„Shut Up And Take My Money“, „This is Dog“, „Am I The Only One Here?“ – das klingt nach Songtiteln mittelguter Indierockbands, aber natürlich handelt es sich dabei um mehr oder weniger bekannte Memes im Netz. Der YouTube-Kanal Top10Memes hat die Videos und Filmszenen, die diesen Memes zugrunde liegen, nun zusammengeschnitten. Und ich muss gestehen, auch wenn ich alle Memes kenne, war mir der eine oder andere Original-Kontext noch unbekannt.
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Es sind vier Buchstaben, die früher oder später unter Videos, Bildern oder Texten im Internet auftauchen: F-A-K-E. Fake! Eine Fälschung also, ein Trick, ein Schwindel, alles rein erfunden, heiße Luft, ein Satz mit X. Was bei einigen Kommentatoren scheinbar von reflexartiger Paranoia herrührt, hat gute Gründe. Denn je mehr Begeisterungspotenzial Inhalte im Netz bergen, desto kritischer wird in Zeiten von Photoshop und Spezialeffekten die Masse.
Auf YouTube lässt sich dieses Phänomen zurzeit gut beobachten. Einige der größten viralen Hits der letzten Wochen sind nämlich nichts weiter als gestellt, geflunkert und getrickst. Was in der Werbebranche schon lange eine bekannte Technik ist, scheint immer häufiger auch auf YouTube überzugreifen. In den meisten Fällen ist das harmlos. Ärgerlich aber ist es, wenn die Inhalte nicht eindeutig als Werbung oder erfunden erkennbar sind. Stattdessen werden die Zuschauer zum Klickvieh gemacht. Müssen wir deshalb jedes erfolgreiche Video künftig noch genauer hinterfragen?
Der Ping-Pong-Roboter
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Wie irreführende Videos das Publikum im Netz verstimmen, erfährt gerade der Augsburger Roboter- und Anlagenbauer Kuka. Anfang Februar veröffentlichte das Unternehmen ein YouTube-Video. Der Tischtennis-Star Timo Boll forderte darin einen Roboter der Firma zu einem Duell heraus. Sofort kamen die Erinnerungen an die Duelle zwischen Garri Kasparow und dem Schachcomputer Deep Blue in den Neunzigern auf; der Kampf Mensch gegen Maschine und die Frage, ob ein Roboter tatsächlich mit der menschlichen Athletik mithalten kann.
Tatsächlich hat Kuka einen Roboter gebaut, der Tischtennis spielen kann. Etwas, das aber auch schon andere mit bescheideneren Mitteln hinbekommen haben (Update: Auch dieser Roboter ist fake). Was es allerdings nicht gab, ist ein richtiges Match. Es handelte sich um eine Werbeaktion. Am 11. März, dem Zeitpunkt des mutmaßlichen Duells, eröffnete Kuka nämlich eine neue Fabrik in China. Timo Boll war dabei, allerdings nicht zum Tischtennis spielen, sondern vor allem zum Händeschütteln. Denn schon einen Tag vorher veröffentlichte die Firma das Video des Aufeinandertreffens mit dem Roboter.
In dem vierminütigen Clip stolpert Boll zunächst dilettantisch vor den Schlägen des scheinbar übermächtigen Roboters. Nach und nach kämpft er sich zurück ins Spiel und gewinnt schließlich 11:9. Das Video trieft vor orchestraler Bombast-Musik, wilden Kamerafahrten und Zeitlupe. Es endet mit einer augenzwinkernden Botschaft: „Kuka – nicht die Besten im Tischtennis. Aber die besten Roboter.“
Über zwei Millionen Menschen sahen das Video bereits. Die Hälfte der Bewertungen und Kommentare sind negativ. Die Zuschauer fühlen sich zu Recht veräppelt. Das Unternehmen versprach etwas, dass es nicht gab: Ein ernst gemeintes Match zwischen Boll und dem Roboter.
Der fremde Kuss
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Auch ein zweites virales Video hat Probleme mit der Authentizität. 37 Millionen Mal wurde First Kiss in nur vier Tagen bereits auf YouTube gesehen – es ist das erfolgreichste Video der Woche. Die Künstlerin Tatia Pilieva hat darin 20 fremde Menschen zusammengebracht und sich gegenseitig küssen lassen. Der Untertitel: „Und du glaubst Speed Dating ist peinlich?“
Abgesehen davon, dass die Aktion bloß ein Abklatsch der Videoserie Basorexia ist, hat First Kiss natürlich die Zutaten für einen viralen Hit: Es weckt Emotionen, erinnert an den eigenen ersten Kuss, ist gleichzeitig etwas peinlich und doch irgendwie leidenschaftlich. Da kann mal schon mal darüber hinwegsehen, dass es sich um Branded Content handelt, also von einem Unternehmen in Auftrag gegeben wurde.
Das Modelabel dahinter macht daraus auch gar keinen Hehl. Gleich zu Beginn des Videos erscheint der Markenname. Die meisten Zuschauer und Medien scheint das nicht weiter zu stören. Das muss es auch nicht unbedingt: Schließlich kann die Aktion ja dennoch authentisch sein.
Sie ist es nicht. Für das Video der gut angezogenen Menschen wurden nämlich keine 20 Männer und Frauen auf der Straße eingesammelt. Es handelt sich um Models und Schauspieler. Die hätten sich, so eine Sprecherin der Modemarke, vorher allerdings weder gekannt noch gewusst, um was es bei dem Dreh geht. Entsprechend „echt“ seien die Reaktionen im Video.
Andere, wie Amanda Hess von Slate, bezweifeln das. Sie glaubt, dass der Clip niemals so viral erfolgreich gewesen wäre, wenn er durchschnittlich aussehende Menschen zeigen würde. Das Video hätte einen anderen Dreh bekommen, hin zu einer unfreiwilligen Komik und weg von der mutmaßlichen Romantik der semiprofessionellen Küssenden. Vor allem aber widerspräche die Entstehung der Grundthese des Videos, sagt Hess: Es suggeriere die Schönheit zweier sich küssender Menschen. Tatsächlich zeige es aber die Schönheit von Models, die das spielen.
Der Wolf im Hausflur
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Nicht jedes Fake-Video muss für ein Produkt stehen. Der US-Talkshowhost Jimmy Kimmel etwa hat die Videos inzwischen für sich entdeckt und sorgt auf YouTube immer wieder für virale Hits.
Vergangenes Jahr ließ er eine junge Frau beim Twerken über eine Kerze fallen und Feuer fangen. 15 Millionen Mal wurde das Video angeklickt. Doch es war gestellt. Ebenso wie die Handyaufnahme der Rodlerin Kate Hansen. Sie hatte bei den Olympischen Spielen in Sotschi mutmaßlich einen Wolf in ihrem Flur gefilmt. Es war aber nur ein wolfsartiger Hund, wie Kimmel einige Tage später in seiner Show zugab.
Für Kimmel sind die Videos gleichermaßen Comedy-Futter wie Medienkritik. Nur allzu willig gingen die großen Websites und Blogs auf die Videos ein und übernahmen sie ungeprüft. Verpackt als harmloses Homevideo scheinen sie schließlich keinen Absender mit versteckten Motiven zu haben. Das Beispiel zeigt, wie schwer es geworden ist, „echte“ Videos von gestellten zu unterscheiden.
Der Trip zurück in die Zukunft
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Ein klarer Fall ist dagegen das Produktvideo des Hoverboards, das inzwischen 12 Millionen Klicks hat. Die Fans von Zurück in die Zukunft wissen natürlich sofort, worum es geht: Die Hoverboards sind Skateboards ohne Räder, die über dem Boden schweben. Seit Jahren sind sie Kult im Netz, tauchen doch regelmäßig Berichte über die bevorstehende Veröffentlichung auf.
Die Macher der fiktiven Firma HUVr zeigen in dem Clip den neuesten Prototypen des Hoverboards. Der Schauspieler Christopher Lloyd, der in Zurück in die Zukunft den Professor Doc Brown spielt, fährt stilecht mit einem DeLorean vor und lüftet das Produkt. Die Skateboard-Legende Tony Hawk und der Musiker Moby testen ihn gleich aus und schweben etwas ungelenk über der Straße. Ihr Fazit: eine echt coole Sache. Und so intuitiv.
Kaum etwas vermittelt den Eindruck, dass es sich bei dem Video tatsächlich um ein echtes Produkt handelt. Der Ton ist zu ironisch, die Aufnahmen zu schräg. Es ist ein Jux, für den sich das Comedy-Portal Funny or Die einige Tage später verantwortlich zeigte. Die Kommentatoren auf YouTube nahmen es größtenteils sportlich. Dennoch entschuldigte sich Tony Hawk inzwischen bei den Zuschauern: Einige hatten das Video tatsächlich ernst genommen.
Hätten sie doch bloß auf die „Fake!“-Rufer gehört. Die sind zwar ebenso nervig wie die gefälschten Werbeclips im Netz, liegen immer häufiger aber richtig.
Die Oscars in diesem Jahr wieder mal verpasst? Verschlafen, zwischendurch eingenickt oder hat der Wecker zeitig geklingelt? Kein Problem, Digg hat die Verleihung mal auf zwei Minuten zusammengeschnitten. Und sind wir ehrlich: Irgendwie ist das ja doch jedes Jahr das Gleiche. Nur mit anderen Gewinnern, versteht sich. Wer übrigens lieber Gifs mag, wird bei Buzzfeed fündig.
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Dass man mit Filmtiteln Spaß haben kann, ist bekannt. Doch was der Comedy-Kanal Poykpac hier liefert, ist nochmal eine Stufe kreativer: Ein Paar befindet sich bei einem romantischen Abendessen, das sich langsam aber sicher in eine Trennung steigert. Der Clou an der ganzen Sache: Der Dialog wird ausschließlich mit Filmtiteln bestritten, 154 an der Zahl. Tolle Idee!
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Eigentlich war dieses Programm längst überfällig. Nicht nur war YouTubes eigener Spotlight-Kanal zwischenzeitlich der Kanal mit den meisten Abonnenten (inzwischen ist PewDiePie wieder vorbeigezogen), er zeigt auch, wohin die Reise der Videoplattform geht: Viele Videos sind schön und gut, doch erst die richtige Auswahl, der richtige Filter macht aus Videos virale – und damit umsatzstarke – Hits.
Auf Spotlight sammeln deshalb bereits Redakteure (bzw. Kuratoren) täglich Videos zu aktuellen Ereignissen wie dem Martin Luther King Day, zu unterschiedlichen Themen wie Papierfliegern oder YouTube-Veranstaltungen wie die Music Week.
Der nächste Schritt heißt YouTube Nation: Seit vergangener Woche präsentiert YouTube unter diesem Namen und Kanal täglich von Montag bis Freitag eine virale Videoschau.
Knapp fünf Minuten sind die Folgen von YouTube Nation. Durch das Programm führt der Moderator Jacob Soboroff, unterstützt von Redakteuren und Social-Media-Experten aus dem Buzzfeed-Umfeld.
Das Programm ist an eine klassische Rückschau angelehnt: Soboroff kommentiert YouTube-Videos, die gerade viral oder auf dem besten Weg dorthin sind. Ein ähnliches Konzept, das Ray William Jonson mit =3 (Equals Three) zum YouTube-Star machte.
Gleichzeitig lässt sich YouTube nicht entgehen, immer wieder Partnerkanäle zu featuren: In der aktuellen Ausgabe etwa den Kanal Hard Science, der zum TestTube-Netzwerk gehört. Auch die Interaktion mit den Nutzern darf nicht fehlen: Unter dem Hashtag #YouTubeNation sammeln die Macher Video-Tipps von Zuschauern, die es ebenfalls gelegentlich in die Sendung schaffen.
Mit YouTube Nation folgt die Plattform damit dem Trend, den erfolgreiche Websites wie Buzzfeed, die Huffington Post und das rasant wachsende Upworthy bereits gehen: Hin zu redaktionell betreuten und ausgewählten Inhalten, die anschließend vor allem über Social-Media verbreitet werden. YouTube hat in diesem Fall den Vorteil, nicht nur an der Quelle zu sitzen, sondern auch aus erster Hand zu profitieren: Denn an jedem erfolgreichen Video verdient YouTube bekanntlich mit.
Das könnte mir ja nie passieren: Dass ich nicht wüsste, was auf meinem T-Shirt steht. Dafür verschwende ich viel zu viel Zeit, nach Shirts von obskuren Bands oder abwegigen Internet- und Popkulturreferenzen zu suchen (siehe oben). Doch offenbar geht das längst nicht allen Menschen so. Tatsächlich scheinen die meisten keinen blassen Schimmer zu haben. Mirko Podkowik hat sich jedenfalls in Düsseldorf auf den Weg gemacht, und Menschen im Nachtleben danach gefragt, was denn nun auf ihrem T-Shirt steht. Die Antworten sind erschreckend – erschreckend planlos. Und da das Video gerade durch die deutsche Blogosphäre gereicht wird, ist es auf dem besten Weg, ein kleiner viraler Hit zu werden.
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In einer Aktion gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung haben bekannte deutsche YouTuber eigene Versionen des Songs Hey, Mr. Nazi von Rapper Blumio aufgenommen. Mit dabei sind Die Aussenseiter, BullShitTehVau, AlexiBexi, Alberto, Simon Desue, Digges Ding, MaximNoise und – natürlich – Y-Titty. Eine schöne Aktion, wie wir finden, denn die YouTuber erreichen längst Zielgruppen, an denen so manch andere gut gemeinte Kampagne glatt vorbeisegelt.
Hier die beiden Beiträge von Maxim Noise und AlexiBexi, den Rest gibt es im YouTube Creator Blog.
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Ungeachtet der Aufregung um das neue YouTube-Kommentarsystem um Google+ (oder gerade deshalb?), haben die Macher des Kanals Dead Parrot zwei klassische YouTube-Kommentarthreads mit etwas grantigen, älteren Schauspielern in Film-Noir-Optik nachgespielt. Natürlich inklusive der derben Sprache, etwas Spam und allgemeiner Sinnlosigkeit. Klasse Idee.
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