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Heinrich Heine, zum Leben erweckt

Jan Willem ter Horst und Jan Riechelmann erweckten für ihre Bachelorarbeit an der FH Düsseldorf die Statue Heinrich Heines vor dem Uni-Campus zum Leben. Der Dichter begibt sich zu seinen eigenen Worten einmal mehr auf eine Erkundungstour durch seine Heimatstadt, schlendert an seinem Geburtshaus vorbei, sinniert über das Reiterdenkmal und den Hofgarten und genießt das Rheinufer, bevor es ihn schließlich in die Tonhalle verschlägt, wo er sein Gedicht Im Wunderschönen Mai aufführt. Heinrich Heine in Düsseldorf ist eine ebenso tolle wie simple Idee, dem Dichter Tribut zu zollen, und dabei gleichzeitig geschickt Animation mit klassischem Film zu verbinden.

„Es ist nichts aus mir geworden, nichts als ein Dichter“

 

Netzfilm der Woche: „Beast“

Im aktuellen Kinofilm Die Jagd greift der dänische Regisseur Thomas Vinterberg wie schon in Das Fest (1999) das Thema des sexuellen Kindesmissbrauchs auf. Es geht um die dünne Linie zwischen Vertrauen und Gewalt, zwischen Wahrheit und Lüge. Es ist ein wichtiger, ein ungemütlicher Film und vor allem einer der einmal mehr beweist, dass das dänische Kino auch die unangenehmen Themen nicht scheut.

Das zeigt auch Lars P. Arendt. In seinem Kurzfilm Beast geht es ebenfalls um ein ebenso unbequemes wie wichtiges Thema, nämlich um häusliche Gewalt. Der zehnjährige Benjamin wird wiederholt Zeuge davon, wie sein Vater seine Mutter schlägt. Doch diesmal glaubt er nicht mehr den faulen Ausreden seiner Eltern. Er entschließt sich, seinem Vater die Stirn zu bieten.

Wo Vinterberg elegant mit Andeutungen spielt, ist Arendts Film, auch der Kürze geschuldet, direkter. Und nicht minder intensiv: Benjamins vermeintlicher Ausweg besteht nämlich ausgerechnet darin, es seinem Vater gleichzutun, ihm ebenfalls mit Gewalt gegenüber seiner Liebsten, in diesem Fall einem unschuldigen Hundewelpen, zu begegnen. Den Höhepunkt des Films bildet eine schockierende Szene, in der die Grenzen zwischen Rache und Strafe, Moral und Gerechtigkeit verschwimmen.

Zwar folgt Beast nicht allen Regeln der dänischen Dogma-95-Bewegung, die unter anderem auch Vinterberg einst mit ins Leben rief, doch mit der Reduzierung auf einen einzigen Schauplatz (den Hof der Familie), und dem Verzicht auf Effekte, Musik und künstliche Beleuchtung, deutet sich zumindest eine ästhetische Nähe zu dieser Filmtradition an. Thematisch muss er sich ohnehin nicht vor den unbequemen, dänischen Dramen verstecken.

 

Das Coachella Festival live im Netz

Etwas Live-Musik an diesem Wochenende gefällig? Wie wäre es mit dem Coachella Festival, dass seit gestern in Indio, Kalifornien stattfindet und das komplett und live auf YouTube übertragen wird? Das kann zwar nicht die Sonne, Bier und Mosh-Pits ersetzen, ist aber trotzdem ein sehr schöner Service, den man sich auch von anderen großen Festivals wünschen könnte.

Zurzeit ist es noch früh am Morgen in Kalifornien, der Live-Stream geht deshalb erst heute Abend weiter. Bis dorthin gibt es aber alle Auftritte und kleine Interviews von gestern im „Reabroadcast“, und da waren immerhin prominente Namen wie Johnny Marr, Beach House, Metric, Blur und die Yeah Yeah Yeahs dabei.

Den kompletten Live-Timetable gibt es auf der YouTube-Seite. Das Festival geht noch bis Montag, hier erstmal neun Stunden Musik von der Hauptbühne am Freitag:

 

Wer ist hier der Promi?

Gemeinhin denkt man ja, dass man den ein oder anderen Stargast benötigt, um seine Inhalte an ein größeres Publikum zu bringen. „Promi-Bonus“ nennt man das, wenn etwa Helene Fischer auch in der beklopptesten Show der Öffentlich-Rechtlichen auftritt, um noch ein paar Fans mehr vor die Glotze zu locken (bei Pro7 übernimmt diese Rolle inzwischen durch die Bank weg Helena Meyer-Schlandrut).

Auf YouTube funktioniert es anders, jedenfalls wenn man Ray William Johnson heißt und eines der bekanntesten Gesichter der Plattform ist. Für seine Show =3 hat „RWJ“ vor zwei Wochen als Co-Moderatorin die Komikerin und Schauspielerin Sarah Silverman eingeladen, die mit JASH ebenfalls seit kurzem an einem neuen YouTube-Kanal beteiligt ist.

Bloß ein netter Promocoup für Johnson? Mitnichten: Wie Tubefilter berichtet, hat von dieser Aktion nicht etwa der olle YouTuber, sondern vor allem die bekannte TV-Persönlichkeit profitiert: Innerhalb von einem Tag hatte Silvermans eigener Kanal über 20.000 neue Abonennten, und die positive Entwicklung wirkt noch immer nach.

Also: Wenn das ZDF demnächst einen neuen YouTube-Kanal starten möchte, einfach Helene Fischer bei Y-Titty vorbeischicken. Für den „YouTube-Bonus“, quasi.

Bild: Tubefilter/VidstatX
Bild: Tubefilter / Daten: VidStatsX

 

 

Kurzfilm: „A Perfect Day“

Die Geschichte vom plötzlichen Erfolg zum ebenso schnellen Abstieg – es ist wohl eines der ältesten Erzählmuster der Filmgeschichte. Kein Grund für Kerem Soyyilmaz, in A Perfect Day nicht die gleichen Pfade zu betreten. Glücklicherweise schafft der türkische Filmemacher es, trotzdem eigene Akzente zu setzen. Ohne Dialog und ohne Musik stellt er seinen obdachlosen Protagonisten in den Mittelpunkt (buchstäblich: die Kamera ist stets sehr nahe dran) und begleitet ihn auf seinem Weg zum unerhofften gesellschaftlichen Aufstieg hin zur Erkenntnis, dass ihm offenbar mehr im Leben fehlt als bloß Geld. Bis er sich schließlich wieder am Anfang befindet. Ein perfekter Tag? Das muss der Zuschauer entscheiden.

 

Google Street View Hyperlapse

Teehan+Lax Labs haben mit Google Street View Hyperlapse ein nettes Tool gebastelt, mit dem sich über Googles Street View schnell eigene Hyperlapses erstellen lassen. Die Website (funktioniert nur in Google Chrome richtig) bietet nicht mehr Optionen, die über ein „von A nach B“ hinausgehen, aber wer sich mit Code auskennt, kann das ganze auch selbst hosten. Dabei kommen dann so Sachen wie das folgende Video dabei heraus. Schade nur, dass Street View durch die ganzen grauen Blöcke in Deutschland eher mau aussieht.

 

Ein anderes Demenz-Porträt: „Auf den Everest“

Demenz, ein schwieriges Thema. Nicht nur beim Schreiben über die Erkrankten und Angehörigen, sondern auch für Filmemacher, die nicht den üblichen Betroffenheitsfilm liefern möchten. Die Fotografen Fabian Biasio und Michael Hagedorn haben für ihr Porträt eines Demenzkranken deshalb einen anderen Ansatz gewählt. Statt mit dem Thema direkt durch die Tür zu fallen, führen sie die Zuschauer behutsam darauf zu, nur um sie dann mit der Wahl ihres Protagonisten und dessen Umgang mit der Krankheit erneut zu überraschen. So wird in Auf den Everest das Lebenswerk des Protagonisten, des Schweizer Karatemeisters Bruno Koller, zum Symbol der Krankheit und bietet gleichzeitig Motivation für den Kampf gegen sie. Der Film war u.a. für den Deutschen Reporterpreis 2012 nominiert.

 

Stop-Motion-Kurzfilm: „Bottle“

Aus der Reihe „wiederentdeckte Klassiker“: Bottle von Kirsten Lepore, eine kreative Stop-Motion-Arbeit mit schöner Aussage.