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Schmauch mir einen, Kleiner!

Über diese neue Antirauch-Kampagne für Junge wird übrigens gerade Frankreich heftig diskutiert. Und zu was? Zu Recht.

Die Unterzeile lautet „Rauchen bedeutet, sich zum Sklaven des Tabak zu machen“. Das ist nicht nur drei Mal ums Eck an den Haaren herbeigezogen. Das Bild drängt eine Assoziation zum Kindesmissbrauch geradezu auf.

Die Kampagne stammt von der Association Droits des non-fumeurs, einer Vereinigung zum Schutz der Rechte von Nichtrauchern. Und die Bilder sollen die Unterwerfung symbolisieren.

Ja, eh. Fragt sich nur, wem sich hier unterworfen wird.

 

Offen schwule Spitzensportler: geht ja!

Ein kleiner Nachtrag zur Diskussion um offen schwule Spitzensportler. Dies ist ein Auszug aus der TV-Show Pam Ann der australischen Comedian (Verzeihung, Komikerin klingt einfach so blöd) Caroline Reid. Zu Gast hat sie Matthew Mitcham, der 2008 bei den Olympischen Sommerspielen mit einem legendär perfekten Sprung Gold im Turmspringen geholt hat.

Viel Spaß – und kann bitte irgendjemand Barbara Schöneberger endlich eine eigene Show geben?

Gefunden vom wunderbaren Christopher.

 

Hypno-Victoria rettet die Welt (und den Sex)

Heute schon gelacht? Na dann, bitteschön. Aber stellen Sie besser vorher die Kaffeetasse ab.

Ist ja der Hammer!

Doch die zertifizierte Hypnosemeisterin Victoria Gallagher kann noch mehr:

In weiterer Folge wäre dann natürlich auch das hier ganz hilfreich:

Aber der tatsächliche Brüller ist, warten Sie, warten Sie … nein, der ist zu gut. Den gibt’s erst nach dem Umblättern.

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Wood wood wood – wood vibration … (und jetzt alle!)

Hätte ich die Dinger am Valentinstag gepostet, wären vielleicht mehr User auf „Bonbonniere?“ gekommen.

Aber nein, durchschaubar, wie Ihr wertes Sexblog eben ist, handelt es sich bei diesen wohlgestalten Dingern, nach denen wir gestern gefragt haben, um – Vibratoren.

Woodvibes hat sie ihr Designer Jonas Lönborg genannt. Sie sind per Induktion aufladbar und Jonas verspricht, dass man sich damit keinen Schiefer einzieht.

Leider gibt es sie bislang nur als Prototypen, aber vielleicht findet sich ja jemand aus der hiesigen holzverarbeitenden Industrie …?

PS: Für alle des Englischen sehr Mächtigen: Viel Spaß mit den Kommentaren bei Gizmodo, aus denen auch der Titel dieses Postings geklaut ist. Intertextualität, Sie wissen schon.

 

Vom K(r)ampf mit der obszönen weiblichen Brust

Sicher alles nur selektive Wahrnehmung, aber dieser Tage habe ich das Gefühl, dass (halb)nackte Brüste wieder einmal aus fast jeder Webseite hervorspringen.

Oder eben nicht.

Fangen wir mit dem eben nicht an. Facebook hat ja bekanntlich ein eigenartiges Verhältnis dazu, was es an Bildern für gut und was für böse erachtet. Bikinifotos junger Mädchen – gut. Partyfotos junger Studentinnen, die im Überschwang von Gefühlen oder ähnlichem den Ausschnitt noch ein bisschen tiefer legen – gut.

Stillende Mütter – böse.

Beispielsweise hier sind massenhaft Fotos von stillenden Müttern zu sehen, die von Facebook gelöscht wurden, wegen angeblicher Obszönität. Über deren ästhetische Qualitäten kann man unterschiedlicher Meinung sein, aber das gilt wohl auch für ca. 87,5 Prozent aller übrigen Fotos auf Facebook.

Lächerlich ist jedenfalls, dass Stillen obszön sein soll. Noch lächerlicher ist allerdings, dass laut der Topfree Equal Rights Association vor kurzem sogar dieses Foto gelöscht worden sein soll:

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Und wo bleibt das Positive?

Hier:

Frankreich hat als erstes Land Transsexualität von der Liste der Geisteskrankheiten gestrichen. Wir gratulieren zu diesem Schritt ebenso wie den USA zu der Absicht, die berühmt-berüchtigte Regel „Don’t Ask, Don’t Tell“ endlich abzuschaffen, nach der Homosexuelle nur so lange Militärangehörige sein durften, wie sie sich nicht outeten oder geoutet wurden.

Guten Start in die Woche!

 

Fußball ist ohnehin ein schwuler Sport, wann also kommt endlich das erste Outing?

© Boing/Photocase

Es war im Oktober 2008, als der Präsident des FC St. Pauli, Corny Littmann, mit einem baldigen Gruppenouting schwuler Bundesliga-Fußballer rechnete.

Nun, falls sich die Schranktür seither bereits leicht geöffnet haben sollte, ist sie mit dem aktuellen SEXSKANDAL BEIM DFB? (Zitat großformatiges Massenblatt) jedenfalls wieder mit einem Schlag zugeknallt worden. Homosexualität im männlichen Leistungssport ist somit für die nächsten Wochen, wenn nicht Monate wieder mit den Etiketten „pfui“, „schlüpfrig“, „tut man nicht“ besetzt.

Wohlgemerkt, niemand weiß, was wirklich zwischen dem DFB-SchiedsrichtersprecherMitglied des DFB-Schiedsrichterausschusses und einem jungen Shootingstar der Schiedsrichterszene vorgefallen ist, außer den beiden. Allgemein wird berichtet, der Ältere habe sich dem Jüngeren „genähert“. Sicherheitshalber wird noch erörtert, dass der Ältere maßgeblich an Karriere und Besetzung junger Nachwuchsschiedsrichter in Deutschland beteiligt sei.

Interessant ist die Zeitleiste. Der Jüngere habe angeblich im Dezember den Vorsitzenden des Schiedsrichter-Ausschusses benachrichtigt, im Januar wurde er zum jüngsten deutschen Fifa-Schiedsrichter ernannt, und vergangene Woche gab es im DFB eine Krisensitzung. Wer zu viel The Mentalist kuckt, erkennt da Zusammenhänge. Oder alle Voraussetzungen für eine Rufmordkampagne.

Wie auch immer diese Angelegenheit ausgeht, fürchte ich, dass sie die Bereitschaft aller Fußballbeteiligten, auf schwule Kollegen offen zu reagieren, wieder zunichte gemacht hat. Und diese Bereitschaft muss leider von innen kommen, also aus den Klubs, von den Trainern und Funktionären. Es müsste ein eindeutiges, scharfes Zeichen aller geben, dass Verhöhnungen oder Diskriminierung homosexueller Spieler nicht geduldet werden. Insofern ist Corny Littmanns Idee eines Gemeinschaftsoutings perfekt.

Es braucht eindeutige Zeichen, weil das wahre Problem nicht Teamkollegen sind, die dann „aus Spaß“ unter der Dusche die Seife fallen lassen oder sich ähnlich lustische Gags einfallen lassen, sondern wegen des zwölften Mannes: Das Fußballpublikum ist leider, auch wenn vereinzelt Menschen darunter sind, die bereits den aufrechten Gang beherrschen, recht schlichtgemütig gestrickt. Wer Bananen angesichts dunkelhäutiger Fußballer schwenkt, dem wird für schwule Spieler noch ganz was anderes einfallen.

Traurig, dass der Fußball, was sag ich, der Spitzensport so weit zurückgeblieben ist in dieser Hinsicht.

Es gibt sie auf jeden Fall, sagt Corny Littmann. Er selbst kenne einige schwule Bundesligaspieler. Sie scheinen nicht die schlechtesten Kicker zu sein, wenn sie es – trotz Homosexualität! – in die Spitzenliga geschafft haben.

Überhaupt sind das ja wunderbare Vorurteile, dass sich Schwule so etwas wie Fußball niemals antun würden und lieber in Kunstausstellungen gehen. Das beste Beispiel dafür ist Gareth Thomas, walisischer Rugbyspieler. Der hatte sich vergangenen Dezember, kurz vor seinem Karriereende, geoutet, worüber hierorts schon ausgiebig diskutiert worden war.

So ein Rugby-Match muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Verwirrende Signale? Aber hallo! Als wir vor einigen Monaten zu unserem ersten Spiel gingen, tönte uns aus dem schon einmal Abbas Dancing Queen entgegen. Das nächste, was wir sahen, war ein Meer von rosa Fahnen, die Vereinsfarbe ist nämlich – so schwul! – Pink. Dann kamen die Spieler aufs Feld, die meisten genauso breit wie hoch. An bestimmten Momenten im Match finden sich die Spieler zusammen, um sich miteinander zu verflechten, was aussieht wie eine riesige Schildkröte, die dann die Schildkröte des anderen Teams vom dazwischen liegenden Ball wegzuschieben versucht.

In diesem Stadium erkennt man übrigens nicht mehr genau, wer seine Hand wo und seinen Kopf zwischen wessen Beinen hat.

Die Hauptaufgabe beim Rugby scheint allerdings zu sein, den Gegner einfach in vollem Lauf gezielt niederzurennen. Den Knall, wenn zwei Köpfe aneinanderprallen, hört man oft bis auf die Tribüne. Foul? Fouls sind was für Pussies.

Wenn man also ein Rugby-Match gesehen hat, hält man den geradezu aseptischen Spitzenfußball kaum noch aus. Diese Prinzesschen fallen ja bei jedem stärkeren Luftzug um, und wenn man ihnen nur zu fest aufs Schienbein sieht, rufen sie bereits nach dem Mannschaftsarzt.

Insofern ist es doppelt und dreifach überraschend, dass sich ausgerechnet ein Rugbyspieler geoutet hat. Hm, oder vielleicht sogar logisch? Der muss ja nun wirklich niemandem mehr beweisen, was für ein „echter Kerl“ er ist.

Wir schreiben das Jahr 2010. Es wäre schön, wenn langsam auch die letzten Macho-Bastionen im 21. Jahrhundert ankommen könnten. Das Hochspielen eines angeblichen Vorfalles zwischen zwei Erwachsenen zu einem „Sexskandal“, über den in ähnlicher Breite berichtet wird wie über den Missbrauch von Geistlichen an ihnen anvertrauten Kindern, hilft dabei jedenfalls nicht wirklich.

EDIT: Zur Klarstellung: Ich freue mich nicht auf das erste Outing, um darüber mit allen anderen sabbern und mir vorstellen zu können, wie’s jemand im Bett so treibt. Sondern die Berichte der wenigen bislang geouteten Sportler über ihr falsches Hetero-Leben mit Pflichtfrau etc. sind so anrührend, dass man so ein Leben niemandem wünscht.

 

Wen geht Ihr Sexleben etwas an?

Nennen Sie es oberflächlich, Klatschpresse, was-gehts-uns-an. Aber manchmal stecken in lächerlichen, oberflächlichen Yellow-Press-Artikeln Fragen, die durchaus diskutierenswert sind.

Hier kommt die Ausgangslage, und bitte halten Sie ein wenig durch, auch wenn Ihnen Großbritannien, Fußball oder beides irgendwo hinten vorbeigehen.

Also: Der Kapitän der englischen Fußballnationalmannschaft, John Terry, hatte ein Verhältnis mit der (Ex-)Freundin eines ehemaligen Teamkollegen. Über die genaueren zeitlichen Abläufe gibt es unterschiedliche Berichte.

John Terry ist verheiratet, was im Vereinigten Königreich seit Tagen flammende Diskussionen nährt, ob er nun als Mannschaftsführer noch geeignet ist.

Lustig, oder? Wohlgemerkt, er hat weder einen Schiedsrichter bestochen, noch einen Gegner absichtlich krankenhausreif gefoult, noch seine Mannschaft mit einem eindeutigen Handspiel zur Fußball-WM befördert.

Streichen Sie den letzten Punkt.

Und trotzdem werden in Großbritannien Stimmen laut, die fordern, man möge ihn doch abberufen, oder er solle seinen Posten endlich selbst zurücklegen. Weil er beziehungsweise sein Posten schließlich Vorbildcharakter hätten. Ein „Vorbild für die Kinder!“, meinte ein Kommentator bei Times online. (Worauf ein anderer bemerkte, jeder englische Fußballkapitän würde sofort den Respekt seiner Mannschaftskameraden verlieren, wenn er den heiligen Ehrenkodex brechen würde, deren Freundinnen nicht flachzulegen.)

Prügeleien, öffentliche Besäufnisse und das Belästigen von trauernden Amerikanern kurz nach 9/11 fielen zuvor offensichtlich nicht so stark ins Gewicht.

Hat das eine mit dem anderen zu tun? Muss, wer sich im Privatleben etwas zuschulden kommen hat lassen, in seinem Berufsleben dafür die Konsequenzen ziehen?

Hätte Oliver Kahn, der ja ebenfalls seine noch dazu schwangere Frau medienwirksam betrog, ebenfalls die Kapitänsschleife abgeben sollen? Ist Horst Seehofer als CSU-Vorsitzender nicht mehr tragbar, weil er ein außereheliches Verhältnis hatte, aus dem ein Kind hervorging?

Lassen wir Fußballern Verfehlungen noch durchgehen, Politikern aber nicht mehr, weil sie als gewählte Volksvertreter höheren Ansprüchen genügen müssen?

So schwer es fällt: Beide Lebensbereiche sind getrennt zu beurteilen. Ein Steuerbeamter darf keine Steuern hinterziehen, ein Politiker darf sich nicht bestechen lassen, ebensowenig wie ein Fußballer. Bill Clinton hätte die Affäre mit seiner Praktikantin mit einem blauen Auge überstanden, das Impeachment-Verfahren handelte er sich erst wegen Falschaussage unter Eid ein. Und ob sich Max Mosley, ehemaliger Präsident des Formel-1-Verbands FIA, in seiner Freizeit gern von ein paar bezahlten Damen den Hintern versohlen lässt, ist einzig und allein seine Sache.

Dass er nun trotzdem nicht mehr FIA-Präsident ist, hat offiziell selbstverständlich mit Uneinigkeiten über das Budget zu tun.

Wenn also ein Fußballer seine Frau betrügt, kann sich jeder einzelne darüber gern ein Urteil bilden (wenn er nicht gerade im Glashaus sitzt), aber in Wirklichkeit geht das genau diese Menschen etwas an: den Fußballer, seine Frau, seine Freundin und, falls vorhanden, seine Kinder. Und sicher nicht den Nationaltrainer oder gar den britischen Sportminister, der tatsächlich der Meinung ist, dass man, um Englands Kapitän zu sein, „größere Verantwortung für das Land“ habe, und falls die Anschuldigungen stimmen, dies John Terrys Rolle „infrage stellen“ würde.

Die andere Frage ist natürlich, ob jemand mit einem eher stürmischen Privatleben die von ihm erwarteten Leistungen bringen kann. Daran zweifelt in England offensichtlich niemand. Mittlerweile stürzt man sich dort auf die Geliebte und listet genüsslich auf, mit wem sie sonst noch so im britischen Spitzenfußball zugange war.

Was ebenfalls niemanden etwas angeht.