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Kurzfilm: „Neujahr“

Neujahr liegt hinter uns, die letzten matschigen Böllereste verschwinden von den Straßen, die ersten guten Vorsätze sind bereits gebrochen, neue werden geschmiedet. Zurückblicken und Vorwärtsdenken, beides ist in den Tagen um den Jahreswechsel so präsent wie selten. Und manchmal muss man einfach weiterfahren und die Vergangenheit im Rückspiegel lassen. So wie der Protagonist im Kurzfilm Neujahr von Thomas Hartmann und Sin Huh.

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Video-Essay über Actionfilme: „Chaos Cinema“

Das Blog Open Culture hat eine interessante Video-Essay-Reihe von Matthias Stork, einem deutschen PhD-Studenten an der Universität von Kalifornien, ausgegraben. Chaos Cinema entstand vor zwei Jahren in Zusammenarbeit mit dem Indie-Filmblog Indiewire und beschäftigt sich mit der sich verändernden Ästhetik von Hollywood-Actionfilmen.

Stork argumentiert in drei Teilen dass sich der Stil von Actionfilmen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten stark verändert hat. Und zwar nicht zum besseren. Denn statt auf die Einheit von Raum und Zeit zu achten, so Stork, würden immer mehr Filmemacher mit schnellen Schnitten, Effekten, Sound-Editing und einer allgemeinen Reizüberflutung arbeiten – mit „Chaos Cinema“ eben.

Wie über alle Video-Essays, lässt sich auch über die These von Chaos Cinema vorzüglich diskutieren. Vor allem natürlich über die Frage, ob man die „klassischen“ Actionfilme überhaupt mit den aktuellen vergleichen kann, oder ob neue Mittel und Produktionstechniken nicht zu einer veränderten Rezeption führen, und die alten Maxime der Filmproduktion schlicht auflösen.

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Der NSU-Prozess als Film

Am 6. Mai 2013 begann der Prozess gegen die rechte Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU). Seitdem sind 71 Verhandlungstage vergangen (werktägliche Updates gibt es im NSU-Prozess-Blog von ZEIT ONLINE). Zeit, ein Zwischenfazit des größten Strafprozesses seit der Wiedervereinigung zu ziehen. Genau das tut die Süddeutsche Zeitung in einer Multimedia-Reportage, kurzerhand Der Prozess betitelt.

Nicht nur blicken die Journalisten noch einmal zurück auf die Anschläge und Morde des Trios um Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe. Sie geben erstmals auch die Aussagen der mutmaßlichen Täter, der Opfer und Zeugen nahezu ungefiltert wider.

In Zusammenarbeit mit der Filmakademie Baden-Württemberg und der Produktionsfirma Ufa Fiction, haben die SZ-Autoren Anette Ramelsberger, Tanjev Schulz und Rainer Stadler ihre Protokolle aus dem Gerichtssaal von Schauspielern vorlesen lassen. Rund 500 Seiten Aussagen, gekürzt und verdichtet auf fast zwei Stunden Film. In Schwarz-Weiß-Optik gehalten und ein Theaterspiel erinnernd, hat die Regisseurin Soleen Yusef ein nüchternes, bisweilen langatmiges, aber deshalb nicht minder erschütternde Dokumentation geschaffen.

 

Mini-Episode zum Staffel-Auftakt von „Sherlock“

Am Neujahrsabend startet in Großbritannien die dritte Staffel von Sherlock (in Deutschland gibt es leider noch keinen Ausstrahlungstermin). Die BBC-Miniserie um den modernen Sherlock Holmes ist ein Hit und war maßgeblich an den Aufstiegen von Benedict Cumberbatch und Martin Freeman in Hollywood beteiligt. Zur Einstimmung auf die kommenden Ereignisse hat der Sender kurz vor Weihnachten den Fans eine kleine Mini-Episode spendiert. Mit mittlerweile rund 4,5 Millionen Abrufen auf YouTube war die Aktion offenbar ein voller Erfolg – und es war nicht das erste Mal, dass die BBC YouTube nutzt. Steven Moffat, der Drehbuchautor von Sherlock, hatte bereits für Dr. Who eine mehrteilige Webserie produziert und gezeigt, wie exklusive Webinhalte die Bindung mit den Fans stärken können.

 

Netzfilm der Woche: „Kabeljau mit Zyankali“

Eine Atmosphäre, die sofort greifbar ist. Glaubwürdige Figuren. Und ein „unerhörter Moment“. All dies macht einen guten Kurzfilm aus. All dies erfüllt Kabeljau mit Zyankali von David Gesslbauer. Ein nervöser Mann (Nils Malten) im zerschlissenen Anzug kommt zu spät zu einem romantischen Restaurantbesuch mit seiner Freundin (Merle Collet). Auf die Nachfrage, was passiert sei, druckst er herum, bevor er sich doch entscheidet, es zu erzählen. Es folgt eine ziemlich abstruse Geschichte, die nur noch getoppt wird von der unerwarteten Reaktion seiner Freundin. Plötzlich sind die Zuschauer gefragt: Ist das alles wahr, kann das überhaupt sein? Und vor allem: wieso?

Der Film, entstanden an der Filmakademie Baden-Württemberg, ist ein Lehrstück in Sachen Reduktion: Der sofortige Einstieg, die Single-Location im Restaurant, der Dialog des Paars, der problemlos in einem Take gefilmt sein könnte, ziehen sofort rein in die Geschichte. Die Absurdität der Situation, der Kontrast zwischen dem zerzausten Protagonisten und der Kerzenlichtstimmung, rufen nach Auflösung, doch Gesslbauer gelingt es in gerade einmal sechs Minuten, mit den Erwartungen der Zuschauer gleich mehrfach zu spielen. Das Ende kommt so schnell und unerwartet wie der Einstieg – und ist auch deshalb ebenso konsequent wie gelungen.

 

Mediathek: Der Kurzfilmtag auf Arte

Kurzfilmtag

Die Weihnachtstage stehen bevor und mit ihnen auch das alljährliche Fernsehprogramm: Volkstümliche Schmonzetten, Hollywood-Blockbuster aus den Neunzigern und Hitler. Wer angesichts dieser Auswahl ein Kontrastprogramm sucht, kann noch bis zum nächsten Wochenende 14 ausgewählte Kurzfilme bei Arte in der Mediathek angucken.

Zum zweiten Mal spendierten Arte und die AG Kurzfilm nämlich am 21.12 dem kürzesten Tag des Jahres einen Kurzfilmtag. Zusätzlich zu diversen Screenings gab es die ganze Nacht über Kurzfilme zu bestaunen. Eine Comicfigur mit der Stimme von Blixa Bargeld führte durch das Programm.

Wer wie ich den Termin leider im Fernsehen verpasst hat, findet jetzt zumindest die Einzelfilme noch auf der hübsch gestalteten Website. Heiligabend kann also kommen.

 

Netzfilm der Woche: „Blinky“

Alex hat das perfekte Weihnachtsgeschenk gefunden: Blinky ist klein, windschnittig, wahnsinnig freundlich, stets hilfsbereit und außerdem ein prima Spielgefährte, dem garantiert nie langweilig wird. Blinky ist ein Roboter. Neuestes Modell, absolut sicher für den Heimgebrauch. Welche Eltern können solch ein Geschenk schon ausschlagen? Zunächst läuft auch alles super zwischen Alex und der dauergrinsenden Blechbüchse. Bis der Junge herausfindet, dass Blinky tatsächlich alles tut, was er ihm sagt.

Der Kurzfilm Blinky von Ruairi Robinson gewann bei den Vimeo Awards 2012 den Preis in der Kategorie „Erzählung“. Der Regisseur ist schon lange im Animationsgeschäft, 2002 war er mit einem Kurzfilm bereits für einen Oscar nominiert. Mit einem Budget von 45.000 Euro und dem jungen Hollywoodschauspieler Max Records (Where The Wild Things Are) in der Hauptrolle, gehört Blinky zu den wenigen hoch dotierten Kurzfilmprojekten.

Doch Budget und Technik alleine machen noch keinen guten Film. Blinky überzeugt vor allem durch seine feine Balance aus Familiendrama und Roboterdystopie. Inmitten einer offenbar zerrütteten Familie bietet Blinky dem jungen Alex zunächst Halt. Doch nach und nach kippt die Stimmung. In einer bemerkenswerten Szene steht Blinky buchstäblich im Regen, verlassen von seinem menschlichen Freund. Dass der Roboter es schafft, in wenigen Minuten die Geschichte komplett zu drehen, ist die vielleicht größte Leistung Robinsons.

 

„The Auteurs of Christmas“

Fourgrounds Media und Suitcase in Point haben den traditionellen Weihnachtstag durch die Kameralinse bekannter Filmemacher inszeniert: The Auteurs of Christmas. Schöne Idee.

(via)