Fußballmetaphorik ist gähnend langweilig. Vielleicht auch, weil ich Fußball nicht mag, empfinde ich Ausdrücke aus dem deutschen Volkssport als öde. Aber das macht ja nichts, denn „Platzverweis“ ist trotzdem eine tolle Sache! Nach diversen Nazi Schul-CDs und der mehr schlecht als rechten Propagandazeitung „Perplex“ wird nun zurückgeschlagen, verbal wie grafisch. Nebst schlichter, aber ansprechender Optik versucht man die Forderungen und Behauptungen der Neonazis zu enttarnen und deren Widersprüche aufzuzeigen. Ob von den Grundlagen, wie dem latenten Rassismus in unserer Gesellschaft, bis zu aktuellen Problemen der Jugendlichen, z. B. die Ausbildung, wird versucht alle Themen zumindest exemplarisch aufzugreifen.
Tja, reingefallen: Unternehmen versuchen immer, ihren Beschäftigten
weniger Geld zu bezahlen. Wenn das zur Folge
hat, dass die sich in „Deutsche“ und „Ausländer“ spalten
lassen und gegenseitig anfeinden, wird das wohl auch kein
Ende haben. Nur wenn wir gemeinsam für bessere Löhne
und Arbeitsbedingungen streiten, kann es auch allen besser
gehen (außer vielleicht den Unternehmen …). (Seite 5)
In charmant frecher Art wird auch auf die vermeintliche Politik der NPD hingewiesen. Dass diese zu Ausschusssitzungen in Berliner Bezirken (Treptow-Köpenick und Lichtenberg) nämlich „immer seltener“ kommt und nicht einmal weiß, „worum es den Menschen in den Bezirken überhaupt geht“ (Seite 9), zaubert Jedem, der es sowieso besser wusste, ein Grinsen aufs Gesicht. Mögliche NPD Wähler und Wählerinnen überlegen sich hingegen vielleicht – hoffentlich! – noch einmal, wo sie bei der nächsten Bezirkswahl ihr Kreuzchen setzen.
Besonders aufrüttelnd sind die seitlich eingestreuten Zitate diverser NPD Vorsitzender, wie Holger Apfel oder Udo Voigt: Derartig entlarvend zeigt sich die extreme Rechte selten. Daher können solche Sätze auch unkommentiert stehen bleiben; jeder, der dem Nationalsozialismus nicht bereits verfallen ist, wird bei solchen Sätzen nur den Kopf schütteln können:
„Das Reich ist unser
Ziel, die NPD ist unser
Weg!“ Udo Voigt, NPD-Bundesvorsitzender
auf dem
Bundesparteitag am
18./19.3.2000
Eine gute Idee, durch solche Zitate die Demokratiefeindlichkeit der NPD aufzuzeigen.
Die exemplarische Darstellung von rechten Übergriffen auf die JFE Falkenburg zeigen auch für unpolitische Menschen, dass Nazis und Rassisten Menschen nicht schützen. Im Gegenteil, die Menschenfeindlichkeit weitet sich auf kleine Kinder aus – auch auf Deutsche, die in der Falkenburg ebenso willkommen sind.
Die in Lichtenberg gelegene JFE Falkenburg
war gleich mehrmals Ziel rechtsextremer Übergriffe.
Warum wird ein Offener Kinder- und Jugendclub, in dem
vor allem Grundschulkinder ihre Freizeit verbringen, ein Ziel
rechtsextremer Übergriffe?
„Platzverweis“ und seine Initiatoren ( Jusos, Grüne Jugend Berlin, Die Falken, SDAJ, ’solid, das Mobile Beratungsteam Ostkreuz und die Berliner Antifa) versuchen damit einen jugendlichen Gegenpol zu rechter Jugendpolitik zu bilden. Kurz und knapp zeigen sie, dass die Theorie und Praxis der Neonazis menschenfeindlich ist und die Versprechungen der NPD blanker Hohn. Teilweise wird den Leserinnen und Lesern zu viel Grundwissen abverlangt, im Groben bleibt die Zeitung aber auch für Uninformierte verständlich und überzeugend.
Diese erste Ausgabe wird in der folgenden Woche mit einer Auflage von 40.000 an Berliner Schulen verteilt und ruft, ebenso wie Markus Kavka und die Antifa, zur Gegendemonstration am 1.12. in Berlin Rudow auf. Treffpunkt ist im Übrigen um 10:30 am S-Bahnhof Rudow.
Platzverweis gibt es hier zum kostenlosen Download.