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Kinski in Pappe: „Fitzcardboardaldo“

„Ich werde einen Berg versetzen!“, ruft Klaus Kinski als Fitzcarraldo im gleichnamigen Film aus dem Jahr 1982. Die vierte Zusammenarbeit zwischen dem exzentrischen Schauspieler und Regisseur Werner Herzog ist nicht nur wegen der beeindruckenden Dschungel-Szenen bekannt, sondern auch wegen Kinskis Wutausbrüchen während der Dreharbeiten.

Die Set- und Puppendesignerin Robin Frohardt hat den Filmklassiker genommen, und ihn mit Pappe nacherzählt. Herausgekommen ist eine tolle Detailarbeit, die Frohardt in einem zweiten Clip mit Herzogs gewohnt verschwurbelten Worten aus der Fitzcarraldo-Dokumentation Burden of Dreams noch einmal beschreibt.

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Kurzfilm: „Angelfish“

Gelangweilt von seinem Leben und planlos der Zukunft entgegenblickend, findet ein junger New Yorker namens August seinen Seelenfrieden als er auf einem Boot anheuert. Inspiriert von den Schriften des Segel-Pioniers Bernard Moitessier, beschließt August seinen Ausstieg aus dem urbanen Leben.

Angelfish ist ein ganz wunderbarer, unaufgeregter Kurzfilm von Michael Tyburski mit tollem Production Design. Nicht nur der Erzähler und die Fixierung auf scheinbar unbedeutende Dinge erinnern an die Filme von Wes Anderson.

 

Kurzfilm: „HIV: The Musical“

2009, bevor Martin Freeman als Dr. Watson in der TV-Serie Sherlock und als Bilbo Baggins in Der Hobbit international durchstartete, spielte er in einem kleinen Low-Budget-Kurzfilm namens HIV: The Musical mit. Freeman spielt die Rolle eines eher mäßig erfolgreichen Drehbuchautors, der ein Theaterstück zur Aufklärung über HIV in Afrika geschrieben hat. In Gesprächen mit dem Produzenten (gespielt von Julian Barrat) aber entwickelt sich das ernsthafte Projekt zunehmend zur Farce. Wunderbare, typisch britische Parodie auf die Theaterindustrie.

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„The Secret of Lucas Arts“

Im April erreichte die älteren nicht mehr ganz jungen Videospieler eine Hiobsbotschaft. Disney legt endgültig den Deckel auf Lucas Arts, die legendäre Spieleschmiede, die in den späten Achtziger und frühen Neunziger Jahren mit ihren Point-and-Click-Adventures Monkey Island, Indiana Jones und Day of the Tentacle eine ganze Spieler-Generation prägte.

Der Brasilianer Felipe Machado zollt dem scheidenden Studio auf seine Weise Tribut. The Secret of Lucas Arts ist ein Crossover Adventure in Form eines kurzen Films, in dem einige der bekanntesten Figuren der Lucas Arts Geschichte sich plötzlich im gleichen Universum wiederfinden. Eine witzige Idee, die trotz der Kürze eine ganze Menge Erinnerungen hervorruft.

 

Kurzfilm über Afrikas verlassene Filmsets

Vergangene Woche tauchten wieder einmal die Aufnahmen der New Yorker Fotografin Rä di Martino im Netz auf, die 2010 die ehemaligen Filmsets von Star Wars in Tunesien besuchte. Viele der Requisiten und Kulissen sind nämlich noch in der Wüste zu finden und rotten gemächlich vor sich hin. Grund genug für einige Fans, die Restaurierung selbst in die Hand zu nehmen.

Das Set von Star Wars war aber nicht das einzige verlassene und fast-vergessene Filmset, das di Martino in den vergangenen Jahren besuchte. So war sie auch im marokkanischen Ouarzazate, wo unter anderem Lawrence von Arabien und Babel gefilmt wurden. Auch hier sind noch Überreste zu finden. Die Überbleibsel hat di Martino nicht nur in Bildern festgehalten, sondern auch in einem Kurzfilm. Gemeinsam mit zwei Jugendlichen, die in der Nähe der Filmstudios aufgewachsen sind, spielt sie einige der Szenen aus den Filme nach. Von denen ich, zugegeben, nicht allzu viele kenne.

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David Foster Wallace – „Das hier ist Wasser“

Im Jahr 2005 gab David Foster Wallace den Absolventen des Kenyon College eine Abschlussrede (Transkript), die heute unter dem Titel This is Water bekannt ist. Anders als die optimistischen Reden, die bei solchen Anlässen in der Regel fallen, hat Wallace einen anderen Fokus gewählt. Wallace erzählt vom Alltag, der die Studenten nach ihrer Ausbildung erwartet, die immergleiche banale Routine und zunehmende Desillusionierung mit dem Leben, den nervigen, hässlichen Mitmenschen, der stetige Kampf um Geld und Macht.

Für Wallace sind das aber nicht die Zeichen einer allgemeinen Zukunftslosigkeit, sondern vielmehr Auswüchse des Egozentrismus, der Annahme, dass sich alles nur um uns dreht. Deshalb gibt es Hoffnung in den Gedanken eines jeden Einzelnen. In einer fast philosophischen Herleitung kommt Wallace schließlich zu dem Schluss, dass Offenheit, Achtsamkeit und Empathie gegenüber anderen Menschen entscheidend seien, um aus den festgefahrenen Denkmustern auszubrechen. Das sei die wahre Freiheit und die Alternative zum gewöhnlichen Geisteszustand: Nicht die Fähigkeit zu denken, sondern die Entscheidung für das, worüber es sich nachzudenken lohnt:

That is real freedom. That is being educated, and understanding how to think. The alternative is unconsciousness, the default setting, the rat race, the constant gnawing sense of having had, and lost, some infinite thing.

Die Rede gilt, leider auch aufgrund von Wallaces Selbstmord drei Jahre später, inzwischen als Klassiker, für einige sogar als die famous last words des Autors, und es gibt sie auch in einer deutschen Ausgabe (hier ein Auszug). Die Videoproduktionsfirma The Glossary hat sie nun auf zehn Minuten gekürzt und mit einem Video illustriert. Es lohnt sich aber unbedingt, die volle Rede zu lesen. Nicht nur für Studenten.

 

Kurzfilm: „A Perfect Day“

Die Geschichte vom plötzlichen Erfolg zum ebenso schnellen Abstieg – es ist wohl eines der ältesten Erzählmuster der Filmgeschichte. Kein Grund für Kerem Soyyilmaz, in A Perfect Day nicht die gleichen Pfade zu betreten. Glücklicherweise schafft der türkische Filmemacher es, trotzdem eigene Akzente zu setzen. Ohne Dialog und ohne Musik stellt er seinen obdachlosen Protagonisten in den Mittelpunkt (buchstäblich: die Kamera ist stets sehr nahe dran) und begleitet ihn auf seinem Weg zum unerhofften gesellschaftlichen Aufstieg hin zur Erkenntnis, dass ihm offenbar mehr im Leben fehlt als bloß Geld. Bis er sich schließlich wieder am Anfang befindet. Ein perfekter Tag? Das muss der Zuschauer entscheiden.

 

Stop-Motion-Kurzfilm: „Bottle“

Aus der Reihe „wiederentdeckte Klassiker“: Bottle von Kirsten Lepore, eine kreative Stop-Motion-Arbeit mit schöner Aussage.