Gegen „Ausgrenzung, soziale Spaltung, Hass und Homophobie“ demonstrierten vergangenen Freitag rund 100 Gegner der Oberbürgermeisterkandidatur der AfD für Memmingen.
„Das Problem heißt Rassismus“ – hinter diesem Banner versammelten sich am Abend des 7.10. etwa 100 Personen auf dem Platz der Deutschen Einheit im Memmingen. Sie demonstrierten damit erneut gegen die AfD und insbesondere die Kandidatur von Christoph Maier zur Wahl von Memmingens neuem Oberbürgermeister, nachdem sie ihre Kritik bereits rund drei Wochen zuvor artikulierten.
Konkreter Anlass der Versammlung war eine von AfD-Kandidat Maier moderierte Podiumsdiskussion im Rahmen seines Wahlkampfes, die in der angrenzenden Memminger Stadthalle stattfand. Maier kündigte AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen für die Veranstaltung an, der aber laut Pressemitteilung aus persönlichen Gründen kurzfristig absagen musste. Tatsächlich gewinnen konnte Maier seine Parteikolleginnen Claudia Martin und Alice Weidel.
Weidel irritiert als homosexuelle Frau mit Partnerin und Kind als Mitglied im Bundesvorstand der laut Kritikern „extrem homophoben“ AfD. Ihre homophobe Haltung zeigten Besucher der Veranstaltung indem sie die Teilnehmer der Gegenkundgebung als „Schwuchteln“ beschimpften.
In der Stadthalle wurde darauf das Veranstaltungsprogramm ähnlich rau
eröffnet. Man wünschte sich Maier werde Bürgermeister, damit künftig
das „linksversiffte Gesocks“ der Stadt fern bleibe. Die an Akif Pirinçci
angelehnte Beleidigung richtete sich gegen die Teilnehmer der
antirassistischen Kundgebung. Die Besucherzahl blieb deutlich hinter den Erwartungen der Veranstalter zurück; viele Stühle blieben unbesetzt.
Der 32-jährige Oberbürgermeisterkandidat Maier ist Gründungsmitglied und Vorsitzender des Schiedsgerichts im Landesverband Bayern der AfD und Chef des Kreisverbandes Memmingen/Unterallgäu seiner Partei, dessen Veranstaltungen von Anhängern der Neonazikameradschaft „Voice of Anger“ und der NPD besucht wurden. Auch Maiers OB-Wahlkampfveranstlatung vor rund zwei Wochen lockte Vertreter der extremen Rechten. Solcher Besuch blieb auch in der Stadthalle nicht aus.
Themen für die ihm Rassismus vorgeworfen werden könnte, vermeidet Meier wenn er kann. Er gibt sich lieber betont kommunalpolitisch und spricht auf Veranstaltungen über Fahrradwege und das öffentliche Verkehrsnetz. Auf die Frage einer Bürgerin, wie er „die Integration der Flüchtlinge fortführen“ möchte, antwortet der AfDler, Migranten hätten eine „Bringschuld gegenüber der hier lebenden Bevölkerung“. Den Bau eines Minaretts in Memmingen lehnt er ab. Er sieht darin „eine Form der Okkupation“.
(Es wurde eine Änderung am Text durchgeführt, da eine Formulierung missverständlich hätte aufgefasst werden können.)