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Barcelona (1)

Barcelona, der kulinarische Hexenkessel!
Mich zieht die Katalanische Metropole geradezu magnetisch an. Seit mich ein Freund beim ersten Besuch vor einigen Jahren mit dem Barcelona-Virus infiziert hat, muss ich jedes Jahr einmal hin.

Der erste Weg führt mich in die Boqueria, eine alte Markthalle mitten in der Altstadt, wo es alles gibt, was das Koch-Herz höher schlagen lässt. Alle Viktualien sind ansprechend, sauber, geradezu verführerisch präsentiert. Die Fotos zeigen einen Innereienstand mit 4! Verkäuferinnen – wo gibts das nördlich der Alpen?
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Und einen Stand mit Bacalao, dem gesalzenen, getrockneten Stockfisch.

Aber zuerst gehe ich zu „El Quim“ mitten in der Boqueria, einem kleinen Stand mit allen köstlichen Spezialitäten zum sofort verspeisen.

Das ist die richtige Einstimmung auf die folgenden Tage…später mehr!

 

Palermo

Es ist ja fast unheimlich, und ein schlechtes Gewissen habe ich auch. Für den Betrag einer Taxifahrt kann man mit Hapag-Loyd in der Gegend herumfliegen. Trotzdem, so gelangte ich über Weihnachten nach Palermo.

Eine ganz besondere Stadt mit jeder Menge Kultur. Mir blieb aber etwas anderes, ganz besonders haften. Die Stadt wirkt ausgeblutet, teilweise maroder als Havanna und das will was heißen.

Schnitt: Ich sitze in einem guten Restaurant in der Nähe des Eingangs. Plötzlich zieht es als wäre der Tod eingetreten. Zwei Figuren stehen in der Türe, trotz später Nacht mit Sonnenbrille und sehen sich gelangweilt um. Der Wirt stürzt zu den beiden, die wirklich aussehen wie man sich Mafiakiller vorstellt. Die Typen gehen wieder, und der Wirt, nun im Mantel, verlässt auch das Lokal, in der Hand einen Briefumschlag.

Schnitt: Zwei Palermitaner, wollten gemeinsam eine Kneipe eröffnen. Dann plötzlich stellte sich die Frage: „Sicherlich werden wir Schutzgeld (pizzo) bezahlen müssen?!“ Darauf hatten sie keine Lust, die Kneipe wurde nie eröffnet.

Aber sie gründeten eine Bewegung gegen die Schutzgelderpressung durch die Mafia. Ca. 80% aller Händler in Palermo bezahlen Schutzgeld.
Mittlerweile verteilt die Organisation eine Art Qualitätssiegel an Händler, welche kein Schutzgeld bezahlen. Die Idee ist, die Händler, welche sich erpressen lassen, zu boykottieren, um der Mafia den Geldhahn abzudrehen und die Händler dazu zu bewegen, keine Schutzgelder mehr zu bezahlen.

Wer sich weitergehend informieren möchte, kann dies unter www.addiopizzo.org tun. Man muss allerdings des Italienischen mächtig sein.

Schnitt: Auf der Fahrt zum Flughafen komme ich an einem Denkmal für Giovanni Falcone und Paolo Borsellino vorbei. Der Flughafen ist auch nach diesem Staatsanwalt und dem Richter benannt, die 1992 Mafiabomben zum Opfer fielen.

In letzter Zeit wird wenig gemordet. Die Ruhe täuscht, unter Berlusconi fühlt sich die Mafia geradezu wohl, wächst und gedeiht. Puh, da ist man froh, seine Kneipe in Deutschland betreiben zu dürfen.

 

Nektar in München

Du willst sehen und gesehen werden. Willst kein bloßer Zuseher sein. Sondern Teil einer pulsierenden Energie die nur mit Dir aus sich heraus existiert. In einer Welt die die Schönheit Deiner Seele durch Deine Augen schickt. Bist Du verbunden mit dem Ganzen als Teil dieser Welt? Let yourself go / Nektar.

Am Sonntag waren wir endlich mal dort – es war ein perfekter Abend, den wir mit Sicherheit nicht vergessen werden. Das Essen, der Wein, die Performance, die Atmosphäre, die Leute – es hat einfach alles gestimmt.
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Nektar in München

 

Zungenkuss

Montag 17:45 Uhr. Tatort französischer Geflügelstand, Stuttgarter Markthalle

„Ich gebe dem Gockel doch keinen Zungenkuss, außerdem kommen die Skandale, die Hühnergrippe und all die Verbrechen an den Viechern, von euch Geizhälsen.“ Elisabeth geriet total in Fahrt: „Gute Frau, so wie Sie aussehen, haben Sie doch bereits so viele Quälgöckel verspeist, dass Sie vielleicht bald selbst den Abflug machen!“

Political Correctness stand heute nicht auf dem Stundenplan meiner Frau. Innerbetrieblich Queen genannt, war sie sehr in Rage und gar nicht amused. Es kam zu Tumulten.

Warum? Irgendeine Geiz-ist-geil-Schwäbin war an dem Stand vorbeigeschlichen und hatte hämisch in die Auslagen gekräht: „Jetzt isch Schluss mit dene teure Göckel!“

Als der Pulverdampf verzogen war, orderte meine Frau eine Bressepoularde und legte 26 € auf den Tresen. Wir wollten heute am freien Tag nämlich auch mal sparen und verkniffen uns den Italiener, der für Ravioli, Insalata und PinotGrigio kaum unter 80 € zu haben ist. Elisabeth kochte daheim auf ihrer mobilen Heizplatte ihr berühmtes Paprikahuhn, Gemüse mit Peperoni und irgendein Weinchen war auch im Kühlschrank. Apropos Heizplatte, das kommt daher, dass ich in meiner Freizeit nicht koche und meine Frau nur mit ihrem „Single-Action-Gerät“ zurecht kommt.

 

Kein Schnick-Schnack

Heute ist Samstag und morgen, Sonntag, habe ich frei. Mit meiner Frau fahre ich dann ziemlich weit. Wir wollen einen Koch besuchen, der auf seinem Teller nicht mehr als drei Zutaten duldet. Das ist genau auch meine Auffassung, ganz so pur kriege ich es aber noch nicht hin. Bin immerhin schon dreißig Jahre am Üben, trotzdem.

Erstaunlich, was die Gourmets an frittiertem Krempel und unzähligen Accessoires auf dem Teller hinnehmen und erst ihren Teller halb abräumen müssen, um zu dem zu kommen, was sie bestellt haben. Da ist dann oft zu wenig davon. Mir kommt das alles vor, als würde ein Porsche heute noch Fünfzigerjahre-Zierleisten dranhaben, hinten womöglich noch die Häkelklorolle und um die Fenster noch Girlanden „a la turca 1960“. In der Floristik kann man Ähnliches beobachten wie in der Gastronomie, viel Golddraht, Dritte-Welt-Schmuck und Glitzerkram, aber wenig Blumen.

Ach ja, und dann noch die Variationen. Ich aß neulich bei einem hochdekorierten Kollegen Ochsenschwanz auf fünferlei Arten, alles auf einem Teller. Terrine, frittiert, paniert, mariniert undsofort. Der in Madeirasauce geschwängerte Super-Ochsenschwanz , um den es mir eigentlich ging, das war nur eine kleine Praline. Das ist Küche für Tester, von ängstlichen Köchen, die ihrer Sache nicht sicher sind und nach dem Zufallsprinzip durch Vielfalt die Trefferquote der Anerkennung optimieren wollen.

Der Drei-Zutatenkoch – ich werde berichten.

 

Herbstmilch

Da stehe ich nun mit Max und Ursel Schneider, vom Drehbachhof auf dem Schauinsland und überzeuge mich von der super Milchqualität die die Hinterwälder Kühe im Herbst für meine kleine Käserei „produzieren“. Jetzt bekommen die Kühe jeden Tag ein neues Stück Weide, mit ganz jungen zarten Bergkräutern. Bei diesem schönen Herbstwetter ist die Milch besonders schmackhaft. Dieser Geschmack wird sozusagen im Bergkäse gespeichert.
Herstmilch