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Wurst, Weihnachten, WEIN!

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Illustration: Nikolaus Heidelbach

Vielleicht haben Sie von den Büchern aus dem Dumont-Verlag, Wurst und Weihnachten, etwas gehört? Mit meinem Freund Wiglaf Droste zusammen schreiben wir so allerhand.

Ganz auf Weltniveau, sozusagen allerhand, bewegt sich allerdings der Dritte im Bunde. Der Maler/Zeichner Nikolaus Heidelbach ist eigentlich die Triebfeder der Bücher. Um uns beide in Schwung zu bringen reiste er gestern mit seiner Zeichenmappe an und servierte uns Kostproben. Das in Vorbereitung dräuende Buch bei Dumont hat den Titel Wein. Ganz und gar nicht wird das übliche Weingeschwafel drin stehen.

Das Bild zeigt natürlich nicht die Schaumgeborene der griechischen Mythologie sondern den Geist aus dem Glas.

 

Glücklich im Elsass

Er hatte nur 30 Tage – aber dieser April hatte es in sich. Keine Feiertage, keine Ferien. Wir hatten sehr viele Gäste und laufend Veranstaltungen im und außer Haus. Deshalb kam ich nicht zum Schreiben und nur wenig zum Lesen des Blogs. Erst am 28. April konnte ich mal einen freien Tag nehmen. Und den konnte ich wirklich genießen:

Am Vormittag noch ein Elterngespräch mit der Lehrerin unseres Sohne, danach der intensive Wunsch für eine richtige Belohnung. Zudem hatte ich noch einen Gutschein meines Bruders für das Restaurant l´Arnsbourg in Baerenthal im Elsass bei Familie Klein.

Seine Begeisterung über diese Küche noch in den Ohren, fuhren wir zwei Stunden in Richtung Frankreich. Unser Navi lotste uns über kleine kurvige und enge Regionalsträßchen zum Restaurant, von außen nett und beschaulich. Als die Tür aufging, fühlten wir uns wie in einer anderen Welt. Asiatische Figuren, eine wunderschöne alte Türe und sehr bequeme Sessel und ein weißer Teppichboden. Meine Frau und ich genossen einen Muscadet.

Das Restaurant ist eine gelungene Verbindung zwischen Tradition und Moderne. In drei mannshohen Vasen blühten füllig weiße Orchideen. Man servierte zuerst viele Spielereien auf dem Löffel, an alle kann ich mich nicht mehr erinnern: Dreierlei Mais – süß, bitter, salzig; geröstete Sonnenblumenkerne; ein Spiegelei von der Wachtel mit gebratenem Speck und Pilzragout.

Das Menu begann mit einer Ouvertüre: Rohe Auster mit Cola-Schaum und Limonengelee. Sie stoppen sofort den fischigen Geschmack, den ich an der Auster mag, meine Frau aber nicht, sie fand diese Creation besser. Danach das Carpaccio vom Thunfisch mit Joghurt und Seeigelperlen, eine sehr interessante Komposition. In aller Ruhe genossen wir dann saftigen Seehecht mit unheimlich luftigem Reisschaum und zartem, nicht vorschmeckenden Zitronengras.

Die nächste Überraschung: Falscher Ziegenkäse mit Rote Beete-Sorbet: Eine Sahne wird mit geschmacklich so gemacht, dass man meint es ist Ziegenkäse, aber man isst Kuhmilch. Das Sorbet gut, aber nicht jeder mag Rote Beete.

Zum Hauptgang gab es Variationen vom Milchlamm, dazu Kichererbsenpürrée, Pomelo, Soße mit schwarzen Oliven. Die mir bis dahin unbekannte Kombination der Pomelo – einer Rückkreuzung aus Grapefruit und Pampelmuse – mit Lamm fand ich einfach super. Den Abschluss bildete eine überflutende Runde süßer „Lustbarkeiten“, wie Marchmelows von der Orange und hausgemachten Pralinen. Der tolle Nachmittag hat nicht nur uns gefallen. Das auch am Montag geöffnete Restaurant wird offenbar gerne von Kollegen besucht – wir sahen Harald Wohlfahrt mit seiner Brigade. Beim nächsten Besuch wollen wir den Golfplatz von Soufflenheim in die Route einplanen.

Die aktuelle Karte und die beiden Menüs findet man, ebenso wie optisch gelungene Eindrücke auf der lebendig gestalteten Homepage der Familie Klein, www.arnsbourg.com.

 

Teure Milch=glückliche Kuh?

Von Anfang an bin ich Mitglied bei foodwatch und gestern kam diese Nachricht:

Stehen Sie manchmal auch vor dem Milchregal und fragen sich, ob es einen Unterschied gibt zwischen der Milch, die 60 Cent kostet, und der, die 1,20 Euro kostet? Gibt es für 1,20 Euro eine bessere Qualität? Und haben die Bauern etwas davon? Bekommen sie einen besseren Preis für ihre Milch?
 
Für den Bauernverband ist alles ganz einfach: Schuld sind die Discounter, die den Bauern niedrige Preise aufdrücken.
 
Was tun? Teure Milch kaufen? Dass das nicht funktioniert, hat foodwatch jetzt am Beispiel der Landliebe-Landmilch von Campina dokumentiert. Sie kostet im Supermarkt pro Liter etwa 1,20 Euro, das heißt 50 Cent mehr als Discounter-Milch. Und zwar, weil sie angeblich „Milch von höchster Qualität“, von „kontrollierten Höfen“ aus „artgerechter Tierhaltung“ ist. Die Bauern, die Landliebe-Milch liefern, haben davon allerdings wenig. Bei ihnen kommt weniger als 1 Prozent des Mehrpreises an. Und: Der größte Teil fließt nicht etwa an den viel gescholtenen Einzelhandel, sondern an die Molkerei Campina.
 
Wenn Sie also teure Landliebe-Milch kaufen, verdienen nicht die Landwirte, sondern die Molkerei besonders gut. Und eine bessere Milch bekommen Sie für den Preisaufschlag auch nicht. Sie bezahlen vor allem für ein ausgebufftes Marketingkonzept, denn nachprüfen können Sie die Werbeversprechen von Landliebe nicht. Ein Prüfsiegel, das die Einhaltung gesetzlich festgelegter Richtlinien für beispielsweise Tierhaltung garantiert, gibt es nur für Bio-Milch. Und für diese bekommen Landwirte auch einen höheren Abnahmepreis.
 
Unsere Empfehlung für den nächsten Einkauf: Greifen Sie ruhig zur billigen Milch; weder Sie, noch die Landwirte oder die Milchkühe haben einen Vorteil von teuren Milchmarken wie Landliebe. Wenn Sie aber wollen, dass die Landwirte und ihr Milchvieh von einem höheren Ladenpreis der Milch profitieren, dann wählen Sie Bio-Milch.
 
Mehr Informationen zu Landliebe und anderen Werbelügen finden Sie auf der neu gestalteten Kampagnenseite http://www.abgespeist.de

 

Bär ja – aber nur noch Wurz!

Die Wielandshöhe bleibt bärlauchfreie Zone. Eigentlich ist es ja ein wunderbares Kraut, aber weil es an allen Ecken und Enden wächst, also nix koscht, glauben viele, man müsste es sich in großen Mengen ins Maul stopfen. Ich hatte den Supergau bei einem Kollegen, als nach einem Bärlauchpüree mein Atem die Einrichtung des Restaurants verbrannte und es zum Dessert dann auch noch ein Bärlauchsorbet gab. Danach fand ich wegen Mundgeruchs monatelang keinen sozialen Anschluss mehr. Am Herd stand damals ein sogenannter “Junger Wilder”. Das ist eine Spezies von Koch, die weder Tod noch Teufel scheut. Also echte Künstler, die über den Knockout eines Gastes nur müde grinsen.
Ich habe es natürlich auch mit dem Bär, mache aber gerne das Gegenteil wie alle anderen. Bärwurz ist etwas ganz wunderbares. Er ist sozusagen der grüne Internist, gibt einen reinen Atem und schmeckt wie starker Kerbel.
Das doldenblütige Kraut wird in Schottland häufig verwendet. Von weitem sieht es aus wie Scharfgarbe.
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Die Wurzeln sind in der Heilkunde schon seit Hildegard von Bingens Zeiten in heftigem Gebrauch. Im Erzgebirge macht man aus dem Kraut die Köppernickel-Suppe. Bärwurz ist:

aphrodisierend, appetitfördernd, entblähend, entgiftend, entschlackend, harntreibend, herzstärkend, magenstärkend, menstruationsfördernd, tonisierend, verjüngend, wärmend, windtreibend,

Anwendungsbereiche: Altersschwäche, Appetitlosigkeit, Blähungen, Blasenerkrankungen, Darmkatarrh, Gelbsucht, Gicht, Hautausschläge, Herzschwäche, Hysterie, Koliken, Menstruationsbeschwerden, Migräne, Nierenleiden, Stress, Verdauungsstörungen, Vergiftungen, Weißfluss.

Da sage ich nur “Mamma Mia!”

 

Schwarzwälder Käse & Badischer Wein

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13 Käse von den Käsereien
Chäs Chuchi Schopfheim-Gersbach,
Ringlihof Freiburg-Horben,
Monte Ziego Schweighausen-Schuttertal,
Schafskäserei Langenburg ,
und meinen Spielweger Käse mit dazu passenden Weinen gab es gestern Abend im sehr schönen Probenzimmer der Winzergenossenschaft Laufen im Markgräflerland.

Im Dialog mit Kellermeister Ingo Ehret stellte ich die Käsesorten vor, wobei zwei von ihnen nicht ganz Badisch waren, sie kamen von der Schafskäserei Langenberg im Hohenlohischen.
Ein super Schafscamenbert und ein Roque Bleu, sozusagen ein Deutscher Roquefort aus 100% Schafsmilch.

Und so sah die Probefolge aus:

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Nur die Harten kommen in Kochs Kräutergarten

Mein Freund und „Jeunes Restaurateurs„-Kollege Jürgen Koch aus Weikersheim ist im aktuellen Siebeck-Artikel auf der Essen & Trinken-Seite sehr gut erwähnt.

Beim Lesen fiel mir ein Sprüchle ein, das der Jürgen immer wieder einmal bei unseren Treffen aufsagt:

Als der Herr die Erde erschuf, fragte er die Steine:“Steine, wollt ihr Laurentius-Köche werden?“
Da antworteten die Steine:“Nein Herr, wir sind nicht hart genug!“

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Jürgen Koch mit Frau Sabine
©2006 Hotel Laurentius

 

Was ist edel?

Am Montagabend war ich bei Vincenzo. Er betreibt das Restaurant “La Fenice” in Stuttgart. Sein Schwester Rosanna kocht wunderbar und der Padrone bedient mit seiner Schwester und einem Freund. Ich fühle mich dort sauwohl. Ein wirklich rundum sensibel eingerichtetes und betriebenes Restaurant. Man könnte es elegant nennen, aber die Eleganz ist von einer seltenen Duftigkeit und ohne jeden Protz.
Ich sage Restaurant, zum einen, weil ich selbst eines betreibe, zum anderen um darauf aufmerksam zu machen, dass McDonalds die Chuzpe hat, unter diesem klassischen Namen auf den Putz zu hauen.

Vincenzo betreibt also ein Ristorante und keine Pizzeria. Dann lese ich in einer Zeitung, da wird dieser Ort als “Edelitaliener” genannt. Was hat jetzt das zu bedeuten? Was ist edel? Die Einrichtung, die Gäste, die Unterwäsche des Chefs oder das Outfit des Personals?
Oft wird der Ausdruck gebraucht, nicht wegen des Essens, sondern wenn das Ambiente klasse ist und erst recht die Preise. Ich gebrauche zwei Wort nie: “Edel und fein!” Beide Begriffe – verwendet, um eine Qualitätskategorie zu bezeichnen – haben für mich das Odeur des Unwahren, der dubiosen Oberflächlichkeit und letztlich des unechten Schimmers. Ich weiß, darüber könnte man jetzt tagelang diskutieren. Ich geh’ jetzt wieder kochen.

 

Rhabarber-Soufflee-Kuchen

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…da der Lorenz heute frei hat, muss ich selber ran, und habe einen Kuchen gebacken – dieses Mal in die „Breite“.

Rhabarber putzen, in 1cm Stücke schneiden, zuckern und kurz in den heißen Ofen schieben, damit der Rhabarber etwas angart. Dabei löst sich der Saft, diesen nach dem angaren auf einem Sieb abtropfen lassen.

Einen Mürbteigboden herstellen (1 Teil Zucker, 2 Teile Buttter, 3 Teile Mehl),  darauf eine Masse aus

150g handwarmer Butter

150g gemahlene Mandeln ( geröstet)

 150g Zucker

3 schaumigen Eiern

Darauf die Rhabarberstücke geben und auf’s Ganze eine Streuselmasse aus

120 g Zucker, 150 g Mehl, 40 g Quark und 50 g flüssiger Butter.

Den Kuchen 50 Min. bei 175°C backen.

Dazu angeschlagene Sahne mit etwas Vanillezucker.

 

schneller – weiter – höher – höher

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Nach diesem olympischen Motto hat Lorenz, unser Azubi im 3. Lehrjahr, die gestrigen Sonntagskuchen gebacken.

Eine Schwarzwälder Kirschtorte und einen Erdbeerkuchen – das klingt ja zuerst einmal nach nichts Besonderem.

Doch ein Blick auf die Torten ließ alle verzweifeln: Wie um Himmels Willen soll jemand diese turmhohen Gebilde schneiden?
(Nach Entfernen einiger Einlegegitter passten sie zumindest in den Kühlschrank…)

Als ich ihm sagte, dass seine Tante früher in seinem elterlichen Betrieb sehr gute Kuchen gebacken hat, die auch von jedermann tellergerecht zu portionieren waren, sagte er nur: „Chef, das ist bei mir im Blut!“ (was immer das auch heißen mag).

Zu besichtigen sind die köstlichen Torten nicht mehr, alles zerlegt und verkauft!

 

Alblinsen

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Das erste, was ich mir auf der Slow Food Messe gekauft habe, waren Alblinsen.
Jetzt werden viele sagen: „Kennen wir schon lange…“
Ich hatte schon davon gehört, wusste aber nichts Genaues darüber, Asche auf mein badisches Haupt!

So, ich kam mit 3 Sorten wieder nach Hause: die Originalen, die Reingschmeckten (Saatgut aus den Pyrenaen) und Champagnerlinsen, alle auf der Schwäbischen Alb angebaut.

Und ich dachte mir, kombiniere ich die Linsen mit einer Hinterwälder Kalbshaxe, auch ein Slow Food Arche Produkt, schön saftig gebraten, dünn aufgeschnitten und mit einer leichten Vinaigrette, frisch geriebenem Meerettich mariniert. An den Linsensalat gehören unbedingt Apfelessig und ein Spritzer Kürbis-Kernöl.

Die Linsen werden bei mir in guten badischen Händen sein!