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Leb wohl, „Literaturen“?

Monatelang haben vier Redakteure am „Relaunch“ des Magazins Literaturen gearbeitet, doch nun wird’s unerfreulich: Zwei Redakteure haben eine betriebsbedingte Kündigung erhalten. Das Heft soll nur noch alle zwei Monate statt wie bisher zehn Mal im Jahr erscheinen. Puh.

Seit einiger Zeit ging die Auflage des Magazins zurück. Knapp 10.000 werden nur noch pro Ausgabe verkauft. In guten Zeiten waren es mehr als doppelt soviel. Einer der beiden Geschäftsführer des zur Klett-Gruppe gehörenden Friedrich Berlin Verlags sprach laut FAZ von einer notwendigen „Konsolidierung auf kleinerem Niveau“. Allerdings soll der Online-Auftritt gar ausgebaut werden.

Der geschätzte Kollege Gerrit Bartels vom Tagesspiegel sieht in dieser Entwicklung einen „Abschied auf Raten“. Er könnte recht haben.

 

MRR und die Frauen

Es gibt Fragen, die die Menschheit bislang nicht beantwortet hat, zum Beispiel diese: Wer hat den Käse zum Bahnhof gerollt? Warum ist am Rhein so schön? Und schreiben Männer besser als Frauen? Marcel Reich-Ranicki hat zumindest in der Sonntagsausgabe der FAZ auf letztere eine Antwort gefunden:

„Homer, Sophokles, Euripides, Horaz, Ovid, Vergil, Dante, Petrarca, Molière, Corneille, Racine, Shakespeare, Cervantes, Calderón, Voltaire, Goethe, Schiller, Balzac, Stendhal, Flaubert, Puschkin, Dostojewskij, Tolstoi, Proust, Brecht. Sie alle waren Männer. Genügt die Antwort?“

Ja, puh, natürlich, wie immer, gewiss. Aber der Käse, was ist mit dem Käse?

 

Aus Klappentexten 2

Vielleicht liegt’s an mir, aber was will der Held aus Alexa Hennig von Langes Roman Peace?

„Als ihm dann auch noch eine Freundin gesteht, nichts von sexueller Treue zu halten, beginnt Joshua, das Geschlechterverhältnis neu zu sortieren…“

„Sortieren“ ist mir in diesem Zusammenhang neu.

 

Der Lidl-Buchkanon

Vielleicht ist das ein neues Vertriebsmodell für Ladenhüter. Die US-amerikanische Discounterkette Target lässt Verlage eine spezielle „Target Edition“ drucken und stellt die Bücher anschließend an prominente Stelle in die Läden. Das hat offenbar Erfolg: Bücher, von denen zuvor bloß 2000 Exemplare verkauft wurden, bringt Target nun zu Zehntausenden unter die Leute. Was das für Bücher sind? Still Alice von Lisa Genova zum Beispiel. Der Roman erscheint im Herbst bei Lübbe. Solche also. Und was ist, wenn sich das herumspricht? Müssen wir hierzulande bald mit Lidl-Ausgaben von Ildikó von Kürthy rechnen?

Denken wir positiv: Stattdessen wäre es doch schön, Discounter entdeckten ihren Bildungsauftrag und verkauften – frei nach Klaus Wagenbach – Bücher, die wir lesen sollen und nicht die, die wir wollen. Man stelle sich eine Aldi-Edition vor von Hermann Broch oder Elias Canetti. Im blau-weiß-gestreiften Schuber. Wie käme das wohl an?

 

Das sind eure Leser!

In den vergangenen Wochen beherrschte eine Debatte die Feuilletons und Medienseiten der überregionalen Zeitungen: Urheberrechte im Internet. Argumente gab’s reichlich, dafür und dagegen. In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung schreibt Bernd Graff, dass mittlerweile auch Literatur massenhaft illegal im Netz verbreitet werde. Er bezieht sich im Wesentlichen auf einen Artikel der New York Times, in dem Verleger erzählen, welche Bücher am meisten widerrechtlich kopiert würden. Stephenie Meyer, John Grisham, Stephen King oder Joanne K. Rowling.

Die Befürchtungen der Verlagsleiter kann man sich ein einer Hand abzählen, viel interessanter war die zitierte Aussage von Stephen King, der sich den gemeinen Raubkopierer so vorstellte:

„Mein Eindruck: Die vegetieren in Kellerappartments auf verrotteter Auslegeware und leben von Kartoffelchips und Dosenpils.“

Und lesen Stephen King.

 

Bitte klicken: Es geht um Obama

Besser gesagt, um seinen neuen, niedlichen/süßen/drolligen/putzigen/eigentlichnichtsoschönen Hund. Was war das ein Trubel! Bilder hier, ganze Artikel dort, wie Bo (so heißt er) aussieht und was er politisch zu bedeuten habe. Und jetzt auch das noch: Er wird Held eines Kinderbuchs! Schreibt die New York Times. Hat Walt Disney schon die Rechte?

 

Franzi macht jetzt alles

Was man hinnehmen muss: Franziska van Almsick hat ein Buch geschrieben. Das hab ich auf der Buchmesse glatt verpasst. Zum Glück gibt’s die Super Illu! Die hat Franzi in Leipzig getroffen und machts ganz groß: fünf Bilder lang signiert, lacht und guckt sie in die Kamera. Und danach gefragt, was sie zum Buch bewogen habe, sagt sie: „Ich habe mich nicht gelangweilt und gedacht, Autor zu werden. Da gibt’s viel bessere.“ Von was jetzt?

„Mit dem Bilderbuch habe sie versucht, Kindern die Angst vor dem Wasser zu nehmen.“ Richtig so! Und weil man das jetzt offenbar so macht, stellt die Super Illu gleich die Links drunter:

„Franziska van Almsick: Paul Plantschnase am Meer – Buch kaufen
Franziska van Almsick: Paul Plantschnase am Meer – Hörbuch kaufen“

Nicht hier klicken. Wo sind wir denn…

 

Der Film zum Turm

Die Literaturfachzeitschrift Super-Illu hat herausgefunden: Uwe Tellkamps DDR-Roman Der Turm soll verfilmt werden. Es gebe bereits Gespräche über eine Verfilmung, sagt Tellkamp in einem vorab veröffentlichten Interview mit der Zeitschrift.

Wie neu es auch klingen mag – irgendwie war die dumpfe Empfindung schon da, als das Buch erschienen ist.