Zivilisten im Jemen-Krieg töten. Von den sechsstelligen Vergütungen mal ganz abgesehen. – Martin Singe

 

Noch heute sehe ich das Bild von 2011, als Dr. Merkel auf irgendeiner Messeeröffnung ihr Smartphone an Dr. Schavan reicht, auf dem die sms von Dr. zu Guttenbergs Rücktritt aufpoppte. Mit einer Mimik, die ich seither nur noch bei Dr. Weidel konstatieren konnte, drückte Dr. Schavan ihre Zufriedenheit aus, dass sie sich nun nicht mehr als zuständige, wissenschaftlich fundierte Ministerin für das Plagiatsvolumen in KTGs Dissertation fremdschämen müsse. Ein Jahr später ereilten sie die Plagiatsvorwürfe selbst. Was folgte war eine Schlammschlacht mit den Prüfern der Düsseldorfer Universität, bei der die wissenschaftlichen Günstlinge der Ministerin eine unrühmliche Rolle spielten. Der Fall nach dem Rücktritt war weich:

Als einzige deutsche Botschafterin ohne Studienabschluss konnte sie sich bis ins Pensionsalter in der Nähe des, Gott sei Dank, wissenschaftlich unbedenklichen Dr. Ratzinger aufhalten. Keinen wissenschaftlichen Abschluss hatte Kurt Beck zu verteidigen, dafür aber einen handfesten Finanzskandal um den Nürburg-Ring. Eine ebenso handfeste Pankreatitis wurde zum Grund seines Rücktritts. Weder von der Bauchspeicheldrüse, noch vom geplatzten Rennkurs-Deal ist in dem ZEIT Gespräch die Rede.

Bumperlgesund leitete Herr Beck bis 2020 die Friedrich-Ebert-Stiftung. Chronische Krankheit der Spitzenpolitiker ist die Amnesie des Langzeitgedächtnisses. Davon bleibt auch Dr. Merkel offensichtlich nicht verschont, denn sonst hätte sie sich 2019 niemals vom größten Windbeutel der deutschen Nachkriegspolitik vor den Karren des lichterloh brennenden Wire-Card Konzerns spannen lassen. Ist aber auch schon (fast) vergessen. – Prof. Dr. Ulrich Schneider

 


 

 

Leserbriefe zu „»Verzeiht die Sauhandschrift«“ von Friederike Oertel

 

Friederike Oertel ist ein kleiner Fehler unterlaufen. Die 80-jährigen sind nicht die letzten, die Sütterlin lesen können. Uns wurde Sütterlin im 3. Schuljahr als „Geheimschrift“ schmackhaft gemacht, damit wir die Briefe unserer Großeltern lesen konnten. Sehr nützlich als Historikerin und Museumsdokumentarin. Superidee, die Senioren einzubinden. – Dr. Aide Rehbaum

 

Ich bin zwar „erst“ 69, habe aber in der Schule noch Sütterlin (oder so) für das Schönschreiben gelernt. Weil ich Spaß daran fand, kann ich es bis heute schreiben und lesen. Für meine Doktorarbeit in der Physikgeschichte hat es mir genützt, weil ich viele Briefe aus dem 19. Jahrhundert transkribieren konnte. Natürlich ist die Handschrift bzw. Sauklaue dabei das Problem, sie schreiben das ja auch. Dafür habe ich mir natürlich auch ein paar Strategien ausgedacht. Warum ich ihnen schreibe: Geben sie doch bitte diese Mail an ihre Interviewpartner weiter, vielleicht kann ich ja helfen, denn mir ging es zwar nicht wie Herrn Werner, da ich das prinzipiell lesen konnte, aber vielleicht hilft es ja Herrn Mühlberger ein bisschen, obwohl sich das bei ihm schon ziemlich gut anhört. Jedenfalls ist das eine wichtige Software, wie ich von den jungen KollegeInnen weiß. – Michael Barth

 

Die über 80jährigen sind nicht die letzte Generation, die Sütterlin in der Schule gelernt hat. Ich bin über 60 und kann‘ s auch noch. – Eva Tophoven

 


 

 

Leserbriefe zu „Wer räumt das jetzt ab?“ von Florian Gasser et al.

 

Wenn man auf unsere „Pandemie-Verwalter“ setzt, dann ist Hopfen nebst Malz total verloren. Davon könnten sämtliche Gastronomen ein Lied singen, aber mit dem Singen ist das auch so eine Sache. „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, ohne Furcht was man im Lande glaubt; wo man singet, wird kein Mensch beraubt, böse Menschen haben keine Lieder.“ (Johann Gottfried Seume, 1763-1810, deutscher Dichter & Schriftsteller) Bei uns in Gostenhof, da war die Kunst und die Kultur daheim, Teile davon gibt es noch. Mit der Kneipenkultur, das ist dann so eine Sache in Gostenhof, ist ein Biergarten dabei, da geht vielleicht wieder etwas. Fehlt ein Biergarten, dann ist Schicht im Schacht. Eine Kneipe, die hat es besonders hart getroffen, inmitten der Pandemie hat der neue Wirt alles renovieren lassen; bisher hatte die Kneipe keinen einzigen Tag offen! – Klaus P. Jaworek

 

Ich finde, in dem Artikel wird gut dargestellt, woran es vor allem hapert in der Gastronomie:Unzureichende Bezahlung und zu lange Arbeitszeiten. Es sollte möglich sein, gut ausgebildete Fachkräfte für die Gastronomie schnell wieder von Hilfsjobs, wie das Einräumen von Supermarktregalen, zurückzugewinnen. Bei fairem Lohn und vor allem bei Arbeitszeiten, die nicht jenseits der 50-Stunden-Woche liegen, damit auch noch ein gesellschaftliches Leben außerhalb des Berufes möglich ist. Nach Corona wäre doch ein Neubeginn angebracht, bei dem dann auch wir, die Gäste, angemessen für gutes Essen und guten Service bezahlen. – Robert Schuster

 

Corona als Chance für einen Neustart- jedoch auf einer anderen Qualitätsstufe. Die Corona-Krise ist und war in vielen Bereichen wie ein Brennglas. Bekannte Probleme und Fehlentwicklungen wurden sichtbar. So auch in der Gastronomie und in der gesamten Reisebranche. Geiz war geil aber auch die Ursache für die entstandenen Schäden. Deutschland ist nach wie vor ein wohlhabendes Land. Viele Menschen machen nicht nur einmal im Jahr Urlaub. Zu Ostern fährt man gerne Ski. Pfingsten ist der Startschuss für die deutschen Küsten. Im Sommer geht / ging es ohnehin ins Ausland, der Sonne wegen. Der graue Herbst lockt auch nochmal mit Schnäppchenreisen dahin, wo es wärmer ist und der Winter macht alles möglich. Skifahren in den Bergen oder doch lieber wieder in die Sonne.

Wenn wir gerade nicht verreist sind und daheim bleiben, gehen wir selbstverständlich regelmäßig ins Restaurant, ins Café oder in die Bar. Wir gehen ins Kino, in Fitnessclubs, besuchen Konzerte und Theater. Alles gut, alles so weit in Ordnung. Alle diese Möglichkeiten, die Freizeit so zu gestalten, wie es jedem gefällt und wie es der Geldbeutel erlaubt, haben der Branche einen gewaltigen Aufwind verschafft. Nur zu welchem Preis? Um diese Frage kinderleicht und für jeden eindeutig zu beantworten, muss sich jeder einmal die Frage stellen: Möchte ich auch selber zu den Konditionen, schlechte Arbeitszeiten, auch und gerade an den Wochenenden und Feiertagen arbeiten? Möchte ich meinen Wohlstand davon abhängig machen, ob ich genügend Trinkgeld bekomme, um damit jeden Monat über die Runden zu kommen? Möchte ich eine weite Anreise zu meinem schlecht bezahlten Arbeitsplatz in Kauf nehmen, weil ich es mir nicht leisten kann, dort zu wohnen wo ich auch arbeite?

Die ehrlichen Antworten wären sehr wahrscheinlich sehr ernüchternd. Es ist wie beim Einkauf im Billigdiscounter. Nur die wenigsten fragen sich, wie diese Preise entstehen können. Einer muss auf jeden Fall dafür bezahlen. Ich aber bitte nicht. Ich hätte es gerne so günstig wie möglich. In unserem Freizeitverhalten ist die gleiche Mentalität festzustellen. Ich habe jetzt frei! Schließlich habe ich die ganze Woche (von Montag bis Freitag) gearbeitet. Ab Freitagabend möchte ich Spaß haben und unterhalten werden. Das für mein persönliches Freizeitvergnügen sehr viele Menschen arbeiten müssen, wird ausgeblendet. Nicht mein Problem. Nun ja. Dann kam jedoch Corona.

Schluss mit lustig. Und jetzt? Wie könnte es anders weitergehen? Die entscheidende Antwort könnte heißen: Eine neue Qualitätsoffensive in allen Bereichen der Gastronomie und in der Reisebranche. Weg von billig und oft, hin zu qualitativ höher, damit verbunden auch teurer und dafür etwas weniger als zuvor. Erst dann, wenn jeder Gast in einem Restaurant oder in einem Hotel die Frage für sich mit einem klaren JA! beantwortet, ich könnte mir vorstellen, unter diesen finanziellen und anderen Rahmenbedingungen selber auch zu arbeiten, dann wären wir der Lösung der Probleme sehr nahe gekommen. Wir haben keinen gesetzlichen Anspruch darauf, billig zu verreisen oder billig essen zu gehen. Schon gar nicht auf Kosten anderer. Die Corona Krise hat jetzt schon viele gastronomische Betriebe zur Schließung gezwungen. Es werden aber sehr wahrscheinlich noch viele folgen. Die Dehoga und alle Mitglieder sollten sich daher einig sein, dass eine Steigerung der Qualität gerade jetzt der Weg aus der Krise sein kann. Das fängt an mit einer vernünftigen Bezahlung aller Mitarbeiter. Keine Billiglöhne, die durch ein unsicheres Trinkgeld ausgeglichen werden sollen. Nein.

Die Arbeitnehmer müssen von ihrem Grundgehalt leben können, auch in einer Großstadt. Das Trinkgeld muss dann natürlich auch versteuert werden. Alle Arbeitskräfte sollen natürlich auch so viel Geld verdienen, dass sie in ihrer Freizeit genügend finanzielle Mittel zu Verfügung haben, um selber in den Genuss zu kommen, chic essen zu gehen, Urlaub zu machen und an kulturellen Veranstaltungen teilnehmen zu können. Der massive Einsatz von ungelernten Kräften in Küche und Service ist wie die Säge, die den Ast absägt, auf dem man sitzt. Der Beruf des Kochs, der Servicekraft, des Personals des Housekeeping sind allesamt Lehrberufe! In einer mehrjährigen Ausbildung erwirbt man auch hier die Grundkenntnisse für eine qualifizierte Arbeit und kundenorientierte Dienstleistungen, die dann auch ihren Preis wert ist.

Gastronomen, die ungelernte Hilfskräfte einstellen, werten damit die qualifizierten Fachberufe ab. Arbeitszeiten müssen so gestaltet werden, dass die Mitarbeiter auch ein Familienleben führen können. Zum Gastgeber und zum Dienstleister in der Gastronomie und in der Hotelbranche muss man geboren sein. Das ist für mein Verständnis kein Nebenjob. In vielen Urlaubsgebieten, besonders auf den Nord- und Ostfriesischen Inseln kommt zu allen bekannten Problemen noch die prekäre Wohnsituation hinzu. Hier erwartet man tatsächlich, dass Mitarbeiter täglich auf das Festland pendeln sollen oder in winzigen Behausungen auf den Inseln wohnen sollen. Auch hier wieder die Frage an alle Beteiligten: Möchten Sie das auch für sich selbst so regeln?

Wahrscheinlich nicht. Die Folge dieser kurzsichtigen Handlungsweise ist die, dass sogar Spitzenrestaurants schließen mussten. Selbst auf Sylt. Hier müssten Gastronomen und die Bürgermeister der Städte eng zusammenarbeiten. Es kann nicht sein, das freiwerdender Wohnraum ausschließlich in Ferienwohnungen umgewandelt werden. Wo bitte sollen dann arbeitenden Menschen wohnen? Es müsste quasi ein Vorkaufsrecht bestehen, um einen prozentualen Anteil der freien Wohnungen ausschließlich für die auf den Inseln arbeitenden Menschen als Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die gesamte Branche muss diese Fehler als solche erkennen und gemeinsam lösen. Alle Verbände sind aufgerufen, ihre Unterstützungen und Hilfen in eine andere Richtung zu lenken. Qualität hat ihren Preis und dieser Preis muss auch bei den Arbeitnehmern ankommen, die unser lockeres und leichtes und luxuriöses Leben möglich machen.

Ich bin Koch, zuerst in der Gastronomie, in einem Bistro und heute in einem Krankenhaus. Die Arbeit an den Wochenenden und an Feiertagen ist normal. Wenn ich verreise, beherzige ich natürlich alle Kriterien, die ich hier beschrieben habe. Liebe selten, dann aber gut ausgehen und reisen. Ich wünsche der Branche den Mut, Veränderungen zuzulassen und dies als Chance für die Zukunft zu sehen. – Andreas Löbbers

 


 

 

Leserbriefe zu „Also mir ist das ein bisschen zu irre“ von Lara Grellmann

 

Ich habe gerade gespannt Ihren Artikel ‚Also mir ist das ein bisschen zu irre‘ in der aktuellen Ausgabe gelesen. Danke für das mutige Stück. Ich habe selbst in einer etwas anderen Weise schon Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen gemacht und möchte in dem Zusammenhang eine unglaublich warmherzige und schöne Serie empfehlen, die Frau Grellmann scheinbar noch nicht kennt: Please like me ist eine australische teils autobiografische Serie, die sich mit Humor aber auch Verständnis ganz anders an das Thema annähert als beispielsweise 13 Reasons Why. Frau Grellmann: Bitte schauen Sie Please like me und ändern Sie ihr harsches Urteil über die moderne filmische Aufarbeitung psychischer Krankheiten. Zu finden ist die Serie glücklicherweise auch auf Netflix ;) – Arite Keller

 

Ich möchte mich für den Beitrag >Also mir ist das ein bisschen zu irre<, von Lara Grellmann – N• 22, vom 27.05.21 – bedanken! Dass jemand das so hundertprozentig echt und gelebt wiedergibt! Wahr & schmerzhaft … Weil auch ich genau solche Situationen erlebt habe und noch erleben muss – dissoziative Zustände; Flashbacks, suizidale Erfahrungen/Gedanken usf. Seit Kindertagen. Danke nochmal für die offenen Worte, sie machen einem Hoffnung! – Lilly Lux

 


 

 

Leserbriefe zu „Der heimliche Botschafter“ von Matthias Krupa

 

Ich weiß nicht, ob ich den Beitrag über Leslie Mandoki lachen oder weinen soll. Ich will auch gar nicht groß darüber nachdenken. Ich habe den Beitrag gelesen und abgehakt, mehr fällt mir echt dazu auch nicht ein! – Riggi Schwarz

 

Im Beitrag über Leslie Mandoki haben Sie Viktor Orban um 10 Jahre älter gemacht: 2013 war er erst 50, nicht 60. Da war er nicht nur jünger, sondern auch noch beliebter bei den Ungarn und in Europa. Jetzt kann er nicht mehr so sicher sein, dass er 2023, zu seinem wirklichen 60. Geburtstag, auch noch Regierungschef sein wird ! – Dr. Werner Thaller

 


 

 

Leserbriefe zu „Die Erben der Hanse“ von Lu Seegers

 

Müßte es nicht in der Überschrift Ihres Artikels „ wofür die Rede vom Hanseatentum …“ stehen,anstatt für was ? Kann sein ,dass die Entwicklung der ( deutschen ) Sprache so schnell verläuft, dass ich nicht mehr folgen kann oder es ist ein Beweis für die hochgelobte Diversität, sich modern ausdrücken zu können ? In Berlin gab es gestern eine Demonstration mit dem Thema : Schule kann anders ! Ich schlage vor, die Schule sollte einen guten Deutschunterricht vermitteln und keine platten Sprüche klopfen. – Jürgen Lungwitz

 

Mit großem Interesse las ich Ihren Beitrag in der ZEIT über das „Hanseatische“. Und mir fiel wieder ein, was meine Mutter erzählt hat. Sie stammte aus Finnland, war Ende 1944 nach Deutschland gekommen. Die Familie meines Vaters lebte in Reinbek, am südöstlichen Rand Hamburgs. Man war bekannt mit den Nevermanns, vielleicht durch das Hockeyspielen. Jedenfalls wurden meine Eltern zu Familienfesten etc. eingeladen. Meine Mutter berichtete viel später – immer noch halb amüsiert, halb betroffen -, dass man in den ausgehenden 1940er und den 1950er Jahren in diesen Kreisen bei Bräuten und jungen Ehefrauen, sofern sie aus Hamburg stammten, von einer „geborenen“ Soundso sprach. Kam die junge Frau nicht aus Hamburg, sprach man von einer „gewissen“ Soundso. Ich bin sicher, dass meine Mutter diese kaum wahrzunehmende Ausgrenzung aus der hanseatischen Gesellschaft auch auf sich selbst bezogen und deswegen nicht vergessen hat. Die feinen Unterschiede eben! – Alice Uebe

 


 

 

Leserbriefe zu „Zeichen der Immunität“ von Andreas Bernard

 

Ein kleiner Piks in den Oberarm und schon ist alles gut! Schön wäre es! Ist denn das Wissen um die Wirkung der Impfstoffe wirklich so sicher, oder wird nur so getan, um uns ein gewisses Sicherheitsdenken vorzugaukeln? Wer weiß denn schon, ob manche, einige, viele, der geimpften Menschen, nach Wochen, nach Monaten oder auch nach Jahren über merkwürdige gesundheitliche Probleme klagen werden? Ob dann ein Zusammenhang mit dem Impfen zu sehen ist, oder gesehen werden will, das wird sich vielleicht demnächst zeigen! Vielleicht werden die Geimpften eine (gewisse) Immunität gegen Corona entwickeln, vielleicht bleiben auch die Impfgegner weiter doch immun, immun gegen das ganze Impfgedöns. – Riggi Schwarz

 

Ich habe mit großem Interesse den Artikel von Andreas Bernhard in der aktuellen Zeit gelesen. Nur stößt mir grad sauer auf, dass der Autor bei seinem Geschichtsabriss zu Impfungen in der westdeutschen Perspektive feststeckt. Anders kann ich es nicht sagen. Die (erfolgreiche) Geschichte des Impfens in der DDR & auch der Dokumentation davon fällt für ihn komplett raus. Mich ärgert das!

Meine eigene Erfahrung zeigt, dass ich als Kind in der DDR problemlos meinen Impfschutz erhalten habe & diese mit dem kleinen roten Dokument nachweisen kann. Die Ärzte (aus dem gesamten Bundesgebiet) bei denen ich war, stempeln da auch nach dem Niedergang der DDR freudig die Stempel meiner aktuellen Impfungen rein. Außerdem können sie problemlos meinen aktuellen Impfstatus verfolgen. Hoffentlich kommt bald der Stempel für die Corona Schutzimpfung dazu. Momentan befinde ich mich auf einer Warteliste mit 1500 anderen Menschen. – Mirjam Knickmeier

 


 

 

Leserbriefe zu „Der rechte Ton“ von Mariam Lau

 

Wie hieß es einst? „Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben“. Kaum irgendwo trifft der Spruch so zu wie im Kapitalismus. Ist das Kapital erst mal verteilt,…Der einfache „Ossi“ konnte das natürlich nicht wissen. (aber auch die fast lächerlich kritiklose Bejubelung des „Westens“ von Frau Merkel und Herrn Gauk zeugen von dieser Ahnungslosigkeit). So ist die Enttäuschung gigantisch. Dass DIE Partei des Kapitals, die CDU im Osten trotzdem regiert zeigt „Die Hoffnung stirbt zuletzt“. Dies erklärt auch die Spaltung der AfD:Während der „Wessi“ Meuthen die bessere (kapitalistischere) CDU sein will, wollen die im Osten eher Sozialismus für Deutsche, eben Nationalsozialismus. – Dieter Herrmann

 

Die politischen Verhältnisse in Sachsen-Anhalt habe ich in Ihrem Artikel von vergangener Woche nicht wieder erkannt. Von der Denkschrift der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden keine Spur mehr. Die unverhohlene Zusammenarbeit der CDU Fraktion mit der AfD, die dazu geführt hat, dass der Ministerpräsident seinen Medien-Staatsvertrag zurückziehen musste, in einem anderen Land? Ich habe mich gefreut, dass die Kolleginnen der Süddeutschen diese Woche besser recherchiert haben. – Hans-Ronald Niehus

 


 

 

Leserbriefe zu „Tragen wir im Herbst noch Maske?“ Expertise von Alena Buyx et al.

 

Natürlich tragen wir im Herbst noch Maske, auch im Winter, im Frühjahr, und im Sommer. Dann kommt wieder der Herbst ins Land, der Herbst 2022, und langsam, ganz langsam, dann können wir es uns gar nicht mehr vorstellen, dass ein Leben ganz ohne Maske, irgendwie noch lebenswert sein könnte! Dann kommt der Zeitpunkt, und wir können unsere Maske nicht mehr abnehmen, denn die Maske ist mit dem Gesicht verwachsen! – Riggi Schwarz

 

Frau Buyx, Sprecherin des Ethikrats, würde sich über ein Impfangebot für ältere Kinder und Jugendliche freuen. Laut EMA-Homepage wurde der Biontechimpfstoff an 12-17 Jahre alte Kinder tatsächlich schon verimpft, in dieser Altersgruppe aber sicher nur sehr selten. Trotzdem wurden 4Gesichtsnervlähmungen und 2 Thrombosen gemeldet . Ist wirklich das Impfen gesunder Kinder – mit minimalstem Risiko eines schweren Covid-Verlaufs – ethisch kein Problem?

Ein Paradebeispiel für die „asymmetrische Kommunikation“, wie sie Bernd Stegemann vor 2 Wochen in dieser Zeitung beschrieben hatte, liefert Herr Karagiannidis: Auf die Anklage, mit prophezeiten Maximalzahlen Panik geschürt zu haben, geht er nicht ein und verweist stattdessen auf die Arbeitssituation auf den Intensivstationen. Keine Auseinandersetzung mit dem Vorwurf, sondern – moralisch empört – Verweis auf ein ganz anderes Faktum. So stiehlt man sich aus der Verantwortung für Frau Merkels („die Intensivmediziner flehen uns an“) Anschlag auf den Föderalismus. – Dr. Matthias Staiger

 


 

 

Leserbrief zu „Schecks für alle: Wem helfen Joe Bidens Geldgeschenke wirklich?“ von Josef Joffe

 

Was sind das für „Marktwirtschaftler“, die behaupten, daß ein Scheck von 1400 Dollar Ursache sei, deretwegen sich zu wenige Amerikaner um Arbeit bemühen, weshalb dort 7,5 Millionen Arbeitsplätze unbesetzt seien? Oder sind das eher eine Lobbyrichtung, die ignoriert, daß laut dem selben Artikel die Hälfte dort erstmal ihre Schulden reduzieren will, die dort viele drücken, obwohl sie oft mehrere Jobs machen: Selten lese ich so viel „schräge“ Argumente wie gegen staatliches „Helikoptergeld“: Allein die inflationäre Wirkung finde betrachtenswert: die aber auch nur dort eintreten kann, wo es tatsächlich zu mehr Konsum knapper Güter führen würde. –Christoph Schaddach

 


 

 

Leserbrief zur Infografik „Waffen aus der Hölle“ von Anne Gerdes (Infografik) und Hauke Friederichs (Recherche)

 

War wohl ein kleines Versehen 2x Somalia auf Ihrer Grafik, dabei Algerien vergessen. Sind noch mehr Fehler versteckt? – Hans-Jürgen Holstein

 


 

 

Leserbrief zu „Wie sicher sind Seilbahnen?“ Gespräch mit Gabor Oplatka geführt von Christina Pausackl

 

Seilbahnen sind eine Schweizer Spezialität.Die Eidgenossen verstehen was davon. Und wer nichts davon versteht,sollte die Finger von dieser Gondelei lassen. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Das an den Rand gedrängte Land“ von Yassin Musharbash

 

Die Zahl der Einwohner Jordaniens wuchs von 481 Tausend im Jahre 1950 auf 9’903 Tausend im Jahr 2018. Die Zunahme betrug also fast 2000% (Zahlen vom World Population Prospect der UN). Wichtigster Grund für die Zunahme ist die Aufnahme von Flüchtlingen aus Palästina und Syrien. Ein wesentlicher Grund für die Zunahme ist auch die immer noch hohe Geburtenrate, die von 8 im Jahre 1970 auf 2.76 im Jahr 2018 gesunken ist.

Jordanien ist aus mehreren Gründen auf Hilfe von Aussen angewiesen, um seiner Bevölkerung den Lebensunterhalt zu sichern. Diese Situation teilt es mit einer wachsenden Anzahl von Staaten. Ein Grund ist – neben der Bevölkerungszunahme – die sich öffnende Schere zwischen arm und reich. Grund dafür ist auch der technische Fortschritt, der es ermöglicht grosse Gewinne zu erwirtschaften, ohne es nötig zu machen, eine entsprechende Zahl von Arbeitsplätzen zu generieren. Ein weiterer Grund sind die Massnahmen gegen den Klimawandel, die zu einer Reduktion der Einnahmen aus Öl- und Gasförderung führen. Dies führt zur Suche nach Ersatzperspektiven, die mit hoher Geburtenrate verbunden sind und zu politischer Instabilität.

Ein notwendiges Gegenmittel wäre es, das Bevölkerungswachstum langfristig den verfügbaren Ressourcen anzupassen. Dazu wären allerdings auch Massnahmen notwendig, die kaum auf Akzeptanz stossen. Das Eigeninteresse verbietet daher den lokalen Eliten solche Massnahmen ausreichend zu unterstützen. Diese Situation macht es notwendig weltweit eine Weltsicht zu propagieren, die auf das langfristige Fortbestehen der Menschheit ausgerichtet ist und mit dem die nötigen Massnahmen als alternativlos begründet werden können. Hier sind die Staaten aller Kontinente gefordert, unabhängig von ihrer Geburtenrate. Diese Forderung mag in mancher Hinsicht naiv oder utopisch aussehen, es gibt aber wohl keinen anderen Weg aus dem Schlamassel. Natürlich muss dieser Weg mit gegenseitigem Respekt beschritten werden. – Dr. Gernot Gwehenberger

 


 

 

Leserbrief zu „Und hinterm Plexiglas ein magisches Leuchten“ von Christine Lemke-Matwey

 

Welches Problem? Im Bericht über den Atelierbesuch bei Philipp Fürhofer wird unsere Sterblichkeit als „recht altes Problem“ bezeichnet. Die Autorin hat erkennbar nicht begriffen, dass gerade und nur die Sterblichkeit das menschliche Leben ermöglicht. – Hans van Treeck

 


 

 

Leserbrief zu „Blau II“ von Antonia Baum

 

Der langen Rede kurzer Sinn: Irgendwie geht es hier um Tauben,die alles vollkleckern.Die Autorin hat Zoff mit dem Nachbarn, dieser offensichtlich ein Taubenfreund.Die Eskalation mündet in die Frage der Autorin, ob sie dem Nachbarn nicht einfach mal eine schmieren sollte. Hier ist Glatteis.Nämlich der Beweis, dass Frauen gewalttätig werden können.Vorschlag:Der Ehemann oder Lebensgefährte der Autorin schmiert dem Nachbarn eine;so unter Männern.Auch nicht empfehlenswert. Das könnte man als Körperverletzung deuten;mit Folgen vor Gericht wohlmöglich? Also. wenn es den unbedingt sein muss,selbst ist die Frau.Schmieren Sie dem Nachbarn eine.Mit den Folgen werden Sie lässig fertig,so wie Sie sich hier darstellen. Nur ich passe jetzt lieber.Weil sonst bin ich auch dran, wegen Aufforderung zu Gewalttaten. NB.Bitte meinen Beitrag hier nicht ernst nehmen,ich habe eben versucht, der Sache etwas Humor abzugewinnen. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Alkoholische Schwingungen“ von Francesco Giammarco

 

Alkohol und Schwingungen ist gut getroffen.Wer besoffen ist der schwingt ja eben so durch die Gegend. Und vor allen Dingen,er vergisst ein bisschen,die Misere seines Lebens.Warum dieses Verhalten aber den öffentlichen Raum entspannt,bleibt das Geheimnis des Autors.Auf der Strasse pinkeln,das ist einfach igitt.Auch mit Maske. – Hans-Emil Schuster

 


 

 

Leserbrief zu „Verklemmte Welt“ von Michael Allmaier

 

Was bei oberflächlichem Blick als erfreulicher Kampf zwischen David und Goliath anmutet, stellt sich bei differenzierter Betrachtung als Pyrrhussieg dar. Während die Firma Lego substantielle Investitionen unternimmt um Ihre Produkte und den damit verbunden enormen Bedarf an Kunststoffen auf nachhaltige Rohstoffe umzustellen – kein leichtes Unterfangen, müssen doch hohe Qualität, Dimensionsstabilität und lange Haltbarkeit der Spielsteine weiter gewährleistet bleiben – wird hier minderwertige Billigware aus einem kommunistischen, Menschenrechte missachtenden Land importiert.

Zwar findet sich auf der Homepage ein Hinweis auf die EN71 – das Zertifikat dafür fehlt aber. Es bleibt zu befürchten, dass die Spielsteine Schwermetalle (in den Farben) und andere Substanzen enthalten die in der EU bereits seit Jahren verboten sind und nicht der Chemikalienverordnung REACH entsprechen. Eine Tatsache bei vielen Importspielwaren aus China und Grund genug nicht nur Kinderarbeit, sondern auch die Einhaltung europäischer Vorschriften bei der Produktion in das Lieferkettengesetz hineinzuschreiben. Das auf der Homepage genannte „hochqualitative“ ABS beinhaltet enthält vermutlich Restmonomere von Acrylnitril – einer der Gründe warum dieser Kunststoff mittelfristig in der EU verboten wird und warum Lego händeringend nach nachhaltigen Alternativen sucht.

Wenn die Firma Qman in Europa verkaufen möchte, dann soll sie hier in der EU entsprechende Investitionen tätigen, eine Kunststoffverarbeitung aufbauen, die hiesigen Standards gerecht wird, unsere Vorschriften einhalten und heimischen Arbeitskräften adäquate Löhne und Sozialleistungen bezahlen. Das wäre fairer Wettbewerb. Durch den Import aus China wird nicht nur ein bedrohliches, bereits viel zu mächtiges Regime weiter gestärkt, es wird die heimische Wirtschaft geschädigt und es werden lokale Arbeitsplätze vernichtet. Ebenso werden Europäische Grundwerte wie hohe Produktqualität und Innovation zu Grabe getragen – zum Preis von ein paar Cent pro Spielstein. – Helmut Hassek

 


 

 

Leserbrief zu „Der Zweifel. Was geschah in Wuhan?“ von Andreas Sentker

 

Mich würde interessieren wie viele solcher Tiermärkte es in China gibt, grobe Schätzung wäre ausreichend, wie viele solcher Labore es gibt, hier darf es genauer sein, und wie häufig es beide Einrichtungen in einer vergleichbaren Entfernung zueinander wie in Wuhan gibt. – Willi Krebser

 


 

 

Leserbrief zu „Die Kunst zu atmen“ von Marc Widmann

 

Wunderbares Projekt, um long covid Patienten zu helfen! Aber warum ehrenamtlich??? Das ist ein sinnvoller Therapieansatz bereitgestellt von Fachleuten! Warum werden die nicht bezahlt? Mal wieder nach dem Motto: brauchen Künstler für ein Projekt, können nichts zahlen, aber es ist ja bestimmt eine gute Möglichkeit Erfahrung zu sammeln und künstlerisch zu wachsen. Wie schön für die Künstler! (Kunst kommt nicht von Können sondern von :“Kunnst ma was für mich vortrage. Kriegst auch’n Applaus…“) – Wolfgang Michel

 


 

 

Leserbrief zu „Wissenschaft muss angriffslustig sein!“ von Jens Rehländer

 

Sicherlich brauchen wir mehr professionelle und vor allem glaubwürdige Wissenschaftsjournalist*innen, da die Wissenschaftler*innen selbst ihre Erkenntnisse einem breiten Publikum oft nicht verständlich und überzeugend vermitteln können – was man von ihnen aber wohl auch nicht erwarten darf, denn das ist nicht ihr Beruf. Gegen gezielte und breite Desinformationskampagnen z. B. von großen Energie- oder Autokonzernen oder von Staaten wie Russland, die es ja bereits nachweisbar gab, in den vergangenen Jahren bevorzugt im Internet, wird „schnell sein, laut sein und angriffslustig“ aber wohl nicht ausreichen.

Öffentliche Lügen mit dem Ziel, anderen Menschen zu schaden und selbst Vorteile zu erlangen, fallen nicht unter die Meinungsfreiheit und sollten meines Erachtens bestraft werden – und zu bestrafen sind meiner Meinung nach nicht nur die Lügner*innen selbst, soweit man ihrer überhaupt habhaft werden kann, was bei Putin-Trollen in Russland und ExxonMobil-Trollen in Übersee kaum gelingen dürfte, sondern auch jene Plattformen, die die Lügen veröffentlichen und verbreiten und damit Geld verdienen, also Facebook, Twitter, Instagram, YouTube usw.

Für Veröffentlichungen in sogenannten sozialen Netzwerke sollten meines Erachtens die gleichen Regeln hinsichtlich Wahrhaftigkeit und Sachlichkeit gelten wie generell für die Artikel seriöser Medien wir DIE ZEIT oder SPIEGEL. Dann wären Desinformationskampagnen von Corona- oder Klimawandelleugner*innen oder Anhänger*innen von Verschwörungstheorien oder eben von lügnerischen Unternehmen oder Diktatoren kaum mehr möglich. Und hinsichtlich der Höhe der Strafgelder denke ich – den Gewinnen z. B. von Facebook und YouTube angemessen – an Milliarden, nicht an Millionen Euro. – Dr. Ulrich Willmes

 


 

 

Leserbriefe zu „Über eine merkwürdige Müdigkeit und die Frage, worüber man sich heute noch ärgern darf“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

 

Schön, dass Sie Ihren Abgesang auf ihre eigene Kolumne so intensiv vorantreiben. Habe viele Jahre mit Begeisterung Ihre Zeilen gelesen. Aber jetzt ist Schicht im Schacht! Geht ja schon einige Zeit so, dass Sie nichts Originelles mehr hervorbringen und ständig Ihre alten Wehwehchen pflegen Nicht Ihr Umzug ist Ihre Krankheit, wie Sie vermuten, sondern tatsächlich Ihr „Fatigue“ – Sie sind ausgebrannt, Sie haben alles gesagt, alles geschrieben, alles hin-und hergewendet – und jetzt fällt Ihnen nichts Originelles mehr ein.

Verstehe: Ein Altersphänomen. (Auch ich mag nicht mehr fensehschauen, alles gesehen und gehört und gelesen – es gibt nichts mehr Neues, selbst sogenannte „Bestseller“ sind oft ein alter Hut – liegt aber an uns Alten selbst!). Es ist Zeit aufzuhören, ehe es Ihnen von vorgesetzter Stelle nahegelegt wird. Verzichten Sie auf die paar Groschen, die Sie von der ZEIT für Ihre Kolumne erhalten und treten Sie mit (noch) erhobenem Haupte aus dem ZEIT-Magazin ab. Danke für Ihre oft so treffenden Gesellschaftskritiken! Aber inzwischen öden Sie mich als Leser nur noch an – leider. – Roland Fischer

 

So lange ich die Kolumne von Harald Martenstein lesen kann (ich ärgere mich auch öfters mal), fühle ich mich weniger einsam. – Ulrike Zeidler

 

Die Kolumne „Über eine merkwürdige Müdigkeit und die Frage, worüber man sich heute noch ärgern darf“ ist für an ME/CFS oder Long-Covid Erkrankte und deren Angehörige ein einziges Ärgernis. Der Leser fragt sich zunächst, wohin der wirre Text, der viele Themen mischt, eigentlich zielt, bis er ahnt, dass Martenstein sich lustig machen will über den Medien-Hype um mögliche Spätfolgen einer Covid 19-Erkrankung „, um Long-Covid“, das dem Chronischen Fatigue-Syndrom ähnelt, einer eigentlich längst bekannten Krankheit, an der sein Spott sich nun vor allem abarbeitet. Dabei strotzt Martensteins Artikel nur so von Uninformiertheit, Ignoranz und Voreingenommenheit.

Direkt abstoßend ist zudem die aggressiv-hämische Diktion, die noch deutlicher wird, wenn man den Text – vom Autor selbst gelesen – in „NDR Kultur“ sich anhört. Hätte der Autor sich einmal informiert, wüsste er, dass ME/CFS ( = Myalgische Enzephalomyelitis/ Chronisches Fatigue-Syndrom) bereits seit 1969 von der WHO als schwere Erkrankung anerkannt ist, die oft zu einem hohen Grad körperlicher Behinderung führt. Die Betroffenen leiden neben einer schweren Fatigue (körperlichen Schwäche), die das Aktivitätsniveau erheblich einschränkt, unter neurokognitiven, autonomen und immunologischen Symptomen. Es ist eine furchtbare Krankheit, die meist jüngere Menschen brutal aus ihrem aktiven Leben und sozialen Umfeld reißt.

Allein in Deutschland gab es bereits vor Covid 19 etwa 240 000 Betroffene. ME/CFS bedeutet in den meisten Fällen, dass die Patienten ans Bett gefesselt sind, geschützt vor Unruhe, Geräuschen und hellem Licht, dass sie sich wegen ihrer orthostatischen Intoleranz kaum aufrecht halten können, dass jede Anstrengung (Spaziergang, Treppensteigen,längere Gespräche) sich in den Folgetagen rächt mit Muskelschmerzen, Herzrasen, Konzentrationsstörungen, schweren grippalen Symptomen u.v.a.m. Es gibt bislang keinen Therapieansatz für diese Erkrankung.

Über diese Kranken mokiert sich der Autor, insinuiert, sie seien Wohlstandsbürger, Hysteriker, Psychos oder „Versager“, die glücklich sind, dass ihre Einbildung einen Namen gefunden hat. „Das Müdigkeitssyndrom war ein großes Ding in den Medien, bis eines Tages niemand mehr davon redete.“ So werde es auch dem „großen Ding Long-Covid“ gehen, soll der Leser wohl denken. Der Autor redet viel über seine eigene angenehme (!) Müdigkeit, würzt seine kenntnislosen Ansichten noch mit Bemerkungen über Frauen, Reiche, hungernde Menschen und eine Autopanne und fragt dann am Ende witzig-ironisch, welche Menschengruppe so arm dran sei, dass sie vor allem sich beschweren dürfte.

Als Angehörige eines seit über 3 Jahren an ME/CFS Erkrankten können wir uns nur wundern, dass eine so renommierte, seriöse Zeitung wie DIE ZEIT, die dieser Krankheit 2019 schon einmal ein sehr berührendes Dossier widmete, einen derart unangemessenen, niveaulosen und perfiden Text in ihrem Magazin zugelassen hat. – Friederike und Lothar Grünewald

 

In der letzten Ausgabe vom 27.05.2021 schrieben Sie in Ihrer Kolumne im ZEIT-Magazin über “diese seltsame Müdigkeit”, über die man in den 80er Jahren schrieb. Weiter schrieben Sie, dass die Betroffenen – meist wohlhabende Weiße – sehr froh waren, dass Ärzte ihnen endlich eine Krankheit attestierten und sie nicht mehr als faul oder schwach tituliert wurden. Sie haben mit diesen Aussagen vollkommen Recht.

Diagnostiziert wurde die sehr schwere Multi-System-Krankheit ME/CFS tatsächlich nur bei wohlhabenden Weißen, die große Mehrheit mit diesem Krankheitsbild – davon ein beträchtlicher Teil arm oder weniger wohlhabend, schwarz oder mit anderen Hautfarben, musste weiter mit dem Stigma „faul“ oder „depressiv“ klarkommen, was nicht wenige in den Selbstmord trieb bzw. sie Jahrzehnte lang unterversorgt und verarmt dahinvegetieren ließ. (Hier muss ich natürlich sofort klarstellen, dass ich die Diagnose „depressiv“ durchaus nicht als Stigma empfinde, mir aber jeder zustimmen wird, dass eine falsche Diagnose zu einer falschen Behandlung führt und man Patienten durch eine falsche Behandlung schädigt.)

Weiterhin haben Sie damit Recht, dass es natürlich eine ungeheure Erleichterung ist, wenn man endlich eine Diagnose bekommt für das, was mit einem nicht stimmt: unerträgliche Schmerzen, Muskelschwäche, Licht- und Geräuschempfindlichkeit, geschwollene Lymphknoten, starker Schwindel, viele weitere Symptome und natürlich auch diese Fatigue, die Sie ja auch nennen, ohne auch nur im Geringsten zu wissen, was das ist. Fatigue bedeutet nicht, dass man sich erstmal eine Schorle am Kiosk holt, Fatigue bedeutet, dass man nicht in der Lage ist, den Kopf zu heben oder zu halten. Auch dass diese seltsame Diagnose irgendwann aus den Medien verschwand, ist richtig: Man begann, die Krankheit zu psychologisieren und mit kognitiver Verhaltenstherapie und Sport-Training zu „behandeln“, was Tausende von Patienten zu Pflegefällen machte.

Auch Sie werden es wahrscheinlich nicht lustig finden, dass sich an dieser Fehldiagnose bis heute nichts geändert hat: Ich selbst leide nach einer Virus-Infektion vor zwei Jahren an dieser Krankheit, musste etwa 90% meines bis dahin sehr zufriedenstellenden Lebens mit einem mich sehr erfüllenden Beruf aufgeben, kann meine Familie nicht mehr ernähren und werde als „arbeitsscheu“ und wahlweise „depressiv“, „hysterisch“ oder „phobisch“ diagnostiziert und versuche mit den mir verbliebenen 10% Energie für meine Rechte zu kämpfen, was – wie man sich denken kann – extrem schwierig bis unmöglich ist.

Auch mit Ihrer Aussage, dass die Krankheit – und ja, Sie werden mir jetzt hoffentlich zustimmen, dass dies tatsächlich eine Krankheit und keine Modeerscheinung ist (wenn nicht, brauchen Sie nicht weiterzulesen, dann ist das hier alles sinnlos) durch COVID wieder in den Blickpunkt gerät, haben Sie Recht. „Zum Glück!“ seufzen viele Tausende ME/CFS-Leidende weltweit auf; „vielleicht wird sie endlich ernstgenommen, vielleicht wird endlich geforscht, vielleicht wird uns nach Jahrzehnten geholfen.“

Allein: Auch den Long-COVID-Erkrankten wird nicht geglaubt, auch sie werden nicht ernstgenommen, auch sie werden ausgelacht, da „das ja alles nicht sein könne.“ Genau das ist die Begründung: „Das kann ja gar nicht sein.“ Am Rande habe ich den shitstorm, der Sie erreichte (oder Sie selbst vielleicht auch nicht erreichte) in den sozialen Netzwerken durch zu Recht (!) empörte und verletzte ME/CFS-Patienten mitbekommen. Auch ich bin zutiefst verletzt und enttäuscht. Aber es ist mir vollkommen klar, dass Sie niemanden diskriminieren und schädigen wollten. Aber genau dies haben Sie getan.

Ich bitte Sie inständigst, das in Ordnung zu bringen! Bitte informieren Sie sich z.B. bei fatigatio, bei der Charité bei Frau Prof. Scheibenbogen, bei der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS. Bitte (!) schreiben Sie eine Gegendarstellung und entschuldigen Sie sich für Ihren unbedachten Fehler! Ich verstehe tatsächlich, dass das passieren kann, aber Sie werden verstanden haben, dass Sie 300 000 Leidende in Deutschland (darunter auch viele Kinder) massivst geschädigt haben. – Anke Gioia

 

In ihrer letzten Kolumne sprechen Sie über Müdigkeit und das Chronische Müdigkeitssyndrom, welches es nach ihrer Auffassung nach einem kleinen Hype nach den 80er Jahren eigentlich gar nicht mehr gibt. Das wäre schön, ich leide -mit etwa 250000 anderen Betroffenen in Deutschland, was mehr sind, als Kranke mit Aids und Multipler Sklerose zusammen – seit 5 Jahren unter der schweren Erkrankung ME/CFS. Arbeitsunfähig und aus dem sozialen Leben geworfen mit einer Krankheit, die sehr unbekannt ist und gerne verleugnet oder heruntergespielt wird. Oder auch mal verlacht, wie jetzt bei Ihnen in der Kolumne. Woran das liegen mag?

Ich denke tatsächlich daran, dass – wie auch bei Ihnen geschehen – jeder Mensch schon einmal unter Müdigkeit und Erschöpfung gelitten hat und sich deshalb für einen Experten auf diesem Gebiet hält. Nein, die Müdigkeit und Erschöpfung, unter der ich seit 5 Jahren leide, hat nichts mit dem zu tun, was ein gesunder Mensch hin und wieder erlebt. Es handelt sich um eine CHRONISCHE Erschöpfung, die einfach nicht mehr endet. Man hat also nicht etwa eine Grippe oder eine Covid-Erkrankung, die nach ein paar Wochen endet, sondern man ist über Monate und Jahre ständig krank, erschöpft, voller Schmerzen und mit einer Schwäche, die einfache Handbewegungen mit dem Energieeinsatz wie für eine Bergwanderung werden lassen.

Dabei bin ich übrigens weder depressiv, noch suhle ich mich voller Selbstmitleid und Hypochondrie in meiner Erkrankung, wie es bei Ihnen deutlich anklingt. Ich finde, ihr Text ist ein ähnlicher Fauxpas, als würden Sie sich in das Erleben und die Krankheitsfolgen einer schweren Hautkrebserkrankung „einfühlen“ können- nur weil sie auf ihrem Arm einen kleinen Leberfleck haben. Bitte informieren Sie sich über die Krankheit bei seriösen Quellen – der CFS-Abteilung der Charité in Berlin zum Beispiel. Oder gucken Sie einfach mal fern – die Nachrichten der letzten Wochen sind voll von Berichten vom sogenannten LongCovid-Syndrom, welches nicht nur erschreckende Ähnlichkeit mit der Krankheit ME/CFS hat, sondern nach vorsichtigen Schätzungen von Fachleuten (zum Beispiel Carmen Scheibenbogen aus der o.g. Charité Berlin) zu ungefähr 10 Prozent in ein ME/CFS führen könnte. Mit oft lebenslanger Erkrankung. – Isabel Burgarth

 

Ich bin langjährige Zeitabonnentin, aber gerade frage ich mich, ob ich dieser Zeitung noch mein Geld geben möchte. Soeben haben ich den Text von Harald Martenstein (ZEIT Nr. 22/2021) gelesen, in dem er sehr seltsame Dinge über Fatique, ME/CFS von sich gibt. „Die Menschen waren beruhigt, wenn sie ihrer Krise den Namen einer körperlichen Krankheit geben konnten.“ „Das Müdigkeitssyndrom war ein großes Ding in den Medien (…)“. Wie kann so etwas geschehen? MECFS ist von den chronischem Krankheiten die mit der geringsten Lebensqualität! Ist es also angebracht sich derart über diese Krankheit zu äußern? Würde man sich so über Krebskranke äußern? Ist es lustig in Bezug auf eine schwere chronische und bislang unheilbare Krankheit zu schreiben „krank zu sein ist okay“?

Ich bin Mitte November 2020 an Covid-19 erkrankt und bin nie wieder gesund geworden. Ich habe diverse Beschwerden zu denen auch Fatique gehört. Es ist eine grausame Krankheit, die einen sehr einsam macht. Oftmals ist schon ein Telefonat zu anstrengend. Ich habe große Angst, dass diese Erkrankung sich bei mir chronifiziert. Herr Martenstein schreibt: „Jedenfalls gibt es eine große Sehnsucht nichts zu tun und an nichts zu denken“. Ich habe eine große Sehnsucht danach mein Leben wieder leben zu können! Ich habe nach 6,5 Monaten Krankheit keine Sehnsucht danach nichts zu tun und an nichts zu denken.

Ich bin 37 Jahre alt, habe vor der Krankheit gearbeitet, nebenher studiert und mich ehrenamtlich engagiert. Fatique ist keine „Spaßkrankheit“ nach dem Motto, ach gerade keine Lust. Es ist unglaublich, dass so ein Müll veröffentlicht wurde, ohne dass jemand etwas dagegen unternommen hat! Ich verlange eine Entschuldigung und eine Richtigstellung mit Information zu Fatique, ME/CFS! Harald Martenstein sollte aus Anstand Geld an Selbsthilfegruppen der an ME/CFS Erkrankten, oder der an Long-Covid Erkrankten spenden! – Lisa Lemke

 

Mit Fassungslosigkeit habe ich den Beitrag „Über eine merkwürdige Müdigkeit und die Frage, worüber man sich heute noch ärgern darf“ gelesen (https://www.zeit.de/zeit-magazin/2021/22/harald-martenstein-muedigkeit-fatigue-schlaf-serien). Schwer kranke Menschen werden in diesem Beitrag verhöhnt. Er ist an Zynismus nicht zu überbieten. Ich bin schockiert darüber, dass das Zeit Magazin solch ableistische Inhalte veröffentlicht.

ME/CFS ist eine schwere neuroimmunologische Erkrankung und gehört zu den Krankheiten mit der niedrigsten Lebensqualität. Mittlerweile ist klar belegt, dass es sich um eine körperliche Erkrankung handelt. Oftmals ist ein viraler Infekt die Ursache. Entsprechend kann ME/CFS, wie erste Studien bereits zeigen, auch nach Covid19 auftreten. Betroffene verlieren ihr Leben. Erst kürzlich war Frau Prof. Carmen Scheibenbogen von der Charité bei Markus Lanz zu Gast und hat über ME/CFS gesprochen.

Dieser Beitrag trägt zur Stigmatisierung schwerstkranker Menschen bei. Solche Beiträge sind der Grund, warum ME/CFS jahrzehntelang vernachlässigt wurde. Viele Behauptungen in dem Beitrag sind zudem schlichtweg falsch (wurde denn hier gar nicht recherchiert?). Mein Zwillingsbruder ist mit 30 Jahren aufgrund von ME/CFS bettlägerig. Was es bedeutet, eine Krankheit zu haben, die kaum ein Arzt kennt aber so schwerwiegend ist, dass das Leben vorbei ist, können sich gesunde Menschen nicht vorstellen. Übrigens: ME/CFS ist mit ca. 250.000 Betroffenen in Deutschland und davon ca. 40.000 betroffenen Kindern keine seltene Erkrankung.

Auch wenn dieser Beitrag von Herrn Martenstein kommt, so sind Sie meiner Meinung nach in der Verantwortung zu prüfen, was Sie veröffentlichen. Gerne können Sie sich hier über ME/CFS belesen: www.mecfs.deIch lege Ihnen insbesondere folgenden Artikel ans Herz, der erläutert, warum man bei ME/CFS noch ganz am Anfang steht: https://www.mecfs.de/durch-wegschauen-wurde-noch-keine-krankheit-erforscht/Ich bitte Sie darum, diesen Beitrag zu löschen. Hier wurde klar eine Grenze überschritten. – Astrid Böckmann

 


 

 

Leserbriefe zu „Schweigewochen“ von Friederike Milbradt im ZEIT Magazin

 

In meinem Bekanntenkreis hat eine Frau ihre Schwangerschaft bewusst vor der magischen Grenze von 12 Wochen bekannt gegeben. Einige Wochen später erzählte mir eine Verwandte, dass die Frau das Baby verloren habe. „Das hat sie davon, dass sie allen so früh von der Schwangerschaft erzählt hat“, sagte die Verwandte. Ich war sprachlos. Inzwischen weiß ich, dass die Frau erleichtert war, offen mit ihrem Verlust umgehen zu können. Und dass ihn auch viel mehr Menschen nachvollziehen konnten, da sie sich schon selbst auf den neuen Menschen gefreut hatten. Wie ich es selbst einmal machen werde, weiß ich noch nicht. Aber ich bin mir sicher, dass es da viele richtige Wege gibt. – Nadine Wagenbach

 

Ist denn wirklich heute auch das, das mich immer wieder mit großer Freude, Dankbarkeit, auch Neugier erfüllt hat, eine Schwangerschaft, nur zur Belastung geworden? – Dr. Ursula Augener

 

Eben habe ich im Magazin den Artikel „Schweigewochen“ von Friederike Milbradt gelesen. Ich finde diese Probleme, die sie da schildert sehr merkwürdig. Meine Kinder sind mittlerweile über dreißig und ich kenne dieses Ansinnen, nicht zu „voreilig“, im wahrsten Sinne des Wortes, von einer Schwangerschaft zu erzählen. Dies gilt aber für einen entfernteren Bekanntenkreis. Die nähere enge Bekanntschaft sollte ruhig informiert werden, weil man diese Tatsache auch mit jemanden teilen möchte und soll. Zudem ist der Vorgesetzte sofort bei Bekanntwerden einer Schwangerschaft zu informieren, um ev. Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Er wird es nicht ans Schwarze Brett hängen.

Bei meiner Schwangerschaft habe ich ein Gläschen Sekt zu einem Geburtstag unter einem kleinen Kreis von Arbeitskollegen verweigert. Da haben diese es natürlich gemerkt und mich darauf angesprochen und sind lieb mit mir umgegangen. Ich hätte es aber tunlichst vermieden, in einer so großen Besprechung, wie hier zitiert, von meiner Schwangerschaft zu erzählen. Hätte sie ihre Probleme nicht hinter Kreislaufproblemen verstecken können? Der Hintergedanke von diesem zurückhaltenden Informieren ist doch, dass man nach einem Abort nicht von jedem x-Beliebigen darauf angesprochen werden möchte. Ich bin der Meinung, dies wäre viel schlimmer, als vorher sich etwas geschickt bedeckt zu halten.

Bei dem Artikel hatte ich das Gefühl, dass die Autorin ihre Schwangerschaft als eine Schwäche gesehen hat, um mit den anderen Arbeitskollegen mithalten zu können. Zu Zeiten, wo man sich bewusst für oder gegen eine Schwangerschaft entscheiden kann und tut, hat man wohl gefälligst auch ohne Einschränkungen damit zurecht zu kommen. Das ist nicht richtig. Der Leistungsdruck unter den Arbeitskollegen ist wohl so stark, dass da eine Schwangerschaft und dann auch Mutterschutz und auch Mutter sein ein Nachteil ist. Ich habe es damals nicht so gravierend empfunden. Es sind eben fast alle schwanger geworden und es war viel normaler als jetzt. Resümee: ich finde den Artikel als sehr einseitig verfasst. – Rita Ebert

 

Mit Interesse – aber auch Verwunderung – habe ich den o. g. Artikel gelesen. Meine Schwangerschaft liegt zwar schon 42 Jahre zurück, aber ich kann mich nicht erinnern, dass damals so ein „Geheimnis“ darum gemacht wurde. Auch früher wusste man schon über diese drei Monate Bescheid, in denen noch etwas passieren konnte, und natürlich gab es Unterschiede, wem man wann davon berichtete, z. B. je nachdem, ob es sich um ein „Wunschkind“ handelte bzw. dem Vertrauensverhältnis zu der anderen Person, aber was Sie berichten, grenzt doch schon ein bisschen an Aberglauben. Auch von z. Z. Schwangeren ist mir das nicht bekannt. – Editha Rochow

 


 

 

Leserbriefe zu „Des Pudels Grünkern“ von Alard von Kittlitz im ZEIT Magazin

 

Ein sehr guter Einstieg in ein rein menschliches Thema mit „What is it like to be a bat“, und so dachte ich an Wittgenstein „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“ und wollte den Artikel beiseite legen. Dann habe ich aber doch weiter gelesen, im Angedenken an meine Hunde, und das Ende des Artikels war es dann wert, hätte eigentlich aber auch gereicht. Welche Rolle spielt der Hund heute für den postmodernen Menschen? Wenn jemand eine Ethik bemüht, um die Ernährung seines Hundes auf sein eigenes „ernährungsethisches“ Niveau umzustellen, so stellt sich doch zunächst die Frage, ob der Hund bei und mit diesem Menschen auf diese Art und Weise an diesem Ort leben will.

Und welche ethischen Regeln der Hund dafür aus seiner reflektierten Erkenntnis zu Grunde legt. Oder vielleicht sollte man darüber schweigen? Meine Hunde jedenfalls haben sich, vor die Wahl gestellt, für Fleisch statt Gemüse entschieden – jedesmal. Schwieriger wurde die Entscheidung zwischen rohem und gewürztem, gegarten Fleisch. Vielleicht sollten wir uns eher die tiefergehende Frage stellen, ob die Hundehaltung unter den gegebenen Umständen „Haltungs- und Ökologie-„ ethisch vertretbar ist, statt unsere Wertvorstellung dem Hund aufzubürden, nur um uns selbst das „schwanzwedelnde Glück“ zu genehmigen? Lasst doch Hunde Hunde sein! Das Fazit des Artikels ist des Pudels Kern. – Henri Süthoff

 

Der Bericht passt natürlich perfekt in den Vorwahlkampf und berührt das Thema Klimawandel gleich mit. Wir Menschen neigen (leider) immer mehr dazu, unsere tierischen Hausbewohner zu vermenschlichen. Nach dem Motto: Was gut ist für mich, kann für mein Haustier nicht schlecht sein. Die Frage „Sollte ich mein Haustier vegan ernähren?“ sollte somit auch zu den Fragen: „Sollte ich meinen Labrador in einer Ein-Zimmer-Wohnung halten und stundenlang alleine lassen?“ oder „Sollte ich meinem Hund einen Pulli stricken und mit ihm zum Friseur gehen?“ oder auch „Sollte ich mein Haustier bei 30 Grad Außentemperatur ohne Wasser während des Einkaufens im Auto lassen?“ führen. Was uns insgesamt zu der Frage führt: „Sollte ich auf Grund meiner charakterlichen Eigenschaften überhaupt ein Haustier besitzen, um es artgerecht zu halten?“ – Ralf Moritz-Meißner

 

Dem Schluss von Alard von Kittlitz‘ Artikel liegt wohl ein Missverständnis hinsichtlich der Ethik zugrunde: Die Ethik, also das Nachdenken über moralische Fragen aller Art, ist ja keine „rein geistige Domäne“, sondern befasst sich mit allen Graubereichen des menschlichen Lebens, eben auch mit der Ernährung der Menschen selbst und der ihrer Haustiere. Und da gilt es für Hundehalter*innen Entscheidungen zu treffen, über die (moralisch) nachgedacht werden kann. Übrigens sind auch die Veganer keine ethisch „absolut Guten“, auch für ihre Ernährung werden Wälder gerodet, Schiffe fahren um die Welt und die Umwelt wird belastet.

Ethische Aspekte hat etwa auch die Erziehung von Hunden, die verhindern soll, dass sie die Kaninchen der Nachbarn jagen oder andere Menschen erschrecken. Nach dem „rein Ethischen“ handeln, hilft hier tatsächlich nicht so recht weiter, vielleicht eher die Suche nach dem guten Leben von Menschen (und Hunden), das auch die Rücksicht auf unsere Umwelt mit einschließt. Die Suche nach dem Guten in diesem Sinne liegt im Zentrum der Ethik seit über 2000 Jahren. – Dr. Uta Müller

 


 

 

Leserbriefe zu „»Ich empfehle, sich schon mit 50 darüber Gedanken zu machen, wie das Leben mit 70 aussehen soll«“ von Chritine Meffert und Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Ich habe mit Vergnügen gelesen, wie Sie in einem Gespräch im ZEIT MAGAZIN Nr. 22 Ihre Vorstellungen von einem gelungenen Älterwerden darlegen. Es hat mir auch sehr gut gefallen, dass das Interview eingerahmt wurde von Bilder aus Ihrem Leben. Zu Ihrem Altersbild sagte meine Frau: „Das ist ein liebes Gesicht.“ Ich würde gerne eine Ergänzung machen – in einem einzigen Satz: „ Gelungenes Alter ist in weiten Teilen ein Geschenk“. Nicht, dass es meiner Frau und mir (80 und 81) an Bemühen gefehlt hat.

Aber eine Glück gebrachte Partnerschaft von fast 60 Jahren ist ein Geschenk, unsere Mitteilung: „Wir sind altersgesund,“ auf eine entsprechende Anfrage nach unserem Befinden ist ein Geschenk trotz einiger auch gewichtig zu nehmender Widrigkeiten; es ist ein Geschenk, dass unsere Kinder (4) und Enkelkinder (8) unsere gelegentlich etwas hochgestellte Sorge um sie nicht als Einengung empfinden, sondern mit nachsichtiger Zuneigung beantworten, es ist ein Geschenk, dass wir mit der Familie unserer jüngsten Tochter in einem lebensbunten Mehrgenerationenhaus wohnen, dass der zu großen Altersbehäbigkeit und dem wachsenden Altersstarrsinn entgegenwirkt und es ist ein Geschenk, dass der Rückblick auf meine berufliche Tätigkeit (Intensivmedizin) nicht nur davon erfüllt ist, dass diese zu einem auskömmlichen Familieneinkommen geführt hat, sondern dass beim Aufsuchen der vormaligen Wirkungsstätte freundliche Geschichten erzählt werden. Ich muss nicht wiederholen und tue es trotzdem: „ Gelungenes Alter ist in weiten Teilen ein Geschenk“. – Wolfgang Sielemann

 

Danke für die Empfehlung.Total nutzlos.Wer weiss den schon unter welchen Unständen wir in 20 Jahren leben?Und von diesen Umständen, die in 20 Jahren weiter auf diesen Planeten gültig sind, hängt es doch ab, wie wir leben können und dürfen.Aber diese Umstände kennt jetzt niemand.Also warum sich jetzt den Kopf zerbrechen. Carpe diem, lebe jetzt so gut und schlecht, wie es geht. Aber natürlich mit Maske. – Hans-Emil Schuster

 

Das hat mich schon sehr berührt,ich bin 67, mein Mann 70. Er sitzt und sitzt, ähnlich wie bei Loriot, freut sich über jeden Sonnenstrahl,sammelt Gedanken, Farben, ähnlich dem Frederick aus dem Kinderbuch, ich treibe und treibe, hab immer neue Projekte, aber er lächelt, sitzt weiter und nimmts mir nicht übel. Schmidtbauer hat sehr schön erklärt, wie gutes Altwerden sein kann oder könnte, mein Mann bekäme die volle Punktzahl. Ich bin dankbar über diesen Text, da ich gelassener werden könnte, mehr Verständnis aufbringen könnte…. mal sehen, obs mir gelingt. Ich bin auf dem Wege. – Haidi Schilling

 


 

 

Leserbriefe zu „Herzchen ohne Verstand“ von Sophie Passmann im ZEIT Magazin

 

Frau Passmann erwähnt in ihrem Artikel mehrmals den Begriff „Judenhass“ bzw. „Antisemitismus“ und „antisemitisch“, ohne auch nur ein einziges Mal konkret ein Beispiel zu nennen, was sie darunter versteht. Dies finde ich insofern sehr befremdlich, da in Zeiten, in denen die Politik Israels unter starker internationaler Kritik steht – was angesichts des jüngsten Krieges gegen Gaza verständlich ist – der Antisemitismus-Vorwurf wieder mal Hochkonjunktur in den Medien hat, um einen Nebelvorhang vor die israelische Kriegsmaschinerie zu legen und Kritiker mittels des probaten Antisemitismusvorwurfs zu diskreditieren.

Ich habe in Frankfurt M. zwei propalästinensische Demonstrationen besucht und nicht den geringsten Antisemitismus in Wort oder Schrift feststellen können. Die Frankfurter Polizei übrigens auch nicht. Vielleicht sollte man Frau Passmann mal klarmachen, daß Kritik an israelischer Politik nichts, aber auch gar nichts mit Judenhass oder Antisemitismus zu tun hat, es sei denn, Frau Passmann hält hunderttausende regierungskritische Israelis und z.B. Juden in den USA und anderen Ländern, für Antisemiten. – Björn Luley

 

Frau Passmann hat in ihrem Artikel vergessen zu schreiben, dass Gigi und Bella Hadid Palästinenserinnen sind. Sehr wichtige Information, gerade wenn sie selbst schreibt, dass „die alte Regel, dass Schweigen bei Unrecht Zustimmung sei, lässt sich nur anwenden auf dem Raum, in dem das Unrecht passiert.“ Nach diesem Argument haben Gigi und Bella Hadid mehr über Israel/Palästina zu sagen, als eine weiße Journalistin aus dem Land das 6 Millionen Juden ermordet hat, über Israelkritik. (Sollten auch die Alliierten im zweiten Weltkrieg einfach zugucken was in Deutschland und in dem von ihm besetzten Ländern passiert, inklusive dem Völkermord?!)

Frau Passmann nutzt ihre Reichweite um zu sagen was palästinensische Frauen mit ihrer Reichweite machen sollen: „einfach nur fröhlich oder talentiert oder hübsch zu sein“ und sich nicht politisch äußern. (Was für eine antifeministische Einstellung?!) Ihrer Meinung nach sollen diese palästinensischen Frauen schweigen, wenn in dem Land, dem Geburtsorts ihres Vaters, gerade palästinensische Zivilisten darunter 67 Kinder, die in der illegalen israelischen Blockade von Gaza geboren und leben müssen, von einem der größten Militärstreitkräfte der Welt ermordet werden.

Frau Passmann zufolge war die BLM Kampagne auf Instagram nicht politisch, obwohl es gegen die strukturelle Gewalt an Schwarzen in einem anderen Land ging: in diesem Fall in den Vereinigten Staaten. Instagram zu nutzen um dagegen aufzutreten war „logisch und unverfänglich“, gegen Israel aufzutreten ist antisemitisch. Sie sagt auch, dass es genug Arten von Judenhass gibt, aber sie hat nie ihre Reichweite benutzt um den Judenhass in Deutschland zu bekämpfen. Sie hat dagegen nicht die Stimme gehoben als es z.B. zu einem Angriff an die Synagoge in Halle gab. Ich finde es gefährlich, dass in Deutschland nochmal eine völkerrechtswidrige Unterdrückung eines Volkes beschwiegen wird und sogar die Redefreiheit von diesem Volk in Frage gestellt wird. – Borbála Bayour

 


 

 

Leserbriefe zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

 

Wieder einmal mit größtem Vergnügen habe ich Ihren Text über Greta und Ihre Reisepläne gelesen und habe da einen Tipp, der – glaube ich – alle Ihre Familienmitglieder zufriedenstellen wird: Fahren Sie nach Korsika! Wir sind jeden Sommer dort – seit 25 Jahren! Mein lieber Mann geht immer wieder seine Bergtouren und wenn ich Lust dazu habe, begleite ich ihn auch mal. Aber lieber bleibe ich in unserem angemieteten Ferienhaus und genieße Sonne, Meer, Lesen und Nichtstun. Natürlich ist Korsika eine Mittelmeerinsel, von der man im Notfall etwas schwieriger wegkommt. Aber es lohnt sich, hinzufahren! Selbst im letzten Jahr konnten wir dort trotz Corona unseren geplanten Urlaub verbringen.

Sehr empfehlenswert für einen solchen Urlaub ist die Ostküste südlich von Bastia: Herrlicher Sandstrand wartet dort! Und im Hinterland – max. 1/2 Stunde Fahrzeit entfernt – die Berge! Unser Urlaubsdomizil: PINEA MARE in Poggio Mezzana: www.pineamare.com (Tipp: Wenn möglich, die Seite auf französisch lesen. Dann sind Sie informiert und die deutsche Version kann dann noch zur Erheiterung dienen.) Ich freue mich, wenn wir Sie dort treffen sollten und verspreche, Sie in Ruhe zu lassen. – Monika Dittmann

 

Ein ehrlicher und schöner Beitrag. Nun, mit ihren Töchtern werden sie nicht in die Berge fahren. Aber danach geht es los… bei uns kamen erst die Orte, an denen es regnet – auch im Sommer: Bretagne, Schottland, Polen etc. Danach denn etwas mehr Luxus, schönes Hotel in Südtirol z.B. Und dann sagen die erwachsenen Kinder: ach, da könnten wir auch mal mit euch hin…. – Eva Lunetto

 


 

 

Leserbriefe zum Wochenmarkt „DAS GRUNDMUSTER DER GURKE“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

 

Dies soll mein erster und letzter Leserbrief sein, er bezieht sich auf Ihr heutiges Salatrezept, das Trost in Zeiten von zu hohen Inzidenzwerten verspricht. Wegen meiner großen Wertschätzung der ZEIT, ihres Magazins und Ihrer Kolumne – als Gedicht. Das ist ja wohl das Mindeste, finde ich. Oder? Vorm Kino im Park. Nicht allzu weit ein REAL-Markt mit Eis// Geschlossen wie eh/ Ich weine wie je/ Ums Kino, das meine, im Park.// Es regnet so sehr/ Mein Herz ist mir schwer,/ trübselig ist alles, voll Arg.// Das SALZ meiner Tränen/ Trifft Schmelz auf den Lippen/ der FETTig vom Stift ist und WARM. (Reicht. Es muss nicht / HITZE sein)// Und die Zähne, sie beißen/ Ins Eis von Limetten , (SÄURE!)/ Die Mischung macht frei, frei von Gram.// – Angelika Wolfersdorf

 

Beim Lesen ihrer Kolumne wurde mir eben schlagartig klar, warum mich der Titel des zitierten Kochbuchs Salz. Fett. Säure. Hitze. schon immer irritiert, um nicht zu sagen irgendwie abgestoßen hat. Es ist vollkommen klar, es müssten fünf Elemente sein! Das Aroma fehlt. Was wäre ihr Rezept ohne die Kräuter, den Knoblauch, die Fischsoße? Salz, Fett, Säure, Hitze klingt nach Chemie, nicht nach Kochkunst. Es gibt von der skandinavischen Köchin Kille Enna (die heißt wirklich so) ein Buch mit dem verheißungsvollen Titel „Aroma Kochbuch“, lohnt sich mal reinzuschauen! – Dirk Jachimsky