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Animation: „How the Economic Machine Works“

Vor vier, fünf Jahren, als die Finanz-, Immobilien- und Kreditkrise schon eine ganz Weile vor sich hin kriselte, habe ich einige Zeit auf YouTube verbracht, um mir Equity, Liquidity, Subprime Mortgages, Shadow- und Bad-Banks, MBS und CDO erklären zu lassen. Damals gab es gefühlt einen regelrechten Boom der sogenannten „Erklärvideos“, die meist mit Animationen oder auf Whiteboard gezeichnet komplexe Inhalte erklären – und inzwischen ein beliebtes Genre im Netz sind (auch ZEIT ONLINE kooperiert mit Explainity).

Eine der besten Animationen kam damals von Jonathan Jarvis. The Crisis of Credit Visualized erzählt in knackigen 12 Minuten wie die Finanzkrise entstand und was es mit den wichtigsten Begriffen auf sich hat. Das Thema bleibt schwierig, doch Jarvis gelingt es im Stile guter Erklärvideos, es etwas verständlicher zu präsentieren.

Vier Jahre später hat sich Jarvis erneut dem Thema angenommen. Gemeinsam mit dem US-Unternehmer und Investmentbanker Ray Dalio und dem Animationsstudio Thornberg & Forester hat Jarvis eine 200-seitige Präsentation Dalios über die ökonomischen Prozesse animiert: How the Economic Machine Works.

Der Clip ist eine ziemlich großartige Zusammenfassung unseres größtenteils auf Schulden basierenden Wirtschaftsystems, mit all seinen Sonderheiten und Gefahren. Mit rund dreißig Minuten ist es nicht unbedingt etwas, das man nebenbei angucken sollte. Es ist allein aufgrund der Komplexität des Themas ein forderndes und bisweilen auch langatmiges Video, aber es lohnt sich für alle, die ihr Grundwissen auffrischen möchten.

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Animation: „Der Verrückte, das Herz und das Auge“

Einige erinnern sich vielleicht noch an Edgar Allen Poes Geschichte The Tell-Tale Heart (Das verräterische Herz) aus der Schule. Annette Jung vom Berliner Animationsstudio Talking Animals, das wir hier schon mehrmals hatten, hat sich die Kurzgeschichte vor einigen Jahren für ihre Diplomarbeit an der HFF Potsdam angenommen und in eine schaurig-schöne 2D-Animation gepackt.

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Tribut von Zack Snyder: 75 Jahre Superman

Stark, schnell, schön und mit Röntgenblick und Supergedächtnis ausgestattet – so präsentiert sich Superman seit nunmehr 75 Jahren. Damit gehört der Mann mit dem roten Umhang zu den ältesten Superhelden der Comicgeschichte – und zu den bekanntesten sowieso.

Zum 75. Geburtstag der Figur hat Regisseur Zack Snyder, der diesen Sommer mit Man of Steel den jüngsten Film im Superman-Kosmos in die Kinos brachte, einen animierten Kurzfilm produziert, den es als Bonus zur DVD-Version oder auf YouTube gibt: In zweieinhalb Minuten geht es einmal im Schnelldurchgang durch die Superman-Geschichte. Und wer, wie ich, nicht mit allen Details vertraut ist, kann auf der Website von DC Comics die Fußnoten nachlesen.

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Was ist eigentlich Fracking?

Das sogenannte Fracking (eigentlich: Hydraulic Fracturing) ist nicht nur in den USA ein heißdiskutiertes Thema. Dort wird schon länger Erdöl- und Gas aus Erdschichten durch die Zugabe von Flüssigkeit gewonnen. Nicht ohne Kritik: Immer wieder gibt es Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass die dabei verwendeten Chemikalien auch das Trinkwasser verunreinigen. In Europa und Deutschland gilt Fracking auch deshalb als Risikotechnologie, die bereits in einigen Ländern verboten ist. In Deutschland steht eine abschließende Regelung noch aus.

Was genau Fracking eigentlich ist, erklärt das folgende Video aus dem Kanal von Kurzgesagt.

 

Killer App

Eine Killer App. Buchstäblich. Natürlich NSA Approved.

Eine Arbeit von bitteschön.tv

 

xkcd: Der Meister der Strichmännchen

Convincing (Bild: xkcd / CC BY-NC 2.5)
Convincing (Bild: xkcd / CC BY-NC 2.5)

Geeks, diese von Mathe und Naturwissenschaften begeisterten Freaks, kennt man zuhauf. Doch sucht man nach einem Stereotyp, käme ihm Randall Munroe ziemlich nahe. Auf seine Ausbildung an einer High School für Mathematik und Wissenschaft folgten ein Physikstudium und ein Job in der Roboterforschung der Nasa. Nebenbei zeichnete er Comics mit Strichmännchen, die er im September 2005 erstmals unter dem Namen xkcd online veröffentlichte.

Seit einigen Jahren zeichnet Munroe xkcd hauptberuflich. Das meiste Geld verdient er inzwischen durch Merchandising – so erfolgreich ist sein xkcd. Laut dem Webanalysedienst Alexa gehört xkdc zu den 3.000 meistbesuchten Websites der Welt. Das angeschlossene Forum umfasst mittlerweile rund 3,3 Millionen Beiträge. Dreimal pro Woche erscheint ein neuer Comic, zudem illustriert Munroe seit vergangenem Jahr einmal die Woche unter What If? naturwissenschaftliche Fragen und Phänomene.

In der wachsenden Welt der Webcomics hat es Munroe mit seiner selbsterklärten Mischung aus „Romantik, Sarkasmus, Mathe und Sprache“ geschafft: Er wurde vom New Yorker zum Cartoon-Off eingeladen, seine Infografiken zu den US-Wahlen und Fukushima griffen renommierte Publikationen wie der Guardian auf. Auch an Preisen für xkcd mangelt es nicht.

Movie Narratives (Bild: xkcd / CC-BY-NC 2.5)
Movie Narratives (Bild: xkcd / CC-BY-NC 2.5)

Das xkcd-Paralleluniversum

Der größte Erfolg Munroes aber liegt in der Community. xkcd ist eine Fundgrube für Nerds und Rätselfreunde. Munroe verwendet häufig Sprach- und Zahlenspiele, Code-Schnipsel, physikalische oder mathematische Probleme und versteckt Anspielungen. Obwohl xkcd keine zusammenhängende Erzählung bildet und die Figuren kaum körperliche Eigenschaften haben, erkennen seine Fans wiederkehrende Charaktere an kleinen Details. Im Forum wird jeder Strip dekonstruiert und analysiert.

Dazu kommen zahlreiche externe Anwendungen. Es gibt eine deutsche Version von xkcd, ein Sub-Reddit, ein Wiki, Smartphone-Apps, Graphen im Comic-Stil, Parodien und eine Volltextsuche. Selbst das Archiv von ZEIT ONLINE lässt sich inzwischen im xkcd-Stil durchsuchen. All das ermöglicht Munroes lockerer Umgang mit dem Urheberrecht: Sämtliche xkcd-Comics stehen unter einer Creative-Commons-Lizenz.

Die aktive Community belohnt Munroe nicht nur mit Aufmerksamkeit. Sie fordert ihn auch, immer komplexere Comics zu erstellen. Im vergangenen Jahr veröffentlichte er sein Comic Nummer #1110 mit dem Titel Click and Drag. Was zunächst wie ein einfaches Panel aussah, entpuppte sich als eine riesige Welt, die sich per Maus erkunden ließ. Ausgedruckt wäre der Comic rund 14 Meter groß. Schnell haben findige Leser Anwendungen programmiert, um den Strip besser ansehen zu können.

Wikileaks (Bild: xkcd / CC BY-NC 2.5)
Wikileaks (Bild: xkcd / CC BY-NC 2.5)

Eine viermonatige Animation

Noch größer ist das jüngste Projekt. Es trägt die Nummer #1190 und den Titel Time. Am 25. März erschien das Comic online. Doch es enthielt weder Worte noch einen Witz. Erst 30 Minuten später änderte sich das Bild plötzlich um kleine Details. Die Figuren begannen, sich zu bewegen, Frame für Frame, Stunde für Stunde.

Vergangene Woche ging der Comic zu Ende. 3.099 Panels umfasst Time nun. Man könnte ihn als eine viermonatige Animation bezeichnen, als ein sehr, sehr langsam animiertes Gif. Ein Video des gesamten Comics, das ein Leser nach dem Ende erstellt hat, hat eine Laufzeit von 40 Minuten. Es ist eine surreale, eine existenzielle Geschichte. Deren Reiz nicht nur in ihrer Langsamkeit, sondern vor allem im Detail liegt.

In einem Interview mit Wired spricht Munroe erstmals über die Entstehung von Time. Das Comic spielt demnach 11.000 Jahre in der Zukunft. Unsere Gesellschaft ist längst verschwunden. Geologische Prozesse verändern die Erde, und an der Grenze des einstigen Afrikas zu Europa entsteht zu Beginn des Comics eine neue Zivilisation.

Im Sternenhimmel erkennt man Sagittarius und Skorpion (Bild: xkcd / CC BY-NC 2.5)
Im Sternenhimmel erkennt man Sagittarius und Skorpion (Bild: xkcd / CC BY-NC 2.5)

Die Leser erforschen die Comicwelt

Munroe hat über Pflanzen und Tiere recherchiert, die an dieser Stelle der Erde vorkommen. Mit einem befreundeten Astronomen hat er überlegt, wie der Sternenhimmel in 11.000 Jahren aussehen könnte. Mit einem Linguisten konstruierte er eine eigene Sprache, von den Lesern „Beanish“ getauft. Der Thread über Time im Forum ist mittlerweile über 50.000 Beiträge groß, die Erkenntnisse und Interpretationen sind in einem Wiki gesammelt. Eigens programmierte Tools erlauben, das Comic Frame für Frame anzusehen oder durchzuscrollen.

Munroe kann sich auf seine Leser verlassen. Für viele ist xkcd ein Sammelsurium cleverer Weisheiten und Gags über Wissenschaft, Internet und Geek-Kultur. Doch wer tiefer eintaucht, bekommt ein interaktives Erlebnis, in dem das gemeinsame Entschlüsseln von Bedeutungen im Mittelpunkt steht. Mit Time hat Munroe dieses Erlebnis nun perfektioniert. Jedenfalls bis zu seinem nächsten größeren Projekt. Die Fans warten schon.

 

Cartoon Brew Student Animation Festival 2013

Zum vierten Mal lädt die Website Cartoon Brew zum Student Animation Festival ein. Ein klassisches Festival ist es aber nicht. Es findet nämlich nur online statt, und das über einen längeren Zeitraum: Zwischen Juli und August stellt das Team acht Filme online vor, die dieses Jahr aus insgesamt 266 Einsendungen ausgewählt wurden. Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei allen um Animationsfilme von Studenten, die Cartoon Brew exklusiv online präsentiert und mit jeweils 500 US-Dollar prämiert.

Studentische Filme, gerade aus dem Bereich Animation, haben inzwischen eine große Tradition im Netz. Viele renommierte Animationsschulen, wie etwa der dänische Animation Workshop, stellen die Abschlussarbeiten mittlerweile online, sind sie doch die beste Bewerbung, die ein Absolvent haben kann.

Die ersten drei Filme des diesjährigen Festivals sind inzwischen online. Einmal mehr hat die Jury eine spannende Mischung unterschiedlicher Animationsstile und Erzählungen zusammengestellt. Der erste Film und gleichzeitig der Grand Prize Winner ist Brain Divided von Josiah Haworth, Joon Shik Song und Joon Soo Song, in dem zwei Gehirnzellen eines Bachelors um die Gunst einer Frau buhlen.

Ganz anders ist die Arbeit von Eric Ko an der Rhode Island School of Design. Our Son verbindet eine surreale Welt mit rasanter Animationstechnik und einem nicht minder packenden Soundtrack.

Eher klassisch kommt dagegen das handgezeichnete Lady with Long Hair von Barbara Bakos daher. Die Studentin aus Ungarn erzählt darin die Geschichte einer älteren Frau und der Erinnerungen, die sie mit ihrem Haar noch einmal aufblühen lässt.

Noch die nächsten fünf Wochen stellt Cartoon Brew neue Filme vor. Ein regelmäßiger Besuch lohnt sich.

 

Was ist ein Überwachungsstaat?

„Überwachungsstaat“ – das Wort hört man dieser Tage oft. Nach den Enthüllungen über das Spähprogramm Prism und seine zahlreichen Ableger fand etwa am Wochenende in vielen deutschen Städten die Demonstration „Stop Watching Us!“ statt, bei der Bürger unter anderem gegen genau diesen Überwachungsstaat demonstrierten. Doch trotz der zahlreichen Empörungen – vor allem im Netz – in den vergangenen Wochen hat das Thema die breite Bevölkerung noch immer nicht erreicht. Stattdessen hört man häufig, dass „wer nichts zu verbergen habe, auch nichts befürchten müsse.“

Was kann da helfen? Aufklärung. Der YouTube-Comedian und -Cartoonist Manniac hat jetzt eines der beliebten Erklärvideos zum Thema Prism und Überwachungsstaat gezeichnet, damit vielleicht auch die Schwiegermutter, die Oma und Onkel Walter von nebenan die Ausmaße und Folgen der Überwachung verstehen.