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24. Mai 2018 – Ausgabe 22

Leserbrief zu „Im Zweifel zum Verzweifeln“ von Alard von Kittlitz

Vielen Dank für die schöne Spalte über den „Herrn Friedhof“ und die unterschiedlich zweifelnden Mädchen. Schade nur, dass Sie alle Verzweiflung herunterbrechen wollen. Dieses Wort gibt es, trotz seiner inflationären Verwendung gerade auch im kirchlichen Bereich, zum Glück bisher im Deutschen nicht, zumindest nicht im Duden. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie nicht für seine weitere Verbreitung sorgen. – Helmut Joppien


Leserbrief zu „Im toten Winkel“ von Dirk Asendorpf

Natürlich ist es notwendig, dass die Totwinkelassistenten bei LKW und Bussen Pflicht werden. Ebenso die Bremsassistenten, die LKW und Busse bei Gefahr auf o,o kmh herunterbremsen und nicht nur von 80 auf 70kmh. Und abschaltbar dürfen diese Systeme auch nicht sein. Trotzdem bin ich dere Auffassung, jeder Radfahrer, jeder Fußgänger  weiß um die Gefahren deer abbiegenden Busse und LKW. Und was machen diese Menschen, fahren rechts am Bus und LKW vorbei um an der Ampel der erste zu sein der geradeausfährt…..die Fußgänger stellen sich do dicht an den Überweg, das der LKW sie umfährt……in meinen Augen ein hirnrissiges Verhalten. 99% dieser Unfälle wäre seitens der Radfahrer und Füßgänger vermeidbar. – Friedrich Gropengießer


Leserbrief zu „Über die Angst vor Ängsten“ von Harald Martenstein im ZEIT-Magazin

Sie schreiben: „dann halte ich es nicht für unmöglich, dass mein kleiner Sohn eines Tages in Deutschland zu einer Minderheit gehört“. Damit geht es ihnen  genau so wie Thilo Sarrazin, der im Jahr 2010 für sein Buch „Deutschland schafft sich ab“ von allen Parteien öffentlich hingerichtet wurde, sogar von unserer sonst zurückhaltenden Kanzlerin persönlich. Wahrscheinlich wird es Ihnen nun ähnlich ergehen. Dabei hatte Sarrazin seine These sehr gut belegt, was eigentlich gar nicht notwendig wäre, wenn man liest, dass z.B. in Hannover wie in vielen anderen Großstädten der Anteil der „migrantischen“ Geburten ungefähr bei 50% liegt, bei einem Ausländeranteil von aktuell 17,6%. Es ist eine schlichte Tatsache, dass Migranten viel mehr Kinder bekommen als die Herkunfts-Deutschen, die sich seit Jahrzehnten bei weitem nicht mehr reproduzieren. Man muss kein Soziologe sein um zu erkennen, dass sich – sofern dieser Trend anhält – im Laufe von nicht einmal zwei Generationen die deutsche Bevölkerung in ihrer Zusammensetzung und damit auch kulturell grundlegend verändern wird. Das kann man begrüßen oder befürchten, in jedem Fall sollte man es aber bei vielen  politischen Entscheidungen berücksichtigen. Leider halten unsere Parteien es in dieser Angelegenheit mit Korf, „dass nicht sein kann was nicht sein darf“ und überlassen dieses wichtige Thema der reaktionären AfD. – Dr. Wolfgang Wegner


Leserbrief zu „Ziemlich unheilige Allianzen“ von Christine Lemke-Matwey

Der ehemalige Präsident der Münchner Musikhochschule, Siegfried Mauser, ist zu zwei Jahren und neun Monaten Haft wegen vermeintlicher sexueller Nötigung verurteilt worden. Das Urteil wird Geschichte machen. Die Hauptverhandlung begann mit ermüdenden, akustisch nahezu unverständlichen, Behauptungen der Staatsanwältin –in Parenthese: ein Kurs in Sprecherziehung wäre dringend erforderlich – über teilweise 15 Jahre zurückliegende sogenannte Übergriffe des Angeklagten, denen eines gemein war: Sie hatten keinen Beweischarakter, waren nicht einmal sogenannte „ erlebnisbasierte Aussagen“:  lediglich Meinungen also, ohne jeden Wahrheitswert! Trotzdem verstieg sich die Staatsanwältin zu der Forderung nach einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren und sofortiger Verhaftung Mausers im Gerichtssaal. Dem Strafmaß schloss sich alsbald die Vertreterin der Nebenklage an, brachte in ihrem Vortrag Zeuginnen verschiedener Verfahren ständig durcheinander und  versuchte , dem Gericht und den Zuhörern klarzumachen , welches der Unterschied zwischen „ Lüge“ und „ Wahrheit“ sei: Mit einem derart niveaulosen Geplauder wäre sie in jedem Proseminar Psychologie an deutschen Universitäten glatt durchgefallen. Die Vorsitzende Richterin – auch sie keine Meisterin der Rhetorik – ließ das durchgehen, schmetterte weitere Beweisanträge der Verteidigung ab, kassierte kurzerhand den Vergewaltigungsvorwurf und verkündete schließlich das Urteil, basierend auf reinen Behauptungen, denen die Kammer Glauben schenkte. Der Rechtsstaat basiert auf dem guten Grundsatz: „in dubio pro reo“ („Im Zweifel für den Angeklagten“). Dieses Fundament wurde im Fall Mauser ausgehöhlt und ersetzt durch „in dubio contra rem“: ein unerhörter Fehler des Gerichts! Um nicht missverstanden zu werden: Sexuelle Übergriffe bis hin zur Vergewaltigung müssen hart bestraft werden, wenn sie bewiesen sind. Ansonsten sind Denunziantentum und Intrigen Tür und Tor geöffnet. Um den Bogen zu erweitern: Wenn, wie derzeit immer häufiger geschehen, „fake news“ in Wahrheiten umgemünzt werden und im jetzt verabschiedeten Bayrischen Polizeiaufgabengesetz Vermutungen an die Stelle von Fakten treten, wird der Rechtsstaat scheibchenweise beseitigt. Man wehre den Anfängen! – Prof. Dr. Lutz Götze


Leserbrief zu „Die Widerspenstigen“ von Götz Hamann und Felix Rohrbeck

Zusammenfassend über die letzten Jahrzehnte ist festzustellen, dass CDU/CSU und FDP auf den meisten gesellschaftlichen Politikfeldern, auf denen es um das Gemeinwohl oder „die gerechte Sache“ geht, wichtige positive und dringend notwendige Entwicklungen systematisch verhindert hat – und zwar zum Vorteil von Täterkreisen. In Ableitung des einer Zivilgesellschaft unwürdigen Schicksals der ehemaligen Amtstierärztin Margrit Herbst hätte PETA viele der in den letzten Jahren publizierten Enthüllungen aus den Augiasställen des agrarindustriellen Komplexes ohne Whistleblower nicht vornehmen können. Die Tier- und Menschenrechte verachtende Politik der konservativ-liberalen Parteien wird mittlerweile immer mehr auch für breitere Gesellschaftsschichten spürbar, sogar die größten Brutalitäten werden verteidigt gegen Whistleblower und diejenigen, die diese Ungeheuerlichkeiten an die Öffentlichkeit bringen. Wie rückschrittlich und ungerecht Deutschland mit seiner Klientelpolitik ist, sieht man an den Niederlanden: Die rufen angesichts der Ermittlungsergebnisse zum Flug MH 17 sogar Whistleblower dazu auf, sich zu melden – was für eine Wohltat an Gerechtigkeit. – Dr. sc. agr. Edmund Haferbeck


Leserbrief zu „Wie entsteht Ideologie?“ von Stefan Klein

Einfach nur köstlich, lieber Herr Klein, wie Sie mit Ihrem Artikel genau das bestätigen, worüber Sie kritisch berichten wollen! Besonders amüsiert hat mich, dass Sie keine der typischen gesinnungsethischen Platitüden ausgelassen haben, angefangen vom Kopftuch und den klugen Islamexperten über Brexit, Trump, Putin bis hin zu Rechtspopulismus und AfD. Leider ist es mir aber nicht gelungen, herauszufinden, was denn nun auf Sie zutrifft, die „kognitive Dissonanz“ oder die „Überimitation“. Das finde ich echt schade, aber sei’s drum! Auch dieser Artikel zeigt mal wieder, dass mit H. Schmidt der letzte kritische Geist der ZEIT gegangen ist. Ich kann nur hoffen, dass der „gute alte Martenstein“ als letzter Mohikaner einer vergangenen ZEIT nicht dem „Kampf gegen Rechts“, den die ZEIT ja sehr engagiert führt, zum Opfer fällt. – Daniela Pröpper


Leserbrief zu „Stimmen Sie zu?“ von Uwe Jean Heuser

Der Jubel über die neue DSGVO ist verfehlt. Denn – beinahe müsste man sagen „wie üblich“ – krankt es in Deutschland an der Umsetzung und trifft die Falschen. Die DSGVO ist ein gefürchtetes bürokratisches Monster, das kleinen Handwerksbetrieben, Kirchengemeinderäten und den Vorständen von winzigen Sportvereinen schlaflose Nächte beschert. Nicht, weil sie das Gesetz fürchten – den Datenschutz bekommen sie schon noch hin. Sondern weil sie befürchten müssen, von windigen Abmahnkanzleien – die es so nur in Deutschland gibt – abgezockt zu werden. – Prof.Dr.Peter A. Henning


Leserbrief zu „Gardasee“ von Jens Jessen

Haben Sie herzlichen Dank für diese herrlichen Zeilen über den Gardasee, die ich gerade im frühen Hamburger Sonnenlicht hoch über dem Isemarkt in Harvestehude gelesen habe. Vor allem hat mich gefreut, wie Sie das Vittoriale in Gardone beschrieben haben … ich habe viele Jahre lang Schüleraustausch mit einem Gymnasium in Bergamo geleitet und habe meine Schüler regelmäßig von dort an den Lago gebracht und sie auch mit dieser bizarren Mischung an Décadence und Faschismus konfroniert – sie konnten dabei freilich nur den Kopf schütteln :-) Und Sirmione hat mich in die Zeit meiner Oberprima am Schubart-Gymnasium in Aalen versetzt – wir waren die erste Klasse mit grundständigem Latein und es war für uns natürlich eine Ehre, Latein neun Jahre lang bis zum Abitur beizubehalten und nicht dem schnöden Englisch den Vorrang zu geben. Weil unser hochverehrter Lateinlehrer unsere Treue belohnen wollte, „durften“ wir damals Liebeslyrik von Catull lesen, was uns spätpubertierenden Jugendlichen sehr entgegen kam. Bei der Lektüre Ihres Beitrags kamen die Verse wie von selbst wieder ins Gedächtnis zurück: Paene insularum, Sirmio, insularumque ocelle … Sirmio, die Perle am Gardassee :-) – Franz Schneider


Leserbrief zu „Die Wasserschlacht“ von Robert Schmidt

Schon seit Jahren boykottiere ich den Nestle-Konzern und bin ein entschiedener „Gegner“ von Peter Brabeck-Letmathe. Seit 2017 ist er zwar nicht mehr Präsident des Verwaltungsrates, aber sein Nachfolger Paul Bulcke ist um keinen Deut besser. Nestle ist global der übelste Wasser-Räuber und kann die UN-Erklärung „Wasser ist ein Menschenrecht“ außer Kraft setzen. Wie lange noch? Ihre Story vom 24.5.18 behandelt das Thema am Beispiel der französischen Stadt Vittel. Gerne würde ich mit der dortigen Gemeinde Kontakt aufnehmen. Können Sie mir da weiterhelfen? Für die dortige Auseinandersetzung ist sicherlich der Film „Bottled Life – Nestles Geschäfte mit dem Wasser“ von Urs Schnell und Res Gehriger vom 12.9.2013 hilfreich. Darauf hat DIE ZEIT damals sehr schnell mit einem Artikel reagiert. Bitte bleiben Sie an diesem Thema dran, recherieren und veröffentlichen Sie Sachverhalte, die der Nestle-Konzern am liebsten in Stillschweigen ertränken möchte. – Martin Häusling


Leserbrief zu „Rüstet endlich auf“ von Adam Tooze und Shahin Vallee

„Rüstet endlich auf“ titeln Sie auf der Politikseite 3. Die scheinbare Begründung dafür liefert Ihre Grafik: „Nicht auf Zack“ zeigt sie die Militärausgaben der Bundesrepublik im Jahr 2015 in Höhe von 1,2 % des Bruttoinlandsprodukts. Die Nato, insbesondere Trump, fordern 2 %. Der Artikel von Adam Tooze und Shahin Valée liefert doch ein bürokratisch leichtes Lösungsmodell: Einfach nur die Ausgaben für Gehälter und Pensionen erhöhen, bis die 2 %-Forderung erfüllt ist! Im Ernst: Als Z2-Soldat vor über 40 Jahren bin ich kein Militärexperte. Mir stellt sich aber angesichts der aktuellen Berichterstattung, auch in den vergangenen Monaten in der ZEIT, die Frage, ob man nicht mit den vorhandenen Haushaltsmitteln mehr erreichen könnte. Europaweit Milliarden in zweistelliger Höhe einsparen könnte, wenn sich endlich die EU-Staaten auf einheitliche Waffensysteme einigen würden. Bei Entwicklung und Beschaffung bis ins Detail! Warum brauchen Franzosen andere Unterwäsche als Deutsche? Ganz zu schweigen von Waffensystemen! Unter diesen finanziellen Gesichtspunkten hätte meines Erachtens Ihr Titel auch lauten können: „Rüstet endlich ab“. Mir scheint das Verhältnis von finanziellem Input und militärisch wirksamem Output stark gestört. – Reinhard Kniepkamp


Leserbrief zu „Der Staatsfeind“ von Henning Sußebach

So traurig Yussifs Schicksal auch sein mag … Nach Jahren in Afrika hier das Portrait eines typischen Asylbewerbers : Strassenhändler, 10 Geschwister. Polizei will „bribe“ von seinen geringen Einnahmen. Er weigert sich , die Polizei verprügelt ihn. Er hat es satt und macht sich  auf nach Europa, vorzugsweise nach Deutschland ( you get everything …. hat er gehört ). Dort  angekommen erklärt er sich für  „politisch verfolgt “ und beantragt Asyl. Ein gefälliger Anwalt verteidigt ihn gegen eine evtl. Ablehnung notfalls bis zum Bundesverfassungsgericht… Kann das sein ? Zu Lasten der deutschen Steuerzahler ? Nicht mit meinen! – Ruth Florio


Leserbrief zu „350000 – Legt eine Anti-Abschiebe-Industrie den Rechtsstaat lahm?“ von Mariam Lau

Kirchenasyl wird nicht von einer Gruppe namens „kmii“ gewährt (Wer hat Ihnen bloß diesen Tweet ins Ohr gesetzt?) sondern von Pfarr- und Kirchengemeinden der christlichen Kirchen. Dass Sie diese pauschal mit „Initiativen aus der linken Szene“ und „Grup­pen, die bei An­ti-G20-Pro­tes­ten auf­tre­ten“ in Verbindung zu bringen versuchen, kann man wohl kaum anders als der ZEIT unwürdige Propaganda bezeichnen. – Frank Busse


Leserbrief zu „Der Staatsfeind“ von Henning Sußebach

Selten habe ich nach einem Artikel so fassungs- und ratlos dagesessen, ohne Worte über das Gelesene und mit Tränen in den Augen. Was sind wir nur für eine Gesellschaft? Ellwangen ist so weit nicht von München entfernt und ich bin der festen Überzeugung, dass das hier genauSO passieren kann und wird oder vielleicht schon mal passiert ist. Meine Sprachlosigkeit über diese menschenverachtende Haltung egal welcher Herkunft ist riesig. Und sie geht nicht weg. Am liebsten würde ich die „betroffenen“ Ellwanger schütteln und sie fragen: ob man sie auch mal so behandeln soll?! Was wird denn nun aus diesem Menschen, er vermutlich immernoch in Rom herumirrt – wütend, ratlos, hilflos und ängstlich … aber genauSO fühle ich mich auch gerade! Wo ist denn hier der Unterschied im Fühlen??? Das einzige, was ich von hier aus tun kann, ist es, nie nie nie wieder so etwas stillschweigend zuzulassen! – Ulrike Fussy


Leserbrief zu „Rüstet endlich auf“ von Adam Tooze und Shahin Vallee

Wie schon so oft hätte ich mir auch hier gewünscht, die Autoren hätten eine der vorherigen Ausgaben der ZEIT gelesen (oder wart ihr das gar nicht?). Das Problem der Bundeswehr liegt nicht in zu wenig Geld, sondern im Fehlen jeglicher sinnvoller Organisation. Sinnvoll organisiert könnte die Bundeswehr vermutlich mit dem heutigen Haushalt so effektiv sein wie mit 120 Mrd €/Jahr bei Beibehaltung des derzeitigen Schwachfugs. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Das große Entgiften“ von Christiane Grefe und Andreas Sentker

Es ist gut, dass Sie dargestellt haben, woran Agrarwissenschaftler zur Zeit arbeiten  und was – Ihrer Meinung nach – in absehbarer Zeit in die Praxis Einzug halten wird. Jedoch haben mich 6 Jahrzehnte gelehrt, eine gewisse Skepsis gegenüber Schilderungen der „Landwirtschaft der Zukunft“ zu wahren. Immer wieder stand der Zusammenbruch der „konventionellen“ Landwirtschaft kurz bevor, wurden andererseits aber technische, biologische, ökologische, organisatorische, politische Maßnahmen als (All-) Heilmittel propagiert. Es freut mich, dass Sie beiden Verlockungen nur moderat erliegen. Die Kritik der Leopoldina ist auf jeden Fall ernst zu nehmen. Ein Patentrezept habe ich nicht, gibt es wohl auch nicht. Im Wirtschaftsteil der ZEIT werden gelegentlich Statistik-zahlen kritisch hinterfragt, versuchen wir es auch mal bei den Pestiziden. In Deutschland werden heute 32.000Tonnen Pestizide verkauft, schreiben Sie. Eine gewaltige Zahl. Man kann es in Lkw-Ladungen oder Eisenbahnwaggons oder in Container umrechnen. Man kann die Zahl aber auch auf die Fläche beziehen, wo die Mittel ausgebracht werden, dann sind es weniger als 2kg pro Hektar (wie Landwirte rechnen) oder 2 Gramm pro 10m² oder 200Milligramm pro m² oder das Gewicht eines Standardbriefes auf 100 m² (gelegentlich sieht man Mitmenschen eine wesentlich größere Menge „Unkraut-Ex“ oder ähnlich auf eine wesentlich kleinere Fläche streuen; „dies bisschen Gift; die Landwirte streuen viel mehr“). Man kann die Pestizidmenge aber auch auf die einzelne Pflanze, die der Landwirt ja schützen will, beziehen, dann sind wir im Bereich von 0,5 bis 20Milligramm pro Pflanze (pro Jahr). Dies kann man wiederum in Beziehung setzen zu der Menge Arznei, die zum Beispiel eine Frau – prophylaktisch – im Jahr zu sich nimmt, um nicht ungewollt schwanger zu werden oder die der Durchschnittsdeutsche einnimmt, um gesund zu werden oder zu bleiben. Noch 2 Bemerkungen zu einzelnen Formulierungen: Eine digitalisierte, kamaragesteuerte Hacktechnik zwischen den Reihen der Kulturpflanzen kann den Pflanzenschutzmittelaufwand nur reduzieren. Erst wenn dies auch in der Reihe, also in unmittelbarer Nähe der Kulturpflanze funktioniert, kann auf den Herbizideinsatz verzichtet werden (jedoch noch nicht auf Fungizide, Insektizide …). Eine Ernte „on demand“ ist nur begrenzt möglich, wird soweit ja auch heute praktiziert. Der Entwicklungsstand der Pflanze ist zu berücksichtigen. Wenn z.B. der Weizen „reif“ ist, muss er geerntet werden. – Adolf Ronnenberg


Leserbrief zu „Die Widerspenstigen“ von Götz Hamann und Felix Rohrbeck

Whistleblower nenne ich Aufklärer/ Aufdecker, die im Gegesatz zu Denunzianten, die Personen oder Institutionen nur diffamieren wollen, Mißstände oder Illegales zum Wohle der Gesamtgesellschaft aufdecken, oder es zumindest versuchen. Höchststaatliche Rückendeckung wäre wünschenswert und dringend erforderlich, weil diese Menschen wertvolle Dienste leisten und dabei persönlich viel riskieren. Wie der Artikel „Wie entsteht Ideologie“ im aktuellen Zeitmagazin aber anschaulich darlegt, reicht staatliche Unterstützung alleine nicht aus, da diese die Menschen, die Aufklärer ausgrenzen und verurteilen, nicht ändert. Außerdem wird mit zweierlei Maß gemessen. Nützt die Information dem Staat direkt ( Steuer CD`s aus der Schweiz ) werden Informanten nicht nur geschützt, sondern auch noch bezahlt. Nützt die Information „nur“ dem Bürger ( unwirksame Krebsmittel ), riskieren die Informanten meist ihre Existenz. – P. Wurmbauer


Leserbrief zu „Der Staatsfeind“ von Henning Sußebach

Die Kaltherzigkeit, mit der der Autor die Abschiebung des Togolesen Yussif O. nach Italien beschreibt, hat mich betroffen gemacht. Henning Sußebach hält größtmögliche Distanz zu seinem menschlichen Reportageobjekt, begleitet es offensichtlich mitleidlos („Menschliches Schnaufen“). Am Ende des Artikels fühlt er sich aufgerufen, ein paar von seiner Seite gekommenen Euro Hilfe für Essen und Trinken zu rechtfertigen, da dies ja die Not lindern und das Schicksal des Abgeschobenen habe „verfälschen“ können. Ebenfalls sehr problematisch sind die unkommentiert in den Artikel hineingeflochtenen rechten Kommentare und das völlig unwitzige Leitmotiv, bestimmte Antworten des Togolesen („Yeeeah“) ironisch zu zitieren. Ein solcher Artikel korrigiert gewollt oder ungewollt unsere zivilisatorischen Standards nach unten und trägt zu einem Klima von Hass bei. – Gisela Merker


Leserbrief zu „Rüstet endlich auf“ von Adam Tooze und Shahin Vallee

Der reine Bezug auf das BIP klingt zwar plausibel ist aber letztlich nicht korrekt. Als erster Anhaltspunkt mag dies gelten, jedoch sagt dieses Verhältnis nicht aus wieviel Geld ABSOLUT erforderlich ist, um eine sinnvolle Verteidigung aufrecht zu erhalten. Es ist doch nicht zweckmäßig je nach wirtschaftlichem Erfolg die Ausgaben fürs Militär rauf oder runter zu fahren. Sollen wir wirklich mehr Waffen kaufen, wenn unsere Wirtschaft brummt? Und nichts mehr für Verteidigung ausgeben in einer Rezession? Fakt ist, dass auch Deutschland absolut betrachtet ähnlich viele Milliarden fürs Militär ausgibt wie Frankreich oder Großbritannien, vor allem wenn man berücksichtigt dass diese zusätzliche Ausgaben für ihre Atomwaffen haben. Wäre es nicht sinnvoller die militärische Koordination in der EU zu optimieren, z.B. in Form einer europäischen Armee? Aufrüstung allein, ohne politischen Auftrag, hat in der Geschichte noch nie Probleme gelöst sondern verschärft! Auffallend ist zudem die Polemik des Artikels. Die abgebildetenen Patronen als „bedrohte Art“ zu benennen ist eine bewußt verdrehte Metapher und zeigt den dahinter stehenden Fanatismus. Was für ein Deutschland wünschen sich die Autoren? Wie vor 1945 oder 1914 ? Wollen sie wirklich einen erstarkten Militarismus mit Deutschland als europäischem Hegemon? – Dr. Dietmar Kallfaß


Leserbrief zu „Schnauze, Schmid“ von Martin Klingst

Der Bremer Bamf-Skandal (wer weiß schon, ob und woher nicht noch weitere folgen) ist einer wie aus einem unglaublich schlechten Wirtschaftskrimi. Inklusive klischeehafter Darstellungsversuche, mutmaßlichem Schweigekartell bis „ganz nach oben“, Erpressungen und Denunziationen als bewährte Stilmittel für einen ausgefeilten Spannungsbogen. Und natürlich geht es um nichts weniger als um private und dienstliche Schicksale, und es geht um die Zukunft eines ganzen Landes und seiner Steuerzahler. Aber dieser Skandal ist – mit Verlaub – verdammt noch mal ein echter, großer Skandal, und die Unglaublichkeit droht in einem erschreckenden Ausmaß zur Wahrheit zu werden. Horst Seehofer, angetreten als Superminister und Law-and-Order-Mann, muss sich jetzt an seinen klaren Ansagen und markigen Worten zum Amtsantritt messen und dementsprechende Taten folgen lassen. Sonst wird es für den CSU-Chef nur ein kurzes politisches Gastspiel geben im bundesdeutschen Heimatministerium. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Überforderte Schulen“ von Peer Steinbrück

Seit Jahren fordere ich eine im Wesentlichen von staatlichen Institutionen finanzierte Sozialarbeit in Vereinen, insbesondere in Fußballklubs, denn Fußball ist wie keine andere Sportart für die Integration geeignet. Doch wie in der Rezension des Buches „Macht der Moschee“ zu lesen wird beim zentralen Ort für Integration wenn nicht ausschließlich, so doch sehr vorrangig nur an Schulen gedacht. Wenn aber schon bezahlte, ausgebildete Lehrkräfte, deren Beruf das ist, überfordert sind, die Herausforderungen der (gescheiterten) Integration zu stemmen, wie erst sollen   ehrenamtliche, in der Regel weniger gut (im Vergleich zu Lehrkräften) ausgebildete Trainer und Betreuer, für die das ein Hobby sein soll, diese Aufgaben leisten? Doch mein Ruf nach der Vereinssozialarbeit blieb bisher leider völlig ungehört. – Jürgen Gelis


Leserbrief zu „Deutscher Albtraum“ von Mohamed Amjahid

Dieses „Phänomen“ der Selbstmorde in Demmin kam meines Wissens nicht von ungefähr. Es war in der ersten Hälfte der 90er Jahre als ich für eine Nacht in diesem Städtchen weilte. Erinnere ich mich recht, war ich der einzige Gast im Hotel. Da kommt man mit Anwesenden leicht ins Gespräch. Und so erfuhr ich, dass diese Stadt Demmin im Mai 1945 von der einmarschierten Siegermacht „für drei Tage zur Plünderung“ freigegeben worden war. Es gab auch einen Grund: Dieser war, dass ein oder auch mehrere russische Soldaten nach dem Einmarsch in Demmin aus einem Hinterhalt erschossen worden sind. Ich war erschüttert, hatten wir, meine Mutter und meine drei Geschwister, unsere Befreiung in dem Städtchen Templin unbeschadet überstanden. Und heute denke ich, wie sind die Deutschen in solchen Fällen in Frankreich, Italien und Griechenland vorgegangen. Das sollte man den „Trauermarschierern“ mal in Erinnerung bringen. – Gerhard Morgenroth


Leserbrief zu „Rüstet endlich auf“ von Adam Tooze und Shahin Vallee

Ich denke, Sie werden viele Leserbriefe erhalten. Unser Finanzminister meint, er kann über den Haushalt die Politik machen, die die (alte?) SPD für richtig hält, oder hat Putin neue Positionen in Aussicht gestellt.In jeder Beziehhung wird es höchste Zeit, sich von der USA unabhängig zu machen. Aber der Gedanke, Rüstungsausgaben und Entwicklungshilfe als Maßnahme für mehr Frieden und weniger Wanderungsbewegung zu addieren, macht durchaus Sinn. Viel wichtiger aber ist eine Betrachtung in absoluten Zahlen und in absoluten Zahlen pro Kopf der (eigenen) Bevölkerung, die man daneben setzen müßte. Herauskommt ein anderes Bild, denke ich. – Dipl. Kfm. Johannes Barth


Leserbrief zu „Der Staatsfeind“ von Henning Sußebach

Welch eine Ehre für den renitenten ausgewiesenen Asylbewerber: Henning Sussebach widmet ihm komplette zwei DIE ZEIT-Seiten! Als Gratiszugabe verpaßt er dem engelsgeduldigen Leser noch subkutan ein schlechtes Gewissen! Dies aufrechtzuerhalten schlage ich vor: jeder DIE ZEIT-Redakteur begleitet einen abgeschobenen Asylbewerber bei seiner Ausreise – das „Anti-Abschiebe-Netzwerk“ (s. den nachfolgenden Artikel von Miriam Lau) wird ohnehin eine höhere Zahl verhindern – und schreibt darüber einen zweiseitigen Bericht aus seinem ressortspezifischen Blickwinkel; so ließe sich jeder zwanglos in den Rubriken „Politik“ über „Glauben und Zweifeln“ bis hin zu „Chancen“ unterbringen! Alle unerschütterlich toleranten DIE ZEIT-Leser (das wird ja wohl die Mehrheit sein!) könnten dann eine weitere Ohrfeige erhoffen für unsere – in ihren Augen noch immer ungenügend liberale – Asylpolitik, deren lauter Knall nur noch übertroffen würde vom Donner der in der Redaktion einschlagenden Leserbriefe aller „Rechtspopulisten“ – so nennt man, glaube ich, all die anderen! (Ich kommentiere übrigens einen Artikel aus einer DIE ZEIT, die ich extra kaufen mußte, da mir die abonnierte nicht zugestellt wurde! Was muß das für eine Liebe sein!) – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Rüstet endlich auf“ von Adam Tooze und Shahin Vallee

Es ist zum Verzweifeln, auf diese „ewig gestrige Denkweise“ können wir verzichten. Die Probleme, die wir jetzt und heute auf dieser unserer einzigen Welt haben, sind ganz andere. Wi brauchen keine Aufrüstung, kein Militär, sondern Ideen und Vorschläge, wie wir die Welt retten. Dazu brauchen wir keine Waffen und Panzer und keine Erhöhung der Rüstungsausgaben auf einen willkürlich festgelegten Wert des BIP, SONDERN GESPRÄCHE UND DIPLOMATIE. Die Menschen, die zu kurz kommen in dieser digitalen und egozentrischen und machtpolitischen Welt müssen ins Boot geholt werden, dann können die machtgeilen und egoistischen Politiker unter denen wir alle leiden und die immer noch viel zu oft nur bestaunt und belächelt werden, ihren gefährlichen Unsinn nicht immer weiter verbreiten. Die Unzufriedenheit mit den derzeitigen sozialen Strukturen, die ökologischen Fehlentwicklungen müssen behandelt und nicht die Rüstungsausgaben erhöht werden. Die Welt ist krank, die Medizin ist Vernunft und Nachdenken und nicht Aggressivität. Wir haben nur diese eine Welt. – Rainer Braehmer


Leserbrief zu „Weil es unendlich verletzt! Von Tina Hildebrandt und Britta Stuff

Hass- und Wutausbrüche, ob in der Politik, im Internet oder privat, sind auch heutzutage keineswegs SELBSTverständlich, sondern einzig ICHverständlich: Es handelt sich ausschliesslich um tief verängstigte und verunsicherte Personen, die jeden Kontakt, jede natürliche Verbindung  zu ihrem eigenen Selbst-Sein … jenem unsterblichen, nicht physikalen Seelenselbst, das uns alle und jegliche universelle Materie innerlich vereint und verbindet … längst verloren haben! Jene Menschen befinden sich noch auf der untersten geistigen Evolutions-Stufe möglicher humaner Toleranz und Empathie, und heischen bloss verzweifelt nach irgendeinem ich-befriedigendem „Respekt ihrer eigenen Ego-Wichtigkeit“, einzig dank ihrer inneren Leere und Verlorenheit. Insofern wird jener eigene persönliche Selbst-Verlust, jener eigene Selbst-Hass der Liebesunfähigkeit, auch immer nur nach Aussen, in andere Menschen hinein projiziert: Eben genauso wie man auch Gott und ein ewiges Leben stets nach Aussen, in irgendeinen Himmel hinein projiziert, obwohl auch im Neuen Testament zu lesen ist: „Gott ist IN (!) dir.“ Es fällt nicht so ganz leicht, jene primitiven Egoisten, die sich dazu noch in gemeinen, unberechtigten Beleidigungen und eingebildeter Besserwisserei verlieren … trotzdem noch zu bemitleiden. – Angela L. Münemann


Leserbrief zu „Rüstet endlich auf“ von Adam Tooze und Shahin Vallee

Ein ebenso reißerischer wie abstoßender Titel. Nach meinem Gerechtigkeitsempfinden sollten nicht das  jeweilige BIP sondern die Bevölkerungszahlen Grundlage und Schlüssel für die Verteilung der Verteidigungslasten sein. Wenn man die USA mit ihrem Weltmachtstreben und die nationalen, nicht der Gemeinschaft unterstellten Atomprogramme Großbritanniens und Frankreichs unberücksichtigt lässt,  würde Deutschland, was das Budget angeht, nicht schlecht dastehen. Mit dem entsprechenden Beitrag von ca. 500 Euro pro Kopf wäre die Nato besser ausgestattet als heute. Die Wirtschaftskraft eines Landes zum Maßstab zu machen, bedeutet wieder einmal Solidarität einfordern, die an anderer Stelle schmerzlich vermisst wird. – Sven Herfurth


Leserbrief zu „Rüstet endlich auf“ von Adam Tooze und Shahin Vallee

Wenn „Integration der Euro-Zone vorantreiben“ also hieße, die Militärausgaben Deutschlands erhöhen zu müssen, dann bin ich entschieden gegen diese Integration. Egal um welchen Preis. – S. Mosleh


Leserbrief zu „Schnauze, Schmid“ von Martin Klingst

In der o.g. Ausgabe berichten Sie in dem o.g. von Ihrem Mitarbeiter M. Klingst verfassten Artikel über die illegalen Praktiken des BAMF. Überwiegend lassen Sie sich dabei jedoch über die Person der Frau Schmid aus, überhaupt gar nicht über Frau Cordt und ihre Entourage im BAMF und Innenministerium. Frau Schmid, eine noch korrekte und pflichtbewusste deutsche Beamtin, wird von Ihnen dabei u.a. als „umtriebig“ bezeichnet. Bei dieser Begriffsverwirrung frage ich mich zunehmend was denn Sie eigentlich umtreibt: vermutlich vor allem der unbegrenzte  „Flüchtlingsschutz“ illegaler Einwanderer ? In jedem Fall aber nicht die Fragen die uns als Bürger interessieren: wie kommt denn Frau Cordt überhaupt auf diesen Posten ? wie ist es möglich dass die ungesetzlichen Praktiken im BAMF über Jahre nicht aufgedeckt werden ? warum steht der Staatsanwalt nicht schon längst bei Frau Cordt und Seehofer im Büro ?? Wer bezahlt die Folgekosten ? Müsse die „Flüchtigen“ die zu Unrecht erhaltenen Leistungen zurückzahlen ? Dies als Anregung für Ihre nächste Berichterstattung in dieser Sache. – A. Schweitzer


Leserbrief zu „Überforderte Schulen“ von Peer Steinbrück

1.Die Integration ist gescheitert. Nicht seit 2015 sondern seit der Ankunft der ersten Gastarbeiter.
2.Die Bildungsrealität (wichtiger als Bildungspolitik, diese ist nämlich nur für ahnungslose Wichtigtuer) muss nicht radikal überdacht, sondern VERÄNDERT werden. Diese radikale Veränderung ist notwendig für alle Schüler, deutscher und anderer Herkunft, Buddhisten oder anderen Glaubens.
3.Die Flüchtlingskrise von 2015/16 ist keine Krise. Sie macht die eigentliche Krise, welche 1954 begann, sichtbar. Seit 2016 unterrichte ich (M.A. Germanistik und Anglistik, Zertifikat Deutsch als Fremd-/Zweitsprache) an Grund-, Gesamt- und Berufsschulen in Integrationsklassen/ -gruppen und Berufsvorbereitungsklassen. Die meisten Klassen sind bunt zusammengesetzt: Deutsche, an denen das so hochgelobte deutsche Schulsystem versagt hat, Türken, Polen, Russen der 3./4. Generation, welche im Spracherwerb genauso am Anfang stehen, wie die Syrer, Eritreer, Somalis, Iraner, Iraker, Afghanen (alle geflüchtet) und die Bulgaren, Rumänen, Weißrussen, Ukrainer (alle für ein besseres Leben in Europa zugewandert).
4.Bevor die KMK mal wieder am grünen Tisch realitätsferne Entscheidungen in Weisungen an Lehrer formuliert: Unterichtet mal selber wenigstens eine Woche lang in Alphabetisierungsklassen und die Fächer Deutsch, Englisch, Nawi, Politik in Integrations-/Berufsvorbereitungsklassen. Vor euern Entschlüssen lasst diejenigen zu Wort kommen, die seit Jahren unterrichten und lasst sie mitgestalten. Liebe KMK-Fuzzis, nennt das Ergebnis dann gerne „Politik“ (braucht ihr für Wahlen, für Parteikarrieren, weiß der Teufel), doch das Ergebnis muss zur echten Wirklichkeit passen und jeder Lehrer muss es sinnvoll umsetzen können. Dann will ich versöhnt sein. – Sabine Wilms


Leserbrief zu „Der Staatsfeind“ von Henning Sußebach

Ihr mutiges Dossier macht mich traurig. Es ist völlig klar (war es immer und wird es immer sein), dass jeder der vielen „Flüchtlinge“ ein Mensch mit einem Einzelschicksal ist. Jeder hat nur ein Leben. Das Leben von Yussif O. ist in jeder Hinsicht perspektivlos – er hat sich aufgerafft, daran etwas zu ändern und schafft es nicht, worauf in letzter Zeit hierzulande der schrille Teil der Bevölkerung gefühlt ihre ganze Energie lenkt. Richtig wütend macht mich Ihr Dossier in dem Abschnitt, in dem berichtet wird, wie der Rechtsanwalt Engin Sanli angegangen wird. Letztlich kommt in solchen Aussagen und Denkweisen die pure Menschenverachtung durch. Was haben denn all die Leute getan, die jetzt behaupten Existenzängste ungerechtfertigter Weise zu haben, damit sie hier auf der Sonnenseite leben? Sie sind in dem richtigen Land auf dieser Erde geboren worden… – Ruben Schmidt


Leserbrief zu „Das große Entgiften“ von Christiane Grefe und Andreas Sentker

Ihr Beitrag erscheint mir auf Grund meiner vorübergehenden Beratungstätigkeit auch in der Agro- und Lebensmittelindustrie außerordentlich wichtig. Die öffentliche Diskussion müßte jedoch auf eine noch breitere Basis gestellt und mit Druck vorangetrieben werden, um die Kosten für Reformen zur Verhinderung von Artensterben zu reduzieren und nicht wieder rückgängig zu machende Folgen zu vermeiden. Dazu einige Anmerkungen: 1.  Manuskript Radio-Wissen 1596 beschäftigt sich mit den neueste Ergebnissen der Forschung an Pflanzenwurzeln aller Art. Da gibt es Anregungen, die die weitreichende Vernetzung lebendiger Organismen mit sinnvollen Symbiosen und überraschenden Synergieeffekten betreffen. Dies gilt für Landwirtschaft und besonders wichtig aauch für moderne Forstwirtschaft. 2.  Manuskript Permakultur 132 ist eine Zusammenfassung dessen, worüber es umfangreiche Literatur gibt. Durch meine mehrjährige Beratungsarbeit bei Firma Fendt (Ackerschlepper-Herstellung Markt-Oberdorf) und meinen Schwager, der als Dozent für Landmaschinentechnik an einer FH arbeitete verfolgte ich die Entwicklung dieser Agrar-Reform über viele Jahre hinweg, oft mit Frust, da die für diese Anbaukultur erforderlichen Spezialmaschinen nicht entwickelt werden konnten, meist eher behindert oder lächerlich gemacht wurden. 3.  Am 5.Mai 2018 gab es vom VDI einen Familientag „High-Tech, Kultur und Geschichte entlang der Donau in Niederbayern“. Während der Fahrt gab es auf dem Schiff einen Vortrag über teilautonome, mächtige Rüben-Ernter eines bayr. Unternehmens. Als ich am Ende der Diskussion meine Sicht der Fehlentwicklungen in unserer Landwirtschaft mit Monokulturen, Pestiziden und Insektiziden kurz umriß und wissen wollte, ob man sich denn schon auf eine ökologischer orientierte Landwirtschaft vorbereite, gab es betretenes Schweigen und die Antwort, daß man sich doch an den Vorgaben der Landwirtschaftspolitiker und der Bauernverbände weltweit orientieren müsse. 4.  In Passau angekommen, gab es für Ingenieure die Besichtigung eines Werks der Zahnradfabrik Passau, mit beeindruckender Fertigung von Antriebsaggregaten und Komponenten. Dort am Ende die gleichen Fragen. Diesmal war der Entwicklungsleiter offener und stimmte meiner Vermutung, daß in dieser Branche manches versäumt würde und irgendwann nachgeholt werden müsse, zu. Bei diesem Gespräch wies ich auch auf ein Beratungsprojekt bei Firma Roederstein in Landshut hin, wo man einen Vorentwickler für Unkrautbekämpfung mit Laserstrahlen ausgebremst hatte, ein Weg, der heute von einer anderen Firma mit Bilderkennung gelöst wird. Erkanntes Unkraut wird mit Stempeln in die Erde gedrückt. 5.  Vortrag 171 von Prof. Ernst Schrimpff über Terra-Preta-Landwirtschaft. Mehrfach folgte ich Vorträgen dieses zukunftsorientierten Visionärs. Hier müßten der Staat, die EU, die Weltgemeinschaft mit finanzieller und ideeller, nicht ideologischer Unterstützung einsteigen, bevor wir unsere Lebensgrundlagen zerstört, die Bodenressourcen aufgebraucht haben. 6.  Bei Bedarf kann ich noch mehr Informationen zu Verfügung stellen. – Diether Sieghart


Leserbrief zu „Schnauze, Schmid“ von Martin Klingst

Kommt nun nach damaligen Äußerung von Roland Koch, CDU, im SPIEGEL Interview vom 8. Februar 2000  „zur brutalst möglichen Aufklärung“ zu der Finanzaffäre der hessischen CDU nun der Versuch der „brutalst möglichen Vertuschung“ der Bremer Bamf-Ungereimtheiten durch Horst Seehofer, CSU? Für was steht eigentlich das „C“? Etwa für Chaos? – Helmut Schiffhauer


Leserbrief zu „Rüstet endlich auf“ von Adam Tooze und Shahin Vallee

Endlich aufrüsten ? Wer da wohl gemeint ist ? Natürlich Deutschland,wer sonst. „The Germans to the front“. Der Mann im Kreml,gegen den es ja wohl gehen  soll, muss das als Auforderung sehen,um mal wieder unangenehmen Besuch aus Deutschland zu bekommen. Der letzte dieser Art war vor etwa 70 Jahren. Und reicht.. Die  deutsche Aufrüstung heute  von großen Nutzen für den Zusammenhalt Europas, als ein Art Universalkleber. So in der Art,`“Im Falle eines Falles, klebt UHU wirklich alles!.“ Wenn Europa diesen  deutschen Aufrüstungs-Kitt braucht ,um nicht zu zerreissen,dann hat Europa sowieso keine Chancen. Also,nicht aufrüsen. – Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „Unten ist näher als oben“ von Julia Friedrich et. Al

Nach 20 Jahren in Brasilien wohne ich nun seit 3 Jahren wieder inDeutschland und da fallen schon einige Unterschiede auf, insbesondere wenn durch Arbeitslosigkeit der Blick auf die Lebenshaltungskosten geschärft ist. Ein Angestellter im Mittelstand konnte seine Familie ernähren, mit Mietwohnung, Auto und einer Urlaubsreise pro Jahr. Die wöchenlichen Lebensmitteleinkäufe für eine 3-köpfige Familie beliefen sich auf ca. 35 DM, heute sind es 80 EUR. Zahnreparaturen, Medikamente und Brille waren umsonst. Museumsbesuche kosteten einige wenige DM, noch früher waren die meisten ganz umsonst. Heute zahlt man ca. 8 EUR. Dabei hat der Staat damals eine deutlich größere Bundeswehr unterhalten, und zwar mit funktionierendem Gerät. Wenn seither auch noch in großem Umfang Staatseigentum verkauft wurde, wie Grundstücke, Gebäude, Stadtwerke, wenn große Unternehmen wie Post und Bahn privatisiert wurden, wenn im Gegensatz zu früher die wirtschaftliche Lage heute exzellent ist, dann fragt man sich doch: Wo ging bzw. geht das ganze Geld eigentlich hin? Auf einen Zeit-Artikel der diese Frage in der gleichen Qualität wie der vorliegende Artikel behandelt, warte ich seit Jahren. – Frank Hrebabetzky


Leserbrief zu „Rüstet endlich auf“ von Adam Tooze und Shahin Vallee

Ein solcher Artikel lässt mich erschaudern. Abrüstung muss doch das Ziel sein, nicht Aufrüstung. Noch kein Konflikt wurde durch irgendwelche, noch so aufgerüstete Armee bereinigt oder gar gelöst. Gerne können wir 70 Jahre Frieden (der ja nur bei uns herrscht) anschauen. Deutschland bezahlt den Hauptanteil der Folgekosten des US Völkerrechtswidrigen Angriffskrieges gegen den Irak. Dieser war Auslöser eines Arabischen Herbstes (so hat das seinerzeit Scholl Latur bezeichnet) Hundertausende Menschen flohen aus Ihrer Heimat, Tausende wurden getötet, für was und für wen? Zu uns kamen und kommen Menschen die Zuflucht suchen von eben dem, was die Autoren „endlich aufrüsten“ nennen. Die Beispiele in dem Artikel sind so simpel und falsch, das ich entsetzt bin so etwas in der Zeit zu lesen. Das vorhandene Gerätschaften nicht funktionieren ist eine Frage des Umgangs damit, Schlamperei und mangelnde Führungsfähigkeit der zweite Punkt. Keinesfalls eine Frage des Geldes. Wie können Erwachsene nur so verblendet und stur aggieren. Aufrüstung und Kriege sind immer ein Machtspiel einiger weniger, noch Nie ein Instrument zur Lösung. Schauen wir doch nach Korea oder Arabien. Erst wenn dort die Führungsmachthaber miteinander reden und Lösungen anstreben wird ein Militärischer Konflikt zu vermeiden sein. Wozu also zuerst aufrüsten. Wer ist denn so dusslig und stellt die Gleichung auf, Aufrüsten um aus der Position der Stärke zu verhandeln?? Bei den heutigen Waffen genügt eine kleine Armee um alles zu zerstören. Ich bin gespannt wenn China seine grosse Armee ins Spiel bringt, wie die Amis dann reagieren. Wird das der Beginn eines erneuten Rüstungswettlaufs? Wollen die Autoren dass? Ich bleine als Linker dabei, Abrüstung muss das Bestreben und Ziel sein. Noch eine Anmerkung; wir haben eine V.-Ministerin die Ärztin und 7fache Mutter ist als Befehlhaberin um andere zu töten, na bravo. – Hartmut F. Wolf


Leserbrief zu „Zentralbanken können keine Staaten finanzieren“ von Lisa Nienhaus und Mark Schieritz

Die Welt der Finanzjongleure ist wirklich faszinierend. Für mich als Ingenieur wirkt die Welt der Finanzen zunehmend irreal, unseriös und unmoralisch. Im Rahmen des EZB Programms haben die Notenbanken vorrangig die Staatsanleihen jeweils des eigenen Staates aufgekauft. Damit ist zum Beispiel die italienische Notenbank der Gläubiger Italiens. Gleichzeitig gehört die italienische Notenbank dem italienischen Staat. Die italienische Notenbank hatte aber nicht das Geld, um die Staatsanleihen zu kaufen. Dieses Geld hat die EZB der italienischen Notenbank geliehen. Somit finanziert der EZB effektiv Italien (und alle anderen EU-Länder). Die EZB hat das für das Rückkaufprogramm erforderliche Geld per Unterschrift erzeugt (es müsste nicht mal gedruckt werden!!!). Was spricht dagegen, Geld, welches offensichtlich per Unterschrift in beliebiger Menge „erzeugt“ werden kann, zu verschenken und damit allen EU-Staaten einen angemessenen Teil (beispielsweise einen Betrag X pro Bürger) der Staatsschulden zu erlassen? Das wäre zum Nutzen aller Bürger und der einzig ehrliche Weg, denn kein EU-Land wird jemals seine Schulden tatsächlich zurückzahlen können. Was spricht dagegen? Man komme bitte nicht mit der Warnung vor einer drohenden Inflation. Das Geld ist schließlich mit dem Rückkauf der Staatsanleihen schon in der Welt und die Inflation ist ja längst da, wenn man auf die Aktien- und Immobilienmärkte schaut. – Rainer Funke


Leserbrief zu „Der Staatsfeind“ von Henning Sußebach

Was im Dossier über den Umgang mit Yussif O. beschrieben wird beschämt mich zutiefst. Vor den beschriebenen Hintergründen schäme ich mich Schwabe zu sein, schäme ich mich Deutscher zu sein. Und ich schäme mich Europäer zu sein. Was der Innenminister Baden-Württembergs abgeliefert hat erscheint wie biederes politisches Ränkespiel – ein Versteckspiel hinter schlecht gemachten und noch schlechter angewandten Verwaltungsgesetzen und -vorschriften; das Ganze garniert mit Halbwahrheiten und Unwahrheiten.  Als früherer Anwalt bin ich entsetzt – wie regelmäßig wird Jura für Unmenschen/Herrenmenschen betrieben. Auch was die anderen deutschen, italienischen und internationalen Behörden in der Sache bisher abgeliefert haben ist erbärmlich. Es wird seit vielen Wochen auf einen Menschen eingeprügelt – bis dieser die Rückflucht in seine höchst problematische Heimat als einzigen Ausweg wählt. Und wenn das besitzstandswahrende Ziel der Ausschaffung (die schweizerische Bezeichnung ist ehrlicher) erreicht ist, wird noch nicht einmal der Rückflug bezahlt. Was für Menschen sind hier am Werk? Wo bleibt die menschliche Liebe und das Feuer? Um es nicht mit dem tatenlosen Entsetzen bewenden zu lassen möchte ich Herrn O. gerne mit eigenen Mitteln helfen. Ich bitte um Kontaktvermittlung. – Andreas Nickel


Leserbrief zu „Die Widerspenstigen“ von Götz Hamann und Felix Rohrbeck

Diese „Widerspenstigen“ sind wahre Volkshelden, die für uns ihre Existenz aufs Spiel setzen.
Umso trauriger ist es, wie wenig die Gesellschaft ihr Opfer honoriert. Das Bundesverdienstkreuz wäre das Mindeste. Es ist ein Beleg mehr, dass unsere „Volksvertreter“ viele Interessen vertreten, aber leider in den seltensten Fällen die des Volkes! – Rainer Funke


Leserbrief zu „Rüstet endlich auf“ von Adam Tooze und Shahin Vallee

Was ist bloß in Sie gefahren, einen derartigen Artikel prominent auf Seite 3 mit obiger reißerischer Überschrift zu veröffentlichen? Ich höre schon den Aufschrei Ihrer entsprechend geneigten Leserschaft; wenn sie diesen Artikel überhaupt gelesen und im naturgemäß pazifistischen Mainstream wahrscheinlich noch nicht einmal verstanden hat. Dieser Artikel gehört eigentlich wegen der immensen Bedeutung auf Seite 1! Natürlich ist mir bei diesem Thema bewußt, dass sich keiner Ihrer männlichen oder gar weiblichen Redakteure die Finger verbrennen möchte, es reicht also gerademal zu einer Übersetzung aus dem Englischen. Wie schade! Dabei steht in diesem Artikel nicht wirklich etwas Neues, schon gar nicht etwas tatsächlich Falsches. Es wäre doch schon mal ein winzigkleines Schrittchen, unsere Bundeswehr überhaupt mit all Ihren vorhandenen – aber kaum einsatzbereiten – Geräten ein stückchenweit einsatzbereit zu bekommen. Das sollte Ihnen eigentlich jede Mühe und Diskussion wert sein, warum nur lese ich davon nichts in Ihrer Zeitung? – Axel Jeske


Leserbrief zu „Überforderte Schulen“ von Peer Steinbrück

Wenn es sicherlich auch etliche Schulen gibt, die „den Himmel auf Erden haben“, so wächst doch der Trend zu  Schulen, die zusehend mehr belastet werden, sei es durch die Inklusion, durch Zuwanderer ohne Deutschkenntnisse und/ oder vielen Kindern aus sozialen Brennpunkten. Ohne Zweifel kommt vielen Schulen eine „Schlüsselfunktion als Integrationsagenturen“ zu, wie es in dem Artikel heißt. Ferner wird immer mehr Erziehungsarbeit von den Eltern auf die Lehrer delegiert, was ebenso viel Zeit, Nervenkraft und Engagement kostet. Schule als Reparaturanstalt für fast alles, nicht mehr in erster Linie Ort der Vermittlung von Wissen und Bildung! So befürchten bildungsbewusste Eltern ein sinkendes Leistungsniveau  und versuchen, ihren  Nachwuchs an  „besseren“  Schulen  mit einer anderen Schülerklientel anzumelden, wodurch das erwähnte Grundproblem noch verschärft wird. Die in dem Artikel angegebenen Tipps zur Attraktivitätssteigerung der erwähnten Problemschulen  sollten daher möglichst realisiert werden. Vor allem müssten die Eltern weitaus mehr in  die Bildungs- und Erziehungsarbeit einbezogen werden, ist dies doch auch nach dem Grundgesetz zuvörderst ihre  Pflicht. – Gabriele Gottbrath


Leserbrief zu „Die Wasserschlacht“ von Robert Schmidt

Vittel ist ja kein Einzelfall. Nestlé ist weltweit dabei, Quellen aufzukaufen, in der „weisen“ Voraussicht, dass Wasser immer knapper wird. Die Klimaerwärmung leistet dazu Schützenhilfe. Die Recherchen großer Umweltorganisationen belegen das, wie tätig Nestlé weltweit ist. Als Beispiel sei Massachusetts genannt, wo die Einwohner eines Ortes ihr Wasser teuer kaufen müssen, nachdem Nestlé dort eine Quelle aufgekauft hat. Bei Abschluss des Geschäftes war den meisten wahrscheinlich nicht klar, was sie da verkauft hatten. Und wie können erst Afrikaner oder Südamerikaner ihr teures Wasser zurückkaufen, sie gehören doch schon zu den Ärmsten der Armen. Vittel ist ein Beispiel auch dafür, wie Gemeinden dann unter Druck gesetzt werden können (Arbeitsplätze, Steuereinnahmen). Die örtlichen Vertreter leisten dazu noch ihren Beitrag. Aber Geld regiert die Welt. Warum schreitet die Politik nicht ein? Weil die Wirtschaft die Politik dominiert. Wie traurig. Nestlé ist ein ethikloser Konzern. Sie als Zeit sollten darüber, zusammen mit den großen Umweltorganisationen, berichten, damit die Menschen aufgerüttelt werden. Es fühlt sich so hoffnungslos an, dass alles dem Geld untergeordnet werden soll und wird. – Elisabeth Sintermann


Leserbrief zu „Wilde Haufen“ von Ursula März

Herzlichen Dank für Ihren Interesse weckenden und aufschlussreichen Artikel über neuere belletristische Literatur zum Thema „Familie“, zu der ich zwei Anmerkungen machen möchte: Sie führen gegen Schluß die Studie der Rechtsmediziner Michael Tsokos und Saskia Guddat „Deutschland misshandelt seine Kinder“ aus dem Jahr 2014 an. Ich habe das Buch kurz nach dem Erscheinen gelesen und aktuell leider nicht zur Hand, deswegen folgen die Anmerkungen aus der Erinnerung: a) Ich glaube nicht, dass in der Studie von „Spiralbrüchen der Wirbelsäule“ berichtet wird, Spiralbrüche sind typisch für Verletzungen von Röhrenknochen an Armen und Beinen und werden durch Scherkräfte und nicht durch reinen Aufprall bewirkt. b) Wie bekannt stammt in Fällen von Kindesmisshandlungen  der Täter in der Regel aus dem nächsten Umfeld, meist der Familie. Ich meine mich gut zu entsinnen, dass Tsokos und Guddat Kinder unter 2 Jahren, deren Mütter mit einem neuen männlichen Partner (also nicht dem Erzeuger) zusammenleben, als die Gruppe mit dem höchsten Risiko für das Erleiden von Misshandlungen identifiziert haben. Ihre Folgerung, dass „dieses Buch nicht dazu animiert, dem Prototyp der Familie nachzutrauern“, mag ja richtig sein, einen schützenden Effekt von „sozialer Verwandschaft“  belegt die Studie jedoch zumindest in meiner Erinnerung nicht. – Bernhard Köster


Leserbrief zu „So baut man eine Einflusssphäre“ von Petra Pinzler et. Al

Dieser Artikel hat mir inhaltlich nicht gefallen. Hier sind Ihre vermutlich noch recht jugendlichen Journalisten viel zu kurz gesprungen und ignorieren in typisch westlicher Arroganz die historische Dimension, die hier so lapidar abgehandelt wir. Ich bin 70 und war ab April 1970 jährlich 3-4 Mal in China, bis heute. Ich habe ein 750 Million Volk, dürr, z.T. hungernd, ohne Schuhe (im Sommer) angetroffen, die indoktriniert durch die Propaganda der sogenannten Kulturrevolution sehr abweisend gegen uns „white skinned pigs“ waren und Tag und Nacht vor meinem Hotel aus der roten Bibel Texte skandieren. Ich habe einen Wiederaufstieg eines Landes und eines Volkes erlebt, welches schwer gedemütigt wurde im 19. Und 20. Jahrhundert. Aber die Kultur und der Arbeits- und Lernwille blieb erhalten. Dann 1979 kam eine große Befreiung durch Deng Xiaopin und es folgten fast 40 Jahre einer gewaltigen Entwicklung, zwar unterbrochen durch die Katastrophe auf dem Tiananmen Platz, aber mit dem Resultat, dass China wieder Weltspitze unter den großen Nationen ist und sich weiterhin schneller entwickelt als alle anderen Kontinente/Nationen. Der Weg, den China in dieser Zeit zurückgelegt hat ist der wahre „Lange Marsch“. Heute haben wir es mit ca. 1,3 Milliarden Chinesen zu tun, die alle 50 – 100% mehr Körpergewicht haben als 1970 – mit anderen Worten, denen es gut geht. Die Regierung mag uns Demokraten nicht gefallen, aber die Mehrheit der Chinesen inkl. meiner Mitarbeiter in China sind damit sehr einverstanden. Wer sich heute erregt über „Parteizellen“ oder über mangelnde „Rücksicht auf  Umwelt oder Sozialstandards“ sollte sich einmal die Geschichte der europäischen Kolonial Politik ins Gedächtnis rufen. Während die Chinesischen Firmen bei uns und anderswo Land, Firmen, Patente kaufen, zahlen Sie die besten Preise und akzeptieren unsere Gesetze sowie Mitbestimmung und Gewerkschaften. Mit anderen Worten, sie kaufen sich ein aber sie klauen nicht, wie die Europäer es taten in Nordamerika, Südamerika, Asien, Afrika und Australien/Neuseeland! Wir täten heute, so wie in den letzen Jahrzehnen, gut daran, mit China Handel und gute Beziehungen zu pflegen, denn China wird in den nächsten 2 Jahrzehnen das mächtigste und einflussreichste Land der Erde. Hier wird nicht getwittert, hier wird etwas geschaffen und wir können daran partizipieren oder es lassen, wir haben die Freiheit zu entscheiden. – Thomas Schwieger


Leserbrief zu „Das große Entgiften“ von Christiane Grefe und Andreas Sentker

Informierte und verantwortungsbewusste Menschen sollten nicht bis 2030 warten: Schon seit langem sind ökologisch-biologisch angebaute wirkliche Lebensmittel (also nicht nur Agrarprodukte) etwa von „demeter“ und „bioland“ auf dem Markt verfügbar. Wenn diese pestizidfreien bzw. biozidreduzierten Erzeugnisse zudem noch saisonal, regional und weitgehend unverarbeitet gekauft werden, ist das ein konkreter, nachhaltiger und sehr persönlicher Beitrag zur Zukunftssicherung der Mitwelt. – Dr. Diethard Mai


Leserbrief zu „Der gute Umgang“ von Fabienne Hurst

Der Beitrag schildert ja zunächst durchaus nett und wohlwollend die Verhältnisse an der Wattenscheider Waldorfschule; die spitze Frage, für welche Gesellschaft denn diese Schule eigentlich erziehe, steht erst im letzten Satz. Aber schon bis dahin wird einiges an Vorurteilen aufgebaut, werden die eigentlichen Probleme höchsten gestreift. Aus vier Gründen ist dieser Artikel ärgerlich.
1. Völlig undifferenziert wird all das in einen Topf mit der Bezeichnung „Privatschule“ geworfen, was nicht zum staatlich organisierten allgemeinbildenden Schulwesen gehört. So als ob ganz unterschiedliche Bildungseinrichtungen wie die hier vorgestellte Waldorfschule, das ebenfalls genannte Elite-Internat Salem, die konfessionellen Schulen, die auf Gewinn ausgerichteten Privatschulen zur Erlangung von Abschlüssen auch für schwierige Schüler, die Landerziehungsheime aus der Reformpädagogik und alles andere über einen Kamm zu scheren wären. Und wer auf der Grundlage dieser Prämisse wie der zitierte Bildungswissenschaftler Helbig ganz platt und generalisierend formuliert, „durch Privatschulen“  werde „die soziale Spaltung noch zementiert“  oder „ dass Privatschulen genutzt werden, um sich bestimmten sozialen Gruppen zu entziehen“, argumentiert nicht auf wissenschaftlichem Niveau.
2. Doch in diesem Sinne bezweifelt Fabienne Hurst , dass die Widarschule prinzipiell wirklich jedem Kind offenstehe und dass die Einkommens- und Vermögensverhältnisse der Eltern für eine Aufnahme letzten Endes nicht ausschlaggebend seien; und sie unterstellt, wieder in Anlehnung an M. Helbig, für die Beiträge der Eltern gelte nur eine „vermeintliche Freiwilligkeit“, weil „private Schulen … nach solventer Kundschaft schielen.“ Das wirkt, auf die hier vorgeführte Waldorfschule bezogen, für Kenner besonders skurril, fast schon wie eine Verleumdung.
3. Das wirkliche Problem wird nur kurz gestreift und nicht vertieft: Die öffentliche Hand zahlt für staatliche Schulen sämtliche Kosten. Für Schüler, die eine Schule in freier Trägerschaft besuchen (und dazu haben sie laut Grundgesetz Art. 7 ein Recht!), kommt sie aber nur für 65 bis 75% der realen Kosten auf. D.h. in NRW beispielsweise:  Kosten für Schulbauten und deren Einrichtung, für Lehrmittel und so manches andere muss die betreffende Schule selber tragen  –  mit welchem Recht werden also diese Schulen, welche die gleichen Aufgaben erfüllen (nur manchmal etwas besser als die staatlichen), finanziell benachteiligt? Als Ausweg, diese monetäre Ungerechtigkeit aufzufangen, bleiben für Waldorfschulen nur Spenden und grundsätzlich freiwillige, i.d.R. an den finanziellen Verhältnissen der Elternhäuser orientierte Beiträge zu einem Förderverein, gestaffelte Richtsätze bis hin zur Beitragsfreiheit eingeschlossen. ( Bei den Konfessionsschulen behelfen sich die Kirchen meist mit Mitteln aus ihrem Landesetat bzw. dem betreffenden Bischofssitz.) Solche Eltern alimentieren also mit den von ihnen gezahlten Steuern sowohl die staatlichen Schulen (welche die Politik baulich oft verkommen lässt, in denen sie teilweise fragwürdige pädagogische Experimente anstellt, siehe etwa G8 / G9) und müssen zusätzlich das Drittel bzw. Viertel irgendwie aufbringen, welches die öffentliche Hand der von ihnen gewählten Schule verwehrt. Das ist der eigentliche Skandal, die bildungspolitische Ungleichheit, zumal das Mannheimer Institut für Bildungsökonomie schon vor Jahren herausgefunden hat, dass Waldorfschulen in Deutschland sparsamer wirtschaften   –  und nicht weniger, sondern mehr bieten als viele andere Schulen.
4. Völlig ausgeblendet wird der Vorbild- oder Pioniercharakter mancher Schulen in freier Trägerschaft, die sich eben zumeist nicht als „Privatschulen“ verstehen. Landerziehungsheime und vor allem Waldorfschulen  – und an ihrem Beispiel wird ja die Kritik an der „Privat“-Schule festgemacht  –  haben frühzeitig pädagogische Innovationen in den Schulalltag eingeführt, welche oft zunächst belächelt, später dann jedoch auch an staatlichen Schulen eingeführt wurden: die Koedukation, ein Schulgarten für den Unterricht, überhaupt praktische und handwerkliche Fächer, kulturelle Angebote wie Schulorchester, Chor, Theaterspiel, Fremdsprachenunterricht schon im Grundschulalter, außerschulische Praktika, die Struktur einer Gesamtschule seien nur als wenige Beispiele genannt. Beispiele, die von „öffentlichen Schulen“ später stillschweigend imitiert wurden, meist ohne Verweis auf das Vorbild, und heute selbstverständlich erscheinen. Nichtstaatliche Schulen sind hier also „in Vorleistung gegangen“. So muss man die Widarschule in Wattenscheid bedauern, dass ausgerechnet sie herhalten muss, um „die“ Privatschule wegen der beklagten sozialen Problematik zu kritisieren. – Burckhardt Großbach


Leserbrief zu „Der Staatsfeind“ von Henning Sußebach

Schon wieder so ein guter Artikel, der Hintergründe ausleuchtet, Verständnis für den vermeintlichen Übeltäter ermöglicht. Naivität und Hoffnung zu haben, sind doch nicht strafbar. Das Problem ist meines Erachtens das Fehlen eines Systems, das Anträge und Entscheidungen im Herkunftsland ermöglicht. Das wäre humaner als ANKERzentren und ich denke, auch nicht teurer. Sich hinter Dublin II zu verstecken, muss doch peinlich sein, oder nicht? – Christian Weinert


Leserbrief zu „Der Staatsfeind“ von Henning Sußebach

Es war eine gute Idee, sich einmal anzuschauen, wie solch eine Abschiebung abläuft. Da kann man doch nur noch kommentieren: Willkommen in Absurdistan. Es wird Zeit, dass jene Politiker, die sich in populistischer Rhetorik gegen abzuschiebende Flüchtlinge überbieten, mit dem Desaster der Abschiebeabläufe konfrontiert werden. Wo sind die Politiker, die zielstrebig daran arbeiten, mit den Herkunftsländern vernünftige Rücknahmeabkommen zu schließen? Wo sind die Politiker, die Verwaltungsabläufe so gestalten, dass die ausführenden Beamten sich nicht nur ständig im Kreis bewegen? Wo sind die Politiker, die Rückkehrerprogramme entwickeln, damit die abzuschiebenden Menschen für sich selbst eine Perspektive erkennen? Ich bin völlig fassungslos, wie handlungsunfähig sich unser Staat präsentiert. Ich verstehe nicht, warum man es nicht schafft, mit Botschaften Abläufe zu entwickeln, um auch größere Gruppen von Rückkehrern mit Papieren auszustatten. Warum gibt es keine Ausreisezentren, die den Rückkehrern die Passage ins Heimatland organisieren? Wie soll ein mittellos in Europa Gestrandeter das denn selbst bewältigen? Warum gibt es keine Ankunftszentren in den Herkunftsländern? Warum schiebt man nicht in Gruppen ab, was für die Abgeschobenen die Stigmatisierung in ihren Heimatländern verringern könnte? Warum setzt man nicht Anreize für eine freiwillige Rückkehr, indem man den Menschen beispielsweise handwerkliche Grundkurse anbietet, die ihnen vielleicht neue Möglichkeiten zu Hause eröffnen? Was wir im Moment schaffen, ist ein Meer von entwurzelten, orientierungslos in Europa herumirrenden Verzweifelten, die dazu beitragen, dass die politische Stabilität von nationalistischen Bewegungen erschüttert werden kann. Europa muss endlich viel Geld in die Hand nehmen, um den bei uns Gestrandeten, die ja die eigentlichen Opfer der Flüchtlingskatastrophe sind, auf menschenwürdige Weise eine Rückkehr zu ermöglichen. Die billige Story vom gewalttätigen Sozialschmarotzer, dem der Staat nun endlich mit Härte begegnen muss, die bringt uns wirklich nirgendwohin. – Christiane Knab-Schäfer


Leserbrief zu „Über die Angst vor Ängsten“ von Harald Martenstein im ZEIT-Magazin

Ich teile Ihre Sorge, dass unsere Kinder in Deutschland bald zu einer Minderheit gehören. Wiederum geht ein Spalt durch die Gesellschaft. Auf der einen Seite Menschen, die Menschen in Not helfen wollen. Die fliehenden Menschen aus zerstörten, geknechteten, unfreien, Ländern eine helfende Hand reichen wollen, diese als wertvolle Mitmenschen sehen. Mitmenschen, denen Wahrheit, Vertrauen, Nächstenliebe wichtiger sind als Reichtum, Glauben, oder Herkunft. Menschen, die mit ebenso denkenden Mitmenschen für sich und ihre Kinder eine bessere Zukunft aufbauen wollen. Eine Zukunft in der freie Meinung, Unversehrtheit und ein gleichberechtigtes Miteinander zum größten möglichen Wohle aller wichtig ist. Uns verstört und berührt die derzeit herrschende große humanitäre Not, welche uns so sehr an unsere eigene, an Not, Flucht und Verfolgung reiche, Geschichte erinnert. Werden unsere Kinder in einem Land aufwachsen, in dem das Haben, Behalten und Besitzen mehr zählt als der angstfrei mit Vernunft geführte Streit um eine friedliche Zukunft? Welche Zukunft haben sie auf unserem Planeten, der uns Allen stets weniger Ressourcen bietet? Werden unsere Kinder einen gewaltfreien Streit führen können um ein besseres Verstehen, um gegenseitigen Respekt und das für einen Jeden geltende selbstverständliche Recht auf ein menschenwürdiges, freies und unversehrtes Leben? Ein Leben, das nicht nur von der Zufälligkeit der Geburt bestimmt sein wird. Ein Leben in dem ihre Wohnstatt nicht heimtückisch durch Intoleranz, Verblendung und Vorurteil in Brand gesteckt wird. Ein Leben in dem man sie nachts aus dem Bett holt weil ihr Bleiberecht abläuft. Ein Leben, in denen ihnen ein Galgen entgegengehalten wird, sie beleidigt und beschimpft werden, wenn sie für Mitmenschlichkeit und Humanität eintreten. Wie Sie fürchte ich Intoleranz. Wie Sie glaube ich an die Kraft der Aufklärung. Wie Sie schätze ich unsere an Idealen und Vorbildern reiche Geschichte, Kant, Goethe, Büchner, … Ich bewundere, wie Sie mit Scharfsinnigkeit, Ironie, Spot und Witz einem Heine und Tulcholski gleich unsere lebendige und vielseitige Tradition bewahren. Wie Sie, hoffe ich, dass unsere Kinder in einem freien, liberalen, offenen und sozialen Land leben werden. Ein Land, in dem die Kräftigen die Schwachen stützen. Ein Land, das die Not der Leidenden lindert, teilt anstatt zu nehmen, verteilt anstatt an zu häufen, Verantwortung übernimmt anstatt sich abzuschotten von den unausweichlichen Folgen einer in immer größeren Reichtum und Armut geteilten Welt. Kein Wall, Graben, Mauer, Ozean, Waffe oder Macht konnte die historischen Wanderbewegungen auf Dauer stoppen. Historische Wanderbewegungen prägten Europa. Ihre Nachfahren besiedeln und prägen mehr Kontinente wie die Nachfahren aller anderen Erdteile. Viele Kulturen gingen durch die historischen Wanderungen mitsamt ihrem Wissen und Erfahrungen unter. Ihre Reichtümer verschwanden, aber so manche Erkenntnis blieb, zu unserem Wohle, bewahrt oder wurde wiederentdeckt. Gerne fühle ich mich Ihnen, sehr geehrter Herr Martenstein, im Streit um den Erhalt des Bewahrens werten, humanen Teil unserer Kultur und Tradition verbunden. – Klaus Siersch


Leserbrief zu „Das große Entgiften“ von Christiane Grefe und Andreas Sentker

Dieser Artikel war mal etwas anders geschrieben als im Ressort Wissen üblich. Ich fand diese Herangehensweise sehr erfrischend. Sehr gerne würde ich im Jahr 2030 genau dies in der Zeit lesen. Noch lieber würde ich den Artikel schon früher in der Zeit lesen oder am besten früher und mit noch mehr positiven Aussagen. Derzeit habe ich da allerdings so meine Zweifel, insbesondere bei den derzeitigen Aussagen der Ministerin Klöckner. Schade. – Timo Harms


Leserbrief zu „Rüstet endlich auf“ von Adam Tooze und Shahin Vallee

Auch ich bin ganz entschieden dafür, dass die Bundeswehr das Geld bekommt, das sie für die Erfüllung ihres Auftrages braucht. Gerade deshalb finde ich es erschreckend, dass in dem Beitrag an vielen Stellen mit Fakten argumentiert wird, die zum Teil falsch oder nur zur Hälfte richtig sind. Es mag stimmen, dass die Bundeswehr zu Zeiten des kalten Krieges einsatzbereiter war als heute, aber damals hatte sie auch noch keine Auslandseinsätze zu bestreiten, die nicht nur erhebliche Kosten verursachen, sondern auch das verfügbare Personal und Material enorm belasten. In den Jahresberichten des Wehrbeauftragten lässt sich das immer wieder nachlesen. Im Übrigen wurden auch früher schon die Verteidigungsausgaben prozentual zum Bruttoinlandsprodukt dargestellt, nicht zum Bruttosozialprodukt. In dem Artikel wird außerdem suggeriert, Deutschland sei in der Verteidigungspolitik zum Trittbrettfahrer mutiert, der seine Hausaufgaben nicht mache und dessen Armee nicht einmal einsatzbereit sei. Das ist schlicht falsch und lässt sich sogar mit den Beispielen belegen, die im Text genannt wurden: – Die Panzerlehrbrigade 9 (aus Munster/Niedersachsen, nicht aus Münster) kann zwar tatsächlich nur neun Panzer aus eigenen Beständen für die VJTF abstellen, aber die fehlenden Panzer wurden bereits aus anderen Einheiten ausgeliehen. Somit ist die Brigade durchaus voll einsatzbereit für die VJTF. – Im September 2014 musste zwar eine (uralte) Transall-Transportmaschine auf Gran Canaria notlanden, der sog. Ebola-Einsatz konnte aber trotzdem mit einer Ersatzmaschine durchgeführt werden. Zudem müssten die Autoren eigentlich wissen, dass gemäß Artikel 5 des NATO-Vertrag nicht nur Deutschland, sondern jedes NATO-Land „too big to fail“ ist – im Ernstfall gilt das sogar für Luxemburg. Ach ja, und die Tatsache, dass die Bundeswehr z.Zt. mehr als 3.800 Soldaten für zehn Auslandseinsätze bereitstellt, wird von den Autoren gleich ganz ignoriert. Bei der Auftragserfüllung haben die Streitkräfte in der Tat mit eklatanten Mängeln zu kämpfen, aber die sind im dem Artikel „Arme Armee“ (ZEIT Nr. 19/2018) deutlich besser beschrieben worden als in diesem Beitrag. Darüber hinaus wird verschwiegen, dass die viel zitierte Vorgabe von 2% des BIP für Verteidigungsausgaben derzeit nur von fünf (!) der 29 NATO-Staaten erfüllt wird. Dazu zählt übrigens auch Frankreich nicht, denn entgegen den Zahlen in der ZEIT-Grafik liegen die französischen Verteidigungsausgaben derzeit nur bei ca. 1,8% des Bruttoinlandsprodukts. Auch das lässt sich nachlesen, u.a. in „Le Monde“ (https://www.lemonde.fr/politique/article/2018/02/07/pres-de-300-milliards-d-euros-promis-a-la-defense-d-ici-a-2025_5253427_823448.html) und der „Zeit“ (https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-02/frankreich-militaer-ausgaben). Abgesehen davon, dass die bewusste 2%-Vorgabe nicht rechtlich verbindlich ist, wäre es besser, auf die absoluten Zahlen zu schauen und nicht auf Prozentzahlen. Dabei würde allerdings deutlich, dass Deutschland für das laufende Jahr Verteidigungsausgaben in Höhe von 38,5 Milliarden Euro vorgesehen hat und Frankreich „nur“ 34,2 Milliarden Euro. Ich schlage daher vor, dass die Autoren erst einmal selbst ihre Hausaufgaben machen, bevor sie andere dazu auffordern. – Ingo Scholz


Leserbrief zu „Rüstet endlich auf“ von Adam Tooze und Shahin Vallee

Meine Kritik am Artikel „Rüstet endlich auf“ möchte ich nur kurz, fast stichpunktartig in der Reihenfolge des Textes formulieren:
1. Es gibt nur Absichtserklärungen der Bundesregierung zur Aufrüstung, aber keine verbindlichen finanziellen Verpflichtungen der Nato gegenüber.
2. Es verwundert schon sehr, dass sich ausgerechnet ein Engländer und ein Franzose eine einsatzbereite deutsche Armee im Sinne der Traditionen von Reichwehr und Wehrmacht wünschen, statt sich darüber zu freuen, dass die „deutsche politische Klasse“ (und hoffentlich nicht nur die!) „entschieden zivil eingestellt“ ist.
3. Ich (und sicherlich viele Deutsche) möchte gar nicht im Ernstfall von der Nato „rausgehauen“ werden. Denn so etwas würde höchstwahrscheinlich die völlige Zerstörung Deutschlands bedeuten.
4. Die „Friedensdividende“ war angesichts der historischen Entwicklung völlig logisch. Warum sollte Deutschland im Zustand der Hochrüstung verbleiben, wenn sich ringsherum nur befreundete Staaten befinden.
5. Die Autoren argumentieren heuchlerisch, wenn sie sich für die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer einsatzfähige Nachschubschiffe des Bundeswehr wünschen, weil das nun wirklich nicht ihr Anliegen ist. Ähnlich verlogen erscheint es mir, wenn sie die von ihnen gewünschte gewaltige Aufrüstung wegen drohender „humanitärer Krisen riesigen Ausmaßes“ fordern. Gerade die Armeen Frankreichs und Englands (und erst recht der USA haben durch ihren „Hang zu postkolonialen Abenteuern“ in den letzten Jahren und Jahrzehnten für viele humanitäre Krisen riesigen Ausmaßes gesorgt.
6. Die hohen Militärausgaben dieser Länder (einschließlich der USA) wurden in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg für viele Kriege (meist außerhalb des Völkerrechts) mit Millionen Toten verwendet, bei denen Deutschland gottseidank meist nicht dabei war.  Es gibt daher keinerlei Grund sich stolz aufzuplustern und Deutschland eine Nachahmung zu empfehlen.
7. Deutschland hat in den letzten Jahren seinen Verteidigungsetat bereits deutlich erhöht und für die kommenden Jahre stehen noch größere Steigerungen an. Hoffentlich führt das nicht dazu, dass Deutschland eine Militärpolitik wie die der genannten Länder machen wird.
8. Die Autoren tun so, als würde es dazu kommen, dass Europa in „demokratischen Verfahren“ über den Einsatz von Streitkräften entscheiden wird. Das ist doch lächerlich. Welcher französische oder englische oder US-Politiker wird Deutschland beim Einsatz von Atomwaffen (u.auch anderen größeren Einsätzen) mitbestimmen lassen?
9. Die Autoren fordern deutsche Aufrüstung in einer Zeit, in der die Nato-Etats den russischen Militäretat um ein Zigfaches übertreffen und in der Russland seine Ausgaben aktuell um 20 % zurückfährt! Wie so vieles erwähnen sie auch dies natürlich nicht. Hoffentlich stimmt die „Zeit“ nicht so wie viele Medien in den Aufrüstungschor ein, weil man ja meint, die dummen friedlichen Deutschen müssten für Aufrüstung gewonnen werden. Statt froh zu sein, dass die Deutschen nach dem 2.Weltkrieg nicht mehr so leicht für Aufrüstung und Krieg zu gewinnen sind, regen sich ausgerechnet ein Franzose und ein Engländer darüber auf. Und hoffentlich muss ich in der „Zeit“ nicht mehr einen so einseitigen und oberflächlichen (populistischen?) Artikel lesen. – Günter Winkler


Leserbrief zu „Weil es unendlich verletzt! Von Tina Hildebrandt und Britta Stuff

Frau Roth hatte in Ihrem Leben offensichtlich alle Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung, hat diese genutzt – und stellt sich nun als ‚Opfer‘ ihrer Kinderlosigkeit, als von Antifeministen und ‚Mackermännern‘ traktiert dar? Gleichzeitig hat sie aber in einem Atemzug kein Problem damit,  Frau Merkel anzugehen in ihrem Aussehen – und quasi als „entfraut“ und „den Männern angepasst“ zu beschreiben. Das ist nicht nur geschmacklos, das ist hinterhältig. Frau Roth musste in den letzten Jahren erfahren, dass sie in ihrer Partei und im politischen Austausch im allgemeinen nicht mehr die Rolle spielt, die sie gerne spielen würde, fragt sich aber offenbar nie, was daran ihr eigener Anteil ist. Es wäre ja nichts dagegen einzuwenden, wenn Claudia Roth ‚nur‘ eine machtbewusste Frau wäre. Was sie zunehmend unerträglich macht, ist Ihre moralisch-überlegene Attitüde und die Unart, andere nicht wahrzunehmen als Menschen, die es wert sind, dass man ihnen zuhört, auch wenn sie eine andere Meinung vertreten als Frau Roth. Talk-Runden mit ihr schalte ich inzwischen grundsätzlich ab. Claudia Roth hat zu ihrem „blinden Fleck“ in Bezug auf Flüchtlinge und die Asylproblematik nun auch noch eine gepflegte Gender-Macke entwickelt. Nicht nur kinderlose Frauen kassieren ab und an dumme Bemerkungen, sondern auch die Frauen, die Kinder haben und  erfolgreich sein möchten im Beruf. Die einen diskreditieren sie als „Rabenmutter“ und die anderen als „in die bürgerlich-konservative Falle getappt“. Und diese Kritik kommt überwiegend von anderen Frauen und nicht von Männern (das wäre ja auch leicht zu kontern). Wir Frauen haben durchaus allen Grund, weiterhin emanzipiert und selbstbewusst zu agieren, aber dieses pauschale „Männer-Bashing“ habe ich nun so langsam über. Das stärkt die Frauen nicht! Es passt auch nicht, gerade In dem Zusammenhang die rechtsaggressiven Dämlichkeiten im Netz anzuführen, denn Frau Roth hat ja selbst keine Probleme damit, bei Antifa-Demos mit zu marschieren, die den deutschen Staat in übelster Art und Weise herabwürdigen. Den Staat, für den Frau Roth doch arbeitet und der sie (auch mit meinen Steuern) bezahlt. Meine Meinung über Claudia Roth hat sich negativ verfestigt – so what. Was mich aber wirklich ärgert, ist die Art, wie dieses „Gespräch“ von den ZEIT-Journalistinnen geführt wurde und mit welch suggestiven Fragen Frau Roth dabei der Weg geebnet wurde: „Glauben Sie, Sie würden vom politischen Gegner anders behandelt werden, wenn Sie Kinder hätten?“ „Als würde sie versuchen, zu verbergen, dass sie eine Frau ist?“ und ähnliches. Das geht gar nicht. – Lisa Werle