Heute startet die Buchmesse. Ort: Frankfurt, Gastland: China, Ich: nicht da. Leider. Stattdessen wird die von mir sehr geschätzte Reporterin Andrea Hünniger dieses Blog mit Schnipseln aus den Messehallen befüllen. Andrea Hünniger ist Autorin der ZEIT und ZEIT ONLINE und schreibt über Literatur, Film, Tanz und sogar über Dan Brown.
Ihre Beiträge werden Sie in den kommenden Tagen hier finden. Mehr zur Buchmesse finden Sie auf unserer Themenseite.
Monatelang haben vier Redakteure am „Relaunch“ des Magazins Literaturen gearbeitet, doch nun wird’s unerfreulich: Zwei Redakteure haben eine betriebsbedingte Kündigung erhalten. Das Heft soll nur noch alle zwei Monate statt wie bisher zehn Mal im Jahr erscheinen. Puh.
Seit einiger Zeit ging die Auflage des Magazins zurück. Knapp 10.000 werden nur noch pro Ausgabe verkauft. In guten Zeiten waren es mehr als doppelt soviel. Einer der beiden Geschäftsführer des zur Klett-Gruppe gehörenden Friedrich Berlin Verlags sprach laut FAZ von einer notwendigen „Konsolidierung auf kleinerem Niveau“. Allerdings soll der Online-Auftritt gar ausgebaut werden.
Der geschätzte Kollege Gerrit Bartels vom Tagesspiegel sieht in dieser Entwicklung einen „Abschied auf Raten“. Er könnte recht haben.
Vielleicht ist das ein neues Vertriebsmodell für Ladenhüter. Die US-amerikanische Discounterkette Target lässt Verlage eine spezielle „Target Edition“ drucken und stellt die Bücher anschließend an prominente Stelle in die Läden. Das hat offenbar Erfolg: Bücher, von denen zuvor bloß 2000 Exemplare verkauft wurden, bringt Target nun zu Zehntausenden unter die Leute. Was das für Bücher sind? Still Alice von Lisa Genova zum Beispiel. Der Roman erscheint im Herbst bei Lübbe. Solche also. Und was ist, wenn sich das herumspricht? Müssen wir hierzulande bald mit Lidl-Ausgaben von Ildikó von Kürthy rechnen?
Denken wir positiv: Stattdessen wäre es doch schön, Discounter entdeckten ihren Bildungsauftrag und verkauften – frei nach Klaus Wagenbach – Bücher, die wir lesen sollen und nicht die, die wir wollen. Man stelle sich eine Aldi-Edition vor von Hermann Broch oder Elias Canetti. Im blau-weiß-gestreiften Schuber. Wie käme das wohl an?
In den vergangenen Wochen beherrschte eine Debatte die Feuilletons und Medienseiten der überregionalen Zeitungen: Urheberrechte im Internet. Argumente gab’s reichlich, dafür und dagegen. In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung schreibt Bernd Graff, dass mittlerweile auch Literatur massenhaft illegal im Netz verbreitet werde. Er bezieht sich im Wesentlichen auf einen Artikel der New York Times, in dem Verleger erzählen, welche Bücher am meisten widerrechtlich kopiert würden. Stephenie Meyer, John Grisham, Stephen King oder Joanne K. Rowling.
Die Befürchtungen der Verlagsleiter kann man sich ein einer Hand abzählen, viel interessanter war die zitierte Aussage von Stephen King, der sich den gemeinen Raubkopierer so vorstellte:
„Mein Eindruck: Die vegetieren in Kellerappartments auf verrotteter Auslegeware und leben von Kartoffelchips und Dosenpils.“
Besser gesagt, um seinen neuen, niedlichen/süßen/drolligen/putzigen/eigentlichnichtsoschönen Hund. Was war das ein Trubel! Bilder hier, ganze Artikel dort, wie Bo (so heißt er) aussieht und was er politisch zu bedeuten habe. Und jetzt auch das noch: Er wird Held eines Kinderbuchs! Schreibt die New York Times. Hat Walt Disney schon die Rechte?
Die Literaturfachzeitschrift Super-Illu hat herausgefunden: Uwe Tellkamps DDR-Roman Der Turm soll verfilmt werden. Es gebe bereits Gespräche über eine Verfilmung, sagt Tellkamp in einem vorab veröffentlichten Interview mit der Zeitschrift.
Wie neu es auch klingen mag – irgendwie war die dumpfe Empfindung schon da, als das Buch erschienen ist.
Die Schriftstellerin Susanne Heinrich hat einen neuen Roman geschrieben, er erscheint Ende Februar. Die Inhaltsangabe des Verlags macht zumindest, nun, etwas stutzig:
„Georg und Franziska sind Braut und Bräutigam…“
Ein Spiel mit Geschlechterrollen? Heiraten eigentlich Georgina und Franz? Oder schlief hier wer? Wie gesagt: Ende Februar.