American Football ist ein harter Sport. Wie hart, beweisen immer wieder Studien zu den Langzeitfolgen von Gehirnerschütterungen. Eine von der US-Profiliga NFL in Auftrag gegebene Studie fand heraus, dass für Profis in der Altersgruppe zwischen 30 und 49 Jahren das Risiko für Alzheimer 19-mal so hoch ist wie für Nicht-Profis. Die Erkenntnisse kratzen am Image des Sports – aber ändern nichts an seiner Beliebtheit.
Das Lifestyle-Magazin GQ porträtiert in der neuen Webserie Casualties of the Gridiron („Gridiron“ bezieht sich auf die Linien des Football-Spielfelds) sechs ehemalige Football-Profis, die an nach ihrer Karriere unter den Langzeitfolgen des Sports leiden. Die Serie ist nicht nur für Footballfans interessant, zeigt sie doch die dunkle Seite hinter einer der beliebtesten Sportarten der Welt.
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In der ersten Episode erzählt Ray Lucas, ehemaliger Quarterback der New York Jets, dass er in seiner Karriere 19 Gehirnerschütterungen erlitt. Nach dem Ende seiner Laufbahn nahm er bis zu 80 Schmerzpillen am Tag. Da die Nerven in seinem Rücken geschädigt sind, muss er jeden Morgen nach dem Aufstehen seine Beine „wiederbeleben“. Über die Risiken wurde er während seiner Zeit als Profi nie aufgeklärt. Und nun, nach dem Ende, übernimmt keine Krankenversicherung die Kosten für seine Behandlung. Ray Lucas ist 41.
Auch die weiteren Folgen, von denen es bis zum 19. Dezember insgesamt acht Stück geben wird, sind schockierend. Sie zeigen Sportler, die wie Volkshelden verehrt wurden und dafür alles gaben – während die Liga, Trainer und Verantwortlichen sich den Risiken des Sports verwehren.
GQ hat sich für seine erste Original-Webserie ein ungemütliches Thema ausgesucht. Doch es lohnt sich – und es kommt offenbar auch bei den Zuschauern an. Knapp 100.000 Abrufe zählt die erste Folge bereits auf YouTube, dazu dürften noch zahlreiche Abrufe über den eigenen Player auf der Website kommen. GQ schließt sich damit den Trend von Verlagen an, eigene Dokus zu produzieren. Weitere sollen für die Condé-Nast-Tochter folgen.
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Das Videoportal Netflix ist einer neuen Studie zufolge in Stoßzeiten für 31,6 Prozent des gesamten nordamerikanischen Internetverkehrs verantwortlich. Diese Zahlen dürfte der Amazon-Chef Jeff Bezos genau verfolgt haben. Amazons Instant Video frisst nämlich nur vergleichsweise mickrige 1,61 Prozent, und steht damit noch hinter Apples iTunes und knapp vor der Konkurrenz von Hulu. Das soll sich ändern und zwar möglichst bald. Deshalb zeigt Amazon mit der Politcomedy Alpha House nun ebenfalls eine erste selbstproduzierte Serie exklusiv im Netz. Die ersten drei Folgen gibt es ab sofort kostenlos auf der US-Seite im Stream (wenn man als Amazon-Kunde eingeloggt ist).
In einer ersten Runde im Frühling ließ Amazon 14 Pilotfolgen für Serien, darunter sechs für Kinder, produzieren. Die Kunden durften entscheiden, welche es schließlich als komplette Staffel ins Streaming-Programm schafften. Die Kritiken waren mäßig. Einzig Alpha House, die Geschichte einer Senatoren-WG, überzeugte. Wohl nicht zuletzt dank ihres bekannten Hauptdarstellers.
John Goodman spielt den gemütlichen republikanischen Senator Gil John Biggs. Der lebt gemeinsam mit seinen Parteikollegen, dem smarten John Bettencourt, dem homophoben und offenbar doch schwulen Louis Laffer sowie dem jungen Schürzenjäger Andy Guzman in einem Haus in Washington D.C.
Inspiriert von einer tatsächlichen Senatoren-WG erwarten die vier Herren neben den häuslichen Mätzchen auch politische Probleme. Biggs bekommt in seinem Heimatstaat North Carolina plötzlich einen neuen, gefährlichen Gegner und muss nach Jahren wieder mal Wahlkampf machen. Laffer droht im ruppigen Nevada als Weichei zu verkommen, Bettencourt hat Probleme mit der Ethikkommission und Guzman muss sich mit seiner neuen, natürlich äußerst attraktiven Freundin arrangieren.
Eigenproduktionen als Maßstab
Eine Serie über den Politbetrieb mit WG-Feeling also. Damit ist Amazon zwar wenig originell, liegt aber im Trend: Serien mit politischen Zwischentönen tauchten in den vergangenen Jahren auf fast jedem US-Sender auf. Nicht zuletzt auf Netflix. Dessen erste Eigenproduktion, das Politdrama House of Cards, erhielt als erste Webserie überhaupt in diesem Jahr gleich drei Emmys und bewies, dass ein Streamingportal qualitativ mit dem klassischen Fernsehen mithalten kann.
Nun wollen Amazon, Apple und Hulu natürlich nachlegen. Denn es geht um mehr als Prestige. Im umkämpften Streamingmarkt braucht man Alleinstellungsmerkmale. Die Lizensierung von TV-Inhalten allein reicht nicht mehr aus, um neue Abonnenten zu gewinnen. Netflix, das in diesem Jahr bereits vier exklusive Serien herausbrachte, hat inzwischen den Kabelsender HBO in Sachen Abonnenten überholt. Um diese bei Laune und vor allem beim Zahlen zu halten, bedarf es immer neuer, attraktiver Inhalte. Auch das deutsche Angebot Watchever des französischen Vivendi-Konzerns hat deshalb kürzlich eine erste eigene Serie angekündigt.
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John Goodman ließ sich vom Prinzip Webserie überzeugen. „Ich hatte zunächst gedacht, ich spiele in einem YouTube-Video mit“, sagte er noch zu Beginn des Jahres, „aber das ist wie an einem richtigen Filmset.“ Tatsächlich: In Sachen Ausstattung muss sich Alpha House nicht verstecken. Mit Gastauftritten von Bill Murray, Komiker Stephen Colbert und Cynthia Nixon (Sex and the City) kann die Serie mit der TV-Konkurrenz problemlos mithalten.
Nicht ganz so überzeugend ist dagegen die Story. Der dicke Weiße, der smarte Schwarze, der attraktive Latino und der Ist-er-oder-ist-er-nicht-Schwule: Es sind nicht bloß die Stereotype, die nerven. Darüber könnte man bei einer Comedy noch hinwegsehen.
Zwischen dem zynischen House of Cards, dem satirischen und hochgelobten Veep auf HBO und Klassikern wie The West Wing findet die Serie keine eigene Sprache. Alpha House bietet weniger Situationskomik als eine klassische Sitcom und ist gleichzeitig weniger anspruchsvoll als ein Drama. Die ironischen Zwischentöne des US-Politbetriebs werden von der Karikatur der Republikaner überschattet – was der Serie in vielen konservativen Medien erwartungsgemäß schlechte Kritiken einbrachte. Am Ende ist Alpha House eine Serie zum Nebenbeigucken mit einem sympathischen John Goodman. Aber ob das Amazons Ansprüchen genügt?
Amazon unter Dauerdruck
Denn der notorische Gemischtwarenladen des Internets steht unter Dauerdruck. Statt Gewinne einzufahren, expandiert das Unternehmen in immer neue Geschäftsfelder, seit einiger Zeit eben auch in Filme und Serien. In Deutschland gehört Amazons Streamingportal Lovefilm zu den drei größten Anbietern. In den USA aber hat es das direkt in die Website integrierte Amazon Instant Video schwer. Eben weil Netflix mit beeindruckender Stärke den Markt umklammert.
Einen Vorteil aber hat Amazon: Es kann auf Big Data zugreifen, also seinen riesigen Kundenbestand und dessen Vorlieben. Darauf basierend lassen sich genau abgestimmte Inhalte schalten – und diese wiederum mit anderen Segmenten verknüpfen. So plant Amazon für seine nächste Originalserie eine Verfilmung der Romanfigur Harry Bosch. Das E-Book ist bereits ein Hit auf Amazon. Der Konzern hofft also, dass die Fans des Buchs möglicherweise auch an einer Serie interessiert sind und sich deshalb für den Videoservice anmelden.
Und in noch einem letzten Punkt unterscheidet sich Amazon von Netflix: Nicht alle Folgen von Alpha House sind auf einmal abrufbar. Stattdessen gibt es die ersten drei Episoden gratis und die folgenden jeweils im Abstand von einer Woche. Kein sogenanntes binge viewing also. Vielleicht findet Jeff Bezos, dies sei der bessere Weg, eine Serie zu genießen. Oder er hofft, dass man bei häufigeren Besuchen auf der Seite auch gleich noch ein Buch oder einen Gartenstuhl kauft.
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Afshin Behnia fährt für sein Leben gerne Auto, doch die beste Idee kam ihm beim Fernsehen. Jahrelang hat der Mann aus Kalifornien sein Hobby in TV-Sendungen zunehmend kritisch beobachtet: Prollige Tuning-Shows, langweilige Autotalks, den halbgaren US-Ableger der britischen Kultserie Top Gear, und die mit viel Tamtam angekündigte und nach nur einer Staffel wieder abgesetzte The Car Show. All das war nichts für den Vintage-Liebhaber Behnia. Also suchte er nach Alternativen und fand sich plötzlich mittendrin in der Spartenwelt von YouTube.
Seit einem halben Jahr ist Afshin Behnia selbst YouTube-Produzent. Petrolicious heißt der Kanal und das angeschlossene Online-Magazin, das er aktuell mit seiner Ehefrau Kika, dem Filmemacher Josh Clason und der Grafikdesignerin Becca Clason betreibt. Der Fokus von Petrolicious ist klar definiert: Es geht ausschließlich um Autoklassiker – und ihre Besitzer.
Ein Kanal für Klassikerfreunde
„Die Idee hat sich über Jahre hinweg entfaltet“, sagt Behnia, der zuvor in der Softwarebranche tätig war. Als seine Firma vor dem Verkauf stand, nahm er einen Teil seiner Ersparnisse und machte im Frühjahr vergangenen Jahres sein Hobby zum Beruf. Auf YouTube fand er zwar viele Inhalte und Formate, die sich um Autos drehten, aber auch sie entsprachen nicht seinen Vorstellungen. Er suchte nach einer Show, die sowohl „den Lebensstil als auch die Kultur von Klassikern angemessen feiert“.
Petrolicious versteht sich heute als Gegenstück zu Autosendungen, die mit leichtbekleideten Frauen, ölgetränkten Mechanikern und PS-Protz die Klischees des Genres bedienen. Jedes der knapp fünfminütigen Videos stellt genau ein Modell vor, das jeweils aus einem Privatbesitz stammt. Statt technischen Details und Tests gibt es Anekdoten der Besitzer, statt rasanten Aufnahmen schöne und unaufgeregte Bilder vor meist kalifornischer Szenerie. Auch die Website von Petrolicious setzt sich von anderen Automagazinen mit ihrem Vintage-Design und Typografie ab.
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Ist Petrolicious also ein Automagazin für Hipster? In der Aufmachung vielleicht. Aber im Mittelpunkt stehen auch hier die Karossen: Ein Mercedes 220SE aus dem Jahr 1963 etwa, Isettas, Käfer, und Design-Ikonen wie der Lancia Stratos oder der Lamborghini Countach kamen bereits vor. Ihre Besitzer kennt Behnia aus seinem Freundeskreis oder von Klassikertreffen. Inzwischen melden sich aber immer mehr Enthusiasten von sich aus bei den Machern. Auf der Website stellt Petrolicious regelmäßig Bilder von Lesern und ihren Autos vor. Auch Liebhaber aus Deutschland meldeten sich bereits.
Autokanäle boomen auf YouTube
Einmal pro Woche erscheint ein neues Video auf Petrolicious. Mehr ist zurzeit nicht drin. Drei bis fünf Arbeitstage benötigt das Team für Dreh und Schnitt. Damit kann der Kanal natürlich nicht mit den führenden Automagazinen auf YouTube mithalten, hinter denen meist Verlage und große Produktionsfirmen stehen. Die junge, überwiegend männliche Zielgruppe ist attraktiv für Werbetreibende im Netz und hat damit einen regelrechten Boom an Autokanälen ausgelöst.
Die Auswahl ist entsprechend groß. Die führenden Kanäle Motor Trend, /Drive und Car and Driver gehören zu YouTubes Originalkanälen, die von Google mitfinanziert werden, ebenso wie Motorvision in Deutschland. Sie veröffentlichen täglich Inhalte: Tuningtipps, klassische Tests, Reportagen, Service und Infotainment. Andere haben sich spezialisiert: evoTV etwa steht ganz im Zeichen von Supercars, The Fast Lane und Autocar dagegen testen vorwiegend Fahrzeuge für Normalverdiener.
Ein jüngeres Publikum lockt das britische Fast, Furious & Funny: Hier werden Streiche mit Autos gespielt, Ferraris getuned und fahrbare Toiletten gebastelt. Unterhaltsam ist auch die Show von US-Talkshowmoderator und Autonarr Jay Leno, die es seit zwei Jahren gibt. Die Qualität der Kanäle ist längst vergleichbar mit den oft gescholtenen Autosendungen im Fernsehen.
Aber auch unabhängige Autoenthusiasten haben auf YouTube gute Chancen. Der erst 22-jährige Kyle Lindsay betreibt unter dem Namen Saabkyle04 inzwischen einen der erfolgreichsten Autokanäle auf der Plattform. Über Jahre hinweg hat er mit seinen nüchternen Autovorstellungen ein Millionenpublikum aufgebaut. Wie auch der als EricTheCarGuy bekannte Mechaniker, der in seinem Kanal Tipps zur Reparatur gibt.
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Noch fühlen sich Afshin Behnia und Petrolicious wohl in ihrer Nische. Knapp 54.000 Abonnenten haben sie inzwischen. Eine gute Leistung für einen Kanal, der erst seit einem halben Jahr aktiv ist und einen sehr speziellen Ansatz verfolgt.
Doch allzu lange möchte sich Behnia nicht auf den ersten Erfolgen ausruhen. Schon bald möchte er in Petrolicious ein zweites Format etablieren, das sich mit der Restauration und Pflege von Klassikern beschäftigt. „Wir wollen vor allem inspirieren“, sagt Behnia, „aber auch informieren.“
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Von schneebedeckten Berggipfeln zum blauen Ozean, von schillernden Metropolen hin zu staubigen Wüstenlandschaften: Other Places nennt der britische Gamesjournalist Andy Kelly eine Serie von Videos auf YouTube, die er vergangene Woche ins Leben rief, und die bereits jetzt über 150.000 Abrufe hat. Hinter dem Reiseführer der besonderen Art verstecken sich ausschließlich Szenen aus Videospielen. Und das ausnahmsweise mal ganz ohne Waffen und Kämpfe, ohne Magie und Missionen.
Für Kelly ist Other Places sowohl eine Hommage an die Entwickler der Spiele als auch eine Ode an die immer wieder faszinierenden Videospielwelten. In den kurzen Videos geht es deshalb auch nicht um das Gameplay, sondern ausschließlich um Landschaften. Gänzlich kommentarlos schwebt die Kamera durch die Welt des jeweiligen Spiels. Die besinnliche Musik verleiht den Aufnahmen etwas Beruhigendes, nahezu Kitschiges – im positiven Sinne.
Zehn dieser kleinen Reisen hat Kelly bereits unternommen. Sie führen die Zuschauer in Klassiker wie Half-Life 2 und Alan Wake, aber auch in neue Welten wie die Wolkenstadt Columbia aus Bioshock Infinite und den düsteren Moloch von Dunwall aus Dishonored. Die Idee kam Kelly, als er, wie so viele Spieler, die offene Welt von Skyrim erkundet hat. Mithilfe der Entwicklerkonsole flog er durch die Welt und erlangte so ganz neue Eindrücke über die Schönheit des Spiels.
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Wie Kelly dem Blog Video Game Tourismerzählt, faszinieren ihn Welten, denen man nicht ansieht, dass sie nach und nach zusammengesteckt wurden. Stattdessen sollen sie den Eindruck vermitteln, dass man tatsächlich darin leben könnte.
Die Spielewelt nicht bloß als Kulisse für die Story, sondern als aktiven Teil des Spiels zu gestalten, ist immer häufiger das Ziel der Entwickler, allen voran Open-World-Games wie GTA oder Skyrim. Dabei benötigt es gar keinen Fotorealismus, wie ihn etwa die Shooter-Reihe Crysis versucht, um Videospielwelten eindringlich zu gestalten. Indietitel wie Journey oder Proteus faszinieren gerade durch ihren Minimalismus, und auch die Klötzchenwelt von Minecraft ermöglicht beeindruckende Landschaften ohne auch nur annähernd realistisch zu sein.
Other Places folgt der Tradition der In-Game-Fotografie. Bei dieser Kunstform suchen die Spieler nach möglichst interessanten, kunstvollen oder auch experimentellen Motiven innerhalb des Spiels, die per Screenshot oder auch per Kamera abgeknipst werden. Längst ist daraus eine Szene entstanden. Der Brite Duncan Harris alias deadendthrills gilt nicht nur als Pionier, sondern sammelt auf Flickr auch besonders gelungene Exemplare, ebenso wie das Sub-Reddit GamerPorn. Auch Rainer Sigl von Video Game Tourismstellt regelmäßig Arbeiten vor.
Dass sich das Konzept auch auf Bewegtbilder übertragen lässt, hat natürlich nicht nur Andy Kelly entdeckt. Die YouTube-Kanäle Polygon Fragments und National Gameographic etwa enthalten ganz ähnliche Videoserien.
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Auch der irische YouTube-User Jacksepticeye hat im vergangenen Jahr eine Serie unter dem Titel The Beauty Of… veröffentlicht. Der Unterschied zu Other Places besteht darin, dass er Szenen direkt aus den Missionen genommen hat, man die Spielfigur also sieht, was zumindest etwas von den Landschaften ablenkt.
Damit Kelly das nicht passiert, hat er für Other Places so manche Tricks angewandt. Denn nicht alle Spiele lassen sich einfach mit einer freischwebenden Kamera erkunden. Bei einigen Titeln musste er dabei auf Hacks aus der Community zugreifen oder, wie im Fall von Dishonored, viele kurze Szenen zusammenschneiden. Seine Motivation und Faszination bremst das nicht. Kelly hat bereits weitere Videos geplant.
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Wenn dieser Tage über die Zukunft vom Webvideo geredet wird, taucht einmal mehr die Video Game High School als positives Beispiel auf. Vor Kurzem ist die zweite Staffel der erfolgreichen Webserie auf YouTube angelaufen. Vieles spricht dafür, dass sie noch einmal ein größerer Erfolg wird als die erste Staffel.
Die Idee der Video Game High School stammt von Matthew Arnold und Freddie Wong. Der Filmemacher und Gamer ist der kreative Kopf hinter der Serie – und mit über 6 Millionen Abonnenten gleichzeitig ein YouTube-Star. Die Video Game High School, eine Serie über eine fiktive Universität, an der die Studenten über Videospiele lernen und nebenbei noch so manches Abenteuer erleben, ist Wongs größtes Projekt. Wie groß es ist, das zeigt eine Infografik, die Wong passend zum Start der neuen Staffel veröffentlicht hat.
Schon die erste Staffel finanzierten Wong und sein Team zu großen Teilen über Kickstarter. 260.000 US-Dollar kamen damals zusammen. Für die zweite Staffel konnte die Summe mehr als verdreifacht werden: Am Ende standen 808.000 Dollar zu Buche. Mit zusätzlichen Mitteln kam die Crew am Ende auf ein Budget von 1,3 Millionen Dollar – für sechs Episoden, die jeweils rund dreißig Minuten lang sind.
1.200 Effekte
Das ist immer noch wenig im Vergleich zu TV-Serien im amerikanischen Fernsehen. Und dennoch erstaunlich. Die Produktionsqualität fällt sofort auf und muss sich auch vor anderen, vermeintlich professionelleren Webserien nicht verstecken. Einige Szenen etwa sind mit 48 Frames pro Sekunde gefilmt, wie sie im Kinofilm Der Hobbit vorkommen. Als erste Webserie überhaupt nutzt VGHS diese Technik.
Auch die anderen Zahlen sind beeindruckend: Mehr als 55 Crew-Mitglieder waren an dem Projekt beteiligt, insgesamt wurde an 29 Tagen gefilmt und die Serie enthält 1.200 Effekt-Shots. Das Ziel von Wong und seiner Produktionsfirma Rocket Jump ist klar: Inhalte, die sich vom Fernsehen nicht mehr unterscheiden lassen. Das hat auch Netflix inzwischen gemerkt: Das Videoportal hat die VGHS inzwischen in ihr Programm aufgenommen.
Vor allem aber profitiert auch YouTube von dem Projekt. Janko Röttgers schreibt auf GigaOm, dass es diese Inhalte sind, die Google von YouTube möchte. Die Serie hat mit Dodge einen exklusiven Sponsor, der auch innerhalb der Serie auftritt, und die Länge der Episoden ermöglicht die mehrmalige Einblendung von Werbung. Gerade in einer Zeit, in der viele Macher die Plattform für ihre ineffektive Vermarktung kritisieren, ist die VGHS ein Erfolg – weil sie ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt. Kein Wunder, dass YouTube nur allzu willig war, Wong in den eigenen Studios drehen zu lassen.
Gleichzeitig dürfte sich aber auch für Wong und seine Kollegen die Frage stellen, wohin der Weg führen wird. Seinem Ziel, ein TV-Erlebnis zu schaffen, ist er mit der zweiten Staffel der VGHS näher gekommen. Ein Sprung ins immer noch deutlich profitablere TV-Geschäft – oder als Exklusiv-Serie auf Netflix – scheint geradezu vorprogrammiert.
Die Welt von Computerspielen ist, nennen wir es, sehr ergebnisorientiert. Geschrieben und diskutiert wird vor allem über die Games, die am Ende dabei herauskommen. Sicher, es gibt Berühmtheiten wie die Entwickler-Legende Peter Molyneux, die auch jenseits ihrer Spiele bekannt sind. Und auch Filme wie Indie Game: The Movie blicken hinter die Kulissen. Doch im Gegensatz zu etwa Literatur oder Musik, wird die persönliche Biografie der Computerspiel-Entwickler allenfalls am Rande erwähnt.
Hier tritt Human Angle auf den Plan. Zwischen April und Juni präsentierte die Webserie des Online-Spieleportals Polygon in zwölf Folgen einen anderen Ansatz: Der Fokus der Serie liegt nicht auf den Spielen, sondern auf den Menschen dahinter.
Menschen wie Maksym Hryniv etwa. Der Mann aus der Ukraine ist Entwickler bei Mokus Games, das mit dem Puzzlespiel Contre Jour einen internationalen Indie-Hit hatte – entgegen aller Voraussetzungen. Denn bis heute gibt es in der Ukraine weder einen Xbox Live Service noch eine richtige Spieleindustrie. Wenn Hryniv nicht gerade Spiele programmiert, betreibt er Breakdancing. Ein Hobby, das er in Malaysia aufgriff. Es sind ungewöhnliche Biografien wie diese, die Human Angle so spannend machen.
Längst nicht in allen Episoden geht es um Entwickler. Ger Tysk etwa war lange Zeit nur passionierte Zockerin, bis sie etwas entdeckte, dass sie noch mehr begeisterte: Cosplay. Seit einigen Jahren ist die ehemalige Flugzeugmechanikerin der US Army nun professionelle Cosplayerin, und arbeitet zurzeit an einem Buch darüber. Ihr Credo lautet: Cosplay hat nichts mit gutem Aussehen zu tun, sondern ist eine Lebenseinstellung. Die Folge gibt einen guten Einblick in diese ebenso bunte wie verschworene Szene, die gerne belächelt wird.
Der Mensch hinter John Marston
Lange belächelt wurde auch Rob Wiethoff. Zehn Jahre lang hat er sich als Schauspieler in Los Angeles herumgeschlagen, mit mäßigem Erfolg. Eher zufällig landete er eines Tages bei einem Casting, dessen Auftraggeber er selbst nicht kannte. Wenige Tage später wurde er von Rockstar als Sprecher und Vorbild der Spielfigur John Marston in Red Dead Redemption gecastet – einem der erfolgreichsten Titel im Jahr 2010. Heute lebt Wiethoff mit seiner Familie in Indiana. Die Schauspielerei hat er aufgegeben.
Es sind nicht nur die Personen, die Human Angle so interessant machen. Es ist auch die Verknüpfung aus Video und Text. Prinzipiell funktioniert jedes der knapp siebenminütigen Episoden für sich. Doch zusätzlich gibt es zu jeder Episode eine lange Reportage. Text und Video gemeinsam machen Human Angle zu einem der interessanteres Projekte nicht nur im Videospiel-, sondern im gesamten Online-Journalismus.
Wie Adweek zu Beginn des Monats berichtete, hatte es Human Angle bis dato auf rund 230.000 Abrufe und fast 8.000 Twitter-Reaktionen gebracht – keine schlechte Leistung. Aber bloß der Anfang. Eine zweite Staffel sei bereits geplant, sagt Chad Mumm von Polygons Verlag Vox Media. „Hochqualitatives Webvideo ist für uns genauso wichtig wie alles andere“, sagt Mumm.
Es wäre leicht, dieser Tage angesichts der Schlagzeilen über Edward Snowden, Prism und Tempora auf den guten alten Satirezug aufzuspringen und eine animierte Webserie zu produzieren, in der es um ein geheimnisvolles Überwachungsprogramm der US-Regierung geht.
Umso erstaunlicher ist, dass Codefellas von Wired schon einige Wochen vor der Enthüllung des Skandals bekannt gemacht wurde. Das nennt man dann wohl gutes Timing. Oder Glück.
In Codefellas jedenfalls spielt Webvideo-Persönlichkeit John Hodgman (dem Mac aus den „Pc vs. Mac“-Werbeclips) den Geheimdienstler Agent Topple, einem Spion alter Schule, der mit Computern nicht allzu viel am Hut hat. Sein Protegé ist die junge sarkastische Hackerin Nicole Winters (Emily Heller), die an einem neuen und streng geheimen Programm sitzt, das die US-Bürger und deren Datenverkehr überwacht. Klingt bekannt?
Codefellas ist ein Projekt des Comedians und Satirikers David Reese. Bis jetzt sind erst zwei sehr kurze Episoden erschienen, die vor allem durch die bizarren Dialoge der ungleichen Hauptpersonen glänzen. Achja, und die vor dem Hintergrund von Prism natürlich nicht einer gewissen Ironie entbehren.
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Als er das erste Mal Shore rauchte, war er gerade 15 Jahre alt. Shore ist in der Drogenszene ein anderes Wort für Heroin. Es waren die späten Achtziger und das Zeug ebenso angesagt wie leicht zu bekommen. Er bekam es vom großen Bruder „des Polen“, eines Schulfreunds. Was anschließend folgt, könnte eine typische Drogengeschichte sein. Der Abhängigkeit folgen Beschaffungskriminalität, Gefängnis, Entzug, Rückfall und schließlich die Läuterung.
Doch Shore, Stein, Papier ist keine gewöhnliche Sendung – und „er“, der Erzähler kein gewöhnlicher Junkie. Das zeigt schon das Format: Shore, Stein, Papier ist eine Sendung des YouTube-Kanals zqnce (gesprochen „Sequence“). Immer mittwochs gibt es eine neue Folge, die zweite Staffel ist vor kurzem gestartet.
Den Namen des inzwischen etwa Vierzigjährigen erfährt man in den bis heute mehr als 60 Episoden nicht. Auch keine Details zu seinem heutigen Leben. Wie er lebt, ob er arbeitet und clean ist? Diese Fragen bleiben offen – jedenfalls bislang. Es geht vielmehr um seine Vergangenheit: Um seine Jugend im Saarland und in Baden-Württemberg und seinen anschließenden Umzug nach Hannover. Der Vater war zu diesem Zeitpunkt längst weg, der neue Freund der Mutter macht dem 13-Jährigen klar, er sei unerwünscht. Auf einer Party probiert er das braune Pulver aus, und als er von einem erfahrenen Junkie später erfährt, dass es sich bei Shore um Heroin handelt, raucht er schon regelmäßig. Die nächsten Jahre verbringt er zum Teil auf der Straße, sein Leben dreht sich um Diebstähle, Einbrüche und den nächsten Rausch. Mit 18 landet er das erste Mal im Gefängnis.
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Der namenlose Protagonist erzählt diese Geschichte, als würde er mit einem alten Freund reden. Er sitzt stets an einem Tisch, mal in der Küche, mal im Wohnzimmer, mal mit einem Joint, mal mit einer Zigarette in der Hand. Die offensichtlich am Stück aufgenommenen Gespräche sind grob zu Themenblöcken zusammengeschnitten. Die einzelnen Episoden gehen häufig ineinander über. Dabei spricht er nicht ausschließlich von der Drogensucht, auch wenn sie alles andere bestimmt. Stattdessen entspinnt sich eine Geschichte bizarrer Begegnungen. Es geht um Susi und Klein Totti, um LSD-Trips und Pralinenraub. Immer wieder raumgreifend gestikulierend erzählt er seine Erlebnisse, die mal heiter, mal bedrückend sind, und bisweilen an die bildhaften Junkie-Erzählungen Jörg Fausers erinnern.
Auch wenn Shore, Stein, Papier dank des Erzählers meist humorvoll ist, handelt es sich keinesfalls um eine Apologie des Drogenkonsums. Schon nach wenigen Episoden wird deutlich, dass hier jemand spricht, bei dem die Sucht ihre Spuren hinterließ, körperlich wie psychisch. Selim Oezdogan beschreibt im Drogerie-Blog der taz den Protagonisten treffend als jemanden, der sich „nicht als Opfer der Umstände darstellt, keine Rechtfertigungen und Ausreden sucht, aber auch nicht von Schuld und Scham niedergedrückt ist.“ Der Mann ist – und dieses Wort ist im Zeitalter von Scripted Reality angebracht – authentisch. So bietet Shore, Stein Papier sowohl gute Unterhaltung als auch gute Aufklärung. Eine Kombination, die im Programm der TV-Sendeanstalten schwer vorstellbar wäre.
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Es sind solche Formate, mit denen sich Webvideos vom klassischen Programm absetzen können. Sie sind einfach und direkt, ohne große Vorgeschichte und konstruierte Rahmenerzählung. Der Protagonist und nicht das Thema stehen im Mittelpunkt. Genau mit diesem Vlog-Format – eine Person spricht in eine Kamera – begannen viele der erfolgreichsten YouTuber. Nicht alle von ihnen hatten ähnlich Spannendes zu erzählen. Unter den zahlreichen Comedy- und Lifestyle-Formaten setzt Shore, Stein, Papier einen ernsthaften Kontrapunkt.
Die Sendung ist auch für den YouTube-Kanal zqnce ein Glücksfall. Ende November als eines von zwölf deutschen Originalprogrammen gestartet, hat der Kanal der Produktionsfirma Redframe inzwischen rund 35.000 Abonnenten und fast drei Millionen Abrufe. Das ist zwar kein Topwert – der Comedy-Kanal Ponk hat dank einer großen Community mehr als 300.000 Abonnenten – aber im direkten Vergleich eben auch nicht schlecht.
Viele Zuschauer kommen längst nur wegen Shore, Stein, Papier. Im Schnitt um die 20.000 Abrufe zählen die Episoden. „Mittlerweile ist er fast wie’n Kumpel“, schreibt ein Kommentator unter einer aktuellen Folge. Seine kleine Fanbase hat der Namenlose inzwischen. Wie es dazu kam, kann er ja demnächst noch einmal selbst erzählen.
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