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Adieu, Kommentare: PewDiePie schaltet ab

Felix Kjellberg, im Internet besser bekannt als PewDiePie hat über 30 Millionen Abonennten auf YouTube, erreicht mit jedem einzelnen seiner Videos ein Millionenpublikum, und hat seit einigen Tagen die Faxen dicke. Genauer gesagt, die Kommentare. Der aktuell erfolgreichste YouTuber der Welt möchte nicht mehr. „Ich habe sie satt“, sagt Kjellberg, „es ist vor allem Spam, oder es sind Leute, die Werbung für sich machen, oder Leute, die versuchen andere zu provozieren.“ Deshalb deaktiviert er die Kommentarfunktion bei seinen künftigen Videos.

Die Aktion ist ein Zeichen gegen die Kommentarkultur, die nicht nur auf YouTube, sondern auch auf Nachrichtenseiten, in Blogs und auf Facebook zumindest gefühlt immer schlechter wird. Trolle, häufig in Gruppen organisiert, beeinflussen den Kommentarverlauf, beleidigen, lenken vom Thema ab, bedrohen Frauen. Manche sagen, dagegen helfe nur viel Diskussion. Andere versuchen, den Dialog besser zu moderieren. Andere, wie Kjellberg, entziehen sich den Kommentaren nun komplett.

Kjellberg, der mit seinen Let’s-Play-Videos berühmt wurde, sagt, dass die interessanten Kommentare ihn ohnehin nicht mehr erreichen. Das könnte natürlich mit der Masse zu tun haben. Die Pläne von YouTube, mit der umstrittenen Integration von Google+ die Kommentare besser zu ordnen, sind fehlgeschlagen. Kjellberg möchte den Kontakt nun auf anderen Plattformen suchen, auf Twitter oder Reddit etwa, was natürlich ebenfalls nicht vor Trollen gefeit ist.

Vor wenigen Tagen hatte Kjellberg noch eine andere Idee. Wie er auf tumblr schrieb, spielte er mit dem Gedanken, dass sämtliche ernsthaften Kommentator/innen ihm einen Dollar überweisen könnte, damit er sie und ihren Nutzernamen auf YouTube freischaltet. Das, so die Annahme, würden vermutlich nicht alle Trolle tun. Das Geld würde er anschließend spenden, es hätte also auch einem guten Zweck gedient. Immerhin 34 Prozent fanden das in einer Umfrage eine gute Idee. Von dieser ist der Schwede aber offenbar wieder abgerückt, denn nicht alle seiner Fans hätten PayPal und am Ende sei es ohnhin zu kompliziert.

Nun also die komplette Deaktivierung – ein schlechter Tag für YouTube.

 

Leben mit Untertiteln: „Odile et Michel“

Untertitel, man muss sie lieben, man kann sie hassen. Zum einen möchte man ja nicht gute Kurzfilme verpassen, nur weil sie etwa auf Dänisch sind. Zum anderen stören die klobigen Textbalken auch immer etwas das Vergnügen. Der französische Kurzfilm Odile et Michel von Danny Sangra greift dieses Phänomen auf, und zwar auf eine Art und Weise, die nicht nur überraschend, sondern auch ziemlich clever ist.

 

Instagram enthüllt „Hyperlapse“ App

Vor einigen Wochen präsentierten Forscher aus dem Hause Microsoft eine bemerkenswerte Technik, die aus wackeligen Handy- oder Kameraaufnahmen sanfte Kamerafahrten erstellte. Ein Algorithmus analysiert dafür das Ausgangsmaterial und fügte die einzelnen Bilder neu zusammen. Der Name des Projekts, das eines Tages als App rauskommen soll: Hyperlapse.

Nun ist die Fotoplattform Instagram den Plänen offenbar zuvorkommen. Ebenfalls unter dem Namen Hyperlapse hat das Facebook-Unternehmen nämlich überraschend eine eigenständige, kostenlose App vorgestellt, die ganz ähnlich funktioniert, allerdings einen entscheidenen Vorteil hat: Offenbar gelingt es der App, die Smartphone-Aufnahmen mithilfe des eingebauten Gyroskops sofort zu stabilisieren. Die Nutzer wählen anschließend lediglich die Geschwindigkeit (1x bis 12x) aus, mit der die Aufnahmen abgespielt werden sollen.

Wired hat die Details über die Funktionsweise und Entstehungsgeschichte; in keinem Wort wird das gleichnamige Microsoft-Projekt erwähnt. Angeblich hätten die Entwickler schon länger mit Bildstabilisation gearbeitet und einen Prototypen der App in einem internen Instagram-Forum vorgestellt. Dort weckten sie Anfang des Jahres das Interesse von Instagram-Gründer Kevin Systrom. Wie die Entwickler sagen, würden die Mitarbeiter von Instagram die App schon seit Monaten intern nutzen.

Die gibt es nun vorerst für iOS, eine Android-Version soll später folgen. In jedem Fall dürfte es interessant sein, was Microsoft davon hält. Der Name Hyperlapse ist jedenfalls (noch) kein eingetragenes Markenzeichen, denn es bezeichnet ganz allgemein eine Zeitraffer-Technik, bei der sich die Position der Kamera verändert.

 

Netzfilm der Woche: „Russian Roulette“

Um einen Kurzfilm für 50 britische Pfund zu drehen, muss man als Filmemacher schon extrem abgehärtet sein. Oder einfach etwas Zeit zwischen zwei Projekten übrig haben und sich vom singenden und twitternden Astronauten Chris Hadfield inspirieren lassen. Genau das hat der junge englische Regisseur Ben Aston für seinen Kurzfilm Russian Roulette getan.

Roulette ist auch gleich das Stichwort, denn es geht um Chat Roulette, die Website, die vor einigen Jahren mit ihrem Prinzip der rotierenden Gesprächspartner einen kurzen Hype entfachte, anschließend aber vor allem von nackten, masturbierenden Männern heimgesucht wurde.

Auch die junge Protagonistin Lucy kennt die Freaks auf der Plattform und nutzt sie trotzdem, schließlich könnte sich hinter der nächsten Webcam ja der Traumkerl verstecken. Und tatsächlich erscheint plötzlich Yergey auf dem Bildschirm, der mit russischem Akzent als alleiniger Ingenieur eines Weltraumteleskops im All steckt und ähnlich einsam ist wie Lucy. Ein perfektes Match – oder nicht?

Der Low-Budget-Dreh, den Aston in einem Behind-the-Scenes ganz wunderbar entwaffnend beschreibt, macht den Charme von Russian Roulette aus. Die Story ist simpel und doch clever: Die kleinen, netzkulturellen Referenzen sitzen, das Gefühl, das die beiden Hauptdarsteller erleben, kennt wohl jeder, der schon einmal Online-Dating ausprobiert hat. Und zum Schluss gibt es noch eine herrliche Pointe.

Das befand auch die Jury von Sundance London, die den Film in diesem Jahr in der Kurzfilm-Kategorie prämierte und damit bestätigte: Gute Kurzfilme brauchen kein großes Budget. Eine smarte Idee, sympathische Darsteller und etwas Pappkarton aus dem Baumarkt als Requisite tun es auch.

(englische Untertitel gibt es per Klick auf den CC-Button im Player)

 

Unplugged auf der Spree: „Canoe Concerts“

Gute Musiker können auch unplugged spielen, klar. Beweise gibt es in zahlreichen Webformaten: Die Black Cab Sessions etwa, Concert à emporter oder natürlich der ZEIT ONLINE Rekorder laden bekannte und weniger bekannte Musiker und Bands dazu ein, mal nicht auf der Bühne sondern an ungewöhnlicheren Orten aufzutreten.

Ein noch recht junges Projekt betreibt Linus Strothmann aus Berlin: Für seine Canoe Concerts nimmt er die Musiker mit in seinem (selbstgebauten!) Kanu auf den Landwehrkanal und die Spree, manchmal geht es auch auf andere Gewässer. Zugegeben, die Bands und Singer/Songwrwiter kenne ich persönlich alle nicht, und teilweise könnte man noch etwas an der Laustärke der Aufnahme tüfteln, aber trotzdem eine schöne Idee.

(via)

 

Gaming-Doku: „i49 – TF2 Fragumentary“

Dokumentationen über Videospiele gehören mittlerweile zum guten Ton in der Gaming-Szene. Im März veröffentlichte das Spielestudio Valve die teuer produzierte Doku Free To Play über das hauseigene Spiel Dota 2, im vergangenen Jahr gab es unter anderem The Story of Minecraft gratis im Netz. Dazu kommen hochgelobte Titel wie Indie Game: The Movie und weniger erfolgreiche Projekte wie Zach Braffs Video Games: The Movie.

Der neuste Film in dieser Reihe beschäftigt sich mit einem weiteren Kult-Spiel: Team Fortress 2. Die TF2 Fragumentary ist allerdings nicht von Valve produziert, auch wenn sie einen ganz ähnlichen Ansatz verfolgt wie Free to Play. Auch hier geht es um ein Turnier, nämlich das Insomnia 49 (i49) im vergangenen Jahr, und zwei Clans, die dort um den Titel spielten.

Der Film ist bei weitem nicht so geschliffen wie andere, zeigt dafür aber auch reichlich Szenen aus dem Spiel neben den Protagonisten. Die fühlen sich in der E-Sports-Welt durchaus etwas missverstanden. Denn im Vergleich zu Spielen wie Dota oder League of Legends bekommen sie für ihre Leistungen bei weitem jicht so hohe Preisgelder. Spaß haben sie offenbar trotzdem, wie die Fragumentary zeigt.

(via)

 

Netflix bezahlt nun auch Time Warner

Die Netflix-Zentrale in Los Gatos (© Justin Sullivan/Getty Images)
Die Netflix-Zentrale in Los Gatos (© Justin Sullivan/Getty Images)

Dann sind es plötzlich vier: Der Streamingdienst Netflix bezahlt nun auch den Internetanbieter Time Warner dafür, dass die eigenen Filme und Serien des Portals schneller und möglichst ruckelfrei auf die Bildschirme die Kunden gelangen. Time Warner ist nach Comcast, AT&T und Verizon der letzte der vier großen amerikanischen Internetprovider, mit dem Netflix bis dato noch keinen Deal ausgehandelt hatte.

Zu Beginn des Jahres sorgte Netflix erstmals für Aufsehen, als das Unternehmen eine Absprache mit dem größten US-Kabelanbieter Comcast traf. Soll heißen: Als Netflix erstmals Geld an einen Provider zahlte, um auf der vielzitierten „Datenautobahn“ zu fahren. Genau das könnte die Netzneutralität unterwandern, warnen die Experten. Diese besagt, dass alle Daten im Netz gleich behandelt werden und kein Dienst priorisiert wird. Im Fall von Netflix könnte aber genau das sein.

Die Provider argumentieren mit dem steigenden Datenvorkommen, das Netflix verursacht. Schon jetzt sind in den Abendstunden ein Drittel des gesamten nordamerikanischen Datenverkehrs. Zwar hat Netflix mit seinem Content Delivery Network (CDN) inzwischen eine eigene Infrastruktur geschaffen, um die Provider zu entlasten, doch gerade an den Knotenpunkten, an denen zwei Netze Daten austauschen (Stichwort Peering), sträuben die Provider sich, die Technik auszubauen. Dass die Daten ungebremst weitergeleitet werden, wollen sie sich bezahlen lassen – und Netflix macht mit, schließlich sind ruckelnde Streams schlecht für das Geschäft.

Netflix schwört auf die Netzneutralität

Kurioserweise schwingt sich Netflix immer wieder selbst zu einem Verfechter der Netzneutralität auf. In einem aktuellen Gastbeitrag für Wired schreibt Netflix-CEO Reed Hastings, dass Breitbane keine „endliche Ressource“ sei. Die Anbieter müssten einfach mehr in ihre Infrastruktur investieren, wovon letztlich ohnehin alle Kunden profitieren. Zudem dürften sie die Anbieter von Online-Diensten nicht zur Kasse bitten. Dass Netflix trotzdem mitmacht, ist wohl eine rein wirtschaftliche Entscheidung.

In Deutschland startet Netflix im September. Noch gibt es keine Hinweise, dass der Dienst mit Providern wie der Telekom kooperiert. Doch sollte Netflix erfolgreich sein, könnte hierzulande schon bald eine neue Diskussion über die Netzneutralität stattfinden. Denn auch die deutschen Provider tun vor allem eines gar nicht gerne: die Netze ausbauen.

 

Emmy-Awards: „Barely Legal Pawn“

Eines muss man den Emmys lassen: In Sachen kreative Skits und Videos haben sie die Typen vom Kino (sprich: die Oscars) abgehängt. Fünf Tage vor der diesjährigen Verleihung dürfen die beiden Breaking Bad Hauptdarsteller Bryan Cranston und Aaron Paul mal ein wenig die Hype-Trommel rühren. In dem sechsminütigen Kurzfilm Barely Legal Pawn begegnen sie als zwielichtige Pfandhaus-Besitzer Julia Louis-Dreyfus, die ihren Seinfeld-Emmy verkaufen möchte, was aber nicht ganz so einfach ist. Zum Schluss dreht sich die kuriose Angelegenheit dann doch noch etwas hin zum düsteren Breaking-Bad-Stil. Naja, ein bisschen wenigstens. In jedem Fall zeigen die Emmys, wie man clever für eine Verleihung der besten TV-Inhalte wirbt – mit den Preisträgern in ihrem Element.