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19. Oktober 2017 – Ausgabe 43

Leserbrief zu „Umgefallen sind wir gestern” von Robert Pausch

Soll der Schwanz mit dem Hund wackeln, muss er stark sein. Die FDP in Niedersachsen aber ist kein starker, sondern ein argumentativ ganz schlapper Schwanz. Ihr Feind ist die Plausibilität. Grün in der Ampel auf keinen Fall – völlig inakzeptable, mit der FDP nicht zur Deckung zu bringende Positionen, z. B. in der Landwirtschafts- oder in der Energiepolitik? Aber grün in „Jamaika“ – da mag’s wohl gehen, man kann sich ja zusammenraufen? Paradox! Und gar nicht Ausdruck liberaler Ausschließeritis. Sondern uninspirierten Lagerdenkens. Das will die FDP ihrem Wähler so versprochen haben? Die mit 7,5 % nicht gerade kraftstrotzenden Liberalen in Niedersachsen sehen sich als festen Teil des konservativen Gencodes. Und werden deshalb erneut untergehen. Denn der Wähler, weil nicht so dumm wie liberale Taktiker denken, merkt das. Und wählt dann doch wieder die Originale, Christunion und ihre unappetitlichen, freiradikalen Anrainer. Schlechter Dienst am Land! – Michael Preuss


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Anlässlich Ihrer Feier des Zeit- Magazins , in der Sie wohl keinen Anlass sehen, sich auch einmal kritisch zu hinterfragen,  muss ich mal meinem lange aufgestauten Ärger Luft machen. Wer soll denn mit Ihrer Werbung für teure Uhren und Mode eigentlich Ihre Zielgruppe sein? Echte Artikel oder sinnvolle Information muss ich in Ihrem Blättchen mit der Lupe suchen. Welch ein Zynismus , in diesen Zeiten fröhlich und selbstgerecht den Turbo- Kapitalismus zu feiern ! Könnte man die Zeit ohne dieses Magazin kaufen, ich würde es gerne tun. Haben Sie überhaupt eine Redaktion, die brauchen Sie doch für diesen „Journalismus “ überhaupt nicht. Ich kann mir Ihre völlig unpolitische , zynische Haltung wirklich nicht erklären. Sie wissen hoffentlich noch, was Sie da eigentlich tun. – Dietmar Joseph


Leserbrief zu „Tiefe Sonne” von Maxim Biller

Erlauben Sie die Gegenfrage : haben Sie in Tel Aviv oder sonstwo in Israel  „gespürt, dass irgendjemand dort bereit ist, sein Leben für die Bundesrepublik Deutschland“ einzusetzen ? Und wie ist das zu verstehen :  „natürlich und trotzdem nach B. zurückgeflogen“ ? – Esther + Jeremiah Burke


Leserbrief zu „Der New Yorker“ von Christoph Amend im ZEIT Magazin

Die Reportage von Christoph Amend im Jubiläumsheft ist mit das beste Beispiel Feature-Journalismus, was ich in letzter Zeit gelesen habe, großes Kompliment dafür und einem Jubiläumsheft wahrhaft würdig. Das dabei gezeichnete Porträt Remnicks ist nicht nur erhellend und aufschlussreich sondern auch menschlich ungeschminkt und sogar berührend. Und dabei noch informativ, ich habe sofort (und mit Erfolg) nach Remnicks Trump-Kommentar „An american tragedy“ gegoogelt – übrigens ein positives Beispiel für den Nutzwert des ansonsten nicht nur lobenswerten Internet, diesen Artikel Remnicks hätte ich früher nicht mehr zu lesen bekommen, jetzt ging es ruck-zuck als ergänzende Zeit-Magazin-Lektüre. Auch sonst Kompliment für das gelungene Jubiläumsheft! Bis auf eine kleine kritische Anmerkung: Neben den – notwendigen – 10 ersten Anzeigenseiten bis zu den ersten Textseiten verschenken Sie 8 wertvolle Seiten für eher doch belanglosere Zeichnungen „Pinseln auf Inseln“ – nette Pinselstriche, für die etwas weniger Seiten vollauf genügt hätten. Ich meine das nur im Hinblick auf den wertvollen Raum in diesem insgesamt so gelungenen Jubiläumsheft, zu dessen Erfolg vor allem Christoph Amend beigetragen hat. – Wilfried Mommert


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Ein großes Lob aus Baden Württemberg! Das Jubiläums Magazin ist ganz toll ! Weiter so…! – Patricia Steinmetz


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Glückwunsch!!! Aber bitte nie wieder diese entsetzlich langweiligen Thomas und Larissa Fotos & Befindlichkeiten. Es gab derlei schon genug von Jürgen Teller. Herzlichen Dank an Elisabeth Raether ! – Monika Lange


Leserbrief zu „Alles Nazis außer ich“ von Evelyn Finger

In Ihrem Kommentar mit dem Titel „Alles Nazis außer ich“ erwähnen Sie mich mehrfach im Zusammenhang mit meiner Kritik an Sahra Wagenknechts migrationspolitischen Positionen. Dabei implizieren Sie, ich würde Sahra Wagenknecht als Rassistin bezeichnen und stellen meine Kritik auf eine Stufe mit den Äußerungen von Thomas Seibert (was unter KennerInnen der linken politischen Landschaft sicher ein Schmunzeln auslöst…).

Sie kritisieren in Ihrem Text, dass eine Erklärung linker AktivistInnen Wagenknecht kritisiert ohne ihre Positionen zu zitieren. Sie schreiben diese Erklärung verzichte auf eine Widerlegung von Wagenknechts Positionen und delegitimiere sie nur. In Bezug auf Ihren Umgang mit mir, machen Sie sich derselben Methode schuldig.

Sie zitieren selektiv aus einem langen Artikel von mir vom Januar 2017 (der sich also gar nicht mit den aktuellen Auseinandersetzungen beschäftigt) und behaupten, diesen habe ich „auf Blockupy“ geschrieben. Sie haben nicht einmal recherchiert, wen Sie da pseudo-journalistisch entlarven. Ich bin kein Blockupy-Vertreter oder -Aktivist (wenn auch immer Teilnehmer an den Blockupy-Protesten) und habe „auf Blockupy“ (wo oder was das auch immer ist) auch nie geschrieben, sondern bin Mitglied der Linkspartei, verantwortlicher Redakteur des SAV-Internetportals sozialismus.info und Autor von zwei Büchern zum Themenbereich Rassismus und Rechtspopulismus (Anti-Sarrazin, 2011 und Brandstifter, 2017). Sie müssen mit meinen Argumenten nicht übereinstimmen, aber der von Ihnen zitierte Text ist eine argumentative Auseinandersetzung mit Sahra Wagenknechts Positionen, in dem ich gleich zu Beginn unter anderem schreibe:

„Sahra Wagenknecht hat mit vielem, was sie sagt Recht. Sie gilt als schärfste Kritikerin der neoliberalen Verhältnisse und der sozialen Ungleichheit im Land. Als solche hat sie DIE LINKE gestärkt. Deshalb ist sie den etablierten Politikern aus CDU/CSU, SPD, Grünen und FDP, den bürgerlichen Schreiberlingen von BILD bis SPIEGEL und den Bossen und Bänkern ein Dorn im Auge.

Mit ihren wiederholten Äußerungen zu Fragen der Flüchtlingspolitik und der inneren Sicherheit liegt sie jedoch sachlich und politisch falsch. Und sie gefährdet damit die Zukunft der LINKEN. Deshalb muss sie dafür nicht nur kritisiert werden. Sie muss selbstverständlich auch aufgefordert werden, sich als Spitzenkandidatin in keinen Widerspruch zur Programmatik der Partei zu begeben und sich an inhaltliche Beschlüsse zu halten. Gleichzeitig sollte sie gegen Angriffe aus prokapitalistischen Kreisen und von VertreterInnen des rechten Parteiflügels verteidigt werden, die ihr ungerechtfertigt eine Nähe zur AfD vorwerfen und denen es weniger um die inhaltlichen Aussagen Wagenknechts geht, als darum durch eine Beschädigung ihrer Person, die Parteilinke zu treffen und damit den Weg für Regierungskoalitionen mit SPD und Grünen freier zu bekommen. Letztere muss sich jedoch dringend von Sahra Wagenknecht emanzipieren, um den Kampf um eine sozialistische Ausrichtung der LINKEN führen und gewinnen zu können.“

Mir auf Basis dieser Aussagen den Vorwurf zu machen, ich würde Sahra Wagenknecht als Rassistin oder gar Nazi sehen, ist ein starkes Stück Missachtung journalistischer Grundstandards. Auch ich bin der Meinung, dass es in dieser bestehenden kapitalistischen einen strukturellen Rassismus gibt, der seine Wurzel in den Herrschaftsverhältnissen hat und zu deren Aufrechterhaltung dient. Auch ich bin der Meinung, dass Sahra Wagenknechts Positionen diesen strukturellen Rassismus bzw. Aspekte von ihm (selektive Einwanderungspolitik nach ökonomischen Gesichtspunkten u.a.) nicht herausfordern. Aber deshalb mache ich sie und andere, die solche Positionen vertreten nicht zu  RassistInnen. Wenn Sie meine Texte kennen würden, wüssten Sie, dass ich gerade die mir unterstellte Haltung „Alles Nazis“ auf AfD-WählerInnen und auch für rassistische Gesetze verantwortliche bürgerliche PolitikerInnen nie vertreten habe und immer eine differenzierte Sichtweise eingenommen habe.

Sie zitieren mich weiter selektiv. Sie schreiben, ich betone, dass ich den „ ‚Staat im Kapitalismus‘ (also die Demokratie) für ‚kein demokratisches Instrument‘ (also abschaffenswert)“ halte. Tatsächlich habe ich geschrieben, „dass der Staat im Kapitalismus kein neutrales, demokratisches Instrument ist, sondern zur Aufrechterhaltung der herrschenden Verhältnisse eingesetzt wird. Das bedeutet, dass jede staatliche Aufrüstung sich in Zukunft gegen linke Widerstandsbewegungen, Streiks etc. richten kann.“

Sie setzen Staat und Demokratie gleich, was nicht nur unter MarxistInnen ein Kopfschütteln auslösen sollte. Sie lassen den Begriff „neutral“ einfach mal weg, zerstückeln das Zitat und unterstellen mir Schlussfolgerungen, die ich nicht geäußert habe. Vom journalistischen Standpunkt ist das eine sehr fragwürdige Methode.

DIE ZEIT nimmt ja für sich in Anspruch einen differenzierten Journalismus zu betreiben. Wie dann ein Text erscheinen kann, in dem sie mir, der eine argumentative und inhaltliche Kritik an bestimmten Positionen von Sahra Wagenknecht formuliert hat, unterstellt bzw. impliziert wird, ich würde Wagenknecht zur Rassistin machen und sie, Nahles und Kretschmann als Nazis sehen, ist für mich schwer verständlich.

Wieso haben Sie eigentlich nicht meinen Originalartikel verlinkt? In Zeiten des Internets ist das ja nicht gerade unüblich, wenn man aus Artikeln zitiert.

Ich lade Sie gerne zu einer inhaltlichen Diskussion zu meinen Argumenten ein und biete Ihnen an, dass eine Gegenargumentation von Ihnen auf der von mir geleiteten Webseite sozialismus.info veröffentlicht und beantwortet wird. Aber bitte widerlegen und nicht nur delegitimieren … – Sascha Stanicic


Leserbrief zu „Das Geheimnis der Rothosen” von Andreas Lebert

Das Pokalendspiel gegen den Meidericher SV habe ich zu Hause am am Radio verfolgt. Eine Fernsehdirektübertragung gab es seinerzeit nicht. Rückblickend war dieses Spiel der Beginn meiner jetzt 51-jährigen Fanlaufbahn. ( „Höhepunkte“ im Stadion: 1987  Wien, 2010 Madrid) Das Spiel war 1966.Guntram Barthelmes


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

. . . seit Wochen leide ich mit Larissa und den belanglosen Fotos ihrer (der Red.!) Bilderfolge. Jetzt bin ich nicht imstande,weitere Trauerarbeit zu leisten. Auch der heute angebotene Blick in ihre Unterhose wird das nicht ändern. Zum Glück brauche ich kein Abo zu kündigen.Ich suche mir am Kiosk etwas anderes. – Dr. Gerd Prinz


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Auch meinerseits die besten Glückwünsche. Als Leser der ZEIT seit fast 50 Jahren hat mich nicht nur das Wiedererstehen des gleichzeitig intelligent unterhaltenden und lehrreichen, humorvollen und gedanklich anregenden Magazins sehr gefreut, sondern auch sein selbstbewusstes Bestreben, bei den weniger vordergründigen aber dennoch wichtigen gesellschafftlichen Themen das Ohr am Puls der Zeit zu haben. Ärgerlich allein: die völlig sinnfreien Photostrecken zu Luxusuhren und Modegefummel. Was hat das mit der ZEIT zu tun ? Jedes so verunstaltete „Design“ – Magazin landet flugs im Papierkorb. Schade um Harald Marenstein und Frau Raether, aber Modemagazine und Luxuskataloge brauche ich nicht. Ab in den Müll. – Kurt Gamerschlag


Leserbrief zu „Todesursache Diesel“ von Susan Djahangard

Ihre Schlussfolgerung: „In Deutschland gingen demnach durch die Stickstoffdioxidbelastung 133800 Lebensjahre verloren. Gerechnet auf die Zahl der vorzeitigen Todesfälle hieße das: rund zehn Jahre pro vorzeitigem Todesfall.“ ist falsch. Das kann man bei Patienten mit bekannter Diagnose sagen, ob sie nun daran gestorben sind oder nicht: „Wer Lungenkrebs hat, stirbt im Schnitt 10 Jahre vor einem angenommen Durchschnittslebensalter aller“. Hier ist aber die Diagnose „Stickstoffdioxiderkrankung“ unbekannt, es gibt weder diese Diagnose noch diese Todesursache. Der Wert „133800 verlorene Lebensjahre“ bzw. „12860 vorzeitige Todesfälle“ ergibt sich durch Vergleiche der Lebensalter der Menschen in Gebieten mit guter Luft und solcher in Gebieten mit schlechter Luft. Aus dem Unterschied werden die „Verlorenen Lebensjahre“ berechnet und daraus die „Vorzeitigen Todesfälle“, wobei Todesfälle der Jüngeren stärker gewichtet werden als die die Alten, die über 75-jährigen werden nicht mehr berücksichtigt, denn ein Tod mit mehr als 75 Jahren gilt in dieser Statistik nicht mehr als „vorzeitig“, egal an was der Mensch tatsächlich gestorben ist und in welcher Luft er gelebt hat und wie fit er mit 75 ist.

Wenn man sagen will, um wieviele Jahre jemand in schlechter Luft früher stirbt, mußte man das in Bezug zu allen Menschen, für die diese „Luftdiagnose“ zutrifft, setzen. Da wir alle keine Naturmenschen mehr sind, die täglich nur im Freien leben und von frischer Luft ohne jede anthropogene „Belastung“ umgeben sind, sind wir als „Bewohner beheizter Höhlen“ alle von schlechter Luft betroffen. Die Menschen, die in schlechter Luft leben, bzw. leben müssen, leben anders als die Vorstadt- oder Landhausbewohner, was sich auf ihr Lebensalter mehr auswirkt als die Luft.Würde man einen Lebensaltervergleich anstellen zwischen Urwaldindianern, die 24 Std täglich nur frische Luft atmen, und uns, würde als Ergebnis herauskommen, dass gute Luft das Lebensalter stark senkt, die gute Luft ganz vielen Lebensjahre kostet, die „vorzeitigen Todesfälle“ gegen 100% der Population treibt, denn die diese Indianer werden nicht so alt wie wir. Epidemiologische Studien sind Scheuklappenstudien, die ihren Sinn als Hinweisgeber für Epidemiologen haben, dass dort was getan werden müßte, medizinisch oder anderweitig. Ob dann eine Zwangsumsiedlung der Leute in Gebieten mit schlechter Luft und billigen Wohnungen in Parkgebiete deren Lebenserwartung steigert, wenn sie die Lebensweise nicht mit ändern (Rauchen, Bewegung, Alkohol etc.), weiß keiner, gibt keine Studie eine Garantie für. – Georg Keckl


Leserbrief zu „Deutschlandkarte” von Paulina Thillmann und Laura Edelbacher

“… Baden-Württemberg, wo besonders viele Leser und Leserinnen leben.“  Leider müssen diese Leser noch auf ihre Regional- oder Stadtausgabe des ZEIT-Magazins warten – ich blicken mit etwas Neid nach Hamburg und München.  Herzliche Glückwünsche und Grüße zum Jubiläum. – Günter und Hildegard Hornung


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, ich halte es nicht mehr aus! Jeder hat ja wohl schon mal eine Fernbeziehung geführt., z. B.  unterschiedliche Studienorte. I.d. R. ist das nicht von öffentlichem Interesse. Wer in Ihrem Haus ist für dieses inhalts- und substanzlose Vorsichhingeblubber der beiden Protagonisten zuständig? Soll das jugendlich wirken? Teilen Sie mir bitte mit, wann Sie gedenken, diese beiden Seiten wieder mit Inhalt zu füllen, und wann ich die ZEIT somit wieder kaufen kann. – G. Malsch


Leserbrief zu „Der Handel kann die Welt retten“ von Joachim Weimann

Wenn der Emissionshandel tatsächlich so wohl durchdacht ist, wie es Herr Weimann in seinem Beitrag elaboriert ausführt, fragt man sich, warum er bis heute nicht funktioniert. Diese Antwort blieb der Autor leider schuldig. – Stefan Rümmele


Leserbrief zu „Alles Nazis außer ich“ von Evelyn Finger

Sie sprechen da etwas an, was leider heute immer übersehen wird. NSDAP bedeutet Nationalsozialistische … , also eine Bewegung, die einen nationalen Sozialismus als Gegenposition zum internationalen Sozialismus vertritt. Wenn Sie sich die Strasser-Brüder und deren Programm anschauen, waren die kaum rechter als die Thälmann-Kommunisten. In gewisser Hinsicht vertritt Frau Wagenknecht so in der Tat auch nationalsozialistische Positionen, die ja anscheinend einem nicht unwesentlichen Teil der Wähler recht symphatisch sind und auch zum Zulauf zur AfD geführt haben.

Vielleicht ist ein bisschen mehr nationaler Sozialismus gar nicht die schlechteste Idee, wenn man an die Probleme der und mit der EU denkt. Dazu wäre es allerdings zunächst einmal notwendig, den nationalen Sozialismus nicht einzig und allein auf den Hitlerschen Rassenwahnsinn zu verdichten. Also gewissermaßen eine Entnazifizierung des Begriffs „Nazi“, der man eine Differenzierung auch bei anderen Begriffen an die Seite stellen sollte: Nicht jeder Kritiker ist gleich ein -ist oder -hasser, ein Jargon, in den leider heute auch die meisten Medien verfallen, um mit teilweise fragwürdigen Informationen auch gleich die Diskussion darüber abzuwürgen. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Wie in einem schlechten Film“ von Iris Radisch

Bravissima, Frau Radisch! Endlich mal an prominenter Stelle der ZEIT ein klares Wort, das keine Zweifel aufkommen lässt über diese widerlichen Machos, die an allen Ecken und Enden ihr subtiles Handwerk treiben! Und dann noch in einem Stil, der vom Allerfeinsten ist – ich habe lange nicht mehr einen stilistisch so perfekten Artikel in der ZEIT gelesen – da sitzt aber auch wirklich jedes einzelne Wort! Großes Kompliment!!! – Franz Schneider


Leserbrief zu „Im Ältestenrat“ von Alexander Camman

Schon krass, dass Sie mich als Kuratorin, Programmgestalterin und Organisatorin des Gruppe47-Jubiläums in Waischenfeld in Ihrem Beitrag vom 19.10. mit keinem Wort erwähnen. Jürgen Becker nannte mich sogar öffentlich als den „Hans Werner Richter dieses Treffens“, denn ich war nicht nur zuständig für die Autorensuche und -kontakte, das Sponsoring, die website www.gruppe47.de – auf die Sie auch nicht hinweisen – und die Ausstellung – von der Sie Vieles zitieren, was dann als Ihr Profi-Wissen rüberkommt. Die Gemeinde hatte mal grade 10 Tsd Euro in die Waagschale geworfen und niemand, der das Jubiläum hätte stemmen wollen oder können. Auch das geistige Konzept und das umfangreiche allseits, auch von Ihnen gelobte Wochenend-Arkadien-Programm stammte von mir. Schließlich ist meine Biografie auf vielfältige Weise mit den Autoren der Gruppe verbunden, nicht nur durch den „Autorenreport“ – den Andreas Wiesand und ich 1970-1972 im Auftrag von Rudolf Augstein und Fritz J. Raddatz (beide Teilnehmer der Gruppe 47) und als Basis für die Künstlersozialversicherung erarbeiteten. Last not least habe ich diesen ganzen Kraftakt über viele Monate aus innerem Auftrag und honorarfrei auf mich genommen. schon krass. Und Ihr Motiv? Ich hatte den ersten Abend ausschließlich für das Wiedersehen der Autoren in der Pulvermühle reserviert – ohne Kritiker und Medien. Danach war reichlich Gelegenheit, sie alle zu treffen. Schon krass. – Karla Fohrbeck


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Können Sie bittebittebitte die nervige und völlig überflüssige Rubrik Fernbeziehung wieder einstellen? Ich habe mich letzte Woche so gefreut, weil ich dachte, der Quatsch wäre endlich beendet und jetzt geht es wieder los! – Eva Specht


Leserbrief zu „Wacht auf!“ von Wolfgang Huber at al.

Wer nicht bereit ist, das wirklich Trennende zu erwähnen, nämlich das nie widerrufene Unfehlbarkeitsdogma des Papstes,das  böse wort Benedikts  XVI von der lediglich  „ kirchenähnlichen gemeinschaft „ der protestantischen Kirchen , der unterwirft sich der Propaganda des ökumenischen wortgek lingels. Wer die rechtfertigung des Glaubens nicht aus dem Neuen Testament,sondern aus der Amtsgewalt der Päpste holt(Augustinus),der unterwirft sich kritiklos der  Papstkirche.wer die sakramente aus der kirchlichen tradition,nicht aus dem Neuen testament herleitet,der verleugnet die Würde des „ freien Christenmenschen . : sola fide,sola,gratia ,sola schriptura!Aber die Propaganda der Ökumenesüchtigen  ist eben stärker als jede kritische wort dazu.Daß weder in den Artikeln,noch in den Leserbriefen kritische Äußerungen gegen diese Unterwürfigkeit der evangelischenKirchenoberen  erscheinen macht es sehr schwer,an die Unabhängigkeit der Presse  und die so viel gepriesene diskussion, zu glauben. – Dr. Wolfgang Miege


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Nennen sie das seriösen Journalismus? Als ob dieses blütenweiße Höschen der Kleidung einer Frau nach einem 14-stündigen Arbeitstag entspräche. In Zeiten wie diesen erbitten wir uns mehr Gründlichkeit und Glaubwürdigkeit von einem Magazin wie dem Ihrigen. – Frederik Mohr und Ilka Felgenhauer


Leserbrief zu „Willkommen hinterm Stacheldraht” von Caterina Lobenstein

Der Artikel gehört meiner Meinung in den Kommentarteil der Zeitung. Solch ein vor Ideologie triefender und mit wertenden Worten geschriebener Artikel ist mir im Wirtschaftsteil der Zeit noch nicht untergekommen: Beispiele gefällig? „…eine Flüchtlingsfamilie aus der Wohnung klingeln oder ein Kind aus dem Unterricht zerren…“ Ihnen ist schon klar, dass es sich bei diesen Personen um ausreisepflichtige Asylbewerber handelt und die handelnden Personen schlicht Recht und Gesetz durchsetzen? Bei dem Artikel klingt es eher so, als ob Abschieben bedeutete, dass unbescholtene Bürger vom Staat malträtiert würden. Eine Frechheit für die Beamten! Und ja, natürlich sollen die Migranten nicht integriert werden BEVOR klar ist, ob sie überhaupt Anspruch haben. Das müsste jedem klar denkenden Menschen einleuchten. Statt sich mit dem möglicherweise tatsächlich nicht perfekten Zuständen in solchen Lagern zu befassen, wäre es deutlich sinnvoller sich zu überlegen, wie ein System aussehen könnte, das über Anspruch auf Asyl entscheidet bevor diejenigen europäischen Boden betreten – und zwar mit den dafür notwendigen Unterlagen wie Pass und ehrliche Informationen. Es kann nicht sein, dass Abschiebungen an allen möglichen Problemen scheitern (keine Papiere, krank, nicht zu Hause, Airline möchte nicht zu viele Migranten pro Flug an Board haben, etc.) während man nach Europa ohne jegliche Papiere und falsche Identitäten problemlos nach dem Zufalls-Prinzip einwandern kann. Artikel wie dieser die die kleinsten Anstrengungen verteufeln, die Abschiebepraxis den massenhaften illegalen Einreisen der letzten Jahre anzupassen, tragen zu einem Großteil dazu bei, dass sich viele Bürger durch die Medien veräppelt und nicht repräsentiert fühlen. – Marc Neubert


Leserbrief zu „Wochenmarkt“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

Ich freue mich jeden Donnerstag über Ihr neues Rezept, sind diese doch mit wenigen Zutaten und recht símpel zuzubereiten. Hervorheben will ich z.B. den „Salat aus Gurke und Melone“ sowie „Gemüsebrühe als Paste“. Und da fiel mir in der aktuellen Ausgabe des Magazins doch etwas auf: Bei der Vorstellung der „Gemüsepaste“ sprachen Sie von Ihrer übertriebenen Abneigung gegen Brühwürfel, den Sie jedoch bei der Herstellung der „betrunkenen Spagetti“ leichtfertig in den köchelnden Rotwein warfen. Na sowas! Ich freue mich auf viele weitere leckere Vorschläge – mit und ohne Brühwürfel. Ich kann diese ja leicht durch die Gemüsepaste ersetzen. – Heide Mattischeck


Leserbrief zu „Ehe für alle“ von Martin Klingst et al.

Köstlich! – Elsabe Elson


Leserbrief zu „Hilfe!“ von Mark Schieritz

Ihren Aussagen im Artikel kann man voll zustimmen, insbesondere was die vollmundige Bekenntnis unserer Politiker zur Hilfe vor Ort und den Vorteil für die Flüchtlinge betrifft, wenn sie nicht weit von ihrem Herkunftsland versorgt werden. Es wäre doch eine lohnende Aufgabe für eine ZEIT ihre journalistische Macht entsprechend zu nutzen, um hier Glaubwürdigkeit der Politik einzufordern. Unabhängig davon frage ich mich, warum Sie Ihre Aussagen nicht mit einem Zahlenbeispiel belegen, da Sie sich, Herr Schieritz, als Wirtschaftsredakteur ja erwiesenermaßen mit Zahlen gut auskennen. Deutschland hat eingezahlt, ja: 570 Mio. EUR – das entspricht gerade mal 1% der jährlichen Ausgaben für die 2015 ins Land Gekommenen oder den Versorgungskosten für ca. 10.000 minderjährige Migranten. Welch riesiges Finanzierungs-Potential würde sich da vor Ort auftun? Man hat das Gefühl, Zahlen sollen weggedruckst werden, weil diese doch schlagkräftiger sind als Worte, oder? – Dr. Georg Steger


Leserbrief zu „Ich auch? Ich auch!“ von Khuê Pham et al.

Welche Frau nicht? Ich frage mich aber auch, welchen Anteil wir Frauen selbst an dieser Misere haben könnten. Nutzen wir unsere Möglichkeiten, in der Kindererziehung auf das Verhalten der männlichen Zeitgenossen einzuwirken, zu wenig? Welches Frauenbild herrscht in einer Familie, in der der Enkel einen Geldschein in die Hand gedrückt bekommt, die Enkelin hingegen zu vergleichbarem Anlass eine Tafel Schokolade, die sie aus Gesundheitsgründen gar nicht essen darf? Und die Eltern des Kindes schweigen um des lieben Friedens willen. Könnte es sein, dass allzu große sexuelle Freizügigkeit mehr mit Selbsterniedrigung zu tun hat als mit Emanzipation? Hat wirklich jede Frau eine reelle Chance, ein ausreichendes Einkommen zu erzielen, ohne ihren Körper zu verkaufen? – Susanne Sänger


Leserbrief zu „Himmel, Erde, Kunst” von Georg Seesslen

speziell als Künstler und auch als Maler hat mir Ihre profunde & kompetent- lehrreiche Rezension der Kölner TINTORETTO- Ausstellung sehr gut gefallen! Haben Sie Dank dafür. – Paul Zendo


Leserbrief zu „Ehe für alle“ von Martin Klingst et al.

Ich finde es sher ärgerlich, dass ich immer wieder lesen muss, dass Dieselmotoren für das Klima schädlich seien. Es stimmt nicht. Sie sollten in der Lage sein, das zu recherchieren. Bei gleicher Leistung erzeugen Diesel deutlich weniger CO2 als Benziner. Die Abgasreinigung ist für gleichen Schadstoffausstoß aufwändiger als bei Benzinern. So wie die ganze Motorkonstruktion. Deswegen sollte die Förderung eher erhöht werden und die Schadstoff-Grenzwerte weiter heruntergesetzt. Das würde das Klima ein entlasten. Der ÖPNV und der Radverkehr müssten drastisch gefördert werden. Flugreisen dagegen müssten endlich besteuert werden, wie alle anderen Verkehre auch. Das wäre sinnvoll für das Klima. – Fritjof Möckel


Leserbrief zu „Macrons großer Moment“ von Thomas Assheuer

Wenn man einen Artikel in einer der großen deutschen Zeitungen veröffentlicht, ist dies vermutlich mit dem Wunsch verbunden, das er von vielen Menschen gelesen und verstanden werden möge. Ihr Artikel allerdings ist durchsetzt von intellektueller Eitelkeit und in einer Weise geschrieben, dass nur eine kleine intellektuelle Elite (zu der Sie sich offensichtlich zählen) ihn überhaupt verstehen kann. Und das ist sehr schade, da die Botschaften im Artikel sehr interessant und wichtig sind. Hier hier ein Beispiel für die von Ihnen künstlich erzeugte elitäre Unverstehbarkeit: „… sie ist kein semantisches Zusatzangebot, das in einem abgelegenen Gewächshaus feierlich gedüngt wird, während der Markt in Luhmannscher Selbsterzeugung ungestört vor sich hin schnurrt.“ Was soll das? Muss ich Luhmann kennen oder Peter Handkes Stück „Zurüstungen für die Unsterblichkeit“ gelesen haben, um Ihren Gedankengängen folgen zu dürfen? – Heiko Friedrichs


Leserbrief zu „Macrons großer Moment“ von Thomas Assheuer

Herr Assheuer bringt quasi nebenbei die entscheidende Analyse zur derzeitigen Misere in Europa: Die EU bietet in ihrer aktuellen Form deutlich zu wenig demokratischen Einfluss der Bevölkerung. Sowohl in Deutschland als auch in Europa sollte es Möglichkeiten zu Volksentscheiden geben. Hierzu gibt es gute Vorschläge, die den üblicherweise geäußerten Bedenken (populistische Anfälligkeit) den Wind aus den Segeln nehmen. Mehr Teilhabe = mehr Identifikation! – Dr. Jörn Lütjens


Leserbrief zu „Wie in einem schlechten Film“ von Iris Radisch

Danke für diesen souveränen, punktgenauen Kommentar. Auch die Platzierung auf der Titelseite ist goldrichtig. Nicht der Rede wert? Aber ja doch! – Hans Joachim Bertram


Leserbrief zu „»Sorry, das ist Demokratie«“ von Marc Brost und Peter Dausend

Seit 2015 verfolge ich, wie die Politikredakteure der „ZEIT“ immer stärker mit Hetze gegen Andersdenkende, und zwar nicht nur gegen AfD-Wähler, vorgehen. Das Fass zum Überlaufen brachte für mich die letzte Frage in dem Interview mit von der Leyen, wie man „eine wertegeleitete Außenpolitik mit Donald Trump, Wladimir Putin, Kim Jong Un, Xi Jinping und bald Sebastian Kurz“ machen könne.Wie kann man Kurz in eine Reihe mit diesen Politikern stellen? Sind die beiden Redakteure verrückt geworden? Es ist sehr schade, dass die Politikredakteure in den letzten Jahren zu Claqueuren der Merkelschen Politik geworden sind. Das hat mit glaubwürdigem und seriösem Journalismus nichts mehr zu tun. – Wiebke Karstens


Leserbrief zu „Ein Gift mit Zukunft…“ von Christiane Grefe

Es ist mir unverständlich, warum man bei Beurteilung des  flächendeckenden Glyphosateinsatzes immer noch nach Gutachten ruft! Warum reicht nicht einfach ein gesunder Menschenverstand. Ich brauche kein“Gutachten“ um festzustellen, dass Pflanzen und Tiere sterben, wenn auf riesigen Flächen die klassiche Bodenbearbeitung durch Gift ersetzt wird. Man hat es geschafft, durch das Totalherbizid Glyphosat sechs Wochen den gelben Tod für alles, was wächst und lebt zu bringen. Damit haben Insekten, Vögel, Bienen, Käfer, ja alles, was keucht und fleucht keine Lebensgrundlage mehr. Dieses sogar im Mai vor der Maisaussaat in der wichtigen Phase der Fortpflanzung. Ich habe als Kind erlebt, wie die Lerche sich auf dem Felde jubilierend in die Lüfte schwingt..

Sollen unsere Kinder das Lied der Lerche nur noch auf einem App ihres Smartphone kennenlernen und nicht mehr erleben, wie sie im Blauen singt? Nein, der Streit über ev. krebsfördernde Wirkung von Glyphosat ist marginal gegenüber dem ungeheuerlichen Eingriff in die wunderbare Schöpfung; gegenüber dem erosionsfördernden Humusabbau unserer Kulturböden durch Glyphosateinsatz. Und das ist um so unverständlicher, wo die konventionelle Bodenbearbeitung – nach Berechnungen der DLG – nur 4 €/ha teurer ist als der bequemere Einsatz der Spritze. Wir brauchen eine ganz neu Massenbewegung zur Bewahrung unserer Schöpfung: 500 Jahre nach Luther brauchen wir wieder 95 Thesen, aber nicht an der Schlosskirche zu Wittenberg  sondern 95 Thesen zum Schutz unserer Umwelt, zum Retten unserer Flora und Fauna und zwar an den Toren von Monsanto und Bayer, bei den Aufsichtsräten und Lobbyisten, solange sie nur die Aktienkurse und nicht die Bewahrung der Schöpfung im Blick haben. – Gyso von Bonin


Leserbrief zu „Die Revolution auf dem Dorfe“ von Nadine Ahr und Joanna Nottebrock

Ziemlich am Anfang ihres Artikels über die Kommune in der Nähe von Kassel schrieb die Autorin: „Im Großen ist der Kommunismus gescheitert. Im Kleinen existiert er weiter, zumindest hier, in Niederkaufungen.“ Diese Vorbemerkung gibt ihr aber nicht das Recht später zu schreiben: „Über all die Jahre gilt: Der Kommunismus schreibt schwarze Zahlen.“ Denn ohne große Mühe hätte sie einen korrekten Satz schreiben können. Selbst mir alten Mann fallen drei Möglichkeiten ein: „D(ies)er Kommunismus [hier]/{Die Kommune} schreibt schwarze Zahlen.“ Soll ich nun Trauer darüber tragen, dass der zuständige Redakteur zu überarbeitet war, um den Fehler zu bemerken? Oder soll ich künftig vor der Lektüre der ZEIT zur Stärkung Starkbier trinken? Oder grünen Tee? Oder – hee!? – muss ich in der ZEIT auf sprachliche Unfälle gefasst sein wie auf deutschen Straßen auf tödliche Unfälle mit Autos? – Armin Amrhein


Leserbrief zu „Im Westen was Neues” von Jörg Lau und Bernd Ulrich

Ich kann ihren Ausführungen im weiten Teilen folgen und finde sie richtig. Wo aber ähnliche Illusionen wie bei den Atlantikern auftauchen geschieht bei ihrer Einschätzung in Fragen der Türkei. Schon die Formulierung einer „Zeit nach Erdogan“ ist falsch, da so ein Autokrat und potentieller Diktator  sich nicht so schnell  auf eine Zeit“nach ihm“ einlassen  und für die Zeit nach seinem Tod die ihm zusagende Nachfolge regeln wird, es sei denn, dass das türkische Volk erhebt sich dagegen. Da ist die Einschätzung von Can Dündar richtiger. Nie und nimmer wird sich die Türkei in der jetzigen Entwicklung in ein demokratischen Europa einbinden lassen.Was die Vinegardestaaten angeht, wird aus ähnlichen Gründen wie im Osten Deutschlands, die rechtspopulistische, völkisch nationalistische Tendenz auch noch stärker werden, siehe Artikel über Tschechien und Babic, sodaß hier sogar die Gefahr droht, dass die demokratische EU sich eventuell von diesen lösen muss, will sie eine demokratische EU bleiben.

Es wird in der deutschen Außenpolitik darauf ankommen rechtzeitig diese Realitäten ins Auge zu fassen und auf die notwendigen Konsequenzen sich ein zu stellen. Im Moment haben wir eine Art roll back der patriarchalen Machtgelüste in aller Welt die sich in solchen politischen Tendnezen kundtun (auch kulturell, siehe Weinstein und andere). Um dagegen zu halten muß für egalitäre Kommunikation und demokratische Kooperation unter den westeuropäischen Staaten mehr denn je gekämpft werden, damit die Möglichkeit eines friedlichen Miteinanders in seiner Ausstrahlung auf diese Welt erhalten bleibt. Angesichts solcher Konfigurationen, wie Trump(Bannon) Erdogan(Putin) und Kim il Um(Xi Jinping) wächst die Kriegsgefahr mit jedem Monat, da die Korrosion der Demokratie in so vielen Ländern schneller voranschreitet als uns lieb sein kann. Sollte es nicht so schlimm kommen, ich wäre der erste der zu seiner Fehleinschätzung dann gerne stehen würde. – Dr. Michael Hopmann


Leserbrief zu „Regelt das endlich!“ von Martin Spiewak

Grundsätzlich habe ich nur ein Muss für die Erfüllung von Kinderwünschen der unterschiedlichsten Paarvarianten: Der entstehende Mensch muss unbedingt wissen, wer seine genetischen/leiblichen Eltern sind. Es mag ja sein, dass wir in einigen Jahrzehnten darauf keinen inneren, heißt seelischen, Wert legen und es allen egal ist, woher sie kommen. Aber heute sind wir -glücklicherweise- da noch nicht. Wer seinem unbedingten Kinde dies nicht ermöglicht, der handelt wissentlich, absichtlich und ohne Not seelisch schädigend und ist für Kinder m.E. nicht zumutbar. – Johanna Gauger


Leserbrief zu „Im Westen was Neues” von Jörg Lau und Bernd Ulrich

Wem von Ihnen verdanke ich das Wort “ Westdeutschland, und nach der VEREINIGUNG…..“ ? Dazu eine kleine Geschichte:
Im November 1990 befand ich mich im Rahmen eines deutsch-französischen Schüleraustauschs in Niort; auf Veranlassung meines französischen Kollegen diskutierten wir über die gerade vollzogene Vereinigung; nach dieser Diskussion waren zumindest die Schüler – es waren wirklich nur Jungen – aus dem LK Geschichte bereit zuzugestehen, dass der Begriff der „Wiedervereinigung“ wohl doch nicht so ganz passend sei. – Anette Kurz


Leserbrief zu „Wacht auf!“ von Wolfgang Huber at al.

Johanna Rahner fragt: „Wir könnten längst das Abendmahl zusammen feiern. Wo ist das Problem?“ Antwort: Darin, dass keineswegs alle Protestanten an Realpräsenz glauben und dass zumindest so manche Reformierte in Katholiken nicht einmal „richtige Christen“ sehen. Frau Rahner zufolge haben „die deutschen Theologen …  ein gemeinsames Grundverständnis dessen, was Abendmahl und Eucharistie bedeuten,“ erarbeitet. Leider ist davon zu den gewöhnlichen Gläubigen, unter denen sich ein Laie wie ich bewegt, nichts gedrungen. Wenn „deutsche Theologinnen und Theologen“ längst dort sind, „wo die Kirchenleitungen noch hinkommen müssen“, so gilt letzteres erst recht für das Kirchenvolk. Mir erklären reformierte Mitchristen, die katholische Messe sei bloßer hocus pocus (eine Verballhornung von hoc est corpus  –  noch kränkender kann man sich schier nicht ausdrücken!), mit dem tumbe Fromme an der Nase herum geführt werden. Solange ich erlebe, dass Protestanten für das, was die Mitte meiner religiösen Existenz ist, nicht einmal jenes Minimum an Respekt aufbringen, das solches Denken verböte, verstehe ich nicht, warum wir sie kollektiv zur Kommunion einladen sollten. Für einzelne, deren Einstellung mit dem zuständigen Geistlichen geklärt worden ist, gilt selbstverständlich: Herzlich willkommen! Aber die Protestanten en bloc  an den Tisch des Herrn einladen und das Sakrament Seiner Gegenwart an Menschen austeilen, die an eben diese Gegenwart ausdrücklich  NICHT  glauben?

Möchte das irgendjemand, der in der Kommunion Seinen Herrn und Gott erfährt   –  und Gemeinschaft mit denen, für die das ebenso gilt? Sollte es den deutschen „Theologen und Theologinnen“ gelungen sein, alle Abendmahlsinterpretationen auf einen Nenner zu bringen, ohne dass dabei der Kern des sakramentalen Vorgangs verschwindet: Wo, bitte, können Laien das nachlesen? Ich fürchte, dass den Fachleuten beim Konstruieren konsensfähiger Sätze die Eucharistiefeier unter der Hand zu einer bloßen Gedächtnisveranstaltung verkommen ist. Auf eine solche Gottesdienstform könnten sich gewiss alle Konfessionen einigen. Aber Katholiken, die ihr geistliches Leben von der Gegenwart des Herrn im Sakrament nähren, wären dann auf besondere „interne“ Eucharistiefeiern angewiesen. Ist das nicht eine groteske Vorstellung???    – Thelma von Freymann


Leserbrief zu „Ehe für alle“ von Martin Klingst et al.

„Klima retten, diesmal richtig“ Dort schreiben die Autoren: „Es reichte nicht, nur klimafreundliche Motoren zu fördern indem zum Beispiel die Subventionen für Diesel abgebaut werden.“ Ich verstehe diese Äußerung nur, wenn ich sie ideologisch interpretiere. Fakt ist: Der Diesel hilft bei der CO2 Reduzierung im Bereich Verkehr. Eigentlich müsste hier der Benziner negativ dargestellt werden. Warum verbreiten Sie hier eine falsche „Schuldzuweisung“ für den Diesel? Die angebliche Subvention für den Diesel ist unter dem Aspekt CO2 Reduktion und damit Weltrettung durch Deutschland positiv zu sehen! Absicht oder Unkenntnis? – Marie-Luise Kruse


Leserbrief zu „Hier schreien die Steine“ von Christoph Dieckmann

Ich wollte Sie auf einen Fehler aufmerksam machen. In der neuen Ausgabe vom 19. Oktober schreibt Christoph Dieckmann in seinem Artikel „Hier schreien die Steine“ davon, dass die Bolschewiki nicht nur Kerenskis Regierung, „sondern zugleich den 2. Allrussischen Sowjetkongress, in dem Menschewiki und Sozialrevolutionäre die Mehrheit besaßen“ kippten. Letzteres ist falsch, denn die Bolschewiki besaßen im 2. Allrussischen Sowjektkongress die Mehrheit. Auch ist in diesem Zusammenhang sehr unklar, was Christoph Dieckmann mit „kippen“ meint. Die Bolschewiki übergaben direkt nach dem Aufstand die Macht eben besagten 2. Allrussischen Sowjetkongress und „kippten“ ihn keineswegs. Über historische Narrative lässt sich streiten, aber, dass die Bolschewiki die Mehrheit im 2. Allrussischen Sowjetkongress hatten, nicht. – Daniel Schultz


Leserbrief zu „Bleib liegen“ von Friederike Gräff

Ein toller Artikel, ich habe mir den Bibelspruch gleich in meinen Whatsapp-Status kopiert Sie sprechen mir aus der Seele! Mein Leben lang habe ich Probleme, zu einer Zeit aufzustehen, die meinem Biorhytmus widerstrebt. Schon im Kindergarten kam ich ständig zu spät (man musste um 8 Uhr da sein!) In der Schule das Gleiche….Später in der Arbeit hat es mal mehr, sehr oft weniger funktioniert. In Deutschland gilt man ja sofort als unzuverlässig, auch wenn man länger bleibt, keine Pause macht etc.  Ich habe einen Schlafbedarf von 9 h. Das heisst, wenn ich in Berlin um 8 Uhr morgens zu arbeiten anfangen muss, stehe ich um 05.30 Uhr auf, da ich um 7 Uhr das Haus verlassen muss, um einigermaßen pünktlich zu sein. Also soll ich um 21 Uhr ins Bett jeden Tag? Ich bin 48! Kinder habe ich nicht, aber eine Mieze, die mir morgens hilft:-) Ich bin dafür, in Deutschland die 30h Woche für alle einzuführen und mindestens in 2 Schichten arbeiten zu dürfen.

Dann können die „Eulen“ in der Spätschicht den Schlaf nachholen und die „Lärchen“ müssen sich auch mal quälen. Und bei 30h bleibt auch noch Zeit für anderes außer Arbeit. Und die Wiedereinführung von in der DDR obligatorischen „Frauenruheräumen“ wäre schön, so ein Mittagsschlaf wäre für viele Angestellten sicher leistungsfördernd Zumindest in der dunklen Jahreszeit sollte da wo es möglich ist, die Arbeitszeit nicht vor 9 Uhr beginnen. Gleitzeit finde ich super!! Gott sei Dank arbeite ich seit Jahren im Außendienst mit Homeoffice, da kann ich mich selbst organisieren und mal abends einen Brief schreiben, da ich mich als „Eulenmensch“ dann viel besser konzentrieren kann. Ich war sogar schon 2 Tage & Nächte im Schlaflabor, um die Ursachen meiner ständigen Müdigkeit zu erforschen. Keine medizinische Ursache gefunden. Die Schlafmediziner in Berlin sind auch der Meinung, da es verschiedene Chronotypen gibt, sollte man möglichst nach seinem Typ Leben und Arbeiten können. – Kerstin Kwiatkowski


Leserbrief zu „Die Revolution auf dem Dorfe“ von Nadine Ahr und Joanna Nottebrock

Diese Utopie des gemeinsaen Lebens und Wirtschaftens, der gemeinsamen Entscheidungen gab es nicht erst im vor 100 Jahren entstandenen Kommunismus. Bereits die Urchristen lebten diese Wirklichkeit, und später entstanden mit den Regeln des hl. Benedikt solche Gemeinschaften, allerdings nicht mit beiderlei Geschlechtern. So zu schreiben, als sei ein solches Projekt wie in Niederkaufingen also etwas ganz Neues und erst im Kommunismus möglich geworden , stimmt nicht. – Alois Lienhard


Leserbrief zu „Im Westen was Neues” von Jörg Lau und Bernd Ulrich

Ja, es stimmt – da hat mich etwas sehr bewegt: Ich möchte Ihnen danken für Ihren Artikel. Ich habe ihn viermal gelesen (auch das ein Novum für mich) – die Lektüre hat mein bisheriges Weltbild wesentlich ergänzt (ich denke auch, ich habe es nicht korrigieren müssen). Sie werden zahlreiche Leserbriefe erhalten und die wenigsten werden Ihnen wirklich Neues vermitteln. Ich bin in einem sozialen Beruf tätig mit unzähligen Kontakten jeden Tag und ich kann die positiven Rückmeldungen auch kaum würdigen – aber wenn sie ehrlich ausgesprochen werden, dann helfen sie mir schon! Nehmen Sie daher bitte meinen aufrichtigen Dank an für Ihre Arbeit in der Gewißheit, dass Sie in meinem Kopf wirklich etwas bewirkt haben. – Burkhard Sorge-Hädicke


Leserbrief zu „Kurz oder Macron” von Matthias Krupa

Sie haben im ersten Teil des Beitrages es richtig gesagt:  „die aus der Asche des ausgebrannten Parteiensystem neues Feuer entfacht hat“. Was dann folgt ist allerdings die falsche Folgerung. Es stehen zwar zwei unterschiedliche Politiker zur Wahl, die gar nicht soweit von auseinander liegen. Kurz ist eher der Politiker der die Realität besser erkannt hat. Das Europa was sich Macron wünscht, ist unrealistisch. Weil einfach die Voraussetzungen dafür fehlen. Sie sollten nicht immer den Nationalismus verteufeln. Den Nationalismus denn Sie im Auge haben, um den geht es doch gar nicht. Die Töne mit Nazideutschland können Sie vergessen.  Es geht einzig und allein um die uferlose Einwanderung, die jeden europäischen Staat destabilisiert und schwächt  Ihre Märchen von einem Kultimultistaat ist auf Sand gebaut. Wenn Deutschland sich darauf besinnt, Ausländer aufzunehmen, die für unseren Staat hilfreich sind, könnten die Bürger damit leben. Die Wahrheit ist aber, Deutschland wird  gnadenlos ausgenutzt. Das lässt sich nicht mehr vermitteln.  Gleich gar nicht wenn die Armut der Einheimischen Bürger  ständig wächst. Von der Schulpolitik will ich erst gar nicht reden. Ein einziges Desaster. Das ist kein Populismus sondern Realität. Und das hat Kurz eher verstanden als Macron.  Das Wort Populismus wird ohnehin ständig missbraucht.  Sie sollten eher auf den Boden der Tatsachen zurückkehren.  Die etablierten Parteien haben auf der ganzen Linie versagt. Wer ständig an seinem eigenen Volk vorbei regiert, wird auf Dauer nur Missmut ernten.

Die CDU war bei den Wahlen nur das kleinere Übel. Alle anderen etablierten Parteien unterscheiden sich in den elementaren Fragen nicht viel anders. Bayern hat sich niemals vorstellen können, daß eine noch konservativere Partei sie überholt, obwohl sie auf allen sozialen und wirtschaftlichen Feldern ganz oben von allen Bundesländern liegt. Das zeigt deutlich, was viele Bürger wirklich von der Politik halten.  Und die Medien tanzen immer noch auf der falschen Hochzeit, die können der Politik die Hand reichen. Europa kann nur zusammen wachsen , wenn man Ihnen die Souveränität  lässt. Keine Vorschriften von Brüssel, wenn man sich vorher nicht abgesprochen hat. Nur so kann Europa zusammenwachsen. Ich weiss natürlich, daß das ein länger Prozess sein wird. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Das Römische Reich begann meines Wissens von  etwa  500 v. C. und endete 27 v. C., und das nur durch Kriege. Heute sind Kriege Gott sei Dank vorbei, aber nur wenn man sich mehr Mühe gibt, wie Reich Ranicki einmal gesagt hat. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Ehe für alle“ von Martin Klingst et al.

Natürlich ist es überwindbar. Es fragt sich nur zu welchen Konzessionen.? Um die kommende Macht nicht zu verlieren, werden sie sich irgendwie einigen. Was da letztendlich raus kommt wird sich zeigen. Ich fürchte nur, nichts Gutes. Jeder gibt ein bisschen nach und fertig ist die Laube. Nicht Fisch und nicht Fleisch. Es wird weiter so gehen wie bisher. Hinterher stellen sie fest, es war alles Kokolores. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Willkommen hinterm Stacheldraht” von Caterina Lobenstein

Da haben Sie (wieder) ein Hauptproblem beschrieben, ohne es zu merken (?): Niemand sagt den Leuten, welcher Verhaltenskodex in Deutschland gilt. Dass z.B. das von Ihnen beschriebene Auftreten der Araber hier nicht erwünscht und mit ein Grund ist, weshalb solche Lager eingerichtet werden. Und niemand differenziert, wie zwischen dem Integrationsunwilligen und dem von Ihnen beschriebenen Iraner, der sich anscheinend integrieren möchte. Es wäre einfach, Anreize zu schaffen. Wer sich integrationsbereit verhält, bekommt auch Privilegien. Leider sind solche Gedanken in der links-grünen Ideologie ja verboten und werden mit einem Schlag mit der Nazikeule bestraft. Eigentlich Leidtragende sind ausgerechnet die, die sich in die Gesellschaft einbauen wollen, aber de, Treiben derjenigen ausgesetzt werden, die hier allenfalls kriminell werden können und auf Dauer der Sozialkasse zur Last fallen. Reichlich unanständig finde ich Ihre Unterstellung, Mitarbeiter der Ämter würden ausschließlich gegen die Asylbewerber arbeiten und nicht versuchen, deren wahre Situation zu ergründen. Finden Sie es besser, jedem eine Schar von Rechtsverdrehern an die Seite zu stellen, die durch Ausnutzung aller juristischen Tricks dafür sorgen, dass auch Leute, die es nicht verdienen, hier auf Dauer Unfrieden stiften können? Gilbert Brands


Leserbrief zu „Ich auch? Ich auch!“ von Khuê Pham et al.

Eben geht ein Rauschen durch den Blätterwald; wieder mal ein „Aufschrei“. Die Medien berichten über Belästigungen, denen Frauen immer wieder ausgesetzt sind. Das geht von relativ harmlosen verbalen Attacken – man denkt an den FDP-Mann Brüderle – übers Begrapschen bis zu Vergewaltigungen. Diese Übergriffe werden von Männern gegenüber Frauen ausgeübt. Umgekehrt geht auch, aber äußerst selten. Vor Jahren berichteten die Medien von einem Mädchen, die bei Männern im Zugabteil zur Sache kam. Die Wissenschaft beschreibt solch Verhalten als nymphoman. Das männliche (Standard-)Verhalten ist schon unerträglich, aber nicht mehr steigerbar wird es, wenn berufliche Erpressung hinzukommt. Nur wenn du mir horizontal zu Willen bist (so sagt man im Deutschen), kriegst du den Job. Besonders also auch bei Männern, die der Elite angehören, Stellen vergeben können, ist dies Verhalten verbreitet. Nicht in gleichem Maß. Da alle Menschen ungleich sind, gibt es, wie die Sprache des Volkes formuliert – im Lutherjahr wird man doch dem Volk aufs Maul schauen –, Schlappschwänze oder lahme Gockels. Es dürfte aber auch so sein, dass gerade unter denen einige sind, die das Maul groß aufreisen, um wie der miles gloriosus, der Hero  bei den Römern, als Champion zu erscheinen.

Zum näheren Verständnis dieses männlichen Fehlverhaltens muss man etwas ausholen. Männchen, dazu gehören biologisch auch die Männer, sind physei (wie die alten Griechen sagten), von Natur aus, als Gockel, als Hähne formatiert. ihre Verhaltens-Software hat sich im Laufe der Evolution so strukturiert, dass die Redensart, Männer wollen immer das gleiche, das Richtige trifft. Männer sind, so sehen wir das heute wissenschaftlich, genetisch auf horizontale Aktivitäten programmiert. Das hat seinen guten evolutionären Sinn. Bei Frauen liegen die Dinge anders. Goethe hat mit dem Erzieher seines Sohnes darüber geredet – auf Latein, damit der Kutscher nichts verstehe. Frauen sind, sowieso in pillenlosen Zeiten, vorsichtig, zurückhaltend. Sie wissen, dass solche Freuden der Nacht (die, wie Goethe wiederum weiß, vom Schöpfer zur Zweisamkeit gemacht ist) Folgen haben können. Der Mann ist am Tag danach aus der Nummer raus, aber der Gespielin hat er ein Andenken hinterlassen, an dem sie u.U. neun Monate zu tragen hat.

Es gibt eine Gattung in der deutschen Literatur, die das thematisiert. Das mittelhochdeutsche Tagelied erinnert die Liebesnacht und zeigt den Abschied des Ritters, der sein Betthäschen, also oft seine vrouwe und auch herrin, allein zurücklässt. Freilich war das Problem entschärft, wenn die vriedel, die Freundin, verheiratet war. Dann galt, was die Leute damals noch verstanden: pater semper incertus est, der Vater ist immer ungewiss. Es gab ja noch keinen DNA-Test. Frauen wissen, auch wenn sie sich dessen nicht bewusst sind, gehört es zu ihrem kollektiven Gedächtnis: dass Schwangerschaft beschwerlich ist, Geburt gefährlich (besonders in früheren Zeiten, in denen der Kindbett-Tod, der Tod im Wochenbett Standard war). Hinzu kommt noch die verantwortungsvolle, zwar da und dort Freude bereitende, aber enorm anstrengende Aufzucht. Die männliche Anmacherei – in römischen Bussen müssen Frauen immer damit rechnen, weil’s eng ist von feurigen Landsmännern betatscht zu werden – kann man evolutionär als spielerische Balz sehen, als deutliches (unmoralisches?) Angebot. Dabei ist klar, dass das Mann-Männchen immer in der Brunft ist (Brunft im Ablaut von althochdeutsch breman=brüllen, Brunst von brinnan=brennen).

Das sexuelle Begehren ist skalierbar: es geht vom Schlappschwanz bis zur gewaltgebrauchenden, machtbestimmten Verfügung über eine andere Person. Wenn die männliche Lustgier übersteigert ist, spricht man von Satyriasis. Der Satyr der griechischen Mythologie gilt als sexbesessen; der junge Goethe – man findet immer was bei dem Frankfurter –hat ein Stück geschrieben, in dem ein solcher Satyr mitspielt und wild wird. Die männliche Satyriasis ist bei Frauen die Nymphomanie, deren anderes Ende die Frigidität. Was ergibt sich nun aus dieser Situation?  Männer müssen sich zivilisieren, von ihnen wird gesellschaftlich verlangt, dass sie sich gegenüber Frauen anständig benehmen (wie man sagt und wie das der gegenwärtige amerikanische Präsident nicht immer schafft).

Männer müssen eine moralische Anstrengung vollbringen, übrigens so wie der Pädophile, der seine Neigung nicht ausleben darf. Da der sexuelle Wunsch tief in der humanen Struktur  verankert ist,  ist er schwer korrigierbar (wie so vieles andere, das wir nicht wollen, das aber in der Anthropologie fundiert ist: Das heute real existierende Exemplar des Mannes benötigt ein Software update, Sicherheitslücken sind zu schließen (Gewaltgebrauch, Untreue, persönliche Bereicherung, meist Korruption genannt, usw., also die üblichen Verdächtigen). So schlimm wie das ist, so zynisch das klingen mag: Frauen müssen mit dieser Lage der Dinge rechnen. Sie sollten alle einen Selbstverteidigungskurs machen. Und, wie Luther gewagt hätte zu schreiben, ohne … (die drei Punkte als Auslassungszeichen): den Schweinen in die … treten. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Im Westen was Neues” von Jörg Lau und Bernd Ulrich

Einige Zeit vor den Bundestagswahlen war ich drauf und dran mein Abonnement zu kündigen. Seit der Bundestagswahl hat sich das erledigt. Grund: Die Zeit nähert sich den Realitäten im Laufschritt. Kurz, der Artikel von den Herren Lau u. Ulrich ist genau die Abbildung der momentanen Situation . Ich hoffe nur inständig, dass beide Herren nicht in die Reichsacht derer geraten, die immer noch glauben sie hätten die Deutungshoheit in diesem Land. In der präzisen Beschreibung der Umstände eines aus den Fugen geratenen US-Amerika´s, beweist Die Zeit Mut zur Wahrhaftigkeit und das wird ihr wieder Zuspruch in jenen Kreisen sichern, die schon lange von traumtänzerischen Vorstellungen die Nase voll haben. Klare Beschreibung der Dinge verhindert Missverständnisse und so gefährlichen Realitätsverlust. – Wolfgang Schuckmann


Leserbrief zu „Der Handel kann die Welt retten“ von Joachim Weimann

In Ihrem Artikel beschreiben Sie sehr treffend die Zusammenhänge. Gerne möchte ich Sie bestärken, weitere Fakten zu berichten. Dazu meine nachfolgenden Ergänzungen. Nach meinem Verständnis herrscht über alle Parteien hinweg ein Konsens, dass die Energieerzeugung ressourcen- und umweltschonend sowie bezahlbar sein soll. Der Strom soll darüber hinaus auch einigermaßen sicher bereitgestellt werden. Mir scheinen die Wege dahin nicht immer vollständig durchdacht. Ältere Braunkohleanlagen mit einer Gesamtleistung von 2.700 Megawatt in die Sicherheitsreserve zu nehmen und sie dann nach vier Jahren stillzulegen, mag in guter Absicht erfolgt sein. Die damals zuständigen Minister Sigmar Gabriel und Barbara Hendricks (beide SPD) haben es allerdings unterlassen, die entsprechende CO2-Menge von 12,5 Millionen Tonnen aus dem Markt zu nehmen.

Werden die Braunkohleanlagen vom Netz genommen, brauchen sie keine CO2-Zertifikate mehr zu ersteigern. Diese Menge steht aber weiterhin allen anderen Industrien und Kraftwerken in Deutschland und in Europa zur Verfügung. Die Betreiber ersteigern diese CO2-Mengen, damit ihre Anlagen CO2 emittieren dürfen. Die Stilllegung der Braunkohleanlagen hat also zu keiner CO2-Einsparung geführt, lediglich zu einer Verlagerung auf andere Industriezweige und in andere europäische Länder. Der Effekt für den Klimaschutz ist gleich null. Das Mindeste wäre gewesen, wenn Frau Hendricks die im Jahr 2017 versteigerten Zertifikate für eine CO2-Menge von 192,82 Millionen Tonnen um 12,5 Millionen Tonnen gekürzt hätte. Dann hätte die Maßnahme CO2 eingespart. Wir geben jetzt 1,6 Milliarden Euro für die Sicherheitsreserve aus. Diese Ausgaben sind für das Klima wirkungslos.

Man hätte das Geld auch nehmen und CO2-Zertifikate vom Markt zurückkaufen können. Bei einem Preis von rund 7 Euro pro Zertifikat hätte man mit dem Geld rund 200 Millionen Tonnen CO2 vom Markt nehmen können. Dies wäre eine echte Minderung des CO2-Ausstoßes gewesen. Das Gegenargument „Dies ist alles zu kompliziert und rechtlich nicht umzusetzen“ lasse ich nicht gelten. Sicher sagt §8 des Treibhausgasemissionshandelsgesetzes (TEHG), dass Deutschland alle von der EU zur Versteigerung zugewiesenen Zertifikate versteigern soll, aber wer hindert ein Ministerium daran, einen Vorschlag zu erarbeiten, damit das Gesetz zu Gunsten des Klimaschutzes geändert wird? Vielleicht fließt jetzt die Kürzung der CO2- Versteigerungsmengen in die Koalitionsgespräche ein. – Dipl.-Ing. Gerhard Artinger


Leserbrief zu „Ich auch? Ich auch!“ von Khuê Pham et al.

Mit großer Verwunderung verfolge ich die #metoo-Kampagne in den sozialen Medien und seit vergangener Woche auch in der Presse. Heute nun entdeckte ich auf Ihrer Internetseite auch noch den Bericht über die Äußerungen von Frau Barley und Frau Nahles. Durchweg wird diese Kampagne positiv bewertet, endlich treten Frauen aus dem Schweigen und bekennen ihre Opferrolle – diese Meinung scheint weit verbreitet. Mich persönlich macht diese Kampagne betroffen und wütend. Ich lese von meinen Bekannten, wie jemand „zufällig“ seine Hand beim Verlassen der U-Bahn auf ihren Po legte. Ich lese von Frau Barley, wie sie „zu langes Festhalten“ bei begrüßenden Umarmungen oder eine Hand auf dem Knie anprangert. Was diese Frauen offenbaren, ist, dass sie keine Ahnung haben, WAS sexuelle Übergriffe sind. Ich wurde mit 12 vergewaltigt. Vom besten Freund meiner Mutter. Er war jeden Nachmittag bei uns im Hause, ich musste ihn bis ich 18 war nahezu täglich sehen. Mit ihm allein im Auto sein. Ihn riechen. Meine Mutter hat mir immer den Eindruck vermittelt, dieser Übergriff sei meine Schuld gewesen, und ich habe lange mit dieser Schuld leben müssen.

Es gibt viel zu viele Frauen auf dieser Welt und auch in diesem Land, die ein ähnliches Schicksal mit sich tragen. Gerechtigkeit ist hier nie wieder herzustellen – Rechtsfrieden, ja, der schon, doch ist dieser ein schwacher Trost und allenfalls eine Hilfestellung, mit dem Geschehenen zu leben. Die #metoo – Kampagne jedoch banalisiert meines Erachtens genau diese Vorfällen. Sexuelle Belästigung ist nun nichts besonderes mehr, es ist ja quasi jeder Frau schon passiert. Es ist normal, und natürlich ist es schrecklich, aber in etwa so, wie es schrecklich ist, dass auf diesem Planeten täglich Kinder sterben, weil die medizinische Versorgung nicht gewährleistet ist. Schrecklich, aber nicht ungewöhnlich. Kann es ein Fortschritt sein, sexuelle Übergriffe zu banalisieren? Wird nicht durch diese Kampagne erst eine Bagatellisierung erreicht? Ich möchte nicht eine von vielen Frauen sein, die „einen Übergriff“ erlebt hat. Ich möchte eine Frau zu viel sein, der sexuelle Gewalt widerfahren ist. Und ich wünsche mir, dass alle anderen Frauen, die dasselbe Schicksal ereilte, ebenfalls je „eine zuviel“ sind. – Lara Venghaus


Leserbrief zu „Damals“ von PAM

Die Hauptstadt Nigerias ist seit Dezember 1991 (~26Jahre) ABUJA und nicht wie geschrieben Lagos. Aber offenbar muss man sich selbst bei der ZEIT mit solcherlei Fehlern abfinden. – Berthold Merkt


Leserbrief zu „Das Geheimnis der Rothosen” von Andreas Lebert

Dies ist kein Leserbrief im eigentlichen Sinne, sondern mehr ein Dank für Ihren wunderbaren Bayern-Artkel. Er faßt im Kleinen zusammen, womit Nick Hornby die Fußballfreunde vor Jahren unterhalten hat und Marsmenschen zu solchen werden lassen könnte. Unnötig zu erwähnen, daß ich (58) auch Bayern-Fan bin. Sollten Sie an eine Fortsetzung des Artikels in etwa 20 Jahren denken, bitte erwähnen Sie Georg Schwarzenbeck – Sie wissen schon, Brüssel 15. Mai 1974 119.Minute! – ohne den wir alle diese unglaublichen Nachspielminuten gegen ManU wahrscheinlich gar nicht erlebt hätten. Diese habe ich übrigens auf Korsika in einer Kneipe gesehen, umgeben von Menschen, die dem FC Bayern nicht sehr wohlgesonnen waren. Entsprechend gewaltig fiel der Jubel aus. – Joachim Borski


Leserbrief zu „Der Handel kann die Welt retten“ von Joachim Weimann

Prof. Joachim Weimann kann ich voll zustimmen, wenn er die Beachtung der Kosteneffizienz von Klimaschutzmaßnahmen fordert und die weltweite Dimension des Themas herausstellt. Reformierung und Durchsetzung des Emissionshandels sind der weltweit sicherste Weg zu einem Erfolg bei den notwendigen Bemühungen um Klimaschutz. Auch sollte der u.a. von Sir Nicolas Stern und Claude Martin geforderte Regenwaldschutz als schnell wirksame und kostengünstige Maßnahme zur Reduzierung der Emissionen mit in die Überlegungen aufgenommen werden: denn was liegt näher als z.B. 1 Milliarde Euro als Kompensationszahlung für Maßnahmen zum Schutz von Regenwald zu zahlen wenn klar ist, dass dies dem Weltklima mehr nützt als 5 Milliarden Subventionen in Deutschland für nicht effiziente Maßnahmen wie Windkrafträder in wenig geeigneten Gegenden. – Karl Enk


Leserbrief zu „Ehe für alle“ von Martin Klingst et al.

Die FDP zu ihrer Meinung zu Russland zu kritisieren ist leider nicht nur bei Medienvertretern, sondern auch bei Politikern festzustellen. Allerdings will man dort nicht die tatsächlichen Gegebenheiten zur Kenntnis nehmen. Russland hat die Krim annektiert und das ist sicher völkerrechtswidrig gewesen. Was wollen Sie aber dagegen tun? Einen Weltkrieg anfangen? Die Sanktionen gegen Russland haben nur wenig genutzt, allerdings haben sie im Falle der Ukraine-Krise eher geschadet. Es wäre an der Zeit endlich einen gemeinsamen Weg mit Russland zu suchen. Bei den Verhandlungen zur Regierungsbildung sollte die FDP sich sehr genau überlegen, ob sie bei dem Theater mit CSU und Grünen mitmacht. – Günter Belschner


Leserbrief zu „Ehe für alle“ von Martin Klingst et al.

Jetzt bekommt die Ehe für Alle, mit Alle, eine ganz neue Bedeutung und verantwortlich sind alle die Bürger/innen, die diese Konstellation erst möglich gemacht haben. Hier geht es um einen „Flotten Dreier“ mit bekannten Gesichtern: Tatsächlich ist es einfacher, sich etwas einfallen zu lassen, wenn man seine Erfahrungen mit Menschen austauscht, die man kennt und denen man im Idealfall sogar vertraut. So braucht man keine Scheu vor unangenehmen Situationen nach den Sondierungsgesprächen bzw. Koalitionsverhandlungen zu haben, denn wenn alle Beteiligten von Anfang an offen mit ihren Wünschen und Erwartungen umgehen, vermeidet man nicht nur peinliche Momente, sondern kann diesen Spaß unter Umständen sogar wiederholen. Ich sehe schon die künftige Bundesregierung vor mir mit Volkesoma (Merkel) buntem Ziehsohn (Spahn), bin isch Außenminister (bekannter Freireisender Özdemir), einen nerventötenden Kanarienvogel als Finanzminister (Lindner) und einen hinterwäldnerischen Sheriff als Innenminister (Herrmann). Was da noch alles zusätzlich von Minister/innen auf uns zukommt, wage ich hier gar nicht abzusehen. Sollte es tatsächlich zu so einer Regierungsbildung kommen, ist auf Jamaika nicht genug Platz für uns alle auch wenn wir danach alle reif für die Insel werden. – Peter B. Sanden


Leserbrief zu „Mehr als ein Spiel“ von Stefan Schmitt

Was für ein Trara und Getröt um das, was da mit „künstlicher Intelligenz“ betitelt wird! Wer hinterlegt die Algorithmen, mittels derer eine Maschine den aufrechten Gang errechnet? Eben: Menschen. Wären es Kakerlaken hätte die Maschine den Gang auf sechs Beinen als Folge physikalischer Grundregeln hergeleitet – wie wir Menschen ja auch das tun können. Und, wie bitte, ist die Maschine auf die „Idee“ gekommen, dass sich Strichmännchen bewegen können (können sich Strichmännchen wirklich bewegen oder werden sie bewegt…?) und miteinander ringen können im Sumo-Stil (dito?)? Von allein? Wohl kaum: Ein Mensch gab den Anstoß, macht eine Vorgabe, gab das Thema vor.

Wieso sollte eine Maschine „sich“ ohne Befehl solche „Gedanken“ machen? Ohne den Impuls durch einen Menschen „tut“ die Maschine das, was Maschinen „tun“, wenn diese nicht „bedient“ wurden: „Regungslos verharren“. Unbelebte Materie.  Dieser Wahn des errechenbaren Menschen hat hoffentlich bald ein Ende. Das Wort „hoffentlich“ ist mit bedacht gewählt – den wie Einstein in den Mund gelegt wird ist nichts größer als die menschliche Dummheit, da sie unendlich ist. So, und jetzt sollen die Damen und Herren von der KI ihre Maschinen mal rechnen lassen, um das mit der Unendlichkeit jetzt endlich mal zu klären. Ach, das brauchen wir ja gar nicht, Douglas Adams hat das Problem ja schon gelöst, als er den Garten schaute(vgl. (1)). Wohl durch ein Fenster. Die Antwort lautet: 42.  (1) https://de.wikipedia.org/wiki/42_(Antwort)Volker Homann


Leserbrief zu “Im Sternenkino gibt’s jetzt Ton” von Ulrich Schnabel

Vielen Dank für diesen spannenden Artikel! Mal ironisch angemerkt: Was schert uns das Geschehen vor 130 Millionen Jahren? Zu der Zeit, als wohl das Material, mit dem wir auch heute noch auf Tafeln zu schreiben pflegen, die Dinos gefressen haben, auch wohl: Kreide. Angesichts des Gedanken, dass sie aussterben werden. Man stelle sich das mal vor: Die, die jetzt diese 130.000.000 Jahre alten Ereignisse im Universum beobachten können, entstanden vor 160.000 Jahren oder ein paar Jährchen mehr(1). Es ist der Wahnsinn… ;-)  (1) https://de.wikipedia.org/wiki/Mensch#Entwicklungsgeschichte_und_Ausbreitung_der_SpeziesVolker Homann


Leserbrief zu „»Habt keine Angst!«“ von Lisa Nienhaus

Gute und kluge Fragen, und wie nicht anders zu erwarten, poloyglott beantwortet von einem charmanten Banque de France-Präsidenten. Eine Frage habe ich in Ihrem Interview, wie auch in vielen anderen Fällen zu diesem Thema, vermißt, nämlich: Wieso glaubt die EZB, und namentlich ihr derzeitiger Präsident Draghi, daß die zum Dogma erhobenen 2% Inflation allein seeligmachend sind. Gibt es wissenschaftliche Untersuchungen, die dieses belegen? Meines Wissens nein. Ich frage mich, warum die Medien dieses nicht agressiv hinterfragen. – Klaus Grasenick


Leserbrief zu „Ein Gift mit Zukunft…“ von Christiane Grefe

Herzlichen Dank, dass Sie jetzt endlich das wahrscheinlich für die Menschheit in Zukunft wichtigste Thema „Glyphosat“ aufgenommen haben. Der Titel meint bestimmt die Wirkung von Glyphosat auf die Fruchbarkeit unserer Äcker in der Zukunft, was bisher nicht problematisiert wurde, geschweige denn Wissenschaftlich untersucht und hochgerechnet wurde ? Nur die Krebserregung durch Sprühnebel für die Landwirte oder die Rückstände in Nahrungsmitteln für die Verbraucher wurde strittig behandelt ! Die eigentliche Gefahr ist noch viel grundsätzlicher, nämlich , dass das weltweite Ausbringen von Glyphosat die Humusschichten der Äcker dieser Erde in wenigen Jahren zerstören wird und völlig unfruchtbar macht ! Die Glyphosat haltigen Produkte von Monsanto und anderen Herstellern, werden inzwischen auf allen Erdteilen eingesetzt. Die Frage, wie lange halten die Äcker, die uns Jahrtausende ernährt haben, diese neue Belastung aus und wie lange können wir noch von ihnen leben, ist bisher vernachlässigt worden und  völlig ungeklärt ! Glyphosat ist gemäß deutscher Institute und Ministerien ein Totalherbizid und vernichtet in kurzer Zeit alle Pflanzen und alle Lebewesen, die mit dem Mittel in Berührung kommen. Die weltweite Anwendung läuft auf einen Genozid der ges. Menschheit hinaus. Bleiben Sie bitte am Thema und rütteln Sie auf, dass die Notbremse auf EU-Ebene noch im Dezember gezogen wird ! – Klaus-Otto Cordua


Leserbrief zu „Ich auch? Ich auch!“ von Khuê Pham et al.

Nicht nur in Hollywood, nicht nur in der Filmbranche (aber dort besonders) überall wer Verantwortung trägt, ob Welt- oder Regionalunternehmen, ob Arzt oder Pädagoge. nutzen ihre Autorität und Macht für ein sexuelles Abenteuer. Die Frauen spielen das Spiel mit. Ich mag solche Frauen ganz und gar nicht, die sich jetzt darüber echauffieren. Ich behaupte: Die meisten Männer denken fast täglich daran. Mich eingeschlossen.  Wie das bei den Frauen ist, habe ich noch nicht ergründen können. Das wird immer das Geheimnis bleiben. Nur ganz wenige Frauen reden darüber. Es kommt auch auf das Land an. In Brasilien zum Beispiel ist man nicht so verschwiegen. Auch in Japan haben die Frauen ein ganz anderes Empfinden für ihren Körper. Der Ton macht die Musik, wie hinlänglich bekannt ist.  Der Filmproduzent mag, wenn man sein Äußeres so Betracht, einer von der brutalen Sorte zu sein. Der hört nicht auf: Nein. Für meine Begriffe wird heute aber auch vorschnell von Verwaltung gesprochen. Besonders dann, wenn Eifersucht im Spiel ist (s. Kachelmann). Ich spreche nicht von Kriegsereignisse oder von Menschenhandel. Ich erwähne das nur, weil ich heute ständig falsch verstanden werde. Der vollständigkeitshalber füge ich noch hinzu:  Es gibt auch Männer, die frei von alledem sind. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Regelt das endlich!“ von Martin Spiewak

Die Gründe, die der Verfasser Martin Spiewak für eine Neuregelung des deutschen Embryonenschutzgesetzes anführt, halte ich aus folgenden Gründen für fragwürdig:

  1. Die Aufgabe der Medizin besteht darin, Krankheiten zu heilen bzw. zu lindern. Es gehört nicht in den Aufgabenbereich der Medizin, für das (vermeintliche oder tatsächliche) Lebensglück der Menschen zu sorgen. Wenn ungewollt kinderlose Paare meinen, ihr Lebensglück hinge allein davon ab, ob sie Nachwuchs bekommen können oder nicht, ist dies ihre persönliche Einstellung, aus der keine Anspruchshaltung an die Gesetzgebung abgeleitet werden kann.
  2. Kinderlosigkeit als solche mag gewiss persönliches Leid hervorrufen, aber sie ist definitiv keine das Leben der Paare bedrohende Krankheit. Einer Unfruchtbarkeit können körperliche Störungen zugrunde liegen, deren Ursachen in vielen Fällen behoben werden können, so dass die Fruchtbarkeit wiederhergestellt und eine natürliche Konzeption ermöglicht wird ( z.B. mit Hilfe der NaPro-Methodik, deren Kosten derzeit leider nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden). Durch künstliche Befruchtung, Samenspende, Eizellspende oder Leihmutterschaft wird ja nicht die Ursache der Kinderlosigkeit behoben, sondern stattdessen auf das  Symptom reagiert.
  3. Die Definition des Beginn des Lebens mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle basiert auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und ist keine willkürliche Festlegung.Die erste Erscheinungsform des Menschen ist die befruchtete Eizelle, die sich mit ihren artspezifischen 46 Chromosomen eindeutig von jeder anderen Eizelle unterscheidet. Alle übrigen Definitionen, die den Lebensbeginn auf einen späteren Zeitpunkt festsetzen, haben nichts mit den biologischen Tatbeständen zu tun, sondern unterliegen Nützlichkeitsargumenten.
  4. PID dient nicht der Heilung, sondern ist ein Instrument der Selektion. Der verständliche Wunsch nach einem gesunden Kind darf weder zu einem Anspruch der Eltern an die Medizin noch zu einer von der Gesellschaft den Eltern aufgebürdeten Pflicht werden. Anderenfalls wird erneut die Meinung mehrheitsfähig, dass behinderte Kinder den Eltern und der Gesellschaft erspart bleiben sollten.
  5. Bezüglich der Eizellspende ist zu bedenken, dass gemäß der pränatalen Psychologie die Mutter und das ungeborene Kind zwar Individuen sind, die aber dennoch eine leiblich-seelische Einheit bilden. Das ungeborene Kind erlebt schon zu einem sehr frühen Stadium mit, was die Mutter empfindet. Zudem bringt die Implantation einer fremden Eizelle erhebliche medizinische Gefahren für die Leihmutter mit sich, deren Immunsystem künstlich unterdrückt werden muss. Außerdem liegt die Vermutung nahe, dass sich eine junge Frau primär aufgrund finanzieller Not und keineswegs freiwillig oder gar aus Überzeugung als Leihmutter zur Verfügung stellt. Da die bisherige Anzahl der mittels Eizellspende entstandenen Kinder sehr gering sein dürfte und sich diese Kinder vermutlich noch nicht im Erwachsenenalter befinden, können zur Zeit keine gültigen Aussagen darüber gemacht werden, ob diese Kinder später unter Identitätsproblemen leiden werden oder nicht. Fazit: Die Politiker tun gut daran, dass bestehende Embryonenschutzgesetz weiterhin nicht anzutasten! – Annette Wiesen

Leserbrief zu „Macrons großer Moment“ von Thomas Assheuer

Mir scheint allerdings, daß die Berichte (in den Teilen „Politik“ und „Feuilleton“) in ihrer Gesamtheit rein positiv, ja sogar affirmativ sind. In dem aktuellen Artikel im Feuilleton werden zwar kritische Stimmen erwähnt, jedoch mit einer (siegesgewissen?) Arroganz und Überheblichkeit abgebügelt, die mich ärgert. Wäre es nicht angebracht, auch mal die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen? Mir ist die Berichterstattung über Herrn M. zu einseitig. – Björn Martens


Leserbrief zu „Wacht auf!“ von Wolfgang Huber at al.

Wacht doch endlich auf! Mein Mann (katholisch) und ich (evangelisch) wollten 1972 vom kath. Priester-Onkel ökumenisch getraut werden. Der evangelische (!) Pfarrer verweigerte dem katholischen Priester die Konzelebration in „seiner“  evangelischen Kirche – naja, dann haben wir halt katholisch geheiratet. All die Jahre gingen wir jeweils mal in die katholische und mal in die evangelische Kirche, auch zum Abendmahl – wo war das Problem. Übrigens durchaus mit dem Einverständnis des kath. Priester-Onkels  Mein mittlerweile leider verstorbener Ehemann ist evangelisch beerdigt worden. Wie man aus unserer Vita sieht, ist doch einiges möglich. – Ulrike Nöth


Leserbrief zu „»Wir müssen wieder Mut zur Kapitalismus-Kritik fassen«“ von Bernd Ulrich

Das aus meiner Sicht vielleicht vernünftigste Ergebnis der abgelaufenen Bundestagswahl besteht im Ende der großen Koalition. Es eröffnet zumindest die Chance einer politischen Neuausrichtung der SPD und es bleibt zu hoffen, dass die Partei diese bei Strafe ihres völligen politischen Bedeutungsverlustes nutzt. Es reicht eben z.B. nicht, in jedem 3. Satz von der „hart arbeitenden Bevölkerung“… zu sprechen, deren Anteil an der erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung erhöht werden müßte, ohne zu sagen, was denn in dieser Hinsicht konkret aus welchen Gründen falsch läuft und welche Maßnahmen erforderlich wären, um hier Änderungen zu erreichen. Nein, die SPD hat keinen Wahlkampf mit linken Inhalten geführt, sondern vielmehr auf einen Mitte- Kurs gesetzt und alles getan, sich nicht „…bei irgendeinem Linkssein erwischen (zu) lassen“. Es ist doch so, dass eine „… linke Politik in einem Wahlkampf erst spürbar (wird), wenn irgendjemand von der Gegenseite schreit“. Es hat aber kaum jemand geschrien. Warum war und ist die SPD hier so ängstlich und zaghaft? Man muß nicht die Systemfrage stellen, auch wenn davon auszugehen ist, dass der politische Gegner jeden Ansatz einer Systemkritik zu einer solchen Frage hochstilisieren wird. Genügend Scharfmacher gibt es ja hier. Die SPD sollte unbedingt wieder den Mut zur Kapitalismuskritik fassen. – Dr. Karlheinz Großkopf


Leserbrief zu „»Wir müssen wieder Mut zur Kapitalismus-Kritik fassen«“ von Bernd Ulrich

Ihr Autor weiß, daß ich das alles vorausgesagt habe. Er hat mich nur verhöhnt. Das war alles nach seiner Auffassung Humbug. Martin Schulz irrt schon wieder. Die Welt dreht sich in den nächsten 100 Jahren nach rechts.  Das ist ganz einfach zu erklären: In Deutschland gibt es eine Sozialregierung, die heißt nur CDU. Es ist doch nun wirklich nicht zu übersehen, daß in Europa  die Sozialdemokraten überall hohe Einbusen hinnehmen mussten.  Alles hat seine Zeit.  Der letzte Epochenbruch ist über 50 Jahre alt.  Wir hatten keinen Krieg mehr. Aber nicht weil die Parteien so gut waren, wie immer behauptet wird, sondern die Menschen hatten die Schnauze gestrichen voll vom Krieg. Viele haben in ziemlich kurzer Zeit zwei Weltkriege mitgemacht. Meine Familie und ich sind Zeitzeugen dieses Elends. Jetzt können sie vielleicht verstehen, wenn ich nicht  begeistert bin, wenn Deutschland in Europa wieder die erste Geige spielen soll. Meinetwegen mit Frankreich zusammen. Alles falsch und dumm. Ich weiß, wie man in der Welt über Deutschland denkt. Helmut Schmidt hat schon vor 20 Jahren um mehr Zurückhaltung geraten.  Eigentlich tut mir Herr Schulz leid.

Der Mann hat sich große Mühe gegeben die Menschen von seiner Politik zu überzeugen. Der Mann hatte in weiten Teilen mit seiner Klage nicht Unrecht. Er ist ein Arbeiterkind, das hat heute in der jetzigen Generation keinen Klang mehr.  Ich überprüfe das immer wieder bei meinen Kindern.  Übrigens, ist genau deswegen der Gegenkandidat in Österreich von Herrn Kurz daran gescheitert. Der hatte den gleichen Fehler gemacht wie Herr Schulz. Das soziale Gehabe hatte er auch überzogen. Das hat Herr Schulz auch in Ihrem Interview immer noch nicht verstanden. Wenn ich meine Kinder frage: was soll daran falsch sein, wenn ein Politiker die immer weiter steigende Armut und die Vernachlässigung der „Alten“ beklagt. Seine Freunde oder Sportfreunde (Rudern) sagen dann: „Nichts“. Nur das wäre alles keine großartige Politik. Die haben das alle selbst so gewollt. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Da läuft der Mörder“ von Stephan Lebert

Ihren Artikel habe ich mit Interesse und einigem Vergnügen gelesen. Aber ich habe die Sendung Aktenzeichen XY ungelöst noch nie angeschaut (vor 50 Jahren war ich auch schon erwachsen). Ich liebe Krimis, doch zu „den Deutschen“ die XY ungelöst lieben, gehöre ich nicht. Da schalte ich auf einen anderen Sender um oder aus. Ich mag nicht zum Denunzieren angeregt werden. Ich denke doch, dass ein nicht geringer Anteil Angezeigter unschuldig ist. – Dr. Christof Leitz


Leserbrief zu „Wie in einem schlechten Film“ von Iris Radisch und zu „Ich auch? Ich auch!“ von Khuê Pham et al.

Die Macht stand immer schon im Zentrum des autoritären Patriarchats. Ihr war alles untergeordnet: die Liebe und Erotik sowie das wirtschaftliche, politische, militärische und religiöse Handeln. Kein Bereich konnte sich dem entziehen, nicht einmal der verborgene Innenraum des Menschen. Auch Hollywood ist überall und nun sprechen Sie als Journalistinnen der Zeit und selbst betroffene Frauen über die sexuell-übergriffigen Männer in den Redaktionen, bei Film, Theater  und im normalen Alltag. Jetzt, da der Schutz göttlicher Autorität ausbleibt, werden die Untaten des selbstherrlichen Patriarchen gnadenlos ans Licht gezerrt. Da gibt es kein Bedauern! Auch wird die jetzige Welle der Aufdeckung seines sexuellen Machtmissbrauchs nicht die letzte sein. Die Verabschiedung des autoritären Patriarchats ist in den Familien und Partnerschaften seit mehreren Jahrzehnten voll im Gange. Der Kern der Gesellschaft, die Familie befindet sich allerorts in Auflösung. Dort erkennen wir das Wirken eines bisher versteckten, autoritären Matriarchats, das sich schon immer im Zentrum des Patriarchats verbarg, und dort als Fundament des autoritären Weltbildes fungierte.

Die autoritäre Erziehung führte bei den Jungs wie den Mädchen zu einer Sozialisation mit identischem Ergebnis: der autoritären Persönlichkeit. Diese entfaltet sich entweder als Opfer oder als Täter. Die Annahme, dass nur der Mann als Täter autoritär sei, gehört zu den großen und fatalen Irrtümern auch der heutigen Zeit. Die autoritäre Frau und Mutter muss erst entdeckt, aus ihrer Tarnung hervorgeholt werden, sie ist das größte gesellschaftliche Tabu unserer Zeit. Die Entmachtung und Verabschiedung des autoritären Weltbildes gelingt demnach nur, wenn auch das versteckte autoritäre Matriarchat im familiären Zentrum der Gesellschaft benannt, entmachtet und verabschiedet wird. Gelingt dies nicht, wird das autoritäre Matriarchat das entstandene Machtvakuum füllen und die Nachfolge des Patriarchats antreten. Dass dieser Prozess in den Familien bereits in Gang ist, kann dem aufmerksamen Beobachter nicht entgehen. Der Aufdeckung selbstherrlicher, männlicher Gewalt, nichts anderes beinhaltet die Hollywood-Weinstein-Affäre, muss die Aufdeckung weiblich-mütterlicher Gewalt in den Familien folgen. – Rupert Bucher


Leserbrief zu „Wacht auf!“ von Wolfgang Huber at al.

Als ehemals berufenes Mitglied einer Evangelischen Dekanatssynode und dann 2010 für sechs Jahre in deren Vorstand gewählt, erinnere ich mich gut daran, wie der Kreis eine Auffassung von mir wie die vom evangelischen Papst gutherzig tolerierend ignorierte. Heute ist es weniger ein Stück später Genugtuung, gewiss mehr ein Stück innerer Zufriedenheit, wenn kein geringerer als der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber und damit einer der gesellschaftlich profiliertesten Theologen im Land nahezu wortgleich bestätigt: „Wir sind alle evangelisch und katholisch“. Meine gelegentlich eingestreute Auffassung war es immer, der Papst sei – auch – evangelisch (siehe Bedeutung von euangelion, nicht auf eine einzige Kirche bezogen), und ich bin als getaufter (evangelischer) Christ auch katholisch – im Sinne der Bedeutung von katholon. Huber fasst es sogar weiter, bezogen auf alle Menschen. Wie auch immer: Dieses innerliche Verständnis einer Einheit taugt mehr als alle hochgelehrte sophistische Wortklauberei zur Überwindung des Trennenden zwischen den Konfessionen. Es trägt das A und O der Ökumene in sich: die Gewissheit des in seinem Nukleus katholon Verbindenden. – Erich Kupfer


Leserbrief zu „Wie in einem schlechten Film“ von Iris Radisch

Immer derselbe schlechte Plot. Betroffene Opfer sexuellen Missbrauchs wagen sich aus der Deckung und es wird noch schlimmer kommen. Nicole Kidman äußerte sich bereits im Juni zu diesem Thema. Der Regisseur Stanley Kubrick hätte ihr gesagt, dass die ganze Welt von Pädophilen regiert würde. Er habe sich schon immer für geheime Machenschaften interessiert. Diese Leute würden durch ihre Obsessionen regelrecht zusammengeschweißt. Jeder wüsste von den Schandtaten der anderen.  Auch die zweifache Oskar-Preisträgerin Jodie Foster ging an die Öffentlichkeit. Sie wurde schon als Kind bei Filmaufnahmen von einem schmierigen Produzenten in diese Falle gelockt, als er sicher sein konnte, dass ihre Eltern nicht anwesend waren. Brad Pitt wurde nach seiner Scheidung selbst als Aggressor gegen seine eigenen Kinder verleumdet. Vermutlich, weil er es gewagt hatte, die Pädophilen-Szene der Unterhaltungsindustrie zu thematisieren. „Manche Eltern verkaufen in Hollywood die Seele ihres Kindes für den Ruhm.“ Katy Perry gehörte auch zu den mutigen Vorreitern, welche sich den kriminellen Methoden der Musikindustrie verweigerten und sie öffentlich machten.

„It’s like an exclusive club that you can only join if you do these evil things to innocent children… And it’s not just dirty old men, it’s all of them. Even the women.“   Diese „me too“ Bekenntnisse schafften es nur in die alternativen Medien, jetzt ist endlich der Bann gebrochen. – Eva Maria Griese


Leserbrief zu „Regelt das endlich!“ von Martin Spiewak

Man darf zweifellos als Autor eine Meinung vertreten und seinen Artikel dementsprechend aufbauen. Dennoch: Hier schießt er über’s Ziel hinaus, indem er durch seine Überschrift suggeriert, die Abgeordneten des Deutschen Bundestags hätten seit Jahren in dieser Frage „geschlafen“ und drückten sich (aus… Bequemlichkeit? Ignoranz?) um eine längst überfällige Entscheidung. Auch die Wortwahl „Macht endlich eure Arbeit!“  – die seiner Feder entstammt, auch wenn er kurz vorher noch jemanden zitiert –  kommt aus meiner Sicht fast schon einer Diffamierung gleich.  Denn in dieser aus ethischer Sicht hochkomplexen Materie wollen wichtige Dinge gegeneinander abgewogen sein- es geht um Werte, um die ethischen Grundlagen unserer Gesellschaft. Deswegen tun sich unsere Abgeordneten damit naturgemäß schwer- und sie sind, daran sollte man den Autor erinnern, unserem Grundgesetz zufolge ausschließlich ihrem Gewissen unterworfen! Angesichts dessen tritt die Praxis unserer Nachbarländer tatsächlich in den Hintergrund und braucht nicht als weiteres argumentatives Druckmittel hier in Stellung gebracht zu werden…Wie gesagt- seine eigene Überzeugung sei dem Autor freigestellt, aber sie legitimiert nicht den Verzicht auf Seriosität in der Berichterstattung! Das muss man hier sehr kritisch anmerken! – Karl-Heinz Grau


Leserbrief zu „Ehe für alle“ von Martin Klingst et al.

Die noch gewöhnungsbedürftige künftige Regierungskoalition wird weiterhin krampfhaft Kompromisse basteln – dabei ist es einfach ihre gemeinsame Pflicht, ihren Amtseid zu erfüllen:“…Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden…“! Da steht nicht: „…der CDU-, FDP- und Grünen-Mitglieder und -Wähler…“,auch nicht: „…der Menschen aller Nationen, die zu uns kommen…“, nein, gemeint sind alle deutschen Bürger, Wähler und Nichtwähler! Bevor dieser Eid, wie schon bisher, bloßes Lippenbekenntnis bleibt und somit ein fortdauernder Meineid droht, sollte die neue Koalition endlich den Schneid haben, den Text umzuschreiben und dann das Volk darüber abstimmen zu lassen! Bis dahin aber gilt er – in seiner ganzen Fülle, seiner Schlichtheit und Klarheit! – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Wie in einem schlechten Film“ von Iris Radisch

Sexismus ist noch immer ein blinder Fleck in unserer Gesellschaft. Und, wenn man bedenkt, mit welch naiver Ambivalenz und Inkonsequenz diesem außerordentlich komplexen, tief sitzenden Problem bislang begegnet wurde, nimmt es nicht wunder; Iris Radisch hat dazu einige Beispiele angeführt. Es ist somit höchste Zeit, dass über jedwede Diskriminierung, Ausnutzung und Gewalt gegenüber Frauen nicht nur wieder schlagzeilenträchtig berichtet und diskutiert wird, sondern dass man den Ursachen effektiv auf den Grund geht. Das wird viel Zeit in Anspruch nehmen, weil Sexismus in seiner Bandbreite mit einer langen gesamtgesellschaftliche Entwicklung einhergegangen ist. Aber insbesondere wir in den vermeintlich aufgeklärten, christlich geprägten Ländern, die wir nicht zuletzt in sozialer Kompetenz geschult und politisch vielleicht links von der Mitte der allgemeinen Gleichbehandlung (formell im AGG verfasst) stringent zugetan sind, sollten uns einmal mehr und intensiver fragen, wie vorbildlich unsere (westliche) Gemeinschaft tatsächlich ist. Charisma und Chauvinismus jedenfalls sind definitiv nicht die zwei Seiten derselben Medaille und werden es auch nicht werden. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Überschätzte Macht” von Ulrich Schnabel

Das Thema „Weltklimagipfel“ ist kaum dafür geeignet, die Schlagzeile „Überschätzte Macht“ zu stützen. Unsere Gesellschaft ist erheblich verunsichert. Die Fossilien Brennstoffe, Grundlage unseres Wohlstands, sollen abgeschafft werden? Niemand will so etwas wissen. Da reicht ein mediales Flackern nicht. Die Konsequenz der Studie für die Medien aus meiner Sicht: wenn sie finden, dass ein Thema relevant ist, sollten nicht nur Schlaglicht-artig berichten sondern eine gewisse Kontinuität an den Tag legen. – Christian Voll


Leserbrief zu „Todesursache Diesel“ von Susan Djahangard

Danke, dass Sie sich des Wirrwarrs angenommen und ein wenig Aufklärung betrieben haben. Mir als Naturwissenschaftler waren diese Zusammenhänge zwar bekannt, aber leider wird von der breiten Masse nur das als wahr angesehen, was in der Zeitung steht, und deren Auswahl der Wahrheit ist leider vielfach sehr einseitig. Ihr Bericht sollte die Leser aber auch bedenklich machen, welche Qualität die Manager in den Vorständen der Automobilkonzerne haben. Erst betrügen sie ihre Kunden großzügig und lassen jegliche Reue und Einsicht vermissen, und nun lassen sie die Kunden ins offene Messer der Hysterie rennen, ohne durch Aufklärung, wie Sie sie betreiben, die Angelegenheit gesellschaftlich und wirtschaftsvertäglich zu entschärfen. Nicht, dass nichts getan werden sollte, aber „Fahrverbot sofort“ ist wohl deutlich übertrieben. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Todesursache Diesel“ von Susan Djahangard

Nicht zu unterschätzen. Die Vermittlung von Fakten in TV, Printmedien und sozialen Medien mögen wir leicht vergessen, erst recht, wenn der „Effekt“ der „Berichterstattung“ keine Aufregung sondern „Beruhigung“ ist. Anders mag es um unsere Merkfähigkeit bestellt sein, wenn

a) statt detaillierter Fakten pauschale Wertungen verbreitet werden

b) wenn es sich nicht um positiv, sondern um negativ ankommende Wertungen handelt

c) wenn eine pauschal negative Abwertung gezielt gegen eine Person gerichtet ist

d) wenn diese Person über Wochen einer Bundestags- und Landtagswahl ganz besonders im Blick von Millionen Wahlberechtigten ist

e) wenn zudem für diese Person fortgesetzt numerische Sympathiewerte ihrer Wählergunst publiziert werden.

f) wenn sich der persönliche Angriff auch in den sozialen Medien als emotionaler „Aufreger“ sturmartig verbreitet.

Zwei Tage vor der Bundestagswahl hieß es bei den Wahlprognosen, diese könnten sich nur noch um 1 bis 2 Prozentpunkte verändern. Jörg Schönenborn bemerkt zu diesem Irrtum später: „Der Wähler ist launisch geworden.“ Wollte er oder sonst wer vertiefen, was wohl den Wähler derart „launisch“ gestimmt hat, mag auch der „Effekt“ des  faktenlos, emotional abwertend behaupteten „weiter so“  zu betrachten sein. Zwei Tage vor der Wahl zieht der Kommentar eines Chefredakteurs der ARD in den Tagesthemen das Fazit zum Wahlkampf, indem einzig die Bundeskanzlerin angegriffen wird. Der Kommentator erklärt emotional abwertend, „faktisch“ falsch, die Bundeskanzlerin stehe in der Flüchtlingspolitik für ein „weiter so“. Der emotionale „Aufreger“ negiert die Fakten der von Bundesregierung und Bundestag über 18 Monaten national und international verfolgten Politik des „nicht (!) weiter so“.

Fakt ist zudem, dass sich diese Politik längst als erfolgreich erwiesen hat. Für das Jahr 2017 ist der zu erwartende Zustrom geringer als 200.000. Der Richtwert des designiert neuen Bundeskanzlers in Wien liegt pro Kopf der Bevölkerung fast doppelt (!) so hoch. Sebastian Kurz lässt seine ca. 8 Millionen Österreicher 37.000 Flüchtlinge aufnehmen, was bei 80 Millionen Einwohnern einer Zahl von 370.000 entspräche. Wo ein überwiegender Teil der medialen Welt negativ emotional, auf eine Person gezielt abwertend wird, d.h. eher den „Effekt“ von Wut hat als einen solchen von „Beruhigung“ und „Vertrauen“, mag die Macht der Medien nicht zu unterschätzen sein, wenn das Gros übermächtig dem „weiter so“ folgt. – Frank Müller-Thoma


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Meine Gratulation zum Jubiläum! Nimmt man die Zeit von zehn Jahren als Maßstab, dann bin ich erst seit kurzem oder anders ausgedrückt, seit einigen Minuten Leser der Wochenzeitung und damit auch Leser des ZeitMagazins. Das erste was ich der Zeit entnehme ist das Magazin, weil ich neugierig auf die neueste Deutschlandkarte bin, zum einen, weil ich die Idee gut finde und ich es interessant finde, auch über Fakten informiert werde, die mehr als nur Unterhaltungswert haben. Als ehrenamtlicher PC-Dozent stehe ich wöchentlich vor mehr als sechzig Zuhörern, die neben dem sachlichen Wissen rund um die Handhabung des PC auch ein wenig unterhalten und bei Laune gehalten werden müssen. Die Zeit als solches, Magazin im Besonderen ist dafür eine gute Quelle.

Ein Jubiläum ist eine gute Gelegenheit, auch Wünsche zu äußern. Ich würde mir wünschen, dass das Magazin noch um zwei Rubriken (Themenbereiche) erweitert wird, wie Deutschland – woher kommst Du, wohin gehst Du – ein gesellschaftspolitischer Abriss mit Visionen für ein Land im Herzen Europas und Deutschland, ein Land der Innovationen, von Gutenberg über Wernher von Braun, Prof. Max Bruch….. bis zum Fraunhofer Institut, das z. B. das MP3-Verfahren entwickelt hat, kurz, neben dem Feuilleton auch allgemeinbildende Seiten, die Wissen vermitteln und die Identifikation mit unserem Vaterland befördern. Diese Seiten sollen keineswegs das Heft ZEIT-WISSEN ersetzen, sondern kurzweilig informieren, Respekt vor den Leistungen der Vergangenheit -Konrad Zuse lässt grüßen- durch Kenntnisse vermitteln und nicht zuletzt neugierig machen, sich mit diesem oder jenem Thema tiefgründiger zu beschäftigen. Gewiss ist das ein weites Feld, aber ich traue dem Redaktionskollegium durchaus zu, in dieser Beziehung besser zu sein als ein Readers. Wie auch immer, ich wünsche Ihnen weiter ein so glückliche Hand und ein gutes Gespür für die Themen der zukünftigen ZeitMagazine. – Georg Emmermann


Leserbrief zu „Wochenmarkt“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

Lassen Sie sich 10 von 10 möglichen Punkten für Ihr Karma gutschreiben. Habe zum 1sten Mal Ihre Soupe au Pistou gekocht. Good Golly Miss Molly! Also einfach umwerfend! – Peter Meurer


Leserbrief zu „Ich auch? Ich auch!“ von Khuê Pham et al. und zu „Taktik, Tricks und richtiges Timing: Worauf es bei den Sondierungsgesprächen von Union, FDP und Grünen wirklich ankommt“ von Peter Dausend und Alard Von Kittlitz und zu „Regelt das endlich!“ von Martin Spiewak

In Zeiten von #metoo finde ich es als Abonnentin ärgerlich, eine Zwischenüberschrift wie „Reality is a bitch“ zu lesen zu müssen (Politik – Dausend, v. Kittlitz). Dass ist doch genau jenes vermeintlich Lässige und gleichzeitig frauenfeindliche Denken, dass die Ausgabe an anderer Stelle thematisieren will. Auch dass das größte Problem der Reproduktionsmedizin die nachlassende Fertilität von Frauen sei, bestätigt männlich dominiertes Denken – und das in einem Artikel, der auf den ersten Blick offen für so vieles sein will (Wissen – Spiewak). Vielleicht sollte der Artikel zu männlichem Denken in der Zeit-Redaktion noch einmal von allen (männlichen Autoren) gelesen und diskutiert werden – jedoch aus heutiger Perspektive. – Carola Ebert


Leserbrief zu „Macrons großer Moment“ von Thomas Assheuer

Wie sagte mein schwäbischer Großvater so schön: „Hinter Neu-Ulm fängt der Balkan an“. Zum Balkan gehören: Orbans Ungarn, Kaczynskis Polen, Babis´ Tschechien, Ficos Slowakei, Kurz´ Österreich und die Staaten von Ex- Jugolawien (und Söders bayrische „Heimat“ kann man getrost auch dazuzählen), mit all ihrer Kleinstaaterei und Kleingeisterei. Frage: Braucht Macrons Europa überhaupt diesen Balkan? – Dr. Peter Dodel


Leserbrief zu „Die Revolution auf dem Dorfe“ von Nadine Ahr und Joanna Nottebrock

Eines der verdienstvollsten Ressorts der ZEIT – wenngleich immer zeitaufwendig und auch anstrengend für den Leser (!) – ist (mir) das DOSSIER. Diesmal also – sagen wir: – aufgewärmten Kommunismus, etwas sehr provokant überschrieben mit „Die Revolution auf dem Dorfe“. Mein Gesamteindruck nach eingehender Lektüre: Unaufgeregt werden die verschiedenen Aspekte gemeinsamen Lebens einer immerhin kleinen Gruppe von recht verschiedenen Menschen geschildert, die sich für gewisse Zeit verpflichtet haben, gemeinsame Sache zu machen. Ein bedeutsames PLUS derselben: Die Aufnahme von Nadine Ahr und Johanna Nottebrock für ganze 4 Wochen in die Kommune nach erfolgter Diskussion. (Die Gruppierung hätte keinen besseren Entschluss fassen können, um sich der gebildeten Öffentlichkeit vorzustellen!) Als neugieriger Liberaler frage ich mich beim aufmerksamen Durchsehen des klugen und zudem unterhaltsamen Berichts:

Würdest du da auch mal Einblick nehmen wollen?  Etwa wie der geschilderte Patrick, der sich noch überlegt, was ihm die Eingliederung bringen kann.  Dass eben das bereits nicht die erwünschte Einstellung für einen waschechten Kommunarden sei, macht Frau Ahr sehr deutlich.  Dazu kommen die Überlegungen der Pastorin namens Sanne, der die Kommune zum „Askese-Gedanken“ verhilft, nämlich: für den Anderen dazusein tagtäglich! Es genügt auch nicht, einfach gegen den Kapitalismus eingestellt zu sein – etwas sehr pauschal-plakativ wird der wohl dort gesehen? – um die Kommunarden zusammenzubinden, wiewohl die rein pekuniäre Seite des gemeinsamen Wirtschaftens schon mal überzeugt.  Wie bald aber scheinen doch individuelle Bestrebungen zum Vorschein oder gar zum Durchbruch zu kommen, wie sie die heranwachsende Generation besonders fordernd äußert! Ob das Karl Marx in seinen 3 Bänden „Das Kapital“ bereits mitbedacht hat??? Die sind nun mal der Feind jeder Gemeinschaftlichkeit. Ein sehr gutes Lehrstück in seinen zahlreichen Fassetten. Beachtlich, wie die Gründergeneration -seit 1986 (!) – an der Sache festhält und zu ihr steht! Dass sie dennoch kein Modell für Deutschland heute sein kann, ist nicht allein daraus abzuleiten, dass es nicht genügend Kartoffelfelder gibt, um die Leute bei der Ernte willig und freudig zusammenzuhalten!! Danke für die recht umfassende Reportage! – Dr. Rüdiger Brendel


Leserbrief zu „Was hat sie davon?“ von Stefanie Flamm

„Mit Schweigen übergehen?“ „Es gehört oft mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als ihr treu zu bleiben“, wie der Dramatiker Friedrich Hebbel (1813-1863) seine Meinung überzeugend vertrat. Rache oder dem Gewissen gefolgt, fragt DIE ZEIT in ihrem ganzseitigen, respektvollen Artikel? Die Gewissensfreiheit der Abgeordneten ist im Grundgesetz verbrieft. Bedauerlicherweise nicht verbunden, mit allen Konsequenzen. Also mit einer, ich möchte sagen, verheerende Lücke im Gesetz behaftet! Welche im Fall Elke Twesten (B`90/Grüne jetzt CDU), oder Frauke Petry (AfD jetzt einfache Mandatsträgerin), offen zu Tage treten. Dieser Vorgang ist dringend reformbedürftig, da er sich auf allen Ebenen, Bund, Landtag, Kreistag und Stadtparlament ereignet. Ob Rache, Wahlbetrug oder Gewissensfreiheit, möchte ich nicht vertiefen. Was für mich schwerer wiegt ist, dass der Wähler betrogen wird! Was komischerweise bei der Wahl Berücksichtigung findet, nämlich Überhangmandate „fairerweise“ auszugleichen, ist bei diesen ähnlich gelagerten Vorgängen nicht vorgesehen? Einerseits soll die Schwächung der parteilichen Gegner verhindert werden, andererseits aber führt dieser Mandatswechsel eben zu einer Solchen! Wo ist da die Logik? Um bei dieser zu bleiben. Wie darf man eine Jamaika-Koalition als Wille des Wählers verstehen? Für mich ist hier sehr viel im Argen! – Hans Pohl


Leserbrief zu „Da läuft der Mörder“ Stephan Lebert

Warum schreibt Herr Lebert die Erfolgsgeschichte von XY… schlecht? Immerhin geht es um Aufklärung von Schwerverbrechen. In die Sendung kommen Fälle, bei denen die herkömmliche Fahndung ins Stocken geraten ist. Jetzt an der Erfolgsquote von 40% herumzumäkeln, sich zu beschweren, dass Motive einerseits und die Verzweiflung der Betroffenen andererseits in der Sendung zu kurz kommen, sich darüber auszulassen, dass Mordwerkzeuge präsentiert werden, läßt außer acht, dass jeder Fahndungserfolg der Verbrechensbekämpfung dient. Diese sollte auch Herrn Lebert am Herzen liegen.Aber was macht Herr Lebert? Er stellt mit der Erzählung seiner Lebensgeschichte den Erfinder der Sendung, Eduard Zimmermann, bloß Das ist ganz schlechter Stil. Wolfgang Kwiatkowski


Leserbrief zu „Umgefallen sind wir gestern” von Robert Pausch

Stefan Weil hat die Wahl verloren, weil seine Regierung abgewählt ist, leider – und er wahrscheinlich keine neue Regierung bilden kann. Ich selbst habe die Roten und die Grünen gewählt. Die Gelben verweigern sich, weil sie es vor der Wahl gesagt haben – dann soll man es nach der Wahl auch halten, und die Schwarzen werden wohl lieber selbst regieren, als unter einer roten Regierung der Zweite zu sein, sie werden den Grünen so lange Zucker geben, bis die ja sagen. So sollen die Grünen sich nicht so zieren, sondern den Wählerwillen respektieren, dann kann ihr Landwirtschaftsminister seinen Job, den er gut gemacht hat, auch behalten. – Hans Jürgen Krohn


Leserbrief zu „»Sorry, das ist Demokratie«“ von Marc Brost und Peter Dausend

Seit mehreren Jahrzehnten bin ich Abonnent und noch länger regelmäßiger Leser der ZEIT. Noch nie in alle den Jahrzehnten aber habe ich einen Artikel in Ihrem Blatt gelesen, der mir so schonungslos die Augen geöffnet hat, wie das kleine Gespräch der Herren Brost und Dausend mit Frau van der Leyen und darin wieder die wenigen Zeilen, in denen die größten Polit-Bösewichte dieser Welt endlich einmal offen beim Namen genannt: Trump und Putin, Kim Jong Un, Xi Jinping und – die Herren Erdogan, Assad, Maduro, Duterte und noch einige mehr werden vor Neid platzen – Sebastian Kurz. Auch ich war über die Ehre erstaunt, die einem jungen Mann zugestanden wird, der doch noch gar keine Regierung zustande gebracht, keinen poltischen Gegner umgebracht oder eingesperrt, keinen Mitbürger bestohlen, geschweige denn irgendeinen öffentlich bekannt gewordenen Tweet verfasst hat.

Also bin ich der Sache auf den Grund gegangen und habe, angeregt vom unerreichten Standardwerk „Dausend und eine Möglichkeit die Welt in schiefen Bildern zu zeichnen“, meine Nachforschungen angestellt. Tatsächlich: Es ist Herr Kurz, der Trumps Handy hackt und für die dümmsten der vielen dummen Tweets des Präsidenten der USA verantwortlich zeichnet; es ist Sebastian Kurz, der Putin Trump & Co nur als Strohmänner vorschiebt und – relata refero – eigenhändig den Taliban den Diesel, den türkischen, syrischen und überhaupt allen Diktatoren die Waffen und dem unsäglichen Herrn in Nordkorea aus den reichen Uranbeständen Österreichs das waffenfähige Material verscherbelt. Und es war, das ist der jüngste und ultimative Beweis einer frühkindlichen Naturbegabung zur Politschurkerei, Sebastian Kurz, der bereits als Dreijähriger die Demonstranten vom Tian An Men von Panzern überrollen ließ.

Im Zuge meiner Recherchen, konnte ich auch in Erfahrung bringen, dass Herr Kurz Sondierungsgespräche mit Frau von Storch und Frau Petry führt. Er will ja möglichst viele Frauen in seiner Regierung und kann in Österreich kaum Damen finden, die geeigneter wären, die FPÖ rechts zu überholen. Frau von Storch, so munkelt man, sei für ein Ministerium für Kinderwohl und Nachwuchs-Überschuss-Entsorgung bestens geeignet, Frau Petry dürfte wohl ein Ministerium für Meinungsvielfalt & Spaltpilzpflege in der FPÖ erhalten. Dank der Herren Brost und Dausend ist also auch Österreich endlich bestens über das informiert, was in Deutschland die Spatzen über Wiens Politik und Politiker von den Dächern pfeifen. Ich bin schon gespannt, was mir Ihre derzeit ein wenig weniger geschätzte Zeitschrift als nächstes über mein Land und seine Leute zu enthüllen hat. Es wird schwer sein, das diesmal erreichte Niveau zu halten, aber ich bin überzeugt, das wird wohl einige Ihrer Leser (und nicht nur österreichische) eher freuen als betrüben und der ZEIT insgesamt auch nicht wirklich schaden. – H. Fürthauer


Leserbrief zu “Die Superserie“ von Lisa Goldmann

Sie zitieren in Ihrem Artikel Volker Herres, Programmdirektor Das Erste, dass eine Minute TATORT € 115 500 kosten soll, d.h. also eine TATORT Folge € 10 Mio kostet. Dass ein Tatort mehr an Produktionskosten verschlingen soll als etwa ein Till Schweiger Kinofilm ist mir neu. Meinen Informationen nach soll eine deutsche Produktionsfirma um die € 2 Mio eine TATORT Folge produzieren. Wie kommt Herr Herres auf diesen Minutenpreis? – Marcel Maier


Leserbrief zu „»Sorry, das ist Demokratie«“ von Marc Brost und Peter Dausend

Es hat mich erstaunt, dass Frau von der Leyen – offenbar ohne längeres Nachdenken, quasi wie aus der Pistole geschossen – sagen kann, dass die deutsche Sicherheitspolitik grundsätzlich werteorientiert ist. Welche Werte allerdings begründen, ein Land wie Saudi Arabien aufzurüsten, das im Jemem im Verbund mit seinen Nachbarn einen Krieg führt, der immer deutlicher ein Vernichtungskrieg ist, bleibt mir ehrlich gesagt, schleierhaft. Ich habe zu dem Punkt bisher nicht die leiseste Kritik aus der Bundesregierung gehört. Frau von der Leyen hat wohl im Wahlkampf so oft die „europäischen Werte“ als Floskel im Mund geführt, dass sie gar nicht mehr weiß, was denn damit gemeint ist. – Dr. Dirk Kerber


Leserbrief zu „Das Geheimnis der Rothosen” von Andreas Lebert

In Ihrer Ausgabe behauptet der Autor im dritten Absatz: „Mein erster Stadionbesuch……..Es war ein Spiel um den Aufstieg in die Bundesliga…Der Gegner war der FC St. Pauli. Der FC Bayern gewann 4:0…Beckenbauer schoss in seinem ersten Spiel sogar ein Tor. Das ist sachlich falsch. Franz Beckenbauer spielte sein erstes Spiel für den FC Bayern in der damaligen Aufstiegsrunde am 6. Juni 1964 in St. Pauli, dort wurde 4:0 gewonnen und Beckenbauer schoss das 3:0, sein erstes Spiel, sein erstes Tor“. Das Rückspiel in München endete 6:1 für den FC Bayern und Beckenbauer schoss in der Tat ein Tor, zum 4:0-Zwischenstand. Entweder hat das Erinnerungsvermögen des Autoren Lücken oder er hat schlecht recherchiert. Schade, denn ich weiß nicht, ob in seinem Artikel noch weitere Fehler sind…….nach dem Motto Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Das sollte Der Zeit nicht passieren…..Im übrigen ist der „Löwe“ auf dem Bild Horst Blankenburg…….sollte der Autor oder wer immer das Bild ins Blatt gehoben hat, auch wissen… – Reinhard Kroll


Leserbrief zu „»Wir müssen wieder Mut zur Kapitalismus-Kritik fassen«“ von Bernd Ulrich

Herr Schulz kapiert es einfach nicht. Obwohl ihm sein Interview-Partner ständig die einzig richtige Antwort suggeriert, dass nämlich ihm, dem Kandidaten – und nicht nur allgemein der SPD, der Mut fehlte, originelle Ideen zur Diskussion zu stellen und damit einen Wechsel überhaupt erst vorstellbar und wünschbar zu machen, klammert er sich an das Übliche : in erster Linie Geschlossenheit, vielleicht ein bisschen mehr Zuspitzung und mehr Debatte. Aber wer – wenn nicht er als Kandidat – soll denn Debatten anstoßen? Dass er sich das jetzt vornimmt, ehrt ihn – aber er kommt zu spät. Als SPD-Vorsitzender hat er weit weniger Einfluss auf die gesellschaftlichen Debatten als als Kanzlerkandidat, die Themen setzen jetzt andere. – Dr. Dirk Kerber


Leserbrief zum Titelthema „100 Jahre Kommunismus“

Ja, da war mal eine gute Idee, die es ermöglichte, das selbstgefällige Zarentum in Russland zu überwinden. Berauscht von diesem – ursprünglich unerwarteten – Erfolg mutierte die Idee zur Ideologie des Sowjetsystems. Das wiederum, wie alle Absolutismen, nur mit Gewalt aufrechtzuerhalten war und genau daran zerbrach. Mit dem Ergebnis, dass wir es jetzt in Russland weitgehend mit einer Melange aus nostalgischem Zarentum, sowjetischem Unilateralismus, elitärem Materialismus und sakraler Innerlichkeit zu tun haben. Ein propagandistisch aufgepumpter Höhenrausch, der dringend vielgestaltige und, über die eigenen Grenzen hinaus, gut vernetzte Landebahnen bräuchte. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „»Wir müssen wieder Mut zur Kapitalismus-Kritik fassen«“ von Bernd Ulrich

Ich werde nicht wirklich schlau aus Martin Schulz. Er hinterläßt bei mir den Eindruck der Ambivalenz. Er gibt sich sehr gerne als der Versteher und Kümmerer, als derjenige, der für soziale Gerechtigkeit steht, als Mann der Interessen und Belange der „kleinen Leute“: Der Krankenschwestern, Pfleger, Verkäuferinnen, Müllmänner usw. Das ist schön und das hört sich gut an. Nur, für jemand, der über viele, viele Jahre in herausragenden, sehr einflußreichen Position der EU tätig war, ohne der nachfolgend beschriebenen Entwicklung entgegenzuwirken, klingt das unglaubwürdig. EU Beamte und EU haben sich über Jahrzehnte enorme Gehälter, Diäten, Sitzungsgelder, Übergangsgelder, Pensionen,  MWSt. Befreiungen und andere geldwerte Privilegien bewilligt. Alles legal, aber deswegen noch lange nicht zwingend sozial gerecht. Nicht sozial gerecht insbesondere gemäß den Prinzipien der  egalitären Verteilungsgerechtigkeit nach John Rawls (amerikanischer Philosoph). Aber für jemand, der soziale Gerechtigkeit so für sich reklamiert, wie Martin Schulz dies getan hat und weiterhin tut, gibt John Rawls Prinzip der Egalität letztlich den einzig möglichen Korridor, den einzig möglichen Rahmen für eine zulässige Verteilungsgerechtigkeit vor. Meritokratische oder gar libertarianische Ansätze der Verteilungsgerechtigkeit, die primären Gerechtigkeitsprinzipien kapitalistischer Leistungsgesellschaften, müssen hingegen außen vor bleiben. Ein Handeln nach meritokratischen und – in abgeschwächter Form – nach libertarianischen Prinzipien ist grundsätzlich zulässig, akzeptiert und in demokratischen, westlichen Staaten (und Unternehmen) weit verbreitet. Widersprüchlich und Ambivalent ist es, Egalität zu predigen und Meritokratie zu leben. „Walk the talk“ ist sehr viel überzeugender und aufrichtiger, und wenn’s ein libertarianischer ist. – Dietmar Baier


Leserbrief zum Titelthema „100 Jahre Kommunismus“

Auf mich als ehemaligen Kommunisten mit K-Gruppen-Trauma aus den 70er Jahren wirkten sämtliche Artikel zum Titelthema immer noch angenehm entlastend und entkrampfend. Nüchterne, konkrete und journalistisch gut aufbereitete Informationen über Russland, China und die Kommune Niederkaufungen können offensichtlich dazu beitragen, gefährliche kommunistische Mythen zu entzaubern. Herzlichen Dank dafür. Andererseits verschwindet hinter den grausigen Bildern von vielen Millionen Kriegs-, Hunger- und Gulag-Toten, die dem „Kommunismus“ und „Marxismus“ zum Opfer fielen, all die Begeisterung, Kraft und Kreativität, die einmal mit den Utopien von internationaler Solidarität und klassenloser Gesellschaft verbunden waren. Und das ausgerechnet in Zeiten von zunehmendem Nationalismus, Autoritarismus und religiösem Fanatismus überall in der Welt und angesichts gigantischer globaler Probleme, die nur die Menschheit gemeinsam lösen kann. Da weiß selbst die Zeit keinen Rat. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Ende einer Ära” von Michael Krüger

Als Leserin mancher (leider viel zu weniger) Bücher aus dem Hanser-Verlag über viele Jahrzehnte, erfahre ich nun Hintergründe des Ausscheidens von Michael Krüger; in seinen knappen Kommentaren ist ein nur mühsam zurückgehaltendes unterirdisches Beben zu spüren. Ich bin entsetzt und tief traurig. Zu seiner Generation gehörend, sehe um so klarer, wie die Wurzeln unserer literarischen Geschichte ohne Probleme einfach abgeschnitten werden, wie erbärmlich … Wie gut, dass Michael Krüger als Poet und Autor immer neuer wunderbarer Texte weiterhin unter uns ist, womit wir aber nur wenig getröstet sind angesichts eines wichtigen Kultursektors, der im Strudel einer entfesselten Entwicklung ohne Empathie einer modernitätshörigen Wirtschaftlichkeit zum Opfer fällt. – Gisela Teistler


Leserbrief zu „Ende einer Ära” von Michael Krüger

Ich musste beim Lesen des Kommentars von Michael Krüger schmunzeln: Die etwas verbitterte Anklage an seinen ehemaligen Arbeitgeber, den Hanser Verlag, dieser habe ihn nach seinem Ausscheiden fallengelassen, erinnert mich an den ehemaligen Feuilletonchef Ihres Hauses. In den Tagebüchern von Fritz J. Raddatz kann man – sehr vergnüglich – nachlesen, wie dieser sich darüber beklagt, dass der Zeitverlag Anfang der 2000er Jahre Raddatz quasi „durch die Hintertür“ verabschiedete. Es wiederholt sich eben alles. – Dr. Martin Gerecke


Leserbrief zu „Im Westen was Neues” von Jörg Lau und Bernd Ulrich

Der Beitrag hat alles aufgelistet was in Europa, insbesondere in Deutschland, alles schief gelaufen ist. Und was Amerika betrifft ist einiges durchaus Gewöhnungsbedürftig. An ihrem wirtschaftlichen und politischen Fundament wird Amerika für lange Zeit die Weltmacht bleiben. Ob China jemals Amerika als Weltmacht ablösen kann muß man infrage stellen. Die ganze Welt ist amerikanisiert. Ohne Englisch kommt kein Land mehr zu recht. Die größten Firmen, die auch die Welt zwischenzeitlich beherrschen, kommen aus den USA. Das digitale Zeitalter ist in Amerika geboren worden. Deutschland ist ein Zwerg dagegen. Das atlantische Bündnis wird es wie bisher nicht mehr geben. Das war auch überfällig. Deutschland soll sich lieber auf den Hosenboden setzen und aus den Puschen kommen. Es ruft die Selbständigkeit.  Eigentlich eine einmalige Chance für Europa. Endlich aus dem Schatten der Amerikaner herauszutreten. Amerika wird sich darüber freuen, wenn ihnen eine Last abgenommen wird. Das Schimpfen über Trump ist kontraproduktiv. Halt typisch Deutsch. Die elektronischen Medien und auch die Printgemeinde sollten sich nicht ständig als Moralapostel aufspielen – im Besonderen die Öffentlich- Rechtlichen – und sich auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren. Sachlich und nach besten Wissen und Gewissen Berichte abliefern. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Willkommen hinterm Stacheldraht” von Caterina Lobenstein

Die zur Zeit beste Lösung. Noch besser wäre natürlich, daß sich die Flüchtlinge auf ganz Europa verteilen liessen. Aber die bleiben lieber in Deutschland (warum, ist hinreichend bekannt) trotz Metallzaun. Ihre Autorin schreibt von Stacheldraht, das macht sich besser. Das klingt nach Stalingrad. Typische Verhaltensweise einer Journalistin. Die Kriminalität hat zugenommen. Die wäre auch ohne „Stacheldraht“ gestiegen. Bei uns wird jetzt auch eine solche Anlage erstellt. Nur mit dem Unterschied: Das Aufnahmelager wird von Ordnungshütern ständig kontrolliert. Ihre Autorin sollte das den Bambergern sagen. Denn das ist Voraussetzung für eine solche Anlage. Das war schon bei mir so. Als ich aus der DDR nach Westberlin geflüchtet bin. Ich kam sofort in ein Aufnahmelager in Westberlin, wo ich über ein Jahr verbrachte, ehe ich in den Westen reisen durfte. Auch da wurden wir ständig kontrolliert. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Kurz oder Macron” von Matthias Krupa

Es wäre sehr schön, wenn Sie diesen Artikel nach Frankreichs nächster Präsidentschaftswahl in gleicher Weise schreiben können. Ich teile nicht die allgemeine Kritik am „Kopieren“ der Populisten. Die Union hat während der letzten Legistaturperiode viele konservative Positionen aufgegeben. Wenn man „bilateral“ denken will, ist sie insgesamt deutlich nach links gerückt.Persönlich ist mir das nicht unsympathisch. Aber viele Menschen haben ihre politische Heimat verloren.  Herr Seehofer hat versucht, diese Bewegung nach links zu verhindern und ist damit gescheitert. Durch sein Scheitern wurde er unglaubwürdig und hat an Beliebtheit deutlich eingebüßt. Die Lücke, die sich rechts ergeben hatte, wurde von der AfD eingenommen. Nicht die Wählerschaft ist nach rechts gerückt, sondern die etablierte Parteienlandschaft nach links. Die Politiker (und viele Journalisten) wünschen sich, die Wählerschaft könnte beim Linksrücken der etablierten Parteien mitziehen.

Das ist aber nicht so.  Ich finde es gefährlich, diese für mich offensichtliche Tatsache zu ignorieren und den ursprünglich Rechten Populismus vorzuwerfen, wenn sie ihre alte Position wieder einnehmen wollen. Dieser Ansatz ist zum Scheitern verurteilt.  Deutlich wichtiger fände ich es, den Druck, den die Migration (als derzeitige Nummer 1 der Polit-Themen) auf uns ausübt,durch tatsächliche Bekämpfung von Fluchtursachen zu bekämpfen. Aber wir exportieren weiterhin Agrarüberschüsse nach Afrika. Wir akzeptieren weitere Geldanlagen korrupter ausländischer Politiker. Nicht nur in Malta, sondern auch in Deutschland. Wir wollen unseren Fachkräftemangel mit begabten jungen Leutenbeheben, die in ihrer Heimat fehlen werden. Wir schließen Freihandelsabkommen mit Afrika, deren erklärtes Ziel es weiterhin, günstigen Zugang zu afrikanischen Rohstoffen zu haben. Das ist multifokales Doppeldenk. Wir sind pseudohuman. Das werfen uns auch Leute wie Putin und Trump vor. Ich wünschte, ich könnte ihnen sagen, dass es nicht stimmt. – Dr. Christian Voll


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Bitte helft Larissa Hofmann und Thomas Lohr – und mir als eurem Leser! Jetzt in der dunkler werdenden Jahreszeit ist das qualvolle und freudlose Miteinander der beiden nicht auszuhalten: Arbeit, Stress, zusammen wohnen, doch nicht zusammen wohnen etc. Das hält ja kein Uhu aus! Schickt sie doch bitte zu Wolfgang Schmidbauer. Der Mann kann ihnen sicher einen Weg auftun. – Wieland Kinz


Leserbrief zu „Ausgerechnet Hamburg?“ von Jeannette Otto und Martin Spiewak

Otto und Spiewak berichten in ihrem Artikel über Hamburg als Beispiel für den gelungenen Aufstieg aus der Gruppe der Schulleistungsvergleichsverlierer/innen – in Gegenüberstellung zu Bremen – nahezu augenzwinkernd von dem tröstenden „Trick“ der Schulverantwortlichen in Hamburg, bei denen offenbar die Praxis verbreitet sei,  „Schüler mit türkischer, arabischer oder serbischer Herkunft aus den Zahlenreihen“ herauszustreichen und sich dann nur die Ergebnisse der sog. „deutschstämmigen Schüler“ anzuschauen. So gelänge es Hamburg (in dem übrigens laut IQB-Studie 48% der Schüler/innen einen sog. Migrationshintergrund haben- YK), sich an die Spitze im aktuellen Schulleistungsvergleich der Grundschulen zu katapultieren. Dieser von Otto und Spiewak ebenso scherzhaft wie unverblümt als „Trick“ bezeichnete Vorgang ist nicht neu, bereits 2001 wurde als reflexhafte Reaktion auf Deutschlands unterdurchschnittliches Abschneiden im OECD-Vergleich der ersten PISA-Studie genau dieser „Trick“ versucht, um die ´eigentliche´ Leistung des Systems, gemessen an seinem Vermögen, ´deutschstämmige´ Schüler/innen zum Erfolg zu bringen, herauszufiltern. Freilich damals mit mäßigem Erfolg. Die Verbesserung bewegte sich im graduellen Bereich.

16 Jahre später begegnen wir dieser Praxis nun also in Hamburg wieder. Sie ist in Wirklichkeit ein „Trick“ mit Selbstüberlistung. Nahezu die Hälfte der Schülerinnen in Hamburg werden so zu Aliens des Systems erklärt, für die es sich nicht verantwortlich fühlen muss. Diese Praxis – sollte sie der Wahrheit entsprechen – ist an sich schon ungeheuerlich, sie wird getoppt durch eine Berichterstattung, die diese Umgangsweise nicht nur verniedlichend als ´Trick´ bezeichnet sondern völlig unkommentiert wiedergibt. Damit beteiligt sie sich auf unselige Weise an der Aufrechterhaltung einer Selbsttäuschung des Systems. Es ist die Selbsttäuschung eines Systems, das trotz über 60jähriger Erfahrung mit der Aufnahme von Schüler/innen aus dem Ausland und solcher nicht-deutscher Muttersprache sowie einem wachsenden Anteil dieser an allen Kindern und Jugendlichen in Deutschland immer noch seine Kernzielgruppe in den sog. „deutschstämmigen“ Schüler/innen sieht. Es ist höchste Zeit, das ´Rausrechnen´ der ´Anderen´ zu unterlassen und zu lernen, dass sich am Erfolg aller Schüler/innen – egal welcher Herkunft – die Qualität und Zukunftsfähigkeit des Systems bemisst. – Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu


Leserbrief zu „Der Handel kann die Welt retten“ von Joachim Weimann

Professor Weimann behauptet, der internationale Emissionshandel könne die Welt retten. Die nationale Klimapolitik Deutschlands sei wirkungslos, töricht und sogar kontraproduktiv. Durch die EU-weit festgelegten Obergrenzen sei die angestrebte CO2-Reduktion um 40% gegenüber 1990 bis 2030 bereits sichergestellt. Es entsteht der Eindruck, alle Sorgen um das Klima wären nun unnötig. Sollen sich die Grünen  bei den Sondierungen doch nicht so dumm anstellen. Wenn es so einfach wäre. Erstens gilt der Emissionshandel nur für die Energiewirtschaft und energieintensive Industrien, deckt also nur auf 45% der Emissionen in Europa ab. Verkehr und Heizungen etwa bleiben völlig unberührt.

Zweitens sind die erst für 2020 gültigen Emissionsziele so wenig ambitioniert, dass sie europaweit bereits 2014 unterschritten waren. Also werden in Deutschland ungenutzte Emissionszertifikate auch nicht an andere Länder verkauft, wie Weimann behauptet. Die haben gar keinen Bedarf. Drittens ist CO2 keineswegs das einzige Treibhausgas. Fast ebenso verheerend wirken sich z.B. die Methangasemissionen der deutschen Landwirtschaft aus. Viertens sind die gültigen Emissionsziele gar nicht an das Pariser Klimaschutzabkommen angepasst. Sie gehen lediglich auf das Kyoto-Protokoll von 2005 zurück. Sicher lässt sich der Emissionshandel sinnvoll wiederbeleben und ausbauen. Wer die Welt retten will, hat mehr zu tun. – Friedrich Thimme


Leserbrief zu „Abschied vom Club“ von Pierre Moscovici

Der französische Altsozialist Moscovici verabschiedet scheinbar freundlich Wolfgang Schäuble, um dann nach wenigen Sätzen Schritte zur baldigen Schuldenunion, einen euro­pa­weiten Sicherungsfond für alle Banken und anderes zu verlangen. Wer die Aufhebung wichtiger europäischer Verträge verlangt, müsste als EU-Kommissar eigentlich zurück­treten. Dass er zudem vortäuscht, einen verdienten deutschen Politi­ker zu loben, diesen aber faktisch öffentlich in den Hintern treten will, ist der Gipfel der Unver­schämtheit. Herr Schäuble hätte dieses Danaer-Geschenk in der ZEIT nicht verdient.    – Wolfgang Ströbele


Leserbrief zu „Ein Gift mit Zukunft…“ von Christiane Grefe

Glyphosat: Ja oder Nein??? Schon länger kursieren Berichte über das Insektensterben, jetzt kam eine weitere Nachricht hinzu. Es ging um das Verbot von Glyphosat bzw. RoundUp. Ich verstehe das gar nicht. Warum soll dieses Zeug denn verboten werden?? Verglichen mit 1990, ging die Fluginsektenpopulation zwar schon massiv zurück (um etwa 75 %), damit wir allerdings sicher zu gehen können, dass diese unnütze Lebensform nicht überlebt, sollten wir unseren Landwirten und Kleingärtnern die genannte Chemikalie ruhig noch zwanzig weitere Jahre an die Hand geben. Na gut…, der Einwand mit den Bienen und Wespen zieht natürlich. Aber die Aktion mit dem Bestäuben, bekommen wir sicher auch selbst hin. Das ist alles kein Teufelswerk. Wir benötigen dafür lediglich ein paar gute Fadenpinsel. In China ist das übrigens schon gang und gäbe. Notfalls holen wir uns als Bestäubungskolonnen halt ein paar dieser Chinesen ins Land. Am Geld soll’s nicht scheitern, davon haben wir ja genug… – Achim Bothmann


Leserbrief zu „Willkommen hinterm Stacheldraht” von Caterina Lobenstein

Schreckliche Zustände in deutschen Flüchtlingsunterkünften. Deutschland sofort vor den Gerichtshof für Menschenrechte. Sehr geehrte Frau Lobendsten, lassen Sie die Kirche bitte im Dorf. Natürlich mag es bei weit über 1 Million Flüchtlingen, die in den letzten 2 Jahren zu uns gekommen sind, vereinzelt Zustände geben, die nicht wünschenswert und u.U. sogar vermeidbar wären. Aber das über zwei volle Seiten an den Pranger zu stellen, fällt für mich in die Kategorie Polemik. Keine anwaltliche Betreuung für Flüchtlinge? Woher kommen dann hunderttausende von Klagen gegen abgelehnte Asylbescheide und Ausweisungen? Wenn ich eine Anwalt benötige muß ich 180,- € die Stunde bezahlen. Freies WiFi plus etwas weniger als 20€ / Monat in bar für Mobilfunk. Wirklich unerhört. Da lässt sich ja nicht mal ein iPhone 6 finanzieren. Aldi Talk mit 1,25 GB und 300 Minuten Telefon im Monat gibt es für 8€. Nochmals 3€ und es gibt 2,5 GB. Nutze ich selbst.

Putzen der eigenen Unterkunft wird mit 80 Cent die Stunde honoriert. Zum einen ist Putzen nichts ehrenrühriges und zum anderen bekomme ich für das Putzen meiner Wohnung, meines Hauses, 0 Cent. Wenn ich es nicht selber machen möchte, muß ich dafür bezahlen. Ist das bei Ihnen anders? Warum schreiben Sie nicht mal über Unterkünfte, die vor 1-2 Jahren mit sehr viel Steuergeld errichtet, saniert und neu ausgestattet wurden, und die heute in einem Zustand sind, als würde schon seit 10 oder 15 Jahren darin gewohnt. Das gilt natürlich nicht für alle Unterkünfte. Aber so wie Sie Bamberg ausgegraben haben, finden Sie auch für die andere These Beispiel finden. In diesem Zusammenhang, Windeln im Spülbecken auswaschen und dann liegen lassen, wie Sie es beschrieben haben, geht überhaupt nicht. Welchen Anspruch kann jemand stellen, der nicht bereit ist, elementare Gepflogenheiten und Regeln des Zusammenlebens zu akzeptieren und zu befolgen? – Dietmar Baier


Leserbrief zu „Kurz oder Macron” von Matthias Krupa

Es ist doch letztlich egal ob Kurz die Wahl mit Stimmenklau bei der FPÖ gewonnen hat oder nicht. Hauptsache er hat gewonnen. Er hat sich halt die Stimmen woanders geholt. Klar ist doch anders als in D: man kann mit dem gleichen Programm wie eines Konkurrenten gewinnen. Das haben CDU/CSU eben nicht gemacht, sie hatten Angst die Bürger ernst zu nehmen. Das hat sich in Sachsen bitterst gerächt. Nachdem ich als dt. Urlauber den Präsi-Wahlkampf hautnah miterlebt hatte, freut es mich sakrisch daß dem (verfassungsgem.schwachen) grünen Bundespräsidenten jetzt eine starke bürgerliche Regierung als Hauptgewicht entgegensteht. Das ist noch viel wichtiger als ein FPÖ-Präsi. Was ich nicht verstehe ist daß bei der Kandidatur von Hofer viel mehr linker Protest kam als jetzt nach der NR-Wahl. Ich freue mich daß Österreich jetzt in der Flüchtlingsfrage uns Deutschen voraus sein wird, was die Nähe zum Volk angeht. – Steffen Schmid


Leserbrief zu „Todesursache Diesel“ von Susan Djahangard

„Das Gas ist ein Vorprodukt von Ozon und Feinstaub und…“ Das ist mir nicht so recht klar. Feinstaub besteht in meiner Wahrnehmung aus feinsten Partikeln, also kleinen Festkörpern. Wie aber soll aus einem Gas („Vorprodukt“) unter normalen Bedingungen ein Festkörper entstehen? – D. Schuster


Leserbrief zum Titelthema „100 Jahre Kommunismus“

Wunderbar. Besonders die Seite 23 „Geschichte“. Und dann der Kulturschock. Eine Seite später. Die unsägliche Seite „Fußball“. „Das Geheimnis der Roten Hosen.“ Was für eine Verschwendung. Was für eine intellektuelle Zumutung. Und die Unterschrift unter der Überschrift: „..vernünftig denkender Mensch…“ Kein Mensch ist vernünftig. Was soll dieser Unsinn? Werfen Sie endlich dieses „Buch“ aus Ihrer Zeitung raus. Für wen schreiben Sie eigentlich? Bringen Sie stattdessen Berichte aus Europa, Asien, Bundesländer, woher auch immer. Alles ist besser als das. Hartmut van Meegen aus Saarbrücken. P.S. Die Stadt Saarbrücken ist seit Jahrzehnten unter div. SPD-Bürgermeister/in pleite und muss sich alle Ausgaben vom Innenministerium genehmigen lassen. Sie investiert € 100.000.000.00 in ein neues Stadion für einen Fußballverein, der in der Regionalliga spielt. Aber eine Schülerkarte für den ÖPNV kostet pro Kind € 85,00 monatlich. Natürlich nur von Mo bis Sa. Noch Fragen? Danke. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Macrons großer Moment“ von Thomas Assheuer

Wenn das alles so einfach wär. Es môgen große Visionen von Macron sein. Nur die meisten EU-Staaten werden den Teufel tun ihn zu Folgen. Das alles Entscheidende sind die Flüchtlinge und die daraus resultierende Integration. Das wird nach wie vor von den Politikern vollkommen unterschätzt. Von den Medien will ich erst gar nicht sprechen.  Besonders die arabischen Bürger sind von der Politik verhätschelt worden. In Anbetracht dieser Tatsache wissen diese Menschen sehr genau, daß sie in Deutschland sehr selbstbewusst und kriminell auftreten können, um den einheimischen Bürgern das Leben schwer machen. Weil das nach wie vor von der Politik gedeckt wird. Das wäre eine Aufgabe für Macron gewesen, das zu ändern oder zumindest zu fordern. Indem man zunächst die Gesetzeslage ändert.

Köln war doch nur die Spitze eines Eisbergs. Auch Frankreich kann ein Lied davon singen. Die ausufernden und kriminellen Zustände der Nordafrikanischen Bevölkerung, besonders aus Algerien, gehören seit Jahrzehnten zum Alltag der Franzosen. Wir könnten all die Rechten, damit meine ich nicht die Konservativen, vergessen, wenn die Politik massiv dagegen angesteuert hätte. Aber die Gesetzeslage gibt es anscheinend nicht her. Jetzt steht die Sicherheitslage ganz oben, wie de Maizière diese Tage sagte. Schon wieder ein falscher Ansatz. Wir stehen kurz vor einem Polizeistaat. Damit übertrifft er noch die AfD. Das wird in ganz Europa die Menschen auf die Palme bringen.  Ehe also Macron seine Visionen umsetzt, sollte er erstmal die Einheimischen Bürger von dieser Last befreien. Dann kann er meinetwegen an das Große Eingemachte gehen. Wenn das wieder ungehört bleibt, dann stehen den Rechten Tür und Tor offen.  Der vernünftigste Politiker den ich zur Zeit erkenne, ist der angehende Kanzler in Österreich Sebastian Kurz. Der genau das, was ich beschrieben habe, erkannt hat. Für das Monatsmagazin „Cicdero“ kann er sogar übers Wasser laufen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Ausgerechnet Hamburg?“ von Jeannette Otto und Martin Spiewak

Mein Wohnort befindet sich in NRW. Hier sind die Schulen fast durchgehend grottenschlecht. Sie erwähnen kurz die Bayern, die schneiten neben Sachsen seit Jahren am besten ab. Und nicht nur auf diesem Gebiet, sondern in allen anderen Feldern auch. Ob wirtschaftlich oder sozial (die geringsten Arbeitslosenzahlen, die niedrigste Kriminalität, die wenigsten Schulden, die besten Universitäten, die gut geführten Kindergärten und die erfolgreichen zukunftsweisenden Firmen.) Die schlechtesten Ergebnisse sind die Bundesländer, die von den Sozialdemokraten geführt werden. Das ist Fakt. Wenn die Journalisten doch nicht immer die Politik mit ins Spiel bringen würden, dann wären sie glaubwürdiger. Es gibt wenige Journalisten, die diese Tatsache auch zu Papier bringen. Mit der Wahrheit sind sie nicht gerade gesegnet. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Willkommen hinterm Stacheldraht” von Caterina Lobenstein

Die Umstände in Flüchtlingsunterkünften wie in Bamberg erfüllen mich mit Scham, Ekel und Wut. Wie erkläre ich meinen Kindern, dass in unserem reichen Land mit seinen behaupteten christlichen Werten und seiner jüngeren Geschichte rechte Politik die Möglichkeit hat, sich ihre Argumente auf diese Art heranzuziehen: Lager werden eingerichtet, die Menschen sehenden Auges in die gesellschaftliche Isolation, Kriminalität und Depression treiben, um über kurz oder lang „Beweise“ zu sammeln, um Mehrheiten für eine regide Flüchtlings-/Ausländerpolitik zu erreichen …..grauenhaft. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Willkommen hinterm Stacheldraht” von Caterina Lobenstein

Danke für Ihren Artikel, der mich sehr schockiert hat. Die Integrationswirkung der dezentralen Unterbringung ist enorm. Die Lager werden alle die Angst erzeugenden Effekte haben und sind menschenunwürdig. Wir sind an einem Scheideweg, mit einer möglichen Gesetzesinitiative zu einer Ausweitung dieser Lager und müssen dagegen sprechen. Danke, dass Sie das Wort ergriffen haben. Bitte berichten Sie mehr. – Sabine Bhanot


Leserbrief zu „Willkommen hinterm Stacheldraht” von Caterina Lobenstein

Wer solche Zustände wie im „Lager“ in Bamberg nicht nur zulässt, sondern auch noch forcieren will, trägt die Schuld an den Folgen wie fehlende Integration, zunehmende Kriminalität und die daraus resultierende wachsende Fremdenfeindlichkeit. Anstatt solche Probleme zu vermeiden, verstärken die CDU und CSU sie. Das ist inhuman und vor allem niederträchtig. – Christian Jöricke


Leserbrief zu „Ausgerechnet Hamburg?“ von Jeannette Otto und Martin Spiewak

Die Landeshauptstadt Stuttgart mit ihrer hervorragenden Wirtschaftskraft und prall gefüllten Kassen muss sich nicht wundern, dass sie auf den hinteren Plätzen landet: Auf meine Nachfrage, wie viele Förderstunden es denn im folgenden Schuljahr gäbe, war die eindeutige Antwort der Lehrerin: Null! In der dritten Klasse der Grundschule meines Sohnes sprechen 7 von 24 Kindern nur schlecht Deutsch und haben daher erhebliche Schwierigkeiten mit dem Lesen und der Rechtschreibung (keine Flüchtlingskinder, „nur normale“ Migranten). Förderung? Null. Im benachbarten Stadtteil ist die Schule zu klein für die vielen Schüler, noch nicht einmal die Container für die zusätzlich nötigen Klassenräume konnten rechtzeitig beschafft werden. Die Schüler werden im Bürgersaal unterrichtet und müssen dann alleine zurück zur Schule laufen zur Nachmittagsbetreuung. Eine Mutter erhielt mittags einen Anruf, dass ihr Kind leider nicht angekommen sei, ob sie mal suchen könne, man habe leider zu wenig Personal.

Es fehlt schlichtweg an Personal und Raum für vernünftigen Unterricht und Betreuung. Das Gerede von „mehr Geld für die Bildung“ kann ich nicht mehr hören, ber Digitalisierung und Tablets brauchen wir gar nicht erst reden! Im Moment sind zwar neue Stellen bewilligt und ausgeschrieben, es gibt aber leider keine Bewerber – der Arbeitsmarkt ist leergefegt, die Bauwirtschaft so ausgelastet, dass es so bald auch keine Abhilfe geben wird. Gerne dürfen Sie auch mal einen Bericht über die Lage an den Hochschulen schreiben. Unser Neubau hat sich in der Fertigstellung um 2 Jahre verzögert, irgendwann sind wir aus Verzweiflung einfach in den unfertigen Bau eingezogen.

Es fehlt die komplette die Akustik und der Blendschutz. Der Brandschutz erlaubt es uns nicht, Pläne an die Wände zu hängen – und das in einer Architekturfakultät! Die Werkstätten sind aufgrund von Problemen mit der Elektrik nur eingeschränkt funktionsfähig, die Eingangstüranlage ist nicht betriebsbereit. So kommt es häufiger vor, dass man in das Gebäude gar nicht hereinkommt. Ein Neubau, in den man nicht reinkommt mit Vorlesungsräumen, in denen man die Projektion nicht sehen und den Lehrenden nicht verstehen kann. Der Grund: ein unterbesetztes Uni-Hochbauamt, das leider keine Zeit und auch kein Geld hat, die Mängel zu beheben! So sieht die Bildungslandschaft aktuell aus! – Christine Kappei


Leserbrief zu „Willkommen hinterm Stacheldraht” von Caterina Lobenstein

Mit diesem Artikel erreicht für mich der Begriff „Fremdschämen“, eine neue Dimension. Warum dieser jedoch im Wirtschaftsteil plaziert wurde, erschließt sich mir aber nicht. – Ferdinand Gruß


Leserbrief zu „Im Westen was Neues” von Jörg Lau und Bernd Ulrich

Ich möchte mich für den brillant formulierten und inhaltlich überzeugenden Beitrag von Jörg Lau und Bern Ulrich bedanken. Es war u.a. wohltuend, dass der Begriff “Deutsch-amerikanische Freundschaft” darin nicht vorkam. Insbesondere im Kontext von politischen und wirtschaftlichen Beziehungen mit den USA ist dieser von den sogenannten Atlantikern  häufig verwendete Terminus ein unangebrachter Euphemismus. Aus eigener Erfahrung im Geschäftsleben weiß ich, dass man sich in “God’s own Country” so lange gefühlsduselig als “best friend” fühlen darf, wie man für nützlich oder gewinnbringend erachtet wird. Sobald diese Beurteilung nicht mehr zutrifft, wird man eiskalt abserviert. – Sven Herfurth


Leserbrief zu „Ein Gift mit Zukunft…“ von Christiane Grefe

Zu Glyphosat/Roundup wurden am 17. 10. um 20:15 auf ARTE u.a. auch Monsanto-Daten zu Krebs in verschiedenen Organen gezeigt. Dem aufmerksamen Autofahren fällt auf, dass immer seltener Insekten und Falter auf der Windschutzscheibe landen. Wo sind sie geblieben? Unkrautvernichtungsmittel berauben sie essentieller Bereiche ihrer Nahrungsquellen und Lebensstandorte. Mit dem drastischen Schwund an Insekten, Faltern, Schmetterlingen, auch Unkrautsämereien, wird vielen Kleinvögeln (Meisen, Drosseln, Finken) die Grundnahrung entzogen; größere Gefiederte wie Amseln, Elstern, Krähen, Tauben bevorzugen andere Kost und nehmen überhand.

Ein Giftbeispiel: Der Innenhof einer Arbeitsstätte dient tags als Parkplatz, abends hat eine silbern glänzende Weimaraner Hündin dort freien Auslauf, knabbert auch mal an zwischen dem Kopfsteinpflaster sprießendem Gras, Klatschmohn, Kornblumen uä. Gelegentlich fiel die Hündin durch stumpfes Fell, Apathie, Verdauungsprobleme auf, der Tierarzt fand  außer schlechten Leber-/Laborwerten keine Ursache. Irgendwann merkte ein Mitarbeiter dass die Hündin immer dann schlecht aussah wenn Tage vorher das Unkraut im Innenhof gründlich mit Sprühmittel bearbeitet wurde. Rückfrage ergab dass es sich um Roundup handelt, zur schnelleren Sichtbarkeit der Wirkung gar um 1/10 weniger verdünnt als auf dem Kanister angegeben! Der Warnhinweis „darf nicht in die Kanalisation gelangen“ (zB bei Regen) wurde ebenfalls ignoriert. Mit dem gleichen Herbizid werden auch die Ritzen der Bodenplatten auf der für Feiern gerne genutzten Dachterrasse besprüht. Wohl dem der sein am Boden krabbelndes Kleinkinder besser zuhause lässt. R. K.


Leserbrief zur Grafik „Nordkorea“ von Marco Hernandez et al.

Die Grafikseite Nordkorea war sehr instruktiv und interessant. Glücklicherweise befindet sich in der Grafik „Reichweite“ ein gravierender Fehler der Nordkoreaner in der Schussrichtung ihrer Rakete, die die Westküste der USA erreichen soll. Sie wird in den Pazifik fallen. Die Küste Amerikas liegt von Nordkorea aus zwischen den Richtungen etwa Nordost (Seattle) und etwa Ostnordost (San Diego) und nicht wie von den Nordkoreanern angenommen irgendwo südlich der Ostrichtung. – Dietrich Enss


Leserbrief zum Titelthema „100 Jahre Kommunismus“

War da mal eine Gute Idee? Die Idee war vielleicht gut, nur die Umsetzung war falsch! Alle Ideen sind falsch, wenn die Menschen dabei vergessen werden. Im Nachhinein müsste man jetzt endlich wissen, was letztendlich „gut“ oder „falsch“ war. Seit mehr als 25 Jahren ist der Kommunismus auf dem Boden Europas „untergegangen“, Millionen Menschen haben sich dessen entledigt, und bei uns gibt es noch immer „fehlgeleitete Geister“, die „glauben“ einen noch besseren Kommunismus errichten zu können. (Nein, danke! Ich habe fast 30 Jahre Kommunismus erlebt, ich will ihn hier nicht weiter empfehlen!)   Hat der Kommunismus nicht genug Not und Elend – und das verteilt auf der ganzen Welt – gebracht? Was sollte an der Idee gut gewesen sein? Ich möchte nur an die Millionen Toten erinnern, die ihr Leben nur deswegen lassen mussten, weil sie mit dem „glücklichen Kommunismus“ nicht einverstanden waren.

Allein in den 20 Jahren nach der „großen Oktoberrevolution“ hatte das totalitäre kommunistische Regime 20 Millionen Tote zu verzeichnen, und nach dem Zweiten Weltkrieg noch einmal 10 Millionen. Vergleicht man das mit den über 40 Millionen Toten – verursacht durch das totalitäre Regime der NSDAP – während des Zweiten Weltkrieges, so kann man feststellen, dass die „Totalitären“ gar nicht so weit auseinanderliegen. Zieht man hingegen auch noch das kommunistischen China hinzu, so dreht sich das Verhältnis um.   Es gibt also keinen Grund über eine „gute Idee“ zu jubeln. Allerdings an die Gräueltaten aller – die rechts- und linksterroristischen Regierungen – zu erinnern sollte man nie vergessen. Man sollte auch nie vergessen, dass die Situation vor dem Fall der Mauer in den westlichen Medien wahrheitsgetreuer dargestellt wurde. Ein Umstand, den es heute nicht mehr gibt. – Franz Balzer


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Jede Woche erheitert uns diese Kolumne aufs Neue .. doch seit der Ausgabe vom 19.10.2017 sind wir total beruhigt: Larissa benutzt offensichtlich regelmässig Toilettenpapier und möchte das Ihrem Liebsten auf Ihre ganz eigene Art und Weise mitteilen. Nur so konnten wir uns die auf Seite 77 blütendweiß-strahlende Baumwollunterhose erklären. Wir haben uns dann allerdings gefragt, wie Thomas‘ Unterhose wohl so aussieht und sind schon gespannt auf nächste Woche. Was hat diese Beziehung doch für einen Tiefgang! Herrlich wie man aus Nix oa G‘schiss machen kann. – Dunja Fiege


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Die Rubrik „Fernbeziehung“ von Larissa und Thomas ist wirklich inspirierend. Besonders anregend fanden wir das Foto von Larissa auf Seite 77 des letzten Magazines. Wir sind beide sehr treue Leser der ZEIT und dabei schauspielerisch wenig begabt. Aber dieses Foto hat uns zu einem kleinen Stegreif-Drama inspiriert.

Sie (LAUTSTARK): Möchten wir so etwas in einem Magazin lesen?

Er (LAUTSTARK): Nein, so etwas möchten wir nicht in einem Magazin lesen!

Nach einigen Aufführungen ging es uns beiden bereits sehr viel besser. Vielen Dank für diese Anregungen! – Wibke Oppermann + Klaus Schell


Leserbrief zu „Was bleibt vom linken Traum?“ von Milo Rau et al.

Für Ihre Beiträge zur Ehrenrettung des Begriffs „Kommunismus“ und Ihren Ausblick auf die Realisierbarkeit eines demokratischen Sozialismus, der seinen Namen verdient, bin ich äußerst dankbar. Die Bezeichnung „Kommunismus“ ist von vielen Staatsführern genutzt worden, deren Gemeinwesen mit der humanistischen Utopie von Marx/Engels nicht das Geringste zu tun hat. Ebenso hat sich im Sprachgebrauch der Historiker und Politologen eine völlig undifferenzierte, sachlich verfehlte Etikettierung solcher Staaten breit gemacht. Die tief verwurzelte Abneigung gegen „kommunistische“ oder „realsozialistische“ Staaten hat allerdings auch tief liegende Gründe. Die Idealmodelle einer versöhnten, gerechten Gesellschaft seit der Zeit des Frühchristentums haben zwei Pferdefüße: Erstens die illusionäre Hoffnung auf eine zeitnahe Erlösung, sei es durch die Wiederkehr Christi im Jüngsten Gericht bei den antiken Christen, sei es in der automatischen Humanisierung des sozialen Lebens nach einer Vergesellschaftung der Produktivkräfte. Zweiter Pferdefuß: die Eigendynamik der Organisation einer gesellschaftlichen Utopie.

Als sich die Nachfolge Christi im Frühchristentum zu einer irdischen Selbstorganisation genötigt sah, entwickelte sich schnell Hierarchie, Herrschaft und Machtbehauptung in ideologischer und gewaltsamer Form. „Revolutionierte“ oder „befreite“ Staaten im Sinne des „Wohlfahrts“ausschusses eine Robespierre oder des Marxismus-Leninismus haben lediglich auf die Metaphysik verzichtet, ansonsten auf keine diktatorische Schandtat. Ein wirklich demokratischer Sozialismus muss gewaltfrei durch politische Überzeugung realisiert werden und demokratisch kontrolliert sein. Im globalen Maßstab scheint dies noch sehr illusorisch. Aber auch auf nationaler Ebene steht der vernünftigen Theorie die irrationale Praxis der Demagogen, Rassisten und Chauvinisten gegenüber. Dabei geht die Eigentümermacht zur Sicherung ihres ökonomischen und politischen Einflusses nicht immer so dummdreist vor, wie es sich Donald Trump erlauben kann. Das Dictum des Staatsphilosophen Hegel gilt noch immer: „Wenn die Theorie nicht mit den Tatsachen übereinstimmt, umso schlimmer für die Tatsachen.“ – Viktor Rintelen


Leserbrief zu „Spiel um alles” von Christof Siemes

Aus Ihren Ausführungen geht hervor, dass Sie es für ungerecht halten, dass Frauen immer noch weniger Geld bei Tennisturnieren erhalten. Leider kann ich diese, auch von vielen Anderen geteilt Meinung nicht nachvollziehen. Es hat doch aus meiner Sicht klare Gründe für eine ungleiche Bezahlung, nämlich zwei, die miteinander verknüpft sind:

  • Es sollte doch allen bekannt sein, dass bis auf das Finale bei der US Open Frauen nur auf zwei Gewinnsätze spielen und Männer auf drei. Sollte „man“ nicht für eine größere Leistung auch ein größeres Entgelt erhalten? Ich meine schon. Es wird leider – wie so oft – Ungleiches versucht gleich zu behandeln.
  • Aber noch viel wichtiger ist, dass durch die längere Spielzeit mit im Durchschnitt wahrscheinlich 50% mehr Satzpausen deutlich höhere Werbeeinnahmen (über damit rd. 50 % mehr Werbezeit) generiert werden können. Dabei möchte ich noch nicht einmal das „Fass“ aufmachen, dass die Einschaltquoten bei Männerspielen höher sind als bei Frauen-Matches. Dies führt nämlich auch noch einmal zu höheren Werbeeinnahmen. Darum erhalten z.B. auch die Fussballnationalmannschaft der Männer höhere Prämien, da die Einnahmen auch ein Vielfaches der für Spiele bzw. der Werbemaßnahmen der Frauen entspricht.

Wieso sollen die Männer also für mehr Leistung sowie höheren Einnahmen für die Turnierveranstalter nicht mehr Geld erhalten. Ich zumindest halte dies für sachgerecht. Dies würde ich anders sehen z.B. für die Frage der Prämien für Marathonläufer/innen, da die gleiche Leistung erfolgt und bei der gleichen Veranstaltung keine unterschiedliche Zuordnung von Werbeeinnahmen erfolgen kann. Ich kann leider nicht mehr verstehen, warum bei der Frage des Entgeltunterschiedes zwischen Männer und Frauen, nicht nur beim Tennis, nicht mehr sachlich und differenziert argumentiert wird. Unabhängig davon, dass es mitunter doch etwas gewöhnungsbedürftig ist, wenn hier für die Millionenprämien für Tennisspitzenspielerinnen (ähnlich das Jammern einer Schauspielerin wie Jennifer Lawrence) „gekämpft“ wird, statt sich für die wirklich Bedürftigen einzusetzen. Und dies sind sicherlich nicht Aufsichtsratsvorsitzende. – Jens Kruse


Leserbrief zu „Ein Gift mit Zukunft…“ von Christiane Grefe

In dem Artikel wurden zwei wichtige Fakten übersehen:

a) Die vermeintliche Diskrepanz bei der Risikobewertung (krebserregend oder nicht?) kommt nicht zuletzt daher, dass zwei unterschiedliche Stoffe bewertet wurden, zum einen Glyphosat als Reinstoff (Europäische Behörde) und die Brühe, die man dann tatsächlich auf den Acker streut (IARC). Letztere wurde als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft, wenn dem so ist, kann das aber durchaus von verschiedenen Zusätzen herrühren, die man dem Glyphosat so beimischt — vor allem Benetzungsmittel, die dazu dienen dass die Lösung von der Pflanze aufgesogen wird und nicht auf die Erde tropft.

b) Da gentechnisch veränderte Pflanzen in Deutschland keine Rolle spielen, kann man Glyphosat als Unkrautvernichter hier nur sehr eingeschränkt einsetzen, nämlich vor der Aussaat. Man sollte wissen, dass es aber auch in grossen Mengen kurz vor der Ernte auf das Getreide gestreut wird, damit es stirbt (vertrocknet) und die Ernte einfacher wird. Vermutlich führt dieser erntenahe massive Einsatz von Glyphosat zu viel höheren Rückständen in der Nahrung als die Anwendung als Unkrautvernichtungsmittel vor der Aussaat. Viel wäre gewonnen, wenn zumindest Glyphosat als „Erntehilfe“ verboten würde. – Christoph van Wüllen


Leserbrief zu „Zur Sonne, zur Freizeit“ von Mark Schieritz

Kann man tatsächlich aus der Reduzierung des Anteils der Löhne/Gehälter am gesamten Volkseinkommen ableiten, dass die Löhne zu niedrig sind? Ich halte so eine monokausale Erklärung für eine so „grobe“ volkswirtschaftliche Kennzahl für sehr problematisch, so wie ich allgemein die Ableitung von Aussagen aus statistischen Zahlen auf einer so hohen Ebene sehr mit Vorsicht betrachte. Dies ist aus meiner Sicht z.B. auch mit einer Kennzahl, die ebenfalls immer wieder von der Gewerkschaft für Forderungen nach Gehaltserhöhungen genutzt wird, der sog. Produktivität. Ich bezweifle, dass die Anzahl produzierter Autos bei VW pro Mitarbeiter tatsächlich in den letzten Jahren angestiegen ist, weil die Arbeitnehmer besser/mehr gearbeitet haben. Ich gehe davon aus, dass dieser Anstieg der Arbeitsproduktivität der Automatisierung bzw. besserer Arbeitsorganisation sowie der deutlichen erhöhten Vorproduktion von vielen Teilen bzw. ganzen Autoteilbereiche im Ausland bzw. durch Werkvertrag-Dienstleister (natürlich zu niedrigeren Löhnen) geschuldet ist. So konnten die VW-Mitarbeiter extrem hohe Löhne (auf Kosten anderer) durchsetzen.

Kann es nicht auch möglich sein, dass die Verschiebung des Anteils von Einkommensarten am Volkseinkommen auf Grund zu hoher Arbeitseinkommen zustande gekommen sind? In manchen Bereichen der Industrie stehen Arbeit und der Einsatz von Maschinen (und damit dem Einkommen für den Investor bzw. Kreditgeber) in einem Konkurrenzverhältnis. Als Wirtschaftsprüfer sehe ich immer wieder, dass gerade Arbeitnehmer in den unteren Lohngruppen durch „Rationalisierung“ (blödes Wort) ihren Arbeitsplatz verloren haben. Zum Beispiel fallen viele Arbeitsplätze im Logistikbereich/Lagerwesen durch die Einführung hoch automatisierter Lagersysteme, die noch dazu 24 Stunden einsetzbar sind, kaum noch Fehler bei der Bestückung von Lieferungen aufweisen, ersetzt werden. Ich bin mir nicht sicher, ob durch die Erhöhung der Löhne in diesem Bereich um 6% sowie der Einführung des Rechts auf eine 28-Stunden-Woche (und der sicheren Rückkehr zur Vollzeit) solche Arbeitsplätze sicherer werden.

Treffen wird es – wie in der Vergangenheit – die Arbeitnehmer im unteren Bereich, einfache Tätigkeiten (die leicht durch Automatisierung ersetzt werden können). Vorteile wird der Ingenieur bei Siemens oder Daimler und der sehr qualifizierte Facharbeiter haben. Personen, die auch jetzt schon gut verdienen. Ziel sollte es aber sein, die tatsächlich durch nicht ausreichende Löhne Benachteiligten (z.B. im Dienstleistungssektor) besser zu stellen. Da hilft aber nach meiner Kenntnis aber nur ein Möglichkeit: Die Kunden müssen einfach mehr für Dienstleistungen bezahlen, egal ob es sich um das Haare schneiden, den Lieferverkehr oder die Pflegedienstleistung handelt! Bei Industrietätigkeiten, die im internationalen Wettbewerb stehen wird dies schon etwas schwieriger. Am Ende hilft hier nur Qualifizierung, da einfache Tätigkeiten, auch in Zeiten der Digitalisierung, ersetzt oder ausgelagert werden. Dies wird aber immer zu einer Reduzierung des Lohnanteils (in Deutschland) führen! – Jens Kruse


Leserbrief zu „Ausgerechnet Hamburg?“ von Jeannette Otto und Martin Spiewak

„Die im Dunkeln zählt man nicht …“ Jeanette Otto und Martin Spiewak haben einen Beitrag veröffentlich, der zutiefst irritiert. In einer für die ZEIT ungewöhnlich deutlich erkennbaren Undifferenziertheit wird ein Lobeslied auf die Hamburger Bildungspolitik gesungen. Man könnte meinen, dass es sich eher um eine öffentlichkeitswirksame Pressemittteilung der Bildungsbehörde, als um einen ernstgemeinten, kritischen und gut recherchierten Artikel zum Stand der Hamburger Schulentwicklung handelt. Bevor ich auf ironische Weise dem Lobeslied noch ein paar weitere Strophe (bzw. Zahlen) anhängen werde, möchte ich die Autoren auf einen aktuelleren Stand zum Thema Schulentwicklung, Inklusion und Bildungsmonitoring bringen, um damit einige Leerstellen ihrer Recherche zu schließen. Im Zusammenhang mit einer angeblichen Qualitätsentwicklung im Bildungsbereich durch quantitative Leistungserhebungen und Bildungsmonitoring, gibt es schon seit Jahren deutlichen Widerspruch von wissenschaftlicher Seite (bsp. Ahrbeck u.a 2016; Brügelmann 2015):  –     wie fragwürdig und manipulierbar die Ergebnisse ‚flächendeckender Leistungsmessungen‘ sind und waren, wurde vor einem halben Jahr interessanterweise höchstpersönlich von Herrn Rabe selbst vorgeführt (vgl. Zeit/Nr. 14, 2017), indem er die katastrophalen Ergebnisse der Mathematik-Vorabiturklausur schlicht um eine Note nach oben angehoben hat.

Damit hat er eindrucksvoll bewiesen, dass es allemal einfacher ist an den Qualitätsindikatoren selbst zu schrauben, als an dem, wofür sie eigentlich stehen sollten (vgl. Reiser 2013).  –     unter dem Stichwort Ökonomisierung im Bildungssystem werden schon lange kritische Positionierungen diskutiert, welche dem Autorenteam in ihrem Beitrag offensichtlich völlig fremd sind. Sämtliche Marktlogiken erfüllt Hamburg in vortrefflicher Weise. Merkmale wie Technologisierung des Sozialen, Wettbewerb, Quasi-Märkte und Selbstverantwortung spiegeln sich, inklusive negativer Nebeneffekte, im Hamburger Schulsystem mittlerweile wider. Nur, und vielleicht ist das die ernüchternde Erkenntnis, treffen sie besonders hart die ohnehin schon Benachteiligten, die Bildungsverlierer, die Migranten und die Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf. Nun jedoch wieder zurück zu den Zahlen. Es bräuchte im Grunde gar kein teures Bildungsmonitoring um zu zeigen, wie erfolgreich das Hamburger Schulsystem seit Jahren arbeitet. Allein der Blick auf die Zahl der Schulabgänger, die die Schule am Ende mit einer Hochschulreife verlassen, macht deutlich wie leistungsstark und vor allem schlau Hamburger Jugendliche im Vergleich zu Jugendlichen aus allen anderen Bundesländern (auch Bayern und Sachsen werden hier locker in die Tasche gerechnet) sind. 2014 lag der Anteil der Abiturienten mit mehr als 55% um etwa 20 Prozentpunkte über dem Bundesschnitt (vgl. KMK 2016).

Da „wundert“ es nun wirklich nicht, dass bildungsbewusste Eltern aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein lieber ihre Kinder in Hamburger Schulen anmelden, als in ihrem eigentlichen Bundesland. Und weil wir gerade bei den Eltern sind, lohnt sich auch – quasi als Beweis für die allumfassende Leistungsfähigkeit des Hamburger Schulsystems – ein genauerer Blick auf die Entwicklung des im Artikel genannten Sozialindex KESS für Hamburg. Dieser, der ja in erster Linie die soziale Herkunft, also das Elternhaus und dessen bildungsrelevanten Ressourcen widerspiegelt, wurde vor Kurzem neu berechnet. Auch hier zeigen die aktuellen Ergebnisse eine wundersame Wende. Die Anzahl der Schulen in Hamburg mit dem höchsten (KESS 6) und zweithöchsten (KESS 5) Faktor hat sich im Vergleich zur vorherigen Messung fast verdoppelt! Der Schluss, dass das Schulsystem also auch für die Verbesserung der sozialen Herkunftssituation der Eltern verantwortlich ist, wäre in der Rhetorik von Otto/Spiewak sicherlich legitim. Das Bittere ist jedoch, dass sich parallel dazu auch die Zahlen der Schulen mit dem niedrigsten und zweitniedrigsten KESS-Index verdoppelt haben.

Die Spaltung der Stadt geht offensichtlich weiter voran. Dass Schulen und Schulsysteme mit ihren Marktlogiken hier maßgeblich mitverantwortlich gemacht werden können, scheint unter die journalistische Verschwiegenheit zu fallen und lädt ein zu Spekulationen. Hinzu kommt, dass die Zahl der Schulabgänger mit höchstens einem ersten Schulabschluss weiterhin stabil um die 20% liegt und damit werden diese Jugendlichen durch die Abschlussinflation noch stärker benachteiligt. Man könnte fragen ob diese Zahlen wirklich für ein erfolgreiches oder integratives Schulsystem sprechen. Man könnte es aber auch sein lassen und schlicht diese gefährdete und benachteiligte Gruppe von Jugendlichen einfach aus der Statistik und allen Erhebungen streichen. „Die im Dunkeln zählt man nicht …“: das ist diskriminierende Statistik und alles andere als eine inklusive Haltung. Und wer darüber einseitig positiv und unkritisch berichtet, macht sich mitverantwortlich! – Jochen Liesebach