Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Dresden: Denken gehen und Nazis nicht durchkommen lassen!

 

Am kommenden Wochenende werden Tausende von Nazis zum Jahrestag der Alliierten Bombenangriffe auf Dresden erneut versuchen, sich dort zum größten Naziaufmarsch Europas zu versammeln.  Ein breites, gut aufgestelltes Bündnis und eine bundesweite antifaschistische Mobilisierung könnten den Nazis und Geschichtsverdrehern in Dresden jedoch kräftig die Suppe versalzen.

Frei nach dem Motto „Wir können Köln!“ (Zur Erinnerung: im Sommer 2008 hatten vielfältige Proteste aus der bürgerlichen Mitte bis zu antifaschistischen Bündnisdemos erfolgreich einen Rassistenkongress verhindert…)

Der rechte Rand schreibt zur Mobilisierung gegen den Naziaufmarsch in Dresden:

„Die sächsische Hauptstadt Dresden hat sich in den zurückliegenden Jahren um den 13. Februar, den Tag der alliierten Bombardierung der Stadt 1945, zum Groß-Aufmarschplatz der deutschen und europäischen Nazi-Szene entwickelt. Der Protest dagegen war stets zerrissen und demgemäß schwach, zumindest zahlenmäßig schwächer als die „Gedenk-“ oder „Trauermärsche“ der vereinigten Neonazis, die sich jenseits der allfälligen Animositäten und Unvereinbarkeiten zwischen NPD und „Freien Kräften“ unter der Klammer der „Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland “ (JLO) zusammenfanden.


Daran könnte sich jedoch am 14. Februar 2009 etwas ändern: Unter dem Motto „Geh Denken“ hat sich ein breites bürgerliches Bündnis entwickelt, das seinen Wunsch, den Nazi- Aufmarsch gänzlich zu unterbinden, hinter der offenen Vokabel „stoppen“ nur mühsam verbirgt. Erstmals reiht sich viel Politprominenz jeder Provenienz in einen Aufruf ein, der deutlich den Anspruch erhebt, die ebenso unhaltbare wie unverwüstliche Dresdener Geschichtsdeutung vom Kopf auf die Füße zu stellen. Von SPD-Chef Franz Müntefering über Linken-Chef Gregor Gysi bis zur Grünen-Chefin Claudia Roth reicht das politische Spektrum der Unterstützung für „Geh Denken“, vom DGB über die Kirchen, die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, die Jüdische Gemeinde Dresden bis hin zu Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker.

Natürlich konnte der entscheidende Passus nicht ohne Sperrfeuer seitens hartnäckig gestriger DresdnerInnen bleiben. Die schlimme Stelle lautet: „Die Gleichsetzung der Opfer der Luftangriffe auf Dresden mit den Ermordeten in den Konzentrations- und Vernichtungslager soll den Holocaust verharmlosen. Während Leningrad, Rotterdam oder Coventry Ziele des deutschen Angriffsund Vernichtungskrieges waren, wurde Dresden im Zuge der Beendigung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft bombardiert. Um der rechtsextremen Propaganda entgegenzutreten, darf dieser Unterschied nicht verwischt werden.“ Derart deutliche Worte waren bisher nur in angefeindeten Aufrufen von Antifa-Gruppen und „NS-Verherrlichung stoppen!“ zu lesen und es ist ein Qualitätssprung, dass zum Aufräumen der Trümmer des „Great Dresden Swindle“ jetzt in eher bürgerlichem Kontext die Ärmel hochgekrempelt werden. (…)


Eigene Gegenaktivitäten veranstalten im Februar 2009 die AntifaschistInnen von „No pasaran“, unterstützt unter anderem von der „Interventionistischen Linken“. Sie sehen „Geh Denken“ nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung eines klar auf Verhindern ausgerichteten Anti-Nazi-Protests. „Wir können Köln“ heißt es beim Kulturbüro Sachsen, das die Koordination des „Geh Denkens“ besorgt. Man bezieht sich dabei natürlich auf die Blockade des Anti-Islamisierungs- Kongresses durch 15.000 Protestierende im Sommer 2008. Mit Demos auf beiden Elbufern, sternmarschartiger Routenführung und raumgreifenden Veranstaltungen wie einem offenen Shabbat-Gottesdienst an der Synagoge und großem AbschlussKonzert auf dem Schlossplatz hofft man nicht nur die Nazis zu stoppen, sondern auch Deutungshoheit zurück zu gewinnen.“

Wer sich am Wochenende an den Protesten beteiligen möchte findet hier Infos und aktuelle Updates:

„Geh Denken – Europas größten Nazi-Aufmarsch stoppen!“

„No Pasaran – Sie kommen nicht durch!“

Also: Auf nach Dresden, denken gehen und Nazis (nirgendwo) durchkommen lassen!