Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Ăber Ihren Artikel werden wir möglicherweise noch oft nachdenken mĂŒssen. Vielen Dank. Ein Teil der Wirklichkeit auf die ich nicht vorbereitet bin, ist der Teil der Gesellschaft möglicherweise auch unter den Lesern der Zeit, dem man offenbar erklĂ€ren muss, dass die kursiven Zitate im Text von Matthias Claudius sind. Den Zuschauern von Dieter Hildebrandt musste man das nicht erlĂ€utern. – Karlheinz Martin
Leserbrief zu âWar also alles vergeblich?â von Frank Jansen und Ăzlem Topcu
Ich habe nie verstanden,das eine mittellose Angeklagte wie Frau TschĂ€pe mehre Verteidiger an ihrer Seite hat.Wer kommt dafĂŒr auf?Sie ja nicht.Eine Antwort auf diese Frage dĂŒrfte viele Menschen in diesem Land Interessieren. – Dr. Arno-Christian
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Bernd Ulrich schreibt in seinem unverwechselbaren Journalismusstiel was ist, analysiert warum und zeigt auf, wohin es gehen könnte, wenn… FĂŒr diesen Beitrag in der Zeit N’27 hat sich mein Jahresabo fĂŒr DieZeit alleine schon gelohnt (und es gibt ja mehrere davon!). Und dass er Helmut Schmidt in seine Ăberlegungen   mitgenommen hat (Der Mond ist aufgegangen…) wunderbar! Danke fĂŒr den Respekt, den Bernd Ulrich unserer Kanzlerin zollt, weil Sie fĂŒr unser hohes Ansehen in der Welt ja tatsĂ€chlich viel (wie Adenauer, Brandt,Schmidt, Kohl auch) getan hat. Man darf diese Frau fĂŒr ihren FleiĂ, ihre Effizienz und die von ihr vorgelebte SoliditĂ€t bewundern; ich tue das! Zu den Bösen-Bayern-Buben nur soviel: „Unter den ĂbermĂŒtigen ist immer Streit; aber Weisheit ist bei denen, die sich raten lassen“ *Zitat Salomonis 13,10 (aus Die Zeit) . SchlieĂlich ein Wort von Karl Krauss dazu“Wenn die Sonne der Kultur untergeht, dann werden die Schatten der Zwerge lĂ€nger“ Danke an DieZeit und herzliche Verbundenheit an Bernd Ulrich fĂŒr diesen ungewöhnlich sachlich/respektvollen/ menschlich berĂŒhrenden Beitrag zur Lage unserer Politik und ihrer derzeitigen Protagonisten. – Wolf Dieter Schwarz
Leserbrief zu „Ăberholt“ von Matthias Krupa
Auch eine MeinungsĂ€uĂerung sollte auf Fakten basieren. Matthias Krupas Kommentar âĂberholtâ entbehrt jedoch fast jeder BegrĂŒndung in der RealitĂ€t: Krupa beruft sich auf Emmanuel Macron, Sebastian Kurz, Pedro Sanchez, Alexis Tsipras, Xavier Bettel und Giuseppe Conte. Nichts haben diese âvergleichsweise jungen MĂ€nner gemeinsamâ als ein kĂŒrzeres Lebensalter, auch nicht die Gegnerschaft zu Angela Merkel (in Emmanuel Macron und Pedro Sanchez hat sie in der FlĂŒchtlingspolitik sogar VerbĂŒndete). Deshalb ist es auch falsch zu behaupten, die genannten Sechs wĂŒrden âfĂŒr einen dramatischen Umbruchâ in der Politik Europas stehen. So bleiben Krupa am Ende von seinen 6 Kronzeugen nur 2 ĂŒbrig, Conte und Kurz (die 2 Jahrzehnte Alter voneinander trennen) â mehr als dĂŒrftig. Es ist auch falsch, dass zum Brexit âenorme Emotionenâ beigetragen hĂ€tten, die die FlĂŒchtlingspolitik Deutschlands oder der EU ausgelöst hĂ€tte. Die in der Brexit-Kampagne geschĂŒrten niedersten GefĂŒhle richteten sich gegen die nicht-weiĂe Bevölkerung des eigenen Landes und gegen die FreizĂŒgigkeit innerhalb der EU. Es stimmt auch nicht, dass diese Emotionen in Italien und Ăsterreich, Ungarn oder Tschechien Nationalisten an die Macht gebracht hĂ€tten. Sebastian Kurz wird sich nicht Nationalist nennen lassen, der Wahlsieg von Lega und 5 Stelle in Italien hat viele GrĂŒnde, Tschechien hat (noch) keine im Amt bestĂ€tigte Regierung, Viktor OrbĂĄn ist nicht erst seit 3 Jahren an der Macht, sondern baut Ungarn seit 8 Jahren zu einem autoritĂ€ren Staat um. Polen hat Krupa vorsichtshalber weggelassen. In Polen wie Ungarn geht es ja auch um viel mehr als nur die Haltung in der FlĂŒchtlingsfrage: um die UnabhĂ€ngigkeit der Justiz, die freie MeinungsĂ€uĂerung, die Rechte von Minderheiten, weshalb nach Polen nun auch Ungarn ein Rechtsstaatsverfahren der EU droht. In der FlĂŒchtlingspolitik gibt es sehr wohl einen Gegensatz zwischen dem Westen und dem Osten Europas. Es sind osteuropĂ€ische MitgliedslĂ€nder der EU, die HumanitĂ€t und SolidaritĂ€t grundsĂ€tzlich ablehnen. Die Tschechische Republik, Ungarn und Polen wurden deswegen Ende letzten Jahres von der EU-Kommission verklagt. Eine gute Analyse des Ost-West-Gegensatzes bietet Ivan KrÄstev, EuropadĂ€mmerung, Berlin 2017. Ich kann bei Angela Merkel auch keinen Paradigmenwechsel feststellen, wenn ich mir ihre viel gescholtenen Aussagen vor dem Ansturm der FlĂŒchtlinge 2015 ansehe. Bei einem GesprĂ€ch der Kanzlerin mit SchĂŒlern in Rostock sagte Merkel am 15.07.2015 zu dem FlĂŒchtlingsmĂ€dchen Reem Sahwil: âDas ist manchmal auch hart (…) du weiĂt auch, in palĂ€stinensischen FlĂŒchtlingslagern im Libanon gibt es noch Tausende und Tausende. Und wenn wir jetzt sagen: Ihr könnt alle kommen und ihr könnt alle aus Afrika kommen (…) Das können wir auch nicht schaffen.â An die Werte von HumanitĂ€t und SolidaritĂ€t hat beim jĂŒngsten Treffen Emmanuel Macron erinnert, weshalb der französische StaatsprĂ€sident schon gar nicht in Krupas Reihe derer gehört, die Merkels Politik in Frage stellen. – JĂŒrgen Thiede
Leserbrief zu âTĂŒrkisches Paradoxâ von Michael Thumann
Die EnttĂ€uschung ĂŒber das Wahlergebnis in der TĂŒrkei ist nicht zu ĂŒbersehen, zu ĂŒberhören und zu ĂŒberlesen. In Deutschland gab es wohl selten eine derartige öffentliche EnttĂ€uschung und emotionale Anteilnahme am WĂ€hlerwillen. Oder können sie sich daran erinnern, dass wir wĂ€hrend und nach den Wahlen in Ungarn, der Slowakei, Polen, Russland oder den USA tagelang ĂŒber das WĂ€hlerverhalten der hier lebenden Wahlberechtigten aus diesen LĂ€ndern  und der damit angeblich zusammenhĂ€ngenden Zugehörigkeit zu Deutschland diskutiert haben?
Anerkennung des WĂ€hlerwillens: Die derzeitigen Diskussionen ĂŒber tĂŒrkische StaatsbĂŒrger, die irgendeinen Politiker aus ihrer Heimat gewĂ€hlt haben, bestimmen erneut unsere Tagesordnung. Wir scheinen UnpĂ€sslichkeiten mit dem WĂ€hlerwillen, dem demokratische Recht der geheimen Wahl und dem Selbstbestimmungsrecht von WahlbĂŒrgern zu haben. Wie gelĂ€hmt und unsouverĂ€n muss unsere Denkweise geworden sein, dass sich Menschen fĂŒr ihren demokratischen WĂ€hlerwillen rechtfertigen mĂŒssen? Oder sollen diese Menschen dankbar dafĂŒr sein, dass sie ĂŒberhaupt noch ein geheimes Wahlrecht besitzen? Was fĂŒr ein SelbstverstĂ€ndnis haben wir von der Demokratie? Wir mĂŒssen lernen, Respekt vor dem politischen Willen und der selbstbestimmten Wahlentscheidung von Menschen zu haben. Was jemand wĂ€hlt, ist seine private Angelegenheit. Wer mit Demokratie argumentiert, der sollte auch demokratisch handeln und dazu gehört die Anerkennung eines Wahlausgangs.
Demokratische Legitimation durch sehr hohe Beteiligung: Die Wahlbeteiligung in der TĂŒrkei lag bei 87,5 Prozent. Und ein PrĂ€sidentschaftskandidat hat zum wiederholten Male mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten. Das sind Werte, von denen viele Politiker im Westen trĂ€umen. Nur zum Vergleich: Die Wahlbeteiligung bei den Bundestagswahlen von 2009 lagen bei gerade mal 70,8 Prozent. 2013 nahmen 71,5 Prozent der Wahlberechtigten bei den Wahlen zum deutschen Parlament teil. 2017 stieg der Wert auf 76,2 Prozent. Bei den Wahlen zum Europaparlament lag die Beteiligung in den letzten 20 Jahren bei etwa 40-45 Prozent. Und noch eine Information: In der Geschichte der Bundesrepublik hat es eine Partei nur ein einziges Mal geschafft, auf mehr als 50 Prozent zu kommen. Das war 1957. Die Union, bestehend aus zwei(!) Parteien schaffte damals 50,2 Prozent. Danach kamen sie nie wieder ĂŒber die 50-Prozent-Marke. Die Sozialdemokraten schafften noch nie seit 1949 diesen Wert. Ihr bestes Ergebnis lag 1972 bei 45,8 Prozent. Wir sollten also etwas zurĂŒckhaltender agieren, wenn wir ĂŒber die Wahlergebnisse und die demokratische Legitimation von Wahlen in anderen Staaten diskutieren.
TĂŒrkei ist keine Kolonie: Unsere belehrende, teilweise auch arrogant daherkommende Art kann nĂ€mlich genau das Gegenteil unseres Interesses bewirken und mehr Menschen ausschlieĂen. Möchten wir, dass diese Menschen sich abwenden oder wollen wir sie gewinnen? Wir mĂŒssen uns Gedanken ĂŒber die ausgrenzenden Strategien von Teilen der Medien, Politik und der gesellschaftlichen RĂ€nder, die immer mehr in die Mitte hineinragen, machen. Wir wĂŒrden einen Fehler begehen, wenn wir meinten, die TĂŒrkei sei eine Kolonie eines anderen Landes. Die rechtspopulistischen sowie rechtsextremen Parteien in Deutschland haben auch deshalb so einen Zulauf, weil sich viele unserer Politiker oftmals um fremde Probleme kĂŒmmern als um die Baustellen in Deutschland. Eine Landwirtschaftsministerin sollte sich beispielsweise um die Milchquote, Agrarsubventionen, Lebensmittelsicherheit oder Tiergesundheit kĂŒmmern als um KopftĂŒcher.
Wir mĂŒssen uns um die eigenen Probleme kĂŒmmern: Wenn wir meinen, dass Recep Tayyip ErdoÄan die Rentenfrage in Deutschland lösen wird, liegen wir falsch. Wenn wir denken, dass ErdoÄan einen Mindestlohn bei uns einfĂŒhrt oder Hartz IV abschafft, können wir noch lange warten. Wird ErdoÄan das Bildungssystem in Deutschland reformieren? Oder wird ErdoÄan, obwohl manche es ihm durchaus zutrauen wĂŒrden, die Herausforderungen in der Verkehrs- und Infrastrukturpolitik in Deutschland meistern? Wird ErdoÄan die Probleme im deutschen Pflegesystem lösen? Wird ErdoÄan die Armut und die Arbeitslosigkeit bei uns beenden? Wird er die soziale, gesellschaftliche und politische Spaltung in Deutschland aufheben? Wird er die Wohnungsnot in unseren StĂ€dten mildern oder gar beseitigen? Anstatt andere Menschen zu belehren, mĂŒssen wir uns mit unseren eigenen Nöten befassen.
Welche Fehler haben wir gemacht? Allein diese Diskussion verdeutlicht um ein weiteres Mal, dass die an der Debatte beteiligten Personen und Medien nichts aber auch gar nichts von frĂŒheren Kontroversen gelernt haben. Wir machen es uns zu einfach, in dem wir die Fehler bei den ErdoÄan-WĂ€hlern suchen. Wir sollten uns eher die Frage stellen, was wir alles falsch gemacht haben. Wir sollten beispielsweise ĂŒberlegen, ob Diskriminierung im Alltag, auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt etwas mit dem Wahlverhalten zu tun haben könnte. Ebenfalls können wir uns fragen, ob alltĂ€glicher Rassismus, Islamfeindlichkeit, Muslimhass und Xenophobie der in unserer âMitteâ dazu beitrĂ€gt, dass so viele Menschen fĂŒr die eine oder andere Partei stimmen. : Selbstkritik tut not: Seit Jahresbeginn gab es fast 50 AnschlĂ€ge seitens PKK-naher Gruppierungen auf muslimische Einrichtungen und GotteshĂ€user in Deutschland. Diese Ăbergriffe wurden bei weitem nicht ausreichend thematisiert. Im Gegenteil, sie wurden nicht selten bagatellisiert. Trotz Bekennerschreiben wurden bislang Schuldige kaum belangt. Nicht nur die distanzierte Berichterstattung, sondern auch die fehlende Anteilnahme wurde von der tĂŒrkischstĂ€mmigen Gesellschaft in Deutschland registriert. Es gab zwar Beistand, jedoch von ganz anderer Seite. Jemand anderes hat die Sorgen der tĂŒrkischstĂ€mmigen Menschen in Deutschland sehr wohl ernst genommen. Zumindest hat er diesen Menschen das GefĂŒhl vermitteln können, dass er ihre Sorgen beachtet und sich um sie kĂŒmmert. Allein das genĂŒgte schon, die Herzen dieser Menschen zu gewinnen. Dann wundern wir uns, warum diese Menschen den einen oder anderen Politiker in ihrer ersten bzw. zweiten Heimat wĂ€hlen? Dann wundern wir uns, weshalb wir diese Menschen nicht wie gewĂŒnscht erreichen? Dann wundern wir uns ĂŒber unsere Integrationspolitik? Wo bleibt unsere Selbstkritik?
Den Balken im eigenen Auge sehen: Unsere Empathielosigkeit trĂ€gt schon seit Jahren dazu bei, dass wir immer mehr Menschen emotional verlieren. Dass die MeinungsfĂŒhrerschaft in der Debatte Leuten wie Ăzdemir, DaÄdelen, AteĆ, Kelek, GĂŒler, Toprak usw. ĂŒberlassen wird, die in der tĂŒrkischstĂ€mmigen Gesellschaft ĂŒberhaupt keine Reputation besitzen â ganz im Gegenteil, jedoch von unseren Medien hofiert werden, ist ein weiteres Dilemma. Und haben wir uns je gefragt, was fĂŒr ein Licht es auf unsere GlaubwĂŒrdigkeit wirft, dass Ăzdemir und seine Kollegen ebenso wie die DaÄdelen-Genossen wĂ€hrend des tĂŒrkischen Wahlkampfs offen fĂŒr die HDP geworben haben, die nach fester Ăberzeugung der Mehrheit der TĂŒrkeistĂ€mmigen als verlĂ€ngerter, demokratisch anmutender Arm der bewaffneten Terrororganisation PKK gilt? Es ist geradezu ironisch, dass eben jene diese, die in Deutschland die politische Vorfeldorganisation einer terroristischen Vereinigung sind, sich am lautesten ĂŒber die AnhĂ€nger eines demokratisch GewĂ€hlten monieren. All denen möchte man laut zurufen: âWarum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?â (MatthĂ€us 7:3)
ZusammenfĂŒhren anstatt zu spalten â Deutschland ist unsere Heimat:Es ist kein Schöheitsfehler, sondern ein störender Makel, dass wir uns nicht von unserem rechthaberischen und arroganten Blickwinkel lösen können. Wir vergessen immer wieder, dass wir auch die Herzen der Menschen gewinnen mĂŒssen. Ganz recht: Es geht um Emotionen und um Herzen. Menschen in Deutschland mit tĂŒrkischem Pass und Doppelstaatler fĂŒhlen sich nicht ernst genommen, nicht angenommen, nicht willkommen. Obwohl sie genauso dazugehören, wie alle anderen Menschen in unserem Land. Obwohl sie genauso ihre Steuern zahlen, die Rechte und Pflichten beachten, die Gesetze einhalten. Die mit dem ehemaligen BundesprĂ€sidenten Christian Wulff angestoĂene Willkommenskultur driftet uns langsam davon. Und das, nicht erst seit es AfD und Sarrazin gibt. Wir brauchen mehr Menschen, die konstruktiv zusammenfĂŒhren wollen. Weniger Spalter und deren Sprachrohre. Deutschland ist unsere Heimat. Und das nicht erst seit es ein Heimatsministerium gibt. – Yasin BaĆ
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Da hatte Bernd Ulrich in seinem vorhergehenden Beitrag ĂŒber 100/500 Jahre europĂ€isch westliche Hegemonie und aktuelle gradualistische Flaschenhalspolitik gerade die Hoffnung geweckt, rationale Analyse und nĂŒchterne Bewertung dessen was ist, könnten in der narrativ libertinistisch ausgerichteten Zeit des Lorenzo die Lamento FuĂ fassen. Und dann das: Matthias Claudius der spĂ€tbarocke PrĂ€romantiker, mit seinem Mondgedicht, selektiv von Bernd Ulrich zitiert. âDer Mond ist aufgegangenâ schon die zweite Zeile âdie goldenen Sternlein prangenâ lĂ€Ăt Ulrich weg: âDie goldenen Sternlein prangenâ, das wĂ€re doch als assoziativen Verbindung zwischen den Pfarrerskinder Claudius und Merkel allzu kitschig klebrig, zu einfĂ€ltig. DafĂŒr taugt dann der Schluss âund unsere kranken Nachbarn auchâ wieder Merkel als Barmherzige im weiĂen Nebel der VerklĂ€rung der Massenmigration erscheinen zu lassen. Der Mond ist allerdings nur der Rahmen fĂŒr Bernd Ulrichs eigene halb lyrische Prosa, oder sollte man seine Huldigung an Merkel nicht besser mit dem schnell wieder aus der Mode gekommenen Begriff des Narrativ belegen. Das Narrativ entblöĂte ja schon durch seine Begrifflichkeit den ErzĂ€hler (Narr) und sein Sujet die ErzĂ€hlung ( das MĂ€rchen) In Bernd Ulrichs MĂ€rchen von Angela Merkel hat sie den Deutschen einen Rosengarten gebaut.Der Botaniker Ulrich weiĂ natĂŒrlich dass ein Rosengarten weit aus edeler und wertvoller ist als die âblĂŒhenden Landschaftenâ ist, Kanzler Kohl lediglich versprochen hat ohne sie zu liefern. Ulrich ist wahrlich kein Schnelldenker, was er auch eingesteht. Er hat hat hinter dem Mond gelebt . DafĂŒr hĂ€lt sich Ulrich fĂŒr einen epochalen Entdecker von Weltneuheiten und Wundern. âWas mir ebenfalls spĂ€t auffiel : Es handelt sich bei der Methode Merkel um eine Weltneuheit in der Politik . Frauen an der Macht hatte es schon zuvor gegeben . Aber keine genuin weibliche Politik. Politik wird gewöhnlich mit Eitelkeit und brutalem Machtstreben , mit Besiegenwollen asso ziiert . Bei Merkel konnte man lernen : Es geht auch ( fast ) ohne . Was bleibt ist â reine Politik . Merkel war ĂŒber ein Vierteljahrhundert lang ein Wunder an politischer Effizienz .â Zwar kommt Ulrich mit seinen wundersamen Entdeckungen und Wunderbeschreibungen ein Vierteljahrhundert zu spĂ€t, aber was soll es. FĂŒr eine VerklĂ€rung von Merkels âHyperpolitikâ im âweiĂen Nebel wunderbarâ a la Ulrich reicht es allemal. âMan muss sich all dies vor Augen fĂŒhren , um zu verstehen , warum das System Merkel nun kollabiert . Im Nachhinein , und da befinden wir uns wohl schon , ist klar , dass die Kanzlerin ihren Landsleuten mit dieser Hyperpolitik die Wirkungen des Epochenbruchs lange erspart , sie zumindest abgemildert hat . Denn das ist natĂŒrlich die Geschichte hinter ihrer Geschichte : In diesen dreizehn Jahren ihrer Macht beginnen der Abstieg und die Auflösung des Westens , in dieser Phase stöĂt die Menschheit mehr und mehr an ihre ökologischen Grenzenâ. Der Abstieg, Sie hat ihn mit Ihrer Graduellen Politik nicht nur nicht aufgehalten oder âerspart oder abgemildertâ sondern befördert. Merkel hat immer nur dagesessen und abgewartet, wie sich die Dinge entwickeln. In der Finanzkrise, des Natur- Bodenschutzes, Dieselgate, hat Sie sich immer fĂŒr die BetrĂŒger der Deutschen Banken, der Autoindustrie, der Agrarlobby, nie fĂŒr die BĂŒrger eingesetzt. Scheinheilig wird Merkel vorgehalten, sie hĂ€tte ihre Politik erklĂ€ren sollen. Sie hat es oft genug getan, in ihrer bescheidenen Art hat sie immer wieder erklĂ€rt â Schaun wir malâ, wir wollen nach vorne schaun, und was alternativlos ist, das schaffen wir schon. Die Ulrichs , di Lorenzos dieser Welt, hatten jedoch nie von der Illusion ablassen wollen, hinter Merkels Hyperpolitik stecke ein ĂŒberlegener, zumindest ĂŒberlegter Plan, den dem wohlwollenden WĂ€hler zu erklĂ€ren Merkel schlicht fĂŒr ĂŒberflĂŒssig gehalten habe. Nun da alle Probleme und vermeintlich ausgesessenen Krisen gleichzeitig wieder hochkommen und die AnkĂŒndigungen gradueller Politik keinen Kredit mehr bekommen, ist der Konkurs da, wenn er wie im vorliegenden Fall vorsĂ€tzlich verschleppt wurde, nennt man das nicht etwa Hyperpolitik oder Wunder an politischer Effizienz, sondern Bankrott, was eine Straftat ist. Bernd Ulrich, dem SpĂ€tmerker und Dichter des Merkel Narrativ sei im Nachhinein ein anderes Mondgedicht zur LektĂŒre empfohlen, auf dass er weiterhin den deutschen Lesern âgroĂ zu denkenâerspart. – Christian Morgenstern
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Ist dieser lyrische Abgesang an die verschwindende Nanny ernstgemein? Ist er Euch wenigstens ein wenig peinlich? Nanny hat den Kindern bisher den Blick auf die Wirklichkeit und ihre phantasielosen Einscheidungen mit Kollapspotential verstellt und ihr wollt jetzt schnell die nĂ€chste haben und zwar Annegret oder Ursula? â Rolf Maschlanka
Leserbrief zu âĂber gesudheitsgefĂ€hrdende Dokumenteâ von Harald Martenstein im ZEIT-Magazin
Danke fĂŒr Ihre Kolumne ĂŒber MĂ€ngel in der Instandhaltung berlinischen Schulen und Behörden (pars pro toto). Ich möchte dies wie folgt kommentieren: Wann hat bei den politisch Verantwortlichen endlich jemand den Mut zuzugeben, dass man ohne Steigerung der Steuereinnahmen nicht beides zugleich haben kann: die Bewahrung der „schwarze Null“ und (!) die Sanierung der maroden Infrastruktur. Eine RĂŒckkehr zum vor-kohlschenSpitzensteuersatz von 53% wĂ€re ein Einstieg. Er muss ja nicht notwendigerweise bereits beim Doppelten des Durchschnittseinkommens greifen. Einen Teil der Mehreinnahmen könnte man zweckdienlich in eine schlagkrĂ€ftigere Steuerfahndung investieren. – Franz Ulrich HĂ€usler
Leserbrief zu âSie waren doch keine Idiotenâ von Petra Pinzler und Mark Schieritz
Die entsendende SĂ€tze in dem Artikel sind die3  SĂ€tze von Theo Waigel:  âWo wĂ€ren wir heute ohne die gemeinsame WĂ€hrung? Dann hĂ€tten wir eine Aufwertung der D-Mark um 25-30 Prozent erlebt. Die deutsche Industrie hĂ€tte schwer zu kĂ€mpfen, weil ihre Produkte im Ausland teurer geworden wĂ€ren.â Das heiĂt im Umkehrschluss: Die deutsche Industrie hat im Euro-Raum einen Kostenvorsprung von 25-30 Prozent, mit dem sie einige der anderen Volkswirtschaften in Grund und Boden konkurrieren kann, und das auch tut. Aber langsam sind die Verlierer des Spiels bereit, sich aggressiv zu wehren, statt weiter an die Illusion vom âEwigem Wohlstand und Frieden fĂŒr alle durch den Euroâ zu glauben. Noch kann diese Illusion aufrecht erhalten werden – auf Kredit. Aber hoffen wir, dass das âFriedenprojekt Europaâ gerettet werden kann, wenn sie endet! Menschen neigen dazu, an groĂe Visionen glauben und dabei widrige Details der Wirklichkeit als unwesentlich zu empfinden.  In diesem Fall waren und sind dies die ungleichen Ăkonomien im Euro-Raum. In diesem Sinne waren Sie Herr Waigel, Sie her Regling und Sie Herr Stark fĂŒr mich damals keine Idioten, sondern nur  VisionĂ€re im Gefolge der VisionĂ€re Helmut Kohl und François Mitterrand. – GĂŒnter Hess
Leserbrief zu âDer Dialekt ist mehr als nur Spracheâ von Maria Rossbauer
Die Beherrschung der Dialekte in die Mehrsprachigkeit mit aufzunehmen, wie die Autorin im Einklang mit vielen Experten anregt, ist eine gute Idee und wird ja auch Gott sei Dank regional schon praktiziert. Nur dĂŒrfen Dialekte nicht zu Schulsprachen mit zu sanktionierender Grammatik und Lexik eingeengt werden. Dialekte, als kulturelle Gegenpole zur gefrĂ€Ăigen nicht nur ökonomischen Globalisierung, brauchen Luft, Freiheit und Entfaltungsmöglichkeiten. Sie sind in der Tat beileibe nicht zwangsweise nostalgisch. – GĂ©rard Carau
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Vielen Dank fĂŒr diese geniale Analyse einer groĂen Politikerin und Diplomatin! Ihr Umgang mit den bayerischen Möchtegern-Politikern wird von Ihnen treffend beschrieben! Ich hoffe, dass Ihr Artikel, als Folge der deutschen WM-Verweigerung, von besonders vielen FuĂballmĂŒden gelesen, und in der ganzen Breite verstanden wurde. AfDler werden nach dem Besuch von Deutschkursen vielleicht irgendwann such mal ZEIT-Artikel lesen! Nochmals vielen Dank! – Klaus W. MĂŒller
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Nein, ich werde mich nicht nach ihr zurĂŒcksehnen! Bernd Ulrich vertritt die These, dass die Kanzlerin ihren Landsleuten mit ihrer âHyperpolitikâ die Wirkungen des Epochenbruchs lange erspart, sie zumindest abgemildert habe. Sie habe uns dabei mit ihrer Methode, vieles in kleinteilige Prozesse aufzuspalten, geschichtsunwillig und geschichtsunfĂ€hig werden lassen. Dennoch habe sie groĂe VerĂ€nderungen (Energiewende, FlĂŒchtlingspolitik) durchgesetzt. Meiner Meinung nach kommt in Ulrichs Artikel ein wichtiger Aspekt zu kurz: der Niedergang des Parlaments durch die mangelnde Einbindung bei den wichtigsten Entscheidungen der Kanzlerin. Wo waren die groĂen Debatten um die Energiewende , die Abschaffung der Wehrpflicht oder die FlĂŒchtlingspolitik im Parlament? Weshalb wird im Parlament keine Diskussion darĂŒber gefĂŒhrt, ob es akzeptabel ist, das selbst gesteckte Ziel der Menge an Treibhausgasen zu ĂŒberschreiten? Merkels Politikstil des Aussitzens, des Nicht-ErklĂ€rens und der kleinteiligen Diskussion komplexer Themen zusammen mit dem Fraktionszwang hat das Parlament in wichtigen Fragen nahezu bedeutungslos gemacht. Grundsatzdiskussionen waren nicht erwĂŒnscht. Dadurch entstand der Eindruck in der Ăffentlichkeit, dass Politik nicht fĂŒr die Menschen gemacht wird, denn deren Vertreter wurden oft nicht gehört. Dass es anders geht, zeigte die Debatte um die gleichgeschlechtliche Ehe. Man kann nur hoffen, dass mit einer neuen Regierung auch ein neuer Politikstil einzieht, der das Ringen um gute Politik im Parlament zum Ziel hat. So könnte unsere parlamentarische Demokratie wiederbelebt werden. – Dr. Klaus Spiekermann
Leserbrief zu âWar also alles vergeblich?â von Frank Jansen und Ăzlem Topcu
Ăber fĂŒnf Jahre wĂ€hrt bereits der NSU-ProzeĂ in Deutschland, mit Beate TschĂ€pe, als Beate TschĂ€pe in der Hauptrolle. War wirklich alles ganz und gar fĂŒr die „Katz“? Alles auch eine deutsche Geschichte ĂŒber uns und ĂŒber unsere Befindlichkeiten, damit eine (fast) deutsche Geschichte ĂŒber Deutschland. Und in Bayern, da imitiert die CSU („Chaotisches Seehofer Unding“) die AfD auf groĂer BĂŒhne. Kann eigentlich diese CSU in dieser desolaten „Verfassung“ ĂŒberhaupt noch richtig „GroKo“? – Klaus P. Jaworek
Leserbrief zu âLetztes Gerichtâ von Heinrich Wefing
RĂ€tselhaft genug, dass EU und sogar die Bundesregierung Polen mangelnder Gewaltenteilung bezichtigen. Nun aber rĂŒgt auch DIE ZEIT – die sonst doch besser Bescheid weiĂ als die Politiker – , dass in Polen „die Staatsanwaltschaften dem Justizminister unterstellt“ sind, genauso wie in der Bundesrepublik Deutschland, und „die Berufung neuer Richter… unter die Kontrolle der Parlamentsmehrheit gestellt ist“: Sind die Artikel 94 bis 96 des Grundgesetzes in Hamburg gĂ€nzlich unbekannt? Jedenfalls nicht in der Hamburger BĂŒrgerschaft, wo sich SPD und GrĂŒne gerade streiten, wessen Kandidat dem Landgericht vorsitzen soll. Folgt man dem ZEIT-Autor Heinrich Wefing, wird da der Rechtsstaat demontiert, weil „niemand mehr so genau hinschaut“. Wer schaut schon in das Grundgesetz? – Fritjof Meyer
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
HĂ€tte Frau Merkel sich im September 15 von ihrem nĂŒchternen Verstand leiten lassen statt – ja, von was? Von ihrer „Wir-schaffen-das-Hybris“? – dann wĂ€re unserer Gesellschaft eine Spaltung erspart geblieben! Andere europĂ€ische Regierungen, humanistisch und christlich geprĂ€gt wie die deutsche, haben anders entschieden; vielleicht hatte bei ihnen der Schutz ihrer Völker PrioritĂ€t, vielleicht haben sie einfach nach einer alten politischen Leitlinie gehandelt: was auch immer du tust, tue es ĂŒberlegt, und bedenke das Ende! – Dr. med. Ulrich Pietsch
Leserbrief zu âNichts sollte von ihnen bleibenâ von Michael Thumann
In dem oben angefĂŒhrten Artikel ĂŒber die Ermordung des letzten russischen Zaren und seiner Familie ist leider ein Fehler. Der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. war kein Neffe, sondern ein angeheirateter Vetter des letzten Zaren Nikolaus II. Dieser war verheiratet mit Alexandra von Hessen-Darmstadt, einer Cousine unseres letzten Kaisers. Beide waren ĂŒbrigens Enkel der Königin Victoria von England, der „GroĂmutter Europas“. – Ein solcher Fehler dĂŒrfte in einer Zeitung, die sich als Flaggschiff der deutschen Intellektuellen sieht, nicht passieren. – Andreas Grimm
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Der Mond ist aufgegangen‘ Dank fĂŒr das lyrische Zitat und ja ‚ Die goldnen Sterne ( Europas ) prangen‘ wenn man der Nachricht vom asylpolitischen Kompromiss glaubt. – Elisabeth Mock-Bieber
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Gibt es insgeheim schon wieder ein Bundespropagandaministerium, fĂŒr das Sie schreiben, oder ist das ein verspĂ€teter Ausbruch einer hoffnungslosen Teenagerliebe? Warum ein groĂer Teil der Deutschen mit „Trainerwechsel“ nicht Jogi Löw sondern Angela Merkel meint, lĂ€sst sich mit fortgesetzter Lobhudelei jedenfalls nicht eruieren. – Gilbert Brands
Leserbrief zu âFreie Fahrtâ von Ulrich Stock im ZEIT-Magazin
Um ein einigermaĂen sicheres und zĂŒgiges Vorankommen fĂŒr Radfahrer zu gewĂ€hrleisten, sind meiner Meinung nach folgende MaĂnahmen vorrangig: RĂŒckbau der allermeisten innerstĂ€dtischen Fahrradwege, Entfernen der gefĂ€hrlichen Radstreifen-Pflastermalereien und FahrrĂ€der gleichberechtigt auf die Fahrbahn. Und nein, ich besitze kein Auto, fahre im Jahr 10.000 km Fahrrad und fĂŒhle mich durch den ADFC fast nie vertreten. – Andreas Kurth
Leserbrief zu âTĂŒrkisches Paradoxâ von Michael Thumann
âErdogan rĂ€umt in Deutschland abâWen wundertÂŽs, dass viele TĂŒrken von Erdogan als mĂ€chtigen FĂŒhrer der TĂŒrkei schwĂ€rmen und ihn wĂ€hlen? Nur gut die HĂ€lfte der in Deutschland wahlberechtigten TĂŒrken gingen zur Wahl, davon wiederum stimmten weniger als 2/3 fĂŒr ihn. Also lediglich ca. 34 % der hier lebenden TĂŒrken sind fĂŒr Erdogan.Dem groĂen Rest ist das Thema egal bzw. sind gegen Ihn. Warum wohl? Was Erdogan in der TĂŒrkei veranstaltet, das kĂŒmmert sie wenig bis gar nicht. Erdogans TĂŒrkei ist fern, weit weg. Sie leben in Deutschland, freiwillig und meistens gar nicht so schlecht. Selbst das Drittel seiner Fans wĂŒrde sicherlich nie wieder in die Erdogan-TĂŒrkei zurĂŒckkehren und dort dauerhaft leben wollen.Der Weg dorthin stĂŒnde ihnen sogar jederzeit frei und weit offen. Jedoch haben sie hier Freiheit, demokratische Rechte und können gegen alles klagen, ohne verfolgt oder in U-Haft genommen zu werden. Sie wissen doch auch, dass dieses Leben in Freiheit und Arbeit Erdogans Politik nicht ist. Warum stimmen sie dann fĂŒr ihn? Den Erdogan-Fans ist er der groĂe FĂŒhrer in einem Luxus-Palast, der die TĂŒrkei in der Welt, in Europa, in Deutschland wieder zu Ansehen gefĂŒhrt hat. âDer starke Mann vom Bosporusâ, geschichtlich: das neue âOsmanische Reichâ Die TĂŒrkei ist durch und mit Erdogan wieder wer. Heil Dir, FĂŒhrer! Der Ruf in der Politik nach mehr Integration und Leistung fĂŒr unsere Einwanderer sollte sich mehr auf die richten, die integrations- und lernwillig sind. Wie bei der AfD und Pegida gibtâs ĂŒberall einen Rest von Unbelehrbaren. Damit mĂŒssen wir leben. Aber diesen noch mehr VerstĂ€ndnis und Integration andienen zu wollen, ist vergebliche LiebesmĂŒh. – Hans-Karl Ortmann
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Ich wollte mich eine zeitlang nicht mehr Ă€uĂern. Bernd Ulrichs groĂe Eloge auf Angela Merkel kann ich aber nicht gĂ€nzlich umkommentiert lassen. Ich war nie ein Fan Angela Merkels – so wie es bei Bernd Ulrich der Fall zu sein scheint. Obwohl eher der CSU/CDU nahestehend, hĂ€tte ich mir 2005 gewĂŒnscht, Schröder macht noch ein paar Jahre. Der unaufgeregten Art Angela Merkels, konnte ich in der ersten HĂ€lfte ihrer Amtszeit allerdings durchaus etwas abgewinnen. 3 Gegenpositionen: Bernd Ulrich vertritt die Ansicht, Merkel muĂte 2016 nochmals antreten. Unausweichlich, alles andere wĂ€re einem im Stich lassen der Welt, zumindest Europas gleichgekommen. Dem entgegne ich, niemand ist unersetzlich, niemand sollte sich zu wichtig nehmen. Die USA haben ĂŒber 200 Jahre Demokratie hinter sich, wechseln aber spĂ€testens nach 8 Jahren den PrĂ€sidenten. Dass Merkel aus ihrer Sicht nochmals antreten âmussteâ, hat lediglich mit einem VersĂ€umnis, ihrem VersĂ€umnis zu tun und ist innerparteilich: Sie hat es verpasst, rechtzeitig einen starken Nachfolger oder Nachfolgerin aufzubauen. Das fĂŒhrt mich zum zweiten Punkt. Bernd Ulrich charakterisiert Merkel als rein sachorientiert, wenig machtbewusst, nicht nachtragend, auf der Suche nach der besten Lösung offen fĂŒr kontroverse Positionen. Als Beobachter von auĂen, kann ich das nicht bestĂ€tigen. Merkel hat sich ĂŒber die Jahre all ihrer potentiellen Widersacher entledigt. Den Anfang machte Merz. Eher still und leise, aber eben doch entledigt. Sie hat sich mit ihr bedingungslos Ergebenen umgeben, stellvertretend hier genannt: Altmeier, Kauder, von der Leyen und AKK. Innerparteiliche Widersacher wie Bosbach, hat sie auf Abstand gehalten. Das macht auf mich nicht den Eindruck einer offenen, kontroversen, nicht nachtragenden, an der besten Lösung interessierten Debattenkultur. Eine linksliberale Alternative links von Merkel? Die ist nicht mehr möglich, zumindest keine demokratische. Merkel ist mit ihrer CDU in 13 Jahren soweit nach links gerutscht, dass nur noch ein schmaler demokratischer Streifen links von ihr geblieben ist. SPD und GrĂŒne, zumindest die Realos, stehen Merkels Positionen sehr nahe. Dass die SPD heute bei knapp ĂŒber 15% krebst, hat auch damit zu tun, dass die Merkel-CDU fĂŒr viele âkonservativeâ SPD AnhĂ€nger lĂ€ngst wĂ€hlbar geworden ist. Auf der anderen Seite hat Merkels Politik einer AfD in der heutigen StĂ€rke die TĂŒr geöffnet, sie erst ermöglicht, ein groĂer Fehler. – Dietmar Baier
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Verantwortung der etablierten Medien fĂŒr die politische Krise. Seit einiger Zeit wird in der ZEIT das Narrativ stark gemacht, dass die Welt sich in einem Umbruch befindet durch die zurĂŒck gehende Dominanz des Westens. (s. z.B. Bernd Ulrich: Zeit zu gehen?, Zeit 27/2018)Dieser Befund an sich ist aus meiner Sicht plausibel. Nur: Er wird in der ZEIT stark mit einer Unausweichlichkeit, einer Schicksalshaftigkeit verbunden, die die HintertĂŒr offenlĂ€sst, das eigene Handeln, den eigenen Beitrag zu dieser Situation nicht allzu kritisch hinterfragen zu mĂŒssen. Konkret meine ich den Umgang der etablierten Medien, also Zeitungen und öffentlich-rechtlicher Rundfunk, mit der FlĂŒchtlingskrise. Nicht nur aus meiner Sicht war die FlĂŒchtlingskrise ein Kippschalter in einer sowieso schon schwierigen Gemengelage.
AutoritĂ€re Regimes haben seitdem freie Bahn. Auf der einen Seite wird Opfern von Krieg und politischer Verfolgung ein Ausweg angeboten: Die Flucht in den Westen. Auf der anderen Seite wird genau mit der Drohung von weiteren FlĂŒchtlingsströmen der Westen zum Schweigen gebracht.
Die Kurden sind Hauptleidtragende: Bereits Putin nutzte die europĂ€ische SchwĂ€che in der Eurokrise, um gewaltsam seine Interessen in der Ukraine zu vertreten. Erdogan konnte den Kampf gegen die Kurden seit der FlĂŒchtlingskrise ohne Einmischung aus dem Westen angehen. Durch das TĂŒrkeiabkommen ist der Westen erpressbar geworden.
Der Westen als unbequemer Mahner, als Sehnsuchtsort, als ewiger, dominanter Musterknabe wird entzaubert. Er kann als Ort von Kontrollverlust dargestellt werden.
Die liberale Demokratie als Idee und Standard ist auch innerhalb der demokratischenc LĂ€nder stark unter Druck. Unmut ĂŒber Migration spielt ĂŒberall eine groĂe Rolle.
Sowohl im Brexitwahlkampf als auch bei der Wahl Trumps spielte die FlĂŒchtlingskrise eine nicht zu vernachlĂ€ssigende Rolle. Beide Abstimmungen gingen sehr knapp aus.
Die EU steckt seitdem in einer noch gröĂeren Krise. Innerhalb der EU konnten sich âilliberaleâ Demokratien behaupten mit stetem Verweis auf den Kontrollverlust durch die FlĂŒchtlingskrise. Eine Partei mit fragwĂŒrdiger Abgrenzung zum AutoritĂ€ren wird als einzige Opposition wahrgenommen und kommt in den Bundestag.
Nur noch ein Thema beherrscht die Diskussion. Das heiĂt andere dringende Themen, Klimawandel z.B., werden irgendwie im Stillen von den ĂŒblichen Lobbygruppen okkupiert, und wir haben Stillstand, wĂ€hrend der Klimawandel weitergeht und andere LĂ€nder das Thema fĂŒr sich entdecken â und Standards setzen.
Die FlĂŒchtlingskrise verschĂ€rft andere Probleme: Kinder â unsere Zukunft â werden unzureichend beschult, weil das Bildungssystem ĂŒberfordert ist. StĂ€dte werden zu Monstern zugebaut, in denen vielleicht demnĂ€chst schon keiner mehr wohnen möchte. All das war vorhersehbar. Die Frage ist nur, warum trotzdem die deutsche Politik so lange völlig autistisch in eine falsche Richtung gegangen ist und die Folgen des nationalen Alleingangs auch noch anderen aufbĂŒrden wollte. Dass deutsche HerrschaftsansprĂŒche keinen guten Ruf haben, das ist doch Konsens. Und hier sehe ich einen wesentlichen Beitrag der etablierten Medien, die die Rolle einer vierten Gewalt beanspruchen, deren Bedeutung sich bei ihrem Versagen in der FlĂŒchtlingskrise fĂŒr mich eindrucksvoll gezeigt hat.Politiker nehmen viele EinflĂŒsse von auĂen auf, sie reden mit Menschen, rezipieren die Medien. Die Frage ist nur, welche Auswahl sie treffen. Von Angela Merkel wird man aufgrund ihrer Biographie schon annehmen dĂŒrfen, dass sie im freien Westen nie als ganz normale Privatperson gelebt hat, mithin, wenn es um Stimmungen geht, völlig auf andere angewiesen ist. Und wer sind diese anderen? Vor allem die etablierten Medien und möglicherweise Menschen, die mehrheitlich eins eint: Sie leben im und identifizieren sich mit dem linksliberalen Milieu in Berlin-Mitte, Kreuzberg, Prenzlauer Berg oder Neukölln. Zu diesem Milieu in Berlin und anderen GroĂstĂ€dten wiederum gehören viele Medienschaffende. Hier schlieĂt sich ein ganz kleiner Kreis und schloss sich bisher durch das Bewusstsein, auf der richtigen Seite zu sein, gegen viele EinflĂŒsse ab. Gegenbild war die âProvinzâ. (Dass diese bereits in Berlin selbst beginnt, erklĂ€rte mir ein Kreuzberger). So las man im ZeitMagazin Reportagen von Journalisten ĂŒber Stimmungen und Trends in ihrem persönlichen Umfeld des Prenzlauer Bergs sowie ethnologisch anmutenden Studien aus ihren frĂŒheren Heimatorten mit deren seltsamen Riten, GebrĂ€uchen und fremdartigen Einstellungen, denen sie â glĂŒcklicherweise – entflohen waren. Alles in allem sicherlich sehr preiswert im Rechercheaufwand, aber waren sie auch relevant? Das bedeutet aber auch, dass die RealitĂ€t schlicht nicht gesehen wird: Verheerend war die Euphorie der etablierten Medien in der FlĂŒchtlingskrise, die kritische Stimmen gleich als rechts oder als âNaziâ brandmarkten. Damit war die Deutung festgezurrt. Zum einen passierte das, was eben bei beschrĂ€nkter Meinungsfreiheit der Fall ist: wichtige Fakten und Stimmungen werden ausgeblendet. Es wurden dysfunktionale Entscheidungen getroffen. Zum anderen wurde das SelbstverstĂ€ndnis vieler Menschen beschĂ€digt, in einer freien Demokratie zu leben. Einzelne BĂŒrger haben relativ wenig Macht. Ihr wesentlicher Einflussfaktor ist ihre Meinung, ob privat oder öffentlich geĂ€uĂert. Dieser Vertrauensverlust wiegt aus meiner Sicht noch wesentlich schwerer als die getroffenen falschen Entscheidungen, weil er die emotionale Verankerung in das demokratische Deutschland als âHeimatâ in Frage stellt! Zugleich aber ist jeder von der Aufnahme von mittlerweile weit ĂŒber einer Million Migranten als Asylbewerber persönlich in irgendeiner Weise betroffen. Und hier agieren die Medien immer noch zynisch mit Begriffen wie, âes wird doch keinem was weggenommenâ. Nun ja, die Mieten steigen, Schulen sind ĂŒberfordert, das Ganze kostet unglaublich viel Geld und bindet Personal ohne Ende â zum Beispiel im Sicherheitsbereich. âJunge mĂ€nnliche FlĂŒchtlinge sind nicht krimineller als junge Deutscheâ. Das nĂŒtzt dem einzelnen Opfer einer Gewalttat gar nichts. Warum werden besonders Menschen aufgenommen, die schon anthropologisch bedingt zu einer höheren Gewaltbereitschaft neigen? Bisher konnte keiner erklĂ€ren, warum gerade diese Gruppe besonders stark unter politischer Verfolgung leiden soll, so dass vor allem sie hier Schutz benötigen. Und auch bei anderen Themen sehe ich die deutschen etablierten Medien nicht mehr als Goldstandard fĂŒr ernsthaften Journalismus an: So passierte es wieder, wie beim Brexit, wie bei Trump: Plötzlich gab es Meldungen, demokratische KrĂ€fte könnten bei den Wahlen in der TĂŒrkei zumindest eine Stichwahl erzwingen. Nein, wieder nicht, wieder wurden die Machtmechanismen, die Stimmungen in der Bevölkerung falsch gedeutet â obwohl es so viele TĂŒrkeistĂ€mmige in Deutschland gibt. Warum spricht man nicht mit den Konservativen, den Erdoganfreunden in Deutschland? Warum redet man es klein, wenn doch ziemlich offensichtliche AnhĂ€nger eines autoritĂ€ren Herrschers sich plötzlich in der deutschen Nationalmannschaft befinden? Das sind doch keine Peanuts. Ebenso wie in der DDR sehe ich ein problematisches Menschenbild als einen Faktor in der verzerrten Wahrnehmung der Medien. Im Sozialismus wurde der Mensch nicht als individuell GlĂŒckssuchender und wettbewerbsorientiertes Subjekt wahrgenommen â ein katastrophaler Fehler. Im linksliberalen Milieu wiederum wird unterschĂ€tzt, dass die Formierung von Gruppen mit Abgrenzung nach auĂen und SolidaritĂ€t nach innen und auch TerritorialitĂ€t zu den anthropologischen Grundkonstanten gehört. Es geht nicht darum, ob Menschen so sind, sondern wie man diese Eigenschaft sozial produktiv einbindet. Linksliberale tendieren dazu, der Entfaltung des Individuums groĂe Bedeutung beizumessen und vernĂ€chlĂ€ssigen, dass ein autonomer Mensch dort entsteht, wo er mit verlĂ€sslichen Bindungen und in verlĂ€sslichen Strukturen aufwĂ€chst â zum Beispiel in der geschmĂ€hten Provinz. Schon die Bildung von linksliberalen Milieus zeigt jedoch, dass auch dort gemeinschaftsstiftende und ausgrenzende Strukturen entstanden sind. Und die Stigmatisierung von Kritikern der Willkommenskultur ist ein Hinweis darauf, dass Angehörige dieser Gruppe zur Not bereit sind, zu undemokratischen Mitteln zu greifen, um Gruppenbewusstsein aufrecht zu erhalten, zum Beispiel den Mythos von der eigenen HumanitĂ€t, die es gilt, gegen Rechte zu verteidigen. Meiner Meinung nach ist die politische Krise, die in Deutschland durch die FlĂŒchtlingskrise entstand, vor allem auf nie demokratisch legitimierte Entscheidungen zur Einwanderung zurĂŒckzufĂŒhren. Einwanderung wurde durch die Wirtschaft vorangetrieben, die selbstverstĂ€ndlich die sozialen Kosten auf die Gesellschaft abwĂ€lzt. So redet vor allem die Bertelsmannstiftung der Einwanderungsgesellschaft das Wort, obwohl völlig unklar ist, wie ErwerbstĂ€tigkeit in der Zukunft ĂŒberhaupt aussehen wird. Das entspricht der Vorgehensweise bei der Einwanderung von Gastarbeitern in den Bergbau der sechziger Jahre, der damals schon defizitĂ€r war. Heute stellen die daraus entstandenen, verfestigten Parallelgesellschaften im nördlichen Ruhrgebiet ein Problem fĂŒr die wirtschaftliche Entwicklung der ganzen Region dar. Dennoch wird Einwanderung besonders im linksliberalen Milieu durch idealistische Vorstellungen getragen von der Wandelbarkeit von Migranten, die nur das Gute der pluralistischen Gesellschaft erkennen mĂŒssen, um schon zufriedene Deutsche zu sein. Gerade eine Demokratie benötigt jedoch viel mehr als andere Staatsformen loyale Mitglieder, die sich untereinander verstĂ€ndigen können, was bedeutet, dass sie mit den vorherrschenden kulturellen Gegebenheiten vertraut sein mĂŒssen. GemeinschaftsgefĂŒhl ist nötig, denn Demokratie bedeutet Kompromissfindung, und dabei muss jeder an vielen Stellen zurĂŒckstecken, darf genau deshalb aber auch auf SolidaritĂ€t hoffen. Zu viele Mitglieder, die das nicht leisten können oder wollen, bringen das System zum Einsturz. In ZEIT 27/2018 schreibt Matthias Krupa (âĂberholtâ): âMit ihrem einsamen Entschluss, die deutschen Grenzen im Sommer 2015 offen zu halten, hat sie zu jenen Emotionen beigetragen, die nun ihre Kanzlerschaft bedrohen.â Auch der schon erwĂ€hnte Beitrag von Bernd Ulrich sieht nur Angela Merkel als Akteurin. Aber so einfach können Sie es sich nicht machen. Angela Merkel ist eine demokratisch gewĂ€hlte Kanzlerin und reagiert auf Stimmungen und Meinungen. Durch die aus meiner Sicht völlig irrationale Euphorie in den etablierten Medien und die unzulĂ€ssig unfaire ZurĂŒckweisung von jeglicher Kritik hat sie von der âvierten Gewaltâ ein verzerrtes Bild erhalten. Meiner Meinung nach reicht ein verschĂ€mtes Nachjustieren von Positionen in den Medien nicht aus. Um wirkliche GlaubwĂŒrdigkeit herzustellen ist ein echtes und öffentlichkeitswirksames Mea culpa notwendig mit einer Analyse der Fehler und Darstellung und DurchfĂŒhrung von MaĂnahmen, wie die HandlungsfĂ€higkeit der Medien wieder hergestellt werden kann. Denn wirksamen Journalismus brauchen wir. Es geht hier um weit mehr als um Rechthaberei im FlĂŒchtlingsstreit. Es geht um die LeistungsfĂ€higkeit unserer Demokratie in politisch unruhigen Zeiten. Weitreichende Entscheidungen mĂŒssen von groĂen Teilen der Bevölkerung mitgetragen werden. Nur so haben wir ausreichend Optionen, um aktiv in der globalisierten Welt mitgestalten zu können. – Susanne SchĂ€fer
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Ein Artikel dieser WidersprĂŒchlichkeit ist der WĂŒrde des Zeit-Lesers unangemessen. Die Hauptfrage, die Sie stellen:â Wie konnte es eine politikferne Physikerin âŠzu einer der groĂen Kanzlerschaften âŠbringenâ?, lassen Sie unbeantwortet. Es wĂ€re besser gewesen, Sie hĂ€tten als Journalist Ihre AufklĂ€rungsaufgabe rechtzeitig erfĂŒllt, anstatt ihr 13 Jahre zu erlauben, uns „die Welt vom Halse zu halten“. Der Nebel, der sich ĂŒber Deutschland und die Berliner Spitzenpolitiker gelegt hat, und ihre Wirklichkeitsverweigerung haben wir zum Teil auch der journalistischen Wirklichkeitsverweigerung und WidersprĂŒchlichkeit zu verdanken. Die Kanzlerin hat uns keinen Rosengarten gepflanzt, eher einen Dornengarten mit gravierenden UmbrĂŒchen und UmwĂ€lzungen. Warum Sie Claudius-Gedichte missbrauchen, bleibt mir schleierhaft. Eine klarere Sprache wĂ€re besser verstĂ€ndlich. – G. Bauschlet
Leserbrief zu âLetztes Gerichtâ von Heinrich Wefing
Liebe Redaktion, diese Breitseite gegen Polen (ist ja nichts Neues, aber dennoch) bitte ich Sie, in einer der nĂ€chsten Ausgaben einmal detailliert zu erlĂ€utern. Immerhin hat gerade die ZEIT in mehreren Artikeln nachgewiesen, dass Richter ĂŒber die GerichtsprĂ€sidenten von den Justizministern massiv beeinflussbar sind und die Bundesanwaltschaft nach der Pfeife des Innenministers tanzt. Es ist auch kein groĂes Geheimnis, dass in Deutschland einer ermittelnden Stelle jederzeit auf verschiedenen Wegen das Verfahren ohne groĂe BegrĂŒndung aus der Hand geschlagen werden kann, was in Italien und Frankreich meiner Kenntnis nach nicht so einfach möglich ist. Verfassungsrichter werden hier ebenfalls nach Parteiproporz bestimmt. Diese Ăberheblichkeit gegenĂŒber den Polen, die kaum etwas anderes als wir hier machen, ist mir schon (seit langem) sehr suspekt. Vielleicht irre ich mich ja auch und Sie können zur AufklĂ€rung beitragen. – Gilbert Brands
Leserbrief zu dem Interview „Jogi Löw ist ein Frontmann“ von Cathrin Gilbert und Hanns-Bruno Kammertöns
Gewiss, Toni Kroos ist ein hervorragender FuĂballspieler, aber man sollte in den Elogen ĂŒber ihn (die z. T. ĂŒber das hinausgehen, was man ĂŒber PelĂ©, Beckenbauer und Maradonna in deren Glanzzeiten lesen konnte) doch die Kirche im Dorf lassen. Mich wundert, dass auch Flick in dieses Horn stöĂt. 400 PĂ€sse pro Spiel – das klingt gewaltig, vor allem, wenn man es vergleicht mit der Anzahl der Paraden eines TorhĂŒters oder der SchĂŒsse eines StĂŒrmers. Aber wie kommt diese Zahl (unterstellen wir mal, dass sie stimmt) zustande? Kroos hĂ€lt sich ĂŒberwiegend in der NĂ€he der Mittel- und der linken AuĂenlinie auf, fast immer in groĂem Abstand zum nĂ€chsten Gegenspieler (dass er Zwei- kĂ€mpfen aus dem Weg geht und sie z. B. bei Real Madrid gern seinem Helfer Marcelo ĂŒberlĂ€sst, wird meist höflich verschwiegen). Dann kann es innerhalb kurzer Zeit zu einer Passfolge Hector-Kroos-Boateng- Kroos-Hector-Kroos-… mit Zuspielen oft nur ĂŒber wenige Meter und am Ende womöglich noch mit einem RĂŒckpass zum Torwart kommen – zahlreiche Quer- und RĂŒckpĂ€sse in wenigen Sekunden mit einer numerisch beeindruckenden Passgenauigkeit von hundert Prozent, allerdings bei einem Raumgewinn von null. Kroos war bei der WM in Russland direkt an drei Toren beteiligt – eins hat er selbst geschossen, zwei waren Gegentore, bei denen er die „Vorarbeit“ geleistet hat. Er hat die Kunstform des schweiĂfreien Sports entwickelt, den man bis ins hohe Alter betreiben kann. Ein Team muss sich einen solchen Kroos leisten können und wollen (Bayern MĂŒnchen wollte es irgendwann nicht mehr). – Prof. Dr. Wolf-RĂŒdiger Heilmann
Leserbrief zu âDer Preis fĂŒr unseren Geizâ von Christiane Grefe
Manchmal beneide ich Journalisten, die so leicht ĂŒber so viele verschiedene Dinge schreiben können, sie verknĂŒpfen, Bilder gebrauchen, Antworten haben. Dies sehe ich natĂŒrlich positiv in Bereichen, von denen ich kaum eine Ahnung habe. Nun habe ich vor fast 5 Jahrzehnten Agrarwissenschaft studiert und sehe – nach Ihrem Bild – nur den RĂŒssel, nicht den ganzen Elefanten. Doch warum haben wir uns schon im Grundstudium auch mit Volkswirtschaftslehre, Soziologie, Politik, Marktlehre, Statistik beschĂ€ftigt? Vom Hauptstudium will ich schweigen. Aber einen so Vieles streifenden Artikel könnte ich nicht schreiben, bin halt kein Journalist. Es ist gut, wenn die gegenwĂ€rtigen VerhĂ€ltnisse immer wieder in Frage gestellt werden, ob es nicht bessere Lösungen gibt. Wenn dabei aber zum Beispiel die MineraldĂŒngung fĂŒr Ăbergewicht in Kenia „verantwortlich“ gemacht wird, weil ja Alles mit Allem irgendwie zusammenhĂ€ngt, so kann man nicht mehr sauber analysieren. – Adolf Ronnenberg
Leserbrief zu âFreie Fahrtâ von Ulrich Stock im ZEIT-Magazin
Das hat ja lang gedauert, bis „Die Zeit“ einen Artikel ĂŒber das Fahrradfahren gebracht hat, der inhaltlich und rhetorisch nicht aus der Mottenkiste des Weiter-so stammt. Fahrrad fahren tut nicht weh – im Gegenteil, es ist total schön! Ich spĂŒre Wind, Sonne, Regen, fahre so schnell wie es mir passt und stehe vor allem nie im Stau. Das sind GrĂŒnde, auf das Auto zu verzichten, die man nicht in irgendeiner Ideologie suchen muss. Klar, billiger ist Fahrrad fahren auch und ökologischer und gesĂŒnder. Aber vor allem ist es schön, selbstbestimmt zu sein. Mein Fahrrad kann ich mittlerweile von A bis Z reparieren. Ich fahre ĂŒberall hin bis vor die HaustĂŒr und suche nie einen Parkplatz. Ich habe jetzt schon so lange kein Auto mehr, dass ich auch die Zeit, die ich brauche, um von da nach dort zu kommen, in Fahrradzeit messe, nicht in Autozeit. Es ist ist fĂŒr mich vollkommen irrelevant, ob irgendjemand mit dem Auto 10, 20, 30 Minuten schneller ist. Die Zeit habe ich, ich geh ja nicht ins Fitnessstudio. Zugegeben es dauert ein Weile, bis man an diesen Punkt kommt. Wenn man wie ich in Kiel unterwegs ist, hadert man lange mit dem Wind und der Feuchtigkeit. Aber das vergeht. Und es bleibt unterm Strich ein reines GefĂŒhl: Rollen ist schön, sich bewegen tut gut, warm ist einem eigentlich immer. (Nie habe ich so gefroren, wie als ich ein Auto hatte.) Nur die Luft ist nicht so frisch, wie sie es sein könnte. Immer noch steigen zu wenig Menschen um. Dass die Politik ihre Verantwortung nicht wahrnimmt, ist das eine, aber wenn auch Zeitungen wie diese nicht ihrer Pflicht zur Meinungsbildung nachkommen, sind wir doch verloren! Wer soll denn dann aufklĂ€ren, Mut machen, inspirieren? Viel zu lange hat „Die Zeit“ in das Horn der trĂ€gen Masse getutet. Endlich ein Artikel, der nicht davon handelt, wie jemand aus schlechtem Gewissen, in einem fĂŒr die Zeitung unternommenen Selbstversuch oder aufgrund einer abstrusen Variante des Fastens auf das Fahrrad steigt, um dann zu erkennen – wen wundert’s? -, dass es ganz schön war als Fahrradfahrer, man sich aber doch nicht so recht von seinem Auto trennen mag. Noch nicht…, leider…, irgendwann aber sicher, wenn…. Wann schreiben Sie einen Beitrag, der im Ressort Politik erscheint? Als nĂ€chstes muss Fahrrad fahren nĂ€mlich aus der ‚Lifestyle‘-Ecke verschwinden und zusammen mit neuen ĂPNV-Konzepten als sozial und ökologisch unausweichlich wahrgenomen werden. – Stella Asmus
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Entspricht das wirklich Ihrer Meinung? Oder wollen Sie die Leser mit einem Paukenschlag zu Beginn Ihres Artikels zum Weiterlesen animieren? Oder ist das, pardon, einfach nur pure Liebedienerei? Da behaupten Sie apodiktisch, Frau Merkel sei „eine starke Frau, eine unvergleichliche Politikerin, eine groĂe Kanzlerin.“ Und nehmen Letzteres spĂ€ter noch einmal auf, indem Sie ihr „eine der groĂen Kanzlerschaften“ bescheinigen. (Die Pressestelle der CDU ist fĂŒr diese Formulierungshilfen sicherlich sehr dankbar.) Da wundert man sich schon gar nicht mehr darĂŒber, dass Sie an einer Stelle IHRE und IHREN in Versalien schreiben – das verstĂ€rkt nur den Eindruck, man habe es hier mit einer Apotheose zu tun.Glauben Sie wirklich, eine Bewertung dieser Bundeskanzlerin vornehmen zu können, indem Sie die erheblichen Defizite, die groĂen objektiven Fehler und VersĂ€umnisse ihrer(IHRER?) Kanzlerschaft weitgehend unter den Tisch fallen lassen? Ist das wirklich der Stil, das Niveau einer unabhĂ€ngigen, ĂŒberparteilichen Zeitung? Es tut mir leid, zu einem drastischen Vergleich greifen zu mĂŒssen – aber Herr Putin wĂ€re mit einer solch einseitigen Eloge vermutlich sehr glĂŒcklich. – Prof. Dr. Wolf-RĂŒdiger Heilmann
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
„Genuin weibliche Politik“ ist es also, was Angela Merkel ausmacht. Da frage ich mich: Ist das noch gender, oder ist das schon sex? Feminismus war irgendwann einmal eine fortschrittliche Sache. Solange die Ă€lteste Partei Deutschlands (vielleicht auch die konservativste, jedenfalls die, mit der die neue Zeit zieht) keine Kanzlerkandidatin aufstellt, bleibt es fĂŒr Deutschland wohl bei der Alternative: Stabat Mutti oder Feschismus aus dem Alpenland. – Peter HĂ€uĂermann
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Es kleben sozusagen noch Druckfarbenpartikel an meinen Fingern: eben habe ich Ihren Artikel gelesen: DANKE HERZLICH FĂR DIESEN GROSSARTIGEN, ERHELLENDEN BEITRAG! Als Schweizerin kenne ich mich in der deutschen Politik nicht aus – blicke aber mit Interesse und ja, auch Anteilnahme ĂŒber den schweizerischen Tellerrand…. (dank ZEIT wöchentlich mit fundierten Infos „gefĂŒttert“). Eine grosse, nicht leicht verdauliche Mahlzeit haben Sie den ZEIT-Fans zubereitet; danke fĂŒr diesen meisterlich verfassten Artikel! – Lisbeth Vontobel
Leserbrief zu âNatural Born Schlaumeierâ von Ulrich Bahnsen
Unterschiede im IQ sind angeboren. Na und? Was sollte daraus folgen? Entsprechendes BemĂŒhen und Zeit, damit alle was lernen? Nein, so hat es diese Art von Forschung natĂŒrlich nicht gemeint! In einem âBildungsâsystem, das ohnehin vorhat, Kinder fĂŒr die Hierarchie der Berufe zu sortieren, sie also lieber nicht mit Bildung zu âĂŒberfrachtenâ, da kommt die Rechtfertigung mit dem IQ gerade recht: Wenn einer nichts lernt, liegt es nicht daran, dass man ihm nichts beigebracht hat, sondern fehlende Bildung ist seine Natur. In der Gesellschaft geht es um RentabilitĂ€t, um optimale Verwertung des eingesetzten Kapitals. Da kann sich das Schulsystem als Sortieranstalt bewĂ€hren, da können in einer noch effektiveren Zukunft Intelligenzforscher womöglich helfen âhochbegabte Kinder schon bei der Einschulung zu identifizierenâ, so dass kein Euro zu viel auf diejenigen verschwendet wird, die fĂŒr den VerschleiĂ in niederen TĂ€tigkeiten gebraucht werden. – Inge Graf
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Wow – was fĂŒr eine messerscharfe und glasklare Analyse der Kanzlerschaft Merkel! Da werden sauber Pro und Contra gegeneinander abgewogen, aber eine Botschaft bleibt: Was fĂŒr ein GlĂŒck die Deutschen mit dieser unaufgeregten (Noch-)kanzlerin bei aller berechtigten Kritik doch hatten! Das Ganze gewĂŒrzt mit solch traumhaften Wortschöpfungen wie SteinbrĂŒcks „Eitelkeitsabrieb“ oder der „NeoburschikositĂ€t“ der Machos aus MĂŒnchen! Und eingebettet in die melancholischen Verse von Matthias Claudius – was fĂŒr eine journalistische Meisterleistung! Jetzt weiĂ ich (wieder), warum es kein Fehler war, die ZEIT seit 50 Jahren zu lesen! Allein vor dem „schwarzen Wald, der schweiget“ wird mir bang – ich frage mich, was auf unser Land demnĂ€chst zukommt, wenn wir diese besonnene Frau nicht mehr am KĂŒchentisch haben, wo sie alle groĂen Probleme kleinhackt und in mundgerechte Portionen zubereitet! Wenn dann der böse Mann mit der Hundekrawatte bald das Sagen hat, dann „Gute Nacht Deutschland“! Wie schreibt ein italienischer Blog dieser Tage: „Die Deutschen werden in Russland gejagt, in Italien sind Faschisten an der Macht – wilkommen im Jahre 1943! (ĂŒbersetzt). – Franz Schneider
Leserbrief zu âWar also alles vergeblich?â von Frank Jansen und Ăzlem Topcu
Nein, sicherlich nicht!Es gibt ja auch noch die moeglichkeit im eigenen stall mal aufzuraemen. Denn ohne die stillen helfer in der geselschaft und erst recht bei pilizei, justitz haette das trio nicht So lange ueberleben koennen. Auch unser alter milchmann aus lage wo wir unseren taglichen bedarf an molkereiproduckte dekten konnte sich jahrzehnte auf das netzeerk der alten kammeraden verlassen ohne die er nicht so lange undehaeligt ueberleben konnte.Und es gibt sie auch noch heute, die mit iheren verdrehten rechtsenpfinden die politick, justiz,verwaltung alles nutzen um die herrenrasse am ueberleben halten.Wie die macher und verfechter der hartz 4 gesetze, die nix anderes sind als die gesetze der ex natzi.Wer nicht arbeitet braucht keinvgeld. Ohne geld kann die person nicht zum arzt.wer krank ist stirbt schneller. Ach ja da gibts doch noch die tafeln mitt essen aus der muelltonne. – Christian Knaut
Leserbrief zu dem Interview „Jogi Löw ist ein Frontmann“ von Cathrin Gilbert und Hanns-Bruno Selten wird ein Interview so schnell von der Wahrheit ĂŒberholt, wie die EinschĂ€tzung von Hansi Flick. Selbst der Einwand der Fragesteller, dass Kritik berechtigt war, muss ich eher sagen, dass Hansi Flick es war, der mich mit seinem Schwarz-WeiĂ-Denken ĂŒberrascht hat. Seine Prognose, dass wir spĂ€testens im Achtelfinale die vorhandene QualitĂ€t der Mannschaft beobachten können, ist nicht mehr nachweisbar. Mit der Beurteilung einiger Spitzenspieler anderer Nationalmannschaften hat Hansi Flick schon eher den Nagel auf den Kopf getroffen, damit aber gleichzeitig die SchwĂ€chen unserer LeistungstrĂ€ger offen gelegt. Lionel Messi spielt grundsĂ€tzlich dann gut, wenn er sich in seiner Mannschaft wohl fĂŒhlt, betont Hansi Flick und stellt diese Voraussetzung klar in den Vordergrund. Zur WM in Brasilien hat man sich daher auch sehr bemĂŒht, alles Störende und Negative von den Spielern fernzuhalten! Das wĂ€re natĂŒrlich auch 2018 ein guter Ansatz gewesen. Auf die Frage zu der Leistung von Christiano Ronaldo kommt die ĂŒberraschende Antwort, dass dieser Spieler nicht verlieren möchte. Fast am Schluss des Interviews habe ich jetzt doch vieles verstanden, dagegen konnten  Hansi Flick und seine Familie keinen guten Urlaubsabschluss genieĂen. – Edgar Scholz
Leserbrief zu âFreie Fahrtâ von Ulrich Stock im ZEIT-Magazin
Ich fahre seit acht Jahren ca. 2000 km pro Jahr mit dem Rad durch Köln. Weil ich preiswert zur Arbeit kommen und dabei schnell sein möchte, weil ich fit bleiben und etwas fĂŒr die Umwelt tun möchte. Und weil ich Freude daran habe. Der Artikel von Ulrich Stock zeigt auf welch verblĂŒffend einfache Art und Weise eine Menge Probleme der StĂ€dte und der Menschen, die in diesen StĂ€dten verkehren, gelöst werden könnten: durch Mut der Verantwortlichen und durch Geld. In der Regel fehlt es an beidem. Jedoch lĂ€sst es sich mittel- bis langfristig nicht mehr vemeiden, das Fahrrad (E-Bike, Lastenfahrrad, Rikscha, …) und den öffentlichen Verkehr ins Zentrum der Verkehrsplanung zu rĂŒcken. Das wissen eigentlich schon alle. Daher ein preiswerter und einfacher Vorschlag, der diesen Prozess kurzfristig in Gang bringen wird: Tempolimit 30 fĂŒr Autos auf HauptstraĂen, 20 in Wohngebieten. Das entspannt alle Verkehrsteilnehmer und das Auto verliert an Bedeutung. Nur auf dieser Grundlage kann die fahrradfreundliche Stadt geplant und auch umgesetzt werden. – Johannes Röttgen
Leserbrief zu âDer Aufruhr nach dem Sturmâ von Oliver Hollenstein und Sebastian Kempkens
Der Untertitel âBilanz eines Desastersâ klingt vielversprechend und weckt hohe Erwartungen: Vieles ist wĂ€hrenddessen und seitdem in verschiedenen Medien gesagt, gezeigt und thematisiert worden, diverse Akteure haben sich zu Wort gemeldet bzw. diskutieren bis heute und das Ereignis wird von verschiedenen Interessenten instrumentalisiert. Von Der ZEIT erwartete ich daher einen entsprechend reflektierten und umfassenden Beitrag. Stattdessen muss man sagen: Jeder 08/15-Medienkonsument scheint durch TV, Radio und Zeitung besser informiert, als das Autoren-Duo das hier bilanziert. Fakten werden stiefmĂŒtterlich behandelt bzw. gar nicht erst erwĂ€hnt, der Beitrag ist geprĂ€gt von Stimmungsmache und PlattitĂŒden, skizziert die Interviewten mit plattesten Vorurteilen und referiert ĂŒber Altbekanntes: Ăberforderung der Verantwortlichen. Nur ein konkretes Beispiel: Die deutlich sichtbare und dokumentierte Polizeigewalt wĂ€hrend des G20 Gipfels (der NDR berichtete im August und September 2017 von knapp 100 Ermittlungsverfahren und weiteren 100 PrĂŒffĂ€llen) wird in dem Beitrag nur in einem Nebensatz erwĂ€hnt – als rein Linkes Streitthema abgetan – und in Frage gestellt: âWĂ€hrend die Linke die angebliche Polizeigewalt aufdecken will,âŠâ. Immerhin wird die beschlossene Kennzeichnungspflicht von Polizisten genannt – diese wurde nĂ€mlich nicht ohne Grund eingefĂŒhrt: âum Ăbergriffe der Beamten besser zuordnen zu können.â Genau. Die kĂŒrzlich bekanntgewordene Tatsache, dass Polizisten als verdeckte Ermittler vermummt (!) bei der linksautonomen Demonstration âWelcome to Hellâ mitliefen und so vermutlich zur Eskalation beitrugen – die Hamburger Staatsanwaltschaft aber keinen Grund sieht, hierzu zu ermitteln, wĂ€re auch ein im Rahmen des Artikels erwĂ€hnenswerter Punkt gewesen. Um den Lesern ein detailliertes Bild zu vermitteln, wie man (in Hamburg) bis heute an einer aufrichtigen Aufarbeitung der Ereignisse rund um den G20-Gipfel scheitert. Ihr Autor Herr Hollenstein stellt sich mit folgendem WerteverstĂ€ndnis seiner Arbeit vor: âJournalismus ist fĂŒr mich das Privileg, Zeit zu bekommen, mich in komplexe Sachverhalte einzuarbeiten â um die Sachverhalte Menschen zu erklĂ€ren, die diese Zeit nicht haben.â Da hat ihm bei dieser Thematik offensichtlich viel, viel Zeit gefehlt. Dieser Beitrag ist absolut unter dem Niveau Ihrer Zeitung und reine Zeitverschwendung fĂŒr Ihre Leser. – Anne-K. Davids
Leserbrief zu „Ăberholt“ von Matthias Krupa
Hoffe sehr, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel standhĂ€lt und durchhĂ€lt. Nicht, weil sie alles richtig gemacht hat, gewiss nicht. Aber sie steht eindeutig fĂŒr ein souverĂ€neres, weil menschenrechtliches Ansinnen der EU; das ist nicht nur alternativlos, sondern schlichtweg ein Gebot jeder rechtsstaatlichen Gemeinschaft. Die Art und Weise hingegen, wie etwa die CSU und die AfD in Deutschland ohne humanistische Werteorientierung und Vernunft das Politische, derzeit besonders die FlĂŒchtlings- und Asylpolitik, destruktivieren und polemisieren, ist unsĂ€glich schamlos und perfide. – Matthias Bartsch
Leserbrief zu âTĂŒrkisches Paradoxâ von Michael Thumann
Michael Thumann zeigt sich irritiert darĂŒber, dass im Wahlergebnis Erdogan in Deutschland ein besseres Ergebnis erzielt habe als in der TĂŒrkei selbst. Bezogen auf diejenigen, die sich an der Wahl beteiligt haben, ist das zwar richtig. Den von manchen gezogenen Schluss, dass die Integration der tĂŒrkischen Einwanderer nicht funktioniert habe, lĂ€sst sich daraus aber nicht ableiten. Dies zeigt ein Blick auf die sehr unterschiedliche Wahlbeteiligung â in der TĂŒrkei ĂŒber 87 %, in Deutschland unter 50 %.  Somit haben in der TĂŒrkei 46 % der Wahlberechtigten fĂŒr Erdogan gestimmt, in Deutschland nur 32 %. Warum? Von einigen der Wahlberechtigten weiĂ ich, dass sie Erdogans Auftreten nicht gut fanden, aber sie sich bewusst nicht an der Wahl beteiligt haben, da ihr Lebensmittelpunkt Deutschland sei und nicht mehr die TĂŒrkei. BerĂŒcksichtigt man noch, dass mehr als 50 % der TĂŒrkischstĂ€mmigen gar nicht mehr an TĂŒrkeiwahlen teilnehmen können, da sie sich fĂŒr einen deutschen Pass entschieden haben und doppelte Staatsangehörigkeit deutscherseits nicht erwĂŒnscht war, sinkt der Anteil der ErdoganwĂ€hler bei den tĂŒrkischstĂ€mmigen MitbĂŒrgern auf unter 16 %. – Die Quote der nationalistisch-chauvinistischen WĂ€hler bei ihnen ist also vergleichbar mit den WĂ€hlerstimmen fĂŒr die AfD bei den sonstigen Einwohnern Deutschlands. Es gibt also keinen Anlass, mit dem Finger zu zeigen, auch wenn man den nationalistischen Chauvinismus fĂŒr ein UnglĂŒck hĂ€lt. – Ulrich Waas
Leserbrief zu „Mut zum TrĂ€umen“ von Thomas Beschorner und Miriam Meckel
Mut zu trĂ€umen? Bereits bei den Kernreaktoren hat man am Anfang versprochen, dass der Strom so billig sein wird, dass man keine StromzĂ€hler brauchen wird. Das Versprechen war fern jeglicher RealitĂ€t. Es war ein Versprechen, auf sauberen Strom in unendlichen Mengen – und fast zum Nulltarif⊠Es wurde systematisch verschleiert, dass es nicht machbar ist. Ăber Risiken sprach bis Tschernobyl und Fukushima kein Mensch! Nick Bostrom im âFuture of Humanity Instituteâ an der Uni. Oxford meinte zum Thema kĂŒnstliche Intelligenz: âEs ist radikal und vielleicht erschreckend, aber unser Versagen, das AusmaĂ der Risiken zu verstehen, mit denen wir gerade konfrontiert werden, wĂ€re ein schwerer Fehler, unter den UmstĂ€nden, dass, sobald Super-intelligenz beginnt sich selbst zu manifestieren und zu handeln, die VerĂ€nderung extrem schnell sein könnte, und uns könnte keine zweite Chance gewĂ€hrt wird.â Was die Robotisierung betrifft, hier ist ein Beispiel: Die Fa. Foxconn, die die Elektronik- und Computerteile etwa fĂŒr Apple, Microsoft, Nintendo oder Samsung herstellt und schon lĂ€nger auf Automatisierung der Produktion setzt, hat in einer ihrer Fabriken in Kushan angeblich 60.000 von 110.000 Arbeitern entlassen und durch Roboter ersetzt. In Chinas Kunshan sollen Hunderte von Unternehmen den vermehrten Einsatz von Robotern planen und viel Geld in KI investieren. Die erste Nur-Roboter-Fabrik wird in Chinas Dongguan gebaut. Seit September 2014 haben insgesamt 505 Fabriken in Roboter investiert, mit dem Ziel, mehr als 30.000 Arbeiter zu ersetzen. Bis 2017 wird ChinaÂ ĂŒber 400.000 industrielle Roboter haben und damit Nord-Amerika und die EuropĂ€ische Union in der Anzahl der Roboter, die in Fabriken operieren, ĂŒberholen. Die Provinz Guangdong in SĂŒdchina, wo sich auch die Fa. Midea befindet, die KUKA kaufte, plant $152 Mio. auszugeben, um menschliche Arbeiter in ca. 2.000 Fabriken zu ersetzen, schrieb Robotics Business Review vom 14.10.2015. Und dies ist nur der Anfang⊠Was hat die Computerisierung und Digitalisierung bis jetzt gebracht? Der U.S. Sozialkritiker Theodore Roszak hat in dem U.S. Magazin Digital Media vom 05.06.1995 einen Artikel âThe virtual duck and the endangered nightingaleâ geschrieben: „In einer Kultur, die sich sehr rapide zu einem dekonstruierten Chaos von Pixels und Soundbytes verwandelt, ist die einfache FĂ€higkeit, sich auf etwas zu konzentrieren, was lĂ€nger als ein paar Sekunden dauert – einen Satz nach dem anderen zu verfolgen, den Anfang mit dem Ende eines Arguments zu vergleichen, zwischen einem Fakt, einer Meinung und einer Interpretation zu unterscheiden – diese fundamentalen intellektuellen FĂ€higkeiten können eine tödliche Degradierung erleiden.“ Dann werden wir so enden wie der ehem. Wirtschafts-Professor an der London School of Economics, Ezra Mishan, in seinem Buch âThe Cost of Economic Growthâ (Die Kosten des Wirtschaftswachstums) beschrieb: âDurch allmĂ€hliche Verschiebung der menschlichen Anstrengung von jedem Aspekt menschlichen Lebens, wird die Technologie uns ermöglichen, reibungslos und störungsfrei schnell durch unsere zugeteilten Jahre durchzurutschen, mit spĂ€rlichen Empfinden fĂŒr körperliche und geistige Reibung, um sicher zu sein, dass wir noch am Leben sind.â Dazu fĂ€llt mir ein Spruch des australischen Science-Fiction-Autors der Romanvorlage des Stanley Kubricks Film 2001: Space Odyssey, Arthur C. Clarke, ein, der ultra-intelligente Computer prophezeite: âDie Frage ist nicht, was wir ohne Arbeit machen werden – sondern wozu leben wir eigentlich?â Wenn alles so positiv und harmlos ist wie Thomas Beschorner und Miriam Meckel schreiben, warum gibt es denn das Institute for existential risk in Cambridge, das Future of humanity institute in Oxford und Future of life institute in den USA? Warum machen sich Leute wie Nick Bostrom, Jaan Tallinn und Max Tegmark Gedanken ĂŒber unsere Zukunft? – Igor Fodor
Leserbrief zu âWir brauchen einen afrikanischen FrĂŒhlingâ von Bastian Berbner et. Al
Solange Konzerne das niedrige Lohnniveau missbrauchen, die Rohstoffpreise drĂŒcken und sogar im Tourismus die Gewinne mehrheitlich mitnehmen, wird sich an der Situation in groĂen Teilen Afrikas nichts Ă€ndern. Aber das Hauptproblem ist die ĂŒber dem Wirtschaftswachstum liegende Bevölkerungszunahme in den meisten Sub-Sahara-Regionen, wodurch die individuelle Verarmung zunimmt. Migration wird die Probleme in den Herkunftsstaaten nicht lösen, aber zunehmend Schwierigkeiten in den ZiellĂ€ndern schaffen. – Martin Behrens
Leserbrief zu „Ăberholt“ von Matthias Krupa
Es ist nicht mehr gerade zu biegen. Ihr fundamentaler Fehler in der FlĂŒchtlingspolitik hatte schon DDR Charakter. Sie wird nicht zurĂŒcktreten. Sondern aus Ihrem BĂŒro herausgetragen werden mĂŒssen. Aus Erschöpfung und Sturheit. – Gunter Knauer
Leserbrief zu âTĂŒrkisches Paradoxâ von Michael Thumann
Ihr Autor widerspricht sich. Klarer kann eine Partei nichtgewinnen als die von ErdogĂ n. Die europĂ€ischen Staaten trĂ€umen von so einem Ergebnis. Hören sie auf, den Teufel an die Wand zu malen. ErdogĂ n ist kein Diktatur und auch kein Despot. Der will nur Ordnung in seinem Staat und eine Religion die nicht solche ZustĂ€nde wie in Deutschland zulĂ€sst. Unsere Demokratie ist nicht zu empfehlen, die hinterlĂ€sst zu viele Baustellen. – Gunter Knauer
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Bernd Ullrich, Sie haben Angela Merkel mit Ihrem Beitrag noch zu Lebzeiten ein wĂŒrdiges und mehrdimensionales Denkmal gesetzt. Der rote Faden, die letzte Strophe des schönsten deutschen Abendliedes von Matthias Claudius ist dem Herannahenden Ende ihrer Ăra wĂŒrdig und angemessen. Erst die Geschichtsschreibung wird belegen, wie groĂ sie war, was sie uns war und wieviel WĂŒrde sie unserem belasteten Namen zurĂŒckgegeben hat. Ich bin stolz auf die Merkel-Ăra und auch ich habe Angst vor der Nachfolge. – Uwe-Carsten Edeler
Leserbrief zu âFreie Fahrtâ von Ulrich Stock im ZEIT-Magazin
Ich fahre in Hamburg seit 1984 viele Zehntausend Kilometer Fahrrad (und ein paar Tausend mit dem Auto). Und deswegen kann ich sagen, dass Ihr Artikel sehr zutreffend ist, weil neutral und vorurteilsfrei geschrieben. Nur eine Frage haben Sie nicht beantwortet: Warum ist in Hamburg, im Gegensatz zu so vielen anderen StĂ€dten, die Mehrheit gegen Radfahrer? Und das ist keine unzulĂ€ssige Verallgemeinerung, die Summe meiner schlechten Erfahrungen und Beobachtungen belegt, das diese Aussage eine Tatsache ist. Der Senat ist auf dem Holzweg, wenn er glaubt, er könne das nur dadurch Ă€ndern, dass er viele Millionen fĂŒr Radwege ausgibt. Die auf den StraĂen aufgemalten Fahrradstreifen belegen das: ich fĂŒhle mich da nicht sicher wenn rechts die TĂŒren von parkenden Autos aufgehen und links Autos mit ĂŒberhöhter Geschwindigkeit genau an der Linie entlang fahren; auĂerdem wird er gerne von Bussen, Lieferfahrzeugen etc. benutzt. All diese MaĂnahmen könnte man sich sparen, wenn die Autofahrer ein Minimum an RĂŒcksicht walten lassen wĂŒrden. Dazu ist die Mehrheit der Autofahrer in Hamburg aber nicht bereit. Hinweis: wenn ich „Autofahrer“ kritisiere, dann schlieĂe ich Frauen ausdrĂŒcklich mit ein. Meiner Erfahrung nach gibt auch viele Frauen, die rĂŒcksichtslos fahren, nur sind MĂ€nner als Autofahrer wahrscheinlich in der Mehrheit, daher kommt wohl das Vorurteil, dass Frauen die besseren Fahrer sind. Vielleicht Ă€ndert sich der beschriebene Zustand, wenn es mehr Artikel wie der Ihrige gĂ€be. – Uwe Dieckmann
Leserbrief zu „Ăberholt“ von Matthias Krupa
Die Karawane der FlĂŒchtlinge war doch das ultimative Gegenbild zu den Karawanen der KL-HĂ€ftlinge, die die SS am Ende des Kriegs durchs Reich hetzte, um die Rettung dieser armen Menschen durch die Rote Armee zu verhindern. In jedem Land der Welt gibt es wohl solche Bilder, die den letzten Grund der nationalen Existenz versinnbildlichen – und so den Nachgeborenen Kraft zum Leben geben oder nehmen. FĂŒr dieses Gegenbild muss Deutschland der Kanzlerin dankbar sein. Dieses Gegenbild bleibt, Gott sei Dank, die Politik mag sich Ă€ndern. Am Rande beeindruckt die Bescheidenheit der Aktion: Die Bundeskanzlerin hat nicht wie Moses ein göttliches Gebot auf dem Berg Sinai (oder auf dem Teufelsberg) empfangen, sie hat einfach auf Volkes Stimme gehört. Auch das lĂ€sst hoffen. – Klaus E. Margraf
Leserbrief zu âFĂŒhren wie ein Baulöweâ von Heike Buchter
In 2. Spalte, Z. 3 fĂŒhren Sie den Namen Roy Cohn ein; in der Folge wird Cohn noch elfmal erwĂ€hnt, bevor im drittletzten Absatz unvermittelt von einem Cohen die Rede ist. Aus dem Kontext erschlieĂt sich zwanglos, dass dies eigentlich ein Druckfehler sein mĂŒsste und der bisherige Cohn weiter gemeint ist. Aber: In Spalte 3, Ende des drittletzten Absatzes fĂŒhren Sie einen Michael Cohen als Anwalt Trumps ein, sodass ich meine Druckfehlervermutung bezweifle. Meinten Sie also in Sp. 2 auch schon diesen Anwalt? Dann hĂ€tten Sie aber ein paar gegenĂŒber Cohn unterscheidende Wörter hinzufĂŒgen sollen. AufklĂ€rung tut also not, eventuell sogar in der nĂ€chsten Nummer. – Volker Morstadt
Leserbrief zu âHost mi?â von Maria Rossbauer
Es ist richtig, wie Frau Rossbauer schreibt, dass es beim Dialekt darum geht,zu reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist und wie man es in der Umgebung gehört hat, um etwas Bestimmtes auszudrĂŒcken, wie man es will, unter seinesgleichen. Es kann auch charmant sein, durch seinen Dialekt einer Region zugeordnet zu werden. Als Politiker sollte man seinen Dialekt aber so weit zurĂŒckfahren können, dass die Menschen ohne abgelenkt zu werden, den Inhalt erfassen, was besonders Politiker aus Bayern meiner Meinung nach zu wenig können, Beispiel: Ilse Aigner. In GroĂbritannien kann, so weit ich weiĂ, kein Mensch, der eine lokalen Akzent hat, in der Politik etwas Bedeutendes werden. Trotzdem ist es gut, wenn Dialekte gepflegt werden. Meine Freundin ist kölsche SĂ€ngerin. Sie geht in Schulen, um mit den Kindern den Dialekt spielerisch und gesanglich zu pflegen. Man kann, besonders im Dialekt, kurz und auf den Punkt gebracht Dinge liebevoll oder kritisch Ă€uĂern. Aber in der öffentlichen Debatte sollten leise AnklĂ€nge an die Herkunft genug sein. – Eleonore Dedring
Leserbrief zu „Ăberholt“ von Matthias Krupa
Den jungen Politikern und v.a. ihren WĂ€hlern, die Kanzlerin Merkel ĂŒberholt haben, fehlen die entscheidenden Erfahrungen von Krieg und Diktatur und damit der prinzipielle Wert der EuropĂ€ischen Union! Der Frieden, den die EU garantiert hat, ist so selbstverstĂ€ndlich geworden, dass ihn Kurz, Conte und Co. als gegeben glauben, obwohl mit dem Zerbrechen der Einheit am Horizont Konflikte auftauchen werden, die Trump, Putin und Erdogan nutzen werden. Divide et impera! Grundrechte, fĂŒr die die EU stehen wollte, werden dann nur noch fĂŒr den jeweiligen StaatsbĂŒrger gelten, wenn ĂŒberhaupt, nicht nur in den Visegrad Staaten steht die Pressefreiheit zur Disposition. Dazu kommt der unbedingte und skrupellose Wille zur Macht, der den einst moderaten Kurz auf FPĂ-Kurs gebracht, der die Koalition zwischen Lega Nord und FĂŒnf-Sterne-Bewegung in Italien möglich gemacht hat und die CSU Söders ohne RĂŒcksicht auf Verluste agieren lĂ€sst. – Tilli Isemann
Leserbrief zu âWir brauchen einen afrikanischen FrĂŒhlingâ von Bastian Berbner et. Al
Dazu möchte ich ein paar Anmerkungen machen. Meine erste Dienstreise nach Westafrika in Rahmen der Entwicklungshilfe war 1971, meine letzte TĂ€tigkeit als Landesdirektorin des ded endete 2006 in Kamerun.Ich hatte in meiner TĂ€tigkeit in der Entwicklungszusammenarbeit auch mit Kontrastprogrammen wie SĂŒdkorea oder Menschenrechtsfragen in Lateinamerika zu tun. 20 Jahre jedoch in verschiedenen Funktionen im oder fĂŒr das französischsprachige Afrika, dies zum Hintergrund. Zu dem ersten Artikel kann ich nur beglĂŒckwĂŒnschen. Er ist glĂ€nzend geschrieben und zeigt in kondensierter Form die zentralen Probleme auf. Er trĂ€gt damit hoffentlich zu einem qualifizierteren VerstĂ€ndnis der heutigen Lage bei. NatĂŒrlich möchte man als Experte noch vieles verfeinern und ergĂ€nzen. Wirklich notwendig erscheint es mir nur in einem Punkt: Botswana. Es wurde von einem Regierungschef regiert, der das Gemeinwohl im Sinn hatte, heisst es da. So einfach ist es nicht und diese Darstellung leitet irre. Es erscheint nun so, als ob die böse Entwicklung nur von den bösen Buben da oben herkommen. Es gab im Zuge der UnabhĂ€ngigkeitsphase viele Versuche, fĂŒr das Gemeinwohl eine Regierung aufzubauen. Die meisten scheiterten, weil das Gemeinwohl, d.h. der Staat nicht stabil definiert war und die auslĂ€ndischen Interessen, ob kommunistisch, kapitalistisch und kolonial, damit ein leichtes Spiel hatten, VerrĂ€ter am Gemeinwohl zu finden. Was heute Botswana ist, hatte schon vor der Kolonialzeit eine Sprache, eine Kultur, eine Staatlichkeit und einen Herrscher, Seretse Khama, der im System der Kolonialmacht erzogen war und sich damit durchsetzen konnte. Die Konflikte mit England waren hart. Auch heute zeigt sich, dass vielversprechende Staaten mit einer guten Entwicklung auf vorkolonialer Staatlichkeit beruhen, z.B. Ghana oder Ruanda. Diese kolonialen Gebilde, die die meisten afrikanischen Staaten sind, mit teilweise abstrusen Grenzziehungen, sind ein zentrales Problem. Das erfĂ€hrt in dem sonst glĂ€nzenden Artikel zu wenig Beachtung. Der zweite Artikel ist altbekanntes. Achille Mbembe wĂ€re sicherlich interessanter gewesen .Der spricht halt kein deutsch. Machen Sie weiter mit Artikel zu Afrika, denn diese Kulturkonfrontation wird uns in Europa notgedrungen weiter beschĂ€ftigen. â Herta Friede
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Die ZEIT ist meine liebste Informationsquelle aus der Erkenntnis heraus, dass Sie klug und verantwortungsvoll recherchieren und vor allem liberal Meinungen zulassen.Bernd Ulrichs Artikel âZeit zu gehen? Oder Zeit zu bleiben?â ist das Beste, was ich seit langem gelesen habe. Der Abgeordneten-Polemik im Bundestag zuzuhören ist meist nicht nur langweilig, sondern in höchstem MaĂe enervierend wegen einseitiger ketzerischer Diffamierungen ohne irgendwelche positiven politischen VorschlĂ€ge. Der primitive Schlagabtausch gegen Merkel wird immer mehr zur Farce. Bernd Ulrich hat die Kanzlerin in ihren QualitĂ€ten und ebenso ihren augenscheinlich schwachen Momenten ihrer Entscheidungen, sprich nachhaltigen AbwĂ€gungen, gut beobachtet, und er befragt auch eventuelle Alternativen. Dem Leser ist obliegt nun, die politische Wirksamkeit der Kanzlerin Merkel selbst nachzuvollziehen. Mir gefĂ€llt diese Draufsicht. – Renate Schwengers
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Die Titelgeschichte ist Hofberichterstattung vom Feinsten. Stelle mir die Frage, welche Drogen der Verfasser dieses Nachrufes auf Merkel oder vielleicht auch Appell an das deutsche Volk, konsumiert hat. Der Untertitel „das Drama der Angela Merkel“ sollte richtigerweise das Drama Europas lauten. Menschen, vor allem Politiker sind austauschbar und sollten nicht nur alle 16 Jahre (Kohl) die politische BĂŒhne verlassen. Der deutsche Michel lernt nicht oder vergisst schnell. Auf Seite 6 derselben „ZEIT“-Ausgabe steht das wirkliche Problem vor dem wir alle stehen und die Augen verschlieĂen. Dort heiĂt es, dass im Zusammenhang mit den AnschlĂ€gen des NSU der Fremdenhass in diesem Land nicht kleiner geworden ist, sondern sich eine radikalisierende Gesellschaft entwickelt. Und das haben wir seit Jahrzehnten vor allem den „christlichen“ Parteien und neuerdings auch der AFDzu verdanken, die, nicht nur aus wahltaktischen GrĂŒnden, nationalistische und daraus folgend separatistische Tendenzen verfolgen, obwohl wir alle wissen (sollten), dass Friede und Zusammenarbeit in Europa hohe, unbezahlbare GĂŒter sind. – Manfred Trinkhaus
Leserbrief zu âHost mi?â von Maria Rossbauer
Dialekt ist mehr als nur Herkunft. Er ist auch Geschichte. Der Dialekt den ich spreche, kommt nur in einem kleinem Gebiet vor. Es ist eine Mischung aus NordthĂŒringisch und Ă€lteren niederdeutschen Einsprengseln. Da das Mansfelder Land ĂŒber Jahrhunderte vom Bergbau geprĂ€gt wurde, haben Zugezogene ihren „Senf“ auch noch mit dazu gegeben. Der Bergbau und der „Mischmasch“ der Fremden haben einen derben, direkten Dialekt entstehen lassen, der so nur im Mansfelder Revier gesprochen wird. Oft muĂ man sich anhören, unser Dialekt sei unverstĂ€ndlich und primitiv.Dabei klingt er einfach nur nach Schewwern und Wacken ( Schiefer und Gestein). Es schwingt immer noch ein bischen der Stolz des Bergmanns mit. Versuchen Sie mal unter Tage ( offem Schacht) bei hoher Luftfeuchtigkeit, Staub, Dreck und LĂ€rm Hochdeutsch zu reden. jeht jar nich ( das geht ĂŒberhaupt nicht) Ich hoffe, nach den Versuchen der DDR Dialekte verschwinden zu lassen und den ĂŒberheblichen Bemerkungen der „Wessis“ das der Dialekt nicht ganz ausstirbt. Bairisch ist eben schĂŒtzenswertes Brauchtum, „SĂ€chsisch“ oder was der „Wessi“ dafĂŒr hĂ€lt kann weg. â Olaf Goldschmidt
Leserbrief zu âFreie Fahrtâ von Ulrich Stock im ZEIT-Magazin
Ihren verdienstvollen Artikel habe ich mit groĂem Interesse gelesen. Ich selbst bin FuĂgĂ€nger und benutze hĂ€ufig die öffentlichen Verkehrsmittel in Hamburg. Die Reduzierung des Autoverkehrs und ein gröĂerer Anteil Fahrradverkehr ist sicher der einzige z. Zt. erkennbare Ausweg aus den zunehmenden Ăberlastung  der StĂ€dte durch Verkehrsdichte, LĂ€rm, Gefahren und Schadstoffe. Erlauben Sie mir bitte aber eine Bemerkung: es gibt ein Problem, daĂ Sie in Ihrem ausfĂŒhrlichen Artikel nicht wahrgenommen haben (oder verdrĂ€ngen?) Es geht mir um die Disziplin der Radfahrer. Hier kommt nach meinem Eindruck die Psychologie ins Spiel: Radfahrer halten sich generell fĂŒr die besseren Menschen. Sie fahren ökologisch und machen wenig LĂ€rm. Und jetzt kommt es: wenn sie schon so gut sind, brauchen sie sich aber auch nicht an die Verkehrsregeln und RĂŒcksichtnahmen zu halten. Ich wohne im Bereich âEppendorferbaumâ und mache fast tĂ€glich irgendwelche Besorgungen oder gehe zur U-Bahn. Schon nach gut fĂŒnf Minuten könnte ich fĂŒnf bis zehn VerkehrsĂŒbertretungen der Radfahrer zĂ€hlen: Fahren bei roter Ampel, Fahren gegen die Fahrtrichtung usw. Meine These: Es mĂŒsste mehr durch Behörden, Schulen, Presse auf die geltenden Regeln und die Notwendigkeit der gegenseitigen RĂŒcksichtnahme hingewiesen werden. Eine massive Kampagne ist erforderlich, damit die Radfahrer erfahren, welche Verpflichtungen auch sie  haben. Ich wĂŒnsche Ihnen weiter viel Erfolg bei Ihrer Arbeit. – Werner Jantzen
Leserbrief zu âĂber die Möblierung des Gartensâ von Hanno Rauterberg
Man hielte Herrn Rautenbergs Szenario fĂŒr eine satirische Zukunftsvision, wĂŒrde der Blick in die GĂ€rten der MitbĂŒrger/innen einem nicht vor Augen fĂŒhren, dass es sich um die Wirklichkeit handelt und es nicht mehr um sĂ€en, jĂ€ten und ernten geht, sondern der Mensch „zum eigentlichen Ziel und Zweck des Gartens“ geworden und sich selbst „sein wichtigstes GewĂ€chs“ sei. Es schockiert mich, zu sehen, zu welcher BlĂŒte der Mensch gedeiht, wenn er statt „Verwurzelung […] [und] BodennĂ€he anzustreben, einen naturfernen, kĂŒnstlichen und hochtechnisierten Ort aus seinem Garten macht, „in dem MĂ€hroboter den Rasen kurz halten [sofern er noch nicht aus Plastik ist] und die BewĂ€sserung per App gesteuert wird“: zu einer von der Natur und letztlich auch von sich selbst entfremdeten Plastikblume, die unkompliziert entsorgt und austauschbar ist. – Denise RĂŒller
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Ehe wir uns nach Frau Merkel zurĂŒcksehnen, sollten wir uns erst noch einmal die grundsĂ€tzlichen WidersprĂŒche ihrer Kanzlerschaft vor Augen halten. Sie hat nicht â wie verbreitet wurde â als Physikerin die Dinge vom Ende her betrachtet, sondern immer pragmatisch auf Entwicklungen reagiert â von strategischem Denken hat der interessierte BĂŒrger nichts bemerkt. Sie hat auĂerdem â und dies ist nach meiner Meinung noch schwerwiegender â uns BĂŒrger als unmĂŒndig betrachtet, unfĂ€hig, politische VorgĂ€nge und Schwierigkeiten zu begreifen und zu bewerten. Der letzte Wahlslogan âDeutschland, ein Land in dem wir gut und gerne lebenâ sagt alles. Sie hat auch aus der Erfahrung mit ihrem âZiehvaterâ Kohl, der âes noch einmal wissen wollteâ, offenbar nichts gelernt. Im Gegenteil: vor der letzten Wahl ist sie â nach eigener Aussage â mit sich selbst zu Rate gegangen und ist „nach langem inneren Kampf“ zu dem Ergebnis gekommen, dass âsie dem Land noch einmal dienen wolle.â Jetzt haben wir das Ergebnis dieser Selbstbefragung: Das politische Establishment ist dabei, sich selbst zu zerlegen. Warten wir also noch etwas ab mit dem âZurĂŒcksehnenâ. – Klaus Grieshaber
Leserbrief zu âWir brauchen einen afrikanischen FrĂŒhlingâ von Bastian Berbner et. Al
1) Die Widergabe der Diskussion mit und zwischen den vier Afrika-Experten umfasst zweieinhalb Seiten. Die erste ist mit Diagrammen zur EuropĂ€ischen Union (EU) und zu Afrika sĂŒdlich der Sahara (SSA) geschmĂŒckt. Ende Juni gab die Weltbank beim Bruttonationalprodukt pro Kopf (in US-Dollar) die Werte von 2017 bekannt; dabei hat sie frĂŒhere Werte leicht korrigiert. – Nun die Befunde zu den beiden Regionen: In SSA wuchs die Bevölkerung von 1970 bis 2017 um den Faktor: 1061/ 292,6 = 3,626 und das Bruttonationalprodukt pro Kopf um den Faktor: 1454$/203,4$ = 7,13; in der EU wuchs die Bevölkerung viel langsamer, nĂ€mlich um den Faktor: 512,5/ 442,1 = 1,159; dafĂŒr legte sie beim Bruttonationalprodukt pro Kopf erheblich mehr zu: 32777$/1954$ = 16,77. Dass heftiges Bevölkerungswachstum das Wirtschaftswachstum bremst, Ă€uĂert keiner der Experten und keiner der Autoren. Kann man denn gar nichts dagegen machen? 2) Das Bevölkerungswachstum spielt auch auf zwei anderen Feldern eine Rolle. Im Zeitraum von 1968 bis 2015 â die Zahlen fĂŒr 2016 und 2017 fehlen noch â fiel die AckerflĂ€che pro Kopf in SSA um (0,213 ha/0,529 h) -1 = 59,7% und in der EU um (0,211 ha/0,254 ha)-1 = 28,3%. DafĂŒr stieg der Waldbestand in der EU von 1990 bis 2015 von 34,961% auf 38,009% der LandflĂ€che, wĂ€hrend er in SSA im gleichen Zeitraum von 29,529% auf 25,710% fiel. Doch sollen diese Zahlen nicht nur negativ betrachtet werden: Es ist positiv, wenn sich in SSA die Leute nicht jede Sekunde mit den Kopf einem Baum stoĂen. Und wie sollen all die HĂ€uptlinge, Könige, PrĂ€sidenten und Autokraten ihre besonderen FĂ€higkeiten unter Beweis stellen, wenn sie nicht unter Millionen von Arbeitslosen den Nachschub fĂŒr ihre Krieger aussuchen können?? Mit den Nachrichten ĂŒber die diversen SchlĂ€chtereien kommt auĂerdem etwas Spannung in mein langweiliges Leben. 3) Es gibt eine weitere GröĂe, die alle Gutmenschen bedenken sollten: die Zahl der PatentantrĂ€ge, die fĂŒr die Welt und die meisten LĂ€nder seit 1996 notiert werden. Aus irgendeinem Grunde gibt die Weltbank nur die Gesamtzahlen an, die relativen GröĂen muss man sich ausrechnen. Und fĂŒr SSA und die EU fehlen die Angaben ganz. Weichen wir also auf die Zahl der âResearchers in R and D (per million)â aus, dann finden wir in der LĂ€ndergruppe âLow Incomeâ 1996: 105 Forscher und 2015: 162. Wie sieht es in der LĂ€ndergruppe âHigh Incomeâ, zu der die meisten EU-Staaten gehören? 1996: 2722 â 2015: 4151. Alle Menschen in Afrika haben das Recht, so dumm zu bleiben, wie ich es bin. Doch ginge es ihnen besser, wenn sie sich an den Naturwissenschaftlern und Technikern der asiatischen Tigerstaaten orientieren wollten. 4) Mit ihren Bevölkerungszahlen hat die ZEIT uns Lesern auĂerdem eine hĂŒbsche Ăberlegung untergejubelt. Ihr gröĂeres Europa hatte 1960: 529 Millionen und 2016: 655,7 Mill. Einwohner. Sie macht also der Rus-sischen Föderation und anderen osteuropĂ€ischen Staaten den Vorschlag, die nĂ€chsten 20, 30 Millionen afrikanischer Migranten aufzunehmen. Den Flug, den Sprachunterricht, die UnterkĂŒnfte und den Unterhalt wĂ€hrend der Ausbildung dĂŒrfen die ĂŒberreichen Staaten der EU bezahlen. Also, das ist wirklich eine bezaubernde Idee. Was sagen die OsteuropĂ€er und die Russen dazu? Und: Auf wieviel Prozent Afrika-Soli haben sich die Herausgeber(innen) der ZEIT geeinigt? – Armin Amrhein
Leserbrief zu âSie waren doch keine Idiotenâ von Petra Pinzler und Mark Schieritz
Die EinfĂŒhrung des EURO vor 20 Jahren durch die beteiligten EuropĂ€ischen Staats- und Regierungs-chefs war ein Gewinn fĂŒr die EuropĂ€ische Union. Der ehemaligen Finanzminister Teo Waigel sagt in dem Zeit-Interview, dass man in der damaligen Zeit das Bestmögliche getan habe. Recht hat er!! Schauen wir zurĂŒck in die Zeit vor der EinfĂŒhrung des EURO, so sollte man sich erinnern, dass die Angst der Deutschen damals nicht die Transfer-Union war, sondern die Inflations-Ăbertragung. Frankreich, Italien usw. hatten ja zumeist sehr viel höhere Inflationsraten als Deutschland! Diese höheren Inflationsraten wĂŒrden bei EinfĂŒhrung des Euro auf die Bundesrepublik ĂŒbertragen werden, so die BefĂŒrchtung. Das war dann das vermeintlich schlagende Argument aller Kritiker. Diese Angst hat sich aber in keinster Weise bestĂ€tigt, ganz im Gegenteil! Deutschland bzw. die Eurostaaten haben seit EinfĂŒhrung des Euro so geringe Inflationsraten, wie es sie zu DM-Zeiten fast nie gegeben hatte. Der EURO ist somit wertbestĂ€ndiger als die DM! Auch die befĂŒrchtet Transfer-Union wird im Moment LĂŒgen gestraft. 2,9 Mrd Euro Zinsen seit 2010 hat die Bundesbank an der Griechenland-Rettung durch Kreditvergabe verdient. Dieser Gewinn wird dem deutschen Bundeshaushalt zugefĂŒhrt werden, zur Freude der Steuerzahler, die es nur gar nicht bemerken!!! – Karl Feldmann
Leserbrief zu „Ein Mann will Lehrer werden“ von Rudi Novotny
Der Betriebswirt Omid Aleyasin hat in der Wirtschaft keinen Job gefunden und möchte nun gerne Lehrer werden. Was aus Ihrer Sicht fĂŒr ihn spricht: Er ist sympathisch, motiviert und hat Migrationshintergrund. Dagegen spricht: Er hat die FĂ€cher, die er unterrichten soll, nicht studiert und kann keine pĂ€dagogische Ausbildung vorweisen. Aus diesem Grund bleibt ihm der Zugang zum Klassenzimmer verwehrt. Doch die Lage ist nicht aussichtslos. Praxen und KrankenhĂ€user suchen hĂ€nderingend nach medizinischem Nachwuchs, auĂerdem sind unsere Gerichte seit Jahren unterbesetzt und ĂŒberlastet. Vielleicht also könnte sich Herr Aleyasin dort um eine Stelle bewerben. âDer Betriebswirt aus dem Ghettoâ wĂ€re durch seine neue Karriere als Richter ein Vorbild fĂŒr so manchen StraftĂ€ter, und Fachidioten gibt es unter der Ărzteschaft wahrlich genug. – Thorsten MĂŒller-Beck
Leserbrief zu âFreie Fahrtâ von Ulrich Stock im ZEIT-Magazin
So ein wunderbarer Artikel ĂŒber das „Radl“! Als begeisterte „Immer-Radlerin“ in MĂŒnchen, im Gebirge und im flachen Land habe ich Ihren Artikel mit groĂer Freude gelesen! Ich finde es beachtenswert, dass die „Zeit“ dem Fahrrad so viel Platz einrĂ€umt und hoffe sehr, dass Sie an diesem wichtigen Thema dranbleiben. Wir wohnen in MĂŒnchen am Luise-Kiesselbach-Platz, wo gerade vor zwei Jahren ein neuer Autotunnel eröffnet hat. Ăber die trotzdem noch vielbefahrene Kreuzung mĂŒssen wir mit zwei kleinen Kindern (per Rad!) jeden Tag, es ist ein Graus. AnschlieĂend geht es weiter per Rad (und ĂPNV) zur Arbeit. Mit groĂem Interesse verfolge ich daher gerade die Diskussionen um Plaketten, PendlerparkplĂ€tze usw. und hoffe sehr, dass die Stadt MĂŒnchen bald das Geld, das bisher fĂŒr die Autos ausgegeben wurde, in gute Radwege investiert. Es geht – wie Sie schreiben – und wie ich auch selbst in Amsterdam schon erleben durfte. Bitte machen Sie weiterhin „Werbung“ fĂŒr das Rad – es ist so ein perfektes Verkehrsmittel fĂŒr die StĂ€dte – die damit gerettet und wiederaufgewertet werden könnten! – Stefanie Benker
Leserbrief zu âFreie Fahrtâ von Ulrich Stock im ZEIT-Magazin
Zu FuĂ zu gehen ist die natĂŒrliche Fortbewegungsart des Menschen â die erste, die er mĂŒhsam erlernt und seine letzte, fĂŒr die dann eventuell eine Hilfe benötigt wird. Die Vision der fahrradgerechten Stadt, die hier entworfen wird, ergĂ€nzt den Horror der autogerechten Stadt zu einem öffentlichen Raum, in dem FuĂgĂ€nger nicht mehr vorgesehen sind, buchstĂ€blich keinen Platz haben. Nein, nicht ganz: ihnen wird ein 2m breiter Streifen zugebilligt, auf dem sie dann im GĂ€nsemarsch marschieren dĂŒrfen. Aber: welcher Radler wird sich von einem aufgemalten Strich abhalten lassen, zu fahren wo es ihm gerade gefĂ€llt!? Herrscht nicht grundsĂ€tzlich âLebensgefahrâ? ADAC plus ADFC: freie Fahrt fĂŒr freie BĂŒrger! Damals wie heute: Nein, danke. – Elke Nowak
Leserbrief zu âHost mi?â von Maria Rossbauer
Mit groĂem Interesse habe ich Ihren Artikel âHost mi?â gesehen und möchte folgendes anmerken Bravo, dieses Statement war lĂ€ngst ĂŒberfĂ€llig in der âZeitâ. 1954 in Freising geboren und aufgewachsen, schlage ich mich seither mehr oder weniger erfolgreich mit dem bairischen Dialekt durch das GeschĂ€ftsleben. Da ich seit Mitte zwanzig bundesweit in verschiedenen deutschen Vertriebsunternehmen tĂ€tig war, konnte ich eine deutliche VerĂ€nderung deutscher MitbĂŒrger auf unseren Dialekt feststellen. Denn interessanterweise wuchs analog zum zunehmenden wirtschaftlichen Erfolg Bayerns auch die Akzeptanz zur bairischen Sprache. Leider ruinieren derzeit aktuelle politische und unsĂ€gliche Diskussionen von Seehofer, Söder & Co. vieles und lenken so negative Signale auf Bayern und alles was damit zusammenhĂ€ngt, also auch unsere Sprache, aber das ist ein anderes Thema. Unsere drei Enkel gehen in MĂŒnchen in den Kindergarten und Schule. Kein einziges Kind in der Klasse spricht Dialekt, im besten Fall verstehen sie einige Wörter. Ein Armutszeugnis, dem entschieden entgegengewirkt werden muss! Umso mehr freue ich mich, dass mit Ihnen in der primĂ€r hanseatisch geprĂ€gten âZeitâ ein waschechtes bairisches GewĂ€chs unsere weiĂblaue Fahre aufrecht (er)hĂ€lt! Sitzen Sie eigentlich in der Hamburger Redaktion oder im sicheren Habitat Ihres nach allen Seiten abgesicherten Wohnortes im tiefen Niederbayern? Bin mal gespannt, wie die Reaktion der Leser auf Ihren Artikel ausfĂ€llt! Sicher hat ein GroĂteil der Leser nach wenigen AbsĂ€tzen zwengs intellektueller Ăberforderung das Lesen eingestellt. Mein Mutter stammt aus Dingolfing, eine regionale SpezialitĂ€t waren hier die sogenannten âBruckbriegelâ, das dĂŒrfte das Pedant zu Ihren „auĂerbachernen Kellerstaffeâ sein. Aus Kartoffelteig geformte, prĂŒgelĂ€hnliche, lĂ€ngliche Stangerl, die bevorzugt mit Gselchten und Sauerkraut gereicht wurden. Bleiben Sie stark und erziehen Sie Ihre Tochter im Sinne unserer herrlichen Sprache! Denn eines haben wir den anderen voraus: Wir können, im Gegensatz zu den Baden-WĂŒrttembergern alles, auch hochdeutsch! Eine gute Anregung war das âPfia Godâ, âpfia diâ wird eher im Duzbereich verwendet. Ăbrigens habe ich grad mein erstes Buch, die âFreisinger Lausbuamgschichtenâ drucken lassen, in dem ich einige meiner unzĂ€hligen Streiche niedergeschrieben habe. Leider hat sich bisher kein Verlag gefunden, daher habe ich das Buch selber drucken lassen. Im Anhang befindet sich eine âBairisch-Deutschesâ Wörterbuch, in  dem einige typisch bairische (Kraft-)AusdrĂŒcke ins Hochdeutsche ĂŒbersetzt sind (Anlage). Vielleicht kann Ihnen dieses Wörterbuch bei Ihrem tĂ€glichen Kampf in HH von Nutzen sein. Wenn Sie mir Ihre Kontaktadresse zukommen lassen, spendiere ich Ihnen gerne ein kostenloses Exemplar. Alles Gute und bleiben Sie stark, liebe Frau Rossbauer! – Franz Xaver Brunngartner
Leserbrief zu âNehmt das Tempo rausâ von Ulrike Gastmann
„Nicht so schnell“ haben einige (viele?) Lehrer inzwischen verinnerlicht. In unserer Stadt z.B.  gibt es die  Iniative in einer Schule , gemeinsam und freiwillig zwischen Lehrern und SchĂŒlern mit Migrationshintergrund vereinbart, in den ersten beiden Wochen der Ferien die Schule fĂŒr das Fach Deutsch fortzusetzen. In lockerer AtmosphĂ€re, gemeinsam frĂŒhstĂŒcken, mittagessen, dazwischen eingestreut Stunden des zwanglosen Lernens. Dazu kleinere AusflĂŒge in die nĂ€here Umgebung . Selbst auferlegte Verpflichtung,  auch untereinander so viel wie möglich Deutsch zu sprechen. – Hartmut Wagener
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Da der Artikel ja gewissermaĂen einen Nachruf auf Merkel darstellt, ist eine positive PortrĂ€tierung verstĂ€ndlich. Angela Merkels einmalige persönliche und charakterliche Eigenschaften verdienen ja auch zu Recht eine WĂŒrdigung, nicht zuletzt ihre Ausdauer ! Ihre Politik aber – mit Verlaub – fĂ€llt dahinter weit zurĂŒck. Ulrich schreibt: „Noch nie hat ein mĂ€chtiger Mensch eine vergleichbare Menge an Problemen in Lösungen verwandelt“. Das ist nun wirklich eine peinliche Lobhudelei. Ihre „Lösungen“ waren immer vom Stil der jetzt angeblich erzielten „europĂ€ischen Lösung“ der Asylfrage, also wackelig zusammengezimmerte HĂŒtten oder gar reine Fiktion. Merkels Wendemanöver waren nie von ihrer eigenen KreativitĂ€t gezeichnet und ihren eigenen Ăberzeugungen, sondern im Grunde nur Ergebnis ihres Machtinstinkts: Ein Weiter-So hĂ€tte ihre Macht gefĂ€hrdet, sei es bei der Energiewende – die sie im Grunde nie wollte, sei es bei der Europapolitik, die ihr nie am Herzen lag. Ja, sie hat uns Deutschen die Geschichte vom Leib gehalten, das stimmt – doch auch sich selbst! Ihre Haltung war nie die einer altruistischen Mutti, die ihren Kindern die RealitĂ€t nicht zumuten möchte – wie der Autor suggeriert – sondern die einer knallharten strukturkonservativen Politkerni, die Ănderungen mit aller Macht verhindern will. Jede ihrer „Lösungen“ darf nichts kosten (die heilige Schwarze Null!) und darf MachtverhĂ€ltnisse nicht in Frage stellen (daher ihre Weigerung, die Automobilkonzerne in die Schranken zu weisen oder die Banken). Werte fĂŒhrte sie zwar stets im Mund, aber was damit gemeint war, hat sie bewusst nie erklĂ€rt. So schafft sie es tatsĂ€chlich, ohne rot zu werden, den jetzigen Asylkompromiss als „in ihrem Geist“ zu titulieren, womit sie wahrscheinlich der Wahrheit nĂ€her kommt, als sie sich bewusst ist. Auch wenn fĂŒr Angela Merkel nirgendwo ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin in Sicht ist – je eher sie zurĂŒcktritt, desto besser ist es fĂŒr Deutschland. – Dr. Dirk Kerber
Leserbrief zu „Mut zum TrĂ€umen“ von Thomas Beschorner und Miriam Meckel
Der Artikel plĂ€diert fĂŒr einen offenen und interdiisziplinĂ€ren Umgang mit kĂŒnstlicher Intelligenz, um deren positive Potenziale gesellschaftlich nutzbar zu machen. Dagegen ist nichts zu sagen, nur zwei Dinge machen mich misstrauisch: 1. Beide AutorInnen sind Wirtschaftswissenschaftler. Ein Philosoph unter ihnen hĂ€tte fĂŒr mich den Anspruch der InterdisziplinaritĂ€t glaubwĂŒrdiger gemacht. 2. Einerseits soll Digitalisierung zu einem selbstbestimmen Leben beitragen – andererseits heiĂt es : KĂŒnstliche Intelligenz wird sich zum allumfassenden Werte (sic!!)- und Regelsystem unserer zivilisatorischen Infrastruktur entwickeln. Das passt nicht zusammen. Wenn schon feststeht, dass KI alternativlos ist, gibt es keine Selbstbestimmung. Und es wĂ€re schon mal interessant zu hören, was fĂŒr Werte und vor allem – wessen Werte – sie denn durchsetzen soll. – Dr. Dirk Kerber
Leserbrief zu âWo ist Europa, wĂ€hrend in Italien der Teufel los ist?â von Roberto Saviano
ich danke Ihnen fĂŒr die Begletung unserer deutschen bayrisch bestimmten Regierungskrise in den letzten Ausgaben der ZEIT. Immer noch gilt, wer zu letzt „lacht“, gewinnt. Die Kanzlerin war gut beraten, nicht als BegrĂŒndung fĂŒr eine fehlerhafte bayerisch bestimmte Politik und dem Wahlausgang der Landesreigiereung zu diesen. Die FlĂŒchtlinge sind ganz sicher nicht das Thema, mit dem Deutschland und Europa scheitern. Es sind die Wohnungs- Bildungs- und Wirtschaftspolitik, an der sich eine Regierung messen lassen muĂ, die wiedergewĂ€hlt werden will. ZurĂŒck zu Sachfragen, bedeutet zurĂŒck zu solchen Fragen. Völlig uninteressant ist die Frage, ob sich unsere Parteienlandschaft verĂ€ndert. Bei einer erfolgreichen Poltik wird sie sich nicht Ă€ndern. Aber, wer immer noch glaubt, es gĂ€be noch so etwas wie Volksparteien, die bewahrt werden mĂŒssen, ist zum Scheitern verurteilt. Mir fehlt die PrĂ€senz der Kanzlerin, die in der Ăffentlichkeit nicht Ihre Poltik darstellt. So öffnet man dem Populismus Tor und Tor. Man darf sich nicht wundern, wenn dadurch einfach Antworten zu Ăberzeugungen werden. Beim Lesen des obigen Artikels habe ich mich gefragt, ob man nicht nur ein paar Namen austauschen muss, um statt Italien Deutschland beschrieben zu sehen – unserem Heimatminister sei Dank! – Dipl. Kfm. Johannes Barth
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Auch bei den halbherzigen EU-Beschluessen werden uns die Fakten immer wieder einholen ! Es werden weiterhin tausende von afrikanischen Scheinasylanten Gelder an kriminelle Schleuser zahlen , um ueber das Mittelmeer ins “ gelobte Land Europa “ zu gelangen . Wie waere es mal mit einem “ Masterplan “ , um wirklich verfoglte Kriegs – und Folteropfer in unser Land zu bringen ? Ja – hierzu bedarf es aber effektiver Einsaetze von Geheimdiensten , speziellen Sondereinsatz-Kommandos sowie kreativen , ideen-reichen “ noblen Schleusern “ fuer die Menschlichkeit ! Israel hat sowas schon mehrmals praktiziert. – Erwin Chudaska
Leserbrief zu âĂber die Möblierung des Gartensâ von Hanno Rauterberg
Vielen Dank fĂŒr diesen Artikel, besser kann man diese im Trend befindliche Gartenunkultur  mit ihren Möblierungen und Versteinerungen (Kiesgarten, GabionenwĂ€nde), ihren Hochbeeten (gern auch aus Sibirischer LĂ€rche mit Edelstahlgittern, V2A-Edelstahlschrauben und Folienauskleidungen, âLandlustâ vom Mai-Juni 2018 ) und den Kontrollwahn gegenĂŒber der Natur  nicht beschreiben. Allerdings tragen die Gartenschauen auch ihren Beitrag zu naturfernen Ausstattungen bei und zeigen zunehmend Kunstrasen, GabionenwĂ€nde, materialaufwĂ€ndige Beeteinfassungen und Bodenbelege, âMöbelâ und PflanzgefĂ€Ăe aus Paletten und dergleichen mehr. Man denkt  unwillkĂŒrlich an Sponsoring der BaumĂ€rkte und Hersteller dieser Produkte, aber vielleicht lĂ€uft auch etwas bei der Ausbildung der Designer und Gartengestalter schief? – Gisela Hoke
Leserbrief zu âWir brauchen einen afrikanischen FrĂŒhlingâ von Bastian Berbner et. Al
Wir? brauchen? einen afrikanischen FrĂŒhling? Genau das ist die Perspektive der EuropĂ€er, die stets vor allem an ihren eigenen Vorteil denken. Sinn und Zweck ihrer „Hilfe vor Ort“ ist fĂŒr sie, die FlĂŒchtlinge fernzuhalten. Sie merken nicht einmal, wie schĂ€big das ist. Einmal mehr sei Bruno Kreisky zitiert: „Lernen Sie Geschichte!“ Vorzeigen war Afrika durchaus wohlhabend und kulturell hochstehend. Es waren unsere europĂ€ischen Vorfahren, die ihnen – ethisch weit abgeschlagen – ihr Land samt ihren kulturellen SchĂ€tzen raubten, sie ausbeuteten und unterdrĂŒckten. Nach 1950 wurden die Kolonien frei, politisch – wirtschaftlich nicht. Den Zugriff auf die Rohstoffe zum Billigstpreis haben die EuropĂ€er behalten, und zwar unter der Bedingung, ihre Fertigprodukte weiter dort teuer absetzen zu können. Ja, man hat dort Schulen errichtet, die bis zur Uni-Reife fĂŒhren, aber die Vermittlung technischer und chemischer Kenntnisse, um die Rohstoffe selbst verarbeiten zu können, tunlichst vermeiden. Wer erzĂ€hlt von Schell & Co, die Nigeria nicht nur das Rohöl rauben, sondern dabei das ganze Land zerstören, fĂŒr immer unfruchtbar machen? Den Billigpreis stecken die korrupten Machthaber ein. Siehe, genau so erzeugt man „WirtschaftsflĂŒchtlinge“! Wer erzĂ€hlt von den harmlosen Besuchern aus den USA, die bei Ihren SpaziergĂ€ngen an noch fruchtbaren Feldern entlang, da und dort nur einzelne Halme mitnehmen, die dann in den USA so genetisch verĂ€ndert werden, dass deren FrĂŒchte fĂŒr die Neuaussaat unfruchtbar sind, die seit jeher ein Grundnahrungsmittel waren. So werden die Afrikaner gezwungen, fortan alles Saatgut in den USA zu kaufen oder hohe Strafzahlungen an das Patentamt zu riskieren. Dort sitzen nĂ€mlich die Nachkommen unserer ach so christlichen Vorfahren, die einst Amerika so heldenhaft erobert und die Urbevölkerung so gut wie ausgerottet haben. Die wurden dann durch versklavte Afrikaner ersetzt. EuropĂ€er und Amerikaner hĂ€tten jede Veranlassung, auch die Afrikaner fĂŒr die Verbrechen unserer VĂ€ter – und die heutigen eigenen!! – um Vergebung zu bitten und wenigstens ansatzweise Wiedergutmachung zu leisten! Dann!! könnten wir von FrĂŒhling in Afrika reden. – Christine Preyer
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
In dem Artikel „Zeit zu gehen“ in der Zeit vom 28.6.2018 von Bernd Ulrich wird Angela Merkel als „groĂe“ Kanzlerin, durchaus auf einer Höhe mit Helmut Kohl , bezeichnet. Dem möchte ich entschieden wiedersprechen : Frau Dr. Merkel war die schlechteste Kanzler*in die Deutschland in der Nachkriegszeit hatte:Adenauer, der GrĂŒndungsvater der Bundesrepublik ,steht fĂŒr Deutschland Verankerung im Westen , fĂŒr das Wiedergutmachungsabkommen mit Israel , die Aussöhnung mit Frankreich , fĂŒr Europa. Erhard war vielleicht kein groĂer Kanzler , aber er steht fĂŒr das deutsche „Wirtschaftswunder“. Kiesinger schaffte trotz seiner Vergangenheit den Spagat zwischen CDU und SPD und leitete die volle politische Teilhabe der SPD ein. Willy Brandt schaffte Vertrauen im gegnerischen Lager wĂ€hrend des Kalten Krieges , rĂ€umte mit deutschen LebenslĂŒgen bezĂŒglich der Ostgrenzen auf , schaffte mehr Demokratie nach Innen , begann gesellschaftliche Reformen. Helmut Schmidt wurde eigentlich zum groĂen Kanzler erst nach seiner Regierungszeit , fĂŒr welchen Politiker hatte die deutsche Bevölkerung mehr Bewunderung und Sympathie ? Er war ein tĂŒchtiger Senator in Hamburg, ein guter Verteidigungsminister und hat den „Deutschen Herbst“ hervorragend gemanagt. Helmut Kohl ist der “ Kanzler der Einheit“ , der ein kurzes Zeitfenster zur friedlichen Wiedererlangung der Einheit unseres Landes zu nutzen verstand. Gerhard Schröder modernisierte die Republik und schaffte mit seinen Reformen den Abbau der hohen Arbeitslosigkeit und ein zweites „Wirtschaftswunder“. Worin bestehen die Verdienste von Frau Dr. Merkel ? Sie steht fĂŒr: eine ĂŒberstĂŒrzte Energiewende , die enorm teuer ist und wird. die ZerstrĂŒmmerung der Bundeswehr in eine Armee, die kaum zur Landesverteidigung geeignet ist ; die Abschaffung der Wehrpficht in brisanten Zeiten; eine notorische Unterfinanzierung der Bundeswehr, die nicht nur in den USA, sondern auch bei anderen Natopartner Ărger bereitet. eine ungelöste Eurorettung mit wirtschaftlicher Not in ganz SĂŒdeuropa und enormen Haftungsrisiko fĂŒr die Deutsche Bundesbank bei der EZB. eine Migrationspolitik , die Deutschland in fast ganz Europa isoliert hat und eine bisher nie dagewesene Polarisierung der deutschen Gesellschaft bewirkt hat. (Waren Sie einmal auf einer Merkelschen Wahlverstaltung wĂ€hrend des Bundestagswahlkampfes ? So etwas an Hass habe ich in diesem Land noch nicht erlebt, höchstens im Ansatz beim „Willy“- Wahlkampf 1972 ) und sie steht fĂŒr das Aufkommen der AfD , die sie mit ihrer Sturheit und Unbeweglichkeit weiter nĂ€hrt. Aber Frau Dr.Merkel ist ja auch Parteivorsitzende der CDU. Selten wurden in Folge ,mit Ausnahme von 2013 , so schlechte Ergebnisse eingefahren, ihre VorgĂ€nger von der CDU lagen mit Ausnahme der Wahlen von 1949 und 1998 immer deutlich ĂŒber 40% , der CDU sind durch den „Linksruck“ von Frau Dr.Merkel die konservativen WĂ€hler abhanden gekommen , in der Fraktion und in der Fraktionsgemeinschaft mit der CSU brodelt es ; die Möglichkeit einer „Jamaica“-Koalition hat sie durch sehr einseitige Bevorzugung der GRĂNEN vergeigt , der 20% Partei SPD musste sie groĂe ZugestĂ€ndnisse bei den Kabinettsposten machen. Ich vermag nicht zu erkennen, welche Lebensleistung als Politikerin Frau Dr. Merkel zu einer „groĂen“ Kanzlerin machen ! – Peter Barthelmes
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Der Abgesang von Bernd Ullrich auf Angela Merkel ist nicht nachvollziehbar. Eine mehr als schwache CSU muss vor den bayrischen Landtagswahlen zittern da die ParteifĂŒhrung sich in der FlĂŒchtlingsfrage total verkalkuliert hat. Inzwischen sinkt nĂ€mlich die Zustimmung der Bayern fĂŒr die CSU, da die verzweifelten Versuche der Partei, der AfD Paroli zu bieten, ins Leere laufen. Söder, Dobrindt und ihr CDU-VerbĂŒndeter Spahn (der still wurde) und der von ihnen getriebene Seehofer wirken nur noch wie dilettantische Provinzpolitiker die glaubten, Merkel mit europĂ€ischen VerbĂŒndeten im Geiste, wie Orban, Kurz oder der neuen italienischen Regierung in der FlĂŒchtlingsfrage erpressen zu können. Da scheint wieder auf, wie ĂŒberlegen Merkel ihren mĂ€nnlichen Konkurrenten immer noch ist und im Moment gibt es auch keinen Hoffnungschimmer am Horizont der Politik fĂŒr eine Art deutschen Macron. Merkel hat zweifelsohne grosse SchwĂ€chen wenn es um politische Strategien oder gar europĂ€ische Visionen geht. Leider gehört aber dazu auch die Erkenntnis, dass die Deutschen fĂŒr so etwas immer noch nicht reif sind. Ihre jahrzehntelange Einhegung und Kontrolle durch die Allierten und -spĂ€ter- VerbĂŒndete und die stĂ€ndig wachsende Wirtschaftskraft haben nie zu einer nennenswerten politischen IdentitĂ€t gefĂŒhrt. Das war und ist die Basis der Politik von Merkel und der frĂŒheren Kanzler. Vielleicht ist da ein Vakuum entstanden und zusammen mit der FlĂŒchtlingsfrage ist deshalb eine Partei wie die AfD entstanden. Aber ob das reicht, die Deutschen ins politische Abseits zu fĂŒhren, darf bezweifelt werden. – Klaus Reisdorf
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
In dem Artikel „Zeit zu gehen“ in der Zeit vom 28.6.2018 von Ihnen wird Angela Merkel als „groĂe“ Kanzlerin, durchaus auf einer Höhe mit Helmut Kohl , bezeichnet. Dem möchte ich entschieden widersprechen : Frau Dr. Merkel war die schlechteste Kanzler*in die Deutschland in der Nachkriegszeit hatte: Adenauer, der GrĂŒndungsvater der Bundesrepublik ,steht fĂŒr Deutschland Verankerung im Westen , fĂŒr das Wiedergutmachungsabkommen mit Israel , die Aussöhnung mit Frankreich , fĂŒr Europa. Erhard war vielleicht kein groĂer Kanzler , aber er steht fĂŒr das deutsche „Wirtschaftswunder“. Kiesinger schaffte trotz seiner Vergangenheit den Spagat zwischen CDU und SPD und leitete die volle politische Teilhabe der SPD ein. Willy Brandt schaffte Vertrauen im gegnerischen Lager wĂ€hrend des Kalten Krieges , rĂ€umte mit deutschen LebenslĂŒgen bezĂŒglich der Ostgrenzen auf , schaffte mehr Demokratie nach Innen ,begann gesellschaftliche Reformen. Helmut Schmidt wurde eigentlich zum groĂen Kanzler erst nach seiner Regierungszeit , fĂŒr welchen Politiker hatte die deutsche Bevölkerung mehr Bewunderung und Sympathie ?Er war ein tĂŒchtiger Senator in Hamburg, ein guter Verteidigungsminister und hat den „Deutschen Herbst“ hervorragend gemanagt. Helmut Kohl ist der “ Kanzler der Einheit“ , der ein kurzes Zeitfenster zur friedlichen Wiedererlangung der Einheit unseres Landes zu nutzen verstand. Gerhard Schröder modernisierte die Republik und schaffte mit seinen Reformen den Abbau der hohen Arbeitslosigkeit und ein zweites „Wirtschaftswunder“. Worin bestehen die Verdienste von Frau Dr. Merkel ?Sie steht fĂŒr: eine ĂŒberstĂŒrzte Energiewende , die enorm teuer ist und wird. die ZerstrĂŒmmerung der Bundeswehr in eine Armee, die kaum zur Landesverteidigung geeignet ist ; die Abschaffung der Wehrpficht in brisanten Zeiten; eine notorische Unterfinanzierung der Bundeswehr, die nicht nur in den USA, sondern auch bei anderen Natopartner Ărger bereitet. eine ungelöste Eurorettung mit wirtschaftlicher Not in ganz SĂŒdeuropa und enormen Haftungsrisiko fĂŒr die Deutsche Bundesbank bei der EZB. eine Migrationspolitik , die Deutschland in fast ganz Europa isoliert hat und eine bisher nie dagewesene Polarisierung der deutschen Gesellschaft bewirkt hat. (Waren Sie einmal auf einer Merkelschen Wahlverstaltung wĂ€hrend des Bundestagswahlkampfes ? So etwas an Hass habe ich in diesem Land noch nicht erlebt, höchstens im Ansatz beim „Willy“- Wahlkampf 1972 ) und sie steht fĂŒr das Aufkommen der AfD , die sie mit ihrer Sturheit und Unbeweglichkeit weiter nĂ€hrt. Aber Frau Dr.Merkel ist ja auch Parteivorsitzende der CDU. Selten wurden in Folge ,mit Ausnahme von 2013 , so schlechte Ergebnisse eingefahren, ihre VorgĂ€nger von der CDU lagen mit Ausnahme der Wahlen von 1949 und 1998 immer deutlich ĂŒber 40% , der CDU sind durch den „Linksruck“ von Frau Dr.Merkel die konservativen WĂ€hler abhanden gekommen , in der Fraktion und in der Fraktionsgemeinschaft mit der CSU brodelt es ; die Möglichkeit einer „Jamaica“-Koalition hat sie durch sehr einseitige Bevorzugung der GRĂNEN vergeigt , der 20% Partei SPD musste sie groĂe ZugestĂ€ndnisse bei den Kabinettsposten machen. Ich vermag nicht zu erkennen, welche Lebensleistung als Politikerin Frau Dr. Merkel zu einer „groĂen“ Kanzlerin machen ! – Peter Barthelmes
Leserbrief zu âTĂŒrkisches Paradoxâ von Michael Thumann
Sie schreiben sinngemĂ€Ă: 12% mehr TĂŒrken haben in Deutschland Erdogan gewĂ€hlt als in der TĂŒrkei. Ohne die Zahl der WĂ€hler relativieren zu wollen, sollte sie aber doch richtig interpretiert werden. Wahlberechtigt waren in Deutschland 1,4 Millionen, davon haben ca 46% (650 000) gewĂ€hlt und ca 65% (429 000) haben dabei fĂŒr Erdogan gestimmt. Das sind bezogen auf alle Wahlberechtigten ca 30%. Es ist wohl kaum anzunehmen, dass wer Erdogan unterstĂŒtzen wollte nicht zur Wahl ging. In der TĂŒrkei lag die Zustimmung bezogen auf alle Wahlberechtigten bei ca. 46%. Demnach fiel in Deutschland die Zustimmung fĂŒr Erdogan um 16% geringer aus, als in der TĂŒrkei. Ich finde es enttĂ€uschend, dass auch die Zeit diese Zahlen falsch interpretiert (bewusst oder unwissend) und dazu benĂŒtzt, um politische Stimmungsmache zu betreiben und voller Ăberzeugung genau weiĂ, welchen Parolen diese WĂ€hler „verfallen“ sind. Seriöser Journalismus, der sich von fake news abgrenzen will, sollte doch zu einer genaueren und differenzierteren Betrachtung kommen. – Reiner Schumacher
Leserbrief zu „Mut zum TrĂ€umen“ von Thomas Beschorner und Miriam Meckel
Freies Nachdenken ĂŒber kĂŒnstliche Intelligenz? Frisch begonnen! Fantasien fĂŒr das Ăbermorgen? Her damit! Nur â wo findet dieser öffentliche Diskurs eigentlich statt und wo Resonanz? Nirgendwo, denn er spielt keine Rolle. Und die Autoren bekennen es am Ende unfreiwillig selbst, allen blumigen Beschwörungen eines angeblich offenen Prozesses zum Trotz. Apodiktisch heiĂt es da: â⊠kĂŒnstliche Intelligenz wird kein Werkzeug in unserem Leben sein. Sie wird sich zum allumfassenden Werte- und Regelsystem unserer zivilisatorischen Infrastruktur entwickeln.â HeiĂt im Klartext: Was technologisch machbar ist, wird auch gemacht (sonst machen es die anderen). Ende der Diskussion. Basta. Den Tenor dieses scheinkritischen Artikels hat die FDP in einem Wahlkampfslogan ĂŒbrigens direkter auf den Punkt gebracht: âDigital first. Bedenken second.â So bequemt sich das Denken der Schwerkraft des Faktischen an, dem systemimmanenten Zwang zum Immer-höher-schneller-weiter â und hört auf, Denken zu sein. Wahrhaft offenes Denken aber lieĂe sich von den totgesagten Philosophen lernen. Die könnten vielleicht auch den Autoren helfen, die ânatĂŒrliche Dummheit der Menschenâ zu ĂŒberwinden, ohne sich dem Diktat empathieloser Rechenmaschinen zu beugen. – Dr. Joachim Strelis
Leserbrief zu âTĂŒrkisches Paradoxâ von Michael Thumann
Vielleicht ist es schwer in der Sommerzeit zu recherchieren und zu verschiedenen Themen gleichzeitig zu arbeiten. Aber auf der Titelseite zu einem so wichtigen Thema wie die Wahl in der TĂŒrkei darf man nicht aus dem hohlen Bauch schreiben. Von mehr als 3 Millionen TĂŒrkeistĂ€mmigen in Deutschland waren 1,4 Millionen wahlberechtigt. Davon sind die HĂ€lfte zur Wahl gegangen, 700 Tausend, und haben zu 64 % fĂŒr Erdogan gestimmt. Anders gesagt: 32 % oder nicht einmal ein halbe Million waren pro Erdogan. Jeder sechste oder siebte TĂŒrkeistĂ€mmige in Deutschland hat sich pro Erdogan entschieden (oder gegen seine Gegner). Mehr nicht! Den TĂŒrkeistĂ€mmige in Deutschland zu sagen, sie wĂŒrden „in der besten aller Welten“ leben, ist gelinde gesagt chauvinistisch. – Gerd Stange
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Der ganzseitige Artikel aus der Feder von Bernd Ulrich auf Seite 3 der ZEIT vom 28. Juni 2018 ist geradezu genial. Es gibt wenige Journalisten in unserem Land, die dieses hohe Niveau der Formulierungskunst beherrschen. Am Ende der atemberaubenden Analyse heiĂt es: âWenn Merkel demnĂ€chst geht, steht nichts mehr zwischen den Deutschen und der Wirklichkeit. Und darauf sind sie nicht vorbereitet. Die Kanzlerin wird gewiss eine neue Aufgabe finden, wie man hört, hat sie schon ziemlich genaue Vorstellungen. Das Land ohne Merkel aber noch nicht.â In der Juli-Ausabe von „CICERO – Magazin fĂŒr politische Kultur“, betitelt Chefredakteur Christoph Schwennicke seinen Artikel ĂŒber Angela Merkel: âDie Gescheiterteâ. Am Ende liest man: âSo kann Merkel im 13. Jahr ihrer Kanzlerschaft auf einen imposanten TrĂŒmmerhaufen blicken. Das ist die Bilanz einer Bundeskanzlerin, die als Abwrackerin in die Geschichte eingehen wird.â Nun plötzlich wachen die Meinungsmacher unserer fĂŒhrenden Medien endlich auf. Viel frĂŒher hĂ€tte man Angela Merkel entlarven können und mĂŒssen. SpĂ€testens bei der Rettung von groĂkriminellen Finanzongleuren im SpĂ€tsommer 2008 hĂ€tten alle Alarmglocken klingeln mĂŒssen. Mit den absurd hohen MilliardenbetrĂ€gen hĂ€tte man sehr schnell viel Elend auf der Welt massiv reduzieren können. Mit schwachsinniger Wortakrobatik wird an faulen Kompromissen herumgewerkelt. Das Volk kann in die derzeitige politische FĂŒhrung kein Vertrauen mehr haben. Angela Merkel steht u.a. fĂŒr den kultur-geistigen Verfall Deutschlands. â Roland Ropers
Leserbrief zu âDer Preis fĂŒr unseren Geizâ von Christiane Grefe
Dies ist ein sehr guter Artikel, der endlich mal viele Dinge und Disziplinen, Wissenschaften, Teile der RealitĂ€t, im Zusammenhang betrachtet â genau wie die genannte Studie. Es ist erfreulich, dass dieses Argument benutzt und inzwischen immerhin an der berichteten Stelle angekommen ist. Ich habe mit ein paar anderen Mitstreitern 1989 dieses Argument selbst in einer politischen Diskussion im Zusammenhang mit einer Demonstration von GeographieStudentinnen/-en in Stuttgart verwendet. Wir wurden von Landtagsabgeordneten fast aller im Landtag vertretenen Parteien empfangen, um unsere Forderungen zu prĂ€sentieren, und final an den StaatssekretĂ€r Gundolf F. verwiesen, der sich anfangs weigerte, unsere Forderungen als berechtigt anzuerkennen, bis ich ihn mit dem Argument ĂŒberzeugte, dass die Geographie die einzige noch an UniversitĂ€ten gelehrte Wissenschaft ist, die immerhin versucht, in dieser zersplitterten und sektoralen Welt mit fast nur noch Spezialisten, die in die Tiefe gehen, möglichst viele Wissenschaften und Disziplinen in einer Gesamtschau, ganzheitlich, in der Breite, zu betrachten. Diese Sichtweise verdient unbedingt die weitere Verbreitung und vollstĂ€ndige Durchdringung des Denkens und Handelns aller Menschen auf der Welt. Dass die Ăkonomie das Handeln in der Welt dominiert, hat sich die Ăkonomie nicht verdient. Allerdings fehlt im Artikel noch der dringend zu machende Bezug zu Religion (Geburtenkontrolle!?), Bevölkerungswachstum und Migration. Denn unser Leben, Handeln, Denken und Wirtschaften verursacht auch immense Folge-„Kosten“ durch das Auftreten und Verhindern-Wollen von Migration, bis hin zum Entstehen antidemokratischer Parteien und zur GefĂ€hrdung der freiheitlich-liberalen und sozialen Demokratie, die wir dringend verteidigen mĂŒssen, da sie die wohl beste Gesellschafts- und Regierungsform ist, die es bisher gegeben hat. Jedweder Fortschritt im Sinne der genannten Studie wird durch zu starkes Bevölkerungswachstum wieder pulverisiert. FĂŒr mich ist dies das gröĂte Problem der Menschheit. Aus dieser Denkweise und Betrachtung des Problems und aus der genannten Studie die notwendigen Schlussfolgerungen und die Ăberzeugung zu ziehen, dass das Bevölkerungswachstum begrenzt werden muss, wĂ€re m. E. der wichtigste, aber schwierige, Schritt zur Lösung der Zukunftsprobleme der Erde. HĂ€tten wir das Bevölkerungswachstum im Griff, hĂ€tten wir wahrscheinlich die nötige Zeit, die richtigen MaĂnahmen zu ergreifen. Sonst gehen wir gefĂ€hrlichen Zeiten entgegen. – JĂŒrgen KĂŒhn
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Leider beweist Ulrichs Loblied auf die Kanzlerin nur eines: den Verlust jeglicher Distanz dieses Journalisten gegenĂŒber einer eiskalten Machtpolitikerin. Ich erkenne bei Frau Merkel vor allem die Methode Kohl: Schnur, Merz, Röttgen als einige ihrer Opfer dĂŒrften sie auch gespĂŒrt haben. – Dr. Andreas SchĂ€fer
Leserbrief zu âWir brauchen einen afrikanischen FrĂŒhlingâ von Bastian Berbner et. Al
Die ganze Ohnmacht der âEuropĂ€erâ, die da so einhellig miteinander sich austauschten, zeigt sich am nicht besprochenen Beispiel SĂŒdsudan. Der neue Staat, als 147. Mitglied der UN mit groĂem Pomp in die UnabhĂ€ngigkeit vom âbösenâ Norden abgetrennt, hat nach extrem kurzen âdemokratischen Momentâ einen furchtbaren BĂŒrgerkrieg zwischen zwei âdemokratischenâ FĂŒhrern und ihren StĂ€mmen mit Tausenden FlĂŒchtlingen im Land und im benachbarten Uganda. Die gesamte Staatenwelt inklusive der Weltorganisation UNO schaut dabei zu. Sie hat ja auch kein Instrument. Der âzahnloseâ Tiger Weltsicherheitsrat, durch die VetomĂ€chte blockiert, kann nicht mal zur Befriedung UNO-Truppen entsenden, von einer Staatenbildung mit echter Gewaltenteilung ganz zu schweigen. Dabei hat doch Montesquieu, ein EuropĂ€er, die fĂŒr ein echtes Gelingen eines Staatswesens notwendige Teilung der Staatsgewalt erfunden. Das wĂ€re doch ein echter europĂ€ischer âExportartikelâ. Der wĂ€re auch viel besser, als der Export von Restteilen von HĂ€hnchen, denen vorher Schlegel und Brustteile fĂŒr uns EuropĂ€er zum Verzehr, vor dem Versand nach Afrika weggenommen wurden. – Georg Obieglo
Leserbrief zu âWir brauchen einen afrikanischen FrĂŒhlingâ von Bastian Berbner et. Al
Das ErschĂŒtternde an Ihrem Dossier ist die Tatsache, dass kein einziges Mal der Begriff Panafrikanismus auftaucht, weder bei den Interviewern der ZEIT noch bei den sogenannten Experten. Stattdessen die Phrase „jedes Land hat seine eigene Geschichte“. Wie geistreich – das gilt auch fĂŒr jedes Dorf. Und natĂŒrlich fĂŒr Europa, und dennoch will kein EuropĂ€er von Verstand auf die Idee Europa verzichten. – Falk HĂ€ckel
Leserbrief zu âZeit zu gehen?â von Bernd Ulrich
Immer wieder legen Sie Ihre Weltsicht mit einer westlichen Brille dar, die ich nicht teile. Auch bei einem Artikel, der nur ĂŒber Angela Merkels Kanzlerschaft sprechen will, sagen Sie welche internationale Politik die richtige sei. Sie schreiben „Putins Offensive an der Ostgrenze der NATO“ und „ohne richtig teure AufrĂŒstung (Deutschlands) geht es nicht.“ Sie wissen, dass man die Dinge umgekehrt sehen muss, wenn man sie aus russischer Perspektive seit 1991 betrachtet… Ich sehe ĂŒberhaupt nicht wie zur Befriedung dieser unterschiedlichen Machtinteressen eine deutsche AufrĂŒstung helfen soll? Ihre rein westliche Ideologie empfinde ich hingegen als einem „Intellektuellen-Magazin“unangemessen. Idealerweise sollte man aus wirtschaftlichen GrĂŒnden Russland in die EU aufnehmen. Dies wĂ€re aus demokratischer und rechtsstaatlicher Hinsicht fĂŒr die EU kein Problem, was Ungarn zeigt. – Theo Sarikas
Leserbrief zu âHost mi?â von Maria Rossbauer
Allein schon dieses kalt-sachliche „sehr geehrte Damen und Herren“macht mir Unbehagen ! Also dann: „Servus mitenand“, so lebt sich’s doch gemĂŒtlicher. Dieses „Servus mitenand“ versteht in seiner Schlichtheit auch jeder Zeitgenosse nördlich des WeiĂwurstĂ€quators… Der Artikel von Maria Rossbauer spricht mir aus der Seele! Wer viel von der Welt gesehen hat, weiĂ den Wert des Heimatlichen zu schĂ€tzen und erlebt innere Freude, wenn er zu Hause den Dialekt der Kindheit wieder zu hören bekommt. Ein schönes Beispiel fĂŒr die wortmalerische Vielfalt des Dialekts ist das „nemme ganz bacha“ des schwĂ€bischen Dialekts. Hochdeutsch lĂ€sst sich das wohl mit:  „der ist nicht mehr ganz gebacken“ ĂŒbersetzen… Je nach GesprĂ€chsituation kann das heiĂen: „der spinnt vor sich hin“ oder „der hat den Bezug zur Wirklichkeit verloren“ oder „der ĂŒbertreibt maĂlos“, oder „das ist ja absurd“ oder, oder, oder…. Ja, ich behaupte, dass alle Dialekte mit einfacher Wortwahl treffsicher – zuweilen auch deftig – charakterisieren, was die Hochsprache nur mĂŒhsam und umstĂ€ndlich zu umschreiben versucht. – Johannes Barth