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Einschulung: Jubel, Trubel und verschüchterte Kinder

Einschulung. Geschwister, Mütter, Väter, Großeltern freuen sich, fotografieren, filmen, klönen (wie man im Norden sagt), trinken Kaffee oder Kakao. Die Schüler der höheren Klassen begrüßen die Neuen unter heldenhaftem Einsatz ihrer Lehrerinnen mit Liedern, kleinen Szenen. Jubel und Trubel.

Und die Hauptpersonen? Hat einmal jemand die Gesichter der Kinder bei der Einschulung beobachtet? Oder auf Fotos? Von großer Freude keine Spur. Wo bin ich hier? Was geschieht mit mir? Wie muss ich mich  benehmen? Was sind das für Leute? Das fragen sich die Kleinen; lassen verschüchtert das Tamtam über sich ergehen und trotten dann unsicher in die erste Unterrichtsstunde.

Das war schon immer so. Neu ist der Trend, dass immer mehr Familienangehörige an der Feier teilnehmen. Und ganz neu, dass die Schülerzahl zurückgeht. Wo früher dreißig Erstklässler von vierzig Erwachsenen ins neue Leben begleitet wurden, sind es heute fünfzehn Kinder und gefühlte einhundert Große. Der demografische Wandel sieht komisch aus.

 

Grundschullehrerinnen

Ja, sie malen überall Herzchen und Blümchen drauf und lassen sich von ihren Schülern mit Kosenamen anreden … Manchmal nervt das.

Aber wenn man zum Mutter- bzw. Vatertag dann liebevoll gebastelte Geschenke bekommt und Lobgedichte hören darf (alles von den Kindern in der Schule vorbereitet), dann freut man sich darüber, dass den Grundschullehrerinnen der Zynismus vieler Gymnasiallehrer fehlt.

 

Tipp für Deutschlehrer: Sprachpapst Wolf Schneider über Bloggen und Twittern

Hoffentlich gefällt IHM dieses Blog!

Wolf Schneider hat sich ihn bewährter Manier Blogs und Twittermeldungen vorgeknöpft. Sein Urteil: „Drei Viertel dessen, was dort produziert wird, ist trauriges Geschwätz. Geschwätz, weil es wenig Substanz hat, und traurig, weil die meisten doch wohl gelesen werden wollen! Ich habe Mitleid mit denen, die sich mitteilen wollen und so gar keine Ahnung davon haben, wie man das macht.“ Mehr dazu ist nachzulesen im Interview des Tagesspiegels mit ihm. Und in seinem neuen Buch: „Deutsch für junge Profis: Wie man gut und lebendig schreibt“.

Wolf Schneiders Bestseller „Deutsch für Profis“ ist Pflichtlektüre für jeden Journalisten. Viele Jahre lang hat er die Hamburger Journalistenschule (Henri-Nannen-Schule) geleitet. Seine scharfe, pointierte (und unterhaltsame!) Kritik am geschriebenen Wort brachte ihm die Titel  „Sprachpapst“, „Deutschlehrer der Nation“ und „Sprachoffizier“ ein.

 

Missbrauch und Reformpädagogik – lesenswerte Artikel

Der sexuelle Missbrauch von Schülern durch Lehrer an der reformpädagogisch orientierten Odenwaldschule wühlt viele auf. Hier eine Auswahl von Artikeln, die das Thema von verschiedenen Seiten beleuchten (wenn Sie auf das farbig markierte „hier“ klicken, landen Sie direkt bei den Artikeln).

Den Skandal ans Licht brachte der Artikel von Jörg Schindler in der Frankfurter Rundschau. Sie finden ihn: hier

Ein beeindruckendes und bedrückendes Porträt des bekannten Reformpädagogen Hartmut von Hentig, der die Rolle seines des sexuellen Missbrauchs beschuldigten Lebensgefährten schönredet, hat Tanjev Schultz in der Süddeutschen Zeitung gezeichnet. Eine gekürzte Version für den Zürcher Tagesanzeiger finden Sie hier. Markus Verbeet hat in einem schriftlich geführten Interview für Spiegel-Online bei Hartmut von Hentig noch einmal nachgefragt, das Ergebnis, Sie finden es hier, ist nicht weniger verstörend.

In der FAZ beschreibt die aus dem Fernsehen bekannte Moderatorin Amelie Fried ihre Zeit an der Odenwaldschule, die schönen und die schrecklichen Seiten. Lesen Sie bitte hier.

In der ZEIT erschien ein Artikel von Bernd Ulrich, der den Bogen schlägt von den Missbrauchsfällen in katholischen Schulen, über die Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule bis zu Kinderpornos im Internet. Sie finden den Artikel hier.

Der Grünen-Politiker Cohn-Bendit, auch ein Odenwaldschüler, kritisiert in einem ZEIT-Interview die Fehler der libertären Sexualmoral. Lesen Sie hier.

Und der konservative Reformpädagoge, der langjährige Leiter von Salem, Bernhard Bueb bekennt sich zu seinen Fehlern. Seinen Artikel für die ZEIT finden Sie hier.

 

Was schützt gegen sexuellen Missbrauch?

Man liest dieser Tage viel über sexuellen Missbrauch von Lehrern an Schülern, der sich vor Jahren an katholischen Schulen und einer Vorzeigeschule der Reformpädagogik zugetragen hat.

Viele Eltern fragen sich: Wie können wir unsere Kinder  schützen? Denn die Gefahr des Missbrauchs besteht auch heute: in der Schule, im Sportverein, in der Familie.

Besonders wichtig erscheint mir dazu, was Sabine Rückert, Ulrich Schnabel, Henning Sußebach und Heinrich Wefing in der ZEIT vom 11. Februar 2010 geschrieben haben:

Wir alle leben Tür an Tür mit Sexualstraftätern, allein in Berlin wohnen etwa 10.000 Personen, denen Sexualdelikte aller Art vorgeworfen wurden. Sie machen 0,3 Prozent der Berliner Bevölkerung aus, was bedeutet, dass statistisch ein Angezeigter Sexualstraftäter auf 340 Bürger kommt. Wollten diese Bürger die Nähe zu belasteten Personen meiden – Berlin müsste geräumt werden. Der beste Schutz auch für Kinder ist deshalb: Offenheit. Eltern sollten ihre Kinder über das Vorgehen der Täter informieren, sie zur Aufmerksamkeit anhalten und sich nicht scheuen, sie sexuell aufzuklären, sagt die Jugendpsychiaterin Stellermann: »Wichtig ist, dass die Kinder lernen, welche Art von Anfassen okay ist und welche nicht. Dass Geschlechtsorgane private Regionen sind, die niemand berühren darf.«

Noch wichtiger aber, sagt Stellermann, sei es, den eigenen Kindern »Selbstwirksamkeit« zu vermitteln: »Ein Kind, das mit vier Jahren gelernt hat, zu sagen, ich will den blauen Pullover anziehen und nicht den roten, und das erlebt, dass diese Aussage ernst genommen wird, wird sich auch gegen unerwünschte Zudringlichkeiten wehren.« Denn immer wieder stellen die Psychiaterin Stellermann und die Gerichtsmedizinerin Seifert während ihrer Untersuchungen fest: Pädophile haben einen Blick für Kinder, die Hilf- und Wehrlosigkeit ausstrahlen. Sie wenden keine Gewalt an, sondern treten als nette Menschen in ihr Leben. Ob als Fußballtrainer oder Chorleiter. Sie warten in Freizeitheimen und Schwimmbädern. Sie lassen sich Zeit, das Vertrauen eines Kindes zu erschleichen, sich die Defizite emotional unterversorgter Wesen zunutze zu machen. Durch Geschenke und geheuchelte Anteilnahme gewinnen sie die Arglosen für sich. Kinder, die von ihren Eltern behütet werden, ein gutes Verhältnis zu ihnen haben und über merkwürdige Vorkommnisse zu Hause offen reden können, sind deshalb deutlich weniger gefährdet.