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„Best of Booker“ für Rushdie

Na, da schau her:

Der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie ist mit dem Sonderpreis «Best of the Booker» ausgezeichnet worden. Die Ehrung, die anlässlich des 40-jährigen Bestehens des wichtigsten britischen Literaturpreises verliehen wurde, bekam Sir Salman heute für seinen Roman «Mitternachtskinder». Damit ist das Buch nach Meinung der Leserjury das beste, das je mit dem Booker-Preis ausgezeichnet wurde.

Rushdie, der Ende Juni von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen wurde, hatte den Booker-Preis 1981 für seinen zweiten
Roman bekommen. Mitternachtskinder (1981) gilt als großes Werk des Magischen Realismus und des Postkolonialismus. «Das sind großartige Neuigkeiten. Ich bin absolut erfreut», sagte Rushdie. Über den Sieger stimmten fast 8000 Leser aus der ganzen Welt im Internet ab.

Fünf weitere Booker-Preis-Sieger waren für den Sonderpreis im Rennen, darunter Schande des südafrikanischen Literaturnobelpreisträgers John M. Coetzee und Oscar und Lucinda des Australiers Peter Carey. Die Auszeichnung wird seit 1969 verliehen.

Gegen die Ritterwürde für Rushdie hatten vor einem Jahr in zahlreichen Ländern Muslime protestiert. Rushdie ist wegen seines
Romans Die Satanischen Verse in der islamischen Welt höchst umstritten, weil sich Muslime durch die Beschreibung des Propheten Mohammed beleidigt fühlen. Rushdie musste jahrelang unter strenger Bewachung im Untergrund leben, nachdem der iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini 1989 eine Todesdrohung gegen ihn ausgesprochen hatte.

 

Ach, diese Poesie!

Hamburg hat bekanntlich den Hafen. Das ist sehr schön: Es gibt viel Wasser und man hat immer ein Ausflugsziel, wenn Besuch kommt. Fisch essen kann man auch prima. Aber gnade uns Gott, es wird Abend! Die Sonne geht unter, die Schiffe werden zu Schatten und manche Zuschauer gleich sentimental:

„Das hat so eine Poesie“, seufzen sie dann.
„Ja“ (dramatische, wenn nicht poetische Pause) „Das stimmt“, seufzt es oft zurück.

Nicht selten liegen bald Köpfe auf Schultern. Häufiger jedoch zückt manch einer den Fotoapparat und hält diesen Moment fest, auf dass dieser fortan in der Wohngemeinschaftsküche hänge, bis die Poesie durch stetigen Nudeldampf langsam abblättert.

In meiner Studienzeit war es nicht der Hafen – es waren Industrieanlagen. Kaum eine Fotostudentenausstellung, die nicht vollgehängt war mit schwarz-weißen Bildern verfallener Fabriken, Gewebehöfe, Schornsteine, Lagerhäuser, Silos, Kühltürme, tralala. Angekündigt wurden diese Ereignisse zumeist mit: „Bilder voller Poesie.“

Alltägliche Erlebnisse stellen manche vor erhebliche Wortfindungsstörungen. Eine wehende Plastiktüte kann das sein oder ein stiller Augenblick im Park. Es geht um eine Ästhetik des Moments, vor dem der Betrachter hilflos steht und glaubt, bloß ein Gedicht könne erahnbar machen, was das Besondere daran sei. Da werden viele sentimental und verwechseln das mit Poesie, was eigentlich Kitsch heißen sollte. Ein Foto einer Industriebrache hat wenig poetisches, es ist platt, plump und verbindet ein simples Gefühl mit einem noch simpleren Ausdruck. Ein Gedicht braucht man dafür nicht.

Wohl aber Dichtung! Das geht mit Häusern nämlich ganz gut, nach Einsatz von Wärmekameras und hernach viel Dämmwolle. Aber bitte nicht zu dicht, sonst schimmelt’s. Wer beim Anblick von Gebäuden an Dichtung denkt, ist also hoffentlich Klempner, Glaser oder Bauingenieur. Wenn nicht, möge er die Dichtung woanders suchen. In einem Hölderlinvers zum Beispiel.

 

Toll, Herr Kirchhoff

Beziehungsweise: Toll, dpa! Nicht nur, dass Herr Kirchhoff euch das mitteilt, ihr müsst es auch noch aufschreiben:

„Schriftsteller Bodo Kirchhoff, als «Workaholic» der Arbeit verfallen, sucht Ausgleich beim Rasenmähen im Garten. «Man muss null nachdenken. Und man macht einfach etwas stur und sieht am Ende ein Ergebnis. Das ist schön», sagte der Frankfurter Autor («Infanta», Parlando») der dpa. Kirchhoff, der in Frankfurt am liebsten mit dem Fahrrad unterwegs ist, hat nach eigenen Worten auch ein Faible für «unvernünftige Dinge» wie PS-starke Autos. «Dass mir schnelle Dinge keine Freude machen, das wäre gelogen», sagte Kirchhoff.“

Ich habe keinen Garten, fahre ungern Fahrrad, und mein erstes und einziges Auto war ein bordeauxfarbener Nissan Micra mit sagenhaften 42 PS. Wen das interessiert? Keinen. Eben.

 

Endlich: objektive Literaturkritik!

Immer ein Riesenstreit: Jemand bespricht ein Buch, einen Text, irgendein literarisches Erzeugnis – und plötzlich ist das Geschrei groß: „Wieeee?“, „Warum?“, „Ich find das doch total gut!“, „Ihr blöden Kritiker“, usw. Kritiker sind Menschen. Aber könnten Maschinen es besser? Beim diesjährigen Bachmann-Preis gab’s zum ersten Mal einen automatisch generierten Literaturpreis anhand fester Kriterien: den Preis der Riesenmaschine. Gewonnen hat diesen Preis Tilman Rammstedt, der ja auch den Hauptpreis bekam. Sehen Sie hier den Kriterienkatalog der Maschine. (LA heißt Lastenausgleich)

 

Weisheit für den Haushalt

Peter Hein ist der Sänger der großartigen Fehlfarben. Ein Buch hat er auch schon geschrieben. Geht so heißt es und erzählt vom Leben in deutschen Städten. Da ich das seit Wochen, ach, Monaten bestellt habe, und es immer noch nicht da ist, werde ich mich jetzt an einer Weisheit Peter Heins erfreuen, die er auf dem Album Knietief im Dispo einst sang:

„Sperrmüll an Regentagen hat sich nicht wirklich bewährt“

 

Sex, Literatur und die Stadt

Im Film Sex and the City liest Sarah Jessica Parker ein Buch namens Liebesbriefe großer Männer – und weil sich ja viele Frauen mit der Rolle der Carrie identifizieren, gehen sie ins Internet und fragen nach dem Buch. Dumm nur: Das gibt es gar nicht! Allerdings eines mit ähnlichem Titel. Love Letters From Great Men and Women heißt es, und dümpelte bisher auf einem sechsstelligen Amazon-Verkaufsrang. Nun aber ist es unter den 150 meistverkauften Büchern. Was so ein Film alles anrichtet…

 

Mal wieder Harry Potter

Eine kleine Vorgeschichte von Harry Potter ist am Dienstagabend in London für 25 000 Pfund (mehr als 31 500 Euro)
versteigert worden. In dem nur 800 Worte langen Text beschreibt die Autorin Joanne K. Rowling Ereignisse, die noch vor ihrem 1997
erschienenen ersten Potter-Band spielen. Die handgeschriebene Mini-Geschichte namens Potter Prequel behandelt die Zeit drei Jahre vor der Geburt des Zauberlehrlings. Die Interessenten lieferten sich nach Angaben der Nachrichtenagentur PA um die DIN-A5-große handbeschriebene Karte einen Bieterwettstreit.

Rowling hatte die Vorgeschichte Monate nach dem Erscheinen des siebten und letzten Potter-Bandes eigens für die Auktion für
wohltätige Zwecke geschrieben. Harry Potter und die Heiligtümer des Todes kam im vergangenen Juli auf Englisch heraus. Die Potter-Bücher verkauften sich weltweit mehr als 375 Millionen Mal. Im vergangenen Dezember hatte Rowling ihr handgeschriebenes Buch The Tales Of Beedle The Bard für fast zwei Millionen Pfund versteigert.

Außer Rowling spendeten jetzt auch andere berühmte Autoren – unter ihnen Doris Lessing, Nick Hornby, Margaret Atwood und Sebastian Faulks – kleine Werke. Der Text von Doris Lessing brachte so 3000 Pfund ein. Der Gesamterlös soll der englischen Sektion der Schriftstellervereinigung P.E.N. sowie dem Legastheniker-Programm Dyslexia Action zur Verfügung gestellt werden. (dpa)

 

Keine Zeit? Lesen Sie Twitterstorys!

Twitter kennen ja inzwischen die meisten. Diese feine Internetplattform für 140 Buchstaben persönliche Gedanken. Dass dieses Portal man eine Literaturform begründen würde, war irgendwie auch abzusehen. Herauskommen dann gaaaaaanz kurze Geschichten. Bevor jetzt einige die Nase rümpfen: In den USA gab es einen ersten Wettbewerb. Die Resultate sind teilweise sehr interessant. Da klopft die Frage an, ob wir es hier nicht mal versuchen sollen? Haben Sie Lust und 140 Buchstaben Zeit für eine Geschichte? Wenn ja, schicken Sie sie mir!